Sohn vergeudet Zeit und reagiert verbal aggressiv

Begonnen von Lutiva79, 01. November 2014, 11:26:29

« vorheriges - nächstes »

Lutiva79

Hallo ihr alle,

unser Sohn (11 J, 6.Kl.) hängt nur noch rum, in seinem Zimmer oder draußen ums Haus. Er tut nichts was irgendwie sinnvoll ist, zu allen grundsätzlichen Dingen wie anziehen, Zähne putzen, etwas wegräumen muss man ihn schieben mit mehr oder weniger Erfolg. Er "gammelt" also. Alles Schulische ist sowieso Fehlanzeige. Wir schwanken immer zwischen verzweifeln und Druck ausüben, freundlichem tausendfachen Erinnern oder selbst laufen lassen und hoffen, dass er es von sich aus angeht. Aber nichts, egal welche Methode. Die Noten tendieren zu immer schlechter (Gymnasium), Regelnote 4, öfter 5, selten mal was besseres. Er hätte Reserven, hat gute Auffassungsgabe, aber macht halt nichts - Überflieger ohne lernen ist er eben auch nicht. Sein Zimmer sieht schlimm aus, weggeräumt im Haushalt wird nichts, alles steht und fällt, wo es nicht mehr gebraucht wird. Egal was wir sagen wird mit "ja, schön" in motzigen Ton gekontert. Jetzt rennt er mit dünnem Pulli und nassen Haaren draußen rum - Haare trocknen oder wenigstens Mütze auf setzen? "Ja, schön!" - nichts wurde gemacht und raus. Soll ich nachrennen, hinterherschreien? Damit er mich draußen noch aggressiver anschreit und die Nachbarn dann auch noch Spaß dran haben - mit dem gleichen Ergebnis wie jetzt?
Solche tausendfachen Kleinigkeiten treiben mich zur Verzweiflung.
ich selbst bin berufstätig, habe auch zu hause viel Büroarbeit. Nebenbei der Haushalt ist sehr viel und kaum schaffbar. Mein Mann ist auch berufstätig und baut das Haus weiter aus. Sohnemann gammelt und wir wissen vor Arbeit nicht wo zuerst anfangen.Gemeinsame schöne Dinge unternehmen wir dennoch, jedoch legen wir dafür eben einen Zeitraum fest, damit alle dabei sein können - heute z.B. nach dem Mittagessen geocachen, danach ein Spiel. Eigentlich! Aber Sohnemann fragt genau wenn alle arbeiten, ob wir mit ihm jetzt das Brettspiel machen - wir müssten alles stehen und fallen lassen! Wenn wir es auf nachher verschieben will er nicht und motzt uns voll und schiebt schlechte Laune um sich mit dieser schlechten Laune vor allem weiteren zu drücken, was er erledigen soll. Auch die schönen Dinge dann weglassen, bewirkt bei ihm keine Einsicht. Dann vergammelt er eben auch diese Zeit, in der wir was Schönes gemacht hätten. Diese Strafe wirkt mehr auf uns, weil wir keine Erholung mehr haben, als auf ihn. Wie kommt man aus dieser immer wiederkehrenden Schleife raus???

LG

dragoness

Puh ich glaube das ist schwierig.

Ich glaube ich würde ihn vielleicht mehr in die Planung der Freizeit einbeziehen, damit er eben nicht das Gefühl habt, dass ihr ihn außen vor lasst.

Zu den anderen Dingen: So weit wie möglich logische Konsequenzen folgen lassen. Wenn er morgen auf der Nase liegt weil er sich verkühlt hat würde ich sagen: Es war vielleicht keine gute Idee ohne Mütze mit nassen Haaren rauszugehen. Wenn er sich nicht anstrengt muss er evt. die Schule wechseln, ich denke das könnt ihr ihm schon sagen. Wenn er nicht aufräumt und sich nicht um seine Sachen kümmert kommt sicher kein neues Spielzeug hinzu bzw. was nicht im Wäschekorb liegt wird nicht gewaschen. 

Für viele Dinge ist er schon alt genug um sich ausrechnen zu können welche Konsequenzen das hat, bei anderen Dingen müsst ihr was sagen. Vielleicht wäre es gut, wenn ihr Euer Augenmerk vorerst auf die schulische Sache legt und das Zimmer aussen vorlasst. Habt ihr mal ernsthaft mit ihm gesprochen und gefragt warum das so ist (Schule, Zimmer etc.)? Was sagt er dazu?

Bezieht ihn vielleicht mehr in die Dinge ein, die gemacht werden müssen (aber sonst nicht in sein Aufgabengebiet fallen). Vielleicht kann Dein Mann ihn bei den "Ausbauarbeiten" mitnehmen und sagen: Wenn Du mir hier hilfst bin ich schneller fertig, dann können wir das gewünschte Spiel spielen. Oder ihn selbst fragen um was er sich denn im Haus kümmern möchte, wenn er sich schon nicht um seinen Kram kümmert.

Sind nur Denkanstöße, ich denke auch, dass ihr da sicher schon einiges ausprobiert habt. Ich hoffe ihr findet bald eine Lösung, denn ich kann mir vorstellen, dass man da mit der Zeit einfach nur noch resigniert und einen die ganze Situation aufreibt.


hallihallo

Also von nassen Haaren gibt es definitiv keine Erkältung, von daher....lass ihn.

Stehen und fallen lassen....klare Ansage machen: Wenn du es nicht wegräumst, dann ist es weg (das aber auch durchziehen). Wenn er dann den Kleiderschrank durch hat und 10 Tage in den gleichen Klamotten rumläuft....soll das wohl so sein.

Wie siehts aus mit Fernsehen und Co?

