Anschläge in Paris

Begonnen von Glucke1975, 14. November 2015, 00:01:25

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deep_blue

Zitat von: A.n.j.a am 15. November 2015, 14:44:36
Diese Aussage - von dem 16jährigen - ist hart an der Grenze zu dumm, uninformiert und hetzerisch.  Zumindest extrem einseitig.


Ich sage jetzt mal, dass diese Meinung sicher nicht seiner eigenen gemachten Erfahrung/Kenntnis entspringt, sondern sage ganz voreingenommen, dass dies sicher das ist, was er zu Hause hört. Und ich weiss mittlerweile, dass dies eine weit verbreitete Meinung ist. Hier in Deutschland, aber auch auch in weiten Teilen Europas.
Mich wundert es gar nicht, denn wenn ein hoher CSU Politiker einen Tag nach den Anschlägen fast ausschliesslich zum Bestern gibt "...,dass wir wissen müssen, wer bei uns im Land ist und wir dringend die Personalien der Flüchtlinge geordnet aufnehmen müssen" als Reaktion auf die Anschläge, dann ist die logische Konsequenz, dass weniger als wir Informierte/Interessierte genau das so denken, was der 16 Jährige gepostet hat... :-[

A.n.j.a

da geb ich Dir recht. Daher meine grosse Angst vor genau dieser Denke.
Gräben, nein Schluchten werden da aufgerissen. Entsetzlich.

deep_blue

Ich bin da ganz bei dir, Anja. Keine Panik vor der Aufabe, die wir hier vor uns haben, nein Panik habe ich davor, dass das genau der Tenor der nächsten Wochen/Monate wird.

Pünktchen

Tja das ist das schlimme an der ganzen Sache. Nach einem solchen Anschlag freuen sich leider viel zu viele Parteien.

Die Fanatiker, die einen erfolgreichen Schlag gegen den Westen feiern.

Die Rechtsradikalen, die sich nun bestärkt fühlen in ihrer Antihaltung und "Gegenwehr"

Die Waffennarren, die jetzt die Chance sehen Gesetze zu lockern

Die Politiker und Menschen, die gerne nur auf sich schauen.

Die Stammtischproleten, die was zum Motzen brauchen und einen Buhmann für sämtliche negativen Dinge.

Die Rüstungsindustrie und Kriegsnationen, die das große Geld wittern....

Ach ich könnte ewig so weiter machen

Hexe1977

Ich bin tief erschüttert und mir schnürt es die Luft ab. Meine Gedanken sind bei allen Opfern und deren angehörigen.
Danke euch für zahlreiche links, vor allem Anja und connifaire.

Ich bin hin und hergerissen gerade, wir sollen am Freitag ins Tivoli nach copenhagen zur Weihnachtsfeier.... Viele Menschen, Vergnügen, Hauptstadt... Mir ist komisch bei dem Gedanken und ich möchte am liebsten zu Hause im meiner kleinen Welt bleiben...oder wieder nach Amrum wo ich das Wochenende verbrachte... Ich habe Angst vor dem was passiert und passieren kann.

:-[

Cloedje

 Ich kann gar nicht so viel zitieren von Anja wie ich möchte. Daher einfach mal ein riesengroßes Danke und einfach mal ein virtuelles Kopfnicken. Danke dir für die sehr umfassende Analyse,die ich komplett teile.

A.n.j.a

Oh!! !  :D
Ganz lieben dollen Dank, Cloedje!!
Un Dir, Hexe 1977.

Das ist sehr schön zu lesen. Es freut mich so sehr, wenn meine Beiträge jemandem etwas bringen und dann auch noch so wahnsinnig nett gewertschätzt werden.

Dankeschön.  :-*

Ich hoffe, Euch geht es gut.

A.n.j.a

Hexe 1977, fahrt nach Kopenhagen!!

D@nce

Danke für den Welt-Kommentar Anja. Ich tue mir allerdings etwas schwer damit und mir bleiben schon viele Fragen offen.

Kämpfen statt unterwerfen, die Mitte stärken und radikalisieren, Werte vertreten usw. Das ist alles wunderbar und komplett meine Meinung... aber hält das den IS vom Terror ab? Denkt sich der geschulte Kämpfer dann: "Ach stopp schau mal, die sind aber selbstbewusst, die greif ich jetzt aber doch nicht an?" Und was ist mit kämpfen gemeint? Mit in den Krieg einsteigen und angreifen?

