bin ich zu ungeduldig?

Begonnen von Lucky, 25. April 2013, 09:33:53

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Lucky

Hallo Ihr Lieben,

ich war schon lange nicht mehr hier..Unsere Große ist mittlerweile 5 geworden.
Derzeit ist alles etwas anstrengend - die Kleine wird im Mai 3 und ich bin mit Nr. 3 schwanger.

Die Große ist von ihrer Art her oft schon sehr vernünftig und hilfsbereit. Andererseits aber hat sie einen absoluten Dickschädel und kann schon bei Kleinigkeiten ausrasten. Z.B. heute morgen - da hab ich hundert Mal gesagt, sie soll doch bitte ihre Zähne ordentlich putzen und nicht nur auf der Zahnbürste kauen - am Ende hab ich ihr die Zahnbürste weggenommen - ein Drama..Danach hab ich mehrfach gesagt, sie soll ihr Kleid anziehen, ich helfe ihr auch (weil es Knöpfe hinten hat) - nichts, sie muss noch dies und das machen. Ich bin dann raus und meinte, dann muss sie es selber machen. Sie ist daraufhin wieder total ausgerastet - ich soll es jetzt machen und sie wäre ja jetzt da etc. Ich bin hart geblieben mit dem Ergebnis, dass sie schreiend auf dem Boden lag - für 10 Minuten..
Und so ist es oft bei Kleinigkeiten - sie beruhigt sich dann auch nur schwer. Aber ich denke, sie müssen doch lernen, sich zu beruhigen, oder?
Das Problem ist, dass es nur Kleinigkeiten sind - aber wenn sie bei JEDER Sache morgens so trödelt und es einfach nicht voran geht, dann verliere ich irgendwann halt auch die Nerven - ich bin eh immer schon total spät im Büro..
Aber wo ist die Grenze - bin ich zu streng? Manchmal denke ich, ich bin einfach zu streng, dann wieder denke ich mir - sie ist 5 und muss doch lernen, dass man Dinge auch tun muss, wenn die Mutter es 5 Mal gesagt hat..Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind..
Gestern war ihre Freundin da - die wollte was anderes spielen als sie - es war genau so ein Drama - sie hat geschrieen, mit den Puppen geworfen und alle beschimpft ("Kacka" ist ihr Lieblingswort)...Dann hat sie ihr die Freundschaft gekündigt und ist in ihr Zimmer..Das Drama ging eine halbe Stunde, danach haben sie sich wieder vertragen..
Ich denke, sie hat einen sehr starken Willen, muss aber doch auch lernen, dass es nicht immer danach gehen kann, oder? - auch Kritik verträgt sie im ersten Moment ganz schlecht.

Jetzt sitze ich hier im Büro und fühl mich schlecht - ich arbeite immer bis 15, d.h. sie ist eh schon so lange im Kiga, hat morgens noch so einen Streit und ich bin auch eh gereizter derzeit - eben weil da ja auch die Kleine ist (natürlich mitten in der Trotzphase) und ich im 6. Monat schwanger..

Weiss auch nicht..Mein Mann versucht natürlich zu helfen wo es geht, aber ihn nimmt sie eigentlich noch weniger ernst..
LG
Lucky

Melli

Also ich bin wirklich ne Mama, die auch versucht immer Rücksicht auf die Gefühlswelt von Elias zu nehmen. Aber: Ich bin die Mama. Und wenn er bockt, dann mach ich klar, dass ich der Boss bin. ;)
Ich diskutiere auch nicht lang. Wenn Elias meint, er müsste seinen Sturkopf durchziehen oder nicht hören, bitte gern.
Zum Beispiel:
Er hat die Angewohnheit, seine Schuhe nicht ordentlich auszuziehen. Er zieht sie aus, in dem er den einen Schuh mit dem anderen an der Ferse festhält und dann den Fuß rauszieht.
Ich habe ihm gesagt, wenn ich das nochmal sehe, geht er ohne Schuhe, weil Schuhe sind teuer.

