Diskalkulie? Mathe-lernschwäche

Begonnen von Bea1974, 27. September 2010, 15:23:33

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Bea1974

Wollt mal fragen, ob es hier noch andere Kids gibt, die Probleme in Mathe haben.

Meine Große hat mit Mathe so ihre Probleme. Die Frage ist jetzt nur, hat sie da eine Lernschwäche oder einfach nur keinen Bock.
Hatte jetzt mit ihrer Lehrerin schon ein Gespräch und auch sie kann nicht genau sagen, woran es liegt.

Svea rechnet in der 2. Klasse immer noch mit den Fingern, sie sollte diese Aufgaben aber nun langsam im Kopf rechnen und zwar auch noch so Aufgaben wie 6+4 oder 9+1, ganz zu schweigen von Zahlen im Zwanziger-Bereich. Soll sie im Kopf rechnen, dann steht sie, wie Ochs vorm Berg und es dauert ewig, rechnet sie mit den Fingern geht´s natürlich schneller und besser. Und dann gibt es Aufgaben, da geht es echt fix, da rechnet sie auch nicht wirklich, da weiß sie das Ergebnis einfach. Wenn wir zu Hause Hausaufgaben machen, dann ist es meistens die reinste Katastrophe, da ich das Gefühl habe, dass sie entweder keine Lust dazu hat oder sich gar nicht konzentrieren kann/will. Dann zappelt sie rum, fängt an mit i-was zu spielen an. Habe es mir nun schon angewöhnt, sie erstmal ne kurze Pause zu gönnen, wenn sie nach Hause kommt und zu den Hausaufgaben, ihre kleine Schwester auszuquartieren (zur Oma), damit sie hier Ruhe hat.

Ja und was nun machen? Ich werd auf jedenfall den KiA demnächst darauf ansprechen.

Pünktchen

*meinFachgebiet*

Diskalkulie ist das Unvermögen mit Zahlen und Größen etwas anfangen zu können. (mal einfach ausgedrückt)

Wer hat dich denn darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei deiner Tochter um Diskalkulie handeln könnte?

Falls du den Verdacht hast, kann man in der Schule jemanden holen (Schulpsychologin, mobile Sozialpädagogen...) die mit deiner Tochter einen Test durchführen, der zeigen kann, ob sie zu dieser Schwächte neigt. Eine feste Diagnose ist das natürlich nicht. Aber dieser Test kann dir zeigen wo du ansetzen musst.

In der Zwischenzeit könntest du mit deiner Tochter Mathematische spiele machen. Da kann z.B. Black Jack sein, ihr würfelt mit 3 Würfeln und sie muss sie zusammenrechnen usw.

Falls du noch Fragen hast...frag einfach

mausebause

Meine Nichte hat das auch..
Sie hat mit Hilfe einer Art "Therapie" und solchen von Pünktchen genannten Rechenspielen etc. geschafft, in der Schule zumindest zwischen 3 und 4 zu bleiben...
Ich würde da auch mal die Lehrer und den KiA drauf ansprechen, um eine evtl Diagnose zu erstellen, wenns denn so sein sollte..

Bea1974

Aufmerksam gemacht hat mich niemand. Ihre Lehrerin hat mich halt darauf angesprochen, dass sie halt immer noch die Finger benutzt beim Rechnen. Sie hatte nun auch schon einmal eine Stunde Mathe alleine mit der stellvertretenden Schulleiterin, um festzustellen in wie weit sie ein Problem hat oder auch nicht. Das soll sich auch nochmal wiederholen. Zu Hause hatte ich das mittlerweile auch schon festgestellt, dass sie wohl Schwierigkeiten hat. Sie macht ab und an mal mit ner Freundin zusammen Hausaufgaben und die ist ganz fix fertig, während Svea sich abquält und sie natürlich i-wann völlig blockiert. Ich hab vor ein Paar Wochen ne Zeitung in die Finger bekommen, wo dieses Thema angesprochen wurde. Bis dahin wusste ich noch nicht mal, dass es sowas gibt. Hab mich dann hier durch Netz gelesen und hab festgestellt, dass so einiges auch auf Svea zutrifft.
Zitat
Folgende Merkmale können auf eine Rechenschwäche hinweisen (Auswahl):

