Welch Erziehungsart ist hier die Richtige?

Begonnen von Schunki, 13. August 2013, 12:48:41

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Schunki

Hallo zusammen!

In der Hoffnung, dass wir uns hier ein paar Meinungen zu unserem Problem einholen können würde ich gerne unsere Situation kurz schildern.

Wir sind ein Paar mit zwei Kindern (Mädchen 7 Jahre, Junge 1,5 Jahre) und haben bei der Erziehung völlig unterschiedliche Ansichten. Besonders bei unserer Tochter trennen uns hier Welten. Die Situation stellt sich hier so da, dass es keine Probleme gibt wenn ich oder meine Frau mit unserer Tochter alleine ist. Da unsere Tochter oft sehr zickig, aufbrausend und launisch ist setze ich hier auf klare Grenzen und Konsequenzen beim überschreiten der selbigen. Will heißen, meine Frau wirft mir oft einen recht autoritären Erziehungsstil vor. Allerdings weiß unsere Tochter, dass es bei mir Konsequenzen hat wenn sie über die Stränge schlägt und daher passiert dies so gut wie nie wenn wir beide alleine sind.
Meine Frau ist dagegen das absolute Gegenteil. Ist sie mit unserer Tochter alleine, bekommt sie immer ihren Willen, was natürlich zur Folge hat, dass es auch keine Streitereien gibt.
Kompliziert wird es aber, wenn wir gemeinsam mit den Kindern zusammen sind. Dies hat zur Folge, dass ich Fehlverhalten unserer Tochter anspreche und anmahne und diese genau weiß, wie sie uns mich und meine Frau gegeneinander ausspielen kann. Dies endet dann meistens in einem handfesten Streit zwischen mir und meiner Frau, was zur Folge hat, dass ich mich zurück ziehe und unsere Tochter dann von meiner Frau wieder schön verwöhnt wird um den Streit mit dem "bösen" Papa vergessen zu machen, da ja jetzt beide Streit mit ihm haben!

Man sollte vielleicht noch dazu sagen, dass unsere Tochter regelmäßig meine Frau anschreit, sie beschimpft und auch nach ihr schlägt wenn es einmal nicht nach ihrer Nase geht.

Also erklär mir jetzt bitte mal jemand, warum meine Frau meint, dass ihre Art der Erziehung die Richtige ist und meine die Falsche sein soll!

Gruß
Ein verzweifelter Vater

Bettina

Na, aus demselben Grund, weshalb du denkst, dass deine richtig ist und ihre falsch  ;D.

Ihr müsst irgendwie nen Weg finden, dass ihr euch nicht gegenseitig in den Rücken fallt. Das ist wohl das größte Problem. Einer Hüh, der andere Hott und das gleichzeitig gibt natürlich Kuddelmuddel. Aber vielleicht könnt ihr es schaffen, dass ihr euch da irgendwie einigt. Nicht so sehr um die Art, sondern dass ihr euch halt gegenseitig unterstützt. Sprich wenn Papa zuerst gesagt hat, dass dann nicht Mama vor dem Kind sagt "Ach lass sie doch!".

Der Rest .... ob ein Kind viel darf oder wenig .... wenn sie es so respektiert jeweils bei euch, dann ist doch beides OK.
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Hubs

Wir sind uns auch nicht immer einer Meinung in der Erziehung. Wir haben aber Regeln untereinander, d.h. es gibt Regeln zwischen mir und meinem Partner. Wenn der eine was verboten / erlaubt hat, dann bleibt es so. Bei manchen Dingen (manchmal auch Bagatellen) besprechen wir uns kurz, bei anderen Dingen zählt einfach das zuerst gesprochene Wort.

