Elternstress

Begonnen von Josha, 09. Oktober 2009, 23:53:42

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Josha

Ich weiß nicht, ob dass bei Euch so üblich ist, aber ich bin diesmal kein Elternteil.
Bei mir ist es eher umgekehrt, ich komm mit meinen Eltern nicht klar.

Mein Name ist Josha, ich bin ein 15 Jähriger Junge, und fühle mich unterdrückt.
Situation ist folgende:
Ich habe letztes Jahr sehr viel Mist gebaut, den ich auch bereue, aber nun vertrauen mir meinen Eltern nicht mehr, und zwar extrem.
Wir sind jetzt vor ca. 2 Monaten umgezogen, und wir sind so eine Chaosfamilie, allein kriegen wir nichts auf die Reihe, aber als mein Vater dann total ausgetickt ist, habe ich meine Zimmer sowas von aufgeräumt, und halte es nun so seit einem Monat.
Es war noch nie besser. Alles ist ordentlich.
Trotzdem habe ich jeden Tag Streit mit meinen Eltern.
Meine Schwester hat noch nicht einmals alle Umzugskartons ausgeräumt!

Oft gibt es Diskussionen zwischen mir und meinen Eltern, die ich regelrecht lächerlich finde.
Es kommt mir so vor, als würden meine Eltern mir jede Menge Argumente gegen den Kopf werfen, die überhaupt keinen Sinn haben, aber denen man nicht widersprechen kann.

Ich habe mal ein wenig durch's Forum geguckt und gesehen, dass manche Eltern ihre 12 jährigen Kinder bis 22:00 wach bleiben lassen.
Ich bin 15 und muss oft um diese Uhrzeit ins Bett.
Und wenn ich meinen Eltern versuche zu erklären, dass das eigentlich völlig unakzeptabel ist, weil jede/r Jugendliche/r in meinem Alter länger auf bleiben darf.
Dann heisst es aber immer "es geht aber nicht um die Anderen, sondern um dich!".
Aber sobald jemand aus meiner Klasse eine gute Note hat, geht es wieder darum wie gut er ist und wie schlecht ich bin.
Wie vorhin schon erwähnt, habe ich sehr viel Mist im vergangenem Jahr gebaut und wiederhole auch die 8. Klasse, aber trotzdem kann ich mich nicht damit zurecht finden.

Ich will keinen Streit, ich mache so gut mit wie ich kann, gebe mein Bestes, weil es echt zum Lebensstandard von mir geworden ist, mit meinen Eltern zu streiten.

Grade hatte ich wieder ein seltsame Gespräch um 22:30 mit meinem Vater.
Es ist Freitab abend, und Ferienbeginn, und ich soll ins Bett.
Ich frage: "Warum?"
Mein Vater antwortet: "Weil ich dann weiss, was du machst!"
Ich: "Wo ist der Sinn?"
Vater: "Dass ich dann weiss, was du machst!"
..
So sehen die Gespräche mit meinem Vater aus.
Ich hab ihm noch hinterher gerufen, dass ich mir wie in einer Diktatur vorkäme und er hat nur geantwortet, dass dies eine sei.


Ich finde es echt lächerlich wie meine Eltern drauf sind und halte es langsam nichtmehr aus, da sie oft meinen Gesprächen einfach aus dem Weg gehen und meine schlagkräftigen Argumente nur ablehnen, weil sie ja bestimmen.

Ich hoffe Ihr als Eltern könnt mir weiter helfen, weil ich am Ende meiner Grenzen bin, verdammt verzweifelt, und nicht mehr weiter weiss.
So macht das Leben wirklich keinen Spass.

Grüße aus Wuppertal und danke im voraus,

Josha

Kathrin

Hallo Joscha,

zuerst würde ich einmal ganz schnell deinen Nachnamen rauslöschen, der geht hier niemanden etwas an. ;)

Da es scheinbar keinen Sinn macht wenn du versuchst mit deinen Eltern zu reden, würde ich mich an deiner Stelle an eine aussenstehende neutrale Person wenden.
Dies kann ein Vertrauenslehrer sein, oder aber auch jemand aus einer Erziehungsberatungsstelle, vielleicht auch eine Tante, Onkel, Oma, Nachbarin...
Ich denke, dass deine Eltern dem- oder derjenigen eher Gehör schenken würden.
Klingt jetzt blöd, aber ich denke, dass sie einen Erwachsenen eher ernst nehmen als dich (klingt in deinem Posting so).

Zu irgendwelchen Bettzeiten oder so kann ich nix sagen. Bei mir ist's schon ewig her *g* und meine Kinder sind noch lange nicht in dem Alter. ;)

Liebe Grüße und alles Gute,
Kathrin
Jana - *03.03.08 - 48cm - 3810g            Joel - *23.02.04 - 53cm - 4580g

Chaostuete

Hallo Joscha!

