Hallo und sorry für die Wiederbelebung dieses alten, aber umso aktuelleren Threads.
Ich kann aus erster Hand berichten, was für das ein oder andere Elternteil vielleicht hilfreich sein könnte. Bei uns spielt dieses Spiel jeder. In meinen Augen liegt die Gefahr hier nicht in den Spielinhalten, sondern u.a. im Frustpotenzial, weshalb Eltern die Spielzeit begrenzen und auf das jeweilige Alter des Kindes anpassen sollten.
Was ist Fortnite eigentlich?
Bei Fortnite handelt es sich um ein kostenlos zum Download verfügbares Videospiel, das ich dem Genre Survival-Shooter zuschreiben würde. Der Spieleentwickler Epic verfolgt hier ein Einnahmesystem, dem die Zukunft in der Videospielebranche vorhergesagt wird. Statt einmalig 60-70 Euro für ein Spiel zu bezahlen, ist das Spiel kostenlos, ermöglicht den Spielern aber, sich nach und nach mit der spieleeigenen Währung "V-Bucks" neue Inhalte wie Figuren (Skins), Rucksäcke und Spitzhacken (zum Abbau von Rohstoffen, mit denen zur Abwehr gegnerischer Schüsse Wände bzw. ganze Forts errichtet werden können) zu kaufen. 1000 V-Bucks entsprechen 10 Euro.
Hier sollten Eltern zum einen das Budget des Kindes kontrollieren und den Wert der Summen für das Kind verständlicher machen und zum anderen auf verwendete Begriffe, wie Noob (Newby, Neuling, schlechter Spieler) oder Default bzw. "No-Skin" (jemand ohne gekauften Skin=Figur) achten. Wird jemand oft über Headset als solches bezeichnet, wird hier aller Voraussicht grad jemand gemobbt.
Hier sollte mit dem Kind über die Strategie des Entwicklers Epic geredet und aufgeklärt werden, dass der "No-Skin" es vielleicht einfach für intelligenter hält, komplett kostenlos zu spielen, zumal die Investitionen sich nicht auf die Gewinnchancen auswirken.
Zum Gameplay:
In Fortnite treten Spieler entweder in Solo-Runden, im Duo, im Team oder in 15 gg 15 Gruppenkeilen gegeneinander an. Maximal befinden sich in den drei erstgenannten Varianten 100 reale Spieler auf einer Insel, um sich gegenseitig zu eliminieren. ENTSCHEIDENDER UNTERSCHIED zu jugendgefährdenden Shootern ist hier der pathetische Humor im Spiel. Sowohl die Figuren als auch die Waffen sind so unreal dargestellt, dass ich die Gewalt im Spiel als keineswegs gefährdend einstufen würde. Sehr gerne würde ich in einer solchen Welt leben, wo Eltern sich über diese Qualität der Gewalt aufregen sollten, doch in Zeiten bestimmter kursierender Handyvideos und der Popularität abartigster und asozialster HipHop-Texte, ist Fortnite nun wirklich nicht nennenswert.
Weder Blut noch Leichen bekommen die Minderjährigen hier zu sehen. Teammitglieder haben sogar noch die Möglichkeit, den Team-Kollegen zu retten und wiederzubeleben.
Gewonnen hat am Ende der Spieler bzw. das Team, das am Ende noch übrig ist und sich gegen alle Kontrahenten bzw. den immer näher kommenden Sturm ("Zone") durchsetzen konnte.
DOCH Fortnite bietet auch mehr:
Es ist mittlerweile eine Kommunikationsplattform für Kinder geworden, die sich im realen Leben aufgrund der Distanz der Wohnorte niemals kennengelernt hätten.
Im Kreativmodus ist es den Kindern erlaubt, eigene Spielwelten, Parcoure oder Villen (wie in Sims) zu kreieren, während sie sich am Headset über alltägliches unterhalten und lachen, ohne aber -wie in sozialen Netzwerken üblich- Dateien wie Fotos verschicken zu können. Auch das ist Fortnite!
Das Spiel erfreut sich mittlerweile einer so großen Popularität, dass kürzlich eine Weltmeisterschaft in New York stattgefunden hat, bei der sich der weltbeste Spieler ("Bugha") 3 Mio. US-Dollar erspielt hat!!! Auch hier ist nennenswert, dass sich jeder theoretisch an der heimischen Konsole für die Turniere qualifizieren kann. Die Wahrscheinlichkeit ist je nach Potenzial aber so gering, dass viele Jugendliche sich übernehmen. Während früher nur aus Spaß gespielt wurde, wird heute zunehmend ,, trainiert", sodass viele Jugendliche nicht mehr merken, dass sie sich in einer unrealistischen Vorstellung ihrer E-Sport-Karriere verrennen und jahrelang falsche Prioritäten gesetzt haben.
Unterm Strich ist es bei Fortnite wie bei allem anderen. Das Maß ist entscheidend!