Rechenschwache Kinder

    * zählen statt zu rechnen; Ja
    * benutzen dabei in der Regel die Finger; JA
    * verrechnen sich häufig konsequent um 1;
    * haben Schwierigkeiten beim Rückwärtszählen;
    * verwechseln grafisch ähnliche Zeichen, beispielsweise E statt 3 oder 6 statt 9; kommt ab und an mal vor, aber eher selten
    * verwenden Zahlendreher beim Lesen und Schreiben von zweistelligen Zahlen, etwa 63 statt 36 oder 39 statt 93;
    * verwechseln Rechenoperationen wie Plus- und Minusaufgaben oder Mal- und Geteiltaufgaben: statt 7 − 3 = 4 rechnen sie 7 − 3 = 10; ab und an
    * haben Probleme beim Zehner-, Hunderter- oder Tausenderübergang; JEIN
    * können mit Platzhalter-, Tausch- und Umkehraufgaben nichts anfangen; JA
    * haben Schwierigkeiten beim Lösen von Textaufgaben; Haben wir noch nicht gehabt
    * entwickeln häufig psychische Probleme;
    * zeigen Schwächen der Konzentrations- und Merkfähigkeit. Ja


Hab mir nun grade aus dem Netz jede Menge Übungsblätter ausgedruckt.

Bea1974

Zitat von: Pünktchen am 27. September 2010, 15:54:31
Falls du noch Fragen hast...frag einfach

Dann mach ich das doch mal.  :)

Wie kann ich ihr denn noch helfen, mal abgesehen von dem Würfelspiel?

Kann die Lernschwäche unterschiedlich ausgeprägt sein?
Denn es gibt Tage, da geht es besser!

Ich habe festgestellt, dass sie immer wieder von vorne anfängt mit zählen. Also wir arbeiten hier mit einem Rechenschieber und wenn ich ihr zum Beispiel die Aufgabe gebe 8+5, dann zählt sie die 8 ab und dann die 5, soweit ok. Wenn ich dann eine Folgeaufgabe stelle 13-5. Dann schiebt sie alles wieder zurück, zählt die 13 ab und die 5 runter. Aber sie hat grade erst 13 zusammengerechnet. Sie nimmt die Zahl auch nicht als Zehner und Einer. Sie hat wohl ein Problem die Zahl sich dementsprechend vorzustellen.
Gibt es da eine Möglichkeit, es ihr zu erklären und es ihr leichter zumachen?

Pünktchen

Wie bei allen Diagnosen gibt es natürlich auch hier unterschiedliche Ausprägungen.

Was kannst du tun:

- Geduldig sein, der Frust ist schon schlimm genug für sie
-  Mathe Spiele (Ich schreib später ein Paar auf)
- Zahlen und rechnen optisch greifbar machen (durch Plättchen, Rechenschieber, Farben...) Sprich dich mit der Lehrerin ab, was sie verwenden darf (Gut ist, wenn du dazu eine Diagnose in der Hand hast, dann sind oft die Lehrer offener für unübliche Methoden)
- wenn viel Mathe auf ist - aufteilen
- Förderunterricht - Oft ist es gut mit jemand außenstehenden zu üben (wo wohnst du?)

Gib ihr aber auch noch etwas Zeit. Sie ist in der zweiten Klasse, da muss man auch erstmal  Routine in alles bekommen.

Mathespiele:

Black Jack bzw. 17 + 4 dürfte ja bekannt sein

Mit Würfeln:
mit drei Würfeln würfeln und dann zusammenrechnen

mit drei Würfeln würfeln (3,1,6) dann eine Zahl nennen (4) und deine Tochter muss den Würfel geben, der nicht passt

Du nennst eine Zahl (12) und sie muss mit den Würfeln die Zahl legen (6,4,2)

(zwei rote und zwei blaue Würfel) eine Farbe bekommt deine Tochter und die andere du. Ihr würfelt beide, welches Ergebniss ist größer

Memorie: (Karten entweder basteln oder Karteikärtchen kaufen)
auf ein Kärtchen wird die Aufgabe geschrieben und auf die andere das Ergebnis. Regeln wie beim Memorie (wobei ich auf eine Seite die Aufgaben und auf die andere die Ergebnisse legen würde)

als Vorstufe könntest du die Karten offen hinlegen und sie darf die Pärchen suchen (das ganze kann man später auch auf Zeit machen und bei ner Bestzeit gibt's ne Belohnung)

Normale Brettspiele (am besten eignet sich das Leiterspiel aus den Spielesammlungen)
Um ziehen zu dürfen (oder eine Leiter zu erklimmen) muss man eine Aufgabe lösen

So, dass war es erstmal. Mach nicht zuviel! Sonst schleichen sich schnell Bauchschmerzen ein!

