Neunjähriger Sohn macht keine Hausaufgaben und wird aggressiv

Begonnen von Erikkson, 15. März 2015, 17:16:24

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Erikkson

Hallo zusammen,
eben war es wieder soweit. Mein sohn kam von seinem Papa-Wochenende zurück und hatte dort natürlich nichts für die schule gemacht.
Als er bei mir wieder ankam hat er erstmal was gegessen, mir von seinem wochenende erzählt und dann sollte er seine aufgaben machen. Überschaubare aufgaben, konzentriert wäre er in 30 minuten fertig gewesen.
Er begann erst zu betteln vorher sein computerspiel spielen zu dürfen,das wäre so wichtig weil da ein freund von ihm im chat sei. Ich sagte nein, denn mein sohn hat eh so wenig grenzen und wenigstens das motto: Erst die arbeit dann das vergnügen...möchte ich als unumstößlich wissen.
Da ging es dann wieder los, er beschimpfte mich als Ar*** und schrie mich aus vollem Halse an. Ich sagte ihm, dass er bei diesem aggressiven Verhalten nun weniger Computer spielen dürfte wenn er fertig sei, und wenn er es wiederholen würde gar nicht mehr. Ich gab ihm kekse,versuchte es mit geduld, sagte ich würde ihm helfen zu rechnen, setzte mich zu ihm, sagte für jede aufgabe gibt es ein Nüsschen....aber er hörte einfach nicht auf mich zu beleidigen, was für eine schlechte mutter ich sei, kein anderes kind müsste solche aufgaben rechnen, nur er ( was natürlich blödsinn ist) .schließlich sagte er wieder A*** , und bewarf mich mit dem Bleistift....ich bin mit meinem Latein am ende. dauernd rastet er so aus, sagt,das keiner mathe bräuchte und ich gemein sei, dass er das machen müsste...ich erkläre ihm dann das man das für seinen schulabschluss macht und das rechnen im allltag sehr nützlich sein kein, das man schlau wird und eine gute arbeit bekommt aber es nützt alles nichts.

Hat jemand irgendeine meinung dazu? Erziehungsberatung und Psychologe allles schon abgeklappert...es ändert sich einfach nichts. Er ist aggressiv und manchmal haut und tritt er auch...sagt zu mir Wi**er und ich sitz hier manchmal nachts und weine weil er null respekt vor mir hat. Es ist zum Kotzen.  :'(

Ade

Fesa

Hallo Erikkson,

ich kann Dich sehr gut verstehen. Als ich Deinen Beitrag gelesen habe, dachte ich, dass hätte auch von mir sein können. Eigentlich fast eins zu eins.

Wie läuft es denn bei seinem Papa so? Könnt ihr Euch denn nicht absprechen, dass er bei ihm auch erstmal seine Hausaufgaben machen muss?

Du schreibst, dass Du schon Erziehungsberatung, sowie Psychologen abgeklappert hast und sich einfach nichts ändert! Was haben die denn bei der Erziehungsberatung gemacht oder gesagt? Und beim Psychologen?

Bei uns ist es, wie gesagt sehr ähnlich. Mein Sohn (9 Jahre) flippt manchmal einfach aus und steigert sich dann (meist wegen einer Kleinigkeit) so in seine Wut rein, dass er uns beschimpft und sehr sehr verletzende und respektlose Dinge sagt.
Ihm in dieser Situation mit Konsequenzen zu drohen ist meist zwecklos, da ihm dann sowieso alles egal ist. Aggressiv ist er auch schon geworden. Aber das ist noch nicht ausgeartet. Meist sind es nur Androhungen.

Andererseits ist er aber ein ganz lieber und hilfsbereiter Junge und man kann sich eigentlich auch auf ihn verlassen. Aber wenn er "ausflippt", dann geht es immer richtig zur Sache. Ich konnte damit dann nicht mehr umgehen und war einfach fertig mit den Nerven. Ich wusste nicht mehr, wie ich meinem Sohn noch helfen kann, dass wir das wieder in den Griff bekommen. Also habe ich mich an eine Kinderpsychologin gewendet.