Auch ich rate Dir dazu, erstmal Deinen Namen nicht vollständig zu schreiben. Wir sind schließlich im Internet.  ;)

Zu Deinem Problem.
Was immer Du im letzten Jahr verbockt hast - Eltern sollten ihre Kinder lieben - und zwar bedingungslos!
Was ich aus dem "Dialog" mit Deinem Vater herauslese ist Verzweiflung.
Er weiß nicht, wie er mit Dir umzugehen hat.
Vielleicht hat er es von seinem Vater so vorgelebt bekommen und meint, so müsste er sich als Vater einfach verhalten. Das alles kann sein, muss aber nicht. Es sind nur Mutmaßungen meinerseits.

Hast Du Dich denn schon mal mit Deinen Eltern hingesetzt und ihnen gesagt, das Du Dich aus Deiner Sich geändert hast und Dir Mühe gibst?
Vielleicht arbeiten Deine Eltern beide viel und es fällt ihnen gar nicht auf, wie sehr Du Dich in die Schule reinkniest?

Auch das komplette Gegenteil könnte der Fall sein. Nämlich das Deine Eltern gar nicht arbeiten und aufgrund dessen frustriert sind, sich nur "halb" (vollkommen) fühlen und sich dermaßen in ihre Sorgen hineinsteigern, dass sie euch "Kinder" vergessen.

Wie verhalten sie sich denn Deiner Schwester gegenüber?

Es wäre schön, wenn Du noch ein bisschen mehr erzählst.
Ich finde es auf jeden Fall super, das Du Dich hier aussprechen möchtest und Rat suchst.
Ich bin selbst Teenie Mutter und denke meine Tochter müsste schon ENORM verzweifelt sein, um hier zu schreiben.

Liebe Grüße
Nicole

Sisam

Hallo Joscha,

Ersteinmal: Hochachtung, dass Du Dir Hilfe suchst. Deine Eltern sind anscheinend noch nicht so weit. Aber wie andere schon sagten: Nachname weg!

An Deiner Stelle würde ich versuchen, mit Deinen Eltern zu reden. Sage Ihnen, dass Du diese Spannungen nicht mehr aushälst und frage ganz konkret danach, was Deine Eltern von Dir erwarten, damit sie Dir wieder vertrauen können. Aufgeräumte Zimmer und Schlafenszeiten sind zwar irgendwie wichtig, sind ja aber an sich keine vertrauensbildenden Maßnahmen. Als wirklich vertrauensbildende Maßnahme verstehe ich, dass Du Dich trotzdem bemühst, die Ordnung einzuhalten, weil sie Deinen Eltern als wichtig erscheint.

Erwarte nicht eine sofortige Antwort nach dem Vertrauen, denn der Beispiel-Dialog, den Du darstellst, erweckt nicht den Eindruck, dass Dein Vater sich darüber klar ist, was er eigentlich von Dir wollen würde. Er erscheint eher sehr resigniert – hoffnungslos, dass er Dir je wieder vertrauen kann.

Wenn Deine Eltern zu dem Schluss kommen, sie würden Dir sehr gerne wieder vertrauen können, haben aber überhaupt keine Vorstellung, wie das gehen soll, wäre die Suche nach einer außenstehenden Person wie Erziehungsberatung – wie Kathrin vorschlägt - sinnvoll. Ich würde Deinen Eltern sagen, dass Du dies tun willst und sie einladen, diesen Prozess gemeinsam zu machen, denn das wäre noch effektiver. Wenn sie sich nicht darauf einlassen können, machst Du es aber alleine, denn Du möchtest etwas ändern!

Du erzählst Dein Problem sehr auf Deinen Vater bezogen – ist ja vielleicht auch das Hauptproblem, aber zu Eurer Familie gehören ja noch mehr Leute: Wo steht Deine Mutter dabei? Bezieht sie eindeutig Position oder sitzt sie zwischen den Stühlen? Was ist mit Deiner Schwester? Leidet sie unter den gleichen Angriffen seitens Deiner Eltern oder leidet sie unter Euren Zänkereien? Ist ihr das, was da abgeht total egal oder könnte sie die Funktion einer Vermittlerin einnehmen?

Alles Gute wünscht Dir
Sisam
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)

Josha

Hallo liebe Eltern,

Zu allererst möchte ich mich für die vielen schnellen Ratschläge bedanken.
Das mit dem Nachnamen war keine Absicht, ich denke ich war einfach so in einem Schreibrausch, dass ich ihn einfach unter meinen Posting gesetzt habe.
Hab ich auch schon weg gemacht - danke für den Hinweis.

