Medien contra Schule

Das Smartphone als dauernder BegleiterMacht es Sinn in Zeiten von Jugendwörtern des Jahres wie "Smombie" - welches für SMartphone-zOMBIE steht - einen Artikel über Medien und Schule zu schreiben?

Hat sich die Gesellschaft nicht längst über einen kritischen Umgang mit den Medien hinweggeswiped?
Wenn Politiker (man sollte ja immer noch hoffen, dass es Menschen mit Verstand sein könnten) ernsthaft über in den Boden integrierte Ampeln diskutieren, um Smartphone User vor Straßenübergängen zu warnen?
Einen Test-Parcour hat man tatsächlich schon in Augsburg im Zuge eines Pilotprojektes umgesetzt.
Leider wirklich wahr!

Es wird also immer mehr zum Alltag gehören, dass Menschen in Cafes und Bars nebeneinander am Tisch sitzen und sich ihren Smartphones widmen, anstatt den direkten Austausch mit dem Gegenüber zu forcieren.

Wir werden also einfach alle zu Smartphone-Autisten. Hallo Du schöne kleine Welt.

Gut - Eltern haben natürlich immer was an der jungen Generation zu meckern. Das ändert sich eben nie - nur die Gründe dafür gehen mit der Zeit.

Kann man in der aktuellen Situation also einem Teenager über 15 Jahren noch sinnvollerweise den Umgang mit dem Smartphone regulieren? Oder greifen wir damit unberechtigt in die Autonomie des Heranwachsenden ein und versagen ihm damit die klägliche Rest-Kommunikation mit seinen Altersgenossen?
Eine Märchenwelt können wir uns leider nicht herbeireden. Die Ausgangslage ist wohl die, dass die Kommunikation der Altersstufe 12-18 Jahre zu mehr als 50% nur noch non-verbal per Smartphone vonstatten geht.
Somit wäre eine Reglementierung dieses Mediums auch ein Einschnitt in das soziale Miteinander und die Kommunikation. Das kann also nicht das Ziel einer elterlichen Überlegung sein.

Solange Schule und Hobbies und reale soziale Kontakte nicht zu kurz kommen spricht vielleicht auch nichts gegen einen Mini-Computer in der Hosentasche. Schwierig wird es ja eigentlich nur dann, wenn z.B. die Zeit vor dem Gerät überhand nimmt und eine echte Sucht-Situation im Raume steht und/oder die Zeit für andere Dinge (wie zum Beispiel die Arbeit für die Schule) zu kurz kommt.

Im Falle einer tatsächlich gegebenen Sucht hilft wohl nur externe Hilfe um die Situation für den/die Betroffenen klar und deutlich zu umreissen. Die wenigsten Smartphone-User sind sich der tatsächlichen Zeit bewusst die sie ihrem Lebenszentrum in Rechteck-Form widmen. Hier helfen dann auch nur noch drastische Maßnahmen um die Situation zu verdeutlichen.

Das Smartphone als ZeitfresserBei einer Verschlechterung der Schulleistung ist Vorsicht geboten. Oft sind das genau die Anzeichen, dass einem anderen Medium zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird als es gut wäre. Es gilt zu analysieren durch welche Kanäle / Medien die Hauptzeit am Smartphone verbracht wird.
Sind es die Kanäle der Soziale Medien? Also Whatsapp, Facebook, Twitter, Instagramm, Snapchat?
Sind es Spiele? Oder ist es der Konsum von Videos auf Youtube?
Meistens sind es gar nicht die Social-Media Plattformen, die unseren Kindern ihre Zeit rauben, sondern tatsächlich die diversen Youtube Kanäle von den Idolen der heutigen Jugend.



Ausflug in die Welt von Youtube heute:

Wissen Sie wer Bibi ist?
Nein - nicht das blonde Mädchen auf dem Besen *hexhex* - sondern eine äußerst erfolgreiche, sauerstoffblondierte Beauty-Beraterin für alle unsicheren Teenies auf Youtube. Im thematisch etwas extravaganterem Bereich - den aktuellen News - bietet Lefloid hektische Nachrichten angepasst und aufgepimpt für die Zielgruppe. Sogar Bundeskanzlerin Merkel nutzte diesen Kanal schon um sich einer sonst eher schwerer zugänglichen Zielgruppe zu nähern. Von diesen Youtube-Sternchen gibt es ein paar Hände voll - teils mit wirklich witzigen und alltagsrelevanten Inhalten, teils mit nur schwer zu ertragenden Plattitüden, bei denen man dem Himmel dankbar ist, dass man kein Teenie mehr ist und diesem medialen Hype entgehen durfte.

