zu strenge Erziehung?

Begonnen von Phantagero, 25. Januar 2012, 23:25:49

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Phantagero

Hallo,
ich bin zwar nicht neu hier aber war schon eine ganze weile nicht mehr hier...
Ich lese zwar immer noch ab und zu mit bin aber schon seit 2 jahren nicht mehr aktiv gewesen.
Nun beschäftigt mich allerdings doch etwas und ich weiss nicht so recht mit wem ich drüber reden soll...

Ich versuche mich kurz zuhalten...

Mein Sohn ist mittlerweile drei und wird im April vier.
Die frage die ich mir aktuell stelle ist, ob ich meinen Sohn zu streng erziehe...
Ich selbst behaupte von mir das ich sehr streng bin. aber bin ich vielleicht wirklich zu streng?
Ich habe gerade ein Gespräch mit meiner Schwester geführt die sich Sorgen um meinen Sohn macht. (hört sich schlimmer an als es ist) das Gespräch hatte einen anderen Hintergrund aber sie sagte in einem Satz etwas was mir wirklich angst gemacht hat. sie sagte leon schaut bei allem was er macht zu mir und wartet auf meine Reaktion. angeblich in "hab acht" Stellung. Das wäre nicht nur ihr aufgefallen sondern auch meinen verwandten. alle samt Pädagogen durch und durch. Es hat mir unheimlich weh getan weil es die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter wieder spiegelt. sowohl im beruf als auch privat warte ich nur darauf das wieder etwas von ihr kommt. es sind Kleinigkeiten aus dem Alltag, völlig belanglos wie räum den Teller in die Spülmaschine oder auf der Arbeit, wieso ist das nicht gemacht oder jenes. jedesmal wenn sie den Raum betritt warte ich darauf das ich mir was anhören darf. aber im Gesamtbild mcht es mich momentan fertig. gerade weil wir privat und in der Firma zeit miteinander verbringen. aber um mich geht es hier garnicht. es nervt einfach nur. um auf meine frage zurück zukommen. meine Schwester sagte wörtlich: mein Sohn verhalte sich wie ich mich meiner Mutter gegenüber. eben in hab acht Stellung. weh getan hat es mir weil ich meinem Sohn nicht das Gefühl vermitteln will das er aufpassen muss was er sagt oder wie er sich gibt.
zu meiner Erziehung: ich sehr konsequent, was ich für unheimlich wichtig halte. wenn ich mit ihm rede oder schimpfe knie ich mich zu ihm runter und möchte das er mich anschaut. dann sage ich ihm völlig ruhig und sachlich warum ich das nicht möchte und bitte ihn es sein zu lassen. klar werde ich auch mal laut oder handele impulsiv. aber meistens wenn er es einfach nicht sein lässt oder er ganz genau das es nicht soll. das übliche eben würde ich sagen.
meine Schwester erzieht ihren Sohn völlig anders und oft dürfte ich mir früher anhören ich sei zu streng. In der Regel sage ich ihm 1-2 mal er soll es bitte lassen. beim dritten nenne ich ihm eine klare Konsequenz und hört er wieder nicht setze ich diese rigoros durch. da kann er heulen und schreien soviel er will. Mit dem Ergebnis das ich im in der Regel etwas nur 1-2 mal sagen muss und er auf mich hört. aber ich wollte damit doch nicht erreichen das er angst vor mir hat. Respekt ja, aber keine angst. Ich würde unser Verhältnis als sehr liebevoll beschreiben. ich habe oft leider sehr wenig zeit und auch nicht immer die ruhe und Geduld mich stunden lang mit ihn in sein Zimmer zu setzen. Ich weiss das ist mies, gerade weil wir so wenig zeit haben. aber das halte ich mir auch jedesmal vor Augen und versuche jeden tag etwas daran zu ändern. natürlich schaut er zu mir wenn er Mist gemacht hat um zu schauen wie ich reagiere weil er ganz genau weiss das es falsch war. aber ist das schlimm? hat er deswegen angst vor mir?

ich weiss es ist alles sehr durcheinander geschrieben. Normalerweise gebe ich auch nichts auf das Gerede anderer weil ich überzeugt von meiner Erziehung bin und mein Sohn ein völlig aufgewecktes liebes kind ist. Aber es sind Pädagogen. da denke ich immer die müssen es ja besser wissen.
Und ich weiss auch das ihr mir jetzt nicht wirklich sagen könnt ob es gut oder schlecht ist oder ob sie recht haben oder nicht. aber ich würde gerne hören wie eure Erziehung ist...

Danke erstmal fürs lesen.

zuz

Huhu,

ui, da kommt ja einiges zusammen. Zunächst mal: Es gibt ja viele Erziehungsstile, und keiner kann wirklich sagen, welcher denn nun "richtig" oder "falsch" ist (mal jetzt von krassen Extremen wie schlagen abgesehen). Du sagst, Du fährst gut mit Deiner Erziehung und es geht Deinem Sohn gut. Das mit dem "erst zu Dir schauen" ist ja - objektiv - jetzt erst mal nicht so schlimm, ich finde das sogar eher positiv: Er versichert sich, ob alles so ok ist, wie er es macht. (Evtl. kannst Du ihm ja öfter mal aufmunternd zunicken oder ihn auch ermutigen, einiges selbst zu entscheiden). Ich denke, Dein Problem ist eher der Hintergrund: Du findest es schlimm aus Deiner Familiengeschichte raus. Überleg mal, wie andere das sehen: Frag z.B. mal eine Freundin, die Euch kennt (und die ehrlich ist). Wie sehen es die Kindergärtnerinnen? Dein Mann? Usw. Dann wird es vielleicht etwas objektiver.

