Immersives Lernen in der Schule /Vorschule in der Schule

Begonnen von Sabrina, 15. November 2012, 14:38:31

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Sabrina

Hallo!

Hat jemand von euch Erfahrungen mit immersiven Lernen in der Grundschule?

Pro/Contra?

C.'s zukünftige Schule bietet das an und ich weiß noch nicht ob ich das gut oder schlecht finden soll.

Es ist zwar noch ein wenig hin, aber wir haben in 2 Wochen schonmal den Vorstellungstermin in der Schule und ich wäre gerne etwas vorbereitet.




Außerdem wäre ich an Erfahrungen zur Vorschule in der Schule interessiert. Wir wohnen in HH und da gibt es sowas. Wäre nett, wenn sich jemand findet, der mir dazu was schreiben kann. Vorzugsweise Hamburger ;)

Danke!

Nachtvogel

wie genau sieht das denn aus? In welcher Form wird das angeboten?
36+3 -> 2940g / 37+4 -> 3320g / 38+5 -> 3660g
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Sabrina

ZitatCa. 70% des Tages ist die Unterrichtssprache für die Kinder Englisch. Der Unterricht findet - wenn schulorganisatorisch möglich - in allen Fächern auf Englisch statt; nur das Fach Deutsch wird auf Deutsch unterrichtet.

Tini

Den Begriff habe ich vorher noch nie gehört, um ehrlich zu sein. Musste erstmal googeln.

Meine Tochter geht auf eine bilinguale Schule (deutsch-französisch) und es gibt 5 Stunden Französisch in der Woche sowie 5 weitere Stunden anderweitigen Unterricht (Musik, Sport, Sachkunde) in französischer Sprache. Es gilt das Prinzip "eine Person eine Sprache", d.h. dass im französisch-sprachigen Unterricht konsequent nur französisch gesprochen wird. Und angeblich soll das für die Kinder kein Problem sein. So wurde uns das zumindest beim Einführungelternabend erzählt.

In dem Kindergarten, in dem meine Tochter vorher war, gab es eine französische Erzieherin, die (relativ) konsequent französisch mit den Kindern gesprochen hat. Es wurden sehr viele französische Lieder gelernt, französische Bräuche und die Vorschulkinder hatten regen Kontakt (mit gegenseitigen Besuchen) den Kindern einer französischen Vorschule.

Keine Ahnung, ob das jetzt immersives Lernen ist, aber so ist es bei uns.

Die Praxis ist: die Kinder müssen erstmal lesen und schreiben in ihrer Muttersprache lernen. D.h. bisher gab es zumindest noch nie Hausaufgaben in französisch. Meine Tochter "erkennt" die Sprache, wenn sie französische Lieder im Radio zufällig hört oder irgendwer im Radio oder Fernsehen französisch spricht. Was der da erzählt, versteht sie nicht. Sie hat eine gute Aussprache und kann einige Worte (Farben, Tiere, Begrüßungs- und Abschiedsformeln) übersetzen bzw. weiss, was das jeweilige Wort in Deutsch und französisch heisst. Ansonsten steht eben jetzt erstmal lesen und schreiben und rechnen lernen in deutscher Sprache im Vordergrund.

Was das vorschulsystem in Hamburg betrifft, kann ich nichts sagen, ich war Anfang der 80er in Hessen in einer Vorschule, die an eine Grundschule angegliedert war. Ich fand das toll. Wir haben stundenweise richtig gelernt, also schreiben und lesen und ein bisschen rechnen und den anderen Teil der Zeit gespielt. War aber schon anders als das Vorschulprogramm, das meine Tochter im letzten Kindergartenjahr hatte. Denn dort waren die Vorschulkinder weiterhin in ihrer regulären Kindergartengruppe und haben lediglich eben ab und zu Vorschulaktivitäten gehabt (Besuch der örtlichen Grundschule, spielerisches Vorbereiten auf die Schule, Programm "hören - lauschen - lernen").
She *7/2006
He   *7/2014

Nachtvogel

hui, 70%... das ist aber viel  :o (nur feststellend, nicht bewertend gemeint)

Seit wievielen Jahren arbeitet die Schule in diesem System? Gibt es *Langzeitwerte*?
Welche Unterrichte werden auf Englisch unterrichtet? Wirklich ALLE ausser Deutsch?

Sind die Lehrpersonen native speaker? Also Muttersprache Englisch?
Wie ist die Organisation der Lehrpersonen untereinander?
Wird Hand in Hand gearbeitet?
Werden Themen (auch) fächerübergreifend ausgearbeitet?

Ich hab das ja 3 Jahre lang gemacht, also in Immersion unterrichtet (als native speaker Deutsch in einer französischsprachigen Schule).