Dort erfolgte dann in den ersten fünf Sitzungen (die sogenannte Probatorik) eine ausführliche Diagnostik und Anamnese. Damit geschaut werden kann, was eigentlich los ist und ob einer Therapie sinnvoll ist oder vielleicht etwas anderes.

War das bei Dir auch so?

Würde mich über Deine Rückmeldung freuen.

Erikkson

Hallo Fesa,

danke für die Antwort!
Zu deiner ersten Frage: Nein, der Papa übernimmt keine Verantwortung. Ich habe es ein paar Monate versucht ihn einzubinden in die schularbeiten. Er übernimmt da keine Initiative.
Ausserdem sieht mein sohn da endlos fern und bekommt meistens Pommes...aber das ist ein anderes Thema...er ändert sein Verhalten nicht, das versuche ich seit Jahren, ich habe ihm schon bücher über medienkonsum geschenkt, tausende mails gesendet....er ist irgendwie resistent dagegen. Der sohn geht zwar regelmäßig zu seinem vater,aber dann sehen sie halt ewig fern und essen pommes, mehr scheint der nicht zu können. Aber wie gesagt,anderes thema. besser als gar keinen vater, kann ich mir da nur sagen.

Tja, was die erziehungsberatung gesagt hat? Also, mir ist sowieso klar, dass mein sohn nichts dafür kann. Es liegt an meinem eigenen Verhalten und er reagiert darauf. Trotz dieser Erkenntis gibt es immerwieder diese Eskalationen und wir kommen da irgendwie nicht raus. Erziehungsberatung meinte, ich würde zu wenig Grenzen setzen und mein sohn würde desahlb anfangen mich zu "erobern" also zuviel selber bestimmen. Erziehungsbertaung hat einfach nur gesagt, ich soll härter sein, nicht diskutieren und mich mehr abgrenzen.
Denke mir aber,das alleine kann es nicht sein, was ihn derart aggressiv macht, oder?? Bei dem geschilderten Vorfall gestern denke ich mir dass ich vielleicht nicht einfühlsam genug war? Er sagte ja, sein Freund wäre jetzt gerade im Chat, vielleicht hätte ich ihn 10 minuten an den PC lassen sollen, um sein bedürfnis zu befriedigen und dann hätte er danach die aufgaben ohne probleme gemacht. Dadurch das alle immer sagen:  "Mehr Grenzen. Sei hart" werde ich dann auch manchmal knallhart und versuche auf teufel komm raus das programm durchzuziehen, an der Struktur festzuhalten, aber so geht es irgendwie auch nicht...
Die Kindertherapeutin meinte eher, dass mein sohn für mich partnerersatz ist und er deshalb nach mir schlage um sich bildlich gesprochen aus dieser unangemessenen Bindung zu befreien. Sie  meinte auch, die Konstellation, dass ich mit meinem sohn alleine lebe, sei für uns nicht gut...wir sollten in eine wohngemeinschaft ziehen.
Tja, nur leider ist das nicht zu realisieren.
Ich habe mir viele gedanken zu diesem Partnerersatz-Vorwurf gemacht und denke halt, dass ich sehr jung war und noch nicht fest im leben stand als er auf die welt kam und er eben ganz besonders viel für mich bedeutete. Er hat meinem Leben wieder Sinn gegeben. Die Therapeutin meinte, schon das sei zuviel, Kinder seinen nciht dazu da, dem Leben ihrer Eltern sinn zu geben.