Tja, was soll ich sagen? Es war soweit und Elias "durfte" ohne Schuhe laufen.
Er tat mir leid, ja. Und ja, der Papa hat ihn mit dem Auto mitgenommen und er musste "nur" bis zum Auto runter ohne Schuhe. Aber es hat gewirkt.

Du musst klar Grenzen setzen, zeigen wie weit du sowas mitmachst.


Eventuell hilft ja in der Früh ein neues Zeitmanagement? Früher aufstehen, evtl? Damit kein Stress entsteht?


kruemel35

Gib ihr eine klare Vorgabe, wieviel Zeit sie hat. Notfalls mit einer Eieruhr, dann sieht sie es vielleicht besser.

Rumpelstilzchen

Ich würde das Zeitproblem auch mit einem Hilfsmittel angehen, wenn es über längeren Zeitraum so ein Konfliktherd ist. Vielleicht hilft auch ein Time Timer, da muss das Kind die Uhr noch nicht kennen und sieht am roten Feld, wie viel Zeit noch übrig ist.

Grundsätzlich: Es ist einfach manchmal für alle anstrengend, gerade wenn noch mehr Kinder da sind bzw. auf dem Weg. Total verständlich und normal, dass Dich das stresst und genauso, dass Deine Tochter mal durchdreht.
Vielleicht hilft ihr auch mal eine Mamazeit, dass Du etwas mit ihr alleine unternimmst? Bei uns ist das ab und zu eine tolle Sache (meine ist ja ähnlich alt und flippt auch ab und zu aus) und ich denke, so positive Erlebnisse helfen dann auch, Konflikte besser zu überwinden bzw. kommen sie vielleicht auch weniger auf.
Rumpelstilzchen 5/2010
Wilde Hilde 1/2008
Künstler 12/2004

Lucky

Hallo,

danke für Eure Antworten..
Bzgl. Zeitmanagement - eigentlich hätte sie genug Zeit - wir stehen vor sieben auf und ich bin meist erst um halb zehn im Büro.. s-:) Und beim Zähneputzen z.B. haben wir so eine Sanduhr - aber sie putzt dann halt nicht, sondern kaut solange darauf rum, bis die Zeit rum ist..
Ich frage mich oft, ob es das Wert ist, also z.B. wegen Zähneputzen, Schuhe anziehen (bei uns ist es dasselbe beim Ausziehen) etc. ein Drama heraufzubeschwören. Da könnte man theoretisch auch den ganzen Tag mit Geschrei verbringen..Auf der anderen Seite denke ich mir, dass sie einfach gewisse Dinge lernen muss..Aber WENN ich dann mal eine Konsequenz umsetze (mehrfach angedroht), rastet sie aus und sagt dann "ich mache es ja", aber dann ist es eben zu spät..
Und dann hab ich am Ende wieder ein schlechtes Gewissen..Auch eben, weil ich bis 15h arbeite und die Zeit, die wir haben, nicht mit Streit verbringen will.
Zumal ich immer versuche ruhig und gelassen zu bleiben und nicht zu schreien - weil ich hysterisch schreiende Mütter furchtbar finde..Aber wenn ich dann ausflippe, dann halt richtig. Ich kann echt böse werden und hab sie auch schon mehr oder weniger unsanft ins Kinderzimmer befördert..Das tut mir dann auch immer leid  :(
Aber irgendwie bin ich ja auch nur ein Mensch mit begrenzter Geduld  :-[
Das mit dem Mama-Tag hatten wir auch schon, allerdings wirklich schon länger her - sollte ich wohl wirklich nochmal machen!

LG
Lucky

kruemel35

entschuldigst du dich hinterher dafür? für das schreien?

