ERZIEHUNG-ONLINE - Forum

Rund um die Erziehung... => 1-5 Jahre => Thema gestartet von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 10:15:51

Titel: Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 10:15:51
Ich muss mir, mal wieder, etwas von der Seele schreiben. Mein Kind schafft mich. Ich bin so weit das ich bei der nächsten U beim Kinderarzt nach einer Adresse für einen Therapeuten fragen werde weil ich keinen Ausweg finde.

Es geht um die Wut-/ Trotz-/ Keine Ahnung was Anfälle von Luis.

Der letzte Vorfall grad gestern Abend.

Wir waren bei meiner Oma, Geburtstag feiern. Sein Papa kam nach der Arbeit auch und somit hatten wir beide Autos dabei.
Als es ans heim fahren ging meinte Luis er mag bei Papa mit fahren. Ok, kein Problem, in beiden Autos sind Kindersitze.
Er hat sich dann aber doch dagegen entschieden, wollte bei mir einsteigen. Dann noch mal der Wechsel, er will doch lieber Audi fahren mit Papa - OK, also steig ein. Nein, nein, lieber bei Mama.

Ich hab ihn dann in den Sitz, mein Mann ist in sein Auto und war schon am weg fahren da hat es sich Luis wieder anders überlegt. Er will unbedingt Audi fahren. Mein Mann war aber grad schon am wegfahren und hat mein Stop winken nicht mehr gesehen.
Ich hab also L. in Ruhe erklärt das er es sich ja gut überlegt hat und lieber mit mir fahren wollte und Papa jetzt auch schon weg ist. Da ging das Drama los.
Die ganze Autofahrt hat er gebrüllt, geweint, getobt, geschluchzt und immer nur "Ich will bei ihm mit fahren, ich will Audi fahren, ich will zu meinem Papa"

Und genau so etwas eskaliert dann total. Unmögliches fordert er dann lauthals ein. Kein erklären, kein beruhigen einfach nichts holt ihn da raus. Er steigert sich so heftig rein das er spuckt teilweise.

Er hat sehr viele, ich sag mal Rituale. Und wenn das nicht so läuft wie es in seinem Kopf zu laufen hat dann eskaliert es komplett.

Z.B: Er muss sich an die Haustüre mit dem Rücken lehnen wenn ich aufsperre
Er muss seinen Kopf in seine Bettdecke vergraben wenn ich die Jalousien aufmache
Er muss angezogen auf einem Bein vom Schrank bis zu seinem Bett hüpfen, da sitze ich und erst dann darf ich ihn ausziehen/ umziehen.
Ich muss ihm im Auto ein Bussi geben, wenn ich morgens meinen Tageshund abhole und wenn ich den Hund in den Kofferraum in die Box hebe, dann muss ich an Luis´ Fenster klopfen.

Die Liste könnte ich unendlich weiter führen.
Ich bekomm oft gar nicht mit das er eine neue Sache hat, weil er sofort losbrüllt wenn ich wieder etwas "falsch" mache und nicht Rücksicht auf ihn nehme. Ich bekomm es aber immer erst mit wenn es schon zu spät ist. Läuft es nicht wie er will hab ich keine Chance ihn zu beruhigen.

Ich brauch einfach Hilfe, ich muss wissen wie ich ihm helfen kann. Es geht einfach nicht immer so wie er es möchte und er macht es sich ja auch selbst sehr schwer in Situationen wie gestern mit dem heimfahren.

Wer kennt denn sowas? Wie geh ich denn damit um? Hört das auch wieder auf, denn aktuell wird es immer schlimmer. Es kommen immer mehr Sachen dazu, er ist so festgefahren.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 18. Dezember 2015, 10:33:16
Da brauchst du dann aber nicht den Kinderarzt nach einen Therapeuten fragen, Luis braucht keinen Therapeuten.

Er spielt ein Spiel, du spielst mit.
Er spielt viele Spiele, du versuchst viele Spiele mit zu spielen.
Er spiele immer neue Spiele, du kommst nicht hinterher.

Es ist an dir diesen Kreislauf zu unterbrechen.
Diese Auto-Geschichte wäre bei mir nach der zweiten Umentscheidung beendet gewesen. Und ich hätte auch niemanden mehr hinterher gewunken. Alternativ hätte ich ihm angeboten, dass er ja neben meinem Auto herlaufen kann, wenn er mit diesem fahrbaren Untersatz gerade nicht einverstanden ist S:D

Wenn du von Luis und dir schreibst, dann schreibst du von einem ganz normalen Jungen in der Selbstfindungs- und Erprobungsphase. Und von vielen, vielen hausgemachten Problemen.

Tut mir leid.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 10:36:46
Das mag sein aber er spielt das Spiel sehr erfolgreich und ich kenn die Regeln nicht. Nach meinen Regeln spielt er schon lang nicht mehr bzw. hat er noch nie spielen wollen.

Ich lasse ihm sowas auch eigentlich nicht durch gehen. Aber mehr als ihm deutlich zu sagen das jetzt Schluß ist mit seinem Geschrei und es nicht geht was er will kann ich nicht.
Ihm zu sagen er kann gern aussteigen kann ich schon machen, meinst du das kauft er mir ab mit seinem Alter? Er weiß das ich es nicht mache und es doch mal zu tun geht nicht. Ich kann ihn im dunkeln mitten in München nicht aus dem Auto werfen  ;)

Den Kreislauf zu durchbrechen würde ich sehr gerne, dazu muss ich aber wissen wie ich es anstellen kann damit es auch Erfolg hat und nicht noch alles schlimmer macht.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 18. Dezember 2015, 10:41:34
Dann bin ich eine sehr schlechte Mutter, ich würde unsere Kinder auch mitten in München auf den Bürgersteig packen und dann im Schritttempo neben ihnen herjuckeln - der Schock wäre so groß, dass es wenige Meter bedürfte bis sie freiwillig wieder einsteigen. Bei unseren Kindern.

Dazu kommt es, dass unsere Kinder von kleinauf wirklich gelernt haben sich im Auto zu benehmen - ja, zu benehmen!! Ich fahre nicht mit kreischenden, heulenden, vor Wut kotzenden Kindern Auto. Ich muss mich auf dem Verkehr (im Dunkeln noch einmal doppelt und dreifach) konzentrieren. Für mich und für die anderen Straßenverkehrsteilnehmer.

Unsere kleine Tochter hat von Geburt an bis sie circa 2,5 Jahre alt war das Auto fahren nahe zu gehasst. Sie schrie bis sie blau wurde, sie kotzte und wurde ohnmächtig. Ich bin 2,5 Jahre nur die allernötigsten Wege gefahren mit ihr, ansonsten habe ich den Bus genutzt oder bin gelaufen. Ist dann halt so ...
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 10:47:23
Bus fahren würde meinen mehr freuen als sonst was. Aber ich lass mir von einem frechen 3 jährigen sicherlich nicht das Autofahren vermiesen. Ich weiche nicht umständlich auf Bus und Bahn aus, schleppe alles mit der Hand wenn vor dem Haus mein Auto steht ...

Mit dem Auto stehen bleiben wenn er zu arg brüllt ist wesentlich leichter als eine volle SBahn anzuhalten mit wütendem Kind.

Das versteh ich also nicht so ganz.

Und was die Autofahrer hinter dir machen würden, wenn du im Schritttempo neben deinem Kind herfährst auf Münchens Straßen möchte ich nicht erleben. Ist nicht böse gemeint aber einfach nicht machbar.
Ausprobieren könnte man es aber mal auf einem Feldweg. Das würde vermutlich für eine Weile mächtig Eindruck machen würde ich das mal tun.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 18. Dezember 2015, 10:50:54
Doch, du lässt es dir vermiesen. Und viele andere Dinge auch ;)

Eine S-Bahn brauchst du nicht anhalten. Du kannst dich zu 100% auf deinen Sohn konzentrieren und musst nicht auf Vorfahrtsstraßen, rote Ampeln, vorfahrende Autos, spielende Kinder am Straßenrand, ausscherende Fahrradfahrer und Co achten.

Was andere Straßenverkehrsteilnehmer dann denken ist mir auch relativ egal. Die einen sind genervt, die anderen lachen und wieder andere nicken mitfühlend mit dem Blick in den Rückspiegel auf das eigene Kind :P
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 10:56:42
Und der 4. Autofahrer ruft die Polizei weil A) der Verkehr behindert wird und B) du dein Kind im dunklen allein auf dem Gehweg laufen lässt ... Was machst du wenn das Kind dann vor lauter Wut und Frust oder Ärger die Richtung ändert oder über die Straße rennt? Und sag nicht das kann nicht passieren weil das Kind so geschockt oder beindruckt ist ...

Das führt jetzt auch etwas vom Thema weg und da haben wir einfach verschiedene Ansichten.

S-Bahn fahren ist etwas aufregendes und tolles für L. und er verhält sich vorbildlich. Die öffentlichen allerdings täglich zu nutzen käme definitiv nicht in Frage für mich. Viel zu umständlich.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 18. Dezember 2015, 11:01:43
Ich befürchte, dass du die einzige bist, die Wut, Frust und Traurigkeit verspürt - darüber, dass dein Sohn anders ist als von dir gewünscht, das du nicht so agieren kannst wie es ggf. für euch beide besser wäre :-[

Doch, für unsere Mädchen kann ich dir sagen, dass es nicht passieren würde. Sie würden vermutlich stocksteif stehen bleiben, vor Schreck gelähmt, weil sie solche Reaktionen nicht von mir kennen, weil es bisher nie von Nöten war so zu reagieren. Weil ich für uns schon früher die Notbremse gezogen habe und ziehe. Weil ich gelernt habe mit der Eigenart unserer kleinen Tochter umzugehen, so dass wir seit langer Zeit ein sehr entspanntes Verhältnis haben und unser Alltag um ein vielfaches erleichtert ist - und glaube mir, ich kann da wirklich mitsprechen und weiß daher auch wie ich mich früher gefühlt habe und daher auch meine o.g. Befürchtung.

Umständlich war es mit Bus und Bahn (zwei Kinder, 17,5 Monate Abstand, Kinderwagen & Tragetuch bzw. Läufling & Tragetuch, immer Umsteigen, selten fahrender Bus, abgelegene Wohngegend, ...) auch für mich. Aber es hat einfach alles entspannt. Alles. Und sie hat sich dann auch an das Auto gewöhnt. Heute liebt sie das Auto fahren, ist ein Tempo-Junkie und zeigt kein Interesse an Bus & Bahn sondern ist sichtlich genervt, wenn sie damit Ausflüge machen muss ;D
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Nachtvogel am 18. Dezember 2015, 11:20:51
Ich bin da zu 150% bei Christiane.

