10 Jährige verhält sich wie ein Tier

Begonnen von Katze1976, 22. Oktober 2014, 22:00:25

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Katze1976

Ich weiß gar nicht richtig wie ich anfangen soll. Wir haben große Probleme mit unserer 10 jährigen Tochter. Sie hat ein diagnostiziertes ADHS.  Wir sind also schon einiges gewohnt.
Seit einer Weile haben wir das Problem, dass sie sich wie ein Tier benimmt. Sie jault z.B. in der Öffentlichkeit ganz laut wie ein Wolf (für sie ist das noch Spiel und es kümmert sie gar nicht, dass die Leute um sie herum sie anschauen als hätten sie ein Alien gesehen). In der Schule (vorallem in Hort und Pausen, weniger im Unterricht) benimmt sie sich wie eine Katze. Sie miaut, jault, faucht, kratzt und beißt. Was als Spiel beginnt endet oft sehr aggressiv anderen gegenüber. Auch körperlich.

Wir sind seit Jahren in psychologischer und ergotherapeutischen Behandlung. Dort ist sie im Moment zu keiner Kooperation bereit. Verschränkt die Arme, faucht und gibt Tiergeräusche von sich. Wenn sie irgendwo "Gegenwind" erfährt das gleiche. Oder sie scharrt wie ein wütender Stier mit den "Hufen".

Ich habe Angst wie das weiter gehen soll. Wir haben alles versucht. Ignorieren, darüber reden, verbieten...etc.

Sobald es Konflikte gibt, flüchtet sie sich in diese Rollen.

Sie hat trotz des komischen Verhaltens Freundinnen und wird gemocht.
Wenn sie gerade nicht auf Tier macht, kann sie sich auch wie eine ganz normale 10 Jährige verhalten. In der letzten Zeit hat sich das Tiergehabe aber ganz schlimm gesteigert.

Wie bekommen wir das wieder weg?

Wenn sie ihren Willen nicht bekommt (Heute wollte sie nicht ins Bett) schreit sie schlimmer als ein Kleinstkind. Und hat leider ein sehr langes Durchhaltevermögen. Obwohl wir nicht nachgeben.

Wir haben noch einen 7 jährigen Sohn. Mit ihm gibt es keinerlei Probleme. Die beiden sind auch wenn es ab und an mal kracht zwischen ihnen ein Herz und eine Seele.

Ich schaue im Moment mit Schrecken in die Zukunft. Sie nimmt keinerlei Hilfe an.

Honigbluete

Oh Mann, das hört sich schrecklich an! Was sagt die Schule dazu? Und der Psychologe? Ich habe jetzt keine Ideen dazu, muss aber mal drüber nachdenken. Stationäre Unterbringung? Ist wohl schwer, wenn sie nicht will, solange sie sich und andere nicht gefährdet...

zuz

Ich denke, gegen Fauchen und Jaulen könnt Ihr nicht viel machen. Gegen Kratzen und Beißen aber schon, dass könnt Ihr ja unterbinden - notfalls durch räumliche Trennung.

Aufgefallen ist mir das "ihren Willen nicht bekommt" und das Bettbeispiel. Vielleicht ist da ein Ansatzpunkt, Du schreibst, Ihr gebt nicht nach. Aber schlafen ist ein Bereich, in den Ihr eigentlich nicht eingreifen könnt, das ist ihre Sache, ihr Körper. Ihr könnt natürlich den Rahmen schaffen (sie muss in ihrem Zimmer sein, ihr sorgt dafür, dass sie rechtzeitig fertig werden kann, indem es rechtzeitig Abendessen gibt usw.) Aber ansonsten würde ich ihr die Entscheidung überlassen, wann sie nun wirklich schläft. Es klingt so, als würde sie sich in die Ecke gedrängt fühlen.
Insgesamt darauf schauen, dass Ihr Eure eigenen Grenzen deutlich macht, ohne ihr dabei Grenzen zu setzen. Ihr mehr Eigenverantwortung übertragen.

Hubs

Es klingt schwierig, und ich glaube für uns alle ist es schwierig, die Situation richtig abzuschätzen, ich kann Dir auch nur schreiben, was mir so in den Kopf kam, als ich Deinen Post gelesen habe.
Sie benimmt sich wie ein in die Ecke gedrängtes Tier. Das zeigt sie ja deutlich, sie zeigt auch deutlich, wann es ihr zu viel wird. Eventuell könntest Du mal die Konflikte reflektieren, also was passiert, bevor sie sich so benimmt. Ist es wirklich ein normaler Konflikt, in dem Du schlicht Deine Grenzen klar stellst, oder sind es Konflikte, die zu einem Machtkampf werden? Ich würde evtl. nochmal darüber nachdenken, ob ein konsequentes nicht nachgeben der richtige Weg ist. Vielleicht braucht sie mehr Freiraum, mehr Eigenverantwortung und manchmal vielleicht einfach jemanden der sich auf ihre Seite stellt und ihr die Möglichkeit gibt, sich aus der Ecke, in die sie sich gedrängt fühlt, herauszuhelfen?
Ein in die Ecke gedrängtes Tier, bekommst Du nicht durch Macht aus der Ecke, sondern durch Vertrauen,...