Tja, viele gedanken, viele Fragen...seit zwei Jahren geht er jetzt schon zu dieser Therapeutin und ich selber habe natürlich auch Therapie gemacht, weil ich ja weiss dass ICH das Problem bin und er einfach nur darauf reagiert. Aber wie gesagt, diese Eskalations Situationen sind so schlimm, trotz aller aufgesuchter Hilfe. Ich habe noch nicht das gefunden, was wirklich diese Situationen entschärft. Manchmal denke ich mir, vielleicht ist es ja völlig falsch ihn für schimpfwörter zu bestrafen, ihn überhaupt zu bestrafen wenn er soaus der Haut fährt...er hat ja indiesem Moment ein problem. Ihn stört etwas. Ach, ich weiss nicht mehr welcher ansatz der richtige ist...ich willeinfach nur das diese schrecklichen Situationen aufhören...

Danke für dein Intresse.



Honigbluete

Mir kommt das sehr bekannt vor und kann dir nur raten, dir Hilfe zu holen, also welche, die dir richtig hilft. Kennst du den Kurs "Starke Eltern - starke Kinder" vom Kinderschutzbund? den kann ich empfehlen, dort trainiert man seine Reaktionen in solchen Extremsituationen. Gut ist, dass du schon erkannt hast, dass es dein Problem ist und nicht das deines Sohnes.
Schmunzeln musste ich bei deiner Frage, ob du nicht zu hart bist... Er spürt deine Unsicherheit und nutz das (gnadenlos, ohne böse zu sein) aus. Macht meiner auch. Du musst hinter dem stehen, was du sagst und machst, sonst nützt es nichts! Ich habe dsa mit Hilfe der Erziehungsberatung erarbeitet und die veränderte innerliche Haltung hat so dermaßen viel bewegt... unglaublich!

Sweety

#4
Hallo Eriksson,

ich sehe mal wieder alles anders ;D

Ich gestehe, ich musste bei deinem Eröffnungspost lachen. Aber es war ein ungläubiges, ein fassungsloses Lachen.

Ich mag mal hier ansetzen. Zu dem mit den Grenzen hab ich generell eine andere Meinung, aber das hier scheint mir sehr sinnvoll:

Zitat von: Erikkson am 16. März 2015, 10:28:37

Tja, was die erziehungsberatung gesagt hat? Also, mir ist sowieso klar, dass mein sohn nichts dafür kann. Es liegt an meinem eigenen Verhalten und er reagiert darauf. Trotz dieser Erkenntis gibt es immerwieder diese Eskalationen und wir kommen da irgendwie nicht raus.

Was ich da in deinem ersten Post lese, ist ein lupenreiner Machtkampf, den du ganz alleine initiierst. Dein Sohn reagiert nur. Und ehrlich? Wär ich dein Kind - ich wär auch ausgeflippt.

Ich möchte anregen, Glaubenssätze mal ergebnisoffen (!!) einer Überprüfung zu unterziehen.
Was soll das "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen"? Das ist so ein Ding, das hierzulande ganz groß ist. Verstanden hab ich es nie. Was ist die Logik dahinter, was der innewohnende Sinn? Warum muss Vergnügen dosiert werden? Wieso ist es Belohnung? Und hat ehrlich außer mir noch keiner in Deutschland die Erfahrung gemacht, dass man so richtig beschwingt in die Arbeit gehen kann, wenn man vorher was total Geiles gemacht hat anstatt es auf hinterher zu verschieben?

Zum anderen hat dein Sohn seinen Wunsch begründet: Sein Freund war zu der Zeit im Chat. Vielleicht hatten sie sich verabredet. Das seh ich ehrlich als weit wichtigeren Grund an als so eine überlieferte Binsenweisheit. Wie würdest du dich fühlen, wenn du eine Verabredung eingehst, weil du vergessen hast, dass da noch was anderes ansteht und jemand will dich zwingen (!) sie einfach ausfallen (!) zu lassen? Echt, ich würde so einer Person mit dem nackten Ar*sch ins Gesicht springen und ich bin älter als neun und habe (so die Theorie ;) )schon viel länger Zeit gehabt, da gesellschaftlich akzeptable Reaktionen zu entwickeln. Was genau erwartest du da von einem Neunjährigen? Und warum?
Er nutzt das Spiel auch zum sozialen Kontakt. Also ist das Verschieben schlicht nicht sinnvoll für ihn (für mich auch nicht, das nur mal so ;) ).

