Trotzkopf ... was tun?

Begonnen von ju.ra., 23. Juli 2015, 11:11:00

« vorheriges - nächstes »

ju.ra.

Der 8 Millionste Thread vermutlich über dieses Thema aber ich möchte einfach mal ganz konkrete Fälle schreiben, in denen ich einfach nicht wirklich weiß wie ich richtig reagieren soll und brauch Denkanstöße dazu.

Ich lese hier immer wieder das viele ihre kleinen eben nicht schimpfen und vorallem nicht anschreien wollen und in manchen Situationen denke ich da einfach dran und frag mich immer WIE soll das denn gehen?

Aktuell:
Luis hat eine Pfirsich gegessen, hat dementsprechend klebrige Hände und ich bitte ihn Hände waschen zu gehen. Er meinte nein, macht er jetzt nicht. Ich wieder gesagt er wäre klebrig, von der Pfirsich und das soll er bitte schnell abwaschen. (Er liebt Wasser, er wäscht sich 100 mal am Tag die Hände, nur damit er mit Wasser spielen kann) Dann wollte ich zusammen mit ihm gehen und er wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen und fängt zu toben an.
Bei so Kleinigkeiten kann ich gut ruhig bleiben und schimpfe nicht, aber Händewaschen muss man eben trotzdem ...

Das war ein harmloser Fall aber wenn man sowas und vorallem schlimmeres über den ganzen Tag und die Nacht verteilt hat und das seit dem er auf der Welt ist, dann verliert man einfach hin und wieder die Nerven.

schwalbe

tja, ich würde sagen, 3 Jahre alt, Trotzalter  :P
Ganz ehrlich? Ja, in solchen Situationen habe ich mir meinen Sohn auch einfach geschnappt und die Hände gewaschen. Naja, in der Situation vielleicht nicht unbedingt, weil ich der Meinung bin, da tuts auch mal ein feuchter Lappen, aber ich verstehe was du meinst (und denke, es macht jetzt keinen Sinn, das ganz speziell auszudiskutieren. Dir war es eben wichtig.)

Prinzipiell war das schon so das Alter in dem ich versucht habe, meinem Sohn mehr Selbstbestimmung zu zu gestehen. In ganz vielen Bereichen, es kam durchaus vor, dass er den ganzen Tag in total verdreckten Sachen rum lief, aber auch ich habe Grenzen und die habe ich schon auch mal durchgesetzt.

Sweety schreibt ganz oft zu solchen Themen und hat mir da auch viele Denkanstöße gegeben. Seitdem sehe ich´s oft entspannter und bin auch entspannter. Immer wieder fällt mir in letzter Zeit auf, wie sehr mein Sohn mich wiederspiegelt. Bin ich entspannt, ist er kooperativer. Bin ich streng (weil ich z.b. gerade beruflich an meine Grenze gestoßen bin und auch nur ein Mensch) wird er bockig und unzufrieden.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Fliegenpilz

Du hast ihn gebeten die Hände zu waschen, er hat es verneint - absolut legitim ;)
Wenn ich etwas möchte aus (guten bzw bestimmten) Gründen, dann bitte ich nicht darum weil ich das "Nein" ja eh nicht akzeptieren könnte sondern es gibt die Anweisung ... würde sich in deinem beschriebenen Fall widersetzt werden, dann dürften sie mit klebrigen und saftigen Fingern am Tisch sitzen bleiben. Gespielt wird bei uns so leider nicht in den Kinderzimmern ;)

Den Grund für Geschrei o.ä. sehe ich in der beschriebenen Situation nicht - absolut gar nicht.
Und ich habe auch ein sehr willenstarkes Kind, dass mir seit ihrer Geburt die Welt auf andere Art und Weise zeigt. Ein Kind, dass sogar auf Verordnungen vom Kinderarzt für die Kollegen den Vermerk bekommt "willensstark" und im SPZ bzw PMS nur noch von Männern behandelt wird weil sie bei Frauen einfach da sitzt und Löcher in die Gegend starrt oder diese komplett vorführt :-\

ju.ra.

Grund für geschrei von meiner Seite aus gab es in der Situation auch überhaupt nicht. Da kann ich absolut konsequent sein. Es ist nur einfach furchtbar anstrengend wenn man den ganzen Tag um jede Kleinigkeit mit seinem Kind kämpfen muss, und das müssen wir. Warum auch immer.

Die Wortwahl ändert überhaupt nichts. Im Gegenteil. Schaffe ich etwas an "Geh Händewaschen" ist der protest nur meistens sofort da und noch stärker. Sage ich "kannst du bitte schnell Händewaschen.... " dann macht er es eher.

