Die Pubertät oder "Trotzphase 2.0"

Mädchen im Teenie-AlterFrüher war natürlich alles besser. Die Jugendlichen waren brav und respektierten die Eltern und überhaupt wusste man damals ja noch was Anstand ist…
Ja – ne – ist klar.

Es ist wohl der Sinn der Sache, dass sich eine Jugend in Ihrer jeweiligen Zeit immer wieder selbst neu erfinden muss und eigene neue Macken an den Tag legt, ihren Sprachschatz um diverse Waghalsigkeiten erweitert und sich durch ihr Tun, Ihre Sprache, und Ihre Mode von den Eltern absetzt.
Einfach nur stromlinienförmig die vorherige Generation zu adaptieren wäre ja auch grauenhaft langweilig. Sinn und Ziel der Pubertät ist es seinen eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden, eigene (und vor allem von den Eltern abweichende (ganz wichtig!) ) Wertevorstellungen zu erarbeiten und danach zu leben. Kurz – ein eigenständiger Wesen / Charakter zu werden, der zwar immer noch auf den von den Eltern vorgelebten und in der Schule gelernten Grundwerten basiert, aber diese eben auf ein neues Niveau hebt - mit eigenen Tendenzen und Ansichten.

Dieser Vorgang braucht erstens einmal einige Zeit – niemand wird innerhalb weniger Wochen erwachsen, und zweitens ist es auch nicht ganz einfach sich von den gewohnten, bequemen "Mama macht das schon für mich" Ansätzen endgültig zu verabschieden und selbst für sich einzustehen.
Um dies alles zu bewerkstelligen braucht es eben eine auffällig andere (Außen-)Darstellung als das bisher im zarten Kindesalter üblich war.


Wer erinnert sich noch an die späten 80-er ?
Wir schockierten unsere Eltern mit Skandal-Wörtern wie "cool" oder (ich wage es kaum nieder zu schreiben) "geil". Wir hörten Falcos Jeanny in Dauerschleife von Kassette (weil sich Radiosender irgendwann weigerten das Lied zu spielen.)
Und wenn einem mal die Ideen ausgingen, adaptierte man eben die komplette Sprache einer Fernsehserie und redete nur noch wie Alf.

War damals ganz normal – und fanden unsere Eltern irgendwie recht seltsam.

Ein paar Jahre früher waren es lediglich andere Begrifflichkeiten und die Jugend hing Roger Moores und Toni Curtis deutschen Synchron-Stimmen an den Lippen, und änderte den allgemeinen Sprachgebrauch daraufhin ab, was von den älteren Semestern damals auch nicht restlos verstanden wurde.

Heute geht der Trend dank Smartphone und Tablet samt deren Kommunikations-Apps eindeutig in die Richtung der komplett akustischen Sprach-Verweigerung. Ein hoch-kreativer, radikaler und noch nie dagewesener Ansatz!

Und selbst hierbei wird die mühsam über benutzer-unfreundliche, virtuelle Tastaturen eingegebene - der deutschen Sprache ähnelnde - Nachricht so weit abstrahiert, dass Uneingeweihte oft nicht einmal mehr Bahnhof verstehen. Also eine rundum gelungene Absetzung von der elterlichen Generation!
Die nonverbale Kommunikation mit samt ihren Abkürzungen ist der heutigen Jugend dann auch so präsent, dass eben diese Kurzformen auch den Weg in die gesprochene Sprache finden. Ist ja auch nur konsequent – wenn man schon reden muss, dann wenigstens so effektiv wie möglich.
Dadurch hat sich die Generation G8 eigentlich freiwillig in das kürzere Schulmodell eingefunden und dieses linguistisch akzeptiert. Man übernimmt den Leistungs- und Effizienz-Gedanken und optimiert die eigene Zeit weitgehend, sodass neben der Schule noch viel Zeit bleibt für… - ? … nun – ja … auch in der Freizeitgestaltung findet wohl jede Jugend ihre eigenen Wege.

Mädchen an Schultisch
Ohne Smartphone würde wohl eine ganze Generation wie Zombies durch die Stadt laufen und nicht wissen was sie mit Ihren Händen, Ihrer Zeit und Ihrer Aufmerksamkeit anfangen sollen…

Toll finden Eltern das heute auch wieder nicht. Die Tatsache, dass wir heute aber über die Eigenheiten der Teenie-Kulturen der letzten Jahrzehnte lachen können stimmt optimistisch. Irgendwann einmal werden auch unsere Problemchen mit den Pubertierenden rückblickend zur Belustigung anderer beitragen.

Was heute auffällt ist, dass die Mode als Faktor zur optischen Abtrennung selbst scheinbar aus der Mode gekommen ist. Die Zeiten der massiv auftretenden Kulturen der Punks, Gruftis, Rocker, oder aktueller der Emos scheinen zumindest bisher kein Phänomen der 2000-er zu sein. Wenn man sich heutzutage abgrenzen möchte, dann versucht man es scheinbar eher als Individualist anstatt sich einer optisch und inhaltlich festgefahrenen Gruppe einzuordnen.

Scheinbar ist die heutige Teenie-Kultur kreativer oder unabhängiger von alten Klischees als wir es uns denken und selbst einmal waren...

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