Zur Schule: ich bin ja sowieso dafür, das man es gerne leicht haben darf in der Schule in dem Alter. Von daher würde ich ihm einen Wechsel vorschlagen. Abi kann er danach immer noch machen. Gerade Jungs sind da ja sowieso etwas später reif.

zuz

Was mir beim Lesen so in den Sinn kam: Ihr, Du und Dein Mann, wisst vor Arbeit nicht mehr wohin - Job, Arbeit zu Hause, einen großen Haushalt, und jetzt auch noch der Umbau. Ihr kommt kaum noch dazu, Euch zu erholen. Und Euer Sohn - hält Euch den Spiegel vor! Er zeigt Euch, dass man auch ohne irgendwas zu arbeiten durchs Leben kommen kann, er lebt es Euch vor. Vielleicht seine Art, Euch zu zeigen, dass Ihr alle gerade zu viel Stress habt?
Wirkt er denn glücklich mit seinem Rumgammeln? Oder steht er sich eher selbst im Weg?
Vielleicht ist er genervt davon, dass Ihr nur noch zu festen Zeiten Zeit für ihn habt?
Inwiefern ist er denn in die Hausarbeit/den Umbau einbezogen? Wäre das vielleicht ein Ansatzpunkt, Zeit miteinander zu verbringen? Oft ergeben sich daraus gute Gespräche, das gute GEfühl, gemeinsam etwas geschafft zu haben.
Wegen dem Rumnölen: Ich glaube, das würde mich sehr stören, und Dich scheint anscheinend ja auch. Das würde ich kommentieren bzw. versuchen, die Ursache rauszufinden. Fühlt er sich zu sehr bemuttert? Dann soll er das sagen. Ich würde ihn ermutigen, herauszufinden, was ihn da eigentlich umtreibt, und das zu formulieren.
Auch bezüglich der Gesamtsituation. Vielleicht hilft es, wenn Ihr mal alle zusammen ein erwachsenes Gespräch darüber führt?

Lutiva79

Danke an euch dass ihr geantwortet habt. Hab mich gefreut, dachte schon, da wird keiner was schreiben...Da waren ein paar gute Ideen dabei! :-)

Ihn fragen, warum er so gammelt: "Weil die Sachen, die ich machen muss, unangenehm sind!" das war seine ehrliche Antwort (bezogen auf lernen und Hausi). Kann ihm auch keiner verübeln. Habe ihm erklärt, dass man sich am längsten mit unangenehmen Sachen beschäftigt, wenn man sie vor sich herschiebt. Er lachte, halb zustimmend - naja, aber ist eben so seine Art. Am Ende wird ein Teil einfach nicht gemacht, demnächst kommt der nächste Lehrerbrief wegen vergessenen Hausi. Er sagt: "Ab heute wird es besser..." und hält sich keine halbe Stunde dran.
Um seinen Schweinehund zu überwinden müsste ich nun wieder nonstop schieben und neben ihm sein (schlimmer als 1.Klasse!). Habe ich auch schon oft durchgezogen, minimaler Erfolg - am nächsten Tag geht Spiel wieder so los, dass ich jeden Handgriff sagen muss, mitmachen muss. Das laugt mich aus und ist auch keine Dauerlösung, führt letztlich auch eher noch zu sinnlosen Diskussionen, weil es mich annervt, dass er nicht mitmacht.

Frage, was er machen will: nichts, was mit aufräumen oder Schule zu tun hat! Handy oder Fußball oder PC spielen...bla... Nein, dafür etwas tun zieht auch nicht, dann gammelt er lieber. Auch Freunden wegen seiner Faulheit oder seinem Gemotze direkt absagen, wenn eigentlich was ausgemacht war, oder Handy wegnehmen - half nichts. Dann geht es eben auch ohne Handy und Freunde. Er ist es gewohnt eher selten etwas auszumachen, wir wohnen recht abseits.

Wir haben nicht nur zu bestimmten Zeiten Zeit, da kann er schon mit beeinflussen und vorschlagen - naja, gut, nach 20 Uhr finde ich nicht, dass ich ständig verfügbar sein muss für ihn.  Tagesplanungen bzgl. Wochenende oder so werden gemeinsam beim Frühstück besprochen. Er findet alles klasse, bringt sich ein, aber wenn irgendwann dann die Zeit gekommen ist, wo er helfen oder was lernen soll - niente, tut er nichts. Egal was für ein Krach mit uns und welche Konsequenzen. Spielzeug und Klamotten wegnehmen bzw nicht waschen - egal, er läuft auch so ewig in einem T-Shirt rum, wenn ich nicht mal was sage. Mit Spielzeug spielt er eh nicht mehr.

Das mit Spiegel vorhalten trifft es, sehe ich auch so. Aber die Erkenntnis hilft mir nicht so recht. Ja, er kommt mit Gammeln auch gut durch, bis er von der Schule fliegt oder als Erwachsener eben mal zu wenig Geld hat für seine Wünsche. Aber das ist alles so unendlich weit weg. Nicht innerhalb seines Horizonts.

Glücklich mit gammeln? Naja, er chillt eben ab. Wie man halt so dabei aussieht...

Ein Lichtblick ist Essen mit machen, kochen und so - macht er gern mit mir zusammen, am allerliebsten, wenn er eigentlich lernen sollte...pffff

Beim Ausbau hilft er gar nicht gern, da kann er "nichts richtiges" machen, sagte er. Kreissäge, Platten festbohren... zu gefährlich oder es fehlen einfach noch die Kräfte dafür oder er ist nicht groß genug um hinzulangen (Deckenarbeiten). Das ist Rohbau..
Schrauben und Werkzeug halten, bringen nervt ihn.

Zu sehr bemuttert - deutet nichts drauf hin, nie sowas gesagt. Denke ich nicht.

LG! :-)