Wirklich - was du da zelebrierst, ist reiner Machtkampf. Ich an seiner Stelle würde da auch nicht aufstecken ;)
Und dann ist er gefrustet, rastet aus. Nicht schön, aber so ist es nunmal. Und was machst du? Du bestrafst noch obendrauf. Und das ist komplett ohne Sinn, das ist reines Fußaufstampfen deinerseits. Ein sauberes "Ich WILL aber. Menno!". Eins, das du nur draufsattelst, weil - ich sag es, wie es ist - weil du es kannst. Wen sonst würdest du so behandeln? Vermutlich niemanden. Nur dein Kind. Weil es geht. Weil er da außer Brüllen und Ausflippen nichts entgegensetzen kann. Du gehst nicht das Risiko ein, dass er dir - wie ein Erwachsener in dem Moment könnte - den Bettel vor die Füße schmeißen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden kann.

Ich glaube, das TV ist entweder genau so ein Machtkampf oder aber es ist einfach das, was er gerne tut. Und nu?
Du schreibst, du gibst ihm Bücher über solchen Konsum. Deckst du da die gesamte Bandbreite ab oder wählst du gezielt Bücher aus, die dein Ansichtenspektrum abdecken? Wie objektiv bist du dabei?
Hast du denn auch "Netzgemüse" (ISBN-10: 3442157439) gelesen? Oder passt das nicht rein?

Dämmert dein Sohn dumpf vor dem TV vor sich hin oder begleitest du ihn dabei? Trittst du in Dialog? Wenn du das tust, hat TV keine anderen Auswirkungen als ein Buch. Bei uns hat mein da noch Vierjähriger sich mal Terra X reingezogen über die Anfänge des Ackerbaus in Nordeuropa. Danach hatte er Fragen, wir haben Bücher und Google bemüht und selbst ein Experiment gestartet, auf das wir ohne TV nie verfallen werden. Nach"Ice Age" ging es hier rund um die Frage nach Erdzeitaltern, wie Aussterben funktioniert und warum und was natürliche Auslese ist. Du verstehst, worauf ich hinauswill?
Dazu wäre es aber never ever gekommen, wenn wir dem TV gegenüber eine Abwehrhaltung hätten. Dann hätten wir nämlich entweder verboten oder aber die Kinder beleidigt alleine vor dem Kasten versauern lassen oder sie eben mit Hinweisen über die Schädlichkeit dessen überschüttet, was m.E. geradezu eine Abwehrhaltung von Kindesseite aus garantiert.

Vor einiger Zeit kam mal eine Studie eines medienkritischen Instituts heraus, das damit seine Position unterlegen wollte - und gescheitert ist.
Irgendwo muss die noch zu finden sein - ich frag gerne mal nach bei jemandem, der die beschaffen kann. Kann 2-3 Tage dauern, aber ich tu es echt gerne.

Weißt du, wenn du ständig zurückweichst, ist es logisch, dass dein Sohn nachsetzt und sich mehr Raum erobert. Aber - wieso musst du gegen ihn steuern, wenn du das vermeiden willst? Lass dich auf ihn ein. Auf seine TV-Sendungen. Lass dir sein Game erklären. Versuch, seine Faszination zu verstehen. Sei BEI ihm und nicht über ihm.

Die Unken, die gleich losquaken: Nein, meine Söhne sind noch keine neun und ich wette, auf uns wird absolut ähnliches zukommen. Aber so wie wir jetzt schon einiges komplett anders machen als der übliche Tenor uns zuschreit und damit verdammt gut fahren (allen Kassandrarufen zum Trotz :P ), bin ich sicher, dass wir auf unsere Weise auch diese Klippen umschiffen können und wenn nicht - dann wettern wir die Turbulenzen eben ab. Miteinander :D

Sweety

Ach so, ich möchte noch was anmerken zu dem, was ich zitiert habe. Du schreibst "wir kommen da nicht raus".
Wir!

