Selbstwertgefühl steigern

Begonnen von Fliegenpilz, 23. August 2016, 08:44:19

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Fliegenpilz

Vielleicht kann hier ja ein kleiner Austausch stattfinden, vielleicht gibt es noch mehr betroffene Kinder und Eltern, die lernen müssen damit umzugehen.

Unsere Große hat in meinen Augen schon immer ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Bisher wurde ich doch mehr oder weniger von allen deswegen belächelt, dass ich mir da etwas zusammen spinnen würde - immerhin schreibt das Kind doch ausschließlich gute Noten, zeigt gute Leistungen bei ihrem Sport, hat viele Freunde, etc. ... seit letzte Woche Donnerstag halte ich eine Heilmittelverordnung für die Logopädie in den Händen.

Unsere Tochter hat durch den Zahnwechsel angefangen zu lispeln. Vorher gab es diese Problematik nicht, jetzt seit alle acht Schneidezähne in Reih und Glied stehen hat sich ihr Sprachbild stark verschlechtert, so dass ich einen Termin zum Spracherhebungstest vereinbart hatte mit dem Kinderarzt und bei diesem dann festgehalten worden ist, dass Logopädie von Nöten sei. Diagnostisch festgehalten ist "Zischlautschwäche" & "frontales Schluckmuster".

Der Spracherhebungstest führte im Vorfeld erst einmal zu schlechter Laune. Der Kinderarzt fragte sie was los sei und leicht weinerlich sagte sie, dass sie Angst habe vor dem Test (und ich habe ihr im Vorfeld ungefähr 37mal erklärt was gemacht wird, sie keine Sorge zu haben braucht etc) habe und diesen nicht machen möchte.
Nun gab es die Zusatzbemerkung auf der Heilmittelverordnung "wenig Selbstwertgefühl".

Sag ich ja. Ungefähr seit Jahren. Gefühlt Jahrzehnten.
Dazu habe ich die Zeugnisse unserer Tochter - am Ende der 1.Klasse "Habe mehr Vertrauen in dein eigenes Tun. Du schaffst das!" und "Denke immer daran, dass du auf unsere Unterstützung zählen kannst, wenn du dich nicht sicher fühlst!".

2.Klasse "Habe auch keine Angst vor der Zweitsprache und vertraue auf dein Können, denn dein Fleiß hat sich bezahlt gemacht!" und "Traue dich aber auch nachzuragen, wenn du etwas nicht verstehst!" (1.Zeugnisperiode).
"Ich würde mir auch weiterhin wünschen, dass du dich traust nachzufragen, wenn du etwas nicht verstehst!" (2.Zeugnisperiode)
"Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass du nicht so streng mit dir selber bist. Du brauchst nicht an dir zu zweifeln, denn du bist wunderbar!" (3.Zeugnisperiode)

Also auch den Lehrkräften ist das Problem bekannt, sie sehen nur keinen Handlungsbedarf - ich selbst möchte sie auch nicht therapieren, nein nein. Aber ich würde ihr doch gerne Hilfestellungen geben. Ich finde das Selbstwertgefühl so immens wichtig und trage da auch die Sorge in mir, dass das fehlende Selbstwertgefühl schon in wenigen Jahren zu Situationen führen könnte, die vielleicht ganz einfach vermeidbar gewesen wären.

Jetzt hat sie natürlich das große Manko mit drei wirklich sehr starken Persönlichkeiten zusammen zu leben, denen ein mangelndes Selbstwertgefühl eher ein Fremdwort ist. Sprich, wir als Familie müssen auch an uns arbeiten und sie nicht unterbuttern mit all dem was aus uns sprudelt. Alle - auch unsere Kleine, die die Empathie nicht gerade in die Wiege gelegt bekam.

Mein Mann spricht sich für einen Selbstverteidigungs- bzw. behauptungskurs aus.
Ich selbst sage: Ja, mag sinnig sein, hat aber weniger mit dem Selbstwertgefühl zu tun. Ohne Selbstwertgefühl werde ich mich nicht selbstbehaupten oder verteidigen.