Dein Sohn ist vollkommen normal. Er sucht Grenzen, findet aber keine denn jedes Mal wenn er testet ob er an eine Grenze stößt, weichst du aus und er muss einen weiteren Schritt machen um die Grenze zu finden...usw usw

Das was du seine Spielchen nennst ist ein verzweifeltes Suchen nach Halt den er nicht findet weil du die Spielchen mitspielst statt ihm zu geben was er so offensichtlich braucht.

Ich hab meinen Sohn durchaus schon aus dem Auto geholt und bin gefahren. S:D
Lief genau ab wie von Fliegenpilz beschrieben und den Rest der Fahrt war Ruhe ;)

An deiner Stelle würde ich mal zur Erziehungsberatung gehen denn dein Sohn hat/ist kein Problem.
Oder geh wirklich mal zum Therapeuten. Allerdings wird der dir mit höchster Wahrscheinlichkeit auch nichts anderes sagen ;)

Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Anders am 18. Dezember 2015, 11:24:51
edit
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: schnakchen am 18. Dezember 2015, 11:47:40
Hallo,

fühl dich erstmal gedrückt - ich glaub das liegt echt auch am Alter, das vierte Jahr, also zwischen drittem und vierten Geburtstag, war bei uns auch grauenhaft. Und ich kann nachfühlen, wie es dir geht, man macht und tut, aber alles, was eigentlich klappt, funktioniert plötzlich nicht - das Kind ist einfach auf Krawall gebürstet.

Ich erinnere mich an einen sehr grauenhaften Stadturlaub in Dresden, als unsere Große Dreieinhalb war... da gab es auch so eine ähnliche Szene, sie wollte mit mir zum Bäcker, dann doch nicht, dann doch, hin und her, und als ich gegangen bin und sie mit Papa daheim blieb, hat sie laut ihm dreißig Minuten vor Wut / Traurigkeit wie am Spieß geschrien.
Oder ein anderes Highlight, wir waren in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, weil Kind eilig auf Toilette musste und da war nix anderes. Alte Meister: hallende Marmorböden, edle Einrichtung, internationale Touristengruppen - und dazwischen ich und mein Kind, dem es nicht passte, dass Mama die Toilettentür geöffnet hat, woraufhin diese Göre LAUT brüllte: "DOOFE MAMA DOOFE MAMA!" und ihre Ballerinas unter allen Klokabinen durchschleuderte. Hach, eine meiner schönsten Erinnerungen sind die staunenden Blicke der japanischen Touristengruppe, die tuschelnd übersetzte, was da passiert  S:D S:D

Die gute Nachricht: es geht vorbei. Und dann hast du dein normales liebes und ansprechbares Kind wieder. Versprochen! Und bis dahin hat bei uns nur geholfen, knallhart Grenzen zeigen. Kind schreit vor Wut? Wir sagten: "Geh in dein Zimmer, bis du dich beruhigt hast, dann freu ich mich, wenn du wiederkommst." Kind schreit im Bus? Wir steigen aus und laufen. Und zwischendurch, wenns mal grad gut läuft: knuddeln. Lieb haben, umarmen, da sein. Die Kleinen stehen in der Zeit irgendwie neben sich, ich hatte das Gefühl da ändert sich grad was im Hirn, was noch nicht ganz rundläuft.

Fazit: dein Luis ist ganz normal und du wirst irgendwann auch ächzend an diese Zeit zurückdenken können.

lg schnakchen

edit: wir hatten auch ganz viele dieser Rituale. Wer wann die Tür öffnet usw. Man schlittert da irgendwieso rein und plötzlich hängt man in einem seltsamen Regelwerk, wie auch ihr gerade, und das Kind hat versehentlich viel zu viel "Macht", weil man dauernd überlegt, ob man das jetzt richtig macht.
Erster Schritt: das muss dir bewusst werden. Und dann entscheide, was du gern mitmachst, und was nicht. Wir haben zum Beispiel Bett-geh-Rituale belassen, aber das ganze wer wann wem die Tür öffnet, abgeschafft. Das hat das Kind auch verblüffend schnell akzeptiert
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Karlanda am 18. Dezember 2015, 11:55:12
Wie verhält er sich denn bei anderen - Vater, Oma, Opa etc.? Oder im Kindergarten?
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: schnakchen am 18. Dezember 2015, 12:10:48
OT: dieses Kind-aussteigen-lassen ist mehr so eine schöne theoretische Idee. Zum einen muss man das Kind ja abschnallen, also rausfahren, selbst aussteigen usw. Nix mit einem spontanen: "Raus aus meinem Auto!" wie man es gern wütend sagen möchte.
Und wie geht es dann weiter? Mein Kind würde ehrlich nicht auf die Idee kommen, neben dem Auto herzulaufen. und sobald das Kind woanders hinläuft, muss ich aus dem Auto raus und hinterher. mal abgesehen davon, dass sich mir der Sinn dieser Maßnahme nicht erschließt. Was lernt mein Kind daraus? Dass Mama es zurücklässt? Also meine Große hat mich schon echt zum Wahnsinn getrieben, aber diese Grenze würde ich dann doch nicht überschreiten.

Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 13:29:28
Fliegenpilz - natürlich verspüre ich Wut, Frust und Traurigkeit. Luis natürlich auch, in der Situation dann. Wenn es für ihn vorbei ist dann ist er auch wieder fröhlich. Bei mir bleibt es natürlich länger hängen und ich muss dran knabbern.

Deshalb ja auch meine Suche nach Lösungen. Wie ICH damit umgehe, wie ich ihm helfen kann, wie ich ihm richtig die Grenzen aufzeigen kann und dann dabei bleibe. So wie ich es mache scheint es nicht zu klappen, also möchte ich Hilfe haben. Für Luis ist die Therapie nicht. Ich möchte über seine Ausraster reden und möchte Vorschläge haben wie ich es besser machen kann. Weil es ihm damit hoffentlich hilft.

KardaMom - Luis ist sehr aufgeschlossen. Er sucht gerne den Kontakt zu fremden Kindern oder auch mal Erwachsenen. Er redet Fremde ohne Probleme an.
Er spricht völlig normal und sehr gut. Hat nicht übermäßig früh damit angefangen aber lernt sehr schnell und leicht. Auch an Englisch zeigt er schon interesse. Will alles übersetzt haben was er bei Liedern so raus hört und möchte auch Englisch sprechen.
Spielen ist nicht so seins. Er puzzelt gern, lernt gerade das Kinder UNO, ansonsten spielt er am liebsten "Unfall" also er haut alle  Autos gegeneindander, die fallen dann um und ich muss schauen was passiert ist.
Im Kindergarten spielt er sehr gern mit anderen. Toben und Sand spielen sind so seine Sachen die er gern macht.

Karlanda - bei allen anderen wenn er ist (Oma, Opa, Onkel oder mal bei Freunden macht er was ohne mich mit den Eltern) ist er vorbildhaft. Er ist höflich, ruhig, hört sofort, stellt überhaupt nichts an. Möchte er was, was nicht geht dann reicht ein normales Nein ...

Er ist hin und wieder für 3 Tage bei meinen Schwiegereltern. Da gibt es nie irgendwas. Sie weiß von unseren Problemen und würde mir sagen wenn was vorgefallen wäre. Aber sie kann nichts sagen außer das er ein toller Junge.

Ich weiß auch das er toll ist. Er kann furchtbar lieb sein. Kuschelt gern, sagt mir wie sehr er mich lieb hat. Wenn ich ihn bitte das er mir etwas holt freut er sich das er helfen kann (nicht immer aber meistens) er kocht gerne mit mir, will im Haushalt helfen. Er geht sogar in den Keller und schaltet die Waschmaschine aus wenn ich ihn drum bitte (das hab ich mal getestet und er hat es gleich begeistert angenommen) aber dann gibt es halt auch Tage an denen gar nichts geht, er nur bockt.

Schnakchen - genau, man schlittert in diese Rituale ohne es zu merken. Es reicht bei ihm schon wenn er 1 mal etwas macht um immer darauf zu bestehen. Und beim 2 oder 3 mal check ich noch gar nicht das es ein Ritual geworden ist. Erst wenn ich es übersehe und es übergehe. Schon hängt man drin.

Und ich möchte einfach mal Profis fragen wie damit umgehen? Es ihm lassen, mitspielen oder ihn davon abbringen.

Gestern ist das Hüpf-Ritual vor dem Bett gehen total aus dem Ruder gelaufen. Sein T-Shirt ist beim Gesichtwaschen nass geworden. Er hat gemeckert. Also hab ich ihm das Shirt sofort ausgezogen, weil naß, weil stört ihn ja so sehr. Prompt ging das riesen Theater los, er kann ja so nicht mehr hüpfen. Er muss angezogen hüpfen. Ich nehm ihn an die Hand, geh runter zu ihm und sag ihm ganz ruhig das er genau so gut auch ohne Shirt hüpfen kann. Ne, geht nicht. Das geschrei war riesig.

Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Malida am 18. Dezember 2015, 13:35:23
Hallo,

Ich finde es völlig berechtigt, dass du dir eine Therapie wünscht und wer sich als ausgebrannt bezeichnet sowie die Situation als verfahren, kann davon enorm profitieren. Allerdings denke ich auch, dass eine Familientherapie viel hilfreicher wäre als eine Einzeltherapie für deinen Sohn.


Dass du die einzige bist, die traurig und wütend ist glaube ich nicht.  Natürlich wird auch dein Sohn unter der Situation leiden. Ich habe im Rahmen meines Studiums in einem Motessorikindergarten mit Elternberatungsstele gearbeitet. Dort gab es viele Eltern, gerade aus gehobenen Kreisen, die ähnliche Probleme hatten, wie ihr. In de  meisten Gesprächen waren die Kinder mit dabei und es war toll zu sehen, dass sie auch schon in sehr jungem Alter enorm von den Gesprächen profitiert haben. Als würde ihnen bewusst werden, dass die Eltern jetzt die Kontrolle über den Alltag wieder übernehmen wollen.