Auch wenn es für uns beide nicht immer einfach ist, das hinzunehmen was der Partner bereits gesagt hat, ist es für uns der beste Weg konfliktfrei zu agieren. Manche Situationen kann man ja dann auch noch später in Ruhe unter 4 Augen klären um so auch die Sichtweise vom Partner zu verstehen.
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

Karlanda

Ich kann mich Hubs anschließen.
Es fällt vielleicht nicht immer leicht, aber sich in solchen Situation gegenseitig in den Rücken zu fallen oder gar vor den Kindern zu streiten, ist absolut kontraproduktiv.
Klar gibt es Situationen, wo man etwas sagen kann: Wenn ich z.B. im Laufe des Tages irgendetwas erlaubt oder versprochen habe, was mein Mann dann später (unwissend) verbietet, dann sage ich, dass das mit dem Großen aber abgesprochen war, und dann ist das auch okay.

Im Übrigen finde ich unterschiedliche Erziehungsstile gar nicht so schlecht - es gibt eben nicht nur den einen, perfekten, richtigen Weg. Und wenn Kinder auf diese Weise früh lernen, dass es eben unterschiedliche Menschen verschiedene Auffassungen haben und verschieden reagieren, ist das doch gut.

Allerdings denke ich, dass man sich in wirklich grundlegenden Dingen schon weitestmöglich einig sein und an einem Strang ziehen sollte.

Schunki

@Hubs:
Im Prinzip gibt es bei uns auch die Regel mit dem zuerst gesprochenen Wort! Das wird allerdings problematisch wenn ich daneben sitze während unsere Tochter meiner Frau auf der Nase rum tanzt (d.h. sie anschreit, sie beschimpft und nach ihr schlägt) und sie NICHTS dagegen sagt! Da hab ich dann ein echtes Problem damit dieses Verhalten meiner Frau zu akzeptieren. Ich kann mir da dann zwar eine Zeit lang auf die Zunge beißen, aber irgendwann ist dann das Maß voll und ich schreite dann ein!

Bettina

Naja, das musst du auch nicht akzeptieren. Selbst wenn deine Frau da nix sagt (was ich mir nicht wirklich vorstellen kann ..... wer sagt denn da nix?), dann kannst du schon sagen "Hey, pass mal auf, so nicht." Da würde ich aber auch etwas sagen. Da geht es ja um grundsätzliche Dinge. Das hat ja auch nicht wirklich was mit unterschiedlicher Erziehung zu tun.
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Schunki

Es ist aber leider so, dass da nichts gesagt wird! Das war früher schon schlimm, aber seit der Geburt unseres Sohnes vor 1,5 Jahren ist das passive Verhalten meiner Frau hier nochmal schlimmer geworden, da sie der Meinung ist jetzt nicht mehr genug Zeit mit unserer Tochter zu verbringen und ihr deshalb noch mehr durchgehen lässt.
Leider muss ich auch zugeben, dass hier das Verhalten meiner Frau auch Auswirkung auf meine Erziehung hat. Denn desto antiautoritärer meine Frau in der Erziehung wird, desto Autoritärer wird meine Art der Erziehung, da ich immer das Gefühl habe das Ganze ausgleichen zu müssen und unsere Tochter hier nicht völlig "von der Leine" zu lassen! Die Folge ist also, dass wir in Erziehungsfragen immer weiter auseinander driften und unsere Streitigkeiten bzgl. der Erziehung immer heftiger werden. Wobei wir auch hier schon kurz vor der Trennung gestanden haben!

Bettina

Dann solltet ihr vielleicht mal eine Beratung in Anspruch nehmen. Weniger wegen der Erziehungsstile selbst, sondern eher wegen des Verhaltens deiner Frau. Irgendwie ist das ja nicht normal, dass man so ein schlechtes Gewissen hat, dass man sich sowas gefallen lässt. Und Beratung kannst du auch erstmal alleine in Anspruch nehmen.
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Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Schunki

Ich werd mich wohl da wirklich mal schlau machen, wo ich mich zu dem Thema beraten lassen kann!

Karlanda

Was sagt denn Deine Frau dazu?
Du klingst ja sehr reflektiert und wirst das doch sicherlich so auch schon einmal in einer ruhigen Minute mit ihr besprochen haben, oder?
Wenn das tatsächlich so krass ist, wie Du es beschreibst, kann sie doch auch nicht glücklich sein mit dem Verhalten Eurer Tochter ihr gegenüber?
Ich glaube auch, dass eine Beratung sicher ein guter Weg ist. 

