Der ultimative DDR-Erinnerungsthread *Vorsicht auf S. 9, wird etwas eklig lach*

Begonnen von ~ Oma Netti ~, 19. Dezember 2011, 22:34:17

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~ Oma Netti ~

ich selber bin mit westverwandschaft so gut wie nie in berührung gekommen. außer einer tante waren all meine verwandten fein im osten.
die tante ist die halbschwester meines vaters, 18 jahre älter als er und noch vor der mauer mit gerade 19 jahren in den westen abgehauen. ich kann mich nur an einmal erinnern, dass sie bei bei meinen großeltern (ihr vater=mein opa) zu besuch war. es hieß immer sie sei an der grenze einmal so auseinander genommen worden, dass sie dieses land nicht mehr betritt. aber mein opa fuhr später jedes jahr einmal rüber nach stuttgart, für 3 wochen. rentner durften ja. da brachte er dann schon mal westschokolade mit oder kaffee und so begehrtes zeugs. ansonsten hatte ich null berührung mit wessis in meiner kindheit.

meine uroma hatte das klo (plumsklo) nicht mal im haus. sondern wie bei michel aus lönneberga draußen als hütte im hof. da war es im winter sooooo kalt, da ist dir beim geschäft verrichten der hintern eingefroren  :P ;D

dasmuddi


schnakchen

#178
*meld* ursprünglich aus Dresden :)

Bei dem Thread fiel mir ein, dass immer zur Weihnachtszeit in der Bummi (!) aufgefordert wurde, Löffel für Nicaragua zu sammeln. Da haben wir kleinen Zwerge dann stolz alle einen Alulöffel im Kindergarten abgegeben. Was werden die sich in Nicaragua darüber gefreut haben! :)

Ansonsten: ist euch mal aufgefallen, dass es manche Lebensmittel nicht überall gab? In Dresden gab es nur die grünen Pfefferminzstangen, in Meißen sogar die mit Zitronengeschmack. Dafür hatten wir Joghurt (so gut wie farblos und stichfest, ein Genuss, brrr), den mein meißner Freund bis heute für ein Gerücht hält. Die pyramidenförmigen Milchpacks kenne ich nur aus Berlinbesuchen...

LG schnakchen

edit: und habt ihr hier schon "Die Weihnachtsgans Auguste" erwähnt? Soooo schön! Ach und "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel"?

Milka

Kennt ihr "Geschichten übern Gartenzaun"?

Und "Gix Gax"?

@schnakchen:
Aus welcher Ecke in DD kommst du? Ich wohne auch in DD.

principessa numero uno 08/2006 ♥
numero due principessa 03/2010 ♥


,,Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut wird,
ist es noch nicht das Ende."

Sweety

Deep_Blue sorry, wenn ich jetzt mal ernst werde, aber was ist das denn für eine Ansage, daß du im Gegensatz zu uns "natürlich nicht alles für so rosarot hältst"?

Ich wage mal zu behaupten, daß NIEMAND das weniger rosarot sieht als halbwegs aufgeklärte ehemalige Einwohner dieser Diktatur.
So wie allerdings auch in guten Zeiten schlechte Dinge passieren können, kann man auch in schlechten Zeiten gute Dinge erleben, an die man sich erinnern möchte und zwar gern.

Womöglich sind diese paar guten und erinnerungswürdigen Dinge das, was half, die Zeit erträglich zu machen.

Mir (und sicher auch vielen anderen) ist nämlich durchaus klar, daß die vielgerühmte Nachbarschaftlichkeit und der Gemeinschaftssinn nichts anderes waren als ein aus der Not geborener Zwang. Wenn man sich nicht untereinander half, half einem nämlich niemand und schon gar nicht der Staat.

Wie soll man es ertragen, in einem Land eingesperrt zu sein und von den Ländern westlich und nördlich davon als Gegenstand kurioser und teils verächtlicher Sprüche belächelt zu werden, wenn man nicht selbst drüber lacht?

