Wenn Nachrichten emotional machen

Begonnen von Katie, 10. April 2012, 13:52:15

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Katie

Geht es euch auch manchmal so?

Seit ich Kinder habe ist das ganz schlimm. Ich kann mir gewisse Artikel in den Nachrichten, wenn es um Kindsmord, Missbrauch usw. geht gar nicht durchlesen.

Jetzt muss ich ausgerechnet ein kurzes Essay ueber Andrea Yates schreiben. Die Frau hat 2001 in Texas ihre fuenf Kinder ertraenkt. Die Details sind so schrecklich, mehr will ich hier gar nicht schreiben  :'(
In meinem Essay geht es eigentlich nur darum wie der Fall in den Medien gehandhabt wurde, aber ich krieg diese Details nicht mehr aus dem Kopf und mir kommen staendig die Traenen :'(

Kennt ihr das? Reagiert ihr manchmal auch so stark auf gewisse Faelle? Oder koennt ihr das emotionale irgendwie trennen? Falls ja, sagt mir mal wie, damit ich hier vielleicht noch einen vernuenftigen Text zustande bekomme.

Flower Eight Revival

Natürlich. Manche Themen berühren mich inzwischen etwas stärker als früher, auch wenn ich keinerlei schlechte Erfahrungen dabei gemacht habe. Andere aufgrund persönliche Erlebnisse.  Ich werde nie im Leben die damaligen Schussgeräusche vergessen (können). Deshalb sitze ich auch immer wie ein Häufchen Elend vor dem Fernsehen, wenn Kriegsbilder gezeigt werden. Ob ich lese, höre oder sehe, alles was mich berührt bleibt in meiner Erinnerung und Seele. Dabei zu weinen ist ganz normal.  Das ist menschlich.

Pela

Auf jeden Fall!   :-[

Ich habe von manchen Themen sogar "länger was von". Hängt mir dann tatsächlich Tage lang nach und berührt mich jedes Mal aufs Neue wieder ganz extrem.

Beispiel: Die Doku "Tsunami - das Leben danach"  :'(
Und der Selbstmord von Robert Enke!

Dann gibt es natürlich immer noch diverse Themen die mich während ich Nachrichten schaue, berühren und ich schlucken muss.

♥Anja+Lukas+Nele♥

Ich fand es immer schon schlimm,aber seit meine Kinder da sind ist es nur noch grauenvoll  :-[ :'(.
Diesen Fall von der Frau die ihre Kinder ertränkt hat kenne ich auch ... :'(.

Wenn ich sowas lese oder auch nur höre bin ich unendlich traurig,fassungslos und werde wütend...mit der Frage WARUM muß das passieren  :-[.

Aber ich bin bei anderen sachen auch sehr emotional....zb. habe ich am Wochenende einen langen Bericht über den Untergang der Titanic gesehen....diese ganzen Menschen und Kinder die da ertrunken sind  :'(.

Pela-ja der Tsunami und der Selbstmord von Robert Enke fand ich auch so schlimm....sowas berührt mich immer total  :-[
Papa Du fehlst UNS soooo sehr... Du wirst immer tief in Unseren Herzen sein..!!!

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Als Du geboren wurdest,hat bestimmt ein Stern am Himmel getanzt.....☆!!!
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Schnecke261

Grad über diesen Fall hab ich vor einiger Zeit was gelesen (leider sehr detailgetreu) und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Es ging um die letzten Worte des ältesten (?) Sohnes. Das hat mich so umgehauen dass ich tagelang neben mir war. 

Ich versuche aber seit einiger Zeit nicht mehr alles an mich ranzulassen. Klappt manchmal; manchmal nicht! Bei allem was mit Kindern zusammenhängt bin ich schnell emotional. 






A.n.j.a

Hey Katie :-*,

ich verstehe Dich sehr, sehr gut.

Ich kann schon immer, aber vor allem seit ich die Mädchen habe, Schreckensnachrichten über misshandelte,  tote Kinder kaum bis gar nicht ertragen. Ich lese niemals entsprechende Threads hier im Forum über sowas und scrolle auch beim Online-Zeitunglesen darüber schnell hinweg. Filme oder Bücher mit dem Thema machen mich nachhaltig fertig, ich guck dann buchstäblich weg oder halt mir die Augen und Ohren zu, wenn ich es rechtzeitig erkenne, was kommt.