Ich hatte heute eine hitzige Diskussion zu dem Thema. Auch allgemein Krieg... Gewalt lässt sich nicht mit Gewalt lösen, das ist selbstverständlich - aber wenn man angegriffen wird hat man doch in dem Moment nur die Wahl sich zu ergeben oder zurückzuschlagen? Ich sehe da nichts dazwischen, das Leben retten würde.

Der Kommentar ist zwar gut geschrieben, aber richtig klar wird mir die Botschaft irgendwie nicht... Selbstbewusstsein schön und gut, aber mir fehlen konkrete Maßnahmen.

A.n.j.a

#84
Der Welt-Kommentar kam von Connifaire.
Mir gefällt er sehr gut.

Die konkreten Massnahmen können nur durch die zuständigen Behörden und Gewerkschaften ergriffen werden

Sei das innerstaatliche Sicherheit durch (Grenz-)Polizeipräsenz, verstärrkte Nachrichtendienstaktivität, Flughafensicherheit.

Sei das - hoffentlich nicht "quick and dirty"-Lösungen wie das durchgeprügelte und sehr mangelhafte Asylverfahrenserleichterungsgesetz letzten Monat- ein Einwanderungsgesetz.
Daher ist Devise, abwarten und beobachten.

Eben weil wir nicht so ticken wie RUS, CHN, Nordkorea oder eben auch viele arabische Länder, und Wert auf Volksstimme und Mitspracherrecht legen, sind wir derzeit wegen Abstimmungsbedarf im "Nachteil".


D@nce

Oh sorry, das hab ich verwechselt.

Ich frage mich aber ehrlich, ob all diese Sicherheitsmaßnahmen a) durchführbar sind und b) wirklich helfen.

Klar ist, dass etwas getan werden MUSS. Aber ein Terrorist findet doch Schlupflöcher und wenn er angreifen will, dann greift er an. Zumal das Menschen sind, die sich ja selbst mit in die Luft sprengen, also denen ist ihr eigenes Leben schlichtweg egal, bzw steht nicht über ihrer "Aufgabe". Ich finde das alles so zum verzweifeln, weil ich einerseits wütend bin, dass auch in den letzten Jahren nicht ausreichend Maßnahmen und Vorbereitungen getroffen wurden und andererseits weiß ich selbst beim besten Willen keine wirkliche Lösung. Bei diesen Sicherheitsmaßnahmen denke ich mir dann immer: Super, der trägt den Sprengstoff an seinem Körper. Wenn da Polizei oder andere Sicherheitskräfte was mitbekommen und eingreifen wollen zieht der schwupps am Faden und jagt sich mit allen anderen um ihn rum in die Luft.

Man ist doch irgendwie absolut machtlos gegen sowas. Man kann das nicht verhindern. Aber man kann sich doch auch nicht beugen. Man kann aber auch keinen Krieg starten. Was bitte kann man denn? Ich spüre bei allen Gedanken um das Thema nur Verzweiflung... :-[

A.n.j.a

Ich lese und spüre Deine Verzweiflung.  Ich verstehe sie sehr gut.

Und ich bin einerseits froh, dass sich so sehr damit auseinandergesetzt wird.

Andererseits kann man eben, wie Du verzweifelt schreibst, leider diese fatalistische Attitüde von Selbstmordattentätern niemals nachvollziehen mit unserer Denke - und man wird sie niemals mit noch so ausgeklügelten und potentiell faschistischen Überwachungsmechanismen verhindern können.

Und genau deswegen macht der Welt-Artikel Sinn.

Wir sind hilflos. Wir sind angreifbar.

Eben weil wir nicht so straff durchorganisiert sind, weil wir unsere eigenen Komfortzonen haben, die diesen potentiellen Angreifern fremd sind.

Und daher haben sie genau das angegriffen. Restaurants, Cafés, Rockmusik, ein entspanntes Feierabend-Paris (hätte auch jede andere Stadt sein können, aber der Symbolfaktor, da kennen sie sich wieder enorm aus. Paris, ausgerechnet. Verunsichern wir  doch mal die ganze Welt.)

Ganz grosse Scheisse. Perfide.

Wenn wir jetzt nicht den Kopf hochhalten und sagen "IHR KÖNNT UNS MAL", dann können wir uns auch für die nächsten 30 Jahre einschliessen.

Coney


Man kann so viel zu diesem Thema schreiben. Es ist einfach erschütternd, in was für einer Welt wir leben. Mir macht eine Vermischung der Debatte um das Flüchtlingsthema mit den Anschlägen Angst. Und ich finde es sehr bedenklich, einen Gewaltakt mit Gegengewalt zu beantworten.