Ihr habt mir glaube ich alle empfohlen mit meinen Eltern offen zu reden, um ihnen klar zu machen, dass mir die ganze Sache viel bedeutet.
Das habe ich meiner Meinung schon mehrere Male versucht, doch es schien aussichtslos.
Es endet meistens mit dem Argument, dass meine Eltern immer noch das sagen haben, und genau in dem Punkt fühle ich mich unterdrückt, da ich nicht meine Meinung vertreten darf/soll.

Im Vergleich zu meinem Vater ist meine insgesamt strenger.
Mit meinem Vater habe ich eigentlich weniger Streit als mit meiner Mutter und er geht Sachen wie PC Zeiten und Schlafenszeiten eigentlich lockerer an als meine Mutter, aber wenn ich mal mit ihm Streit bekomme, dann ist das nicht mehr so locker.

Mit meiner Mutter ist es eher so, dass ich mich mit ihr gut verstehe, es sind nur die kleinen Streitereien am Morgen und zwischen durch die mich so erledigen.
Oft bin ich auch sehr verwirrt, wenn meine Eltern anderer Meinung sind.
Mein Vater ist gerne mal sehr patriarschich (oder wie man das schreibt) und wird am schnellsten wütend, wenn man ihm ins Wort fällt - ich achte darauf, dass ich es nicht tue.
Zurück zur Verwirrung; ein Beispiel hat sich heute morgen abgespielt, als ich aufgestanden bin:

Ich wurde wach, habe mich angezogen und bin in die Küche gegangen, um mir einen schmackhaften Kaffee zu zubereiten. Meine Eltern saßen in der Küche und haben sich unterhalten, also habe ich meinen Mund gehalten und gewartet bis sie fertig sind, um "Guten Morgen" zu sagen.
Soweit ist es aber nicht gekommen, da meine Mutter mich auf einmal fragte, ob sie mir nicht beigebracht hätte, dass man morgens die Leute grüßt.
Darauf hin antwortete ich ihr, dass ich sie nicht unterbrechen wollte, weil mein Vater sonst sauer sein würde.
Mein Vater hat genickt, meine Mutter hingegen wollte, dass ich sie begrüße, was ich dann auch tat.

Das war nur ein harmloses Beispiel, und ich hoffe ich konnte Euch damit klar machen, was ich meine.

Zur Situation mit meiner Schwester:
Ich verstehe mich relativ gut mit meiner Schwester, sie ist 18 Jahre alt, ein wenig anders und abgedreht, aber ich mag sie. Hin und wieder haben wir Streit, aber ich denke das ist normal und momentan ist es garnicht so schlimm.
Ich mag meine Schwester, nur was mich stört ist, dass meine Eltern bei ihr viele Dinge lockerer sehen, wie zum Beispiel, wenn ich es mir morgens garnicht gut geht, dann soll ich mich immer nicht so anstellen. Das führt dann auch oft zu Streit.
Wenn es meiner Schwester ein bisschen schlecht geht, darf sie sofort zu Hause bleiben, was ich ihr auch gönne.

Oder zum Beispiel zu den PC Zeiten:
Ich interessiere mich sehr für PCs und Videobearbeitung, aber gehe lieber mit meinen Freunden raus und unternehme was.
Ich finde, dass meine Schwester sehr selten was unternimmt, dafür sitzt sie pausenlos an ihrem Nintendo DS was nicht so auffällt wie ein PC.
Wiederum das gönne ich ihr auch, nur wenn ich zu Hause bin spiele ich entweder Schlagzeug, schlafe oder sitze vorm PC, und ich denke dass deswegen meine Eltern behaupten ich würde nur vorm PC sitzen, denn die Zeit die ich zu Hause bin mache ich halt die vorhin genannten Sachen.

Jetzt habe ich schon wieder einen Roman geschrieben ::)
War keine Absicht, ist mir so raus gerutscht  ;)
Nochmals vielen Dank an Euch, und ich hoffe ihr könnt mir weiterhin helfen.

Danke im voraus,
Josha



mia_u

Hallo Josha

Ich melde mich mal hier in einer Doppelrolle zu Wort:
Einerseits bin ich Mutter, andererseits aber auch nicht viiiel älter als du (OK, zugegeben, 24 ist schon ein wenig älter), jedenfalls kann ich mich locker daran erinnern.

Wie läuft denn so ein Gespräch mit deinen Eltern ab?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich mit der Einstellung "*hmpf die doofen sind ja eh gegen mich und das bringt gar nix grmbl* in ein Gespräch reingehe, ich es mir eigtl auch sparen kann.

Ich weiß nicht WAS du für einen Blödsinn gemacht hast, aber in meinen Augen muss es gereicht haben, um deinen Eltern das Vetrauen zu dir madig zu machen.

