Eine Woche nach der Geburt meines Sohnes möchte ich unsere Geschichte aufschreiben.
Die Geburt war alles andere als schön und hängt mir sehr nach.
Vielleicht hilft es mir ja etwas, die Ereignisse aus meiner Sicht aufzuschreiben.
Am 29.05.2014 war der errechnete Entbindungstermin. Wehen hatte ich schon lange immer mal wieder unterschiedlich stark. Jedoch waren sie nicht so stark, dass man sie hätte ernst nehmen können.
Gemeinsam mit der Hebamme versuchten wir nun einige Tricks. Wir lösten den Eipol, versuchten es mit Akupunktur und auch mit wehenfördernden Globulis. Nichts half. Es gab immer wieder Wehen, besonders abends. Sie waren teilweise auch unangenehm, hörten aber immer wieder auf. Mein Sohn wurde auf 50cm, 3000 - 3500g und 34cm KU geschätzt. Im Grunde genau wie seine Schwester letztes Jahr. Sie kam spontan bei 39+6 binnen 9 Stunden.
Montag, 02.06.2014
Gegen Abend bekam ich stärkere und regelmäßige Wehen, ca. alle 4 Minuten. Wir fuhren ins Krankenhaus Celler Straße, wo die Entbindung stattfinden sollte. Dort wurde ein CTG geschrieben, ich bekam einen Zugang gelegt und bekam ein Zimmer, da der Muttermund noch nicht weiter als fingerdurchlässig war.
Es war sehr viel los. In der Nacht allein wurden wohl 11 Babys geboren. Ich bekam ein Bett in einem 3-Bett-Zimmer. Dort lag eine Mama ohne Baby, da es leider auf der Intensivstation lag. Und nachts kam dann eine weitere Mama mit ihrem Baby dazu. Meine Wehen wurden leider wieder weniger und pendelten sich schließlich auf ca alle 10 Minuten, dafür aber deutlich schmerzhaft, ein.
Dienstag, 03.06.2014
Ich wurde nun leider nicht weiter untersucht. Trotz Nachfragen wurde weder ein weiteres CTG geschrieben, noch vaginal untersucht. Schlafen konnte ich aufgrund der Wehen allerdings auch nicht. Die Situation zog sich so hin, bis ich nachmittags nicht mehr konnte. Ich rief meinen Mann an, der zu Hause bei unserer Tochter war. Und als er hörte, dass mich seit nunmehr fast einem ganzen Tag niemand dort eines Blickes gewürdigt hatte, kam er direkt vorbei und verlangte im Kreißsaal, dass man mich entweder behandeln solle, oder aber mir meine Papiere geben solle, dann würde er mich mitnehmen. Ich kam direkt ans CTG und als klar wurde, dass meine Wehen tatsächlich nicht stärker wurden, aber deutlich regelmäßig kamen, schlug man mir eine Einleitung für den nächsten Morgen vor. Für die Nacht durfte ich nach Hause. Allerdings war mein Gefühl bei dem KH jetzt nicht mehr gut. Ich wusste, ich wollte dort nicht mehr hin. Zumal sie direkt medikamentös einleiten wollten, während ich lieber einen Wehencocktail vorab probieren wollte.
Ich rief also in einem anderen KH an und schilderte meine Situation. Ich durfte direkt am nächsten Morgen um 9 Uhr kommen.
Mittwoch, 04.06.2014
Im neuen KH angekommen wurde ich direkt untersucht und es wurde ein CTG geschrieben. Die Wehen waren weiterhin ca alle 10 Minuten, aber zu schwach, um sich auf den Muttermund auszuwirken.
Um 12 Uhr bekam ich einen Wehencocktail und sollte um 13 Uhr wieder zum CTG kommen. Die Wehen waren dann schon deutlich häufiger. Ein Stromausfall beendete dann allerdings das CTG und wir sollten bis 15 Uhr ein Bisschen spazieren gehen oder ein Eis essen. Beides taten wir dann auf und waren pünktlich wieder im Kreißsaal. Ich sollte schon mal durchgehen zum CTG. Kaum hatte ich den Kreißsaal betreten, kam eine recht schmerzhafte Wehe und dann machte es plopp und ich stand in einer ansehnlichen Pfütze. So fühlte es sich also an, wenn einem die Fruchtblase platzt.
Das CTG zeigte jetzt regelmäßige und relativ starke Wehen. Wir sollten aber bis 18 Uhr noch mal aufs Zimmer, außer die Wehen würden bis dahin wesentlich mehr.
Laufen sollte ich nun nicht mehr, da der Kopf noch nicht fest im Becken saß.
Bis zum nächsten CTG waren die Wehen schon sehr unangenehm und ich musste sie veratmen. Der Muttermund war inzwischen bei ca 3cm. Ich wehte so vor mich hin und es wurde immer schmerzhafter. Am Muttermund tat sich aber immer weniger.
Die Wehen reichten nicht aus, der Kopf rutschte nicht tiefer. Es sollte nun ein Wehentropf her, um die Wehen zu verstärken. Nun wurde es wirklich fies. Hammerwehen, kaum noch Pausen. Irgendwann konnte ich nicht mehr und bettelte um eine PDA. Die bekam ich dann auch. Leider war es offenbar etwas schwierig, den richtigen Punkt zu treffen. Ich glaube sie brauchten 7 oder 8 Versuche, bis die PDA saß.
Als sie wirkte war es wie im Himmel. Für kurze Zeit spürte ich die Wehen nur noch als Druck und veratmete sie nur noch etwas, um dem Kleinen genug Sauerstoff zu schicken. Ich konnte mich ein Bisschen erholen. Allerdings nicht lange. Der Muttermund hatte sich auf irgendwas zwischen 5 und 7cm geöffnet (Hebi und Ärztin waren sich da uneins) und es ging nicht weiter. Die Ärztin übernahm nun die Geburt. Die Hebi redete dauernd leise auf sie ein. Ich bekam das deutliche Gefühl, dass etwas nicht so lief wie erwartet.
Der Wehentropf wurde weiter aufgedreht. Nun waren die Wehen trotz PDA und nachspritzen selbiger alle 15 Minuten wieder fies. Und sie wurden immer fieser. Ich war schweißgebadet und veratmete und tönte nur noch.
Die Ärztin versuchte es mit verschiedenen Positionen. Rechte Seite, linke Seite, im Sitzen, Vierfüßler. Es tat sich rein gar nichts am Muttermund. Dann sollte ich aufstehen und bei jeder Wehe das Becken kreisen lassen, in die Knie gehen, "tanzen". Das Köpfchen rutschte einfach nicht tiefer, was wohl auch der Grund für die fehlende Stimmulation des Muttermundes war.
Es war mittlerweile Nacht geworden...