Ich habe schon das Gefühl, dass wir sie so akzeptieren wie sie ist und ihr eigentlich auch keinen Raum geben für Unsicherheit ihrer selbst. Jede Leistung von ihr ist wunderbar, solange sie damit zufrieden ist. Es gab einen einzig schlechten Test, der war für uns gar keine Rede wert - er wurde unterschrieben ohne ein Kommentar, der ihr das Gefühl vermitteln hätte können, dass sie etwas nicht Gutes geleistet hat oder wir mehr erwarten. Absolut gar nicht, für uns gehört auch eine Leistung abseits der Fähigkeiten und sonstigen Leistungen zum normalen Notenbild. Wir sind ja keine Hochleistungsmaschinen mit Unfehlbarkeit.
Sie bekommt so viel positives Feedback - von jedem den sie kennt. Wir witzeln sogar manchmal, dass sie gar nichts Negatives kennt außer von J. (Störenfried der Klasse, der nun die Schule gewechselt hat) und ihre Schwester. Alle anderen pudern sie und tragen sie auf Händen.

Aber scheinbar ist das was wir ihr geben nicht ausreichend und ich sehe da für uns schon dringenden Handlungsbedarf - aber irgendwie fehlt mir das passende Werkzeug.
Vielleicht hat ja jemand Ideen, ähnliche Erfahrungen, dieselbe Problematik, kennt es von sich selbst oder seinem Kind, oder oder oder.

Ich freue mich auf den Austausch!

Pico

Ich habe dich gelesen und werde nachher was zu schreiben.... Aber ich finde das ist echt nicht so leicht.... Ich bin auch noch nicht an die tolle Lösung gekommen, aber vielleicht hilft euch das was wir machen...
Nimm ein Kind an die Hand und lass dich von ihm führen. Betrachte die Steine, die es aufhebt und höre zu, was es dir erzählt. Zur Belohnung zeigt es dir eine Welt, die du längst vergessen hast.

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guest76

als Du angefangen hast zu schreiben, habe ich gedacht, du schreibst von meiner Maus  :o ;)....auch hier bin ich eigentlich total ratlos und wir versuchen sie zu unterstützen und ihr das Vertrauen zu geben.....so richtig helfen kann ich Dir eigentlich nicht, denn ich bin auch vollkommen ratlos  :-[....aber wollte dir damit auch sagen, das du nicht allein bist  :-*.....

Meph

unsere grosse hat gerade ein mhrmonatiges sozialkompetenztraining in einer therapeutischen gruppe hinter sich- bei ihr auf dem schwerpunkt selbstwert - das hat ihr sehr gut getan, hat allerdings auch nur an der oberfläche gekratzt...
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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
1DfyhRV3c7nRGPQuF4PdMkhJYtqE3BmSzW

deep_blue

Ich kann sehr viel zu diesem Thema schreiben, aber zunächst einmal zur Grundlagenproblematik anfangs.

T. hatte genau wie L. die Zischlautproblematik, Zungentonus geschwächt. Er war... lass mich kurz überlegen, ... er war gut 7 Jahre als wir bei der Logopädin auf meinen Wunsch hin aufschlugen. Er hat 20 Sitzungen benötigt (zweimal die Woche), viele Übungen mit an die Hand bekommen, viele "Hausaufgaben" während der Zeit gemacht. Dann hat sie ihn entlassen mit den Worten, alles Weitere schaffst du selbst. Zu dem Zeitpunkt "zischte" er schon noch, aber wesentlich weniger und bei Beachtung der Hilfsmittel gar nicht... und tatsächlich binnen weniger Wochen war es komplett weg!
Er war damals mächtig stolz auf sich. Hat aber natürlich auch "trainiert" und diszipliniert darauf geachtet, denn die Logopädin hatte doch zu ihm gesagt, dass er das schafft. Genau so schätze ich L. aus der Entfernung ein. :)

Was ich dir damit sagen möchte, L. wird das recht schnell schaffen "zischlautfrei" zu sprechen. Das wird sie aufbauen und auch stärken. Sie wird Mut finden, sich mehr mündlich zu artikulieren. Sie wird schnell Erfolge spüren. Ich selbst habe diesen Erfolg damals nicht für möglich gehalten, aber wir haben der Logopädin vertraut und es war genau wie sie vorhersagte! :)

