Was kann man da tun?

Begonnen von Dumpfi, 26. August 2009, 15:03:07

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Dumpfi

Meine Freundin hat einen 14jährigen Sohn, der die Familie regelrecht tyrannisiert.
Er hat keinerlei Sinn für Gerechtigkeit, ist laut "Test" hart an der Grenze zu ADHS, absolut egoistisch, unhygienisch (man muss ihn echt unter die Dusche "treten"), Hausarbeit ist Frauensache, es ist völlig egal was die anderen essen - hauptsache ER hat (es ist immer genug da), keinerlei Benehmen (Furzen am Esstisch z.B.) und und und

Die Mutter legt ganz normalen wert auf die oben genannten Wert..ist also auch nicht übertrieben streng, sodass Kinder sich von Anfang an perfekt benehmen müssen.Eigentlich kennt er diese Werte und hat sich lange Zeit gut benommen. Aber seit der Pubertät wird es immer schlimmer. Seit einem Umzug in eine Großstadt und dementsprechendes Umfeld ist er kaum noch zu ertragen.
Seine Schwester (15) ist völlig normal. Sie wird allerdings auch nicht bevorzugt. Sie hat halt aufgrund des höheren Alters ein paar Freiheiten mehr, jedoch nicht ungewöhnlich viele. Taschengeld ist an bestimmte Aufgaben geknüpft. Der Sohn fordert immer nur, ist aber nichtmal in der Lage, den Müll runterzubringen. Da sie Mutter seit kurzem vollzeit arbeitet (die Probleme bestanden aber schon vorher) hat sie jetzt kleine Aufgaben im Haushalt FEST an die Kinder vergeben. Es gibt einen Plan, wer wann abwäscht, den Müll rausbringt und die Wohnung saugt. Die Kinder hatten auch Mitspracherecht, sodass sie ungeliebte Aufgaben weniger oft machen als "gliebte". Wer seine Aufgaben eine Woche lang erfüllt, bekommt Taschengeld. Die Kinder kennen die Regeln genau und wissen, dass das Taschengeld in ihrer Hand liegt. Trotzdem ist es in seinen Augen bsolut ungerecht, dass die Tochter öfter Taschengeld bekommt, weil sie eben ihre Aufgaben erledigt.

Da ein richtiger Urlaub finanziell nicht machbar ist, hat die Familie mich jetzt für eine Woche besucht. Die Kinder mögen mich und waren auch froh, mich wiedersehen zu können, nachdem ich vor nem halben Jahr ans andere Ende Deutschlands gezogen bin. Es war also nicht nur, dass die Mutter mich besucht hat und die Kinder mit mussten. Auch das Programm hier haben wir mit den Kindern abgesprochen. Gestern Abend ist die Situation wegen "nix" eskaliert. Sohnemann wollte ins Bett (die Kinder haben im Wohnzimmer auf der Couch geschlafen). Er bat mich, in die Küche zu gehen, da er schlafen möchte.
Meine Antwort war: "Klar. Warte bis deine Mama aus dem Bad kommt und bis du dann bettfertig bist, hab ich ausgetrunken und dann gehen wir zum Quatschen in die Küche."
Er meinte nur: "Ey Digga, verpiss dich, ich will pennen!"
Zu dem Zeitpunkt kam die Mutter aus dem Bad und hat nach der Situation gefragt (sie meckert nicht einfach los, ohne zu wissen, was passiert ist) Ich hab das kurze Gespräch wiederholt und sie hat ihm - auch anfangs friedlich - erklärt, dass meine Antwort völlig korrekt war und ihn in seinem Wunsch schlafen zu gehen nicht beeinträchtigt hätte. Von ihm kamen nur Kommentare wie "Die soll sich verpissen" "Ich muss kein Schlafzeug anziehen" "Mir doch alles egal" und die Krönung am Ende "Ihr seid so gemein, am liebsten würde ich euch alle umbringen!"