Lucky

..ab und an, wenn ich echt sauer war schon, nicht immer..
ich sage immer, dass ich traurig bin, wenn wir so ein Theater haben und dass es unnötig war und dass wir uns alle beim nächsten Mal bessern...

lisa81

Ich bin genauso. Und so sehr ich mich über meine Ungeduld ärgere, so hilflos bin ich dann auch. Wie du sagst, es muss ja aber irgendwie funktionieren. Meine können das zeitweise auch gut, dass sie quasi nach der letzten Chance doch noch mitmachen und ich weiß nie, was ich tun soll.
Im Grunde müsste die Konsequenz trotzdem folgen, Chance vertan. Aber dann ist es bei uns meistens nur noch ein reiner Machtkampf, der ehrlich gesagt zu keinem Lerneffekt führt, sondern zu noch mehr Streit.
Gebe ich nach statt Konsequenzen zu ziehen (ich mag dieses Wort nicht..), fühle ich mich mies, weil sie trotz Theater ihren Willen bekommen hat  s-:)


Problematisch finde ich immer, dass man in einer Schleife landet. Kind nölt und fordert, ich meckere, Kind nölt noch mehr, ich meckere mehr, werde lauter, unfair, Kind schreit....
Und mit jeder Situation reagiere ich schneller mit Nörgelton.

Dummerweise beeinflusst es sich ja einfach, haben beide latent schlechte Laune, steigern wir uns so schnell rein und keiner schafft den Absprung  :-\

Was mr hilft, aber das sagt sich momentan wieder leicht, weils grade ziemlich rund läuft. Nicht diskutieren, nicht auf biegen und brechen Kompromisse suchen. Und auf keinen Fall kommandieren. Kein "Jetzt putz doch endlcih die Zähne" sondern eher "Ich glaube, da oben rechts hängt noch ein Rest vom Frühstück ;) "
Wenn sie zu wenig putzt, selbst nochmal nachputzen ("gucken"). Wir machen es zur Zeit so, dass sie morgens selbst putzen darf, abends putzen wir gründlich nach, weils sonst einfach nicht richtig gemacht wird - meine Große kaut nämlich auch nur drauf rum ;) oder putzt immer nur die gleiche STelle. Aber ich denke, mit 4-5 Jahren ist das völlig ok.

Beim Anziehen ähnlich. Kein "Maann, du bist ja immer noch nicht angezogen!" sondern "guck mal, willst du in der Hose losgehen? Ich glaube, da stimmt noch was nicht"
Und dann immer wieder ein wenig Zeit geben. Bei mr ganz wichtig, auf gar keinen Fall darf ich nur rumstehen. Ich muss beschäftigt sein, dann kann ich A besser geduldig bleiben und sie eher nebenbei dran erinnern, dass sie weiterkommen sollte und B ist es für die Kinder leichter zu akzeptieren, dass ich nicht helfe.

Irgendwann sag ich dann, dass ich gleich fertig bin und schonmal Brote machen gehe. Antwort ist meist "Ich will aber nciht allein hier bleiben!" "Achso? Na, dann zieh dich doch schnell um, ich bin ja noch hier." Je nach Einsatz ihrerseits brauch ich dann halt noch was länger oder, wenn sie nichts tut, ich gehe. Dann schreit sie eben.

Ich versuche mich grundsätzlich vom "wenn.... dann" zu verabschieden, um eben zu vermeiden, dass sie die allerallerletzte Chance bekommen. Wenn mir was einfällt, fahre ich deutlich besser mit einfachen Feststellungen. " Wir müssen in 5min los. Seid bitte bis dahin fertig." "Ich kann das nciht" "Ok, dann pack ich dir die Sachen schnell in den Rucksack, dann kannst du dich im KiGa in Ruhe umziehen"

Erinner mich an das alles dann nochmal, wenn der Morgen schon im Bett mit Geschrei beginnt und ein Kind in der Küche nach Brot brüllt, während das andere im Bad heult  ;D

Insgesamt klingt es, als wäre sie generell zur Zeit etwas überfordert. Daher würde ich wohl auch versuchen, vielleicht nach dem KiGa bewusst etwas Kuschelzeit oder so einzuplanen, wo es mal ne halbe Stunde kein "Noch schnell den Tisch abräumen... noch grade.... einen Moment... oh Telefon.... " gibt. Dazu möglichst wenig Kritik und viel Lob.

