Eleonores Geburt - leider ein Albtraum

Begonnen von Mondlaus, 08. April 2012, 08:39:02

« vorheriges - nächstes »

Mondlaus

Nach 6 Monaten kann ich endlich darüber schreiben. Nur Vorweg, mittlerweile ist alles gesund und munter, sowohl bei mir als auch bei der Kleinen Maus, es gab also doch ein Happy End. Trotzdem war es ein holpriger Start ins Leben bzw. Mutter sein.

Erst einmal die Vorgeschichte. Wir haben vier Jahre versucht, ein Baby zu bekommen. Ich hatte vier Fehlgeburten, die letzte war im Juli 2011. Nur durch eine Autopsie haben wir herausgefunden, dass es ein Junge geworden wäre, wir haben ihn Linus genannt und er wurde, im Gegensatz zu den anderen, in einem Sammelgrab beigesetzt. Nochmal wollten wir das aber nicht mitmachen, deshalb hieß es für uns erst einmal, Abklärung der Fehlgeburten (wir hatten lange in Australien gelebt, wo das nicht gemacht wurde). Alles wurde getestet – Hormone, Schilddrüse, Zyklus, Ovulation, alles ok. Bei der Blutgerinnungsanalyse kam ein leicht erhöhter Wert eines Faktors raus, laut FÄ war das allerdings nicht bedenklich und sicher nicht der Grund.

Leider hatten wir uns in dieser Zeit sehr auseinander gelebt. Deshalb hatte ich den Entschluss gefasst, ich gehe wieder zurück nach Australien, wo auch bereits ein Jobangebot vorlag. Nach 8 Wochen Australien musste ich wegen einer Visums-Formalität wieder nach Deutschland zurück, es sollte nur für wenige Wochen sein. Mein Mann und ich waren ein bisschen übermütig und haben Wiedersehen gefeiert und siehe da ;) Rückkehr verschoben s-:)

Die FÄ war natürlich nicht begeistert, musste man doch wieder ein FG erwarten. Da der leicht erhöhte Wert der Blutgerinnung unser einziger Anhaltspunkt war, haben wir angefangen, Heparin zu spritzen. Trotzdem, oder gerade deshalb, hatte ich in den ersten Wochen viele Blutungen und jede Menge Schreckensmomente, aber die Schwangerschaft hielt. Zwischen der 12 und der 22 Woche war es eine Traumschwangerschaft, dann fingen aber frühzeitige Wehen an, und bis zur 33 Woche musste ich deshalb immer wieder stationär aufgenommen werden. In der 35. Woche wurde ich schließlich entlassen mit den Worten, nun kann sie ja kommen. Einen Tag später beim FA allerdings das nächste Problem – im KH wurde übersehen, dass ich kaum noch Fruchtwasser hatte. Gut, dass ich die Krankenhaustasche noch nciht ausgepackt hatte, denn es ging zurück. Allerdings nur für ein paar Tage, danach durfte ich heim, musste aber täglich zum US kommen. Wenn das Baby nicht mehr in einem bestimmten Maß wachsen würde bzw das Fruchtwasser gänzlich  verschwinden würde, müssten wir einleiten. Das war genau bei 36+4 soweit.

Ich sollte also bei 37+0 zur Einleitung kommen. Überall hatte ich Berichte über Einleitung gelesen bei Geburtsunreifem Befund. Aucn der Arzt meinte, ja, wahrscheinlich zieht es sich ein paar Tage und zu 80 % klappt es auch nciht mit ner Einleitung, aber wegen den Natürlichen Geburt kann man ja mal versuchen Zwei Freundinnen hatten mir Horrorstories erzählt. Ich bin so schrecklcih Schmerzempfindlich. Bei 36+6 bin ich ins Krankenhaus und bettelte um einen Kaiserschnitttermin. Habe ich dann auch bekommen für 37+1, aber man hat richtig gemerkt, was die Belegschaft im KH davon hält. :-[

Am Tag des KS wurde ich dann nach ner durchgemachten Nacht zum CTG gefahren. Mein Mann war dabei und mir ging es ganz schlecht. Nicht nur wegen meiner Entscheidung, hinter der ich immer noch nicht zu 100% stand. Sondern auch, weil ich Angst um das Baby hatte, denn man wusste ja nicht, weshalb das Fruchtwasser weg und das Wachstum stillgestanden hatte. Es hätte was an den Nieren sein können, eine Trisomie... Hatte natürlich zu viel gegoogelt. ;)