Wie soll man mit dem Mißtrauen fertig werden, daß sich daraus ergibt, daß jeder der Nachbarn, auf die man angewiesen ist und die auf einen angewiesen sind, einen bespitzeln und für jede zweideutig zu interpretierende Äußerung melden könnte, wenn man nicht Galgenhumor an den Tag legt?

Und wie soll man bis heute darauf reagieren, daß man teilweise recht gönnerhaft und ganz offen ohne jede Verlegenheit als "ihr da drüben, die ohne uns gar nichts hätten" betitelt wird außer den Kopf hoch zu tragen?

Was ihr nicht versteht, ist daß es die DDR einfach so mir nichts, dir nichts nicht mehr gab. Und egal, ob gut oder schlecht - es war unser Land. Ich bin keine geborene Deutsche, ich bin geborene Ostdeutsche.
Dieses Land hat sich nicht wie die BRD im Lauf der Zeit verändert, sondern es war einfach - puff - nicht mehr da.
Und alles, wirklich ALLES, was geblieben ist, sind eben Erinnerungen.
Die man dann eben festhält. Auch die schlechten (und davon gibt's eine Menge!). Aber man erinnert sich doch lieber an das Gute, wenn man das Schlechte auch nie aus den Augen läßt, um daraus für die Zukunft zu lernen.

So, sorry für den Exkurs, aber solche Aussagen ärgern mich einfach.

ottili

Auch, wenn ich die Aussage von deep nicht ganz so "negativ" aufgefasst habe, so verstehe ich was du meinst Sweety und gebe dir Recht.

Es war nicht alles schick und fein, aber es sind doch vor allem diese Erinnerungen, die einen geprägt haben.
Ich war zur Wende noch zu klein, daher haben mich vor allem die positiven Dinge geprägt. Meine Eltern, Verwandte, Bekannte usw. aber eben nicht. Und nicht viele sind mit der Situation sowohl psychisch haltlos überfordert gewesen. Und Fakt ist, dass viele bis heute nicht damit klar kommen, dass ihnen damals quasi  "Grundlagen des Lebens" genommen wurde und plötzlich alles anders war. Und vor allem, dass alles vorher Geglaubte und Gelebte in Frage gestellt wird.

Als ich vor knapp 7 Jahren in den Westen gezogen bin, war einer der ersten Begriffe, die ich für Ostdeutschland zu hören bekam "Dunkeldeutschland". Ich hasse diesen Begriff, aber es beschreibt wohl in einem Wort was viele "Nicht-Ossis" denken. Anscheinend ist in vielen Köpfen immer noch, dass die Welt im Osten gar nichts "zu bieten" hatte. Aber nur, weil der Osten vielleicht nicht so golden war wie der Westen, heisst das ja noch lange nicht, dass es nicht auch schöne "Alltagsdinge" gab.

Und sind wir mal ganz ehrlich. In einigen Sachen hätte sich der Westen auch mal eine Scheibe vom Ostprinzip abschneiden können... ich sage nur Schulsystem ;)
Keiner verlangt, dass du zaubern kannst, nur dass du es probierst.



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Barbia+LuJo

@Sweety
Ich muss auch mit Vorurteilen leben, die aus meiner Schwiegerfamilie kommen. Dort ist man nämlich der Meinung, dass es ohne den Mauerfall die DDR nicht mehr geben würde. Das wir doch froh sein können, dass es den Mauerfall gab und wir so ohne mir nichts dir nichts aufgenommen wurden.

@Wende
Ich war zur Wende 11 Jahre und 3 Tage alt. Ich habe sehr sehr viele positive Erinnerungen, auch deswegen, weil meine Eltern immer versucht haben allen Unbill von uns fernzuhalten. Verdient haben meine Eltern nicht schlecht und dadurch ging es uns sehr gut. Negatives hab ich nicht so mitbekommen, dass muss ich ehrlich zugeben.