Ob Deine Erziehung gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen. ABer ein Punkt ist mri aufgefallen, wo ich definitiv anders handele: Mir ist es nicht egal, wenn meine durchgesetzte Konsequenz weinen und schreien hervorruft. Ich frage mich dann immer (na gut, nicht IMMER ;)), was ICH anders hätte machen können, um das zu verhindern. Und meist fällt mir auch wirklich was auf, was ich vielleicht auch falsch gemacht habe, wie man das Problem anders hätte lösen können oder von vornherein abmildern. Dein Sohn ist ja immerhin schon fast 5, also kein Trotzkind mehr, da sollte es eigentlich nicht mehr oft zu so Schreianfällen kommen und man kann eigentlich vieles schon direkt mit den Kindern klären, sie selbst auf Lösungen kommen lassen usw. Vor allem aber sollte man ihnen beistehen, wenn sie denn doch mal weinen, sie trösten, ihnen sagen, dass man es jetzt schade findet, dass es so gelaufen ist und dann überlegen, was man anders machen könnte. Einfach ein wenig emotionale Wärme reinbringen. Ich will Dir jetzt nicht unterstellen, dass das bei Dir nicht der Fall ist! Aber Du kannst ja mal in Dich reinhorchen, wo Du da evtl. was ändern willst.
Zu Deiner eigenen Mutter-Tochter-Beziehung: Woran genau liegt es denn, dass Du so Angst vor ihrem Urteil hast? Was tut sie genau? Und tust Du das bei Deinem Sohn auch?

LG zuz

Lalelu

#2
*

lisa81

#3
Ich erkenne mich in einigen Aussagen wieder.

Und ich glaube, dass hier im Forum einige denken, ich sei zu streng oder würde zu viel von meinen Kindern erwarten. Allerdings sieht das in meinem realen Umfeld anders aus.
Bei dir ist es zwar umgekehrt, trotzdem würde ich sagen, dass es zeigt, dass sämtliche Eindrücke, die andere haben, nur Ausschnitte zeigen.

Verhältst du dich immer ähnlich, egal ob allein oder mit Besuch? Ich denke, jeder ändert sein Verhalten, die einen mehr, die anderen weniger.

Grundsätzlich handle ich ähnlich wie du. Wenn angekündigt wurde, dass irgendwas nicht geht, dann wird noch maximal zweimal gewarnt und dann erfolgt die Konsequenz. Und ja, dann ist es mir auch in vielen Fällen "egal", ob das Kind schreit. Natürlich ist es das nicht, aber es ändert in der Regel nichts an meinem Verhalten. Allerdings versuche ich eben auch, mir vorher zu überlegen, ob mir das ganze wirklich wichtig ist und ich es dann auch durchziehen will.

Schwierig finde ich es, wenn Konsequenz in Sturheit umschlägt. Wenn die Kinder also wirklich anfangen zu toben, wenn ich eine Konsequenz durchziehe, dann überlege ich nochmal, ob ich es jetzt durchsetze "damit sie lernen, dass ich es ernst meine" oder ob es mir wirklich ganz wichtig ist, dass sie aufhören/weitermachen.. Je nachdem wird dann nach anderen Lösungen gesucht oder eben nicht.

Meine Große sucht auch immer den Kontakt zu mir, zeitweise hat sie bei jeder Handlung gefragt, ob sie das darf. Zur ZEit ist es aber sehr angenehm, wirkt auch nicht verängstigt. Sie ist einfach in allen Dingen recht vorsichtig und ich hoffe, sie vertraut mir einfach und wenn sie unsicher ist, holt sie sich von mir die Sicherheit. Während andere einfach richtung Hauptstraße losrennen, guckt sie mich an, ich nicke, sie läuft hinterher. Ich schüttle den Kopf, sie wartet auf mich, beides ganz selbstverständlich.
Unsre Kleine behandle ich nicht anders, bei ihr würde ich mir aber wünschen, sie würde ab und zu mal nach mit Ausschau halten und prüfen, ob sie dies oder jenes wirklich tun sollte  S:D
Sie ist aber vom ganzen Wesen viel mutiger


Was macht deine Schwester denn anders?
Und von den Pädagogen würde ich mir an deiner Stelle mal genau erklären lassen, was zu streng ist, wie sie reagieren würden in bestimmten Situationen. Dann kannst du für dich entscheiden, ob das für dich in Frage kommt. Wenn nicht, bin ich der Meinung, dass du deinen Weg gehen solltest. Ich finde es wichtig Tips anzunehmen, sein Tun zu hinterfragen. Aber im Grunde kann man nur dann "echt" sein, wenn man tut, was man selbst für richtig hält.