Trennungskind - Harte Grenzen oder toleranter Umgang

Begonnen von Schabernack, 26. März 2010, 16:51:54

« vorheriges - nächstes »

Schabernack

Hallo an Alle!

Ich habe eine 12 jährigen Sohn und lebe von meiner Frau seit 7 Jahren getrennt. In der Schule gibt es momentan mit meinem Junior erhebliche Probleme im Sozialverhalten. Er ärgert Mitschüler und stellt sich als Klassenclown auf. Er befolgt keinerlei Regeln, macht seine Hausaufgaben nicht und beeinflusst auch andere Mitschüler, daß diese in Ihren Leistungen erheblich absinken und deren Versetztung gefährdet wird. Er selber hat dabei aber noch recht ordentliche Noten (2,5 im Schnitt) und kommt vom Stoff auch mit. Nach Aussage seiner Lehrerin könnte er viel mehr leisten. Er muss an Sitzungen mit dem Schulpsychologen teilnehmen und wenn es so weitergeht wird er wohl von der Schule verwiesen.
In der Familie versucht er immer nur seine eigenen Interessen zu verfolgen. Er spielt leidenschaftlich gern Computer (wer tut das in dem Alter nicht). Wenn er sich zu Hause unbeobachtet fühlt wird oft der PC angeschaltet und gespielt oder Fern gesehen. Angedrohte Bestrafung wie "Du darfst eine Woche keine Computer mehr spielen" ignoriert er und sitzt das nach dem Motto aus: Ist mir doch egal...(mit dem Hintergedanken ich mache ohnehin was mir passt) Um das tun zu können was er mag lügt er pratisch in jeder hinsicht und permanent. Anstatt zum Sporttraining zu gehen besucht er einen Freund um mit Ihm Computer zu spielen.
Da mein Sohn nur an den Wochenenden bei mir ist, kann ich auf das Alltagsgeschehen kaum Einfluss nehmen. Meine Frau führt ein strenges Regiment. Und da gibt es auch keine Tolenanz. Die wird bei Ihr schon bei winzigen Kleinigkeiten überschritten. Wobei ich nicht bezweifel, daß Sie die Kinder liebt und mit Sicherheit auch Ihr bestes will.
Meine 9 jährige Tochter ist völlig unauffällig - fast schon viel zu Mustergültig...

Wenn mein Sohn am Wochende hier ist, ist er der liebst Junge den man sich vorstellen kann. Nun gut - er ärgert seine Schwester hin und wieder - aber alles in Massen.

Bei mir geniessen die Kinder mehr Freiheiten: Hier werden die Zeiten für Mediennutzung nicht so hart reglementiert. Der Umgang miteinander ist wirklich gut - obwohl es für meine Kinder mit erheblichen Einschränkungen verbunden ist.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er ein Ventil braucht. Am liebsten möchte er der Aufsicht seiner Mutter permanent entfliehen. Verabredungen ausser Haus werden von seiner Mutter aber nicht oder nur sehr selten erlaubt.

Aber was läuft denn falsch an der Entwicklung meine Sohnes? Meine Exfrau läuft eine Beratungsstelle nach der anderen ab. Aber da fragt man 5 Leute und bekommt 15 Antworten. Und dann ist es ja menschlich, daß man für sich diese Antworten als richtig interpretiert, die einem in die Auffassung passen. Und sie schiebt es immer wieder auf die Trennung und einem gestörten Verhältnis von Vater-Sohn...

Meine Auffassung ist, daß zu viel Strenge auch nicht angebracht ist. Es mag sein, daß er an der Schule absolut unterfordert ist. Selbst bei seinem Notenschnitt von 2,5 sagte die Lehrerin er könnte mehr. Aber er hat keine Lust. Alle anderen Dinge sind wichtiger!

Wer hätte denn mal eine Idee? Einen Gedankenanstoss?

Vielen Dank

Schabernack


f.j.neffe

Wenn nichts da ist, was ZIEHT, werden die Kinder UNGEZOGEN. Leider ist unsere Du-musst-Schule eine einzige ErDRÜCKungsanstalt - da ist Ungezogenheit eine ganz natürliche Folge. Ich bin Ich-kann-Schule-Lehrer und lasse mir immer was ein- oder auffallen, was ZIEHT. Zum Beispiel frage ich mich stets sofort: "Haben die Talente HUNGER?" und "Wer gibt ihnen was zu essen?"
Auch die Talente der Mama scheinen HUNGER zu haben. Wenn sie nicht zulässt, dassman ihnen Stärkung zuspricht, kannst Du sie ihr zu-denken. Einfach im Geiste alles schicken,was ihr fehlt, um sich GUT zu entwickeln. Dadurch wird man a) selbst souverän und bekommt b) Einfluss. Mit den üblichen Bemühungen - Du siehst es ja - kommt man höchsten zu "An"fluss.
Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe

zuz

Hm, also zunächst mal nutzt er natürlich aus, dass Du nicht so streng bist - dann scheint die Meinung der Mama eher falsch (weil anstrengend) zu sein, und bei Dir hat er ja den Rückhalt, dass es auch anders geht. An sich wäre es natürlich besser, ihr wärt euch beide einig und würdet ihm das auch vermitteln.
In Bezug auf Schule: Es geht natürlich nicht, dass er sich dort so aufführt. Was hat er denn an positiven Anreizen, damit aufzuhören? Hat er einen Grund sich besser zu benehmen? Wohl eher nicht - er bekommt ja durch sein Rabaukentum sehr viel Aufmerksamkeit seitens der Lehrer. Vielleicht könnt ihr mal mit den Lehrern - oder zunächst mal mit einem, den er auch gut findet, reden, ob man schulintern ein Belohnungssystem einführen kann. Z.B., dass der Lehrer eine kurze, informelle Mitteilung an euch schickt, wenn er mal eine Stunde lang nicht ermahnt werden musste. Ich bin selbst Lehrerin und handhabe das so mit "anstrengenden" Schülern, klappt meist gut. Mit der Zeit wird der Belobigungsabstand natürlich größer, aber die Kinder merken, dass positives Verhalten honoriert wird.
Und als allererstes würde ich mal mit ihm selbst reden, was er denn so prinzipiell von Schule hält, ihm klarmachen, dass er auch eine Verantwortung für seine Mitschüler hat - die ja durch ihn in der LEistung absinken. Vielleicht ein bisschen an sein Ehrgefühl und seinen Stolz appellieren. Und vielleicht kann man ihn sogar "umpolen", dass er den Schwächeren hilft, statt sie abzulenken.
Und DU als der "Relaxtere" musst ihm natürlich auch unmissverständlich klarmachen, dass Du so ein Verhalten nicht tolerierst.
Das mal so als Ideenpaket.
Viel Erfolg und gute Nerven!
LG zuz