Hubs

Bei einem mangelnden Selbstwertgefühl ist positives Feedback manchmal der falsche Ansatz. Zumindest wenn sich das Feedback auf Leistung bezieht. Das verstärkt das Gefühl nur aufgrund guter Leistungen etwas wert zu sein und nicht seiner selbst wegen. Juuls kommt darauf immer wieder zurück.  Das Kind selbst und nicht dessen Leistung zu sehen und die Integrität des Kindes schützen. Eventuell hilft Dir Juuls Darstellung in seinen Büchern als Handwerkszeug?
Ich hab meinem Kind immer gesagt,  dass ich es liebe, was ich an ihm mag, was er gut kann etc. So im Alltag immer wieder schlicht als Feedback.  Eines Tages hab ich zu ihm gesagt, ich find dich toll. Er war voll von den Socken und im 7. Himmel und sagte mir, das hätte er nicht gedacht. Da wurde mir klar dass Juuls Aussagen die manchmal doch den Anschein von Wortklauberei machen, doch ihre Richtigkeit haben.
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

Fliegenpilz

@Hubs
Nein, Juuls interessiert mich ehrlich gesagt nicht - ich kann mich mit ihm nicht identifizieren (und nach gewissen Interviews ... ach egal!), zudem wird unser Kinder nicht auf ihre Leistungen reduziert. Sollte das in meinem Beitrag so angekommen sein, dann muss ich das richtig stellen.
Dieses Mädchen macht nichts und bekommt positives Feedback - von allen, von jedem den wir kennen ohne das wir es beeinflussen oder die Menschen darauf hinweisen, dass es ihr gut täte. Und das nicht nur auf ihre Leistungen, sondern für alles was ihren Charakter ausmacht. Ihre Hilfsbereitschaft, ihren Humor, ihre liebenswürdige Art, ihre Empathie, ihr Lächeln, ihre lange Haare, ihre Ehrlichkeit, ... Dinge, die einfach so mitgebracht werden und sich mit der Zeit ausbilden, nichts was sie auf etwas reduziert. Sie bekommt sehr oft, sehr häufig, einfach so von uns gesagt, dass wir sie lieben und sie toll ist wie sie ist. Das sie ein wunderbarer Mensch ist und wir uns keine bessere große Tochter vorstellen könnten - und das ohne Begründung von "weil du ... und ... weil du ..." sondern einfach so.
Gerade Jungs drehen sich oft nach ihr um oder bleiben mit offenem Mund stehen. Ganz zum Kummer ihres Vaters. Es zeigt also deutlich, dass sie "gut ankommt" als Mensch, das sie die Menschen "positiv beeindruckt" und das ohne Leistung, einfach durch ihre Erscheinung.
Ihr Problem ist einfach: Sie vertraut nicht selbst auf sich. Sie ist sich immer unsicher.


@deep_blue
Danke!
Ich muss sagen, dass sie keine Problematik hat sich mündlich zu artikulieren - sie selbst stört das Lispeln auch gar nicht, ich muss jedoch sagen das ich aus eigener Erfahrung weiß, dass es nicht gut für die Zähne ist und sie z.B. klar sagt, dass sie keine Zahnspange möchte. Ich selbst brauchte eine, eben weil sich um meine Lispelproblematik vorerst nicht gekümmert wurde und daher die Schneidezähne auch eine falsche Stellung einnahmen durch die falsche Zungenhaltung.
Das mit der zweiten Fremdsprache: Sie traut sich nicht frei zu sprechen, dabei hat sie wirklich die Bestnote in Französisch erhalten und kann es. Aber ihr fehlt der Mut, nicht weil sie Sorge über die Aussprache hat sondern weil sie Sorge trägt etwas Falsches zu sagen ... und wir sagen ihr auch, dass Falsches genauso wichtig ist.
Ich denke auch, dass das mit dem Lispeln sich schnell gibt durch die Logopädie. Sie hat ja "früher" richtig gesprochen, sie braucht einfach nur Übungen um die Zunge an die neue Zahnsituation anzupassen - denke ich!