Mich macht das ganz krank.

Ich hatte einmal eine schreckliche Situation mit einer Kollegin. Es ging um den Fall Kevin damals, dieser arme Kleine. Ein Riesenkommentar in irgendeiner großen deutschen Tageszeitung, Thema Gesellschaft, Verantwortung, Jugendamt, nicht wegschauen etcetctc. Alles gut und schön.

Sie versuchte dann - selber Mutter von vier Kindern - auf Teufel komm raus eine Diskussion mit Details etc. mit mir anzuzetteln. Ich sagte ihr, Frau XY, ich kann und will über dieses Thema oder überhaupt solche Themen nicht sprechen. ich ertrage das nicht. Sie fuhr mich dann an, ich sei ja wohl eine rücksichtslose Egoistin, da kann ich doch nicht nur an mich denken, da muss man präventiv denken und handeln blabla, ich sass fast weinend und zitternd in meinem (! eigenen!!) Büro und sie ging und ging nicht.

Also, sorry, seufz. Ihhh, Scheisserinnerung.

Noch ein Beispiel meine Schwester, die ich sehr liebe, aber manche ihrer Eigenarten gar nicht verstehen und ab kann: die liest für ihr Leben gerne Bücher/krimis, in denen Kindern etwas Furchtbares zustößt (ok, das ist Fiktion, macht es aber für mich nicht viel besser). Die guckt auch gerne dieses Proleten-talks am Nachmittag und BB. Und all das, gibt sie offen zu, weil sie sich dann zufrieden seufzend sagen kann, was für ein Wahnsinnsglück sie doch hat mit ihrer tollen Familie und Tochter.

Ich kann das nicht gut bzw. gar nicht trennen. Wenn ich es beruflich müßte, dann würde so einen Art survival-mode anspringen. Aber nicht, wenn es nicht sein muss.

Also, etwas wirr alles.

Es tut mir leid, dass Du diesen essay machen musst und ich hoffe, Du kriegst es irgendwie hin, die ärgsten Gefühle kurz stummzuschalten und auch nicht nachhaltig an Dich ranzulassen.

:-*
Anja

Sweety

Ich häng mich an Anja und antworte dir, Katie, auf deine Frage mit einem klaren JA!

Es war noch nie leicht für mich, aber seit der Muckel da ist, ist es vollends unerträglich. Ich kann das nicht mehr sehen, hören, lesen.
Nichtmal als Krimi, als Fiktion.

Meine John-Douglas-Bücher stauben seit Costas Geburt auch so vor sich hin im Bücherregal. Ich hab sie nicht mehr angerührt seither.

Mein Mann ist übrigens genauso. Bei dem gingen schon immer direkt die Jalousien runter, wenn Kinder betroffen waren und seitdem er Vater ist, erträgt er das überhaupt gar nicht mehr.

Wir stecken das einfach nicht mehr weg.

Irgendwie baut man halt doch Brücken zu dem, was man da so liest und hört und das ist so grauslich.

Hier gab es mal diesen Thread zum Fall der kleinen Siri, die nur sieben Monate alt wurde. Der Thread kam auf, da war unser Hase auch so sieben/acht Monate alt und ich hatte immer das Gefühl, ich denke Siri, aber ich sehe Constantin :-[ :-[

Und das ist eben absolut unerträglich für mich.

Ich versteh dich da völlig und möchte wahrlich nicht in deiner Haut stecken mit deinem Recherchematerial s-druecken

~ Oma Netti ~

#7
Ich häng mich da auch voll an Anja und Sweety. Ich konnte das noch nie richtig ertragen, aber seit ich Kinder habe kann ich ganz schlecht mit solchen Dingen umgehen. Einfach übersteigt es auch meine Vorstellungskraft, wie man solche Dinge überhaupt fähig ist zu tun.  :-[ :'(
Ich denke ja immer auch an die andere Seite und denke drüber nach WARUM manche Menschen so gestört sind Kindern solche schlimmen Dinge antun zu können, also wie sie es überhaupt schaffen das über sich zu bringen..  :-\

