Mein Sohn ist sehr sensibel und hat wenig selbstbewußtsein

Begonnen von elchbaby, 17. Januar 2012, 15:59:20

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elchbaby

Hallo ich hoffe ihr könnt mir helfen.
Mein Sohn ist fast 7 Jahre alt und in der 1. Klasse. Im Kindergarten hat er schon lieber mit Mädchen gespielt (womit ich kein Problem hab), Jungs waren ihm meist zu wild und er hatte im Kiga eigentlich nur 2 Freunde. Sein oder mein Problem (vielleicht mache ich nur eins daraus) ist das er sich nicht gut durchsetzen kann und er sich viel zu Herzen nimmt. Auch sagt er öfter, das in der Schule immer nur die anderen bestimmen dürften, er aber nie, in seiner Klasse ist nur ein richtiger Freund, die anderen sind ihm zu wild und wenn er sich dann noch mit diesem Freund zankt hat er niemanden mehr zum spielen. Zu Hause ist er oft unzufrieden, wird schnell wütend und kann nicht gut damit umgehen wenn ich ihm erkläre warum manche Sachen jetzt einfach nicht gehen, konkretes Beispiel (hört sich banal an ist aber ganz oft so) er möchte abends ein hartgekochtes Ei, es ist aber schon so spät, das der Abendbrottisch schon gedeckt ist, sage ich dann du bekommst morgen eines, dann höre ich solche Sachen wie " Nie kriege ich ein Ei, dann esse ich eben nie mehr ein hartes Ei, immer meckert ihr nur mit mir". Dieses Meckern von uns (meinem Mann und mir) ist natürlich in manchen Situationen da, aber manchmal übertreibt er auch mit seinen Aussagen wir wären nur am Meckern. Letzte Woche hat er mal gesagt, das er denkt wir hätten ihn nicht lieb und wären nur am Meckern mit ihm, da hat mir echt der Atem gestockt, weil er so negativ von sich und uns denkt. Er ist das wichtigste für mich und ich sage ihm jeden Tag wie lieb ich ihn habe, aber zwischendurch muss ich halt doch mal schimpfen, das geht doch jedem so. Und wenn ich jeden Tag dasselbe sagen muss, wie "zieh dich an, wasch Dir die Hände, und, und, und.....er empfindet das nur als Ablehnung. Klar manchmal bin ich auch ungeduldig, ich weiß das und versuche daran was zu ändern, aber ich kann doch auch nicht alles durchgehen lassen. Ich habe einfach Angst, das er sich nicht wohl fühlt, ob in der Schule oder zu Hause, ich will ihm helfen ein bißchen Selbstbewußter zu werden, aber wie? Manche Sachen muss er leider alleine lernen. Sorry das es so lang ist und ich hoffe ihr habt kapiert was ich meine. Hätte gerne Tipps wie ich ihm und uns helfen kann. Danke

Alchemilla

Ich finde meinen Sohn in der Beschreibung deines Sohnes wieder  :)
Jonathans beste Freunde sind Mädchen. Er sucht Kontakt zu gleichaltrigen Jungs, aber die sind ihm bei körperbetontem Spiel zu wild und dann bekommt er Angst. Das frustriert ihn, weil er natürlich auch ein "starker, wilder Junge" sein will. Eigentlich hat er es aber lieber gemütlich und sozial.
Zuhause ist er sehr willensstark um es positiv zu formulieren und stur wie ein Esel, wenn man Klartext redet  ;) Außerdem ist er sehr sensibel und wenn ihn etwas aus der Bahn wirft (Krankheit, eine gruselige Geschichte, Tagesrhythmus durcheinander) braucht er sehr viel Nähe und Zuwendung.

Ich glaube, da kann man nicht viel machen außer die Kinder darin zu bestärken, dass sie toll sind wie sie sind. Also Stichwort: Stärken fördern und betonen und Schwächen ruhen lassen. Selbstbewusstsein kann ja nur aus positiven Gefühlen erwachsen und "wild und mutig" sein, kann man einem Kind nicht antrainieren. Genießen wir unsere sensiblen Seelchen.
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Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten. (Wilhelm Busch)

Mazelda

ihr schreibt von meinem Sohn!!!
Viel kann man wohl nicht machen, immer betonen, dass sie toll sind, die Stärken hervorheben, oft sagen, dass man sie lieb hat...aber viell. auch positive Erlebnisse schaffen, die bestärken....und das Selbstbewusstsein stärken

katjuscha

was mir noch einfällt ;-) WIE meckert ihr denn? wenn er was nicht gleich macht und trödelt, sagt ihr dann IMMER muss ich dich erinnern, NIE klappts von alleine ?
kam mir so in den sinn, als ich die Ei-geschichte gelesen habe...
sowas rutscht einem schonmal raus und trifft die kids genauso wie uns ;-)

hat er denn aufgaben wo spürt dass er wichtig ist für euch? was man sagt und was ankommt sind ja meist 2 verschiedene paar schuhe ^^
also wenn ihr sagt, dass ihr ihn lieb habt muss das ja auch ankommen bei ihm... vielleicht fühlt er sich einfach nicht "wichtig" ...

meiner ist ja noch sehr klein.. aber auch da merk ich nen unterschied ob ich sage ich hab dich lieb (das wird meist mit einem nicken abgetan) oder ob ich sage, ich freu mich, dass du da bist...da kommt er mich dann immer drücken...

und wenn er mir hilft und ich "danke, das hat mir sehr geholfen" sage, dann wächst er viel mehr, als wenn ich sage "das kannst du aber gut"...


elchbaby

Mmh, ja manchmal kommt auch raus wenn ich meckere das ich sage "jeden Tag muß ich das gleiche sagen" ich denke mal ein nie und immer ist mir auch schon rausgerutscht, wobei ich da schon versuche sowas nicht zu sagen.
Werde ich wohl weiter probieren ihn zu stärken. Morgen wollte ich ihm eine Aufgabe geben, alleine in die Apotheke gehen und mir was zu kaufen, die ist um die Ecke und das kann er allen. Schaun wir mal! Danke schonmal das ich nicht alleine bin  :)

Schönen Gruß

Ritziline

Finnja ist ganz genauso!