Und es geht weiter:
Es war ausgemacht das wir nach seinem Mittagsschlaf duschen gehen und dann einkaufen fahren (mag er beides sehr gerne bzw. duschen liebt er)
Als er aufgestanden ist haben wir noch gekuschelt und dann wollte ich mit ihm duschen gehen. Nein, er will jetzt nicht duschen. Ja ok, ich muss aber duschen, sonst kann ich nicht aus dem Haus gehen also gehe ich duschen. Nein, du darfst nicht duschen Mama. Er will das nicht.  :o Diskutieren kommt nicht in Frage in der Situation also gehe ich duschen. Er hat zum weinen angefangen und immer wieder gerufen ich darf nicht. Ich hab ihm kurz Zeit gegeben um sich zu beruhigen und hab noch einen Wäschekorb ausgeräumt, hab danach zu ihm gesagt "jetzt komm mit" ganz lieb aber er blieb stur.
Nach dem duschen schau ich was er macht und er liegt in seinem Bett. Das erste was er zu mir sagt "ich wollte auch mit duschen"
Das hab ich ignoriert sonst wär mir irgendwas geplatzt. Dann ging das gleiche Spiel von vorhin los. Ich wollte mit dir duschen Mama.....
:-[

Das macht mich echt fertig.

lalelu

Oh das mit dem "Mama, wenn ich nicht will, dann darfst du auch nicht...." kenne ich nur zu gut. Ich nehme meine Kinder da ehrlich gesagt sehr ernst und stelle erst einmal die Frage, warum ich denn nicht duschen gehen darf (genau das mit dem Duschen hatten wir schon öfter). Oft kommt dann natürlich ein trotziges "weil ich das jetzt nicht will", dann gibt es meinerseits die Erklärung, warum ich das Bedürfnis habe duschen zu gehen - ob meine Begründung akzeptiert wird oder nicht ist mir in dem Fall dann egal - denn ich habe das Bedürfnis erklärt und auch das müssen Kinder akzeptieren. Ich stelle dann nochmal die Frage "Gehst du mit duschen?", wenn dann ein Nein kommt hat das Kind diese Entscheidung gefällt und muss damit dann auch Leben.

Fliegenpilz

Wieso machst du Dinge im Vorfeld so weit mit ihm aus? Er ist in einem Alter in dem er gewisse Zeitspannen einfach noch gar nicht überblicken kann und die Entscheidung so weit im Vorraus für ihn gar nicht tragbar ist.

ju.ra.

Wieso? Weil ich darüber nicht groß nachdenke. Er fragt mich in der Früh was wir heute alles machen und das sag ich ihm. Duschen und einkaufen sind jetzt auch keine Dinge die ihn überfordern. Das kann er sich schon ganz gut merken eigentlich. Und warum es immer eskaliert bei uns liegt bestimmt nicht daran das ich ihm um 13 Uhr sage was wir um 15 Uhr, oder wann er halt aufsteht, machen.
Ausserdem ist das mein Einschlafköder. Schlaf schnell ein, dann können wir früher los. Klappt bisher ganz prima. Nur nach dem schlafen ist er wahnsinnig schlecht drauf.

Fliegenpilz

Und wieso macht er den Mittagsschlaf wenn er danach noch matschiger ist?

Natürlich kann man dem Kind mitteilen was für den Tag geplant ist aber Flexibilität sollte dennoch gegeben sein bzw bringt einem Kind meistens (!) kein detaillierter Zeitplan etwas.
Wieso wird eine Aktivität - und wenn es auch das geliebte Duschen ist - geplant wenn man weiß, dass es nach dem Schlafen generell schwieriger ist? ???

ju.ra.

Detaillierte Zeitpläne gibt es nicht, schaff ich gar nicht. Ist auch nicht nötig. Es ist egal an was er sich aufhängt oder wann. Das geht von in der Früh bis zum schlafen gehen, dann geht´s oft richtig rund und auch die Nächte sind noch schwierig.

Das duschen oder das Händewaschen waren auch bei weitem nicht das einzige was heute passiert ist. Aber so viel Zeit alles aufzuschreiben hab ich gar nicht.

Diskutieren, schlichten, erklären, anschaffen, schimpfen, trösten, kuscheln - es ist ein auf und ab.