Und ich gebe ehrlich zu heutzutage möchte ich manche Dinge einfach gar nicht so genau wissen. Vielleicht ist das Augen verschließen, aber ich kann das nicht. Mich verfolgt das dann tagelang, ich träume davon usw. Meine Tochter hat in der Sozialpädagogik-Schule den Fall des kleinen Kevin behandelt. Sie war damals so aufgewühlt, dass sie damit irgendwohin musste und mir die Details erzählt hat, die sie leider in der Schule in allen Details behandelt haben (was ich übrigens nicht verstehen konnte und auch nicht gut fand) und das war so schrecklich, diese Bilder, die man dann im Kopf hat, die Assoziationen zu den eigenen Kindern - einfach furchtbar! Auch wenn solche Dinge passieren wie der Fall der kleinen Lena aus Emden jetzt erst (ist ja direkt in unserer Nähe) nehme ich das zur Kenntnis, aber versuche es nicht allzu sehr an mich ranzulassen, denn sonst bekomme ich das Bedürfnis meine Kinder einzuschließen und nie mehr rauszulassen.  :-[

Ps: Ich lese keine Krimis, wenn Kinder beteiligt sind. Ich schalte direkt weg bei solchen Serien wie Criminal Minds, wenn es um Kinder geht, obwohl ich die Serie sonst mag. Aber ich lese ab und zu Biografien, in denen es um Missbrauch o.ä. geht. Allerdings brauche ich dann eine Zeit um das zu verarbeiten.

Once

Nein. Bei mir fallen da die Schotten und ich grenze mich komplett vom emotionalen Sachverhalt ab. Deswegen kann ich brisante Themen auch durchaus kontrovers und bis ins Detail diskutieren, wo andere schon längst mit emotionalen Vergeltungsmaßnahmen wie Schwan* ab o.ä. vorlieb nehmen.

Mein Vorteil: keine eigenen Kinder die vor meinem inneren Auge an die Stelle der leidtragenden Opfer rücken. Wer weiß wie es erst wird wenn...

Trotzdem kann mich etwas nachhaltig beschäftigen. Nur meistens eher auf sachlicher Ebene.

~ Oma Netti ~

Ich bin wirklich gespannt, ob sich das bei dir verändert, wenn du Kinder bekommst. Vorher ist es definitiv anders, zumindest kann ich das von mir behaupten. Aber es muss ja auch Leute geben, die weiterhin rational denken und sich damit beschäftigen können und die es nicht gleich emotional vollkommen aus der Bahn haut. Davor hab ich wirklich Respekt. Bei mir kamen einmal Hormone und seitdem war es komplett vorbei.

Juli@

Ja, auf jeden Fall. Ich habe damals die Dokumentation über den Tod der kleinen Carolina gesehen. Das hat mich fertig gemacht und auch einige Wochen verfolgt.
Tristan Alexander *07.02.2001, 53cm, 4040g, 23.16h
Ida Sofie * 29.01.2007, 50cm, 2500g, 4.53h

Once

Kennt jemand "To Zachary: A letter to a son about his father?". Ich muss sagen, dass ich das beispielsweise auch bewegend finde. Aber es verfolgt mich nicht oder nimmt mir die Fähigkeit darüber zu diskutieren oder zu sprechen. Im Gegenteil. Ich hab mich die ganz Zeit gefragt was wohl mit der Frau los gewesen sein muss.

Nur um nochmal festzuhalten dass ich kein Herz aus Stein habe  ;D. Oh, darf man hier lachen?

Sweety

Once, das an-sich-Ranlassen (ob man das nun will oder nicht) muss nicht notwendigerweise was mit so extremen Reaktionen zu tun haben.

Ich gehöre auch zu denen, die da nach Ursachen forschen können und sich Gedanken machen und so weiter.
Und jedes Mal, wenn sowas diskutiert wird, wird mir dann von der Schwan*z-ab-Fraktion ein Mangel an mütterlichen Gefühlen vorgeworfen, nur weil ich eben für Ursachenforschung und gegen "Foltert die Schweine über Tage hinweg zu Tode!" bin und zwar ganz klar.
Find ich auch nicht so den Burner, zumal ich nicht weiß, was die Liebe zu meinem Kind damit zu tun hat, dass ich niemandem einen staatlich verordneten Tod wünsche.

Ich hätte das so auch nie gedacht, aber da geht's mir Netti: Kam Costa, kamen Hormone.

Und ja - es war eben dieses Brückenbauen.
Seit Costa da ist, könnte jedes Kind quasi meins sein und der Gedanke, was da durchgemacht wird/wurde, treibt mich fast in den Wahnsinn. Ich halte es irgendwie auf Armeslänge von mir.