Honigbluete

Ich unterschreibe bei Hubs, auch ohne Juuls genauer zu kennen.
Vielleicht bekommt sie "zu viel" positives Feedback... So dass sie gar nicht einschätzen kann, was wirklich gut war oder evtl doch nicht so gut. Einfach weil die Reaktion von aussen nicht zum eigenen Gefühl passt.

Hubs

Mein Großer wird von vielen bewundert, in der Schule sowie im privaten Umfeld.  Der Kleine wird oft unterschätzt, gerade von seinem engen Umfeld, von denen die ihn gut kennen. Ich sehe aber ein Kind das sich den Erwartungen der anderen nicht immer gewachsen sieht und einen der sich selbst zwar auch unter Leistungsdruck stellt aber nur seinen eigenen Erwartungen gerecht werden muss.
Entspricht dem, was Honigbluete schreibt...
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



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Cornelia x Marie Sophie

Fliegenpilz - ich finde es toll, dass Du dieses Thema hier so offen ansprichst und merke schon an den ersten Kommentaren, dass das Thema wohl eher kontrovers diskutiert werden wird...  ;)

Tipps aus Büchern zu übernehmen finde ich eher schwierig, da doch das eigene Kind noch einmal eine andere Persönlichkeit mitbringt und die Autoren die jeweilige "Gesamtsituation" nicht kennen. Wir haben in unserer Elterngruppe immer wieder das Thema, das sich Eltern zum Fachthema toll weiterbilden und dann 1:1 übernehmen wollen - was ich schwierig finde.

Was ich aus dem persönlichen Umfeld kenne - Personen, die Geschwister haben, die sehr PRÄSENT sind: verbal "geschickter", mit großem Selbstbewusstsein und die, wenn auch nicht absichtlich, verbal "um sich hauen". Was wir hier sehen, was hilft, bzw. geholfen hat - unterschiedliche Hobbies und damit unterschiedliche Erfolgserlebnisse unterstützen. Zum Teil wurden auch Schulen und damit das Umfeld "gewechselt"...

Christiane - sucht EUREN Weg; vielleicht kann Euch auch eine Logopädin in Richtung Selbstbewusstsein stärken unterstützen. Wir haben vor Ort eine Kinderpsychologin in der HPT; die steht auch für entspannte "Kaffeegespräche zwischendrin" zur Verfügung und war/ist eine große Hilfe...  :)
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"Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, leuchten zu lassen" (Nelson Mandela)

Martina

Ich habe Bachblütenspray bestellt. Heute erster Anwendungstag. Bei H ist das Problem, dass sie Fingernägel kaut. Sie ist sehr ängstlich, mag keine neuen Situationen (wobei das alles schon viel besser geworden ist). Ichvwerde berichten, ob es hilft  s-:)
Ohne

Cornelia x Marie Sophie

Bachblüten sind auch bei uns teilweise "im Einsatz"... @Martina - wie alt ist denn H?
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"Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, leuchten zu lassen" (Nelson Mandela)

*Blümchen*

Meiner Tochter hilft es schon mal, wenn ich von MEINEN Schwächen oder Fehlern erzähle. Ich habe den Eindruck, dass sie dann merkt, dass auch andere nicht perfekt sind.
Gestern war ihre Einschulung und ich habe ihr dann abends erzählt, dass ich bei meiner Einschulung einfach sitzen geblieben bin, als mein Name aufgerufen wurde (ich kam in die Klasse 1a und mein Nachname fängt mit A an, ich war also die allererste, die aufgerufen wurde und vor versammelten Mannschaft als erste auf die Bühne gehen sollte - das war nix für mich). NacH der Geschichte, war sie  direkt einen Kopf größer.
Funktioniert natürlich auch nur manchmal  ;)

Martina

Sie ist 5, also noch klein. Sie ist sehr angepasst und introvertiert (zu Hause nicht, da ist sie oft sehr sehr wütend)  :-[
Ohne

Tini

Martina, mich interessiert auch, ob das Bachblütenspray hilft.

Ich erkenne mich in vielem hier wieder. Ich war als Kind auch voller Selbstzweifel, im Grunde bis heute. Selbstbewusste Menschen haben mich immer verunsichert und tun das bis heute.