Trotz allem war es auch für mich nicht einfach, erstmal keine wirkliche Heimat mehr zu haben. Die DDR gab es von jetzt auf gleich nicht mehr. In der Schule merkten wir das auch. Der Unterricht war plötzlich anders, keiner wusste was kommt und was wird. Schulkameraden waren plötzlich weg, samt Familie. Jetzt konnte man reisen und zu den Westverwandten ziehen und alles mitnehmen.

Ich weiß noch wie meine Mutter damals meinte, "Wir bleiben hier und warten ab was kommt".

Von Arbeitslosigkeit und wie es im Westen ausschaut, wirtschaftlich, wussten wir. Oma hatte Westfernsehen. Angst hatten meine Eltern am Anfang, was wird, was kommt und was bleibt.

Das erste Mal im Westen waren wir im Dezember 1989 3 Wochen vor Weihnachten. Samstags in aller früh sind wir mit dem Zug nach Berlin und dann dort Lehrter Bahnhof rüber in den Westen. Angst hatte ich da. Dort standen überall Grenzer mit MPs im Anschlag. Trotz das ich das kannte, Uniformen, MPs, Soldaten, machte mir diese Situation Angst. Was ist, wenn sie uns nicht wieder nach hause lassen zu meiner Oma und meiner kleiner Schwester. Aber es ging alles gut. Wir haben unser Begrüßungsgeld abgeholt und haben in Berlin Zoo am Ku-Damm erstmal Bauklötze gestaunt, alles war bunt, alles blinkte, so viele Leute. Meine Brüder und ich bekamen dann von unseren Eltern 10DM und dafür durften wir uns EGAL was kaufen. Das taten wir auch, ich kaufte mir einen Monchichi, den hab ich heute noch. Meine Eltern kauften uns von dem Begrüßungsgeld Weihnachtsgeschenke, das sieht man heute noch auf den Bildern. Schokolade bekamen wir ganz viel geschenkt in den Geschäften.

Erschrocken war ich damals von der S-Bahnstation Bahnhof Zoo. Dort lagen Junkies in den Gängen, wir wurden angebettelt und es stank nach Urin und Kot.

So mehr Erinnerungen von mir später, muss jetzt zur Weihnachtsfeier von den Kids.

Milka

Als Kind hatte man ja in der DDR nichts auszustehen. Uns ging es gut, hatten Spielsachen, wir fuhren ins Ferienlager, Urlaub etc. Wir kannten ja nichts anderes. Wir hatten das Glück, viel Westverwandtschaft zu haben, die regelmäßig Pakete geschickt haben. Mir hat es an nichts gefehlt. Es war ein unbeschweres Leben.

Unsere Eltern hatten es da schon schwerer. Sie mussten immer auf der Jagd nach irgendwelchen Sachen sein, die es selten gab und ihre Beziehungen spielen lassen, um an irgendwelche Sachen ranzukommen.

Irgendwie habe ich gar keine negativen Erinnerungen an meine Kindheit. Die Wende kam für mich zu einem perfekten Zeitpunkt.
principessa numero uno 08/2006 ♥
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,,Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut wird,
ist es noch nicht das Ende."

Sweety

Zitat von: Milka am 21. Dezember 2011, 14:29:38
Als Kind hatte man ja in der DDR nichts auszustehen. Uns ging es gut, hatten Spielsachen, wir fuhren ins Ferienlager, Urlaub etc. Wir kannten ja nichts anderes.

