LRS - mal Klartext bitte!

Begonnen von Dani2305, 27. Januar 2012, 13:44:40

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Dani2305

Hallo Ihr Lieben,

bei meinem Sohn wurde bereits in der ersten Klasse eine LRS festgestellt. Obwohl es an unserer Schule sogenannte "Puls"-Klassen gibt, beließ man ihn im regulären Klassenverband. Ab der 3. Klasse wurden die Noten in Deutsch-Lesen und Rechtschreibung, sowie in Englisch schriftl. ausgesetzt. Jetzt geht es ja ab nächstes Jahr in die Oberschule und er hat eine Gymnasial- bzw. eine Sekundarschulenempfehlung erhalten, aufgrund seiner guten Leistungen.

Heute gab es Zeugnisse. Darunter war eine pädagogische Stellungnahme zu seiner LRS, die dies als gravierend bezeichnet. Nun sind auf diesem Schriftstück so einige Angaben, die ich nicht verstehe. Ich möchte aber auch nicht warten, diese zu verstehen, weil bei uns jetzt erstmal eine Woche Ferien ist und ich diese nutzen möchte, um endlich eine Entscheidung bezüglich der Oberschule zu treffen.

Vielleicht kann mir ja jemand von Euch das alles entziffern und mir sagen, wie ausgeprägt die LRS ist.

Testverfahren: HSP (Hamburger Schreibprobe) 5 - 9
Wortbezogen,
Normtabelle: Klasse 6, 16W/ 49 W
Prozentrang: 1.4
T - Wert: 28

Was bedeuten jetzt bitte dieser Prozentwert, bzw. der T-Wert?

Lesetest:
SLS 5-8 (Salzburger Lesescreening)
Angabe der Normtabelle: Kl.6
Lesequotient: LQ: 86
Bemerkungen zum Lesestand: 28 von 70 , unterdurchschnittlich...

Was bedeutet dieser Lesequotient?

Kann einem Kind mit diagnostizierter LRS überhaupt auf ein Gymnasiuim gehen? Er möchte es gern, seine restlichen Noten sprechen dafür. Hat jemand Erfahrung mit LRS-Kindern auf Gymnasien?

Ich tendiere ja eher zur ISS (integrierten Sekundarschule), meine Wunschschule hat auch ein Förderungsprogramm für "schlechtere" oder "bessere" Schüler.....aber ich schwebe noch immer in der Luft. Ich möchte natürlich den Rat meines Kindes berücksichtigen bei der Schulwahl, aber aus mütterlicher Sicht bin ich dann doch realistischer...deswegen brauche ich Euren Rat.... s-:)

Vielen Lieben Dank im Voraus.

Dani

Sisam

#1
Hallo Dani,

Du erinnerst mich gerade daran, dass ich meine Hausaufgaben noch machen muss. Das mit den T-Werten, Prozentrang usw. habe ich gerade erst im letzten Seminar gelernt und noch nicht aufgearbeitet. Habe jetzt auch noch nicht die Routine mit den Zahlenwerten, dass sie mir spontan was sagen. Aber ich suche Dir das mal raus. Vielleicht schaffe ich es heute abend. (Ein ganz klares "vielleicht"!)

Zu Deiner zweiten Frage:
Ein ganz klares Ja zum Gymnasium! Mein Sohn ist jetzt in der 7. Klasse, Legasthenie ist anerkannt, er hat Nachteilsausgleich/Notenschutz und kam heute glücklich mit einem 1,8er Zeugnis nach Hause. :D
Wobei die Handhabung mit der Legasthenie ja landesweit unterschiedlich geregelt ist, aber ich glaube so viel macht das keinen Unterschied. Magst Du mir mal sagen, welches Bundesland das ist? Dann guck ich mal, ob ich da Besonderheiten im Legasthenie-Erlass finde.

Falls Du Dich "vergessen" fühlst, erinnere mich gerne an meine Hausaufgaben. ;)

Herzliche Grüße
Sisam

EDIT: Habs eben erst gesehen:
Zitat von: Dani2305 am 27. Januar 2012, 13:44:40
... meine Wunschschule hat auch ein Förderungsprogramm für "schlechtere" oder "bessere" Schüler ...
Das ist schön und gut, aber bitte nicht zu verwechseln mit Lerntherapie. Ein Legastheniker braucht etwas ganz anderes als "normale" schwache Schüler.
Erkundige Dich da bitte, ob in dem Förderungsprogramm diplomierte Lerntherapeuten/Legasthenietherapeuten arbeiten.
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)

Dani2305

Hallo Sisam,

danke für Deine Antwort. Vorneweg: Wir sind aus Berlin. Es wäre schön, wenn Du das mal raussuchen könntest. Zum Tag der offenen Tür am Gym. konnte ich nicht gehen, weil ich arbeiten musste und ich wollte, wie gesagt, erst das Zeugnis  und die Förderprognose abwarten. Nun müsste ich bis nach den Ferien warten..menno ist das doof. Aber eine Entscheidung ist langsam mal fällig, Anmeldung ist ab 8. Februar.

