Wieviel Konkurrenz und Leistungsdruck in der Grundschule?

Begonnen von babbele, 13. März 2015, 10:03:55

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Cosima

Eigentlich ja...

Viele Eltern von heutigen Grundschülern entstammen der Generation die in der Nachwendezeit den Schulabschluß abgelegt hat. Zwischen: sagen wir 1992 (Gründung erster Gymnasien) und Ende der 90-er, warste "NIX", wenn Du kein Abi gemacht hast. Die Eltern haben die Kinder hier teilweise ans Gymi geklagt!
Diese "Angst": Abi, sonst wird nix aus dir! - steckt noch in vielen von uns drin. So wollen viele Eltern das Gymi als Bildungsweg für ihre Kinder. Wer Schnitt 2,0 oder darunter (1,6/1,3/1,0) schafft, bekommt die Empf. fürs Gymi. Das sind hier in Dresden je nach Region und Jahrgang zwischen 40 & 60(!)%
Für viele Eltern hier ist es schwer den Weg Oberschule zu akzeptieren. Die meisten tun entspannt "wir machen uns da keinen Streß'". Aber jeder zweite Satz zu diesem Thema zeigt, wie es in den Eltern arbeitet. DAS überträgt sich auch auf die Kinder...

Aus meiner Sicht würde die Verlängererung der Grundschulzeit bis Klasse 6 zur Entspannung beitragen.
Generell hat man versucht die Durchlässigkeit zwischen OS und Gymi zu erhöhen. Sie steht auf dem Papier: sind alle Klassen bis zum letzten Platz gefüllt, ist ein Wechsel nun mal nicht möglich... :P
Das macht zusätzlichen Streß!

Deshalb: ja, hier ist der Druck ganz ordentlich! Leider... Auch wenn ein wenig Konkurenz immer das Geschäft belebt.

LG Cosima

schnakchen

Zitat von: babbele am 13. März 2015, 12:21:57
Die Frage bei uns stellt sich halt (bzw. eine Erzieherin im Kiga stellt das in den Raum), ob Konkurrenzsituationen bzw. Leistungsdruck unser Kind so beschäftigen werden, dass sie blockiert oder verweigert.

Ihr habt euch ja schon entschieden - ich wollte nur mal anmerken, dass unsere Große genau so ein Verhalten in der KiTa zeigt. Sprich, wenn sie denkt, sie kann etwas nicht so gut, macht sie schlicht nicht mit. Einmal war "Olympiade der Tiere" mit lauter lustigen Stationen wie Hüpfen, Dosenwerfen usw und sie hat komplett blockiert und sich freiwillig den halben Tag in der Nachbargruppe auf einen Stuhl gesetzt und ließ sich durch nichts zum Mitmachen bewegen. und dieses Kind liebt jede Art von Bewegung.
Worauf ich hinauswill - wenn deine Tochter zu so etwas neigen würde, wäre euch das in der Kita schon aufgefallen. Bei uns kommt das momentan regelmäßig vor.

lg schnakchen

Cloedje

Frankreich hat die wenig neidvolle Position, mit eine der gestresstesten Schülerschaften der Welt ! zu haben. Und ganz ehrlich, das kann ich leider auch bestätigen.

Unsere beiden Kinder wurden ja bereits mit 3 eingeschult. Dass heisst, jetzt mit 7 ist Theo schon in seinem 5. Jahr Schule und ich finde schon, dass er sich sehr viel Druck auferlegt. Wir waren deshalb auch neulich bei seiner Lehrerin, um mit ihr einfach mal zu diskutieren, wie man dem entgegen kommen könnte. Beim kleinsten Fehler wird hier schon mal ein Fass aufgemacht. Das liegt in unserem Fall aber nicht unbedingt an der Lehrerin, die ich schon für kompetent halte, sondern am ganzen System, das sehr auf Leistung orientiert ist. Da wird schon das ganze Jahr hindurch evaluiert. Alle Aufgaben, die er in seinen Schulheften erledigt, werden kommentiert, zwar nicht mit Noten, aber mit Worten (sehr gut, gut, befriedigend, hinlänglich,...)

Meine kleine wird zwar nicht stets und ständig bewertet, aber wir haben auch schon das Schulheft von ihr zu Hause gehabt, und auf einer der von ihr gemalten Bilder (sie ist 3 !) stand dann auch schon mal (hinlänglich). Na also ehrlich, da hab ich mir spätestens an den Kopf gegriffen und mir gedacht, was erwartet man eigentlich von einem 3 Jährigen Kind  :-\

Frustrierte und gestresste Schüler von heute werden auf jeden Fall keine selbstbewusste und autonome Schüler und Erwachsene von morgen !

Nipa

Cloedje, das klingt grauenvoll. Auf den Bildern, die mein Sohn noch mit 6 produziert hat (wenn er denn überhaupt mal malen wollte) hätte da oft ein mangelhaft drunter gehört, wenn man das hätte bewerten wollen. Aber einem 3jährigen Kind die Zeichnung schlecht zu bewerten.... oO...

Fliegenpilz

@Cloedje
Bist du selbst in Frankreich zur Schule gegangen?

Eumel

Die Schule in Frankreich fand ich schon vor... äh, 20 Jahren oder so.... heftig, als ich da im Schüleraustausch war. Schule ging immer bis in den Spätnachmittag (17-18 Uhr), dann noch Hausaufgaben. Es war eher die Regel als die Ausnahme, dass meine "Austausch-Geschwister" bis 22 Uhr oder später an den HA gesessen haben.

Ich hatte nur einen kurzen Einblick von 2 Wochen - aber danach war ich froh, wieder in D zur Schule zu gehen!

Tini

Das kann ich nur unterschreiben. Ich war 1988 zum Schüleraustausch in Frankreich und damals war es auch schon so, dass die Schule bis nachmittags ging und danach noch Hausaufgaben gemacht werden mussten. Danach war ich echt dankbar, dass ich dort nicht in die Schule gehen musste.
She *7/2006
He   *7/2014

Honigbluete

Kann ich in Bezug auf die (weiterführenden) Schulen in Frankreich bestätigen, Einschulung mit drei, direkt recht verschult, Unterricht bis 17 Uhr, danach noch HA. Aber es ist ja für alle gleich und auch die meisten Eltern kennen es nicht anders...

Cloedje

@Christiane : nein, ich wohne erst seit 10 Jahren in Frankreich, ich bin im guten alten Leipzig zu DDR Zeiten zur Schule gegangen und dann auf ein Internat bei Naumburg.

Gerade weil ich es anders kenne, bin ich manchmal schon ziemlich schockiert über das System. Deshlab engagiere ich mich auch als Elternsprecher und koordiniere Weiterbildungen für Lehrer- und Erziehungskräfte.

@Nipa : auf jeden Fall. Mein Sohn malt heute noch Bilder, die so aussehen. So etwas kann man doch nicht bewerten.