Ich hab die halbe Nacht mit meiner Freundin diskutiert, was man mit dem Jungen noch machen könnte. Abgesehen davon, dass er ohne Vater aufgewachsen ist (der ist bei Bekanntwerden der eigentlich geplanten Schwangerschaft abgehauen und hat nie Interesse am Jungen gezeigt) hat sie keine Ahnung, wie er so werden konnte. Ich kenne sie und ihre Erziehungsmethoden auch sehr gut und muss sagen, dass ich auch keine groben Erziehungsfehler erkennen kann. Strafen, Belohnungen, Erklärungen...nix "zieht" bei ihm. Er tut und lässt enfach was er will.
Meine Freundin ist nervlich am Ende. Hat gestern lange geweint, weil die ganze Familie (und ich auch) sich auf den Urlaub hier gefreut hat und er durch sein Verhalten alles kaputt gemacht hat. Das oben war nur ein Beispiel, aber im Grunde war er zu 95% so respektlos. Respekt oder Dank zeigte er nur, wenns n Eis gab oder Mama den Eintritt für den Zoo gezahlt hat. (Wieder ganz typisch für ihn: haben, haben, haben, weil das Geld ja auf Bäumen wächst)

Jetzt hab ich viel mehr geschrieben als ich wollte. Aber natürlich liegt auch mir das ganze quer. Ich würd meiner Freundin gerne helfen. Möchte nicht, dass sie zusammenklappt...aber wenn das so weitergeht passiert das bald.
Hat irgendwer noch Tipps, wie man mit dem Jungen umgehen kann? So kann es doch nicht weitergehen und die Mutter ist mit ihren Ideen am Ende. 

zwillingstierchen

Hi!

Es ist schwierig in der Situation einen konkreten Rat zu geben, dafür kenn ich ja Mutter und Sohn überhaupt nicht, auch die kompletten Umstände. Klar rauszulesen ist aber, dass die Situation gerade aus dem Ruder läuft und bevor man verzweifelt versucht alles im Griff zu behalten und kläglich scheitert sollte man sich so schnell wie möglich von außen konkrete und fachlich geschulte Hilfe holen. das ist völlig legitim und richtig.

Erkundigt euch mal nach sogenannten Erziehungsberatungsstellen. Da kann man sich kostenlos beraten lassen und wird auch - wenn nötig- an Fachstellen weiter gewiesen. Da bekommt man kompetente Beratung und Begleitung. Völlig unkompliziert, wenn man sich nicht vom eigenen Stolz ausbremsen lässt...

Vielleicht hilft es, wenn man daran denkt, dass man zu jedem Videorekorder eine Anleitung geliefert bekommt. Kinder soll man aber aus der hohlen Hand erziehen. DAbei sind Kinder um ein Vielfaches komplexer als ein Videorekorder und jedes Kind ein Unikat.

Wenn du noch was nachfragen möchtest, melde dich bitte per KN. ich schauen nicht ganz so regelmäßig hier rein, sehe dann aber per Mail, dass eine KN da ist.

Liebe Grüße

Patty ( Lerntherapeuthin, Schwerpunkt Erziehungshilfe)

Erziehung ist im wesentlichen das Mittel, die Ausnahme zu ruinieren zugunsten der Regel.