Wir haben uns sehr stark an den Ratschlägen von Jesper Juhl orintiert und ich kann seine Bücher nur wärmstens empfehlen. Was ich mir hinter euren Alltagsproblemen vorstellen kann, ist ein Problem,  welches ist auch habe. Du möchtest due Bedürfnisse deines Sohnes ernst nehmen. Das ist gut und richtig. Dein Sohn hat aber nicht gelernt, dich als Person mit gleichwürdigen Bedürfnissen zu sehen. Dass du ein Interesse an einer friedlichen, zügigen Fahrt nach hause hast ist berechtigt.  Dass dein Sohn Schwierigkeiten hat sich zu entscheiden auch. Ihr solltet versuchen den Mittelweg zu finden. Er darf einmal entscheiden wo er mit fährt, dann wird eingestiegen und es geht los. Wird er dann traurig über seine Entscheidung,  gib ihm Worte für deine Gefühle. "Du bist sauer / traurug/ enttäuscht,  dass kann ich sehen. Nächstes Mal kannst du gerne bei Papa mitfahren.  Dann wird er seinen Gefühlen vllt freien Lauf lassen. Und das solltest du nicht verbieten. Er hat ein Recht auf seinen Zorn. Er muss nicht immer fröhlich sein. Du kannst nur zeigen, dass du da bist und ihn nicht verstößt wenn er anstrengend wird. Du bist nicht schuld wenn er dann weint, Frust gehört zum Leben dazu.
Steigt ein in eine persönliche Kommunikation,  sag was du willst und was nicht.  Du musst nicht alles immer erklären,  deine Grenzen sind seine. Keine ewigen pädagogischen Erklärungen, aber viel Verständnis für seine Wünsche, sowie seine Trauer darüber, dass diese manchmal nicht erfüllt werden können. Du bist nun mal der Kapitän, der die Route vorgibt und du bestimmst, wann dein Sohn welche Entscheidungen mit treffen kann. Z.B. kann man vor Abfahrt sagen "wir fahren in 15 minuten los. Überlege dir, ob du bei Papa oder bei mir mitfahren willst ".

Die Rituale, auf die dein Sohn besteht, sind eventuell ein Gespräch wert. Hier fehlt mir die Erfahrung.  Auf jeden Fall darst du dir überlegen, welche du mitmachen möchtest und welche nicht und zwar einzig und allein basierend darauf, ob du Lust hast sie auszuführen.

Am Ende gibt es kein zu viel an Liebe, es gibt nur ein zuviel an Aufmerksamkeit.  Wer immer im Mittelpunkt steht hat nie Sendepause. Das ist anstrengend.  Sei mutig und sei du selbst, dein Sohn wird sich freuen, dich als klare Person wahrzunehmen. 
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 13:38:32
Ich möchte nochmal ganz deutlich betonen das ich keine Therapie für meinen Sohn suche, sondern Hilfe für mich suche!!
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: schwalbe am 18. Dezember 2015, 13:56:27
Ich sehe das ähnlich die KardaMon. Diese vielen Zwangshandlungen finde ich nicht normal. Klar, die meisten Kinder entwicklen die eine oder andere Zwangshandlung, mein Sohn braucht an der Tür zum Kindergarten einen Kuss und muss mir die Hand geben, aber bei deinem Sohn artet es eben in eine Belastung aus.
Ich denke auch, dass du da Hilfe brauchst. Hier bei EO wirst du jede Menge Vorschläge bekommen, viele Eltern mit noch mehr Beispielen wie sie dieses oder jenes machen würden oder gemacht haben. Aber wirklich kennen tut dich hier keiner und vor allem kennt hier niemand deinen Sohn. Auch die nicht, die sagen, dass das alles ganz normal ist (und dabei vielleicht auch mal vergessen, dass es manchmal eben nicht mehr normal ist).
Wenn du das Gefühl hast, du brauchst Hilfe, du hast Gesprächsbedarf, dann such dir jemanden, der dich und deinen Sohn auch wirklich kennen lernen kann und will. Ich denke schon, dass der Kinderarzt da erst mal die richtige Anlaufstelle ist um dir ein paar passende Adressen zu geben. Ob man das ganze dann Familienberatung, Erziehungsberatung oder Therapie nennt ist doch egal.

Frustierend ist das für euch beide. Ich meine, klar, dein Sohn vergisst es vielleicht schneller als du, aber in dem Moment fühlt er sich definitiv nicht gut.

Und wenn da dann raus kommt, dass alles normal ist, dass das der normale Wahnsinn zwischen Mutter und vierjährigem ist? Na prima, dann ist doch alles gut. Die Leute gehen auch wegen anderen Problemen die keine Probleme sind zum Arzt.

Diese "ich lass mein Kind neben dem Auto herlaufen" Geschichte finde ich auch ganz furchtbar. Daraus lernt das Kind sicher vieles: die Mama hat die absolute Macht, die Mama würde mich auch stehen lassen, wenn ich sie nerve, ohne meine Mama bin ich schutzlos... und klar, es lernt, dass es das nie wieder machen sollte, sonst könnte die Mama einen nämlich wirklich mal stehen lassen  :-X Albtraum, absolut traumatisch, grenzenlos unfair. Sorry, aber nee, geht gar nicht. Oh man, warum ist sweety eigentlich nicht mehr da?
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: D@nce am 18. Dezember 2015, 14:05:17
Für mich klingt das auch alles vollkommen normal ehrlich gesagt.

Und ich habe meine Kleine tatsächlich mal aus dem Auto "geworfen" ... wieso? Weil sie lernen musste, dass es gefährlich ist, wenn ich mich nicht konzentrieren kann beim Autofahren. (Ich lebe übrigens ebenfalls in München...) Und ich während des Fahrens nicht gebrauchen kann, dass sie rumbrüllt, weil sie lieber einen Elefantenkeks statt der Schildkröte hätte. Damit demonstriere ich ihr also nicht sie allein zu lassen (tue ich ja nicht, wenn ich nebenher fahre), sondern dass man sich im Auto zusammenreißen muss bis man irgendwo stehen bleiben kann, weil es sonst gefährlich wird. Im übrigen hatte ich noch nicht mal den Gurt wieder angelegt, als sie sofort wieder rein wollte und die restliche Fahrt fröhlich gesunden hat... s-:)

Ich sehe es wie Christiane... er testet dich. Wieso? Weil du es machen lässt. 10 Mal hin- und her Entscheidungen treffen und dann noch hinterherwinken? Niemals. Bei der zweiten Umentscheidung klar sagen: Stopp! Die nächste Entscheidung gilt! Und das tut sie dann auch! Er wird trotzdem brüllen! Aber er braucht ja offenbar klare Strukturen und Regeln, um sich in seiner Bahn bewegen zu können. Dann gib ihm diese Grenze und spiele seine Spielchen nicht ins unendliche mit. Wäre er beim Papa im Audi gesessen, hätte er genauso geschrien.

Lass dich wirklich beraten, geh zu einem Pädagogen/Therapeuten, der dir das ganze auch aus Sicht von Luis erklären kann, der dir Tipps gibt, wie du die Lenkerin bist und nicht er! Denn das passiert gerade. Aber ansonsten mach dir wirklich keine Sorgen - ich finde sein Verhalten absolut normal.  :-*

Und zu diesen "Zwangshandlungen"... ich sehe das im Zusammenhang mit dem Grenzen testen. Ein Kind, das nach Grenzen sucht und keine findet (oder zumindest nicht in dem Maße, wie es sie braucht), verschafft sich auf anderen Wegen Sicherheit. Es ist nur eine Vermutung, aber ich kann mir gut vorstellen, dass diese Handlungs-Rituale ihm einen SIcherheitsrahmen schaffen in dem er sich bewegt und ihm das notwendige Stabilität gibt.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Karlanda am 18. Dezember 2015, 14:29:46
Zitat von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 13:29:28
Karlanda - bei allen anderen wenn er ist (Oma, Opa, Onkel oder mal bei Freunden macht er was ohne mich mit den Eltern) ist er vorbildhaft. Er ist höflich, ruhig, hört sofort, stellt überhaupt nichts an. Möchte er was, was nicht geht dann reicht ein normales Nein ...

Er ist hin und wieder für 3 Tage bei meinen Schwiegereltern. Da gibt es nie irgendwas. Sie weiß von unseren Problemen und würde mir sagen wenn was vorgefallen wäre. Aber sie kann nichts sagen außer das er ein toller Junge.

Dann bin ich in der Tat auch der Meinung, dass es ein spezielles Ding zwischen Dir und ihm ist, dass er "Grenzen" sucht, ja regelrecht einfordert. Insofern würde ich auch nicht von Zwangshandlungen sprechen - und das ist doch in gewisser Weise auch beruhigend.
Ich finde es eine sehr gute Idee, dass Du Dir Hilfe für Dich suchen möchtest, damit Du lernst, ihm Grenzen zu setzen (bzw. Halt und Orientierung zu geben) und dann auch seinen Frust auszuhalten. Mach Dir bewusst, dass Du ihn nicht einschränkst, wenn Du - blöd gesagt - nicht nach seiner Pfeife tanzt. Du gibst den Rahmen vor, innerhalb dessen er sich frei bewegen, ausleben und eigene Entscheidungen treffen kann, aber einen solchen Rahmen braucht er eben auch, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
Titel: -
Beitrag von: lisa81 am 18. Dezember 2015, 15:38:46
-
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: A.n.j.a am 18. Dezember 2015, 15:53:27
Liebe Ju.ra,

aus völlig unberufenem Munde als Mutter zweier 08/15-Mädels möchte ich mich Kardamom und Schwalbe anschliessen.

3 Jahre, schwieriges Alter, hin oder her, das klingt so sehr nach "obsessive-compulsive", ja es schreit  für mich gerade danach,  fast schon autistisch,  auch wenn er ein soziales kleines Kerlchen ist.

Das sind keine Spiele. Und auch keine Ungezogenheit.  Das sind m.E. Zwangshandlungen, die ernstgenommen werden müssen.

Dir selber wünsche ich baldige Gesundung, ist doch völlig klar, dass das massiv an Dir nagt!
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 18. Dezember 2015, 16:06:36
Auto fahren mit einem Kind mit solchen Wutausbrüchen finde ich vergleichbar mit Handy am Steuer - pure Ablenkung und lebensgefährlich für alle. Da fehlt mir auch jegliches Verständnis.

Es ist nicht lieblos seinen Kindern Grenzen aufzuzeigen. Es ist auch einfach die Verantwortung der Eltern.
Ich akzeptiere wenn andere es anders Hand haben würden bzw es machen, aber es wäre einfach nicht mein Weg über Monate oder gar Jahre eine solche Situation. Eine Situation für die der Junge nichts kann!
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 16:52:07
Grenzen aufzeigen muss ich wohl wirklich besser lernen. Es kann gut sein das er danach sucht und es ihm nicht reicht wie ich ihn erziehe.

Es gibt kein hin und her, eigentlich. Er hat sich gestern 2 mal umentschieden und schwupps saß er eben in seinem Sitz bei mir und war angeschnallt. So ein hin und her mache ich nicht mit.
Das winken nach meinem Mann war eine Ausnahme, es war spät und ich wusste es eskaliert und das wollte ich vermeiden. Vermutlich bringt ihn aber gerade sowas dann total aus der Bahn und ich darf vermutlich absolut keine Ausnahmen machen.

Generell muss er aber mit seiner Entscheidung leben die er getroffen hat. Will er eine Birne, schreit dann nach einem Apfel wenn er einmal in die Birne gebissen hat gibt es gerne einen Apfel, aber erst wenn die Birne aufgegessen ist. U.s.w.