Was ich mir als Kind/Jugendliche gewünscht hätte bzw was mir geholfen hat: mich mit Gleichgesinnten austauschen. Vielleicht auch ein Selbstverteidigungskurs. Ernst genommen werden, so wie ich bin. Und auch Akzeptanz, dass ich so bin wie ich bin, eben nicht so selbstsicher wie andere.. Ich weiss nicht, ob das Sinn ergibt, aber ich denke, mir hätte es geholfen. Aber ich bin da vielleicht nur ein Einzelfall.
She *7/2006
He   *7/2014

HappyMom

Ich könnte auch ganze Romane schreiben über sensible Kinder: habe zwei davon, bei großen nicht ganz so ausgeprägt, bei meiner Tochter enorm.
Diesbezüglich hatte sie schon mehr als 30 h Logo, bekommt sie inzwischen wieder, 30 h Ergotherapie,
Heilpädagogische Begleitung im Kindergarten.
Sie wird jetzt in drei Wochen eingeschult, auf eine "normale" Schule. Ich bin aber überzeugt davon, sie wird es nicht packen, sie will nicht in die Schule.

Besser wäre eine Montessori-Schule, in die wir sie schicken wollen, momentan weigern sich aber manche Behörden, dies zu genehmigen. Wir kämpfen jetzt drum, dass sie spätestens zum halbjahr in die Montesoori-Schule kann. Die Schulempfehlung von allen Therapeuten und Pädagogen ist Montessori. Wir haben alle berichte da, es fehlt noch das Gutachten und die Empfehlung von ganz oberster Stelle (kinderzentrum, wo A. auch in Behandlung/Beobachtung) ist. Wenn die das Schreiben geben dann MUSS A. in diese Schule gehen. Notfalls mit rechtlicher Unterstützung (was ich aber nicht hoffe und auch nicht will).
In die Montessori-Schule will sie gehen, weil da ihr bester Freund hingeht.

Meine Tochter braucht viel Lob, differenzirtes Lob. Also nicht, "Oh, du hast das aber schön gemacht!", das wäre zu oberflächlich für sie.
Ich lobe sie immer so in etwa: " Ich finde, die Prinzessin ist dir aber sehr gut gelungen" oder
"Du hast den Tisch wirklich prima gedeckt, das Besteck liegt gerade und es sieht sehr ordentlich aus" oder
"Deine Barbies hast du ja ganz schön in die Kiste nebeneinader gelegt, du kannst sehr gut aufräumen"


schnakchen

#16
Zitat von: Fliegenpilz am 23. August 2016, 11:14:40
Gerade Jungs drehen sich oft nach ihr um oder bleiben mit offenem Mund stehen. Ganz zum Kummer ihres Vaters. Es zeigt also deutlich, dass sie "gut ankommt" als Mensch, das sie die Menschen "positiv beeindruckt" und das ohne Leistung, einfach durch ihre Erscheinung.
Ihr Problem ist einfach: Sie vertraut nicht selbst auf sich. Sie ist sich immer unsicher.

Hi,
ich musste gerade an eine Studienfreundin von mir denken - groß, schlank, Figur wie ein Modell, lange blonde Haare, nett und von allen stets hoch gelobt, fleißig, emphatisch und und und... aber im Inneren unglaublich schüchtern und unsicher. Sie ist immer nett, weil sie zu schüchtern ist um mal nicht nett zu sein.
Sie erzählt, dass auch schon früh Jungs sie toll fanden, sie ist damals als Kind immer ganz verwirrt zu den Lehrern gelaufen, warum die Jungs ihr denn nachschauen.
Ebenfalls sehr selbstbewusste Familie voller Erfolgstypen, die sich stets sehr um sie bemühten, aber irgendwie... mein Eindruck, fand sie nie ihren Platz. Die Familie liebt sie, versteht aber nicht, warum sie unsicher ist, denn es gibt natürlich keine logische Begründung für ihre Unsicherheit. Sie hat mir auch erzählt, dass sie sich fühlt, als würde jeder nur ihre hübsche gut angepasste Hülle kennen.