Bea1974

#6
Danke erstmal für die vielen Tips!

Ich hab vorhin noch ein paar Rechenaufgaben mit ihr gemacht unter anderem auch Textaufgaben, die sie alle richtig gerechnet hat.
Auch einen Block mit 20 Aufgaben im Zwanziger-Bereich, die sie, mit Ausnahme von einer, alle "alleine" in 5 Minuten richtig gelöst hat.

Sie darf von der Lehrerin aus, noch eine Hand zum rechnen benutzen. Da sie Linkshänderin, also die rechte. Das hat sie auch getan. Wir werden weiterhin fleißig üben, mal sehen, wie wir vorankommen.

Zitat von: Pünktchen am 27. September 2010, 21:21:08

- Förderunterricht - Oft ist es gut mit jemand außenstehenden zu üben (wo wohnst du?)


Wir wohnen in Schleswig-Holstein, Landkreis Ostholstein.

Pünktchen

Schleswig-Holstein??!! Ok, dann fällt die Aktion, mal zu mir kommen, flach.  ;D

Mit dem Zehner-Einer Problem: Nimm auch hier Kärtchen in zwei Farben (grün sind die Zehner und gelb die Einer) Dann kann sie von jedem Stapel eine Karte nehmen und zusammensetzen. Das könnt ihr dann in verschiedenen Arten trainieren.
- Du gibst eine Zahl vor und sie muss sie legen
- Sie zieht zwei Karten und liest die Zahl laut vor
Wichtig außer bei den Zahlen elf und zwölf beginnt man immer bei der gelben Karte


Macht auch immer nur kurze Lernphasen. Irgendwann geht nichts mehr in den Kopf!

Luna

Ich häng mich hier einfach mal dran...
Meine Nichte hat auch ein Mathe-Problem. Sie ist allerdings erst im 1. Schuljahr, fängt also gerade erst an. Nun kann sie sich absolut keine Zahlen merken. Wenn man irgendwas mit ihr spielt und es tauchen Zahlen auf, dann zählt sie entweder oder wartet, bis jemand anderes die Zahl sagt.
Kann das auch Diskalkulie sein, oder liegt das eher an ihrer Unkonzentriertheit?
Soweit ich das mitkriege, funktioniert es mit Buchstaben besser, aber auch nicht wirklich zufriedenstellend. Es könnte auch sein, dass es bei ihr an zu wenig Förderung durch die Eltern liegt...
Gibt es da auch irgendwelche Übungen, mit der wir ihr helfen könnten?
Danke schon mal für die Antwort  :)

Pünktchen

Erstmal muss ich dazu sagen. Eure Mädels sind doch noch am Anfang der Schullaufbahn. Überlegt mal wieviel man in den ersten zwei Jahren lernt. Gebt ihnen ein bisschen Zeit. Vorallem die Erstklässer müssen sich erstmal von KiGa auf Schule umstellen. Wenn ihr fördern wollt, dann Spielt Lernspiele mit den Kindern und baut kleine Aufgaben in euren Alltag ein.

Für die erste Klasse:

Besorgt euch so ein Päckchen bunter Glitzersteine (toller Anreiz für Mädchen). Dann nehmt ihr immer eine bestimmte Zahl Steine aus der Schachtel und sie soll die Zahlen in den entsprechenden Farben aufschreiben. (5, 2,9)
Und dann das Umkehrprinzip. Ich schreibt in verschiedenen Farben Zahlen auf und sie muss die bunten Steine dazu raussuchen.
Memorie:
Auf das eine Kärtchen wird eine Zahl geschrieben und auf das andere die Zahl z.B. in Herzchen gemalt. Erst offen hinlegen und auf Zeit sortieren später dann das normale Memorie Spiel.

Kein Druck! Und bitte das loben nicht vergessen. Ich hab hier immer eine Kiste mit Aufklebern stehen. Bei guter Leistung dürfen sich die Schüler etwas rausnehmen. Seid selbst kreativ. Ich hab mir auch alle Spiele (außer Black Jack) selbst ausgedacht.

