Ist er denn wirklich soviel besser als die anderen seiner Altersklasse? Ganz objektiv mit Fussballsachverstand betrachtet?
Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber:
Meine Söhne spielen Fussball seit sie 4 bzw. 5 Jahre alt sind, mein Mann gibt seit 3 Jahren den Trainer und die Liste der Eltern, die in ihren Söhnen Supertalente sehen, ist endlos. Und Kinder in dem Alter können viel, aber keinesfalls ihr eigenes Können halbwegs objektiv beurteilen. Das kommt später. Was sie aber in dem Alter wundervoll lernen können, ist Teil eines Teams zu sein. Und Teil eines Teams ist man nicht, indem man gnädigerweise vermeintlich Schwächeren hilft, sondern indem man gegenseitige Stärken nutzt.
Es ist überhaupt nicht mein Anliegen, aus ihm ein Supertalent "zu machen". Ich kann Hochleistungssport mit den überzogenen Vorstellungen von Profivereinen absolut nicht ausstehen. Wenn es nach mit geht, dann bleibt er für immer und ewig in unserem Dorfverein. Denn es geht mir seit je her in einem Verein um soziale Kontakte. Mein ganz persönliches Anliegen ist es, meine Jungs bis zur Pupertät irgendwo anzudocken, Fußball oder Jugendfeuerwehr, von mir aus auch die Pfadpfinder, wäre mir relativ wurscht.
Deshalb setzt es mir eben auch so zu, zu sehen, dass er sich zwischenmenschlich aktuell ins Off schießen wird, wenn er so weiter macht.
Und natürlich kann er sein Können einschätzen. Er sieht sehr wohl, dass er sich immer wieder aussichtsreich freiläuft aber die Mitspieler ihn nicht anspielen (aus unvermögen, hey, die sind 5-6 Jahre, vollkommen normal) oder er keine Anspielstation findet weil keiner mit geht oder ihn anschaut. Er kann sehr genau sagen, wer besser dribbeln kann, dass M. super abwehrt aber nicht feste schießen kann und dass er den besten Schuss in seiner Mannschaft hat. Das alles ist sogar sehr realistisch. Er hat einfach ein hohes Spielverständnis. Er liebt es, wenn die anderen gut sind!
Und ich finde schon, dass es ein Unterschied ist, ob er nach seinem 2008er Training noch ne Stunde bei den 2007ern dranhängt oder ob ich ihn da fest andocken wollen würde.
Wie gesagt: ein Jahrgang, eine Mannschaft. Die sind also nicht 2-3 Jahre älter sondern eins.
Vorletzte Woche mussten die 07er und 08er bei den 2005ern aushelfen. Selbst da ist er durch seinen Einsatzwillen aufgefallen und klar war er körperlich vollkommen unterlegen, er war der Kleinste auf dem Platz. Das ist übrigens 1:18 ausgegangen

Ich habe ihm auch nicht gesagt, dass er gnädigerweise helfen soll! Ich habe ihm aber gesagt, dass es langfristig nichts bringt, im Trainingsspiel Alleingänge zu machen (hohe Erfolgsaussichten) sondern im Training alle üben sollen/müssen. Daher soll er eben auch abspielen selbst wenn der Ball nicht angenommen werden kann, weil der MItspieler noch Anfänger ist. Vielleicht schafft der andere es beim dritten oder vierten Versuch...
Aber er hadert eben damit, wenn im Trainingsspiel die guten getrennt werden (logisch) Er sieht dann nur: alle schwachen kommen zu mir. Mir ist noch nicht klar ob er dann glaubt, dass er sich dann quasi als Anfänger zurückgesetzt fühlt oder ob ihn das Unvermögen der anderen stört, weil er dann nicht das zeigen kann, was geht.
Dieses Verhalten zeigt er nur im Training. Bei Spielrunden ist er ziemlich entspannt und konnte auch hinterher erzählen, das N. einen bärenstarken Tag gehabt hätte. Ich bin fest davon überzeugt, dass in ihm ein fairer Sportsmann steckt aber aktuell wird er von seinem Ehrgeiz überlagert.
Vielleicht hast du aber auch noch einen konstruktiven Vorschlag wie man ihm helfen kann statt aus mir eine "überspannte Eislaufmutti" machen zu wollen.
Das Theater kenne ich von den Skischulen im Winter. Ich melde ihn an und sage: er fährt wirklich schon sehr gut und beschreibe seine Fähigkeiten. Der Skischulleiter guckt mich an, nickt freundlich und denkt "schon wieder so eine". Und was ist? Nach den Einteilungsfahrten wissen sie nicht wohin mit ihm... "Der hat Talent, den müssen sie fördern" - nein, muss ich nicht. Wir wohnen in Duisburg, könnte es sonst irgendwo flacher sein?
