Therapie oder Konsquenz?

Begonnen von Uroboros, 31. Dezember 2009, 09:56:03

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Uroboros

Sylvester 2009 06.38

Ich bin immer noch kurz vorm Platzen...
Gerade nach Haus gekommen.

Um 04.30 war die Nacht zu Ende.
Um 05.10 ging der Zug von der nächsten Stadt zu mir. Ich bin die 6 KM im Schnee gegangen um den Kopf abzukühlen. Hab mir die Hand verstaucht als ich vor Wut gegen das Brückengeländer gehauen hab.

Immerhin besser als sie in das Gesicht der 16-jährigen Tochter von meiner Freundin zu entladen...

Wir wollten Heute zusammen nach Berlin zu Bekannten.
Aber so kann ich das einfach nicht.
Jede Nacht wenn ich dort bin denk ich beim Einschlafen daran dass Sie wieder Stress machen wird.
Jeden Morgen wach ich mit dem Gedanken auf.

Das Gör macht so gut wie gar nichts zu Haus, läßt Ihren Müll, Ihre Sachen, einfach alles wo Sie steht und geht, die Launen werden in übelsten Beschimpfungen mehr oder minder geduldet und es gibt keinerlei Sanktionen. Im Gegenteil. Es werden Lackklamotten, Schuhe, Konzerte, usw. finanziert.

Als Sie heute Nacht wieder forderte betüddelt zu werden weil Sie doch so schreckliche Angst hat, und bislang noch nicht geschlafen hat, ist es mal wieder eskaliert.
Ich bin dann gegangen, bevor ich Ihr vor Wut eine runter gehauen hätte.
Vielleicht noch interessant zu wissen, dass Sie bis um 02.00 Uhr vorm Rechner gesessen hat...

Die Aussprüche: ,,Ihr braucht auch nicht mit zu Annelie ( Einer weiteren Bekannten, zu der es nach dem Sylvester in Berlin gehen sollte) kommen, weil ich auch Ruhe vor dem Typen neben Dir will" und ,,Du bist eine asoziale, stinkende, dreckige ***. Ich hasse Dich" zur Mutter waren dann ausschlaggebend. Als Sie dann auch noch von Ihr in Schutz genommen wurde mit der Begründung: ,, Es lief doch ganz gut in letzter Zeit" hab ich reale Magenschmerzen bekommen.

Dazu: In der letzten Woche – Weihnachten – hat Sie den Entschluss gefasst eine Therapie im LKH Wunstorf zu machen,  weil über die Weihnachtstage wieder irre viel Stress von Ihr ausging.  Ihre Mutter zeigt mittlerweile einen wohl psychosom bedingten Ausschlag den Sie mit Cortisontabletten behandelt.

Ich kann einfach nicht ruhig dabei sein, wenn es diesem  Teenie  erlaubt wird -  alles, aber auch wirklich alles, was Sie will konsequenzlos durch gelassen wird.

Ich habe ein paar Stunden vorher Ihren Koffer hoch gegeben, und nach einer Zeit auch wieder herunter getragen. Das Zimmer sieht schlimmer aus als alles was ich in meiner Zeit bei der Betreuung einer WG mit 5 straffälligen Jugendlichen gesehen habe...
Aufräumen ist absolut unmöglich.
Die Unfähigkeit Verantwortung zu tragen für sich selbst, die eigenen Worte, oder das wohl ergehen und Ansehen derer die Sie lieben nimmt immer wieder überhand.

Es ist nicht so dass ich Sie nicht mag. Im Gegenteil – ich kann mir dieses Unglück aber nicht antun ohne selbst emotionalen Schaden zu nehmen. Und ich weiß auch nicht mehr wie ich weiter handeln soll. Denn meine Gefährtin sieht diese Defizite anscheinend nicht, oder will Sie nicht sehen...

Diverse Schulwechsel in den vergangenen Jahren haben haben das Kind mittlerweile auf einen Kurs der KVHS geführt, nachdem Sie den letzten Jahrgang auf einer IGS abgebrochen hat, weil Sie auch dort nicht mit den Mitschülern klar kam. Oder aber die mit Ihr...

Nichts ist wichtiger für Sie als vorm Rechner zu sitzen und mit irgendwelchen Japanern oder Musikern – am besten beides – zu chatten.

Sie ist nicht Dumm. Mit Sicherheit nicht. Und auch das Vermögen emotionale Intelligenz auszunutzen um andere zu Beeinflussen ist Ihr gegeben. Es ist dieser unglaubliche Drang sich selbst und die eigene Faulheit über den logischen Willen der Anderen und die Notwendigkeiten des Lebens zu stellen, der mich verzweifeln, und so wütend werden lässt.
Das Kind verhunzt vorsätzlich sein potential. Und wenn es denn so ist wie heute wird Sie sich wahrscheinlich auch wieder ein wenig ritzen.


09.55
Eben hab ich mit der Mutter Mutter telefoniert. Sie sagt es wäre auch für die Tochter unendlich wichtig dass ich mit komme. Ich hab mich breit schlagen lassen.
Sie sagte es täte Ihr unheimlich leid was passiert wäre, und wollte schon in ein Kinderheim.
Ich hoffe ich tu das Richtige wenn ich jetzt doch mit fahre....

Wünsche allen einen guten Rutsch.

