Lina Maria - schrecklich schön

Begonnen von DatJenny, 15. März 2011, 15:54:40

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DatJenny

Die ganze Schwangerschaft über hatte ich schon ständig irgend welche Beschwerden, von PUPP Syndrom über Kreislaufkollapse bis Blutungen. Deshalb hatte ich Wahnsinns Angst vor Komplikationen bei der Geburt und dachte über eine geplante Sectio nach. Diesen Wunsch ließ ich mir aber von meiner FÄ ausreden....leider im Nachhinein.

Mittlerweile war ich ET +4 (Freitag) und hatte alles versucht: Akupunktur, warme Bäder, Treppen steigen, spazieren gehen, ein Glas Sekt, Wehentee, etc. NICHTS tat sich. Ich musste alle 2 Tage zum CTG und das war die reinste Wüstenlandschaft. Also beschloss ich,wenn sich bis Montag nix tut, möchte ich nun doch eine Sectio, weil ich vor einer künstlichen Einleitung Angst hatte.
Das ließ ich mir wiederum vom Oberarzt Ausreden, er meinte wir versuchen es nur einen Tag und auch nur mit dem Tropf, nicht mit Gel. Gut, von mir aus, wird eh nicht klappen dachte ich mir. Hab ihm nochmal gesagt, dass ich große Angst vor einer Saugglocken- oder Zangengeburt habe. Nein das wären nur Horrorgeschichten aus dem Internet, meinte der OA. Leider bewahrheiteten die sich ausgerechnet bei mir. :-(

In der Nacht von Sonntag auf Montag konnte ich vor Aufregung kaum schlafen und so stand ich schon um 4 Uhr morgens auf. Um 8 Ihr fuhr mich dann meine Schwiegermutter in spe ins Krankenhaus, mit meinem Freund war abgemacht, dass ich ihn Anrufe wenn sich was tut und er dann sofort von der Arbeit kommt.

Im KH angekommen, erstmal ans CTG - keine Wehen. Dann konnte ich mich in meinem Zimmer einrichten. Da ich so ein mulmiges Gefühl hatte, rief ich meinen Freund an und er kam auch sofort. Die Zwischenzeit vertrieb ich mir damit, mich mit Kolleginnen auf anderen Stationen zu unterhalten (Ich arbeite in dem KH) und die rieten mir natürlich alle zu einer natürlichen Geburt und bestärkten mich.

In Kreißsaal angekommen, wurde der Wehentropf angeschlossen. Mein Freund und ich richteten uns im Kreißsaal häuslich ein und erstmal tat sich nix. Ab 11 Uhr hatte ich dann leichte Wehen, die aber kaum schmerzhaft waren.

11.30 Uhr: Ich höre ein leises Knacken. Plötzlich wird es warm und feucht in der Hose.
Die Fruchtblase ist geplatzt! Oh Gott jetzt geht es wirklich los! Erstmal 2 Minuten Panik, dann Freude. Dann hab ich mich umgezogen und gleich ein OP Hemdchen und Netzhose angezogen. Die Hebamme sprach mir auch Mut zu und bestärkte uns.

14.00: Ich hatte leichte Wehen, musste aber noch nicht verarmen. Wehentropf war noch dran. Der sollte jetzt aber ab, um zu sehen ob mein Körper auch selbstständig Wehen produziert. Wir durften dann solange nochmal aufs Zimmer, uns frisch machen. Um 17 Uhr sollten wir wieder kommen.

16.00: Schatz hat sich umgezogen und holt uns was leichtes zu essen aus der Cafete. Den Joghurt sah ich später in verdauter Form wieder ;-) Die Wehen waren jetzt so stark, dass ich verarmen musste und mich an den Hals meines Freundes hing. Das half mir ganz gut, aber wir beschlossen, lieber sofort zum KRS zu gehen.