SarkanaM

Zitat von: Coney am 16. November 2015, 08:48:54
Und ich finde es sehr bedenklich, einen Gewaltakt mit Gegengewalt zu beantworten.

Ja, aber mit dem IS verhandelt ja niemand. Was sollen sie also tun?
Natürlich beantworten sie die französische Werbekampagne für die Rafale-Kampfjets französischen Luftschläge in Syrien mit Gegengewalt.  :-X :-X


Ich warte ja noch darauf, dass jemand um die Ecke kommt und "mehr Massenüberwachung" schreit. Hatten wir ja lange nicht und hat, wie man wieder sieht, auch überhaupt keinen Mehrwert.

@Dance: Terroranschläge kann es immer überall geben. Man kann sich nicht 100%ig dagegen schützen. Wir haben nur so lange in Frieden gelebt, dass wir uns nicht mehr daran erinnern (wollen). Terror in Europa ist doch schon immer da, denkt mal an die IRA, RAF...

Ich fand ja den Satz von Martin Schulz gut (so in Richtung aller, die jetzt die Flüchtlingsströme wieder eingrenzen wollen):
ZitatDas, was wir in Paris erlebt haben, ist in Aleppo Alltag.
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"In the age of information, ignorance is a choice."

Coney


@Sarkana: Naja, die grundsätzliche Frage, die sich mir stellt, ist, was nützt es, diese Luftangriffe zu fliegen? Wem bringt es etwas, wenn noch mehr Menschen sterben? Wer kann ausschließen, dass dabei nicht noch weitere unschuldige Zivilisten/Kinder ihr Leben verlieren?

Der IS kann nicht mit einer solchen Aktion ausgelöscht oder eingeschüchtert werden. Insofern sehe ich hier hauptsächlich das Ansinnen nach Vergeltung und Rache zu befriedigen. Und mich persönlich befriedigt es in keinster Weise, wenn noch mehr Menschen sterben.

Will sagen: Ich habe keinen Alternativvorschlag, aber ich habe die Nase voll von Gewalt, Gegengewalt, Menschen, die aufgrund von Gewalt ihre Heimat verlassen müssen, Hass, Unschuldigen, die ihr Leben verlieren.

Ich bringe meinen Kindern bei, Gewalt ist nie die Lösung, Rache keine feine Art - wie soll man denen bitteschön erklären, was da abgeht? So bin ich überhaupt nur auf den Gedankengang gekommen. Meine Tochter hat das gestern mit den Luftangriffen gehört, sie fragte nach, ich habe es ihr erklärt, und sie schaut mich an, und sagt: "Ich verstehe nicht, was das jetzt bringt. Die armen Menschen sind doch schon tot, und die bösen Männer werden so nur noch mehr sauer. Ist das, weil die Chefs von dem Land sagen, das lassen wir uns nicht gefallen? Erklär mir das bitte mal Mama."

Glucke1975

Ich finde dieses Thema genauso beängstigend wie verwirrend. :-[

Mir macht Angst, wie schnell so etwas gehen kann, und wie wenig wir eigentlich dagegen tun können. Mir macht Angst, dass diese Menschen unter uns verweilen, vielleicht sogar Kontakte zu unsereins haben, und trotzdem am Ende, ohne mit der Wimper zu zucken, sich selber vor deiner Nase umbringen und dich mitreißen würden, weil sie so fanatisch sind. :-\
Auch Zeitungsartikel aus der renommierten Zeitung FAZ lassen einen erschaudern.
Zitat:
ZitatNach Informationen der Zeitung ,,Le Figaro" umfasst die von den französischen Geheimdiensten geführte Datenbank für radikalisierte Personen (,,fichier des signalés pour la prévention et la radicalisation à caractère terroriste") inzwischen 11.400 Namen. Eine systematische Überwachung dieser großen Zahl von islamistischen Gefährdern sei nicht möglich, sagte kürzlich der Anti-Terror-Koordinator der Regierung, Loic Garnier. Zwischen 20.000 und 40.000 Geheimdienstagenten seien nötig, um alle Gefährder zu überwachen. Die französischen Geheimdienste beschäftigen nach der im Januar angekündigten Aufstockung 6.500 Beamte.