Gute Nerven ;)

zuz

Ich denke, dass Deine Maus den Stress schon auch mitkriegt - und entsprechend reagiert.
Das mit dem konsequent sein wird von daher eher nicht so funktionieren, weil das eigentliche "Problem" ein anderes ist.
Ich würde möglichst klare Ansagen machen, dabei nur von dir selbst sprechen, und die Dinge in die Hand nehmen. Ich erklär mal was ich meine mit Deinen Beispielen:
1. Zähne putzen. Sie macht es falsch/gar nicht, dann würde ich sagen: Ich sehe (reine Beobachtung, keine Wertung), dass Du auf der Bürste kaust/noch nicht angefangen hast. Ich will aber (eigener Wunsch), dass die Zähne jetzt geputzt werden. Wenn Du in den nächsten 10 Sekunden anfängst, gut, sonst mach ich das für Dich (klare Ansage, was passieren wird, ohne Vorwürfe).
Wenn es dann dennoch Protest gibt, später noch mal drüber reden: Schade, dass das nicht geklappt hat. Was denkst Du, was können wir machen, damit es morgen besser klappt? (keine Vorwürfe, Chance sich zu verbessern)
2. Anziehen: Ich hab jetzt noch 2 Minuten, um Dir bei Deinem Kleid zu helfen. Danach muss ich was anderes machen. Denkst Du, Du schaffst es, bis dahin Dein Kleid anzuziehen? Sonst muss es leider offen bleiben. Und ja, nach 2 Min würde ich gehen. Mit der Option, falls am Ende noch Zeit ist, dass Du ihr dann hilfst. Aber nicht jetzt, weil Du, wie Du ja gesagt hast, xy tun musst. Ich wrüde keinen Machtkampf draus machen, deshalb eben die Option, es später zu tun, FALLS noch Zeit ist.

Lernziel selbst tun: Ich glaube, das ist noch etwas hoch gesteckt. Ich denke, wichtiger ist, dass sie erkennen, wann sie Hilfe brauchen, und sich die dann rechtzeitig holen. Das ist erstmal wichtiger als was sie alles schon ganz alleine können. Dass sie eben nicht ausrasten/gar nichts tun, sondern so weit machen, wie sie können und dann um Hilfe bitten. Das kann auch mal wechseln. Einen Tag kann sie vielleicht alleine ein Kleid anziehen, am nächsten will der Ärmel einfach nicht - man selbst kennt das ja auch. Ich kann z.B. manchmal Scharniere an Schränken einstellen, aber manche wollen nciht so wie ich will. Wenn sie DAS lernt, dann hast Du viel erreicht :)

tini235

Was meinen Jungs schon ganz gut geholfen hat war das Gefühl, über den Ablauf mitbestimmen zu dürfen.
Also: Wann ziehst Du Dich an? Im Prinzip ist es ja wurscht, ob sie sich vor oder nach dem Frühstück anziehen, hauptsache, sie tun es.
Kinder sind ja immer gut bei der Sache, wenn sie selber bestimmen dürfen und nicht "rumkommandiert" werden. Denn selbst wenn man es höflich sagt, man bestimmt ja doch über sie. Zumindest empfinden sie es so.

Bei uns putzen die Jungs die Zähne auch morgens selbst, abends putzt einer von uns.
Sie fangen dann "Zuckermonster".

Was bei unserem Großen grade Kampf ist: Händewaschen und vor allem MIT Seife... keine Ahnung, was daran so schlimm ist, aber er hats halt immer eilig...

Bei bockigem Geschrei und grimmigem Gesicht lass ich die Kinder in ihrem T-Shirt (vorne übers Gesicht ziehen, also so reinschlupfen) nach einem anderen Gesicht suchen. Da kommen die tollsten Grimassen bei raus und am Schluss lachen alle und keiner weis mehr, warum man eigentlich so sauer war.

Die ganzen Maßnahmen sind auch bei uns sehr Tagesformabhängig. Je nach Dicke des Nervenkostüms gibts bei uns auch Schreitage. Wichtig ist nur immer, dass man hinterher auch wieder kuschelt und ich entschuldige mich auch immer bei den Kindern, wenn ich ausgeflippt bin. Und wenns abends auf der Bettkante ist.
Gesegnet mit 4 tollen Jungs!