Anja - unsre Kinderärztin hat schon mal die Vermutung aufgestellt das er eine Form von Autismus haben könnte. Sie begleitet uns schon seit der Geburt und hat es bei der U7 schon angesprochen das man das im Auge haben muss und je nach Entwicklung da mal genauer drauf schauen sollte. Ich denke fast das es jetzt soweit ist das wir da mal Profis schauen lassen müssen.
Es bzw. nicht schaden kann.

Denn auch bei Oma hat er gewisse Dinge, die eben immer gleich laufen müssen und er Sachen einfordert. Da sie ihn aber ja nur selten hat fällt es ihr nicht so arg auf.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Lori+Annika+Nico am 18. Dezember 2015, 16:55:14
Thread durchgelesen und ich sehe mich zu 100 % bei Schwalbe und KardaMom wieder und ja, ich würde mir an deiner Stelle auch Hilfe suchen. Trotzanfälle schön und gut, aber diese "Zwangshandlungen" sind für mein Erachten keine Spielchen, die er spielt! Könnten es evtl. Züge von Authismus sein? Ich kenne da ein Beispiel aus dem Bekanntenkreis, das erinnert mich sehr an deine Erzählungen.

Zum Thema "Auto aus dem Kind werfen" - gutes Beispiel von einer Mutter aus Nicos Kindergarten, die das auch so gehandhabt hat mit dem Ergebnis, dass das Kind ausgestiegen und abgehauen ist! Die Mutter hat es in Panik über eine halbe Stunde in der Siedlung gesucht!
Nico und Annika haben auch schon diversere Trotzanfälle im Auto gehabt, ich wäre nie auf die Idee gekommen, sie deshalb aus dem Auto zu befördern. Meine Reaktion auf Gebrüll war die, dass ich rechts rangefahren bin und gesagt habe, dass ich erst wieder weiterfahrenkann, wenn sie sich beruhigt haben, zur Not übernachten wir eben im Auto, mir wäre das grad egal. Mehr als fünf Minuten haben wir nie gebraucht, da dann z. B. die Frage kam "Ich hab jetzt Hunger, wann können wir essen" "Tja, wenn du dich beruhigt hast, fahre ich weiter, dann gibts auch gleich was zu essen"

EDIT:
Lese gerade, dass deine KiÄ wohl auch schon eine leise Vermutung bzgl. Authismus hat... wie gesagt, könnte evtl. schon passen ...
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: A.n.j.a am 18. Dezember 2015, 16:57:28
Das ist ja klasse, dass Ihr da eine KiÄrztin habt, die ihn schon gut kennt und offenbar ein gutes Auge hat auf alle Entwicklungen. Ich wünsch Euch alles, alles Gute!   

Wäre eine Kur oder auch ein Urlaub - ohne L. -denn denkbar, so betreuungstechnisch?  Damit Du einfach mal den Kopf wieder freikriegst und Dich selber wieder mehr magst und wertschätzt.  Du zweifelst gerade sehr tief an und in Dir, Du verdienst eine Auszeit.   s-druecken
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 17:10:37
Anja - die Zweifel hab ich seit er auf der Welt ist. Er ist einfach so komplett anders. (Hab ich in meinem ewigen Schlafthread schon mal geschrieben, ich wiederhole mich)
Er ist zu 1000 % anders als ich und damit komm ich oft nicht gut zurecht. Aber ich bin selber Schuld, ich hab mir meinen Mann ausgesucht und der wiederum gleicht meinem Sohn SEHR. Aber für den bin ich nicht verantwortlich.....

Meine Oma bietet ihm z.b. einen Saft an, ich würde Danke sagen und den Saft trinken. Was sagt mein 3 jähriger "ach hast du nicht was anderes?" Oma sagt Limo hätte sie noch "Nö, ich will einen heißen Kaba" ... So geht das eigentlich permanent. So ist er eben aber so hätte ich ihn nie erziehen wollen. Aber das liegt anscheinend nicht in meiner Macht, da schlägt einfach der Papa komplett durch. Dem passt auch nie etwas.

Eine Kur wär nicht das richtige für mich. Ich bin zuhause und Luis geht in den Kindergarten. Somit kann ich mich eigentlich tagsüber gut wieder sammeln und Kraft tanken. Daran dürfte es eigentlich nicht scheitern.

Und die Wochenenden bei Oma genießen wir beide auch immer sehr. Das machen wir auch einfach mal so.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Trouble2011 am 18. Dezember 2015, 17:31:39
Ich fühle sehr mit dir.
Johann hat viele solcher Zwangshandlungen. Für uns bedeutete jeder Tag Kraftanstrengung pur, für alle Seiten.
Wir haben gelernt anzunehmen wie er ist.
Nein nicht gelernt.
Wir wachsen rein.
Zu akzeptieren dass er anders denkt, handelt und empfindet als ich oder mein Mann oder irgendjemand anderes ist legitim und sein gutes Recht.

Johann hat eine autistische Wahrnehmungsstörung mit dem Verdacht einer HB- er braucht seine Rituale, er muss Dinge so tun wie er sie eben tut.
Alles andere bringt ihn aus dem Gleichgewicht, bedeutet Stress und Panik.
Und für uns auch.

Also haben wir alle Erziehungsstile die wir kennen über Board geworfen, fangen jeden Tag von vorne an.
Wir haben aufgehört Grenzen zu stecken, die wir wollen.
Haben Kompromisse erarbeitet die jeder versteht und nachvollziehen kann.

Ein Beispiel-
Johann MUSS die Fußmatte gerade legen, wenn er nachhause kommt oder das Haus verlässt.
Wie oft war ich in Eile und genervt?!
Es führte immer eins zum anderen- ich will schnell los, Johann muss sein Gleichgewicht wiederherstellen- Setze ich meinen Kopf durch, gibt es Stress.
Vermeide ich genau das- können wir weitermachen.

Es gibt Grenzen die sind wichtig, nämlich die in denen wir uns sicher bewegen können.
Fahrten im Auto gehören dazu.
Das einfach rausschmeissen sehe ich heute sehr kritisch denn- was lernt dein Kind oder auch jedes andere daraus?

Rechts ran fahren, gemeinsam aussteigen, Wut und Frustration gemeinsam ertragen ist für uns der bessere Weg.

Die einen Kinder brauchen mehr Vorgaben um sich selber entscheiden und bewegen zu können in ihrem Alltag, die anderen Kinder haben die Kompetenz sich selber zu entscheiden eher.

Wichtig ist tatsächlich dass Du ihn annimmst.
Schau was braucht er in Situation X.

War er bei der Entscheidung in welchem Auto er mitfahren will überfordert?
Wollte er einfach Beides gerne?
Hättest du früher eingreifen und ihm bei der Entscheidung behilflich sein können?

Weißt du was ich meine?
Bewerte jede Situation neu und schaue was ist gerade das Bedürfnis.


Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: schwalbe am 18. Dezember 2015, 17:35:32

ZitatWar er bei der Entscheidung in welchem Auto er mitfahren will überfordert?
Wollte er einfach Beides gerne?
Hättest du früher eingreifen und ihm bei der Entscheidung behilflich sein können?
das finde ich super!
also den Rest auch, also nicht super für euch, aber gut erklärt.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Anders am 18. Dezember 2015, 17:59:20
edit
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: lotte81 am 18. Dezember 2015, 19:02:22
ich habe jetzt nach dem dritten Post aufgehört, daher evtl. Dopplungen entschuldigen


Was ich dir raten würde: Geh zum Kinderarzt und lass den die U durchführen....da kann er deine Sorge  abchecken. Ein Arzt sieht viele Kinder und hat viele Erfahrungen...bei uns zumindest dauert so eine U gern mal 30-60min...da kannst du dir vorher alles aufschreiben und erzählen....unser Arzt würde ernst nehmen und prüfen....dann seine Einschätzung geben

Dazu würde ich folgendes machen: Einen Termin bei einer Erziehungsberatung. Das ist absolut nicht schlimm und tut nicht weh  ;) Ich war da auch schon. Über Caritas, Diakonie (frag mal in der Kita oder vorba schon beim Kinderarzt, die kennen Stellen) z.b. Da sitzen (hier zuminest) tolle Fachleute , die in der Regel auch Psychologen oder (Sozial-) Pädagogen/ Familietherapeuten o.ä, sind....Da gehst du dann aber (so kenne ich es) alleine mit deinem Mann hin (im Notfall auch ganz alleine...besser ist sicher , wenn beide gehen)...und da kannst du dann 1 oder 2 oder 100X hin, so lange du Beratung brauchst.... Hier wurden damals ganz viele Einzelsituationen besprochen.... Wir waren einmal dort und es wurde so viel geklärt in den 2,5 Stunden von einem sehr Erfahrenen Psychologen, der aber eben dort nicht therapeutisch arbeitet,sondern beratend .....

Uns hat der Psychologe dort sowohl in dem fall, als auch, als wir später noch mal da waren, erst mal nicht empfohlen das Kind / Kinder mitzubringen bzw generell zum Therapeuten zu bringen.....

Das wäre für mich im Normalfall der erste Weg. Ich würde dir nur dringend ans Herz legen auch da schnell zu handeln, da dort die Wartezeiten in der Regel auch Wochen betragen.....

Und dann mal abwarten was Arzt und Erziehungsberatung sagen und dann ggf. in ein SPZ/ HTZ...da hat man alle Fachleute an der Hand.....

OFt ist es ja zum Glück! nichts was therapeutisch beim Kind zu behandeln ist,sondern Interaktionsprobleme...also eher verfahrene Dinge, die sich eben einschleichen und wo man einfach selber problematisch reagiert.....

Zu den Einzelsituationen wirst du hier vermutlich 100 Meinungen hören.... Meine Tochter ist als Kleinkind ein richtig sturer Esel gewesen...wenn die erst den linken Schuh anziehen wollt, hätte ich Kopfstand machen müssen, um sie in den rechten Schuh bewegen zu können...mit dem Ergebnis, dass sie eben seeeeehr früh lernen musste Schuhe selber anzuziehen    S:D Denn dann warte ich lieber, bis sie das mit ihren damals 1,5 Jahren selber geschafft hat, als mich zum Affen zu machen....

Beim Autofahren gab es hier auch sehr wenig problematische Situationen. Einfach, weil ich da wirklich keinen Spass verstehe. Einmal hat die Kleine sich mit 1,5 Jahren abgeschnallt - ich habe an der nächsten Möglichkeit angehalten und mit nach hinten und habe mehr als deutliche Worte gefunden. Das geht gar nicht ....genauso wie Gebrüll im Auto.
Mein Kind rauswerfen und nebenher laufen lassen, wäre nicht mein WEg. Ich würde anhalten, nach hinten gehen und dem Kind DEUTLICH sagen, dass es jetzt den Mund hält oder, dass wir laufen evtl. auch einfach austoben lassen. Es gibt einfach wirklich Grenzen und die sind beim Ablenken im Auto ganz sicher erreicht.
Allerdings hätte ich auch vorab das Theater schon nicht mitgemacht,sondern ihn einfach ins erste angebotete auto - spätestens in seinen ersten Wechselwunsch - gesetzt. GERADE weil er so ist, wie er ist  ;) ;) ;) Denn klar, du hast dich 3X breitschlagen lassen...er testet, ob es auch noch ein 5. Mal klappt ....