Das kommt noch dazu :)

katjuscha

@sweety toll geschrieben

@entbehrungen/beschaffungen und son kram
WAS hat denn (mal vom politischen abgesehen) an alltagsdingen in der DDR gefehlt?
mir fällt nix ein.
wir hatten alle genug zu essen, wir hatten kleidung (JA die war nicht der neuste schrei, aber MUSS das immer sein?) wir hatten spielzeug, wir hatten möbel
wir hatten ein gut ausgebautes netz des öffentlichen nah und fernverkehrs und kamen überall (ja innerhalb der grenzen) hin....

dieses überangebot aus dem westen hat die wessis verblendet... das geht einem doch heut nicht anders... keiner kann sich heute mehr vorstellen ohne handy zu leben, aber das war vor 20 jahren kein problem..
ebenso war es für uns im osten kein problem ohne 200 sorten joghurt zu leben... oder ohne 30 sorten wurst...
wozu brauche ich trauben und erdbeeren im winter?

dass das politische system scheiße war mit allem was dazu gehört, da sind sich glaub ich 99% einig, aber gerade dieses system hat die menschen zu dem gemacht , was sie sind... und da ist es manchmal shcon schmerzhaft, wenn gespottet wird...

ich kenne das gefühl nur ausm studium und dem arbeitsumfeld im westen, wo man als ossi erstmal doppelt so viel leisten musste um zu zeigen was man kann... erst recht als frau... und das war 10 jahre nach der wende....

nu aber wurscht... zurück zu
schlager süßtafel
halloren kugeln
und im nu

Sweety

Zitat von: katjuscha am 21. Dezember 2011, 14:40:15
schlager süßtafel

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIH!! :-X :-X

;D ;D

deep_blue

Sweety, ich unterschreibe Deinen Beitrag komplett und habe das genau wie Ottili auf nichts und niemanden hier bezogen oder irgendeine Aussage hier in Frage gestellt oder es so negativ gemeint wie Du es aufgefasst hast. Ich hatte gehofft, dass niemand es anstössig finden würde.

~ Oma Netti ~

für mich war es auch so, wir hatten zwar keine west-verwandschaft außer besagte tante, aber meine kindheit war einfach nur wunderbar. ohne größere einschränkungen.  :) uns hat es auch an nix gefehlt, wir hatten essen genug, wir hatten unser zimmer voll mit spielsachen, wir fuhren jedes jahr in den urlaub, gingen ganz oft essen, machten fast jedes wochenende ausflüge...für ein kind ohne politischen hintergedanken war alles super im normalen alltag. ok, mein vater war 2 jahre lang politisch inhaftiert, als ich in die schule kam, war er nicht bei uns. er hat die komplette schwangerschaft und das komplette erste lebensjahr meines bruders verpasst. im nachhinein betrachtet ist das sehr hart. aber als kind bin ich gut aufgefangen worden, wir hatten ja ein super netzwerk aus omas, opas usw... :)

katjuscha

Zitat von: Sweety am 21. Dezember 2011, 14:43:20
Zitat von: katjuscha am 21. Dezember 2011, 14:40:15
schlager süßtafel

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIH!! :-X :-X

;D ;D

jups und heute noch ekliger ^^

Jofina

#190
*

~ Oma Netti ~

klar, ich weiß  :) mein mann ist ja auch wessi und auch die hatten früher holzöfen und plumpsklos.  ;)

Jofina

#192
*

kassi

 ;D ;D ;D
Unser Plumpsklo war ne halbe Treppe tiefer im Treppenhaus und nur für uns. S:D
Ne Tante mußte ihrs mit ner andren Familie auf dem Gang teilen und eine andere Tante hatte ihrs tatsächlich noch auf dem Hof und das alles wirklich bis zur Wende und noch ein ganzes Stück länger!
Wir halten endlich unser großes Glück in den Händen und haben unsere zwei Sternchen 12/2006 und 11/2007 immer im Herzen! Maus geb. 04.11.2009