Meine Erfahrungen sind SEHR positiv...ich würde meine Kinder SOFORT an so einer Schule anmelden wenn das möglich wäre!
(die, wo ich gearbeitet habe ist zu weit weg, das ist morgens LEIDER organisatorisch nicht machbar...ausserdem sits da ja umgekehrt...also Deutsch als die *Fremdsprache)

Die Kinder haben, verglichen mit gleichaltrigen von normalen Schulen, KEINEN schulischen Rückstand, das erlernen der Sprache geschieht völlig automatisch und wird von den Kindern garnicht als LERNEN gesehen,was SEHR wichtig ist für die Motivation!
Vokabeln pauken, Grammatik usw finden viele Kinder schrecklich und somit mögen viele Fremdsprachen nicht. Hier lernen sie sie aber spielerisch, einfach so im Umgang ohne direktes Lernen, ohne direkten Leistungsdruck.
Und je früher sie damit anfangen, desdo besser.

Die Kinder sind generell sehr motiviert und haben Spass daran. Ausserdem ist es wirklich erstaunlich, wie schnell die Kinder in diesem System lernen!
Arbeitete ich die ersten Wochen noch mit vielen Hilfsmitteln (Bilder, vorzeigen, Gestik usw usw) um den Kindern die Dinge verständlich zu machen, konnte ich eben diese schon nach wenigen Wochen nach und nach komplett abbauen! Die Kinder haben mich ganz schnell verstanden, die Eltern waren allesamt total baff!

Es gibt, einfach ausgedrückt im Gehirn ein Zeitfenster.
*Erlernt* man eine Sprache (und wir reden hier nicht unbedingt von nur 1-2 Einheiten pro Woche sondern von einem richtigen *Sprachenbad*) bevor sich dieses Fenster schliesst, werden diese Sprachen (und alle weitern Sprachen die man je erlernen wird!!!) für immer in nur EINEM Zentrum im Gehirn abgespeichert. Fängt das Erlernen der Sprache später an, bildet sich im Gehirn für diese Sprache ein neues Zentrum...und für jede weiter Sprache dann auch jeweils ein neues Zentrum.

Es ist also logisch, dass jemand, der ALLE Sprachen an einer Stelle abspeichert diese viel liechter abrufen/anwenden/erlernen kann, da die Wege, die das Gehirn für Verbindungen zurücklegen muss eben viel kürzer sind!
Jemand, der alles an einem Ort abspeichert erlernt diese (und jede weitere!) Sprache also wesentlich einfacher!



36+3 -> 2940g / 37+4 -> 3320g / 38+5 -> 3660g
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Sabrina

Tini und wie gefällt es dir bis jetzt so mit der bilingualen Schule? Glaubst du da kommt die deutsche Sprache zu kurz oder die Kinder könnten überfordert sein zu dem ganzen anderen noch eine Fremdsprache zu lernen? Oder läuft das wirklich so nebenbei bei deiner Tochter? Danke schonmal für deinen Post :)

Nachtvogel, die Fragen die du hier stellst, werde ich mir mal notieren und stellen, wenn wir zur Vorstellung in die Schule gehen. Danke!

Seit 2004 gibt es diese Englischklassen.

Was du hier schreibst gefällt mir gut sie für diese Klasse dann anzumelden. Ob man einen Platz bekommt entscheidet dann allerdings das Los (bei zu vielen Anmeldungen).

In der Vorschule, die dann auch in dieser Schule sein wird, soll es auch schon Englischbausteine geben.

Hat noch jemand Erfahrungen? :)

Tini

Ich finde es ansich eine gute Sache, so wie es im Moment aussieht, lernen sie Französisch eher so "nebenbei", also ganz spielerisch und somit ohne den Druck, den man sonst oft später hat mit Vokabeln lernen etc. Allerdings habe ich schon den Eindruck, dass der Stundenplan voller ist als bei anderen Schulen. Sie haben jeden Tag von 7.45 bis 12.20 Schule (5 Stunden), an 2 Tagen haben sie sogar 6 Stunden (bis 13.05). Das ist schon heftig. Ich habe auf jeden Fall nicht das Gefühl, dass sie mit Französisch überfordert ist, sondern wenn eher mit dem generellen Stoff (lesen und schreiben und rechnen lernen). Vor kurzem hatten sie einen ersten Französisch-Test, da hatte sie fast die volle Punktzahl. Und es macht ihr auch wirklich Spaß. Da mache ich mir die wenigsten Sorgen.

Wie gesagt macht mir der volle Stundenplan ein bisschen Sorgen (der sicher auch der Bilingualität geschuldet ist) und ich bin manchmal skeptisch ob da langfristig wirklich so viel hängenbleibt. Wir wohnen zwar nah an der frz. Grenze, aber meine Tochter kommt dennoch außerhalb der Schule so gut wie gar nicht mit der Sprache in Kontakt. Ich denke, einen bilinguale Schule ist sicherlich nicht verkehrt, aber ich weiss eben auch nicht, ob der langfristige Nutzen wirklich da ist. Dazu hat Nachtvogel sicherlich mehr Erfahrungswerte!
She *7/2006
He   *7/2014

Sandra + Jana + Kjeld

Unsere Tochter war hier in Hamburg in der Vorschule und uns hat es sehr gut gefallen.
Jetzt kommt dazu, das sie als Kannkind letztes Jahr in ihrer Kitagruppe einfach unterfordert war. Ich persönlich fand das Vorschulprogramm 3 x die Woche ne Stunde lächerlich aber das soll ja mittlerweile anders sein.