Sie ist auch mega sensibel, hat auch nicht so viele richtige Freunde und kann mit wilden und lauten Kindern oder Umgebungen überhaupt nichts anfangen.

Auch wenn nur mehrere Menschen zusammen sind oder erst recht bei größeren Menschenansammlungen, ist ihr das schon viel zu viel und sie zieht sich dann arg zurück, ist mega schüchtern und hängt dann nur an mir. Sie würde auch (zum jetztigen Zeitpunkt) niemals bei einer Aufführung im Kiga mitmachen (obwohl sie beim Einstudieren im Kiga immer mitmacht  - aber wenn dann die ganzen Eltern noch da sind, ist es bei ihr aus) oder sonstwo mitmachen. In einen Sportverein oder Singen usw. möchte sie auch überhaupt nicht.

Sie braucht ganz doll ihre gewohnte Umgebung, ihre Sicherheit. Dort ist sie aber sehr willensstark und stur bis hin zu mega Wutanfällen. Sie weint sehr schnell wenn man mal nein zu irgendetwas sagt und erst recht, wenn man sie auf ein falsches Verhalten oder so hinweist. Schimpfen müssen wir kaum mit ihr, weil sie sonst sehr umgänglich, verständnisvoll und lieb ist. Aber WENN wir mal schimpfen, dann kann sie auch sehr schwer damit umgehen und es artet eigentlich immer in einem Monster-Wutanfall aus...  s-:)

Sie hat auch im Kiga lange gebraucht, bis sie sich da einigermaßen eingelebt hat (bis ca. vor einem halben Jahr). Und im Sommer kommt sie dann ja auch in die Schule - ohne ihre beiden Freundinnen. Bin sehr gespannt, wie sie das schafft und hab ehrlichgesagt auch ein wenig "angst" davor. Versuche ich ihr aber natürlich nicht zu zeigen.

Ich versuche sie immer wieder zu bestärken und ermutigen, sage ihr außerdem ständig, wie lieb ich sie habe.

Sie macht viele Dinge ganz, ganz toll und das sage ich ihr auch. Und sie darf auch schon allein zur Oma laufen - und neuerdings sogar mit Maja (3 1/2) und soll dann auf dem Weg gut auf Maja aufpassen, sie an die Hand nehmen und so. Darauf ist sie mega stolz und das macht sie auch ganz super.

Ich denke, wirklich viel machen kann man bei unseren Kindern nicht, außer sie immer wieder zu bestärken und ermutigen. Es ist einfach deren Charakter.

zuz

Ich empfehle Dir mal (ohne es selbst gelesen zu haben) "Das hochsensible Kind". Vielleicht hilft Dir das weiter.

Ansonsten ein paar allgemeine Tipps:
Lass ihn selbst Lösungen finden. Beispiel Ei: Sag ihm, dass Du schon Abendbrot gemacht hast und jetzt nicht noch was kochen willst und frag ihn, wie ER das denn jetzt lösen möchte. Das bedeutet natürlich für Dich, wenn er sagt, er macht es sich selbst, dass Du ihm das dann erlaubst.
Mit dem Trödeln: Da erkenne ich mich leider auch wieder. Ich versuche momentan, gar nichts mehr zu sagen. Wozu soll ich z.B. früh im Kiga sagen: Zieh Dir die Mütze und die Schuhe aus und hol die Hausschuhe? Sie weiß es ja. Ich habe es einfach mal probiert, nichts zu sagen und sie machen zu lassen. Ergebnis: Wir sind natürlich nicht schneller als wenn ich meckere - aber eben auch nicht wesentlich langsamer. Es sind wirklich maximal 1-2 Minuten, die sie länger braucht, hätte ich nicht gedacht. Aber ich erspare ihr meine Krittelei. Es ist wirklich für mich ein hartes Stück Arbeit und ich schaffe es auhc nicht immer, nichts zu sagen, aber ich versuche es.
Prinzipiell: Formuliere eher von Dir aus. Sage ihm, was DU tun und lassen möchtest. Das nervt ihn vielleicht auch, verletzt ihn aber nicht. Sag ihm also z.B. nicht: DU bekommst jetzt kein Ei, sag ihm lieber: ICH hab jetzt keine Lust, noch eins zu machen.
Wegen der Schule: ich fürchte, da wirst Du nicht direkt was machen können. Ich würde halt so Sätze aufgreifen wie "Nie darf ich bestimmen". Frag ihn, was genau passiert ist, wer was gesagt hat und wie er reagiert hat. Und dann überleg mit ihm, wie er sich anders hätte verhalten können. Das wird aber sicher nicht von heute auf morgen anders werden. Aber es kann ihm zeigen, dass es nicht an ihm oder an den anderen liegt, sondern daran, wie er sich verhält. Und dass er das Verhalten ändern kann.