Er schläft weil er sonst ab dem Nachmittag unerträglich ist und wenn der Mittagsschlaf fehlt dann schläft er noch schwieriger ein und schläft Nachts schlechter und ist morgens früher wach.
Schon alles probiert  :-\

Christiane du hast sicher recht mit dem was du sagst und deshalb schreib ich hier auch soviel damit ich die Situationen anders sehen kann.
Aber es fällt mir einfach sehr schwer mich erstmal zu konzentrieren, zu sammeln, zu überlegen und dann versuchen das richtige zu machen.
Ich mach mir keinen Kopf drum wenn ich ihm seine Fragen beantworte. Ich überleg mir nicht erst "was könnte passieren wenn ich dieses oder jenes jetzt sage oder was ich nicht sagen soll"

Fliegenpilz

So gemein es klingt: Dann bist aber du mit deinen Handlungen und Worten der Auslöser, nicht dein Sohn ist "das Problem" :-[

Wenn ich deine Beiträge in der Summe lese, dann habe ich - aber da kommen sicherlich und hoffentlich noch andere Meinungen :) ich warte ehrlich gesagt auf Sweety und z.B. Hubs, die immer eine ganz andere Sichtweise haben als ich, aber dennoch auch mir Denkanstöße geben - das Gefühl, dass dein Sohn quasi nach Struktur und Konsequenz schreit und schlecht mit Änderungen und Ausnahmen umgehen kann. Aber dafür braucht es als Eltern natürlich Durchhaltevermögen, man sollte sich bewusst machen was wirklich Wertigkeit für einen selbst hat und man selbst auch Vorleben und "Durchziehen" kann.

Erziehung muss kein Kampf sein. Was du schreibst klingt nach viel Unzufrieden- und Hilflosigkeit - auf beiden Seiten!!

Sweety

Und sieheda... hier bin ich ;D ;D ;D

Ich sehe, ihr seid in dem, was wir liebevoll die Jedi-Phase genannt haben. Da haben unsere Kinder nacheinander so eine Zeit gehabt, in der nichts, aber auch gar nichts richtig war.
Da wollten sie ein Glas Milch und wenn sie es kriegten, dann standen sie da - und der Kleine konnte das eine Dreiviertelstunde lang durchziehen - vor ihrem Glas Milch, verzweifelt weinend und die Finger nur Millimeter vom Glas entfernt, die Hand öffnete und schloss sich, aber als wäre eine unsichtbare Wand zwischen Glas und Hand, griffen sie nicht zu. Uffz.

Wollten sie nicht ihr Glas Milch? Es war wie in dem Witz mit der Blondine und dem Blinker: "Ja - nein - ja - nein - ja - nein - ja - nein."

Und wir sollten in dem Moment auch keine Milch trinken. Weder ihr Glas noch ein eigenes. Oder Wasser. Oder was essen.

Örks.

Diese Phase fassten wir zusammen mit dem Satz: "Nimm mich fest in den Arm, aber fass mich nicht an."

Es war höllisch, aber letztlich muss man da wohl einfach durch.

Abstellen ließ sich das nicht, aber wir haben gelindert. Wie?
Ich warne schonmal vor - es ist vielleicht an der Zeit, das Riechsalz in Reichweite zu haben ;D

Wir hielten uns immer vor Augen, wem es damit schlechter ging. Und das waren nicht wir. Wir standen nicht verzweifelt weinend da, weil uns unser Wunsch erfüllt wurde. Versuch dir das mal vorzustellen. Welche Verwirrung, welches Gefühlschaos muss da herrschen.
Darauf haben wir uns eingestellt. Nicht aufs Abstellen, nicht auf unser - berechtigtes - Genervtsein, sondern darauf, dass da jemand litt und dass wir die Gründe nicht nachvollziehen konnten, machte das nicht weniger gewichtig.
Wenn ich leide wie ein Hund, weil einer meiner Lieblingsschauspieler/-regisseure zur Berlinale kommt an einem Tag, an dem ich partout nicht hinkann, ist das für einen Gutteil der Bevölkerung auch eher rätselhaft, aber deshalb nicht weniger reell.

Gleiches galt für den Trotz.

Wenn man akzeptiert, dass die Kinder in dem Moment nicht anders k ö n n e n, sieht die Sache schon anders aus.

Was uns half war, in dem Moment dem gebeutelten Kind die totale Kontrolle über die Situation zu geben. Absolut.
Ja, in so einem Moment schreien Kinder förmlich nach Kontrolle in einer Welt, die sich für sie in dem Moment als emotionales Chaos darstellt. Aber sie schreien gewisslich nicht danach, kontrolliert zu werden.
"Ich bin so durcheinander, ich weiß nicht, was ich will, ich weiß nichtmal, was ich nicht will... bitte, befiehl mir, was ich zu tun habe und zwing mich zur Durchsetzung ohne mir die Möglichkeit zur Widerrede zu geben." Ähem... ja. Halte ich wahrhaftig für nicht die allerwahrscheinlichste Variante und das ist jetzt noch euphemistisch gesprochen.