IHR müsst da auch nicht rauskommen. Dein Sohn ist neun. Neun!
Wie soll er das leisten, was nichtmal du schaffst?

Beide Seiten können ihr bestes geben, aber für die Qualität der Beziehung zwischen Kind und Erwachsenem ist der Erwachsene verantwortlich. Immer. Weil er es kann und das Kind schlicht noch nicht. Das hat nichts mit Unfairness zu tun.

Diese Erkenntnis erschlägt einen im ersten Moment. Aber im zweiten birgt sie eine Chance. Du bist verantwortlich. Ist das nicht wundervoll? Du musst nicht warten, du musst nicht reagieren, du kannst das Heft in die Hand nehmen und das Ganze neu gestalten. Keiner sonst. Es ist deine Aufgabe, aber auch deine Kraft.

Nur DU kannst das. Nur du KANNST das. Verstehste? ;) :D

Honigbluete

@sweety ich liebe deine Beiträge und habe für mich/uns schon viel daraus gezogen. Es ist erstmal schwer, sich das vorzustellen, aber immer mehr denke ich darüber nach und ändere meine Sicht- und Handlungsweise. Dazu gehört aber auch, dass mein Sohn im Alter von 8 Jahren als Drittklässler nicht mehr nur Verständnis entgegen gebracht bekommt, sondern einige Dinge einach erledigen muss, ob ich das gut finde oder nicht. Und da es bei ihm nicht funktioniert, erst etwas schönes zu machen und dann zu arbeiten, haben wir das umgedreht. Wenn er was schönes machen will, gerne, aber erst, wenn seine Aufgaben erledigt sind. Das funktioniert meist ganz gut mittlerweile. Klar hab ich Verständnis dafür, dass er HA mal doof findet, das sag ich auch, biete in gewissem Rahmen Hilfestellung an, aber er ist verantwortlich dafür, die HA zu machen.

Sweety

Honigblüte, aber jetzt ehrlich - das ist doch wieder eine ganz andere Kiste.

Du hast euch da erprobt, hast eine Erfahrung gemacht und die daraus gewonnenen Erkenntnisse praktisch umgesetzt. Das ist jetzt so und es kommt allen entgegen. Auch deinem Sohn mit seinen externen Pflichten im Endeffekt.

Hab ich jetzt einen Denkfehler, wenn ich sage, das ist was anderes als ein prinzipielles und für jede Lebenssituation unhinterfragt festgesetztes "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen"?? :-\

Ich bin ja fest der Überzeugung, dass zwei Dinge, die von außen komplett gleich aussehen, komplett verschieden sein können, wenn man die dahinterliegende Haltung betrachtet :D

Honigbluete

Genau das hab ich ja gesagt, die innere Haltung macht den Unterschied! Und ganz ehrlich, bei Erikkson hört es sich sehr ähnlich an wie bei uns. Diese Unsicherheit, ob man jetzt richtig reagiert oder nicht, das merkt das Kind und reagiert darauf. Und ich bin davon ausgegangen, dass es andersrum mehrfach nicht geklappt hat, warum sonst sollte man das verbieten? Dass es da zuerst einmal Gegenwind gibt, ist doch klar, aber wenn man es innerlich vertritt, kommt das auch beim Kind an und viele Diskussionen entstehen erst gar nicht. Dieser Schritt fehlt da halt noch, und solange der nicht da ist, wird sich auch nicht viel ändern...

Kind als Ersatzpartner ist heutzutage ein riesiges Problem, ebenso Kind als Lebensinhalt... Hier kommt beides zusammen, was eine sehr blöde Kombination ist und für das Kind untragbar.

Sweety

Jo, das stimmt wohl.

Ich wollte übrigens mit keiner Silbe sagen "Ja, lass den Jungen halt spielen."