Auf sachlicher Ebene kann ich mich mit der Täterseite befassen. Mit der Opferseite gelingt mir das einfach nicht. Auch wenn - das wird mir sicher unter die Nase gerieben werden - oft genug Täter Opfer sind und waren.

scarlet_rose

#13
Ein Stück weit ja, aber auf extreme Weise, nein, kann ich so für mich nicht behaupten.
Ich bin aber auch allgemein kein emotionaler Mensch  :P

Muss mich also hier mal als erste Outen....als jemand, der nicht losweint,wenn etwas tragisches gemeldet wird  :-\

Natürlich kann ich mich in die Opfer reinversetzen und empfinde Mitleid, es tut mir sehr leid für diejenigen, jedoch bereitet es mir persönlich keinen Schmerz.
Es gibt Dinge, die mir nicht aus dem Kopf gehen und das sind Dinge aus den verschiedensten Bereichen. Durchaus natürlich auch schlimme Nachrichten, jedoch oft auch ganz andere Dinge, oftmals auch banales, sodass ich das "Im Kopfbleiben" nicht auf die Tatsache zurückführe,dass es eine schlimme Nachricht/ein tragisches Geschehen war, sondern auf andere ganz unterschiedliche Faktoren.

Mich berühren Schicksale anderer Menschen sehr, doch sie beschäftigen mich nicht in dem Maße, dass ich darauf emotional reagiere sondern es bewirkt bei mir eher das Gefühl großer Dankbarkeit für das, was ich habe und haben darf. Für die Gesundheit, den Wohlstand und die vielen Kleinigkeiten jeden Tag.


edit:
Ich denke jeder Mensch trägt sein Päckchen und sein Schicksal, keiner ist sicher vor solchen Tragödien und das einzige was mir bleibt ist zu hoffen,dass es uns nicht so schlimm trifft. ABER sie gehören, so hart das klingt, zum Leben dazu. Sie sind Teil allen Lebens und auch wenn jeder mein ehrliches und tiefes Mitgefühl bekommt trotzdem kein Grund für mich zu verzweifeln oder daran zu nagen, eben weil es eben einfach ein Teil des Lebens ist, war und immer sein wird.
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Fliegenpilz

Ich denke manchmal, dass ich sehr abgestumpft bin oder mir einfach die Empathie fehlt, aber seit sich mein Hormonhaushalt wieder normalisiert hat, kann ich mir solche Berichte ohne große offensichtliche Gefühlsregungen anschauen und ja, auch detailreich durchlesen.

Mir tut es zwar leid, vielleicht denke ich auch später nochmal ausführlicher drüber nach, aber es versagt mir nicht die Stimme oder treibt mir die Tränen in den Augen.
So wie die einen eine Brücke bauen, so baue ich eine Mauer und lasse es wirklich gar nicht an mich ran. Ich halte es auf Abstand, sehe es als Fakten, aber lasse keinen persönlichen Bezug so.

Das vergewaltigte ermordete Mädchen war vielleicht auch 3 Jahre alt, aber sie hatte strohblondes Haar und stahlblaue Augen ... huch, habe ich nichts mit zu tun, meine 3jährige ist ja dunkelblond und hat dunkelbraune Augen. Die einzige Gemeinsamkeit ist das Geschlecht und das Alter, aber ja auch nicht auf den Tag genau, sowas kann uns also nicht passieren s-:) Naiv, ich weiß, aber das ist mein Schutzwall - und doch, kommt eine Reportage, ein Bericht, eine Dokumentation, Nachrichten - ich kann nicht wegschauen, es fesselt mich schon, aber direkt dabei wird die Mauer noch ein Stück höher errichtet.

Ob es so richtig ist? Ich weiß es nicht.
Dinge, die mich wirklich richtig beschäftigen suchen mich dann Nachts auf. Ich verarbeite sehr viel Nachts, träume dann sehr intensiv und bin morgens fix und fertig, so fertig könnte mich kein Heulkrampf machen :-\

Sonne1978

Doch, ich kann Nachrichten über misshandelte, ermordete, vernachlässigte Kinder ertragen. Natürlich gehen mir solche Nachrichten nahe, aber ich versuche, das möglichst oberflächlich aufzunehmen und. Ich will keine Details darüber, denn die ertrage ich dann nicht mehr.