Dann gingen meine Ringe nicht aus. Es war Sommer, die Finger angeschwollen, wir haben Eis drauf getan, bis ich meinen Finger nicht gefühlt hatte. Vor mir der Chefarzt, der rumgemeckert hat, er müsse jetzt anfangen, daneben die Hebamme, die mir die Nachteile bei einem Kaiserschnitt erläutert hatund mich tatsächlich noch zur Einleitung überreden wollte. Das war echt das letzte, das man vor solch einer OP hören will. Hatte einen völligen Nervenzusammenbruch. Dann kam zum Glück eine Recht nette Ärztin, die gemeint hat, wir ziehen das jetzt durch, so! Das hat mir wieder neuen Mut gegeben und mir ging es schon fast wieder normal, als sie mich dann in den OP gerollt haben.

Also besonders toll ist das ehrlich gesagt nicht – man liegt mit gespreizten Beinen da, während ein Team von 12 Leuten hektisch umherläuft :-\. Die Schwester hat mich noch gefragt, wie das Kind heißen solle und meinte dann, ihre schrecklich Ex-Chefin hieße genauso. Naja.. ;)

Kind 2011
Kind 2014
...

Mondlaus

Es wurde dann schließlich die PDA gelegt (schmerzhaft war das nicht). Nur leider wollte mein Bauch nicht taub werden. Es wurde gezwickt und gekitzelt, aber mein Bauch war und war einfach nicht taub. Die Ärztin meinte später, ich hätte mir das wegen dem ganzen Stress nur eingebildet... Aber riskieren wollte es niemand. Irgendjemand sagte dann aus der Ferne: Vollnarkose. Ich wollte noch protestieren, ich glaube, ich habe ,,Och nö..." gesagt. Half aber nichts, der Anästhesist hatte bereits gespritzt. Und Tschüss!

Ungefähr 1,5 Stunden später bin ich aufgewacht, als man das Bett gerade über den Gang schob. Ich war sofort hellwach und meine erste Frage war: Ist das Kind gesund? Ich hatte ja immer noch Niereninsuffizien im Kopf... Und danach wollte ich natürlich wissen, ob es nun auch wirklich ein Mädchen war. Nach dem ersten falschen Outing hatten wir bereits alles Blaue wieder verkauft. Ja, war es:
Eleonore, 2500g, 48cm, am 4.8.2011 um 10.28

Wir kamen schließlich in einen Raum, wo mein Mann ganz verdattert mit einem kleinen Bündelchen saß. Dieses wurde ausgepackt und mir auf den Bauch gelegt. Ganz ehrlich, ich kann mich an diesen Moment nicht erinnern. Ich hatte auch keinen Einschuss von Endorphinen, ich hatte überhaupt nichts gefühlt. Ich wollte die Kleine nach 10 Minuten wieder abgeben, denn mir erschien es auf einmal wichtiger, meine Mutter anzurufen. Die Hebamme hatte mir danach erklärt, es läge  an den Hormonen und kommt nach der Kaiserschnitt öfters vor. Echt blöd, die Bindung kam erst nach und nach. :(

Die nächsten Tage waren so, wie sie eben nach einem Kaiserschnitt sind: stressig, schmerzhaft, aber schön. Eleonore war zwar klein, aber gesund und hatte nur leichte Gelbsucht. Leider trnak sie zu wenig. Ich hatte bereits am 2. Tag einen massiven Milcheinschuss. Mein A-Körbchen ging hoch auf D, viel zu viel Milch. Mir tat einfach alles weh, aber ich durfte nicht abpumpen, es sollte sich ja so regulieren..Nachts habe ich mich heimlich ins Appump-zimmer geschlichen vor Schmerzen, aber ich wurde erwischt ;D. Während der ganzen Zeit hat mein Mann sich super um die Kleine gekümmert, also bis dahin hat er sich noch toll verhalten, und das mit Bänderriss! Er hat sie immer von meinem Zimmer auf die Neugeborenenstation geschoben und zu all den Untersuchungen.