Bea1974

Ich geb ihr soviel Zeit, die sie braucht und übe auch keinen Druck aus, wenn ich merke, dass sie im Moment nicht aufnahmefähig ist dann, verschieben wir das auf ne spätere Zeit. Gestern kam sie von alleine an und wollte rechnen.  :)

Werd mir nachher noch ne Tafel basteln, wo sie dann kleine Aufkleber drauf kleben kann.

Und vielen Dank nochmal für die tollen Tips!  :D

Pünktchen

Gern geschehen. Wenn wieder mal Fragen sind, einfach melden!

griselda

Hallo,

ich weiß nicht, ob es noch aktuell ist, aber ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine echte Dyskalkulie kann man diagnostizieren lassen, bei darauf spezialisierten Psychologen. Dann weiß man es genau. Bei meiner Tochter wurde es festgestellt und wir haben dann eine spezielle Therapie gemacht. Das ist sehr teuer, aber es war es auf jeden Fall wert. Sie hat in der 3. Klassen noch mal mit den Zahlen von 1 bis 10 begonnen, eine Stunde pro Woche. Jede Stunde kam die nächtse Zahl dran. Kaum vorstellbar, aber es hat funktioniert.

Das Problem bei Dyskalkulie ist nämlich, wenn es eine ist, dann wirkt "normales" Üben sogar kontraproduktiv. Die Kinder lernen dann nur, ihre falschen Rechentechniken noch zu Perfektionieren, z.B. heimliches Zählen unterm Tisch oder im Kopf, so war es bei meiner Tochter in der Schule zunächst auch. Und je intelligenter ein Kind ist, umso besser gelingt ihm das. Also scheinbar verbessert es sich zunächst, steht vielleicht drei aber der innere Aufwand, von dem andere nicht mitbekommen, ist immens. Und irgendwann wird Mathe dann so komplex, dass das nicht mehr funktioniert und es kann ein völliger Zusammenbruch erfolgen.

Also mein Rat: Bei Verdacht aus Dyskalkulie unbedingt testen lassen, das ist zunächst kostenlos. Wer die Kosten einer Therapie trägt, ist in den Bundesländern wohl unterschiedlich und ändert sich auch dauernd. Im Zweifel würde ich das Geld dafür aber selber zusammenkratzen, es ist es Wert.
Gebe gern noch weitere Tipps.
Gruß Tina

Pünktchen

@Tina- du hast vollkommen recht. Aber ich bin ja vom Fach sonst würde ich solche Tips nicht geben. Klar steht eine Diagnose im Fordergrund. Da es aber schwer ist auf die schnelle eine Diagnose und ggf einen Therapieplatz zu bekommen kann man so sein Kind vor Schulangst beschützen. Denn die ist oft das Resultat, wenn ständig Misserfolge erlebt werden.

Kurze Info am Rand:
Ich bin gerade in einer Arbeitsgruppe, die Methoden entwickelt Diskalkulie an Schulen zu integrieren. Was soviel bedeutet wie: Wir entwickeln Schulmaterial und geben Lehrerfortbildungen. Schwerpunkt ist im Moment "Sonderregelungen" in Prüfungssituationen zu entwickeln ähnlich den LRS Vorbild.

zwillingstierchen

Uih, schön, dass es Pünktchen gibt!

Tina, testen ist schön und gut aber es gibt in Deutschland leider wirklich nur eine Hand voll Leute, die wirklich testen und nicht einfach nur abzocken und da must du teilweise Jahre auf einen Termin warten.

Wichtig ist die unmittelbare Hilfe und wenn man schon mit ein paar gezielten Tipps helfen kann, kann man dem Kind vielleicht ersparen durch die Testungsmaschinerie geschleift zu werden.
Wenn sich mit den einfachen Methoden keine Verbesserung zeigt sollte man aber wirklich nochmal grundlegend aufbauen und bei 0-10 anfangen.