Tote Kinder im Krieg berühren mich weniger, als diese Einzelschicksale, die einen über die Medien erreichen. Nicht, weil ich es weniger grausam finde, wenn Kinder erschossen werden. Es ist eher so eine Art Abstumpfung á la "schon wieder Kinder im Krieg". Bitte auf keinen Fall falsch verstehen, dass mich das total kalt lässt. Ich hoffe, es kommt einigermaßen rüber, was ich sagen will.

Ich gehöre auch nicht zu der Fraktion "Schwa*z ab" wenn es um Pädophile geht. In gewisser Weise habe ich sogar Mitleid. Wer sucht sich seine sexuelle Neigung schon aus. Pädophile dürfen dieser jedoch keinesfalls nachgeben. Dafür habe ich absolut kein Verständnis. Aber es gibt einfach zu wenig Anlaufstellen für Betroffene, mit deren Einrichtung möglicherweise präventiv gehandelt werden kann.

scarlet_rose

Mir geht auch nichts näher, nur weil z.B. ein 5jähriges Kind gestorben ist (oft liest man ja "wenn ich daran denke, das Kind war genauso alt wie meines").
Mir tut jedes Kind, jeder Erwachsene in gleichem Maße leid und nur weil das Opfer zufällig das gleiche Alter, Geschlecht oder was auch immer, wie Liam hat, berührt es mich nicht eher oder erschreckt es mich nicht eher....
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piglet

Ich bin da ganz bei scarlet_rose, Christiane und Sonne1978. Es berührt mich zwar aber es reißt mich nicht für Stunden oder länger aus der Bahn.
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Bettina

Mir geht es da wohl ähnlich wie Christiane oder auch Once.

Ich habe schon sehr viel gesehen und gehört und gelesen. Ab und an ist da nochmal was dabei, wo auch ich emotional richtig beteiligt bin. Zum Beispiel bei dem Amokläufer in Norwegen. Das ging mir sehr nah.

Vieles andere kann ich aber auch sehr gut von mir fernhalten, selbst wenn ich mich hinein versetzen kann. Also Empathie habe ich auf jeden Fall. Aber als Sozialarbeiterin hab ich so viel in der Praxis gesehen, dass ich auch habe lernen müssen, mich da abzugrenzen. Gefühle zulassen, bewusst wahrnehmen und dann aber auch ganz bewusst sagen "das ist nicht meins". Und dann kann ich es auch loslassen. Es verfolgt mich dann auch eher selten. Kommt vor, aber selten.

Das war auch einfach eine Notwendigkeit, um den Menschen helfen zu können, professionell bleiben zu können. Aber ich brauchte besonders in der Zeit auch Menschen, wo ich das auch mal lassen konnte, die das nachvollziehen konnten. Das war in erster Linie meine Großmutter aber auch Kollegen und das war wichtig.

Vor allem hat mir geholfen, dass ich viele "Wunden" aus meiner Vergangenheit aufgearbeitet habe. Denn letztendlich war jede geweinte Träne auch immer eine Träne für mich selbst, weil es an meinem Schmerz gerührt hat.

Wenn ich zu sehr emotional "drin" bin, kann ich nicht helfen, bin wie gelähmt. Das hilft niemandem. Vielleicht hab ich das wirklich deshalb gelernt, auch zulassen und annehmen können, dass vielleicht andere denken, dass ich da abgestumpft bin. Aber es ist kein abgestumpft sein. Es ist auseinander halten können, was meins ist und was anderen gehört. Und nur so bleibe ich handlungsfähig.

4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

liadan

#19
Also ich bin dann oberflächlich gesehen auch abgestumpft. Mir tut es um jedes Kind leid was ermordert, misshandelt, gefoltert oder entführt wird. Aber ich bin da ganz ehrlich, ich denke darüber nach und werde wütend. Überlege mir wie es dazu hat kommen können und die Ängse das es meinem Kind passiert übertrage ich dann halt LEIDER auf ihn, in dem ich manchmal übervorsichtig bin. Ihn bremse und das ist falsch.

Vielleicht ist die Presse einfach viel zu voll von diesen Schicksalen das man irgendwann einfach abstumpft, man nimmt es wahr, es geht ein paar Tage / Wochen durch die Presse und dann kommt das nächste Kind  :-[.