Am Tag der Entlassung meinte ich noch, mir ginge es nicht gut. Wieder sprach die OÄ davon, dass ich mich zu leicht stressen lasse und die Schwestern meinten, wegen der Brust solle ich Quark und Kohlblätter probieren. Einmal Fieber messen hätte gereicht, aber irgendwie wurde das verpasst. Man hat mir dann noch irgendwelche Kügelchen mitgegeben und meinte, das würde reichen: "Nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen", meine die Schwester noch. Das ist auch einer der Hauptgründe, weshalb ich jetzt eine Abneigung gegen Homöopathie habe :(

Die nächsten Tage versuchte ich krampfhaft, die gute neue Mutti zu sein, aber zu meinem Ärger ging es nicht. Ich war die ganze Zeit total abgeschlagen. Mein Mann war sehr verärgert, denn er hatte mich in der ersten Nacht 13 Stunden durchschlafen lassen, nur mit appumpen unterbrochen, und trotzdem musste ich mich tagsüber hinlegen. Und ständig die Raumtemperatur – es war meiner Meinung nach entweder viel zu heiß oder viel zu kalt, ich hatte Schweißausbrüche, 15 Minuten später brauchte ich den Heizlüfter.Ich hatte seit 20 Jahren kein Fieber mehr gehabt, ich wusste nicht, wie sich das anfühlt. ;)
Ich habe dann meinen Mann gebeten, mich ins KH zu fahren. Er meinte, das ginge nicht, denn er hätte diesen Abend ein wichtiges Fußballspiel, bei dem er Schiedsrichter ist, und er könne nicht auf die Kleine aufpassen.  :-(Er ist dnan auch gegangen. Hätte ich nicht so hinnehmen sollen, aber ich habe wohl auch nicht deutlich gemacht, dass es mir schlecht ging.

Als meine Mutter am 3. Tag nach der Entlassung angereist kam, konnte ich nicht mehr aufstehen. Ich hatte die Wickelunterlage vom Wickeltisch auf den Boden gelegt, denn ich konnte die Kleine nicht im Stehen wickeln. Meine Mutter hat sofort gesehen, dass da irgendwas nicht stimmt, und hat mich ins Krankenhaus zurückgebracht. Mein Mann blieb mit dem Kind zu Hause.Wieder musste ich mir anhören, ich stresse so viel... Langsam wurde es langweilig. Es wurde Fieber gemessen, 39,8. Aber auch das lag am Stress und am Milcheinschuss, angeblich. Dann aber wurden die Entzündungswerte genommen, und die waren anscheinend extrem hoch. Nur, die Kaiserschnittnarbe war es nicht, die schien okay zu verheilen. Mein Mann rief dann noch im Krankenhaus an und meinte, ich müsse mich selbst entlassen, denn er könne das nicht alleine mit dem Kind.

Was dann kam, weiß ich eigentlich nicht mehr. Man hat ein Antibiotikum nach dem anderen probiert, es wurde nicht besser, und ich war eigentlich nicht mehr wirklich wach. Das Fieber ging einfach nicht runter und war auf knapp 41 Grad, ich selbst hatte irgendwelche Halluzinationen. Ich kann mich nur noch an Schlaf erinnern und daran, dass mir so unglaublich kalt war nachts, und dann wieder so heiß. Irgendwann wurde dann festgestellt, es war eine diffuse Mastitis. Da war es leider schon eine Sepsis geworden und ich war auf der Intensivstation, wo dann letztlich ein Reserveantibiotikum angeschlagen hat. Danach kam noch ein langer Krankenhausaufenthalt, bis die Entzündung ganz weg war. Mein Mann hat sich zwar gekümmert, aber er hatte so seine ,,Aussetzer" – so kamen nachts um 3 schon mal SMS, dass das Kind ein ,,Alptraum" sei und er sie morgen einfach bei mir abstellen würde, denn sie hatte durchgeschrien. Das konnte ich wirklich nicht brauchen.

Über vier Wochen nach der Geburt kam ich nach Hause, total geschwächt und am Ende, mein Mann, der sich die ganze Zeit alleine und nur mit Hilfe der Hebamme um das Kind gekümmert hat, war ebenfalls fertig. Ich konnte zu meinem Baby lange keinen Bezug aufbauen und hatte auch keine Ahnung, was ich da eigentlich mache, ich bin die ersten Wochen in eine Postnatale Depression verfallen, die sich zum Glück gegeben hat. Zwar hat sich die Ärzteschaft des Krankenhauses bei mir entschuldigt und es wurde irgendeine Untersuchung in Auftrag gegeben. Aber ein schlechtes Gefühl habe ich trotzdem, wenn man mich nur am Anfang ernst genommen hätte mit den Schmerzen in der Brust, wäre das nicht passiert.