1,8er Zeugnis ist ja Klasse, zumal doch eigentlich immer gesagt wird, dass sie gerade im ersten Halbjahr durch die Umstellung abrutschen, oder?

Mir wurde gesagt, dass man jetzt noch nicht absehen kann, ob es eine Legasthenie oder eben "nur" eine LRS ist, die sich im Laufe der Zeit gibt. Legasthenie ist wohl genetisch und das andere eine "Entwicklungsstörung"..bitte korrigiere mich, falls ich jetzt, was falsches schreiben sollte. So hatte ich es zumindest verstanden. Er würde auf der Wunschschule - ich hatte mit der Deutschlehrerin gesprochen - in diesem Förderkurs LRS-entsprechend gefördert werden. Sie hat mir noch den Vorschlag gemacht, Deutsch noch als zusätzliches Wahlpflichtfach (hieße 4 Std. zusätzlich Deutsch) mitreinzunehmen. Davon bin ich aber nicht begeistert. Er ist ein Grobmotoriker und hat dadürch ein schlechtes Schriftbild, LRS hin oder her. Sie bieten noch so etwas wie Werken an, wo eine Bekannte (Ergotherapeutin für LRS-Kinder) und ich beide der Ansicht sind, dass dies förderlicher wäre für die Feinmotorik (im Endeffekt auch fürs Schreiben), als ihn zusätzlich noch Deutschunterricht zuzumuten. Wie siehst Du das? Du scheinst ja in der Richtung was zu machen...

Ich muss jetzt erstmal los..und keine Bange, fühle mich nicht vergessen...Danke für Deine Antwort!

Dani

Sisam

Hallo Dani,

Erstmal zum Grundsätzlichen: Legasthenie definiert sich nicht von einer bestimmten Schreib-/Leseleistung, sondern aus der Diskrepanz der Schreib-/Leseleistung zur allgemeinen Intelligenz. Von daher ist es hilfreicher, auch einen IQ-Wert zu haben. Aber da Dein Sohn ja eine Gymnasialempfehlung hat, gehe ich mal bei ihm von einer mindestens durchschnittlichen Intelligenz aus und somit würde sich umgerechnet auf die T-Skala eine deutliche Diskrepanz ergeben.
(Jeder Test hat sein eigenes Ergebnissystem mit unterschiedlichen Wertskalen. Der T-Wert ist sozusagen die Umrechnung der verschiedenen Test-Skalen auf einen vergleichbaren Wert)

Zitat von: Dani2305 am 27. Januar 2012, 13:44:40Testverfahren: HSP (Hamburger Schreibprobe) 5 - 9
Wortbezogen,
Normtabelle: Klasse 6, 16W/ 49 W
Prozentrang: 1.4
T - Wert: 28

Was bedeuten jetzt bitte dieser Prozentwert, bzw. der T-Wert?
Also, ich sage mal so, dieser Wert ist so niedrig, dass man da schon auf die Diskrepanzermittlung verzichten kann und eine Legasthenie feststellt. :-[



Zitat von: Dani2305 am 27. Januar 2012, 13:44:40
Lesetest:
SLS 5-8 (Salzburger Lesescreening)
Angabe der Normtabelle: Kl.6
Lesequotient: LQ: 86
Bemerkungen zum Lesestand: 28 von 70 , unterdurchschnittlich...

Was bedeutet dieser Lesequotient?
Da kann ich Dir leider z.Zt. keine Auskunft geben. Habe zwar Informationen zum SLS gefunden, habe aber die Skalennormierung nicht wirklich verstanden, also was LQ 86 denn nun in einem für mich vorstellbaren T-Wert bedeuten würde. Habe aber eine Freundin drauf angesetzt, die Kontakte zur Salzburger Uni hat.

Zitat von: Dani2305 am 28. Januar 2012, 11:25:07
Wir sind aus Berlin. Es wäre schön, wenn Du das mal raussuchen könntest.

Ich habe mal in den [Login or Register] reingeguckt, da aber nichts Besonderes auf den ersten Blick entdeckt, außer dass dort sehr häufig die Schulpsychologischen Beratungszentren erwähnt sind.
Du erwähnst da irgendwie nichts von einer besonderen Beratung/Begleitung. :-\
Lies Dir den nochmal durch, dass Du bei Gesprächen mit der Schule im Sprachgebrauch drin bist und evtl. Deine Fragen noch konkreter formulieren kannst.



Zitat von: Dani2305 am 28. Januar 2012, 11:25:071,8er Zeugnis ist ja Klasse, zumal doch eigentlich immer gesagt wird, dass sie gerade im ersten Halbjahr durch die Umstellung abrutschen, oder?
Er ist schon seit der 5. auf dem Gymnasium (Schleswig-Holstein).