Und es verwirrt mich, weil ich im Moment nicht weiß, was ich denken soll.
Und ich muss gestehen (auch wenn ich dafür wahrscheinlich jetzt in der Luft zerrissen werde), dass ich manchmal tatsächlich ein wenig schwanke und mich dazu hinreißen lasse, zu denken, dass durch den Flüchtlingstrom weitere Gefahren auf uns zukommen. Diese Debatten darum werden mit Sicherheit auch von weniger Intelligenten Menschen angeführt und mit Nicht- oder Halbwissen genährt.
Aber es gibt durchaus intelligente Stimmen, die nachvollziehbar Ängste schüren. Z.B. ebenfalls aus der FAZ zitiert:
Zitat
Der Massenhafte Zustrom von jungen Männern aus den Krisen- und Kriegsgebieten des Nahen und mittlerwen Ostens treibt vielen deutschen Sicherheitsfachleuten Schweißperlen auf die Stirn: nicht, weil sie fürchteten, dass die Trecks zur Hälfte aus schon zu allem entschlossenen Fanatikern bestünden. Doch kommen da zuhauf Menschen ins Land, die jene Paralellgesellschaften vergrößern könnten, die es in Deutschland gibt, mehr aber noch in den Vorstädten Frankreichs. Die sind so verschlossen, dass es selbst den wenig zimperlichen französischen Sicherheitsbehörden nicht gelingt, sie in der nötigen Weise zu durchleuchten und zu kontrollieren. Für die Werber des islamistischen Terrorismus aber sind die Ansammlungen von leicht radikalisierbaren und von Gewalterfahrungen geprägten zornigen jungen Männer ein ideales Terrain.

Der gesamte Beitrag ist natürlich noch aussagekräfter (Weltkrieg von Berthold Kohler). Aber ich kann die Ängste Einiger daher schon verstehen. Denn selbst ich ertappe mich ab und zu dabei, ähnlich zu denken. Ich lebe nicht danach, aber meine Ängste spielen mir Streiche. :-[
Ehem. brittchen :)
Wieder da, aber nur ein ganz kleines bißchen. ;)


Honigbluete

Geradezu dem letzten Teil deines Beitrages kann ich nur sagen, dass es da an uns liegt, dass solche Milieus gar nicht erst entstehen bei den jetzt kommenden Flüchtlingen! Daher ganz wichtig: Kontakt aufnehmen, sie willkommen heißen, Chancen auf Integration erhöhen durch Sprachkurse, Arbeitsmöglichkeiten etc.
Ich wollte es lange nicht wahrhaben, aber es gibt diese Parallelgesellschaften auch schon länger bei uns. Bis ich dann Kinder kennenlernte, die in D geboren und aufgewachsen sind, aber kein Wort Deutsch sprechen. Und das kurz vor Schuleintritt. Deren ältere Geschwister zur Schule gehen, also durchaus Kontakt zur deutschen Gesellschaft besteht. Dann die unterschwellige Ablehnung des deutschen/europäischen/westlichen Lebensstils, das notgedrungene Arrangieren mit den deutschen Gesetzen und Regeln... Diese Gruppen sind GsD klein, hoffen wir, dass es so bleibt!

Glucke1975

#92
Honigblüte, wir engagieren uns, und direkt in dem Einfamilienhaus nebenan wohnt auch seit Kurzem eine syrische Familie, zu der wir Kontakt haben.
Trotzdem schützt es mich nicht davor, manchmal emotional und verängstigt zu denken. Denn gerade durch den Kontakt mit diesen Menschen merke ich, wie anders sie doch denken, wie traumatisiert sie sind. Sie schotten sich komplett ab, haben ihre Vorhänge und Jalousien dauerhaft geschlossen, sind kaum draußen, trotzdem sie 3 kleine Kinder haben, wovon 2 in die Kita gehen.
Ich würde nicht sagen, dass sie deshalb gefährlicher sind als andere. Aber viele von Ihnen sind durch ihre Erlebnisse mit Sicherheit anfälliger für diese Paralellgesellschaften, als wären sie aus anderen Gründen zu uns gekommen. :-\
Gerade deshalb darf eine Ghettoisierung (sagt man das so?) nicht stattfinden. Denn dort besteht die Gefahr noch einmal mehr, dass sich Gruppen zusammenfinden.
Aber bei den Massen, die im Moment nach Europa kommen, wird sich das wohl kaum vermeiden lassen. :(

