17 Monate - Wutanfälle

Begonnen von CEMLOB, 06. Juni 2011, 21:25:14

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CEMLOB

Hallo,

meine Tochter ist jetzt 17 Monate und hat seit einiger Zeit Wutanfälle - keine Ahnung ob das jetzt die ersten Vorläufer der Trotzphase sind oder sie mittendrin ist - aber es äußert sich so dass sie z.B. im Zimmer spielt und ich sitze bei ihr, spiele entweder mit oder mache was anderes. Sie will dann irgendwas machen was nicht klappt ( z.B. die Männchen ihrer Duplo Sachen auf das Brett stecken ) und dann schreit sie ganz zornig, wird rot und schmeißt die Sachen durchs Zimmer vor Wut.
Oder sie will dass ich was mache aber ich will dann z.B. nicht dann fängt sie auch an die Sachen durch die Gegend zu schmeißen.
Anderes Beispiel ist dass sie erst super drauf ist und von einer Sekunde auf die andere ist irgendwas was nicht so ist wie vorher und dann weiß sie nicht ob sie hochgenommen werden will oder doch wieder rumlaufen möchte. Wenn sie die Arme nach mir ausstreckt und ich nehme sie hoch, strampelt sie dann trotzdem mit den Beinen, schreit wütend und kratzt, haut oder zieht an meinen Haaren.

Bislang hab ich ihr ihre Wut zugestanden, man hört oder liest ja auch immer dass die Kleinen von den Gefühlen quasi überwältigt werden. Also ich hab nicht geschimpft, weder wenn sie Sachen rumschmeißt oder mich kratzt etc. Ich habe bei letzterem dann immer den Arm festgehalten und gesagt "nein nicht hauen ( kratzen etc. ) das tut mir weh" und hab dann gesagt dass sie das lassen soll.
Irgendwie ändert sich aber gar nichts, oft schreit sie auch wenn sie nicht wütend ist ganz laut, vielleicht ist das auch nur Stimme austesten. Aber es nervt schon langsam, also auch dass mit den Sachen rumschmeißen...

Wie soll ich mich verhalten, auf der einen Seite heißt es immer Wut zugestehen auf der Anderen soll man aber jähzorniges Verhalten auch nicht tolerieren sonst wird es immer schlimmer.
Wie reagiere ich auf welche Situation oben beschrieben am Besten? Ignorieren, Nein sagen, schimpfen, weggehen, trösten?

Danke für Tipps
viele Grüße
Sandra

katjuscha

Hallo,

erstmal du bist nicht allein... mein kleiner "wutzwerg" ist jetzt 19 Monate und macht das schon ne ganze weile...

wenn er zornig ist, weil er etwas nicht kann oder darf, dann versuche ich seine gefühle in worte zu fassen... so nach dem motto: ich versteh dass du wütend/sauer/traurig bist, weil das nicht klappt/du das nicht darfst. und dann versuch ich ihm auswege/alternativen aufzuzeigen... wie es evtl. klappen könnte oder was er stattdessen tun darf...

wenn er die sachen durch die gegend wirft versuch ich es zu unterbinden indem ich sie ihm abnehme und weglege, wenn er beißt/haut etc. dann halte ich die hand fest, sage nein und setz ihn runter, je nach situation geb ich ihm nen kissen zum hauen/beißen ... bleib aber bei ihm bis er fertig ist mit wüten

wenn er ruhiger wird frage ich ihn ob er hoch möchte oder ob ich ihm helfen soll, dann kommt meist ein geschluchztes ja... wenn nciht dann lass ich ihn in ruhe bis er von selbst kommt...

wichtig ist, die kleinen nicht allein zu lassen... die gefühle zu benennen undsich selbst zu sagen, dass sie einem damit nix böses wollen....
ich denke wenn die zwerge besser reden können, dann werden die zornanfälle besser und die richtigen wutanfälle (wo sie was erreichen wollen) kommen

zuz

Zitat von: CEMLOB am 06. Juni 2011, 21:25:14
Ignorieren, Nein sagen, schimpfen, weggehen, trösten?
Nein sagen, erklären, dableiben, evtl. trösten ;)

Wut zugestehen: Ja. Sie darf wütend werden und das auch zeigen. Du musst Ihr aber beibringen, WIE sie das zeigen darf: Sie darf schreien (auch wenn es nervt, aber NOCH darf sie das. Später wird sie noch lernen, das zu differenzieren, sich genau auszudrücken, aber das kann sie ja noch nicht), sie darf aufstampfen, sie darf aus dem Zimmer rennen, sich vielleicht auch selbst ein wenig weh tun (an den Haaren ziehen z.B.). Aber bestimmte Sachen gehen eben nicht - hauen, kratzen, Sachen werfen.
Nehmen wir mal das Beispiel, wo sie frustriert von ihren Legomännchen ist: Sie hat eine tolle Idee, probiert das auch aus. Leider will ihre noch nicht so ganz ausgereifte Motorik nicht so wie ihr Verstand, der schon wesentlich weiter ist und sich ganz tolle Dinge fantasievoll überlegen kann. Das NERVT natürlich und frustriert ohne Ende. Also wird man wütend, folgt dem ersten Impuls und wirft den Stein durchs Zimmer. Geht natürlich nicht, schließlich könnte dort später der kleine Bruder stehen oder eine Vase oder oder oder. Wie gut, wenn Mama jetzt ein sicherer, ruhiger Hafen sein kann, der das wankende Schiffchen auffangen kann: Nein, Sachen werfen wir nicht. Nur Bälle. Hier, magst Du den Ball werfen? Oder: Jetzt wollte das Legomännchen nicht so wie Du, oder? Hat Dich das jetzt geärgert? Sollen wir es mal zusammen probieren? Darf ich Dir mal zeigen, wie das geht? Und dann probierst Du?
Viele Situationen kann man so schon entschärfen. Geht natürlich nicht immer so schnell, manchmal müssen sie auch erst wieder runterkommen. Das Schiffchen schaukelt also noch eine Weile auf hohen Wellen. Der Hafen sollte natürlich gerade dann trotzdem da sein, damit der kleine Kapitän sich nicht so verloren vorkommt. Also: Hauen und Kratzen unterbinden (einen Schritt zurückgehen, Hände festhalten). Ruhig sagen: Nicht hauen. Kann ich Dir helfen? Wenn es Dir etwas besser geht, können wir weitermachen.
Also Verständnis signalisieren, das gemeinsam durchstehen, nicht gegen das Kind kämpfen, sondern gegen dieses Überwältigtwerden von den Emotionen. Und das MIT dem Kind.
So weit die Theorie ;) Natürlich darfst Du Dir auch zugestehen, dass Du auch hin und wieder überwältigt wirst, laut wirst, sauer bist, grad so gar kein Verständnis aufbringen kannst usw. Das ist nicht schlimm, das geht uns hier fast allen so. Aber so weit warst Du ja selbst schon, deshalb oben die Klugschieterantwort, wie es optimal wäre. Wenn das manchmal so klappt, ist es gut ;)