Sisam

Ui, das liest sich ja erstmal wie der reinste Horrorfilm. Ich kann Deine ,,realen Magenschmerzen" gut nachempfinden. :-[

Zitat von: Uroboros am 31. Dezember 2009, 09:56:03
... als alles was ich in meiner Zeit bei der Betreuung einer WG mit 5 straffälligen Jugendlichen gesehen habe...
Das hört sich so an, als seist Du Profi – oder zumindest Semi-Profi. Auf alle Fälle bringst Du schon ein paar Erfahrungen mit komplizierten Erziehungsfällen mit.
In dem hier geschilderten Fall verhält es sich allerdings anders, es scheint Dir an professioneller Distanz zu fehlen. Das ist nicht als Kritik gemeint, es liegt einfach in der Natur der Dinge. (Ist mir als Pädagogin auch nicht fremd ;).)
Dazu fällt mir ein: ,,Vermehrtes Wissen vermehrt den Schmerz."

Zitat von: Uroboros am 31. Dezember 2009, 09:56:03
Denn meine Gefährtin sieht diese Defizite anscheinend nicht, oder will Sie nicht sehen...
Ich glaube, wenn ich solche Probleme hätte, wollte ich auch nicht die Augen öffnen, aus Angst vor dem, was sich da sonst noch so auftut... :-[
Dazu braucht sie einen starken Partner an ihrer Seite.

Therapie oder Konsequenz? – Ich würde sagen konsequente Therapie.
Nicht nur das Mädchen, auch Deine Partnerin sollte sich bewusst werden, welche Rolle sie in diesem Mutter-Tochter-Spiel spielt, bzw. spielen möchte. Therapie für beide! Eine räumliche Trennung ist dabei vielleicht hilfreich.

Und auch wenn ich es nicht mag, immer alles auf das Phänomen ,,Trennungskinder" zu schieben, stellt sich auch die Frage nach Deiner Rolle. Also, ich meine jetzt nicht die Frage nach Deiner Person, sondern der Rolle innerhalb der ,,Familienkonstellation"
Wie ist das Verhältnis des Mädchens zu ihrem Vater? Leidet sie unter der Trennung? Ist ihr Verhalten davon abhängig, ob ihre Mutter einen Partner hat oder sich voll auf ihr Kind konzentriert?

Ob Du Deiner Freundin ein starker Partner sein kannst oder selber Hilfe brauchst, kann ich nicht beurteilen – in Deinem Post klingst Du auf alle Fälle stark angeschlagen.
Überlege doch mal, ob Du ehemalige Kontakte (Betreuung einer WG mit 5 straffälligen Jugendlichen) aufgreifen kannst, um selber Beratung zu erfahren.


Ich wünsche Dir erst einmal ein gute Besserung der verstauchten Hand und einen guten Rutsch ins neue Jahr, bei dem ihr ein paar Vorsätze fasst, die euch konsequent in der Umsetzung gelingen. s-druecken

Sisam
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)

Uroboros

Hallo Sisam

Danke erst mal für die stützende Antwort...

Seit gestern bin ich wieder bei mir zu Hause.
Die Tage zum Jahreswechsel sind glücklicher Weise zum allergrößten Teil harmonisch verlaufen.
Auch der Kontakt zu weiteren nahen Menschen hat bekräftigt dass das Mädchen eine Therapie machen wird. Ich bin sehr froh darüber.

Und ja - ich würde mich schon als Semi-Profi sehen. Auch wenn mir hier die professionelle Distanz natürlich weiterhin fehlen wird.
Tscha - was ist meine Rolle dabei? Ich sehe mich selbst als väterlicher Freund des Mädchens, Ratgeber und Vertrauter. Auch wenn ich manchmal als Gegner oder Derjenige der Ihr die Mutter, bzw. die Kontrolle über Sie, nimmt gesehen werde. Das ist wohl einfach als gegeben hin zu nehmen.

Ihren leiblichen Vater kennt Sie nicht, vermisst ihn auch nicht. Sie lebt ja auch mit Ihrer Mutter und einer weiteren Frau seit vielen Jahren in einer WG, welche schon sehr an eine partnerschaftliche Beziehung heran kommt, bzw einmal war. Mehr dazu will ich hier jetzt eigentlich nicht schreiben, denn da ist natürlich noch ein wenig mehr dahinter...

Ehemalige Kontakte zu nutzen ist mir auch nicht gegeben, da ich mit dieser Einrichtung nichts mehr zu tun haben will. Das war wirklich zu heftig damals.

Ich bin gespannt was die ersten Tage n der KVHS bringen werden, und werde auf jeden Fall den Therapieansatz versuchen nach vorn zu treiben, und die Eigenverantwortung langsam zu erhöhen. Und wenn es mal wieder gar nicht mehr geht, muss ich halt wieder "flüchten".  :(

Es bleibt spannend in diesem Theater.  ;)



Sisam

Und wenn Du nur mal hier in das Forum "flüchtest", um den Druck abzubauen, das kann ja auch schon gut tun. Formulieren bringt einem selber ja auch immer etwas Klarheit.

Auf alle Fälle hörst Du Dich heute schon wieder besser an und ich drücke die Daumen s-daumendruck, dass die Therapie Hilfe bringt.

Wenn Du magst, kannst Du ja hier wieder berichten.

Herzliche Grüße
Sisam
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)