Zitat von: Dani2305 am 28. Januar 2012, 11:25:07
Mir wurde gesagt, dass man jetzt noch nicht absehen kann, ob es eine Legasthenie oder eben "nur" eine LRS ist, die sich im Laufe der Zeit gibt. Legasthenie ist wohl genetisch und das andere eine "Entwicklungsstörung"..bitte korrigiere mich, falls ich jetzt, was falsches schreiben sollte. So hatte ich es zumindest verstanden.
So genau zu differenzieren ist wohl selbst den Wissenschaftlern noch nicht so ganz gelungen, es gibt bei der Legasthenie wohl auch genetische Faktoren, was aber nicht heißt, dass man Legasthenie genetisch nachweisen könnte.
Aber unabhängig vom Stand der Wissenschaft halte ich eine bereits über 6 Jahre andauernde L-R-Schwäche für nicht für vorübergehend. :-\



So, ich mach jetzt erstmal Feierabend. Morgen geht's weiter. s-winken
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)

zuz

Von mir auch noch was zum Thema "LRS am Gym". Ich bin zwar nicht aus Berlin, aber ich denke mal, da gibt es auch klare Regeln. Hier ist es so, dass die Schüler bestimmte Vergünstigungen bekommen. Beispiel: Bei schriftlichen Arbeiten (die benotetet werden) bekommen die Schüler länger Zeit, eine andere Verrechnung von mündlichen/schriftlichen LEistungen, evtl. werden Arbeitsblätter größer kopiert, damit sie leichter lesbar sind usw. HIer muss Legasthenie von einem Psychologen festgestellt werden, bei LRS sind die Hürden niedriger. Die Vergünstigungen bei LRS sind geringer. Vorteil aber: Das erscheint dann nicht im Abschlusszeugnis, Legasthenie schon, allerdings erst, wenn man die Vergünstigungen in der Oberstuufe noch nutzt. Das muss man sich dann genau überlegen. Aber frag da auf jeden Fall mal an Eurem Gym, wie das geregelt ist.
Wegen Schriftbild/LRS: Da gibt es oft einen Zusammenhang. Es kann durchaus helfen, ihn Dinge am computer schreiben zu lassen. Bei vielen verbessert sich allein dadurch die Rechtschreibung.

LG zuz

Sisam

#5
Hallo Dani,

Da bin ich wieder.
Erstmal zum Salzburger Lesetest: Also, soweit ich das jetzt rausbekommen habe scheint es so zu sein, dass der Lesequotient 86 einem T-Wert 28 entspricht, also vergleichbar mit dem Ergebnis der Schreibprobe. Worauf sich dabei das "von 70" bezieht, habe ich nicht kapiert. :-\
Diese Aussage ist aber ganz unverbindlich !

EDIT: Alles falsch, schei* Zahlendreher. Ich krieg's nicht raus. :-[


Am besten wendest Du Dich mal an das [Login or Register], die können Dir da sicherlich die Zahlen noch besser erklären (Ich nehme an, der SLS ist in Berlin Standard-Test.) und Dich beraten, da sie ja auch mit dem dortigen Schulsystem vertraut sind.
Meiner Meinung nach handelt es sich wirklich um eine gravierende Legasthenie, da sollte man sich nicht mit einer Schulförderung zufrieden geben, die eher für den Randbereich (Lese-Rechtschreib-Schwäche, leichte Legasthenie) gedacht ist, zufriedengeben, sondern möglichst schnell eine Therapie beginnen.
Aber wie gesagt, ich denke, das Legasthenie-Zentrum ist da der bessere Ratgeber, da erstens mit den vor Ort üblichen Standards vertraut, sehr viel mehr Erfahrung als ich  ;) und so ein persönliches Gespräch Aug in Aug ist sicherlich auch hilfreicher als so per I-net.
Da Ihr jetzt Ferien habt, fallen da vielleicht gerade ein paar Therapiestunden aus, so dass man dazwischen kommen kann mit einem Beratungstermin. ;)


Zitat von: Dani2305 am 28. Januar 2012, 11:25:07Sie hat mir noch den Vorschlag gemacht, Deutsch noch als zusätzliches Wahlpflichtfach (hieße 4 Std. zusätzlich Deutsch) mitreinzunehmen. Davon bin ich aber nicht begeistert.
Wie steht er sonst so in Deutsch?
Also, zusätzlich Deutsch WPF mit allem, was sie da so machen (Aufsatz, Erörterung, Grammatik, Gedichte), was er eigentlich kann, nur weil er die Rechtschreibung nicht kann, würde ich eher als Strafe als als Hilfe empfinden. Im Wahlpflichtbereich sollte er ein Fach wählen, welches seinen Begabungen und Interessen entgegenkommt.
Diese Empfehlung lässt mich an der Legasthenie-Kompetenz dieser Deutschlehrerin zweifeln. :-\ Wobei ich das von hier aus natürlich nicht wirklich beurteilen kann, und im Bereich Deutsch allgemein kann sie ja auch sehr kompetent sein.



Zitat von: Dani2305 am 28. Januar 2012, 11:25:07Er ist ein Grobmotoriker und hat dadürch ein schlechtes Schriftbild, LRS hin oder her.
Ist er Rechts- oder Linkshänder? Ganz eindeutig?


So, bis hier erstmal.
Herzliche Grüße
Sisam
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)