Alle anderen Beispiele, kenne ich so oder ähnlich von kerngesunden Kindern aus meinem Bekanntenkreis...Meine waren da zum Glück eher einfach gestrickt bzw,. mussten dann eben Dinge durchaus acuh mal selber machen, wenn ich tatsächlich nicht weiss, was sie wollten

An sich könnte man vermuten: Regeln und Rituale geben Kindern halt. Wenn du selber sehr wankend und unvorhersehbar reagierst, wird er sich immer nur Regeln und Rituale suchen, um zu testen, wie du reagierst und was geht und was nicht.....
Wie lang du mitspielst und was du bereit bist zu tun, liegt an dir.... 

Ach so, nur um die letzten Beiträge aufzugreifen: Bei Erziehungsberatung etc geht es nicht darum, dass du dein Kind ändern sollst. Es geht um dich, deine Reaktionen und Gefühle. Lernen damit umzugehen , wie er reagiert und ihm einen stabilen Rahmen zu bieten und selber reagieren lernen und schauen, wo du evtl. Kleinigkeiten ändern kannst.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: lotte81 am 18. Dezember 2015, 19:06:28
Zitat von: ju.ra. am 18. Dezember 2015, 17:10:37
Anja - die Zweifel hab ich seit er auf der Welt ist. Er ist einfach so komplett anders. (Hab ich in meinem ewigen Schlafthread schon mal geschrieben, ich wiederhole mich)
Er ist zu 1000 % anders als ich und damit komm ich oft nicht gut zurecht. Aber ich bin selber Schuld, ich hab mir meinen Mann ausgesucht und der wiederum gleicht meinem Sohn SEHR. Aber für den bin ich nicht verantwortlich.....

M
ich glaube, hier steckt schon ein wenig Antwort  ;D er ist komplett anders als du.... und scheint dabei aber genau die Eigenschaften zu haben, die dich an deinem Mann schon stören - den hast du dir aber freiwillig genau, wie er ist ausgesucht  ;) Also scheint genau an den Eigenschaften ja auch was reizvolles zu liegen für dich...Etwas an dem du dich "reiben" kannst?
Ich denke, wenn ihr einen guten Berater habt, findet ihr sicher schnell ein paar Ansätze mit denen euer Zusammenleben ein wenig harmonischer wird....
Deine threads liefen ja bisher oft genau in die Richtung.....
Er fordert irgendwas , du springst erst und bist dann genervt.....
Dein Mann ist allerdings immer sehr wenig präsent in deinen Berichten? Wie geht er denn mit seinem Mini-me um? Kann er mit seinen eigenen eigenschaften besser umgehen,als du?

Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: zuz am 19. Dezember 2015, 05:51:31
Huhu,

also mein Senf auch noch, ich hab aber nur die esten paar Postings gelesen. Und gleich gestaunt. Neben dem Auto herlaufen ginge bei meinem so gar nicht. Er würde einfach stehen bleiben (im besten Fall, ich traue ihm in solchen Momenten alles zu). Also entweder weiterfahren oder aussteigen und ne halbe Stunde minimum investieren um die Situation zu klären.

Was mir aufgefallen ist (ich meine jetzt erstmal nur die Feier-Situation), ihm alles recht zu machen. Sein Problem liegt in meinen Augen aber eher darin, dass ihn die Feier angestrengt hat und er müde ist und deshalb irgendwie gefrustet und da nicht mehr rauskommt. Mir hilft es in solchen Momenten, wo ich merke, es kippt jetzt gleich, kurz zu überlegen, was eigentlich grad los ist. Ich denke, dann wäre dir das auch schnell aufgefallen, dass es nicht darum geht, wo er mitfährt, sondern darum, dass er grad überfordert ist und da nicht rausfindet. Das heißt zwar noch nicht, dass er dann keinen Anfall bekommt. Mir hilft es aber immer, zu wissen, warum ein Anfall kommt. Dann kann ich einfach souveräner damit umgehen. Er ist ein kleines Kind, überfordert, braucht deine Hilfe. Nicht: Du machst doch ihm alles recht, warum tickt er dann trotzdem aus.

Und Hilfe heißt weder, dass du alles nach seinen Regeln machen musst, noch dass du alle Anfälle verhindern musst. Hilfe heißt, dass du für ihn da bist, ihm, wenn er das zulässt, die Situation erklärst (sonst unbedingt hinterher) und evtl. sogar ihm das gibst, was er braucht (in dem Fall wohl so schnell wie möglich ein Bett). Letzteres geht aber nicht immer. Was ich meine: Er WILL das andere Auto, er BRAUCHT Ruhe. Also erkennen, was das eigentlich Bedürfnis ist.
Ich hätte wohl vor dem 3. Mal umentscheiden genau das angesprochen. Ob es sein kann, dass er grad ganz schön geschafft ist von der Feier. Dass du siehst, dass er ganz aufgeregt ist. Dass du ihm helfen wirst, dass es ihm gleich wieder besser geht. Manchmal sag ich auch ganz frech (aber liebevoll), dass ich die Erwachsene bin und schlicht besser weiß, was ihm jetzt gut tut. Also nicht in so nem Älla-bätschi-Ton, sondern einfach als Tatsache. Manchmal scheint das zu helfen, er akzeptiert das und lässt sich helfen.

Die Rituale: ich denke, das hilft ihm, ein wenig Sicherheit in der für ihn chaotischen Welt zu bekommen. Ich kann nicht beurteilen, ob das "normal" ist, da würde ich wohl auch den KiA fragen. Evtl. kannst Du ja versuchen, damit spielerisch umzugehen. Z.B. eine große Show draus machen, augenzwinkernd. Oder in die Kinderrolle schlüpfen, so als hättest du als Kind eine seiner "Erwachsenen"-Regeln übersehen und eben so reagieren, wie man dann als Kind reagiert - zerknirscht, entschuldigend, aber eben klar geschauspielert. Oder nimm eine Handpuppe, die dann eine neue etwas absurde Regel aufstellt.
Bei manchen hilft das. Wenn er eher der Ernsthafte ist, der sich dann verschaukelt fühlt, dann würde ich es so machen: Diese Spielchen so lange mitspielen, wie Du gerade Lust darauf hast. Wenn Du gerade nicht willst, z.B. weil Du einfach zu müde bist, dann das einfach sagen: Sei mir nicht böse, aber ich mag das jetzt gerade nicht so machen, ich bin zu müde. Beim nächsten Mal vielleicht wieder. - Denn das ist DEIN berechtigtes Bedürfnis.
Ich denke, das ist wichtig, dass man das immer wieder hinterfragt, was ist eigentlich das eigene Bedürfnis, was braucht man selbst gerade wirklich, und dann auch so handelt. Ich halte es da mit Juul, (möglichst) nie etwas zu tun, was ich grad wirklich nicht tun will/kann.

Und zu den Anfällen: Wie lisa schrieb, versuch, keine Angst davor zu haben. Nimm sie eher als etwas, was zwar doof ist, aber erwartbar (so wie bügeln oder so ;-)). Ok, jetzt also das wieder. Augen zu und gemeinsam durch. Finde raus, was ihm in dem Moment hilft. Manche lassen sich relativ schnell in den Arm nehmen, andere brauchen länger und man muss einfach danebensitzen und abwarten. Und immer hinterher besprechen, was eigentlich gerade wirklich los war. Frag ihn doch mal im Anschluss, was ihm in dem Moment viellecith geholfen hätte, vielleicht bekommst Du eine konstruktive Antwort? Ich habe eine bekommen, die ich sogar leicht abgewandelt seitdem umsetzen kann.

Alles Gute!
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Karlanda am 19. Dezember 2015, 10:20:37
zuz, ich finde Deine Beiträge immer großartig!  :-*
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 19. Dezember 2015, 17:52:42
Ich finde es sehr befremdlich "Autismus" einfach mal so in den Raum zu werfen, gerade auch wenn die Threaderstellerin (entschuldige die Anrede in 3.Person, ju.ra) schreibt, dass das Verhalten im Kindergarten, bei Oma und Co nicht vor kommt sondern fast(!) ausschließlich bei ihr der Fall ist.

Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Lori+Annika+Nico am 19. Dezember 2015, 18:16:46
Ähm ju.ra selbst hat geschrieben, dass ihre Kinderärztin mal eine Vermutung diesbezüglich geäußert hat. Ich habe lediglich geschrieben, dass ich aus dem Bekanntenkreis ein Kind kenne, dass unter einer (leichten) Form von Autismus leidet und mich die Postings von ju.ra an den Jungen sehr erinnert haben.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 19. Dezember 2015, 18:22:21
Ja, das habe ich gelesen - und es war nicht speziell auf dich gemünzt Lori. Es kam ja von mehreren Seiten. Erkläre dich bitte nicht. Ich kann sogar einerseits verstehen das direkt an "Autismus" gedacht wird, kurze Momente dachte ich auch daran. Andererseits passt halt das Verhalten an vielen anderen Stellen nicht dazu. Und hier ist halt die Frage ob die Kinderärztin es nur mal in den Raum geworfen hat oder eine wirkliche Anamnese erstellt hat unter Berücksichtigung aller Faktoren.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Lori+Annika+Nico am 19. Dezember 2015, 18:35:56
Ach so  :-* die Postings nach meiner Antwort muss ich mir alle nochmal in Ruhe durchlesen (falls das Irrenhaus hier endlich mal zur Ruhe kommt)
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Anders am 19. Dezember 2015, 21:57:38
edit
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 19. Dezember 2015, 22:12:56
Danke KardaMom.

Dein Beitrag ist toll und spricht für beide Seiten.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Pico am 19. Dezember 2015, 23:47:51
Jura ich kann dich ein bisschen verstehen glaub ich...