Setz dich doch einmal, wenn du kurz Zeit hast, in Ruhe hin und überleg dir:
WAS willst du eigentlich von deinen Eltern? WAS genau sollen sie ändern?

Ich habe so ein wenig den Eindruck, dass deine Eltern dich gerne wieder als ihr "perfektes" Kind haben wollen würden, aber jeder das auf seine eigene Weise versucht zu erreichen und dass sie sich dabei im Wege stehen. DU stehst natürlich doof da, weil du derjenige bist, um den der Konflikt sich letztlich dreht - nicht der Auslöser, aber der Grund (verstehst du den Unterschied?)

Lange Rede kurzer Sinn:
Mach dir mal Gedanken, was du willst.
Versuche damit ein konstruktives gespräch zu führen.
Falls das nciht geht such dir hilfe: gerne lehrer oder erziehungsberater

Oder leite deine eltern mal an uns weiter ;D

Bubi

Hey,

hast Du mal versucht mit Deinen Eltern ein Gespräch auf "neutralem" Boden zu führen? Also nicht zu Hause, in IHREM Reich?

Was ist wenn Ihr mal für Euch auf einem Zettel notiert (jeder für sich), was an dem anderen in seinen Augen falsch ist, und was ihr mögt. Und darauf eine gemeinsame ebene zu finden. Vll hilft Dir ja auch eine außenstehende Person, der Du vertraust und der deine Eltern vertauen. Ein Lehrer, die Oma, der Nachbar...

Mein Sohn ist erst 8 aber er hat uns in der letzten Zeit auch sehr viel Sorgen bereitet. Im Moment gehts. Ich für mich ertappe mich aber ganz häufig dabei, das ich ihm auch die Tatsachen verdrehe. Wie Deine Mutter mit dem Guten Morgen Gruß. Nur das es bei meinem Sohn zB das Tischabräumen ist. Einerseits möchte ich das er das macht. Macht ers, dann maule ich ihn an, er solls stehen lassen, weil er eh [Login or Register]...manchmal erwische ich mich echt dabei das ich dann in einer ruhigen Minute denke: Oh Gott, der arme Junge weiß ja gar nicht wie er es Dir recht machen soll, dabei meint ers ja nicht böse. Schlimm ist das zB wenn ich unzufrieden mit mir selber bin, oder mir über ganz viele Sachen Sorgen und Gedanken mache.Das ist dann sozusagen nur der Schlüssel zur Explosion und er bekommt es eigentlich ungewollt ab und es ist auch sehr schwer mich zu entschuldigen. Das fällt mir im allgemeinen schwer, auch im Streit mit meinem Mann KANN ich mich irgendwie nicht entschuldigen. Aber ich tu es bei meinem Sohn, auch wenns eine Zeit dauern kann. Und ich darf dann auch nur ihn um mich rum haben. und dann sag ich auch nicht einfach nur so "´schuldigung" sondern schon mit erklärung. Vielleicht ist das bei Deinen Eltern ähnlich. Vll haben sie selber Streß, den sie nicht an dich rantragen wollen.Ich weiß nicht was Du gemacht hast, aber vll haben sie dadurch selber noch psy. belastungen ( mein Kind hatte Ärger in der Schule und ich warte innerlich immer auf den nächsten Eintrag, freu mich immer wenn keiner kommt, aber ich bereite mich darauf vor, das Thema ist in meinem Kopf) und du stehst unter argwöhnischer Beobachtung.Jedes Fizzelchen wird gesehen und innerlich zu Deinem Nachteil ausgewertet.Und dann kommt die neue Explosion. Ich denke daher wäre ein neutraler Boden ( Park, Bowlingbahn, Café,...) ncihgt schlecht. Da können sie sich nicht in ihre sicheren Gefilde zurückziehen. Da ist nichts gewohntes zum festhalten, wie zu Hause der Schrank. Da können sie ihre Gestik nicht verstecken. Was machen sie bei einem Streit zu hause? Rückwärts Richtung Schrank gehen und sich da festhalten? Wild mit den Händen fuchtelt? Sitzen sie und krallen die Häne zusammen? Das ist Unsicherheit und wenn man was zum festhalten hat, dann gibt das wieder inneren Stand und Sicherheit. Das haben sie zB im Park nicht, bzw es gehört Ihnen nicht. Im Café können sie nicht laut werden, wenn die anderen Leute nicht gucken sollen. Und wie gesagt, hole Dir eventuell jemanden dazu.Auch wenn der vll nichts dazu sagt. Aber es sind sonst 2 gegen Dich. Du brauchst jemanden der Dir Sicherheit gibt.
Ich wünsch Dir viel Glück
"Wir Frauen sind Engel, bricht man uns aber die Flügel, fliegen wir trotzdem weiter...auf einem Besen!!!"