Ich finde es sehr schwierig, mit diesen Menschen umzugehen, ohne Gefahr zu laufen, dass man sich mißversteht. Ich versuche mich mit deren Kulter auseinanderzusetzen, um sie nicht irgendwie zu verletzen oder etwas Falsches zu machen oder zu sagen. Einfach, weil wir so unterschiedlich sind, und sie einen kaum an sich ranlassen. Ich hoffe, das ändert sich, sobald sie länger hier sind, sich eingefunden und evtl. psychologische Unterstützung erfahren haben. :-[

Edit: dabei fällt mir gerade auf, dass ich die seit Freitag Abend gar nicht mehr gesehen habe. Zufall? Oder trauen sie sich evtl. nicht raus, weil sie glauben, man würde sie mitverantwortlich machen? Wie soll man damit umgehen? :-[
Ehem. brittchen :)
Wieder da, aber nur ein ganz kleines bißchen. ;)


scarlet_rose

 Gleich geht es los. Um 15.00 geht der Flieger nach Paris und um 19.30 fliegen wir dann weiter. 3 Stunden am Flughafen.
Und das sehr am 2.Dezember. Ich bin sehr nervös und angespannt, was und da am Flughafen erwartet.
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Glucke1975

scarlet_rose: ich drücke die Daumen, dass alles glatt läuft, und ihr die Hochzeitsreise von Anfang an genießen könnt.
Ehem. brittchen :)
Wieder da, aber nur ein ganz kleines bißchen. ;)


lotte81

Ich wünsche dir eine schöne Reise, scarlet

Mir geht es einerseits wie dance.... JA, ich verstehe, dass wir jetzt nicht aus Angst uns einbuddeln sollen, weil dann können wir auch direkt sagen: Ja, bitte wir schließen uns dem Kalifat an...dann sind wir nämlich schon so unfrei , wie man es nur sein kann.... Dass wir unseren Lebenstil verteidigen müssen... Aber nach dieser plumpen Weisheit hört es bei mir auch auf...denn wie verteidige ich meinen Lebensstil? Mit Gewalt in Syrien gegen Extremisten? Mit mehr Überwachung durch den Staat (was wiederum besondern grotesk ist.... wir bekämpfen dann quasi die eine Unfreiheit mit einer zweiten...).... Selbstbewusstsein? Unseren Lebenstil verteidigen dadurch das wir ihn leben....ehm, und dann? Da hab ich das gleiche Fragezeichen im Kopf, wie dance...steht dann da der Extremist mit seinem Gürtel und denkt sich: Die sieht so Selbstbewusst aus, wie sie da ihren Lebensstil lebt und verteidigt...lassen wir sie mal..... IM GEgenteil- genau dieses Selbstbewusstsein will er ja angreifen.... Also doch einbuddeln vor Angst...Aber auch da wieder 'Unfreiheit'....hat alles was von "Das kleiner Übel wählen" oder den Teufeln mit dem Beelzebub austreiben......

Und dann sehe ich grad die Franzosen und denke: Huch, jetzt wollen sie es aber wissen.... Da wird mal munter drauf los gebombt (Wenn die Ziele ja schon vor den Anschlägen bekannt waren, warum wurden sie nicht da schon zerstört, wennn es doch sinnvoll erscheint? Oder geht es nur um Rache und Menschen beruhigen...und Rache) ....dann die ganzen Razzien und Verhaftungen....sicher richtig, aber auch da frag ich mich: Was machen wir denn mit diesen zig- tausend Menschen zukünftig? Wir können sie ins Gefängnis stecken - aber viele haben ja noch  nichts gemacht, also wie lange? 1 Jahr? 2 Jahre? Selbst die Attentäter selber kommen ja irgendwann frei..... Und dann? Meint ihr, dass die dann resozialisierte Weltbürger sind?
DAnn wiederum habe ich aber "Hoffnung" wenn ich an Deutschland nach dem zweiten WK denke (oder jedes andere VOlk nach anderen Kriegen)...da haben sich die Menschen ja auch nicht grad mit Ruhm bekleckert, was den sozialen und freundschaftlichen Umgang mit Andersdenkenden und "randgruppen" oder Feinbildern anging..... Dennoch gab es immer auch ein Leben nach dem Krieg, in dem dann die Menschen wieder vernünftig miteinander umgingen.... Aber funktioniert das beim IS? Wir sprechen ja nicht von einem Land, das man zurückerobern oder überrennen kann, sondern von Splittergruppen.....
Und bei aller Überwachung, kann man evtl. vieles Verhindern, aber man wird nie verhindern können, dass jemand spontan zu etwas entscheidet..... Nicht ein IS Terrorist und nicht irgendjemand anders.....