f.j.neffe

Du beschreibst einen 14jährigen, der sich und seine Kräfte / Talente nicht versteht und alles verkehrt macht um sich von seinen unerträglichen Fehlern abzulenken. Versteht irgendein Erwachsener die Kräfte des Jungen besser und behandelt sie besser als er? Nein.
Stell Dir mal vor, Du wärest eines der Talente dieses Jungen, das von ihm schon missbraucht wird und sich dann auch noch die Repressalien der Erwachsenen gefallen lassen muss. Würdest Du da nicht auch flüchten und streiken und nicht mehr mitmachen wollen?
In unserer Du-musst-Schule und zu Hause gilt immer noch eine "Pädagogik" des "Auge um Auge, Zahn um Zahn"; wir machen einfach nicht die Augen auf und schauen nicht hin. Sonst wäre es doch ein Leichtes, die durch einen verkehrten Umgang des Jungen geschwächten Kräfte a) zu stärken und b) damit auf unsere Seite zu ziehen. Wir müssen dafür nur sehen, wie es diesen Kräften geht und dann so mit ihnen umgehen, wie wir das mit dem Bäcker auch machen, wenn wir von ihm ein gutes Brot haben wollen.
Ich habe seit 35 Jahren untersucht, welche suggestive Wirkung Worte haben können. Wenn ich mich nicht in die Konfrontation ziehen lasse, wo Druck gegen Druck stünde, sondern mein Interesse an seinen GUTEN Talenten SOUVERÄN bekunde, dann kannst Du eine SOGwirkung spüren. Ich erkenne ein Bedürfnis - den Riesenhunger der vernachlässigten Talente - und mache dafür ein gutes Angebot. Ich halte sozusagen dem Hund eine Wurst vor die Nase, um es bildlich zu sagen, und er bkommt mehr als eine, dafür dass er seine GÜTE rauslässt. Da ich um die Wirkung von Suggestion weiß, kann ich mit geringem Aufwand präzise Wirkungen erzielen. Darüber könnte jeder schnell lernen, z.B. aus dem kleinen Coué-Büchlein über Autosuggestion.
Es sind die geistes- und Seelenkräfte, die unser Lebe entscheiden und es liegt an uns, mit denen gut umgehen zu elrnen. Wenn ich mit den Kräften den Jungen BESSER umgehe als er, mögen sie mich und folgen mir lieber als ihm. Das kann ich ihm ohne weiteres experimentell zeigen, und dann kann er sich überlegen, ob er nicht auch lernt, BESSER mit sich bzw. mit seinen Talenten umzugehen. Dann würde er nämlich wirkoich MÄCHTIG. Und ich sagte ihm klar, dass man das daran erkennt, dass er nicht mehr nötig hat, sich aufzuspielen. Er sich aufspielt, schreit in die Welt hinaus: "Ich bin OHNMÄCHTIG. Jeder, der das Leben fersteht, kann mit mir alles machen, was er will.!"
Wenn wir nicht alle Papiertiger wären, hätte so jemand keinerlei Einfluss. Durch ihn zeigt uns also das Leben, dass es höchste Zeit FÜR UNS wird, mit UNSEREN Kräften umgehen zu lernen - sonst lachen uns fremde Kräfte ja aus, wenn sie sehen, wie kläglich wir mit uns selber können. Die Instanz, die alles über uns weiß und kann, ist unser Unbewusstes, mit dem sollten wir ins Gespräch kommen; es antwortet auch, meist nicht auf Hochdeutsch aber doch so, dass es bei Aufmerksamkeit erkannt und verstanden werden kann. Ich wünsche Euch guten Erfolg.
Franz Josef Neffe

samsara

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- tut mir leid, Herr neffe, ich kapier das nicht!

Sisam

Zitat von: samsara am 27. August 2009, 22:45:49
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- tut mir leid, Herr neffe, ich kapier das nicht!
Ich auch nicht. Kommt in den besten Familien vor.
Ich kann mich auch eher dem Rat von Zwillingstierchen anschließen, das ist eine klare und kompetente Ansage.
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)

mee

Ganz ehrlich ich hätte das nicht akzeptiert.
Mir wäre es erstmal wichtig das der Besuch so bald wie möglich ein Ende hat.
Die Mutter soll sich Hilfe holen wenn es sein muss soll der Junge in eins Internat.
Hart aber er ist alt genug, um einiges zu verstehen.
Warum musste die Mutter dein Verhalten erklären? Da fängt das Problem schon an. Zu viele Erklärungen und "Gleichberechtigung" können auch Schwierigkeiten verursachen.
Vielleicht liegt der Fehler darin das deine Freundin ihm nie klare Grenzen gezeigt hatte.