Murmelchen kann locker ohne Probleme 2std. lang ein Tobsuchtsanfall ( das ist kein Trotz mehr) bekommen seit dem sie gut 1Jahr alt ist... Da hilft nichts ob ich da bin ob ich rede ob ich weg bin ob ich schweige oder mich Auf den Kopfstelle und mit den Ohren wackel.... sie muss erstmal runter kommen... zu hoch Phasen konnte sie das auch 4 mal am Tag 2std....
Ich hab die Auslöser manchmal gefühlt nicht mit bekommen... oder es war nur was Banales (in mein Augen) das ich sagte erst Brot essen wie immer dann gibt es xy... Zonk vorbei...
Ich hab auch an Autismus gedacht und nicht nur ich.... sie hat das aber Hauptsächlich bei mir gemacht...
Bis wir merkten, es passiert immer wenn sie nicht ihre gewohnten Grenzen hat...
Sprich...
Abendbrot Papa macht das ich bin nicht da... sie darf bei Papa xy essen ohne vorher ihr Brot zu essen....
Nächste tag ich mache Abend und unsere Normalen Alltäglichen Regeln gelten... sie ißt Brot dann darf xy gegessen werden... tobsuchtsanfall, weil Papa am tag davor was anderes gesagt hat....

Auto fahren, wird bei uns genau 2mal gefragt und dann ist das so... würde bei uns auch geschrei geben bis nach Hause und im Bett noch und wenn ich Pech habe, wacht sie nach 1std. Wieder auf und schreit nochmal 2std. Rum weil sie bei mir mit fahren musste und nicht bei Papa.... aber beim nächstenmal gibt es genau 1mal die frage wo sie mit fahren will und die Erinnerung was beim letzten mal war und sie sich gut überlegen soll wo sie mit fahren will...

Genauso wie Rituale gibt es bei uns ganz feste.... es gab eine Zeit da musste sie genau wissen was für ein Tag, was steht an, was wird gemacht.... haben wir das nicht gemacht hat sie bei der Therapie oder so nicht mit gemacht....

Festerituale die sich einschleichen finde ich sind schwer zu durch brechen... Da finde ich ist es an mir zu gucken was passiert gerade und je nach dem unterbinden ich es....
Z.b. es gibt für Murmelchen Frühstück im KiGa, weil wir es Ablaufmässig nicht immer schaffen zu Hause essen.... und sie kann es nicht für sich verarbeiten, warum sie am Mi.woch, Do.Tag zu Hause essen dürfte aber die andern Tage nicht...
Also konsequent im KiGa... Ich hab es mal anders versucht da hatte ich dann schon morgens um 6Uhr Tobsuchtsanfälle und am ende ein Kind im Schlafanzug mit Nachtwindel unter dem Armgeklämmt schreiend durch die Wohnsiedlung zum KiGa (war ich froh das die nur 12kg hatte)

Was ich bei dir finde ist das er es nur bei dir macht und nicht woanders.... wo ich mir denke das, wenn es Zwänge sind würde er es doch auch woanders verlangen oder? 
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 20. Dezember 2015, 09:30:14
Vielen Dank für eure tollen Beiträge.

KardaMom - genau das war vermutlich das Problem. Er wollte unbedingt Audi fahren (weil der A5 halt in seinen Augen viel Cooler ist als unser Tiguan, den wir immer fahren.)
Aber gleichzeitig wollte er bei mir sein. Hätte ich den Audi gefahren wäre es wohl harmonischer ausgegangen. Auf die Idee bin ich so schnell aber nicht gekommen. Wär sonst ja kein Problem gewesen.
-----
Und das ist wieder so eine Sache, das Luis mit Veränderungen bzw. Situationen die ausnahmsweise mal anders laufen, nicht gut oder gar nicht umgehen kann.

Normalerweise fahren Papa und Mama ja zusammen mit ihm im Auto. An dem Abend hatten wir aber beide Autos und da war er dann in einer Situation die selten vor kommt und das mag er nicht.
Das kommt zu seinen ganzen anderen Sachen nämlich noch dazu.

Das ist jetzt nicht ganz so schlimm ausgeprägt, da kann man mit reden schon meistens was machen, aber es ist auffallend. Wobei das vermutlich in dem Alter viele Kinder haben.

Und diese ganzen Wutanfälle wären ansich auch gar nicht schlimm für mich. Ich kann da nämlich sehr gut ruhig bleiben. Kann ihn ernst nehmen, kann versuchen mit ihm eine Lösung zu finden oder mir anhören was jetzt eigentlich so schlimm ist. Ich kann ihn auch sehr gut in den Arm nehmen oder ihn dann eben auch mal schreien und toben lassen. Womit ich nicht umgehen kann ist das er so einfach gar nicht aufhört dann.

Er ist so fixiert auf seinen "Wunsch" oder sein Verlangen das er nur das vor Augen hat und er fast schon wie in einer Blase ist und umsich herum nichts mitbekommt. Damit kann ich schwer umgehen das er nicht erreichbar ist. Und da müsste ich einfach wissen was ich tun kann.

Bei kleinigkeiten oder wenn ich merke gleich steigert er sich zu arg rein hilft nämlich ablenken sehr gut. Einfach sagen "hey, was ist denn da draussen los?" Dann schauen wir aus dem Fenster und stellen fest, ach da war ja gar nichts und schon hat ers vergessen, warum er sich aufregen wollte.

Wenn ich dann allerdings lese was Pico schreibt dann wird mir ganz anders. 2 Stunden ist heftig und ich muss sagen so lange hat es hier noch nie gedauert.
Kommt zwar vor das er sich von einem zum anderen "Anfall" schreit aber 2 Stunden wären wirklich heftig.

Kinderärztin - die kennt ihn eigentlich nur aus meinen Erzählungen. Wenn wir bei ihr sind dann ist er anfangs sehr schüchtern. Sagt nichts, sitzt auf meinem Schoß. Er taut nur sehr langsam auf und geht dann vielleicht in die Spielecke. Wenn ich ihr also von ihm erzähle, braucht sie ein starkes Vorstellungsvermögen um das Teufelchen in ihm zu sehen. Von daher war es wohl von ihr einfach nur so mal in den Raum geworfen mit dem Autismus.

Meine Schwiegermama ist gelernte Erzieherin, arbeitet schon sehr lange im Kindergarten/ Hort und wenn ich ihr das erzähle, das die KiÄ. das mal eingeworfen hat dann schüttelt sie nur den Kopf und sagt das es ein ganz normaler, frecher, gecheiter kleiner Junge ist der genau weiß was er will (eigentlich  ;D) und auch sehr gut weiß wie er es bekommt.
Und das eben ich lernen muss damit umzugehen und ich muss ihm klare Grenzen aufzeigen und genau das kann ich einfach nicht.

----
Ich hab jetzt extra mal versucht seine Handlungen zu unterbrechen. Ich hab ihm erklärt das wir das gar nicht brauchen, das man das nicht immer machen muss und wir schaffen das auch ohne.
Das Türe aufsperren hat auch sehr gut geklappt. Beim 1. mal ist er gleich von sich aus weg geblieben. Beim 2. mal war der Papa dabei, da hat er sich wieder so hingestellt wie immer, ich hab ihn dann einfach spaßig weg gezogen und wir haben zusammen gelacht. Ging also auch.

Jalousinen aufmachen ging aber nicht. Erst war es lustig, dann hätte er das weinen angefangen und so haben wir es halt doch gemacht wie sonst. Aber ich glaube wenn ich da dran bleibe und ihn da unterbreche dann klappt das immer besser.

Mir geht es schon wieder viel besser. Manchmal sieht man den Baum vor lauter Wald nicht mehr und es hilft mir wenn ich es mir von der Seele schreibe und wenn mich jemand wach rüttelt.

Lotte - bei meinem Mann find ich vielleicht manches anziehend und sexy und über manches seh ich einfach hinweg aber bei meinem kleinen Sohn ist es einfach anders. Der hätte wirklich nicht das Ebenbild von ihm sein müssen.
Aber ich wusste das es genau so sein wird, in dem Moment als der Frauenarzt mir total unvorbereitet den Satz "Wissen wir schon was es ist? Nein? Also es ist ein Junge"
Das hat mich wirklich getroffen. Ich hätte schwören können es ist ein kleines, braves, süßes Mädchen  ;D

Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Pico am 20. Dezember 2015, 09:44:45
Jura was ist schlimm wenn er weint?
Warum versuchSt du das zu umgehen?

Was er damit sagt ist doch erstmal nur... Ich bin traurig Wütend und muss mich nun dran gewöhnen das es nicht mehr so gemacht wird wie ich es will, aber Mama wir schaffen das ich werde jedesmal weniger weinen, weil ich dann nur noch traurig bin und nicht mehr Wütend, weil ich ja eigentlich weiss das du nicht mehr alles machst wie ich es will und es mir Sicherheit gibt und halt...an sich ist das Weinen und Wütend/Trotz nicht schlimm...
Er kann nun mal noch nicht sagen...

Verstehst du mich...?
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 20. Dezember 2015, 09:47:08
Du meinst jetzt wegen dem Jalousinen aufmachen. Weil ich da wieder eingeknickt bin?
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Nachtvogel am 20. Dezember 2015, 12:58:01
für mich liegt da auch der Kern des ganzen *Übels*: Mama sagt was und knickt beim geringsten Widerstand eh wieder ein!

Ich sehe das absolut wie deine Schwiegermutter und ich denke sie kennt ihn doch ganz gut ;)

Vor allem die Tatsache dass er nur bei dir so ist spricht absolut gegen Autismus usw und dafür, das dein Verhalten sein Verhalten auslöst bzw verstärkt.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Pico am 20. Dezember 2015, 13:29:58
Die Jalousie war dein Beispiel gerade deswegen ja auf das bezogen... aber auch mit dem Klopfen am Fenster oder so....

Achja ich war mit meinem Mann zusammen bei einer Erziehungsberatung und das war super... sowohl für mich als Reflektor als auch für mein Mann der dir nämlich sehr Ähnlich ist und Grenzen ehr Ausdehnt oder umschifft...

Versuch erstmal vielleicht nicht so viel... überleg erstmal was für dich wichtig ist was du für den Anfang ändern möchtest und dann mach das und zieh es durch mit allen Konsequenzen... und deute nicht nur an, sei Konsequent....
Du hadt es mit der Jalousie versucht aber doch nicht gemacht... was hat Luis gesehen...?
Was hätte er gemerkt und gesehen wenn du dein Plan mit der Jalousie durch gezogen hättest...
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Fliegenpilz am 20. Dezember 2015, 15:26:53
Luis hat sich über längere Zeit seine Sicherheiten aufgebaut. Sie alle zeitgleich zu nehmen bzw zu ersetzen ist für ihn schwierig. Step by Step. Auch er muss sich an Neues gewöhnen, durch neue Rituale neue Sicherheiten aufbauen.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: guest4324 am 20. Dezember 2015, 18:41:28
Zitat von: ju.ra. am 20. Dezember 2015, 09:30:14

Womit ich nicht umgehen kann ist das er so einfach gar nicht aufhört dann.



Ich bin in Stresssituationen die Ruhe in Person. Vernünftig. Ich kann Dinge sehr gut reflektieren und Wichtiges von Unwichtigem trennen. Mit Kritik umgehen. Dingen keine Bedeutung beimessen und sie fallenlassen. Nicht weiter zu meinem Problem machen.

