Von seinen Kindern lernen

Begonnen von Doro-SaRaDo, 17. August 2009, 12:02:20

« vorheriges - nächstes »

Doro-SaRaDo

Mein Zen-Meister

"Ihre Tochter wird ihr bester ZEN- Meister werden"

Dieser Satz begleitet meine Tochter und mich seit vielen Jahren und gerade jetzt in der Pubertät gewinnt er noch mehr an Bedeutung.
Meine Tochter kam aufgrund von Sauerstoffmangel bei der Geburt mit einer Lern- und Motorikbehinderung zur Welt. Dank frühster begonnenen Therapien haben sich die Motorikprobleme bis auf ein Minimum reduziert, geblieben ist eine schwere Legasthenie, welche aber auch durch konsequente Therapie und Lernmethoden auf einem erträglichen Level gehalten werden kann, sowie eine Entwicklungsverzögerung und eines Wahrnehmungsstörung..
Jetzt in der Pubertät kommen neben dem täglichen mehrstündigem  Lerntraining, die endlosen Diskussionen über das Für und Wieder derselben dazu und ein manches Mal geraten sie und ich arg an einander.
Ich muss dazu sagen, dass ich schon immer ein spontaner, schneller Mensch mit hohen Anforderungen an sich selber war-bin und durch meine beiden "Grossen" darin auch verwöhnt war, da ihnen alles leicht zur Hand ging.
Meine "Lütte" dagegen braucht nun mal für alles ihre Zeit und das ist auch wichtig. Dies musste ich mühsam in Zusammenarbeit mit ihr, Therapeuten und mir erlernen und daher auch der Eingangssatz "Mein Zenmeister" , welcher durch diese Therapeuten geprägt wurde.
Trotz allem Stress, der manchmal entsteht und trotz allen Sorgen die ich des öfteren habe, gerade was ihre Zukunft betrifft, danke ich Gott dafür gerade dieses Kind geschenkt bekommen zu haben. Ich habe durch sie gelernt viele Situationen im Leben anders anzugehen und meine Sichtweise zu verändern.
--------------
Inzwischen sind einige Monate ins Land gegangen und mit Freuden kann ich nun über immer weitere positive Entwicklungsschübe berichten.
So wird meine "Lütte" immer selbstständigerer, natürlich auch aufmüpfiger, aber das kriegen wir gemeinsam immer gut geregelt.
Derzeit macht sie zum ersten Mal ganz alleine eine Jugendfreizeit für eine Woche mit.
Ich durfte gerade mal noch die schwere Reisetasche mit zum Treffpunkt bringen, aber alles andere wollte sie ganz alleine regeln.
Sie an, wem viel die Trennung schwer, mir natürlich. Da habe ich doch schon zwei Große außer Haus und müsste eigentlich wissen wie das ist, aber bei Ihr ist eben alles anders.
Da fragte doch heute mein Mann, als er vom Dienst kam "und hat S. sich gemeldet" und ich habe ganz cool gesagt "Nein, warum sollte sie, sie hat jetzt soviel Spaß, da muss man sich nicht jeden Tag bei Mama melden". Aber Gedanken mache ich mir ja doch.
Ich bin so stolz auf Sie-Uns!
Das ist jetzt ein Jahr her und die Fortschritte werden immer grösser, die Selbstständigkeit immer ausgereifter.
Ja, es hat sich gelohnt soviel, seit frühster Kindheit, Anstrengungen auf sich zu nehmen.
Ich danke Gott dafür, dass er mir-uns diese Aufgabe gestellt hat und wir auf solch ein schönes Ergebnis blicken können


jewa

Hallo,

ja, der Satz ist echt schön und treffend. Ich bin selbst 3-fach Mama und mein Großer ist auch entwicklungsverzögert und wahrnehmungsgestört und braucht einfach etwas länger, während ich der Hektiker bin. Ich denke auch, dass es einen guten Grund gab, dass genau wir Mutter und Sohn sind. Leider bin ich selbst nicht der geduldigste Mensch, aber letzthin hat sogar meine Mama bemerkt, dass ich mehr Geduld habe als sie (*freu, was für ein Lob*). Ich bin auch überrascht, was nachdem die Therapien mal am laufen sind (war ja auch ein harter Kampf) alles möglich ist. Irre stolz bin ich auf ihn, wie gut er im rechnen und schreiben/lesen ist, letztes Jahr um diese Zeit hatte ich Blut und Wasser geschwitzt, wie das wohl in der 1. Klasse mit ihm wird. Und? Er hat es uns Eltern und den Lehrern gezeigt. Wir sind unsagbar stolz auf ihn. Ja, und wir können wirklich viel von unseren Kindern (wieder-)lernen (gekonnt haben wir "es" als kleine Kinder ja schließlich auch mal  ;)).
Wenn du Lust hast, würde ich mich über einen Ausstausch mit dir sehr freuen. Schließlich bist du mir ja etwas voraus und vor der Pubertät "graut" es mir ehrlich gesagt schon...

