Erst mal: ich finde die Erklärung von Scarlet sehr gut (auch wenn ich es ein wenig anders vortragen würde, aber das ist ja individuell).
Ich finde normalerweise gereimte Gedichte auch schöner. Aber sie bergen beim Vortragen die große Falle, sich vom offensichtlichen Sprachrhythmus und dem Reim zum typischen Leiern verleiten zu lassen. Wenn ich gereimte Gedichte vortrage, versuche ich mich ein Stück vom Reim zu lösen und die Sinnzusammenhänge oder Bilder deutlicher zu machen. Das führt dazu, dass oft "über den Reim hinweg" gesprochen wird, wobei der Sprachrhythmus schlüssig sein muß. Ich genieße (gereimte) Gedichte, wo sich das zwanglos ergibt.
Das angeführte Beispiel finde ich aber dennoch schön. Es bietet schöne, nachvollziehbare und dichte Bilder. Und es ist eine gute Möglichkeit, sich im Vortrag eben gar nicht erst vom Reim verführen zu lassen - es ist keiner da.
Das Auswendiglernen von Gedichten finde ich wichtig.
1. Ein guter Vortrag erfordert das Auswendiglernen. (Oder zumindest fast Auswendig, also den Text nur noch als Stütze.)
2. Die Beschäftigung mit guter Sprache formt die eigene Ausdrucksweise.
3. Gedichte können so schön sein!
4. Gedichte sind eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken, und das werden die Kinder in ein paar Jahren brauchen.
5. Das Auswendiglernen an sich wird trainiert und im besten Fall eignet sich das Kind eine gute Lernmethode dafür an - die individuell durchaus verschieden ist. Von diesen Lernmethoden profitiert es dann später.