Und weißt Du was? Seit letztem Mittwoch habe ich eine so  dermaßen abartige RIESIGE WUT auf eine Person in meinem Arbeitsumfeld. Ich bekomme es nicht raus aus meinen Gedanken. Ich habe schon stundenlang mit meinem Mann das Thema durchgekaut, mit guten Freunden. Meine Vernunft sagt "relax, bringt nix, vergiss es.", aber mein Gefühl sagt "RRRRRRRRAAAAAAARRRRRRRR". Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass eine Person, die mir nicht nahe steht, mich mal so dauerhaft  und heißkochend in Rage bringt. Ich kenne mich so nicht.

Ich kann auch gerade nicht mehr damit aufhören.
Also ich kann Deinen kleinen Kerl - aus welchen Gründen auch immer er gerade so ist wie er ist - zu 100 % verstehen. Ich bin grad voll auf seiner Seite.  :-* :-* :-*
Wir sind Menschen. Können denken, Erfahrungen verarbeiten, lernen, aber sind manchmal einfach auch nur Opfer unserer Gefühle.

s-druecken
Titel: -
Beitrag von: lisa81 am 21. Dezember 2015, 06:45:24
-
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 22. Dezember 2015, 09:45:59
Reduzieren wäre sicherlich toll. Ich werde das im neuen Jahr angehen.

Mein Schwiegervater wäre toll wenn er hier mit schreiben könnte. Er gibt mir auch sehr gute Tipps (viele die ihr mir hier auch immer gebt) aber an der Umsetzung von mir scheitert es einfach meistens. Vielleicht hol ich ihn einfach mal für ein paar Tage zu uns.  ;D Mit seiner Hilfe hab ich schon ein paar Situationen gemeistert aber ich kann es einfach nicht beibehalten.

Witzig ist seine Reaktion auf die Veränderung. Wenn er merkt das ich die kleineren Auseinandersetzungen besser lösen kann dann lässt er sich einfach was schwierigeres einfallen.

Gestern beim abholen vom Kiga. "Mama fahren wir heut in den Urlaub. Ich will jetzt in den Urlaub fahren..... "
Er meinte nicht den Skiurlaub über den wir geredet haben, der im Januar ansteht. Er meinte den Sommerurlaub am Meer. Was will man da nur machen? Reden hilft nichts, schreien braucht man erst recht nicht, ignorieren geht aber auch kaum. Lachen ist mir noch eingefallen aber da wird er natürlich noch wütender.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Anders am 22. Dezember 2015, 09:56:53
edit
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 22. Dezember 2015, 10:04:34
Das zögert das ganze nur hinaus. Da gibt er mir eine Antwort drauf aber dann will er es noch mehr und brüllt noch lauter danach. Erst nach dem 100. mal "Der Campingplatz hat zu, der macht erst im April wieder auf" hat er es eingesehen.  s-:)
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Karlanda am 22. Dezember 2015, 11:54:12
Aber anstatt ihm zu sagen, dass das jetzt eben nicht geht, könntest Du das Thema Urlaub wirklich einfach aufgreifen: "Erinnerst Du Dich denn noch an unseren letzten Urlaub? - Was hat Dir besonders gefallen? - Weißt Du noch ...? usw." Ihr könntet dann z.B. zu Hause Fotos angucken oder - um bei KardaMoms Fischbrötchen-Beispiel zu bleibt - überlegen, ob ihr das (oder etwas anderes, was an den letzten Urlaub erinnert) vielleicht heute oder morgen mal zum Abendessen machen wollt.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: schwalbe am 22. Dezember 2015, 12:04:38
der Grund nicht in den Urlaub zu fahren, war ja wahrscheinlich auch nicht der geschlossene Campingplatz, oder? Kinder haben da ganz feine Antennen. Warum bleibt man da nicht ehrlich?
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 22. Dezember 2015, 13:30:45
Der Campingplatz hat tatsächlich zu. Das war ehrlich. Und auch das Winter ist und das eben jetzt einfach keine Urlaubszeit ist, sondern erst im Juni.

Karlanda - die Idee ist gut.
Mich nervt es leider viel zu schnell und blöderweise bin ich dann einfach viel zu schnell stur und in meinem Kopf geht nichts mehr.

Wenn ich ihm alles gesagt hab was zu sagen ist fällt mir schnell nichts mehr ein.
Campingplatz ist zu, Papa muss arbeiten, es ist Winter, da fährt man nicht in den Sommerurlaub und und und...
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: lotte81 am 22. Dezember 2015, 16:43:06
Ist er vielleicht dann einfach in so einer Situation auch überfordert mit so viel Erklärungen.... er WILL es ja nicht verstehen,sondern er fühlt grad.... Kinder sind ja oft nicht rational zu fassen, weil sie Dinge einfach fühlen...... D.h. mit all deinen 100 erklärungen machst du es nicht besser, im schlimmsten Fall nur schlimmer....er hat sich dann ja gerade in den Kopf gesetzt, dass Urlaub toll ist und er dahin will - wenn du ihm zu viel erklärst , sieht das für Kinder oft so aus, als forderst du "Verständnis" und Einsicht..... er muss aber nicht unbedingt einsichtig sein, er darf ja sauer sein...
und du merkst ja selber: Der wutanfall kommt trotzdem  ;) Also ist vielleicht ein "erspüren" welches Bedürfnis nun hinter dem Wunsch "Urlaub" steht sinniger, als jede Erklärung der welt, warum es nicht geht...... Will er dich nur "herausfordern" mit einer kniffeligen Aufgabe? Fehlt ihm grad schlicht Sonne, Wärme? Vermisst er den Papa, mit dem er im Urlaub vielleicht immer Sandburgen bauen konnte? Ist Urlaub cool, weil man da lang aufbleiben darf und es immer Pommes gibt......
Und da ist dann die Idee einfach mit ihm über Urlaub reden, sicher super.....

Ich glaube das ist bei vielen eurer Machtkämpfe so: In dem Moment , wo du erklärst, muss er quasi dagegen halten, weil du ja Verständnis und Einsicht erwartest....Aber er WILL nun mal was anderes..... Von daher ist es manchmal auch besser, den Kindern helfen ihre Wut zu kanalisieren und auszudrücken ..... Meine Kollegin hat mir das letztens empfohlen, als es um ein Situation bei uns daheim ging..... Quasi für das Kind versuchen zu erklären, was grad vor sich geht und dabei immer wieder auch nachfragen: "Ich verstehe, dass du grad traurig/ sauer/ wütend bist. Ich wäre grad ja auch lieber mit dir und Papa im Urlaub und finde das da immer so schön....." .....

Und wenn du eben schreibst, dass du viel zu schnell stur in deinem Kopf bist....ehm.... vielleicht spiegelt sein Söhnchen ja auch mehr dich,als du es dir eingestehst  ;)
Wenn ich meinen Bruder mit meiner Nichte erlebe, denke ich auch jedes Mal: Holla...woher das Kind seine sturen Kopf und den Jähzorn hat, braucht man nicht zu hinterfragen ...ein Ebenbild des Papas..... ABER diese extremen Anfälle bekommt sie auch nur bei meinem Bruder, weil er eben genauso reagiert...Offensichtlich meinte sie, es sei beim Papa ein angemessenes Verhalten....Bei allen anderen ist sie wirklich anders....sicher kein komplett ruhiges und einsichtiges Kind, aber solche Jähzornanfälle sehe ich wirklich nur in Verbindung mit meinem Bruder..... Der natürlich nur sieht, wie meine Nichte ist, und nicht, dass er gerade genauso auf sie reagiert, wie sie auf ihn
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 22. Dezember 2015, 17:12:59
Ja Lotte, das kann durchaus sein. Ich glaub ich hab mich in den letzten 3 Jahren da sehr geändert. Ich glaub ich block sofort ab und mach dicht und das er da dann dagegen geht ist wohl eine festgefahrene Sache bei uns.

Ich sag ja ich muss an mir arbeiten  ;D

Es ist so schwer für mich. Für mich ist ein Nein einfach ein nein. Kann sein das ich es dann nicht ganz glaube und es auch mal hinterfrage oder versuche das nein in ein ja zu verwandeln aber ich mach das auf die nette, liebe Art, meistens finde ich mich aber damit ab. Das war schon immer so.
Wenn Luis ein nein hört dann fährt er sofort seine Krallen aus, wird laut, wird zornig. Es kommt sofort ein "ich will aber" ... Total trotzig und bockig eben, schon immer.
Mit dieser Art komm ich schwer zurecht. Da kann ich mich nicht dran gewohnen.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: lotte81 am 22. Dezember 2015, 18:07:37
Aber er erlebt ja auch...ein nein ist nicht immer ein nein...ein nein ist manchmal ein jein, manchmal ein vielleicht und kann sogar zu einem Ja werden  ;D
Das ist nicht schlimm und ich halte auch nichts von unbedingter Konsequenz...Ich sag manchmal auch was und stelle dann fest, dass nein, war eigentlich nicht unbedingt notwendig und erlaube es dann doch...Meine Kinder konnten und können damit gut umgehen und verstehen dann aber trotzdem auch ein NEIN, was definitiv ein NEIN ist...wie beim Abschnallen...da gibt es kein Jein oder vielleicht...und erst recht kein JA...
Wenn das für deinen Sohn momentan schwieriger ist, musst du deine "Neins" evtl. wirklich besser prüfen, bevor du sie aussprichst. Prüfe für dich, ob ein unbedingtes Nein notwendig ist und ob du bereit es auch umzusetzen.... Wähle deine Kämpfe weise...könnte man sagen...Aber stimmt schon "kämpfen" klingt sehr böse in Bezug auf ein Kind  ;)

Aber letztendlich, muss ein Nein ja auch nicht unbedingt immer akzeptiert werden.... Zweifel und die Möglichkeit zu diskutieren müssen erlaubt bleiben um freie , starke Menschen großzuziehen, die nicht einfach alles hinnehmen, was ihnen Erwachsene so an Regeln vorsetzen..... ich stelle mir das in deiner Situation auch sehr schwierig vor mit einem Kind, dass immer erst mal alles zu hinterfragen und abzuwehren scheint..... Aber letztendlich ist das doch besser, als ein Kind, dass zu allem Ja und Amen sagt, was man ihm so vorsetzt...denn dieses überangepasste, ist nun ja auch nicht immer schön.
die Problematik ist halt, dass er nicht die Emotionale Reife besitzt (was ja in dem Alter durchaus normal ist) eine vernünftige Diskussion mit dir zu führen  ;D ;D ;D

Ich finde es gut, dass du dir Unterstützung holen willst und denke, dass Erziehungsberatung da wirklich ein guter und recht unkomplizierter Weg wäre, der euch sehr viel weiter helfen kann.... Dir zu akzeptieren, dass dein SOhn einfach ist, wie er ist und sich von seinem Wesen her wohl nie komplett ändern wird und ihm, vielleicht seine Gefühle ein wenig zu kanalisieren (indem du lernst, ihm zu helfen)....
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: schnakchen am 22. Dezember 2015, 20:11:15
Zitat von: ju.ra. am 22. Dezember 2015, 09:45:59
Gestern beim abholen vom Kiga. "Mama fahren wir heut in den Urlaub. Ich will jetzt in den Urlaub fahren..... "

Die einzige Antwort: "Nein." Ohne groß erklären. Oder bevor du lange redest, frag ihn kurz: "Fällt dir ein, warum nicht?" Und dann merkst du, dass den Kleinen durchaus klar ist, dass man im Winter keinen Sommerurlaub machen kann. Probier es mal aus, wenns nicht klappt, wars nen Versuch wert.

lg schnakchen
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 23. Dezember 2015, 12:18:47
Lotte - ja, genau, ich glaub du hast es auf den Punkt gebracht.

