Eine akute Mittelohrentzündung muss nicht in jedem Fall direkt mit Antibiotika behandelt werden. Ich kopiere mal einen Auszug aus den DEGAM Therapierichtlinien:
Unsere Empfehlung für die Praxis lautet:
Bei Patienten ohne Risikofaktoren mit einer unkomplizierten akuten Otitis media sollte zunächst eine symptomatische Behandlung mit systemischer Analgetikagabe durchge- führt und auf die sofortige antibiotische Therapie verzichtet werden. Bei Kleinkindern ist die Indikationsstellung je nach Alter und Diagnosesicherheit spezifisch zu stellen.
Analgetikagabe: Paracetamol bis max. 60mg/ kgKG/ d (3-4 x 10-15mg/ kgKG/ d) oder Ibuprofen bis max. 20-30mg/ kgKG/ d (verteilt auf 3-4 Gaben/ d)
Die sofortige Verabreichung von Antibiotika hat keinen Einfluss auf die Schmerzen inner- halb der ersten 24 Stunden. Der Nutzen eines Antibiotikums ist nur bezüglich der Schmer- zen ab dem 2. Behandlungstag in geringem Maße nachgewiesen.
Selbst bei Fieber und/oder Erbrechen ist es vertretbar, die ersten 24-48 Stunden unter Be- obachtung des Kindes abzuwarten und erst bei einer Verschlechterung der Symptome oder einer ausbleibenden Besserung Antibiotika zu verordnen.Allerdings bedarf es, auch aus forensischen Gründen, einer guten Aufklärung und Absprache mit den Eltern!Ist eine Wiedervorstellung in der Praxis nach 48 Stunden nicht möglich (z.B. Wochenende), empfehlen wir bei guter Mitarbeit der Eltern die vorsorgliche Ausstellung eines Antibioti- kum-Rezeptes mit ausführlicher Aufklärung über Anwendungsbeginn, Dosierung und mögliche Nebenwirkungen.
Bei weiterhin bestehenden Ohrenschmerzen nach 48 Stunden empfehlen wir folgende An- tibiotikatherapie:
1.Wahl: Amoxicillin50mg/kgKG/d(2-3Einzeldosen)über7Tage*
2. Wahl : Orales Cephalosporin der Gruppe 2.: z.B. Cefuroximaxetil 20-30 mg/kgKG/d
Bei Vorliegen von Allergien gegen Penicilline/Cephalosporine Makrolid: z.B. Erythromycin über 7 Tage
Bei persistierenden Beschwerden nach Beendigung der antibiotischen Therapie ist eine Wiedervorstellung in der Praxis notwendig. Bei Verschlechterung unter antibiotischer The- rapie sind ggf. HNO-Kollegen hinzuzuziehen.
Bei Patienten mit einem erhöhten Risiko (AOM mit Otorrhoe, jünger als 24 Monate mit beidseitiger AOM, Begleit-/ Grunderkrankungen, rezidivierenden Infekten, Paukenröhr- chen, Immunsuppression, schlechtem Allgemeinbefinden, hohem Fieber, anhaltendem Erbrechen und/oder Durchfall) ist eine sofortige antibiotische Therapie einzuleiten. Bei Säuglingen zwischen 6 und 24 Monaten, die nicht schwer krank sind (kein Fieber, kein Erbrechen), kann eine engmaschige Befundkontrolle (innerhalb von 24 Stunden) vor einer antibiotischen Therapie erwogen werden. Die engmaschige Kontrolle kann notfalls auch durch eine kurzfristige telefonische Kontrollbefragung der Eltern erfolgen, wenn die Eltern gut aufgeklärt und kooperativ sind.
DEGAM-Leitlinie Nr. 7: Ohrenschmerz
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DEGAM-Leitlinie Nr. 7: Ohrenschmerz
*ggf. in Kombination mit Clavulansäure nur bei bekannten Resistenzen gegen ß- Laktamase-bildende Keime oder Therapieversagen. Die Dosis von Amoxicillin kann auf 80- 90 mg/kg/Tag erhöht werden bei Kindern, die in den letzten 30 Tagen mit Ampicillin vor- behandelt waren, bzw. einen kürzlichen Aufenthalt in Ländern mit hohen Raten an Penicil- lin-resistenten Pneumokokken hatten.
Für die Behandlung von Kindern mit AOM liegt eine spezifische Übersicht vor.52 Cave: Kein Einsatz von Amoxicillin bei Verdacht auf Pfeiffer-Drüsenfieber!
Begründung der Empfehlungen
Die akute Otitis media ist eine in der Regel selbstlimitierende Erkrankung und heilt in 78% der Fälle innerhalb von zwei bis sieben Tagen spontan aus. Insofern sind bei der Behand- lung verschiedene Ziele abzuwägen:
• gegenüber dem natürlichen Verlauf zeitgerechte und möglichst frühzeitige Symp- tomverbesserung,
• Verhinderung von Folgeerkrankungen und Komplikationen,
• Verhinderung von Rezidiven und Chronifizierung,
• das Angebot einer nebenwirkungsarmen und vor allem bei Kindern familiär kompa- tiblen Behandlung.
Diese Ziele sind nicht immer vollkommen in Einklang zu bringen – nicht selten ist die Präfe- renz der Eltern/Betreuer hier mit Grund ausschlaggebend (partizipative Entscheidungsfin- dung).
Wir machen auch Zwiebelsäckchen auf die Ohren, Nasenspray und dann bei Bedarf Schmerzmittel.
Gute Besserung!
Wir auch. Als Schmerzmittel würde ich Ibuprofen statt Paracetamol nehmen.