Lisbeth

ich war ja verwöhnt - meine Eltern haben ein Haus und wir hatten Westverwandtschaft.  8) Gefehlt hat nicht wirklich was - größtenteils Selbstversorger - Schafe , Hasen , Enten - man was konnte man gegen das Fleisch tauschen  :P

dann meine 1. Wohnung - 40qm und Plumpsklo ne halbe Treppe tiefer und das durften wir uns noch mit so nem Chaoten teilen  :-X Aber wir waren stolz wie Bolle ( abgesehen von dem 1 Ofen in der Stube und der Duschkabine in der Küche )- denn eine Wohnung bekam man nur auf Zuteilung und Wohlwollen der Tussi , die das Über hatte. Außer man war schwanger , dann gab´s schneller was
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Patrick - 16.06.94 , Kristin - 29.05.97 , Valentin -20.12.99 , Marleen - 21.10.05 , Thea -12.05.2008 , Johan - 30.03.2010

Sweety

Ich kopiere nochmal einen Teil meines ersten Posts in dem Thread:

Zitat von: Sweety am 19. Dezember 2011, 22:37:09
Wir haben damals in einem Schloss gewohnt :o :o Einem richtig echten.
Das war ein sozialistisches Handwerker-Erholungsheim und die Angestellten haben in den Nebengebäuden residiert. Wir haben im ehemaligen (umgebauten) Pferdestall gelebt inklusive Hühnerstiege zum Erreichen der Wohnung, fließend kaltem Wasser, das man töppeweise erhitzen mußte, wenn man baden oder abwaschen wollte, Plumpsklo quer über den Hof und ein absolutes Highlight, was mir immer keiner glauben mag: eine Schrankbadewanne 8)

Lustig war, dass wir dann ein Haus gebaut haben mit allem Pipapo. Sind nachdem das Bad im neuen Haus stand immer abends dahingefahren zum Duschen.
Und nach dem Einzug sagt meine Mutter zu mir, ich soll mal Geschirr abwaschen.
Und was mach ich in unnachahmlicher Sweetymanier?
Dreh den Hahn auf, regel das Wasser auf lauwarm, fülle einen Topf und stelle ihn zum heißwerden auf den Herd s-:) ;D

;D ;D

Eileen

Huhu,

ach ich seh den thread jetzt erst...konnte jetzt noch nicht alles lesen.

ich bin ein absoluter OBEROSSI zumindest gebürtig. ;D Bin in der ersten sozialistischen Stadt deutschlands geboren. :P aber obwohl es eine planstadt ist und es wirklich nicht schön dort aussieht, habe ich es geliebt als kind dort zu leben.

knusperflocken sind heute noch eine meiner lieblingssüssigkeiten...schlimm fand ich z.b. diese kokosflocken und was gar nicht ging waren dropse. :P

irgendwer hat hier was von stichfestem jogurt geschrieben, den kenne ich auch noch.

dann die pioniernachmittage jeden mittwoch oder diverse arbeitsgemeinschaften...patenbrigaden und und und...toll war es...zumindest als kind, als man sich über politische sachen noch keine ernsthaften gedanken machen musste.

mein erster besuch im "westen" war sogar recht enttäuschend muss ich sagen...wir sind damals warschauer straße rüber und als erstes habe ich nen obdachlosen gesehen und war erschüttert...denn in meiner phantasie hat es im "westen" blumen vom himmel geregnet. ;D

würde gerne noch soviel schreiben...muss aber mal in die falle.

lg aus ostberlin ;D

~ Oma Netti ~

also sweety, du musst jetzt nochmal genauer erläutern, was deine eltern im osten waren, denn so ganz normal habt ihr ja nicht gelebt mit haus bauen, dusche, schloß und so. da müssen die schon was anderes gewesen sein als einfache arbeiterklasse? und vor allem parteilich organisiert, oder? hey, dann wart ihr das krasse gegenteil von uns als DDR-staatsfeinde.  :P ;D

@eileen  ich glaube nur wegen mir hat die drops-industrie überlebt, ich liebte die drops-rollen, vor allem anisdrops. und ich liebte auch die kokosflocken. *jammi*