Hm sorry hilft Dir bestimmt nicht weiter, aber ich fand das klang bei Dir grad alles so ähnlich.
Ich würde auch empfehlen Deine Große etwas ganz anderes als Ihr anderen machen zu lassen, damit kein Wettbewerb aufkommt. Irgendein eigenes kleines Feld, in dem sie glänzen kann.

lg schnakchen

Solar. E

Ich erzähle mal, wie es bei mir früher als Kind war. Ich war auch immer voller Selbstzweifel und leicht zu verunsichern und bei mir kam noch dazu, dass ich ziemlich perfektionistisch veranlagt bin  :P Und das führte oft dazu, dass Dinge, die ich gemacht habe, meinen persönlichen Ansprüchen nicht genügten, mein Umfeld diese aber ganz toll fand und das dann auch zum Ausdruck brachte. Das passte für mich dann nicht zusammen und ließ mich zweifeln. Als Kind musste ich dann erst noch lernen, dass es noch ganz viel gibt zwischen "richtig" und "falsch". Und solange dieser Lernprozess nicht abgeschlossen ist (sofern er das je sein kann), fragt man sich, wieso alle anderen was anderes empfinden als man selbst und somit, was an einem selbst denn so falsch ist.
Will sagen: Ich persönlich empfinde es so, dass es tatsächlich auch beim Lob auf das richtige Maß ankommt und auch ein Zuviel nicht gut ist. Wie man das rausfindet, was da richtig ist, weiß ich auch nicht, bei meinen Lieben gehe ich komplett nach Bauchgefühl.  :)

Eumel

#18
I

Selbstbewusstsein zu entwickeln ist für ganz viele Kinder ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht.

Fliegenpilz

So, ich melde mich nochmal - habe immer gelesen, aber hatte nicht die (innere) Ruhe zum antworten.

Zitat von: Cornelia x Marie Sophie am 23. August 2016, 12:21:55Was wir hier sehen, was hilft, bzw. geholfen hat - unterschiedliche Hobbies und damit unterschiedliche Erfolgserlebnisse unterstützen. Zum Teil wurden auch Schulen und damit das Umfeld "gewechselt"...

Es gibt auch unterschiedliche Hobbies bzw. Stärken und Interessen. Sie haben keine Verbindung die siamesischen Zwillingen gleich käme - wobei sie gerne viel zusammen machen.
Unsere Große spielt z.B. bezaubernd Querflöte. Unsere Kleine gar nicht. Das Erfolgserlebnis, das Können etc gehört ihr also "alleine".
Ein Schulwechsel stellt keine Option da, sie besuchen hier die beste Schule im Umkreis - und für wen wäre dann der Schulwechsel angebracht? Beide wären sehr unglücklich, wenn wir darüber auch nur nachdenken würden.


Zitat von: Martina am 24. August 2016, 20:32:14
Ich habe Bachblütenspray bestellt. Heute erster Anwendungstag. Bei H ist das Problem, dass sie Fingernägel kaut.

Wurde euch zu dem Bachblütenspray geraten?
Fingernägel kauen oder andere Auffälligkeiten sind nicht vorhanden bei unserer Großen. Lediglich ihr Nachtschreck wobei das meines Erachtens eine andere Baustelle ist.


Zitat von: *Blümchen* am 25. August 2016, 18:42:24
Meiner Tochter hilft es schon mal, wenn ich von MEINEN Schwächen oder Fehlern erzähle. Ich habe den Eindruck, dass sie dann merkt, dass auch andere nicht perfekt sind.

Oh, hier schämt sich niemand für seine Schwächen und Fehler - nur können wir über uns selbst lachen, was ihr jedoch sehr schwer fällt, aber das muss ich sagen: Es ist schon viel besser geworden.
Sie kennt unsere Fehler und Schwächen, sie witzelt sogar darüber. Umgekehrt dürfen wir jedoch nicht witzeln, das kränkt sie enorm. Also machen wir das nicht.


Zitat von: Tini am 26. August 2016, 16:09:45Was ich mir als Kind/Jugendliche gewünscht hätte bzw was mir geholfen hat: mich mit Gleichgesinnten austauschen. Vielleicht auch ein Selbstverteidigungskurs. Ernst genommen werden, so wie ich bin. Und auch Akzeptanz, dass ich so bin wie ich bin, eben nicht so selbstsicher wie andere.. Ich weiss nicht, ob das Sinn ergibt, aber ich denke, mir hätte es geholfen. Aber ich bin da vielleicht nur ein Einzelfall.