Hubs

So mal ins blaue geraten: Diese Passivität erinnert mich an Menschen mit Depressionen. Vielleicht hat Deine Frau in der Richtung Schwierigkeiten?
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



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Bettina

Zitat von: Hubs am 13. August 2013, 18:58:34
So mal ins blaue geraten: Diese Passivität erinnert mich an Menschen mit Depressionen. Vielleicht hat Deine Frau in der Richtung Schwierigkeiten?

Den Gedanken hatte ich auch schon. Und wenn es nach der Geburt des Sohnes noch schlimmer wurde, vielleicht sogar eine nicht erkannte Wochenbett-Depression?
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lisa81

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#12
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Schunki

Okay, also "Wochenbettdepression" hab ich jetzt mal gegoogelt. Aber der Beschreibungen nach denke ich nicht, dass es etwas in der Art ist!
Das sie eventuell auch meinem Erziehungsstil entgegensteuert denke ich auch. Aber es ist halt ein Teufelskreislauf, der im Moment echt schwierig zu unterbrechen ist, wenn Sie sich nicht selbst eingesteht, dass unsere Tochter mit ihr macht was sie will!
Ich hab mir jetzt mal eine Nummer von einer Beratungsstelle der Diakonischen Werke rausgesucht und da morgen mal anrufen.

Ich danke Euch auf alle Fälle schon mal für Eure Meinungen!

Gruß
Andreas

lisa81

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#14
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zuz

Ich finde erstmal Deine Entscheidung toll, Hilfe anzunehmen!

Was mir beim Lesen so aufgefallen ist: Du hast eigentlich "Deine" Art der Erziehung und findest die auch ok, denkst, es funktioniert. So weit, so gut. Aber dann lässt Du Dich plötzlich verunsichern von dem, was Deine Frau macht, änderst dadurch Deine eigene Erziehung. Und DAS finde ich nicht gut. Bleib doch einfach authentisch, bleib Deinem Stil treu.
In so einem Fall wie von Dir beschrieben, also z.B. Tochter greift Frau an, würde ich an Deiner Stelle mal beschreiben, was ich sehe: "Du beleidigst/schlägst/... grad die Mama." Evtl. öffnet das beiden auch mal die Augen für das, was wirklich gerade passiert, denn womöglich sind sich beide gar nicht so recht bewusst, wie schlimm das Verhalten eigentlich wirklich ist.  Und dann würde ich meine eigenen  Gefühle ausdrücken: "Das kann ich nicht einfach so kommentarlos ansehen"  Bis dahin ist es noch überhaupt keine Einmischung in das, was Deine Frau unter Erziehung versteht, sondern reiner Selbstausdruck. Mit sehr viel Glück wirkt das schon, wenn nicht, würde ich sagen, was ich mir wünsche - z.B. dass sie sofort aufhört. Möglichst ganz konkret und möglichst positiv formulieren, also eigentlich nicht "hör auf", sondern eher: "Du kannst meinetwegen auf den Tisch hauen" oder "ich will, dass Du das höflich sagst, was Du möchtest"

Das ist für mich auch noch kein Einmischen, v.a. nicht, wenn Du das so vorbereitet hast.

Sollte Deine Frau dennoch so darauf reagieren wie bisher, also dass sie ihren Frust dann auf Dich projiziert, würde ich genau das ansprechen und einen ganz klaren Riegel vorschieben. An der Stelle wäre für mich die Diskussion über Erziehung erstmal(!) beendet, ich würde ihr ganz klar sagen, dass ich dieses Spielchen nicht mitspiele und dass ihr gern später drüber reden könnt, was in der Situation eine sillvolle Reaktion wäre - aber nicht auf diese Art und Weise.

Was evtl. auch helfen kann, ist jeweils hinterher - mit etwas Abstand - zu reflektieren, was passiert ist, wer wie reagiert hat, was das bewirkt hat und wie man das in Zukunft optimieren kann. Das hilft uns immer, uns ein wenig anzunähern, wenn wir grad unterschiedliche Vorstellungen haben, wie man eine Situation, ein wiederkehrendes Fehlverhalten, in den Griff bekommt.