Doppelt so anstrengend, doppelt so schön - die Geburt unserer Zwillinge

Begonnen von Aureliana, 13. Januar 2015, 10:06:32

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Aureliana

Da man so vieles so schnell wieder vergißt, wird es nun höchste Zeit über die Geburt meiner Zwillinge zu schreiben :)

Schon in der 6. Woche sah man im Ultraschall zwei Herzen schlagen. Zugegeben – im ersten Moment war ich wirklich geschockt, mit allem hatte ich gerechnet nur nicht damit :o. Mein Mann hat aber zum Glück gleich mit großer Freude reagiert, seine Eltern ebenso und auch bei mir überwog bald die Freude.

Die Schwangerschaft verlief erstaunlich gut, obwohl ich mir immer wieder große Sorgen darüber gemacht habe, daß es vielleicht Frühchen werden oder sonst irgendwas nicht in Ordnung ist. Vor jeder Untersuchung war ich entsprechend nervös und meine Dezembermamas haben mich so manches mal beruhigen müssen ;)  :-*

Ich hangelte mich von Woche zu Woche, immer mit Teilzielen vor Augen, erst die 30., dann die 32., 34. und schlußendlich die heißersehnte 36. Woche, die es mir ermöglichte in meinem Wunschkrankenhaus zu entbinden. Bei der Voruntersuchung in der Klinik in der 36. Woche waren sich alle einig, daß ich es vaginal versuchen dürfe, beide Kinder lagen in Schädellage. Der Oberarzt gab mir maximal 10 Tage, er tippte auf Blasensprung, da die Platzverhältnisse schon sehr beengt waren, die Kinder gut entwickelt und ich mit meinen 1,58 m auch nicht die Größte bin. Es tat sich – nichts :P. Ich hatte weiterhin Vorsorge beim FA und als ich stramm auf die 38. Woche zumarschierte wurde entschieden, daß eingeleitet werden sollte. Ein Anruf in der Klinik und ich wurde auf den 10.11.2014 morgens in den Kreißsaal bestellt.   

Es sollte also los gehen...nach CTG und Untersuchung konnte ich wählen zwischen Wehentropf oder einem Bändchen mit Prostaglandingel. Ich nahm das Bändchen. Man sprach von 4-6 Stunden, bis die Wehen einsetzen sollten. Ab dem Nachmittag bekam ich ab und zu mal einen harten Bauch, aber nix, was in Richtung Geburtswehen ging. Gegen Abend kamen dann die ersten schmerzhafteren Wehen, ich machte mir Hoffnung, daß sich was getan hatte. Bei der Untersuchung dann die Ernüchterung, Befund unverändert. Hebamme und Ärztin waren sich sicher, das wird nichts mehr heute, ich soll versuchen zu schlafen und man würde dann am nächsten Tag mit dem Wehentropf weiter machen. Man hat dann noch drauf hingewiesen, daß auch eine Wehenschwäche aufgrund der überdehnten gebärmutter vorhanden sein könnte und es dann doch zum Kaiserschnitt kommen könnte. Genau das wollte ich natürlich nicht hören, ich war frustriert. Meinen Mann hab ich nach Hause geschickt, zum Oma und Opa ablösen, die sich um unsere Jungs kümmerten. Ich hab dann Abendbrot gegessen und den Fernseher angemacht. Passend lief diese Baby-Doku auf RTL2 und auf einmal bekam ich starke Wehen aus dem nichts heraus. Mit gemütlich auf dem Bett sitzen war schlagartig vorbei. Um 22 Uhr sollte ich nochmal in den Kreißsaal zum CTG schreiben. Die Wehen wurden stärker... Ich hab meinen Mann angerufen und gebeten zu kommen, da ich mir nicht mehr so sicher war, ob sich da nicht doch was tut. Im Kreißsaal dann die Bestätigung, regelmäßige Wehen auf dem CTG, Muttermund 4 cm auf – jawohl!!! Aber die Wehen waren heftig, maximal 30 Sekunden Pause waren dazwischen, zum erholen also keine Zeit. Ich hab ordentlich getönt und geschnauft, dank Kirschkernkissen und Gymnastikball war es eine zeitlang einigermassen erträglich doch dann wurden die Schmerzen immer stärker. Ich bat um ein Schmerzmittel, aber das homöopathische Zeugs was mir die Hebamme in den Zugang leerte hätte sie genauso gut in die Luft blasen können s-:), Linderung gab es keine. Nächste Untersuchung – Muttermund auf 7 cm

