Immer wieder spannend zu sehen, wie unterschiedlich die einzelnen Bundesländer alles regeln...
Ich bin seit etwa zwölf Jahren für den Probeunterricht im Fach Deutsch an unserem Gymnasium in Bayern zuständig und mache das furchtbar gerne. Wir sind ein Team von vier Lehrern (vor ein paar Jahren war noch eine Grundschullehrkraft dabei, was wirklich toll war, aber das schien dem Kumi dann irgendwie überflüssig - oder einfach nur zu teuer...) für die Fächer Mathe und Deutsch - das sind die einzigen Fächer, die beim normalen Probeunterricht geprüft werden. Wir erhalten dazu schriftliche Aufgaben, die für alle Schüler in ganz Bayern zur gleichen Zeit geschrieben werden (in Deutsch sind das vier Prüfungen: Textverständnis, Aufsatz - Erlebniserzählung oder Vorgangsbeschreibung zur Wahl, Grammatik und Rechtschreibung). Die ersten beiden Tage (dieses Jahr nächsten Dienstag und Mittwoch) sind v. a. von den schriftlichen Prüfungen mit dazu passenden Einstimmungen gefüllt (Es geht v. a. darum, die Kinder gut kennenzulernen und ihr Arbeits- und Sozialverhalten zu erahnen); am dritten Tag findet mündlicher Unterricht in Mathe und Deutsch statt. Dabei hält einer der Lehrer eine Stunde, wie sie auch am Gymnasium in der 5. Klasse stattfinden könnte, und die anderen drei beobachten die Kinder. Ganz ausführlich wird danach diskutiert und zusammengerechnet, bevor in einer abschließenden Sitzung gemeinsam mit dem Schulleiter die Grundschulgutachten verglichen werden mit den Ergebnissen aus dem Probeunterricht. Zum Bestehen benötigt man auch hier einen gewissen Durchschnitt; falls nur knapp nicht bestanden wird, zählt der Elternwille - allerdings auch hier nur mit gewissem Durchschnitt. Teilnahme am Probeunterricht heißt nicht automatisch, dass man danach das Gymnasium besuchen kann.
Mir macht das riesigen Spaß und ich freue mich immer, wenn es klappt - was bei Schülern von Nicht-Regelschulen fast immer der Fall ist (wobei ich weiß, dass wirklich viele von ihnen im gesamten Jahr vor dem Übertritt durchgehend Nachhilfe nehmen, um sich auf den Probeunterricht und die Anforderungen des Regelgymnasiums vorzubereiten; um München herum gibt es sogar extra Kurse dafür, von denen die Schüler dann oft irgendwelche Zertifikate mitbringen - die natürlich nichts zur Sache tun). Manchmal ist aber auch recht schnell klar, dass man Kindern mit dem Gymnasium keinen Gefallen tun wird, weil trotz viel Aufwand nur wenige Erfolgserlebnisse zu erwarten sind. Oder weil es wirklich nur die Eltern sind, die sich das Gymnasium wünschen.
Meist sind es zwischen vier und zehn Schüler, die pro Jahr bei uns den Probeunterricht absolvieren. Den meisten gefällt es gut, auch wenn die schriftlichen Prüfungen tatsächlich sehr stressig sind. Wir versuchen das einfach mit dem Drumherum abzufedern.
Liebe Grüße!