Sweety

#198
Netti, meine Ma war Schichtarbeiterin und ihr Mann Schweißer ;)
Der Mann war definitiv nicht in der Partei, meine Mutter schon*. Allerdings stand sie unter Beobachtung, das wußte sie auch. Sie war ein paarmal "vorlaut" gewesen (das konnte aber abgebogen werden) und ihr Ex-Schwager saß wegen versuchter Republikflucht in Bautzen. Der hat dann aus dem Knast raus weiter seine Späßchen mit der Stasi getrieben und saß dafür komplette neun Monate in isolierter Dunkelhaft :-X Er wurde dann freigekauft. Sein Vater ist nie damit fertig geworden, denn DER war Funktionär aus reiner und aufrichtiger Überzeugung.

In dem Schloß hatten wir eine verkommene Mietwohnung für Angestellte, das war alles. Meine Mutter war dort Küchenhilfe. Das war dann schon ein bißchen die Strafe, als Krankenschwester war sie nicht mehr tragbar.

Ehrlich gesagt kenne ich keinen, der mit Hausbau in der DDR Schwierigkeiten hatte. Im Gegenteil - man hielt sich von der Obrigkeit aus ja gut an den Spruch "Der Arbeiter mit Eigenheim denkt nicht an Rebellion", von daher kenne ich das überhaupt nicht, dass einem da Steine in den Weg gelegt wurden ???

Es war das Grundstück der Schwiegereltern und wir durften eben darauf bauen.
Beide Familien waren Bauernfamilien, die sich der LPG anschließen "durften".
Keine Familie war eine ehemalige "Großbauernwirtschaft", sondern hatten früher je einen kleinen Hof gehabt, der für den Eigenbedarf und ein klein wenig Überschuss zum Verkaufen reichte. Damit war natürlich Essig nach dem Krieg. Alles verstaatlicht.
Ein paar Hühner und ein Schwein durfte meine Familie behalten und den blöden Ganter, der mich als Kind in Angst und Schrecken versetzt hat, weil er vor dem Plumpsklo stand und zischte, wenn ich drauf saß :-( ;D

Alles in allem waren wir eine recht merkwürdige Familie, von der wohl keiner so recht wußte, wie er sie einordnen sollte: ein Onkel in Bautzen, einer Berufsoffizier bei der NVA. Mutter unter Beobachtung, Großvater Funktionär. Oh - und 'ne bekennende Nazi-Oma hatten wir auch aufzubieten. Verheiratet mit einem Mann, der nach dem Krieg nur noch an den Sozialismus glaubte.

Willkommen im Irrenhaus.

Manchmal denke ich, die Stasi hat damals 89 nur aufgegeben, damit sie das Problem der Einordnung meiner Family an jemand anderen abschieben kann S:D ;D ;D

* Edit: Glaub ich zumindest, sicher bin ich nicht. Ich frag sie nächste Woche mal ;D

~ Oma Netti ~

ach dann wart ihr ja doch ganz "normal"  ;D hat sich halt vorher so angehört, als wärt ihr "was besseres" gewesen  :)

aber du bist ja woanders aufgewachsen, vielleicht deswegen. bei uns da unten in sachsen, bin ja auch richtig in der stadt aufgewachsen, hatte fast niemand ein eigenes haus. wir wohnten in den typischen altbau-stadtwohnungen. und alle meine freunde/verwandten auch, teilweise platte und ansonsten eben altbau-stadtwohnung.
wir standen auc unter ständiger beobachtung, aber bei uns war es noch einen ticken schlimmer, wir waren nach der politischen inhaftierung meines papas richtige staatsfeinde. den ausreiseantrag haben meine eltern ja auch erst gestellt, als klar war, dass ich nix lernen darf. da war für meinen vater schluß mit lustig. ich war ja immer sehr gut in der schule und war auch in einer russischklasse - und dann wollten sie mich keinen beruf lernen lassen...