Wenn ich all das an mich ranlassen würde und all das in mir aufsaugen würde, dann würde ich wohl wahnsinnig und mein Sohn dürfte sich gar nicht frei entfalten, weil mir die Angst das ihm was passieren könnte, dann die Luft zum atmen nehmen würde.

Ich  mich dann fragen müsste, wie verantwortungslos ich doch bin, ein Kind in so eine Welt zu sezten.

Also versuchen das soweit abzuschalten das es einen nicht mitnimmt.

Ich denke auch je weiter man weg ist von den betroffenen umso eher besteht die Möglichkeit das auszublenden.

Diverse Erfahrungen in meinem eigenen Leben / Freundeskreis, ja, die nehmen mir die Luft zu atmen und es entwickelt sich ein schlechtes Gewissen das mein Kind putzmunter ist und glücklich und gesund und andere Kinder hingegen krank oder gestorben sind.

Schlechtes Gewissen drückt es vielleicht falsch aus aber ich bin nicht in der Lage mit den Menschen umzugehen die ihr Kind verloren haben oder deren Kind eine schlimme Krankheit hat. Es fällt mir schwer, weil es mir vor Augen führt das es auch uns jederzeit treffen kann.

Aber gefühllos bin ich deswegen nicht, hilflos der Situation ausgeliefert. Einer Situation in der man helfen möchte und auch helfen müsste aber man fühlt sich hilflos, beweungsunfähig, handlungsunfähig und das mag auf der anderen Seite dann als Gleichgültig oder herzlos oder gefühlskalt ankommen ist es aber nicht. Sondern reine Hilflosigkeit.  :-[ :-[ :-[

Egoistischer Selbstschutz kommt manchmal auch noch hinzu.

Aber Hiflosigkeit in einer ganz bestimmten Sache noch immer, den betroffenen Personen habe ich das auch so gesagt, aber ob sie es verstehen, müssen sie auch nicht, wenn es Ihnen hilft können sie auch denken es ist mir egal, ist es aber nicht. Es ist mir alles andere als egal, da weine ich lieber "heimlich" weil ich nicht weiß was richtig und was falsch ist, wie man helfen kann, weil man kann ja nicht helfen, wie will man auch helfen den Verlust eines Kindes mitzutragen. Ich weiß es nicht, leider, es gelingt mir nicht. Scheiße, es gelingt einfach nicht.

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

~ Oma Netti ~

ich habs jetzt gelesen. also über andrea yates  :'(
was hat sie dafür bekommen, katie? todesstrafe?

A.n.j.a

Siehst Du Netti, da recherchieren wuerd ich z.B. gar nicht. Das ist eine Art Selbstschutz bei mir, man mag das ignorant oder wegsehend finden, ich kann mich damit nicht auseinandersetzen, wenn ich nicht muss. Da greift auch kein typischer Autounfall-Gaff-Automatismus.

Alle, die das einigermassen beherrscht und kuehl betrachten koennen - aus welchen inneren Prozessen heraus auch immer - wuerde ich nicht fuer abgestumpft halten.  Oder un-empathisch.  Sicher ist das - auch wegen der (Internet-)Mediengeschwindigkeit im Gegensatz zu frueher-  auch eine Art Gewoehnungseffektm wie bei den 500 naechsten Anschlagsopfern in Irak etc.

Nur bin ich selber ein so -ganz wertfrei - ueberzogen emotionaler Mensch, dass ich das nicht verpacken kann, nicht mal tief in mir verstecken. Sowas verfolgt mich tage-, naechte, jahrelang.

~ Oma Netti ~

Hat mich jetzt doch interessiert. Aber ganz schrecklich ist es.  :-[

Bettina

4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

min(e)

ich bin seit den kindern näher am wasser gebaut... jetzt wegen den nachrichten
früher hab ich das nicht mitbekommen und wenn war ich einfach nur fassungslos und wütend, hilflos weil ich nix machen konnte

ich erinnere mich noch sehr gut an die eine nachricht, das ein kind deswegen starb, weil die mutter es in den bauch getreten hat... und wie er dann einschlief, mit den händen wie zum gebet ineinander gelegt...

seit den kinder hat sich das geändert, ich bekomme mehr mit... und es kostet mich mühe, nicht scheinbar plötzlich rumzuheulen (und am liebsten toben)