Das Heranführen an die Regeln, die in der Schule gelten und die Mischung aus schulischen Inhalten und Spielzeiten fanden wir sehr gelungen.

Wenn Du noch spezielle Fragen hast, versuche ich gerne zu helfen.

liebe Grüße

Sandra

Baerchen

Also ich hab zwar keine Ahnung, aber ich finde so wie Nachtvogel das beschreibt klingt das schon sehr gut. So der erste Eindruck zumindest.  :)
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Was für ein Luxus es doch ist, die Menschen die man liebt, im Arm halten zu können, wann immer man das Bedürfnis danach versp

ottili

Zu dem Unterricht kann ich nicht viel sagen, aber unsere Mädels gehen in einen bilingualen Kindergarten (Englisch) und gäbe es die Möglichkeit eine solche Schule zu wählen, würde ich es sofort machen!

Die Kinder lernen es ganz automatisch und auch wenn sie nicht (schon) auf Englisch antworten (können), sie verstehen alles (!) was die Erzieher sagen. Selbst Merle, die ja erst seit dem Sommer im Kiga ist, singt schon die ersten englischen Lieder.
In unserem Kiga ist es auch so, dass die Erzieher entweder nur Deutsch oder nur Englisch sprechen.
Keiner verlangt, dass du zaubern kannst, nur dass du es probierst.



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Cindy

Ich kann mich Sandra anschließen, wir haben aktuell Bjarne in einer Vorschule der Grundschule in HH und wir finden es einfach toll diese Möglichkeit nutzen zu dürfen, die Vorschularbeit in der Kita lässt teilweise zu wünschen übrig und nachdem sich unser Großer damals im letzten Kitajahr so gelangweilt hat haben wir uns schon bei Luca für die Vorschule der Grundschule entschieden, dort wird individuell gefördert, es wird gut auf die Schule vorbereitet, die Kinder haben 1 Jahr Zeit ganz locker und noch spielerisch die Möglichkeit die Schule kennenzulernen
m 06/1997
m 12/2004
m 03/2007
w 10/2010

deep_blue

#11
Hi Du, soweit ich das bisher mitbekommen habe funktioniert das wirklich. Schwer vorstellbar, ja, aber wenn man mit solchen Systemen mal Kontakt hatte, dann ist man erstaunt wie "einfach" das mit Kindern umsetzbar. Mit Erwachsenen ohne Vorkenntnisse wäre es ein Unding, die geistige Flexibilität ist im sprachlichen Bereich nicht mehr gegeben.

Meine Tochter kam mit zwei in einen Kiga (umzugsbedingt), in dem nur Englisch gesprochen wurde. Schon nach kurzer Zeit war eine Kommunikation kein Problem mehr. Allerdings sind dies dort andere Gegebenheiten gewesen als jetzt bei Euch, da meine Tochter die einzige nicht native Sprecherin war.
Sie ging dann aber später mehrfach in sogenannte Immersion Camps, die komplett auf Spanisch abliefen! Sie wollte das so, denn bei uns in der Region (Metropolitan Area) gab es viele Lateinamerikaner und sie fand es doof, sie nicht wirklich verstehen zu können. Für mich, die ich auch Spanisch gelernt hatte in der Schule (Vertiefung durch mehrere Spanienurlaube) war fasziniert was diese Art und Weise des Unterrichtes ermöglicht, vor allem in welcher Geschwindigkeit und dies auf spielerische Art und Weise!

Ich würde, wenn wir die Möglichkeit hätten, mich immer wieder für so etwas entscheiden.

LG

Sabrina

Huhu!

Das klingt alles ganz toll, was ihr hier so schreibt! Ich hatte jedoch mit negativer Kritik auch gerechnet ;)

Tini, ich weiß noch gar nicht wie lange hier die Unterrichtszeiten sind, aber bis 13 Uhr klingt schon lange.

Vorschule in der Kita, da haben wir im Dezember eine Infoveranstaltung, aber es klingt ja eh immer alles besser, als es letztendlich ist. Ich werde es mir aber mal anhören!

Es steht aber für mich fast fest, dass sie die Vorschule in der Schule machen soll.

Cindy und Sandra, danke für eure Erfahrungen mit der Vorschule :)

deep_blue, Ottili das ist echt interessant, danke!


Hat vielleicht jemand gegenteilige Erfahrungen gemacht? Mir scheint, es ist noch nicht soooooo verbreitet in Deutschland?