17.00: Langsam werden die Wehen echt schmerzhaft. Natürlich hat meine Lieblingshebamme Spätdienst :-) Mumu war schon 2 cm!  Sie hat mich erstmal in die Wanne
geschickt. Dort wurden die Wehen noch heftiger! Nach ca 30 min in der Wanne und hömöopathischen Globuli gegen die Schmerzen, hielt ich es in der Wanne nicht mehr aus.
In der Wehenpause half mir mein Schatz dann aus der Wanne. Auf dem Kreißbett bekam ich dann Buscopan als Infusion, was mir aber überhaupt nicht half.

18.00: Mumu auf 3 cm! Zum Glück kam jetzt die Anästhesistin und setzte mir die PDA, was ich überhaupt nicht schlimm fand. Die wirkte dann auch ziemlich schnell und ich spürte nur noch den Druck nach unten, aber keinen Schmerz mehr.

Bis 1:00 Uhr dauerte die Eröffnungsphase noch. Dann war der Mumu auf 9cm. In der Zwischenzeit wurde das Bett aus meinem Zimmer geholt und in unseren Kreißsaal gestellt, damit mein Freund auch ein bisschen schlafen konnte. In den Wehenpausen bin ich auch immer wieder eingenickt. Ich wurde 2x einmal katheterisiert, weil ich durch die PDA meine Blase nicht mehr selbstständig entleeren konnte.
Ab 1:00 war dann aber Schluss mit schlafen. Langsam aber sicher brachte die PDA keine Schmerzfreiheit mehr. Die Presswehen fingen an.

Ab diesem Moment werden die Erinnerungen verschwommen.
Ich war ja durchgehend am CTG, weil die Kleine sich aber bewegte ohne Ende, waren die Herztöne immer wieder weg. Deshalb wurde ihr eine Sonde direkt am Kopf "montiert".
Die ersten 2 Stunden ertrug ich die Presswehen noch ganz gut.

3:00: Die Schmerzen wurden ab jetzt unerträglich. Ich war jetzt 23 Std wach und am Ende meiner Kräfte! Das sagte ich auch mehrfach und die Hebamme sprach mir Mut zu. Das half mir nur leider nicht. Ich presste jedes Mal mit aller Kraft mit, leider kamen dabei auch andere Körperausscheidungen mit (das war vorher die schlimmste Vorstellung für mich). In dem Moment war mir aber alles egal.
Ich fing richtig an zu jammern und hielt auch mit Beleidigungen nicht hinterm Berg, weil ich ab dann dachte, ich käme nicht mehr lebend aus dem KH raus.

Mein Freund unterstützte mich super, atmete mit, hielt meine Beine, drückte den Kopf auf
die Brust und umsorgte mich in den Wehenpausen liebevoll.

4:00: Die Schmerzen wurden immer heftiger und ich bekam langsam Panik. Mein Freund wurde auch immer ruhiger, der wusste sich auch nicht mehr zu helfen und hatte Angst um mich und unsere Tochter. Ich flehte die Hebamme an, den Oberarzt anzufunken, der müsse unbedingt kommen, da stimmt was nicht. Ich weiß nicht warum, aber der Gedanke an eine Sectio kam mir irgendwie nicht. Also bettelte ich um eine Zangen - oder Saugglockengeburt, so am Ende war ich.









DatJenny


4:30: Die Assistenzärztin kam rein mit dem Ultraschallgerät. Das bekam ich nur in Trance
mit. Der US dauerte in meiner Erinnerung ewig! Da müssen sie jedenfalls festgestellt haben,
dass die Kleine eine Sternenguckerin ist und im Geburtskanal festhing.

Uns sagte man das erst im Nachhinein, es hätte mich auch nur in Panik versetzt.
Ich versuchte weiterhin mitzupressen, aber meine Kräfte verließen mich und eine Wehe nach
der anderen überrollte mich. Ich konnte nur noch weinen und schreien.


5:00: Der Oberarzt kam rein! Mir kullern Freudentränen! Ich dachte nur: Hoffentlich rettet
der mich! Nachdem er mich untersucht hat, sagte er mir, er muss die Kleine mit der Zange
holen, weil sie festhängt. Ich war heilfroh. Dann wurde alles steril abgedeckt und bereit gemacht.