LG, Jewa
[Login or Register]

Das Leben wäre viel einfacher, wenn ich dich nicht getroffen hätte.
Es wäre nur nicht mein Leben.

Doro-SaRaDo

#2
Hallo jewa,

ja das können wir gerne und wenn du Fragen hast frage ruhig.

Ich hatte auch Angst, als meine Lütte in die Pubertät kam, vor allem vor den so nervigen Diskussionen pubertierender Teenies, aber es blieb aus.

Ein Therapeut hat uns mal gesagt, dass es gewiss auch daran liegt, dass sie sich immer hat auf mich verlassen können und in allen Lebenssituationen bis heute mich im Rücken hatte und wir so ein gutes eingespieltes Team sind.

Es ist nun eher so, dass ich mich öfters dabei beobachte, dass ich ihr gewiss mehr zutrauen könnte, sie genauso ihre Erfahrungen auch mit negativen Reaktionen, Situationen erleben muss, ich sie aber nach wie vor oft schützen möchte.

Sie besucht, nachdem sie ein Jahr Schulkindergarten hinter sich hat, seit ihrem 1 Schuljahr die Waldorfschule und hier wo wir jetzt stationiert sind seit dem 5ten Schuljahr eine Förderklasse mit nur 10 Schülern und zwei Betreuern (Fachlehrern).

Ich-Wir alle Eltern, die anderen Kinder haben ähnliche Defizite, haben uns im vergangenen Schuljahr sehr viel Sorgen um den Schulabschuss, welcher in drei Jahren ansteht gemacht, aber sind da prima aufgefangen und informiert worden, so dass auch da eine gewisse Beruhigung bei mir ist.

Ansonsten hat sich unser Therapieprogramm jetzt so verinnerlicht, dass meine Tochter sogar Raum für Hobbies hat. Sie ist begeisterte Rudererin, das fördert die Motorik und Kameradschaft und sie trommelt in einer Percussiongruppe, das fördert ihre Wahrnehmung, Konzentration und das in Einklang bringen mit anderen Trommeln, verschiedenen Rhythmen.

Doro-SaRaDo

Danke für die PN, habe dir geantwortet und hoffe dir damit ein wenig zu helfen.

Wunderwerk Mensch

Geboren um ins Leben zu gehen,
gewachsen um fest im Leben zu stehen.

Zwei Augen um das Wunder Erde zu sehen,
zwei Ohren um den Klang der Fauna zu hören.
Eine Nase zum Riechen den Duft der Flora,
ein Mund um all das kund zu tun,
zwei Arme zum Halten des Kindes,
zwei Hände um Haut zu fühlen,
ein Bauch um Gefühle zu spüren,
zwei Beine zum Gehen durchs Leben, zwei Füße um festen Stand zu geben.

Eins gibt dem anderen seinen Sinn,
erschaffen von Dir, das Wunderwerk Mensch.

Hole ich mir dies in meine Gedankenwelt,
erkenne ich was es heißt, wenn eins davon fehlt.
Wie wertvoll, kostbar und edel jedes Einzelne ist.
Und doch, dass manchmal etwas fehlt, der Mensch oft vergisst.

Wie sieht die Natur ohne Augenlicht aus?
Wie hört sich Vogelgezwitscher ohne Hören an?
Der Rosenduft, wie riecht er bloß
und Sprechen ohne Stimme ergibt das Sinn?

Wer trägt das Kind, wenn ich es nicht halten kann?
Wie fühlt sich weich ohne Hände an?
Bin ich tot, wenn ich keine Gefühle spüren kann?
Schrittweise durchs Leben gehen, ohne Beine?
Gefallener Mensch, dem die Füße fehlen.

Aber

auch all das, ist Wunderwerk Mensch,
geschaffen, gehalten, geborgen durch dich.

Achtung gebührt ein Jedem von Ihnen, denn sie alle gleichwertig sind.


Das habe ich einmal für meine Tochter gedichtet

Doro-SaRaDo

Wir haben bei unserer Kleinen sehr viel mit Hilfe des Jugendamtes und dem § 35 Jugendhilfegesetz erreicht.

Das waren zwar mühsame und oft harte Wege mit viel Geduld verbunden, aber es hat sich gelohnt und ich würde sie immer wieder gehen.

ich habe selber einen schwerstbehinderten Bruder und bis heute (er ist 39 Jahre und lebt seit vielen Jahren in einer Einrichtung) sind es immer wieder viel Behördengänge, Papierkram und für meine Eltern sehr nervenaufreibend, aber sie meistern das so toll und davon habe ich mir viel abgeguckt.