Auch mit der KK hatten wir einen Kampf, denn Hebammen sind für frische Mütter gedacht, nicht etwa für Kinder und Väter, deshalb wollten sie die Besuche nicht zahlen. Haben sie auch nicht, die Hebamme hat das letztlich pro bono gemacht.
Jetzt nach 7 Monaten ist wieder alles ok. Ironischerweise ist meine Brust ganz weg, aber mit dem Baby läuft alles super. Sie hat ihren etwas zu frühen Start aufgeholt. Nur mit meinem Mann hat es nicht mehr richtig hingehauen, wahrschienlich auch wegen dieser Sache, wir sind getrennt, auch wenn wir uns mittlerweile wieder annähren. Aber bis zum nächsten Kind lasse ich mir noch gaaaaaaaanz lange Zeit. S:D
Kind 2011
Kind 2014
...

hexe_mel24

Schön das es euch wieder gut geht. Ihr habt ja einiges erleben müssen. Genieß jetzt die Zeit mit deiner kleinen dafür umsomehr.

Sommernachtstraum

Es tut mir sehr leid, was Ihr alles durchmachen mußtet. Alles Gute für die Zukunft!  s-druecken
Ich bin eine gereifte Frau mit jugendlichem Aussehen. Und wenn Ihr das nicht glaubt, geb ich Euch die Nummer von dem Typen, der das gesagt hat!

Sweety

Was für ein Alptraum!!

Gut, dass ihr euch halbwegs erholt habt :-* :-* :-*

Sonne1978

Meine Güte, was für einen Mist hast Du da durchgemacht... Ich hatte auch nicht gleich das überglückliche, innige Muttergefühl zu meinen Töchtern. Mag am Kaiserschnitt gelegen haben, vielleicht auch Charaktersache?! Aber letztlich ist es doch schön, dass sich das von ganz allein entwickelt und am Ende doch eine innige Mutter-Kind-Beziehung entstehen kann.

Flower Eight Revival

Mensch, du hast wirklich einiges durchgemacht. s-druecken Ich kann dich so gut verstehen, auch wenn ich nicht mal im Ansatz all das erleben musste. Ein klitzerkleiner Teil würde auch zu meiner Story -Geburt meiner Tochter- passen inkl. Bindungsproblem. Zweites Kind kam allerdings aufgrund des Erlebten erst 6 1/2 Jahre später, ich war lang zum teil traumatisiert. Meine Tochter wog übriges 2410 g, war 47 cm groß und kam ebenfalls per KS (Not) zur Welt. Vom klitzekleinen Mäuschen (Gott, sie war so dünn und klein!) ist nichts mehr geblieben, ich hab nun eine ganz "große", wunderschöne (natürlich), schlaue und liebe Tochter. Wir sind uns sehr, sehr nah :D
Ich wünsche dir alles was du dir selbst wünscht, du wirst sehen...alles wird wieder gut.

mausebause

Oweia, ein Alptraum...schön dass sich alles zum Guten wenden konnte! :-*

Jen❤L❤L


ohje was für eine trauriger Start ins Familienleben  :-[  Es tut mir wirklich sehr leid das die Ärzte Dich nicht für voll genommen haben , echt unglaublich .  Das eure Beziehung darunter so gelitten hat ist verständlich und auch Dein Mann tut mir irgendwie leid  :-\ grad wenn so kleine Babys nächtelang durchweinen ohje ohje , kein Wunder das er Dir so ne SMS geschickt hat , da waren seine Kräfte bestimmt auch am bitteren Ende.

Ich hoffe und wünsche Euch von ganzem Herzen das ihr wieder zueinander findet und das ihr eure kleine süße Tochter zusammen genießen könnt.

Dark_Pegasus

Also sowas bestätigt meine Ansicht wieder sehr stark das viel Ärzte einen nicht für voll nehmen.
Schade das du so einen extrem harten Start hattest.
Find es beeindruckend das du das so gut wieder auf die Reihe bekommen hast.
Alles Gute weiterhin für dich und deine Maus.

LG