Mir gehen ein Ansatz von Juuls immer wieder durch den Kopf: Wenn ein Kind nicht mehr kooperiert, wurde seine Integrität zu sehr verletzt. Wie läuft denn Euer Alltag so. Habt ihr viele Konflikte und Stresssituationen? Vielleicht hilft es, ihren Alltag ein wenig zu verlangsamen und für eine zeitlang möglichst stressfrei zu halten, damit sie wieder zu Ruhe findet?
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

Katze1976

Vielen Dank erstmal für eure Antworten.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sie sich manchmal in die Ecke gedrängt fühlt.
Das Thema war jetzt irgendwie riesengroß. JEDER regte sich darüber auf. Besonders eben in Schule und Hort.
Zu Hause war es mit dem Katzengehabe gar nicht soooo schlimm. Wir haben das einfach irgendwann ignoriert. Aber in der Schule hat sie eine Freundin, die mit ihr Katze spielt.
Eine Ergotherapeutin war schon da und hat die Mädels beobachtet. Sie meinte bemerkt zu haben, dass die Freundin meine Tochter sobald diese aufhört Katze zu sein, bittet weiter zu spielen. Die beiden haben sich da nun richtig reingesteigert. Ich habe auch schon mit der anderen Mama geredet. Sie will das Thema zu Hause nochmal ansprechen.
Ich denke auch dadurch dass jetzt alle genau darauf achten wann wieder ein Miau kommt, die beiden Mädels so natürlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und das den beiden gefällt (bewußt oder unbewußt).

Den Rat mit dem zu Bett gehen finde ich gut. Ich werde das mal versuchen umzusetzen. Etwas Angst habe ich allerdings dass sie dann nie vor 22 Uhr schläft und früh dann müde ist. Und bis sie selbst merkt dass ihr das schadet kann es eine Weile dauern.

Die Ärztin bemängelte dass wir Eltern beide arbeiten gehen. Daran würde das wohl auch liegen. Ich kann aber unmöglich meinen Job aufgeben, das geht aus finanzieller Sicht überhaupt nicht. Wir sollen jetzt Kontakt zu einem Psychater aufnehmen. Ich fürchte nur da wäre sie auch nicht kooperationsbereit. Dieses "In die Ecke getrieben sein" erscheint mir schon ganz schön plausibel. Wenn dann noch eine weitere Person das Thema so in den Mittelpunkt stellt...ich weiß nicht.

Vielleicht ist die Lösung ja, sämtliche Ergotherapie und Arztbesuche mal einzustellen und sie in Ruhe zu lassen...?

Sweety

Zitat von: Katze1976 am 27. Oktober 2014, 17:46:26

Die Ärztin bemängelte dass wir Eltern beide arbeiten gehen. Daran würde das wohl auch liegen.

:o :o :o :-X :-X :-X :-X

Da hat die gute Dame aber massiv ihre Kompetenzen überschritten. Ich lebe hier in einer Region, in der es relativ normal ist, dass beide Eltern arbeiten. Oft auch VZ. Und hier sind nicht die Kindergärten und Schulen voller maunzender und bellender Kinder.
Sowas würde ich mir komplett verbitten.

Zum Rest... da denke ich auch, es hilft erstmal nur schauen, was du umsetzen kannst und wie es wirkt.
Und Druck rausnehmen. Wenn ein Thema riesig wird und sich an jeder Ecke darüber aufgeregt wird, dann verzerrt das ja total das Bild. Wenn sie zum Beispiel dann unter massivem Druck dieses Verhalten aufgibt, dann ist ja nie gesagt, ob das nicht irgendwann wieder hochploppt, wenn der Druck weggenommen wird. Dann lieber gleich weg (wobei ich verstehen kann, dass man manchmal einfach nur noch genervt ist) und schauen, ob sie es mit Unterstützung nicht doch allein aufgeben kann.

Ganz ganz viel Erfolg wünsche ich euch.

Once

Ich hatte denselben EIndruck wie Zuz. Und ich glaube manchmal ist es wichtig als Eltern nachzugeben. Aber auf eine kooperative aufmerksame Weise: in den Arm nehmen, drüber sprechen und Rahmenbedingungen für das Zubettgehrituatl schaffen.

Vielleicht fühlt sie sich zu häufig zu sehr gemaßregelt (oder gar verletzt), fühlt sich nicht gesehen & macht deshalb zu...?