Aureliana

Ich jammerte nach einer PDA, die Hebi meinte nur, das schaffen sie ohne und bis jetzt der Zugang gelegt ist und die PDA sitzt, sind die Kinder schon fast da. Doofe Nudel dachte ich mir, dir bricht ja hier nicht das komplette Becken vor Schmerzen auseinander.
Ich wurde dann irgendwann aufs Kreißbett beordert, da mir leicht schwindlig wurde vom vielen veratmen. Kreißbett fand ich furchtbar, die Wehen waren nun fast unerträglich und ich wollte unbedingt diese verfluchte PDA. Da meinte die Hebi nur, der Muttermund sei so gut wie offen, es stünde nur noch ein Saum, sie würde nun die Ärztin verständigen. Gut, mach das...Dann standen auf einmal zwei Hebammenschülerinnen im Kreißsaal und fragten mich ganz lieb, ob sie dabei sein dürften, eine Zwillingsgeburt hätten sie noch nie gesehen. Von mir aus, mir doch sch***egal, wer hier noch alles dabei ist, ich will jetzt sofort diese verdammte PDA S:D. Irgendwie ging da keiner drauf ein s-:). Dann kam der Oberarzt hinzu, man schob ein Ultraschallgerät rein, irgendwo am Rande stand wohl auch der Inkubator für den Fall, daß es Komplikationen gäbe, hab ich aber erst hinterher entdeckt. Jedenfalls war auf einmal mächtig was los im Kreißsaal und ich wollte nur eins- ja was wohl – eine PDA ;D. Mittlerweile hatten die Preßwehen eingesetzt und war ich kurz davor noch der Meinung, daß die Schmerzen nicht mehr schlimmer werden konnten, so wurde ich eines besseren belehrt. Ich war nun wirklich an diesem viel besagten Punkt, wo ich felsenfest der Meinung war, daß ich es nicht schaffe, ich alle um mich Anwesenden verfluchte, und auch lautstark kund tat, daß ich jetzt sofort eine PDA will. Derweil rotierte das Baby mit seinem Kopf bei jeder Presswehe in meinem Becken, bis es endlich die richtige Einstellung gefunden hatte. Ich dachte ernsthaft, ich sterbe. Dann das Gefühl zu zerreißen, ein irrer wahnsinnger Druck herrschte in mir, dem ich kaum stand halten konnte. Der Oberarzt öffnete die Fruchtblase, sie wollte einfach nicht von selbst platzen, soviel dazu, daß man mal einen Blasensprung vorhergesagt hatte... Die Hebi forderte mich auf zu pressen was ging, mir war schwindlig, mein Mund komplett ausgetrocknet obwohl ich ständig trank, der Druck und der Wehenschmerz raubten mir schier den Verstand. Und dann auf einmal war dieser Druck nur noch halb so stark, der Kopf war geboren. Eine weitere Wehe und Noah, der erste Zwilling erblickte um 2:01 Uhr mit 48 cm und 2.810 gr das Licht der Welt :D. Er hat sofort kräftig geschrien und ich wußte – diesem Kind geht es gut. Mein Mann durfte die Nabelschnur durchschneiden, man hat ihn mir kurz gezeigt und gesagt, daß ich ihn sofort bekäme, wenn der zweite Zwillling auch geboren wäre. Ich dachte noch, oh sch* man und jetzt das ganze nochmal. Der Oberarzt verlangte nach dem Ultraschall um die Position des zweiten Zwilling zu bestimmen, die Ärztin richtete den Wehentropf und ich rief noch, nein keinen Wehentropf, dann wird´s ja noch schlimmer mit den Schmerzen. Das ich keine PDA mehr bekäme, hab ich nun begriffen – dies sei mal am Rande erwähnt ;) Aber bevor überhaupt Ultraschall gemacht werden konnte und der Tropf angeschlossen werden konnte bekam ich eine weitere Wehe und die Hebi untersuchte mich und rief da ist schon der Kopf. Man öffnete die zweite Fruchtblase und Silas rutschte nahezu schmerzfrei nur drei Minuten nach seinem Bruder um 2:04 Uhr mit 48 cm und 2400 gr hinterher. Er brauchte ganz kurz eine Sauerstoffmaske, da die Sättigung nicht bei 100% war und mußte etwas abgesaugt werden. Innerhalb weniger Minuten war die Sättigung optimal und auch er war topfit. Ich bekam nun beide Kinder in die Arme gelegt, ein unbeschreiblicher und unvergesslicher Moment :'( :-*. Die Hebammenschülerinnen bedankten sich überschwänglich bei mir, daß sie dabei sein durften, die Ärzte und die Hebamme waren total happy, daß es tatsächlich spontan geklappt hat und beglückwünschten uns mehrfach. Einen kleinen Dammriss mußte ich noch nähen lassen, dafür gab man mir dann gerne eine Betäubung ;) Während der ganzen Zeit, die ich noch im Kreißsaal verbrachte hatte ich die beiden zum Kuscheln in meinen Armen und angelegt wurden sie mir auch gleichzeitig. Gelungener hätte der Start ins Leben für uns alle nicht sein können :D