Ein Selbstverteidigungskurs hat meines Erachtens nur entfernt mit dem Selbstwertgefühl zu tun - kann sie gerne machen, aber das wird ihre Unsicherheit mit sich selbst erstmal nicht lösen.
Sie darf sie wie sie ist. Wir nehmen sie ernst wie sie ist. Wir lieben sie wie sie ist. Aber sie leidet sichtbar darunter und an dieser Stelle wollen bzw. müssen wir ihr helfen. Nicht im Sinne von "Werde wie wir", aber indem wir ihr ggf. Instrumente an die Hand geben mit welcher sie für sich selbst sicherer wird - und sei es die Sicherheit, dass ihre Unsicherheit nichts Verkehrtes ist, sie mit dieser liebenswürdig, toll, unersetzbar und wundervoll ist. Und geliebt wird.


@HappyMom
Ich drücke euch die Daumen, dass der Weg eurer Tochter mit dem Gutachten geebnet wird und sie einen schönen Start in die Schule erleben wird.


@schnakchen
Danke für deine Worte - wie oben geschrieben, sie hat ihre eigenen Felder. Und sie dürfte sich auch weitere nehmen, zeigt aber (aktuell) kein Interesse.
Falls doch, dann wären sie sofort bereit ihr diese Felder zu geben.


@Solar. E
Das klingt sehr interessant - und ja, in gewissen Bereichen ist unsere Große auch sehr perfektionistisch, in anderen hingegen das absolute Gegenteil (aktuell: Ihre Sachen zusammen halten).


Zitat von: Eumel am 28. August 2016, 19:54:00
Das hört sich jetzt paradox an, aber ich finde es schwierig, sich selbst zu akzeptieren und auch selbstbewusst zu sein, wenn von allen Seiten gespiegelt wird, dass man ohne Selbstbewusstsein eben doch nicht so ganz okay ist. Dass einem etwas fehlt. Dass es irgendwie besser wäre, wenn man anders wäre. Von daher würde ich versuchen, sie einfach zu akzeptieren wie sie jetzt ist.Und wenn sie ein geringeres Selbstwertgefühl als der Rest der Familie hat, ist das eben so. Das wird schon.  ;)

Nein, es klingt nicht paradox - und ich hoffe von Herzen, dass wir ihr dieses Gefühl nicht vermitteln. Und noch einmal: Mir geht es eher um das Selbstwertgefühl als das Selbstbewusstsein. Für mich sind das zwei komplett verschiedene Paar Schuhe, die ich hier auch nicht durcheinander werfen mag.

Zitat von: Eumel am 28. August 2016, 19:54:00Was oft hilft ist, wenn die Kinder möglichst viel selber machen dürfen. Ich weiß nicht, was bei euch möglich ist. Alleine und selbständig zur Schule oder zu Freunden gehen, alleine ein paar Dinge einkaufen gehen, die z. B. beim Abendessen fehlen, kleine Verantwortungen übernehmen, ... Dinge, bei denen sie hinterher denkt: Hey, das habe ich ganz alleine geschafft.

Sie darf sehr viel selbst machen - eigenständig und alleine, dann wenn sie sich ihrer sicher ist sprich sie einfordert, nicht wenn ich es für richtig erachte. Ebenso hat sie einen kleinen Aufgabenkreis, den sie auch alleine bewältigt - und sie nicht vor einer unschaffbaren Aufgabe stellt.


Aury

Was ich dazu sagen kann ist, dass meine Tochter in der Kindergartenzeit auch wenig Selbstbewusstsein hatte. Sie hat sich sogar von kleinen Jungs auf den Kopf hauen lassen. Dachte dann auch wenn sie in Taekwondo geht wird das besser. Im Nachhinein würde ich eher sagen, so ein Training nützt nicht viel. Klar die Auftritte stärken schon und wenn sie das Brett durchgehauen hat war sie stolz aber rein von den Techniken hat sie keine Griffe gelernt um sich zu befreien oder zu verteidigen. Vlt kommt das beim Taekwondo auch erst ab Blaugurt - keine Ahnung.