In einer Wehe führte er die Zange (aus 2 Schaufeln bestehend) ein und klickte sie um den
Kopf der Kleinen zusammen.
Dann drehte er die Kleine in mir und zog sie mit jeder Wehe raus.
Dabei habe ich geschrieen wie noch niebin meinem Leben. Ich hätte nicht gedacht, dass der
menschliche Körper soviel Schmerzen ertragen kann. Ich hoffte die ganze Zeit endlich ohnmächtig zu werden!



Mein Freund hielt auch hier die ganze Zeit meine Hand und kühlte mir die Stirn und den
Nacken. Als der Kopf schon draußen war und das Blut nur so spritzte,  sah ich meinen
Freund an und sah wie er nach hinten taumelte, leichenblass war und sich auf den Boden legte!!! Helfen konnte ihm zu dem Zeitpunkt niemand, weil alle mit mir beschäftigt waren.

Nach ca 5 Wehen war die Kleine dann draußen und wurde mir auf den Bauch gelegt. Sie war
ganz blau und schrie nicht. Ich war total perplex und hatte immer noch starke Schmerzen.

Plötzlich wurde sie von mir weggerissen und aus dem Raum gebracht. Ich fragte wohin sie
sie bringen würden und da hieß es zum Kinderarzt, da war ich natürlich erstmal geschockt.

Nach ein paar Minuten stand mein Freund dann wieder auf und ging in erstmal raus auf Toilette. Der Arzt fing dann an mich zusammen zu flicken.


Irgendwann kam dann die Kinderärztin mit unserer Motte wieder rein und teilte mir mit,
dass die kleine eine vorübergehende Lähmung der rechten Gesichtshälfte hätte, weil durch
die Zange ein Nerv verletzt worden wäre.
Mein Freund hat dann erstmal mit unserer Maus gekuschelt und als ich zusammen genäht
war, habe ich sie zum 1. Mal bewusst gesehen und das war wunderschön.

Nach 2 Stunden durften wir dann unser Familienzimmer beziehen

Vielleicht ist das in meinem Bericht etwas zu kurz gekommen, aber ohne meinen Freund hätte ich das nicht geschafft, da hätten sie mich in Vollnarkose sectionieren müssen.

Das war das Schlimmste und gleichzeitig Schönste was ich je erlebt habe und ich habe
für mich beschlossen, dass ich keine Kinder mehr möchte.

                    Lina Maria, geb. am 01.03.11 um 5:28, 2995g schwer und 47 cm lang



Heute, 2 Wochen nach ihrer Geburt ist zum Glück nichts mehr von ihrer Gesichtslähmung zu sehen und meine Wunden heilen auch relativ gut.



TinaundCJ

Och mensch...soviel Pech auf einmal  :-\

Ich hoffe,dass Du irgendwann einmal mit dieser Geburt ins Reine kommst und vielleicht sogar eine viel schönere erleben darfst  :)


Ach...fast vergessen:

Alles alles Liebe und Gute zur Geburt eurer kleinen Maus  :)
Liebe Grüsse von Tina mit Chiara Jolina*16.04.07* und Colin Jack*15.05.09* an der Hand,Chana Jasmin*19.11.10* auf dem Arm und 2 Sternchen im Herzen

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Blondie

Oje, liest sich ja nicht nach ner traumhaften.Geburt aber ihr wurdet mit einer wunderbaren Maus belohnt.

Alles Gute weiterhin und vielleicht kommt doch noch ein wunsch nach ein weiteres Kind auf.

LG
Lebe das Leben, das du liebst.
Liebe das Leben, das du lebst.

Sweety

Oh weh s-druecken

Hmmm, das hat man bei mir wohl vergessen zu erwähnen, daß es "nur eine Horrorgeschichte aus dem Internet" ist s-:)

Du Arme! Aber man kommt darüber hinweg und du hast den wundervollsten Grund für diese Strapaze ja im Arm :D