Pünktchen hat schon  ein paar tolle Tipps gegeben und ich möchte sie noch ergänzen um den Bereich "Alltagsmathematik". Wir sind den ganzen Tag von Mathematik umzingelt und können das nutzen, um unsere Kids da richtig kompetent zu machen. Wie viele Treppenstufen habt ihr im Haus? Kann man die vorwärts und rückwärts laufen? Sind es genauso viele Stufen, wenn man sie rückwärts läuft? Kann man die auch rückwärts zählen zum überprüfen? Wie viele Schritte sind es von der Hautür zum Kinderzimmer? Wie viele Konserven haben wir nooch im Vorratsschrank? Wie viele Teller, Bestecke brauchen wir um den Abendbrottisch zu decken? Wie viele Tomaten müssen wir einkaufen, wenn wir für den Tomatensalat pro Person zwei Tomaten brauchen? Und ja, auch Kids in der ersten Klasse können diese letzte Frage oft instinktiv richtig lösen!
Wie viele Pullis müssen in der Woche gewaschen werden? Wie falte ich ein Blatt in der MITTE? Wo ist links? Rechts? Was hat eine Zylinderform? wieso gibt es Quadrate und Rechtecke? Was ist der Unterschied? Was ist der Unterschied zwischen einen Quader und einem Rechteck? Wie viele Mandarinen sind in einem Netz?

Ganz zu schweigen von: Wie schwer ist ein Kilo Mehl? Wie viel Platz braucht ein Liter Wasser? Wie messe ich etwas ab? Wie weit, wie schwer, wie viel? Wie viel Uhr ist es? Wie lange dauert es?

Es ist unglaublich erschreckend, wie inkompetent heutige Kinder in diesen Fragen sind. Sie beschäftigen sich damit kaum noch und werden fast ausschließlich mit padagogischen Spielzeug zugeschüttet. Die alltäglichen Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten werden viel zu sehr vernachlässigt! Meist kann man viele mathematische Defizite damit ausmerzen, die Mathematik, die uns regelrecht umzingelt, einfach mal bewusst zu nutzen.
Erziehung ist im wesentlichen das Mittel, die Ausnahme zu ruinieren zugunsten der Regel.

Nicole!


Hallo bea,

Ich möchte dir noch einen anderen Aspekt aufzeigen:
Ich bin linkshändige (Sport-)Physiotherapeutin und mein Mann Kindertherapeut.
Wir haben ganz viele Matheschwache Kinder in der Therapie, weil sie motorisch nicht richtig fit sind.

Kann deine Tochter gut rückwärts laufen?
Mit beiden Beinen vor- und zurückspringen?
Auf einem Seil balancieren?
Ganz schnell vorwärts und rückwärts durch die Wohnung KRABBELN?
Mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen?
Ein Rad schlagen? Purzelbaum vor- und rückwärts?

Studien an Gelsenkirchener Grundschulen haben vor 3 (oder 4?) Jahren einen Zusammenhang zw. motorischer Entwicklung und Mathematik festgestellt.
Rückwärtsmotorik und Bewegungen über die Körpermitte sind eklatant wichtig für das Rechenverständnis von Kindern.

Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß bei Linkshändern der "Rechenweg im Gehirn" weiter ist als bei Rechtshändern. Bei LH kommen weitaus häufiger Zahlenverständnisschwierigkeiten vor als bei RH.

Liebe Grüße erstmal, Nicole
kleiner Adler 05/2010
kleiner Rabe 03/2012

Bea1974

Zitat von: Nicole! am 05. November 2010, 22:01:51


Kann deine Tochter gut rückwärts laufen?
Mit beiden Beinen vor- und zurückspringen?
Auf einem Seil balancieren?
Ganz schnell vorwärts und rückwärts durch die Wohnung KRABBELN?
Mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen?
Ein Rad schlagen? Purzelbaum vor- und rückwärts?



Hallo Nicole,
Meine Tochter macht seit sie 1 1/2 ist turnen, sie ist motorisch 1A drauf, vorwärts, wie rückwärts. Rad schlagen, fangen sie jetzt grade an und kann sie noch nicht so gut. Purzelbaum vorwärts ist kein Problem, ob sie es auch rückwärts kann weiß ich jetzt gar nicht. Balancieren kann sie wie ne eins. Wenn es nach ihr geht könnte sie den ganzen Tag rückwärts laufen, muss sie ständig daran erinnern, dass sie hinten keine Augen hat, damit sie nicht i-wo gegen rennt.

Sie bekommt jetzt ab Montag 2 Stunden Matheföderung in der Schule, mit einer Lehrerin, die extra dafür in die Schule kommt, da wird sie dann mit ein paar anderen aus den 2. Klassen also hingehen. Im Dezember haben wir dann auch noch die U10, wo ich das dann nochmal ansprechen werde.