In der Schule hat sie durch die nette Lehrerin die sich sozial sehr engagiert hat, viel mehr Selbstbewusstsein bekommen. Zum Beispiel hat sie etwas abstehende Ohren und ich hab sie gefragt, ob man das nicht mal machen soll. Sie möchte nicht sie hat dann gesagt: Aber die gehören so zu mir dann bin ich ja nicht mehr X.

Oder sie weiss sehr genau, was sie gut kann und ist auch stolz drauf. Sie weiss auch welche Freunde ihr gut tun und welche nicht. Sie hat da auch aus Erfahrungen gelernt. Sie lässt sich nicht manipulieren und durchschaut vieles. Da bin ich schon froh. Es war ein großer Sprung vom Kindergarten zur Schule, also sie hat sich grundlegend da geändert.

Fliegenpilz

Ich nehme mal den Duden, es scheint ja fortlaufend ein Verständigungsproblem zu geben.

"Selbstwertgefühl" --> Gefühl für den eigenen Wert
"Selbstbewusstsein" --> das Überzeugtsein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich besonders in selbstsicherem Auftreten ausdrückt

Zweiteres kann ich aber erst haben wenn erstes vorhanden ist - es ist voneinander abhängig. Dementsprechend liegt die Konzentration bei uns auf dem Selbstwertgefühl, da wir uns sicher sind, dass das Selbstbewusstsein dann ein Reifungsprozess ist, der selbstständig laufen wird.

Pico

Ich versuche mal meine Gedanken in schriftlich rüber zu bringen...
Ich hoffe es ist davon nicht zu viel doppelt, aber wenn ich jetzt nicht Antworte hab ich es nachher wieder vergessen...


Ich finde ja als Familie macht ihr es gut und richtig... Aber wie wäre es wenn es L. Mal selber sagt das sie auch mit fehlern ganz viel wert ist und das auch in  nicht in gerade Situationen sondern unabhängig davon...
Vielleicht so für sich im zimmer mal Sätze für sich aufschreibt und List bzw. Laut List, das macht im Kopf ja auch nochmal was anderes es so richtig von sich zu hören...
Gerade denk ich an die Schule... Das sie einfach für sich mal sagt... Ich bin es Wert Nein/Stop zu sagen, ich bin immer noch wertvoll wenn ich nein sage oder einfach nur... Ich bin Wertvoll...



Hm... Das viel mir so ein...
Nimm ein Kind an die Hand und lass dich von ihm führen. Betrachte die Steine, die es aufhebt und höre zu, was es dir erzählt. Zur Belohnung zeigt es dir eine Welt, die du längst vergessen hast.

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Fliegenpilz

@Pico
Vielen Dank für diese sehr interessante und hoffentlich auch hilfreiche Anregung. Ich werde das noch ein wenig (für mich) ausarbeiten und dann mit ihr umsetzen bzw. ihr die Werkzeuge geben dies selbst umzusetzen.

Etwas ähnliches hat die Klassenlehrerin der ersten Klasse mit ihr schon gemacht, schade das ich es wieder vergessen habe.
Allerdings hat sie da ein Täschchen gebastelt und sollte Zettel schreiben mit Dingen, die ihr wichtig sind, die ihr Kraft geben, die sie wertvoll machen, etc pp ... überall stand nur "Meine Mama". War nicht wirklich hilfreich für sie, glaube ich - wobei es einen als Mutter natürlich auch stolz macht, wenn die Tochter einen z.B. als Kraftquelle ansieht.


Pico

Das würde mich auch Stolz machen...  :D :-*

Ich denke aber auch das sie was eigenes brauch unabhängig von euch als Familie...

Bitte, freut mich das ich dir noch eine Hilfe wieder ins Gedächtnis hervorrufen konnte...

Ich würde mich freuen wenn du in paar Monaten mal Berichtest was sich verändert hat durch die Tips die du hier bekommen hast...
Nimm ein Kind an die Hand und lass dich von ihm führen. Betrachte die Steine, die es aufhebt und höre zu, was es dir erzählt. Zur Belohnung zeigt es dir eine Welt, die du längst vergessen hast.

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