Es ging mir nur um das Überprüfen von Glaubenssätzen. Um die Fragen: Warum sage ich nein? Hab ich einen Grund oder tu ich das, weil ich es so gelernt habe? Muss ich nein sagen? Kann ich ja sagen? Kann ich vielleicht ganz was anderes sagen? Geht eine andere Lösung?
Was hat mein Kind dazu beizutragen? Wie sieht er die Sache? Können wir eine Absprache treffen?
Wobei ich mit Absprache nicht meine, dass ich meine Ansicht nett verpacke und sie dann einfordere, sondern eine beidseitige Absprache ;)

Zitat von: Honigbluete am 16. März 2015, 12:02:29
Und ich bin davon ausgegangen, dass es andersrum mehrfach nicht geklappt hat, warum sonst sollte man das verbieten?

Ja, so hab ich auch mal gedacht. Aber nach den letzten Threads hier bin ich ganz und gar nicht mehr sicher, dass Eltern erst mal gucken, wie etwas läuft, bevor sie in eine bestimmte Richtung steuern. Da hab ich doch in den letzten Wochen hier arg viel davon gelesen, dass Dinge aus Prinzip so gefordert werden, wie sie den Eltern genehm sind, weil sie den Eltern genehm sind.
Über das Warum... darüber können wir uns ja gemeinsam den Kopf zerbrechen. Ich habe da auch noch keine Antwort drauf gefunden ;D

Fesa

#10
Also Eure Beiträge (Sweety und Honigblüte) finde ich wirklich sehr gut. Sie geben doch schon viel Anstoß zum Nach- bzw. Überdenken.

Wir schon gesagt, befinde ich mich schon in einer ähnlichen Situation wie Erikkson und bin mir natürlich auch im Klaren darüber, dass die Kinder so werden, wie man sie erzieht bzw. mit ihnen umgeht. Aber manche Sachen sind halt nicht so einfach.

Dem Spruch " Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" kann ich auch nur teilweise entsprechen. Ich finde, man muss auch abwägen.

Beispiel: Mein Sohn musste an einem Sonntag noch Hausaufgaben machen und durch einen Termin war es schon 15 Uhr. Dann wollten wir uns an die HA machen und es klingelte ein Kumpel von meinem Sohn. Dieser wollte mit ihm draussen spielen. Es war herrliches Wetter und da es im Winter war und somit ja nicht mehr lange hell, haben wir mit ihm abgesprochen, dass er erstmal runter darf und danach dann aber seine HA machen muss.
So der Plan. Leider hatte mein Sohn danach überhaupt keine Lust und es gab einen Kampf um die HA der bis 20:30 Uhr dauerte. Mit Heft und Arbeitsblatt zerreißen und verbal aggressive Ausbrüche. 

Das jetzt nur als Beispiel.

@Erikkson: Macht Dein Sohn eine spezielle Therapie? Geht es dort auch um sein    Verhalten? 
Ich weiss, sein Verhalten ist nur das, was er auch gelernt hat. Aber wenn es halt nicht richtig ist, dann muss das Kind ja lernen, was richtig ist. Vielleicht reicht ab einem gewissen Punkt dann das Vorleben der Eltern nicht mehr aus:


Sweety


Honigbluete

Das ist ein Aspekt, der mit Schuleintritt dazukommt: die Anforderungen von Aussen! Klar finde ich es schöner, wenn er noch eine Runde mit Freunden draussen spielt, aber die HA müssen erledigt werden. Wenn es dann mehrfach nicht klappt, muss es halt andersrum gehen. Führt meiner Erfahrung nach dazu, dass es meist zügig und ohne Gemecker klappt (aber nicht immer, wir hatten das Theater erst gestern  s-:)), eben weil die "Belohnung" lockt...

Alchemilla

#13
Ich finde das ganz schwierig, dass so von außen und ohne die beiden zu kennen zu bewerten.