Nicole!


Guten morgen!

Prima, dass deine Tochter sooo fit ist... :D

Wir erleben leider immer wieder das genaue Gegenteil.

Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass deine Tochter den Dreh zu Mathe findet!
Eigentlich ist es nämlich ein ganz tolles Unterrichtsfach ;)

Ganz liebe Grüße, Nicole
kleiner Adler 05/2010
kleiner Rabe 03/2012

Bea1974

Ich hole den Thread mal wieder hoch!

Ich habe meine Große nun testen lassen und ja sie hat Dyskalkulie. Werde jetzt also erstmal ein Gespräch mit ihren Lehreren haben und nach den Osterferien beginnt, dann auch ihr Training.

Ich bin gespannt, wie das ganze nun weitergeht und in wie weit man ihr helfen kann.

Greta

Als kleiner Tipp: Bei einer LRS oder Dyskalkulie kann es auch sein, dass die Kosten für eine Lerntherapie vom Jugendamt übernommen werden. Der Paragraph, der das regelt, ist §35a SGB VIII.

Dazu verlangt das Jugendamt normalerweise ein Gutachten, das eben LRS/Dyskalkulie bescheinigt. Dafür muss das Jugendamt mindestens 3 Gutachterstellen bereitstellen, aus denen man sich eine aussuchen kann. Die Kosten für die Testung trägt auch das Jugendamt. Die Wartezeiten sind dann auch nicht so lang (bei uns liegt das Gutachten meist innerhalb von 3 Monaten nach Antragsstellung vor). Ebenso wird die Schule aufgefordert, einen Bericht zu schreiben bzw. einen Fragebogen auszufüllen, denn eigentlich sind die Schulen diejenigen, die die nötigen Fördermöglichkeiten anbieten muss.

Wenn eine solche Lerntherapie bewilligt wird, gibt es Hilfeplangespräche, die regelmäßig stattfinden (mindestens alle 6 Monate) und in denen Ziele festgelegt, überprüft und ggf. verändert werden.

Ich habe oft mit einer Lerntherapeutin zusammengearbeitet, die 1x in der Woche mit den Kindern gearbeitet und alternative Lernstrategien entwickelt hat und 1x in der Woche die Eltern und Schulen "gecoacht" hat, um ihnen zu erklären, was eine LRS/Dyskalkulie ist, welche Folgen sie haben und wie man die Kinder unterstützen kann.

Da aber auch die Jugendämter ziemlichem Kostendruck unterliegen, werden die Anträge oft erstmal zurück gewiesen. Dann nicht entmutigen lassen. Einen Versuch ist es allemal wert.

Bea1974

So ich hole den Thread mal hoch, denn ich bin mächtig stolz aus meine Tochter.

Sie bekommt dieses Jahr ja nun Noten und keine Beurteilung und im Halbjahreszeugnis wird in Mathe eine 3 stehen.  s-eo

Das ist mehr, als ich je erwartet habe.  :D

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Oh, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Du sehr sehr stolz bist!

Ich hoffe und wünsche Euch, dass ihr die Kraft habt dranzubleiben! Bekommt Deine Tochter nun eine Lerntherapie, die auf sie zugeschnitten ist? Erzähle doch bitte mal... :)

Bea1974

ja, sie bekommt Therapie seit knapp 8 Monaten (auf Rezept).

Da sie auch noch eine Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörung hat und die von der KK bezahlt wird. Somit hatte ich also Glück. Keine nervige Rennerei.

Am Anfang haben sie die Zahlen von 1-10 und später bis 20 komplett neu durchgenommen. Dann kamen auch Wahrnehmungsaufgaben dran, Textaufgaben und später dann Aufgaben bis 100 und schliesslich Multiplikation und Division. Wobei sie bei den beiden Rechenarten weniger Schwierigkeiten hat, als bei der Addition und Subtraktion, vorallem letzteres fällt ihr schwer.

Im Moment überlegen wir die Therapie auszusetzen und in den 3 Monaten wiederr einzusteigen.

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Darf ich noch ein bisschen weiterfragen? :) Mich interessiert das nämlich.

Antje

Bea1974

Klar, mal sehen ob ich deine Fragen auch beantworten kann.  ;)