Ich kann es bis heute kaum glauben, daß ich beide in meinem Bauch hatte und ich bin unendlich dankbar und glücklich, daß sie gesund und munter zur Welt kamen. Auch wenn die Geburt anstrengend war und mich absolut an meine Grenzen brachte, so würde ich es immer wieder machen. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis. Und im nachhinein hatte die Hebamme natürlich richtig entschieden wegen der PDA, man hätte mir einen Wehenhemmer spritzen müssen, damit man die PDA hätte setzen können, da die Wehen in sehr kurzen Abständen kamen. Danach hätte man den Wehentropf anschließen müssen, damit es wieder weiter ginge und das alles hätte dann doch ein großes Risiko für Komplikationen und schlußendlich Kaiserschnitt bedeutet.

Nun sind die beiden schon einen Monat alt, und ich sag´s ehrlich, einfach ist es nicht mit vier Kindern, mir fehlen definitiv mehrere Arme und Hände, die Nächte sind zu kurz, die Wäscheberge zu hoch und dass ich überhaupt dazu gekommen bin, diesen Bericht zu schreiben, liegt da dran, daß die Zwerge noch friedlich im KiWa schlummern, hier eine Dorfhelferin für Ordnung sorgt und die Großen im Kindergarten sind. ABER ich möchte keinen einzigen Moment missen, es ist so besonders zwei Babys haben zu dürfen und ich bin einfach nur froh darüber, daß ich vier gesunde Kinder habe.

nicky

... so wie du bist, so und nicht anders sollst du sein ...
... so wie du bist, so bist du für mich der Sonnenschein ...






Magic

Respekt was du da geleistet hast :-* Und auch weiterhin leistet ;)
Die Geburt ging ja dann doch recht flott.


July


Honigbluete

Ein schöner Bericht und toll, was du da geschafft hast und noch schaffst! Und toll, dass es eine Dorfhelferin gibt, die euch unterstützt!


Lori+Annika+Nico

So ein schöner Bericht, nochmal herzlichen Glückwunsch zum Doppel-Glück  :-*
Wir vermissen dich so sehr * 05/09


Sammi


Sonne1978

Was für ein schöner, emotionaler und lebendiger Geburtsbericht :)

Lahanya

Wow! Was für ein toller Bericht! Hut ab das du das so geschafft hast!  :)

Herzlichen Glückwunsch!

Aureliana

Ich danke euch allen für die lieben Antworten und das positive Feedback :D

Zita78

Hach wie schön!!! Herzlichen Glückwunsch und ganz viel Spaß mit den beiden!!!!  :D

zweimalzwei

Als Mama von inzwischen 9-jährigen Zwillingen gratuliere ich auch ganz herzlich! Toll, dass du eine so schöne Geburt hattest. Meine mussten leider per Kaiserschnitt geholt werden...
LG Tina

Helena

Ich kann sehr gut nachvollziehen was Du leistest. Glaub mir man wächst mit seinen Aufgaben. Aber man wird auch sehr viel belohnt durch das Lächeln und die Dankbarkeit der Kinder.
Benjamin *17.10.2000 , 22. SSW
Josefina, *08.04.2003
Frederik, *02.01.2005
Mathilda, *11.03.2007
Paul-Elia, *28.03.2012
Victoria, *28.03.2012