Was mir immer wieder in den Kopf schießt derzeit ist: Wie dicht wird der Krieg kommen? Die Kriegserklärung von Hollande war ja eher symbolisch -hoffe ich..... Aber wenn wir eingefordert werden - wie sicher sind wir dann hier vor einem tatsächlichen Krieg?

Und wie lässt sich dieser IS am Ende stoppen? Mit wem muss man zusammenarbeiten und wer ist da Verhandlungspartner? Ich fürchte, wenn man sich auf kriegerische Akte verlässt, ist es wie eine Hydra.... Reicht da die immer wieder zitierte Bildung? Muss man dafür den Islam wirklich begrenzen (Stichwort Burkaverbot - oder sogar Kopftuchverbot) oder die Menschen nicht wirklich einbinden, respektieren und tolerieren.... und wie weit muss diese Toleranz dann wiederum gehen?
Auch dem geplanten Verbot radikaler Moscheen stehe ich ambivalent gegenüber....ist es sinnvoller das ganze in den Untergrund zu treiben? Oder bringt es wirklich was? Andererseits kann man dem Treiben natürlich auch nicht zuschauen...

Ich bin ehrlich froh nix mit politischem Wirken am Hut zu haben.... So unfähig viele unserer Politiker sind (und so kurzsichtig) so undankbar ist der Job glaub ich derzeit...... WEil jetzt einfach so viel aufgearbeitet werden muss, das jahrzehnte schlichtweg verpennt wurde.
03/2006 ♂️
03/2008 ♀️
10/2018 ♀️

teddybaer

*offtopic:

Danke für den Direktlink zu diesem Thread neben dem EO Logo!

Glucke1975

lotte81, ich bin auch ehrlich froh, nicht politisch involviert zu sein, und deine Fragen sind auch meine Fragen. Beantworten kann ich aber auch keine davon. :-[

Ich habe derzeit Angst vor dem Fremden und nicht Greifbaren. Angst, dass all das Leid und der Krieg bis zu uns kommt. Und daher habe ich im Moment eine andere Sicht auf alles als noch vor ein paar Tagen. Wie ich oben schon schrieb kann ich mittlerweile die Bedenken einiger sehr gut nachvollziehen, da sie auch in mir aufkeimen.
Aber ich habe gerade einen Artikel gelesen, der mich wieder ein wenig wachrüttelt. Denn nicht nur ich habe Angst, sondern alle. Auch alle diejenigen, die vor all dem Leid und Elend geflüchtet sind, auf Schutz gehofft hatten und nun wieder keine Ruhe finden, weil es sie bis hierhin verfolgt. Und auch diejenigen, die dem muslimischen Glauben angehören und daher fälschlicherweise verurteilt werden. Es tut mir leid für jeden, der aufgrund der derzeitigen Lage vorverurteilt wird.

Ich hoffe, dass wir alle es schaffen, keinen weiteren Hass zu schüren, und Unbeteiligte auch als solche betrachten können. Dabei schließe ich mich nicht aus.

Hier ein schöner Artikel dazu:
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Ehem. brittchen :)
Wieder da, aber nur ein ganz kleines bißchen. ;)


Fliegenpilz

Hier wurde es heute in der Schule thematisiert laut unserer großen Tochter.
Es wurde darüber gesprochen was geschehen ist und wie viele Tote und Verletzte es momentan laut aktuellem Stand gibt. Es wurde darüber gesprochen was nun gerade in Belgien los ist (Fahndung, Hausdurchsuchung, Festnahme, vermehrte Kontrollen). Es gab eine Schweigeminute.

Es gibt eine betroffene Mitschülerin, die hat Angehörige bei den Anschlägen verloren - so erzählte es unsere große Tochter.

guest1707

Bei meiner Großen wurde 1 Schulstunde darüber gesprochen, erklärt und sich ausgetauscht. Es flossen sogar Tränen bei 1-2 Mädchen.
Sie haben gestern schon intensiv über WhatssApp geschrieben und viele haben einfach Angst große Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte zu besuchen.
Klar sollten wir keine Angst haben dorthin zu gehen, aber ich kann die Kinder wirklich sehr gut verstehen. Mit 10/11 fährt der Kopf sicher Achterbahn bei solchen Nachrichten.

Fragen wie: Mama wo bin ich sicher? Sind wir zu Hause sicher? Wieso machen die das? uva