Er ist so, er war schon immer so und ich vermute er bleibt auch so. Wenn er groß ist kann er sicherlich großes erreichen. Das möchte er jetzt schon und es ist ihm nicht klar das er das mit seinen 3 Jahren aber nicht kann.

Er akzeptiert nichts. Er hat vom 1 Lebenstag seinen Kopf alleine gehalten, er hat sich mit 5 Monaten an Gegenständen hochgezogen und stand dann, er ist mit 9 Monaten alleine gelaufen und mit gerade 3 Jahren hat er sich das schwimmen beigebracht.

Er will immer mehr und meckert und ist unzufrieden mit sich und allem bis er wieder einen Schritt mehr geschafft hat und schon kommt das nächste. Wir haben also immer schwierige Phasen, bis er das neue gelernt hat und dann geht es 1 oder 2 Wochen und schon kommt wieder was.

Das alles ist einfach wahnsinnig anstrengend für ihn. Er macht es sich so schwer und damit dann auch uns.
Aber so ist er eben. Und ich bin mir ganz sicher, irgendwann kommt der Tag und er wird uns einfach nur überraschen.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Hubs am 23. Dezember 2015, 16:39:14
Jura, an Tagen an denen mein kleiner Selbstkritiker mit seiner Welt wieder völlig auf Kriegsfuß stehe und er von allen Seiten nur hört, dass man das nicht tut und jenes nicht darf, dass man nicht ständig rumschreit und sich so einfach nicht benimmt, nehm ich dieses Wutknödel in den Arm und sage ihn wie perfekt er ist, dass doe Welt manchmal einfach doof finde. Ich erzähle ihm von schönen Dingen und sage ihm wie sehr ich ihn liebe.
Die Welt mit Kindern bringt einen manchmal an die Grenzen,  bei all dem Frust der sich manchmal einschleicht, ist es wichtig die schönen Dinge zu sehen, das Wunder in ihnen und die sagenhafte Liebe die sie in sich haben.
Dein Bub braucht Dich als starken Partner an seiner Hand, der ihn durch das Leben leitet, der eigene Grenzen vertritt,   auf sich selbst achtet und ihn mit allen Ecken und Kanten akzeptiert wie er ist.
Und dann werfe ich noch ein bisschen Schnulz in den Thread. Du kennst doch das Lied "Wie schön Du bist" von Sarah Connor.  Es ist schnulzig, aber einfach nur herrlich,  weil sie es für ihren Sohn geschrieben hat....
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 23. Dezember 2015, 19:12:08
Das Lied kenn ich nicht, aber werd ich gleich mal suchen.

Wir sehr wir uns lieb haben sagen wir uns, zum Glück, auch noch jeden Tag, spätestens wenn ich abends sein Zimmer verlasse. Das find ich auch ganz wichtig. Und es tut gut wenn er mir es einfach mal so zwischendurch sagt, und das macht er auch.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: Hubs am 23. Dezember 2015, 19:25:55
Ich mein aber nicht ein "Ich hab Dich lieb" das man sich so mal sagt, sonder genau in dem Moment, wo seine Welt Kopf steht und die Wut/ der Frust bei ihm überhand gewinnt.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit
Beitrag von: ju.ra. am 24. Dezember 2015, 11:08:53
Hubs, ja, genau, so hab ich es verstanden. Ich versuch das einfach mal.  :)

Ich hab jetzt auch eine Telefonnummer einer Familientherapeutin. Da werde ich im nächsten Jahr anrufen und fragen ob ich bei ihr richtig wäre.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: ju.ra. am 07. Januar 2016, 10:01:13
Irgendwer hat mir mein Kind ausgewechselt. Ich hab hier seit Silvester so einen fröhlichen, braven 3 jährigen zuhause. Der sieht aus wie mein Spatz und riecht auch so aber sein Trotz ist weg....

Neues Jahr, neues Glück?

Seine Zwänge lassen nach, 2 davon hat er schon aufgegeben ohne irgendwas.

Die einzige Baustelle momentan ist das Zähneputzen. Manchmal klappt es prima, manchmal mag er gar nicht. Aber auch hier hab ich einen Weg gefunden. Ich sag ihm einfach wer nicht Zähne putzt darf keinen Süßkram essen. Wenn er also drauf besteht das er nicht putzt dann gibt es nichts mehr. Hab ich auch einen Tag rigoros durchgezogen. Kein Kaba, keine Marmelade, keine Kekse etc. (Das in Kaba Zucker ist wollte er nicht so ganz einsehen aber hat es mir dann doch geglaubt) Mittags hat er mich dann drum gebeten ihm die Zahnbürste zu geben, er möchte Zähne putzen  s-:) Seit dem klappt auch das ganz gut.

Ich merke aber auch das ich viel ruhiger geworden bin im Umgang mit ihm. Ich mach nur noch eine einzige Ansage und dann warte ich ab. Und dann passiert etwas das noch nie da war, er besinnt sich und es gibt kein Problem mehr.
Hab ich früher gesagt "Nein, jetzt wird der Fernseher nicht angemacht" ist er sauer geworden, hat gebrüllt etc. (hab ich hier ja oft geschrieben)
Sag ich es heute lässt er es sofort gut sein und erzählt mir irgendwas oder fängt ein Spiel an oder kuschelt mit mir.  :o
Und auch sonst ist er wie ausgewechselt. Er will einen Schokokäfer haben, ich sag das er nach dem Essen einen haben kann. Nach dem essen hat er es komplett vergessen. Oder wenn er nachmittags nach Chips oder Keksen fragt, ich stell welche auf den Tisch, vergisst er es und spielt einfach und lässt sie links liegen. Oder ich sag ihm er kann sich aus der Schublade was holen und was macht er, nimmt sich genau 1 Chip  ???

Sehr sehr eigenartig aber ich find es toll.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: Anders am 07. Januar 2016, 10:23:03
Das klingt ja wundervoll, jura!  :D
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: Zita78 am 08. Januar 2016, 07:46:43
Super!! s-daumenhoch Nicht hinterfragen - einfach genießen.  ;) :D Und falls wieder eine anstrengendere Phase kommt, bist Du etwas gestärkter.  :)

Nur kurz noch zu der allerersten Situation: ich frage meine Kids nicht, bei wem sie mitfahren wollen. Das beschließen mein Mann und ich. Bei uns führt es oft zu Problemen, wenn die Kinder zu viel entscheiden (müssen). Klar ist auch Frust, wenn man nichts selbst entscheiden darf, aber wir fahren ganz gut damit, das aufzuteilen und auch nach Situation anzupassen. Und wie oben schon genannt wurde - in solchen Fällen einfach fest drücken und sagen "ja, Kind sein ist manchmal doof. Fand ich früher auch" Und ganz oft ist die Situation damit beendet und es kommt ein überraschtes "echt? erzähl mal"
Und die Kinder lieben Stories über mich und die Oma  ;D
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: ju.ra. am 08. Januar 2016, 08:57:34
Zita - das fällt mir nicht schwer. Aber bisher hat er sich einfach immer sofort zu sehr reingesteigert. Man hätte ihm ein Eis hin halten können, er hätte es nicht genommen. Er hätte es mit Wut weggeschleudert.

Im Moment klappt es wirklich mehr als gut. Ich glaub er ist grad abgelenkt. Er fragt mich fast jeden Tag ob ich schwanger bin, wann ich ins KH gehe um ein Baby zu bekommen und überlegt sich dauernd schöne Namen  s-:)

Ich war Anfang Dezember schwanger und hatte einen Abgang, ich glaub er hat das ziemlich mitbekommen obwohl ich es ihm nicht gesagt hat.
Na ja, ich hoffe wir können bald über das Thema sprechen und uns 9 Monate Namen überlegen zusammen  :)
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: A.n.j.a am 08. Januar 2016, 10:31:42
Das hö :thumbsup: sich super an, ju.ra!

Wegen Deines Abgangs: das tut mir sehr leid.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: hallihallo am 12. Januar 2016, 21:21:36
Schliesse ich Anja an  s-druecken
""
Und bezüglich Zähne putzen....wir haben in dem Alter unheimlich gerne gereimt. Hab sie auf den Schoß genommen und dann gings los....völlig einfache Reime, wie "Mi ma matze, was frißt denn gern die Katze? (hab ich gefragt), dann "ri ra rutter, die isst gern Katzenfutter". Das macht unheimlich Spass und die Kinder lernen auch ganz schnell was als nächstes kommt und dürfen dann auch den Reim zuende reimen.
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: ju.ra. am 13. Januar 2016, 09:19:36
Hallihallo - die Idee ist nett. Schön wenn so was einfaches dann auch gut funktioniert. Ist nur für Luis gar nichts weil er dann vorlauter mitreimen oder singen gar nicht mehr zum zähneputzen käme. Er erzählt mir so schon immer ganz viel und ich muss bei jedem neuen Satz die Zahnbürste aus seinem Mund nehmen.  s-:)
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: guest4811 am 13. Januar 2016, 10:06:34
Es gibt auch verschiedene Zahnputzapps. Meine Kinder lieben besonders die von OralB und putzen dann auch super eifrig mit. Sonst ists auch immer ein Krampf :)
Titel: Antw:Wut, Frust und Traurigkeit Hm, wer hat ihn ausgetauscht?
Beitrag von: Karlanda am 13. Januar 2016, 10:25:18
Wir haben beim Zähneputzen meist ein Liederrätsel gemacht: Ich habe ein Melodie gesummt und das Kind musste raten, was es war - da es gut zuhören muss, kann es selber nicht die ganze Zeit quasseln, und sogar wenn sie selbst auch mal eine Melodie zum Besten geben wollten, ging das auch ganz gut während de Putzens.