Ich handele mit meinem Sohn auch schon vieles aus (und das schon lange). Ich erkläre ihm, was gemacht werden muss und dann überlegen wir, wann es am sinnvollsten gemacht wird. Allein dadurch fühlt er sich ernst genommen und wird viel kooperativer. Und wenn uns die Sache mal total aus dem Ruder läuft und er ungeplant abends um 18 Uhr hundemüde ist und die Aufgaben nicht gemacht: Gibt so Tage. Dann werden sie nicht gemacht und am nächsten Tag doppelt. Passiert mir auch schon mal. Zum Medienkonsum gibt es ein paar Regeln - und er entscheidet, was ihm grad am Wichtigsten ist und ob er lieber gemütlich einen Film gucken will oder ein bisschen Wii spielen oder ob er sich Medienzeit fürs Wochenende aufhebt um dann mal "richtig lange" zu zocken. Dazu kommt, dass er sehr gerne liest, gerne Ausflüge macht......Ich habe also ein bisher weithgehend unproblematisches Kind, dass von Natur aus eine recht gute Impulskontrolle hat und gut planen kann. Außerdem ist er ein über alles geliebtes Einzelkind, dass natürlich meinem Leben Sinn gibt. Ich hab noch ein paar mehr Sinne - aber der größte davon ist Jonathan. Da kann ich gar nix dran machen und ich will nicht glauben, dass Kinder damit überfordert sind, sehr geliebt zu werden und ernst genommen zu werden. 

Es gibt aber auch gänzlich andere Charaktere mit ganz anderen Historien. Ich kenne auch Kinder, wo ich immer denke: Liebe Eltern, sagt doch einfach mal NEIN und bleibt dabei. Da Qungeln die Kinder (meiner Ansicht nach) schon ohne echte Not, um ihren Kopf durchzusetzen und haben immer einen Grund, warum sie gerade nicht das machen können, was sie sollten. Und da bringt Nachgeben nix sondern führt dazu, dass sich diese (für mich sehr) negativen Verhaltensmuster immer weiter verstärken. Wer mag schon Menschen, die immer gleich losjaulen, wenn sie mit einer Härte konfrontiert werden.
Das ist eine total intuitive Sache zwischen Eltern und Kind und ich glaube, man muss das im Gefühl haben, ob man jetzt deutlich die Grenze aufzeigen muss oder ob es Zeit für Verhandlungen ist. Muss das Kind lernen, sich an Vereinbarungen zu halten und Dinge zu erledigen ohne jedes Mal einen Kampf daraus zu machen oder ist man gerade dabei, dem Kind seine Würde zu nehmen, indem man seine Wünsche ignoriert? Ich hab beides schon beobachtet (oder so bewertet). Und mache das bestimmt nicht immer richtig. Es gab öfter Situationen, wo ich merkte, dass Jonathan gerade richtig emotional wird, gleich weinen und schreien wird und dass ich ihm jetzt besser eine Alternative vorschlage oder ihn in die Entscheidungsfindung mit einbeziehe, bevor er total verzweifelt ist. Und dann habe ich mein NEIN revidiert und dann liefs. Und es gab Situationen, wo ich dachte: Ne, jetzt ist Feierabend. Wenn ich jetzt nicht dafür Sorge, dass hier Ruhe einkehrt und der Kerl einfach mal ins Bett geht und schläft, eskaliert das hier gleich komplett und habe ihn ganz autoritär dazu verdonnert. Also - beides kann das Richtige sein, glaube ich und manchmal entscheide ich auch falsch. Das merk ich dann an der Quittung.

Ein großes Problem sehe ich auch in der Konstellation: Kind kommt vom Papa-Wochenende nachhause, es ist schon abend und es muss noch gearbeitet werden. Das könnte bei uns auch zu Wutausbrüchen und Heulerei führen (also bei meinem Sohn). Emotional belastende Situationen (auch wenn sie das nur unterschwellig sind) müssen immer erst verdaut werden und ohne Routine keine Konzentration.
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Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten. (Wilhelm Busch)