Als Idole haben sich aber allesamt gut positioniert und der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben. Mit jährlichen Werbe-Einnahmen im 6 stelligen Bereich und mehr leben die Top-Youtuber Ihren Fans ein Leben vor, dem man nur allzu gerne nacheifern würde.

Eine ganz spezielle Unterart der Youtuber sind die Let's-Player. Eine auf den ersten Blick vollkommen absurd erscheinende - aber beim zweiten Nachdenken nur konsequente Weiterführung der Spielart YouTubes. Die Idee dahinter: Wir schauen einem Spieler zu wie er am PC (o.ä.) ein Spiel zockt und dieses dabei mehr oder weniger kompetent kommentiert. Auch wenn einem bei dem Gedanken anderen Menschen dabei zuzuschauen wie diese Spiele spielen die Haare ausfallen mögen, so wird hier eigentlich nur das fortgeführt was schon in den 90-ern beim Fernseh-Kanal GIGA vorgemacht wurde. Somit also auch nichts wirklich Neues. Neu ist auch hier nur die Möglichkeit für Jugendliche mit einer halbwegs sinnbefreiten Beschäftigung Massen an sich zu ziehen und große Werbeeinnahmen abzuschöpfen. Eigentlich also eine tolle Idee - geben wir es zu! Wir sind mit recht neidisch - reich werden durch Spielen - wer würde da nicht gerne tauschen ...

Die grauen HerrenKleiner literarischer Punkt zum Nachdenken: Michael Ende hatte mit seinen "Grauen Herren" in Momo immer vor den Zeitdieben gewarnt, die unseren Kindern Ihre freie Zeit zum Spielen stehlen. Erwachsende arbeiteten ebenfalls nur noch und hatten keine Zeit mehr für die Kinder.
Heute sind es dann eher Spieler, die unseren Kinder die Zeit für die Eigenentwicklung und Schularbeiten stehlen... Lustig wie jede Zeit so mit Ihren Problemen zu kämpfen hat.

Sitzt nun also der Nachwuchs Ewigkeiten an einem Mini-Bildschirm und kennt mittlerweile mehr Youtuber mit Namen als Länder auf dem Planet Erde, so sollte man es doch nicht unversucht zu lassen darauf hinzuweisen, dass im Leben nach der Schule noch mehr Herausforderungen auf einen warten als Youtubelinks anzuklicken.
Hilfreich sind bei Studium-Interessierten Schülern oftmals Blicke in die Anmelde-Vorgaben bei manchen Studiengängen. Das Stichwort NC (über dessen (Un)Sinn sich locker ein eigener Beitrag schreiben lässt) führt oftmals bei Schülern zu der Einsicht dass ein wenig mehr Hingabe bei Klausur-Vorbereitungen Sinn machen kann.
Sensibilisiert man die Jugend, dass 2 Jahre Schule und das evtl. daraus resultierende Abi in den nächsten 20 Jahren eine doch nicht ganz unwesentliche Rolle spielt im Hinblick auf die Auswahlmöglichkeiten bei der Berufswahl, so werden in Zukunft vielleicht manche Inhalte am Smartphone zumindest vorher einer innerlichen Sinnhaftigkeit unterzogen bevor sie gedankenlos konsumiert werden.
Und damit wäre wohl ein großes Ziel erreicht. Kinder zu schulen selbstkritisch mit dem eigenen Medien-Konsum umzugehen.

Wünschen wir unseren Smombies also alles Gute und drücken Ihnen die Daumen, dass sie sich in Zukunft bei Ihren Kindern ebenfalls nur mit kleineren Lapilien herumschlagen dürfen.
Seien wir froh, dass eines unserer heutigen Grundübel in der Jungend-Erziehung ein kleiner rechteckiger Kasten ist.
Es gibt sicherlich Schlimmeres!

Ach ja - und manche Dinge sind ja auch recht praktisch. Gibt es heute noch Eltern, die ihren Kindern Gespräche über sexuelle Aufklärung antun? Schön, dass es das Smartphone gibt...!


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