Hände wollen nicht gewaschen werden? Herrje, dann nicht. Wenn sie gar zu klebrig sind, bleiben wir am Tisch sitzen, gucken Bücher an (jawohl - mit Klebefingern), spielen Mikado oder was anderes, was hauptsächlich aus leicht abwaschbarem Plastikgedöns besteht (und das ist keine Strafe, kein "Das habt ihr jetzt davon") oder ich stelle heimtückisch ein Schüsselchen mit Seifenwasser und Lappen auf den Tisch und gebe die Platte zum "Abwischen" frei.
Oder ich stelle Feuchttücher auf den Tisch und sage, dass sie selber entscheiden können, wieviel Dreck sie von ihren Händen abputzen wollen oder oder oder.
Das Zauberprinzip heißt in diesem Fall: think outside the box.

Muss ich nein sagen? Muss ich auf der vorher angekündigten Folge bestehen? Muss ich das so durchziehen wie angekündigt? Warum muss ich das eigentlich? Wer sagt das? Ich glaube ja auch, dass das Leben nur dann so läuft, wenn wir es künstlich dazu zwingen.

Bin ich selber noch nie in die Stadt gegangen, weil ich Bücher kaufen wollte und dann doch einfach an der Eisdiele hängengeblieben oder spontan mit zufällig getroffenen Freunden losgezogen? Wie schade, wenn ich mir das versagen müsste, nur weil es anders geplant war.

Dein expliziter Beispielpunkt Dusche: Wenn ich das recht verstehe mit dem Köderangebot, ist das ja eine Belohnung, right?
Dann sollte es doch was Schönes sein. Hey - Belohnungen kann man auch ausschlagen oder verschieben. Ich würde da null diskutieren. "Du willst nicht mehr? Ach so, wenn du es dir anders überlegst, sag mir einfach Bescheid, ja?"
"Du willst nicht, dass ich dusche? Ach je, du weinst. So wichtig ist es dir, dass ich jetzt nicht dusche? Na, dann werd erstmal in Ruhe wach und nachher sehen wir weiter."

Die meisten sind doch eh Morgen- oder Abendduscher... da ist entweder die letzte Dusche nur ein paar Stunden her oder die nächste nur noch wenige Stunden hin. Und selbst wenn das halt deine tägliche Dusche ist... ich gehe nicht davon aus, dass die Menschen in deiner Umgebung sofort Gasmasken bestellen müssen, wenn du dir nach dem Mittagsschlaf ein paar Handvoll Wasser ins Gesicht und unter die Achseln klatschst und eine (!) Stunde später duschst.

Wenn unsere, besonders der Kleine, solche hysterischen Heulphasen hatten, wo sie nicht wussten, was sie wollten, sondern nur, was sie nicht wollten (und das im Sekundentakt wechselte), dann half letztlich nur eins: "Spatz, kann ich dir helfen? Was soll ich machen? Sag's mir."
Und dann haben wir genau das getan.
"Hierhin soll ich gehen? Okay. Da bin ich jetzt. Und nun? Ach so... die Schublade aufmachen? Gut."
Das hatte so eine unglaublich beruhigende Wirkung auf die Kinder. Es hat dann meist immer noch ein Weilchen gedauert, bis sie sich wieder beruhigt hatten, aber es ging weit schneller und nachhaltiger, als in der Zeit, bevor wir so verfahren sind.

Es war fast, als ob die Lütten in der Zeit das Prinzip "Entscheidung" entdeckten und nach der Lust, Entscheidungen zu treffen, kam die bittere Pille, dass manche getroffene Entscheidung eben auch mal ein Schuss in die Hose sein kann.
Ist eine Pille, die jeder schlucken muss früher oder später. Aber herrje... niemand wird ein lebensunfähiger Trottel, wenn er ein paar Monate versucht, sich davor zu drücken und in Verwirrung versinkt und ebenso wird niemand ein entscheidungsunfähiges Weichei, wenn er erstmal lernt an einem Objekt, das nicht ihn selbst betrifft - nämlich den Eltern.

Letztlich ist der einzige Rat, den ich dir geben kann, folgender: relax!
Es ist normal, es wird vorbeigehen und du machst dein Kind nicht kaputt, wenn du ihm entgegenkommst :)

Sweety

Ach so, Ju.ra - Niko ist drei Jahre und zwei Monate... ich hab also wirklich mehr als nur verschwommene Erinnerungen an diese Zeiten ;D

D@nce

Ich wollte auch das Durchhaltevermögen ansprechen, hat Christiane übernommen ;)

Und - sei beruhigt, nicht alle Mütter schaffen es ohne ihre Kinder anzuschreien. Ich mal nicht. ABER - es liegt am Ende immer an mir. Also klar - in gefährlichen Situationen brülle ich alles zusammen, auch weil ich mich erschrecke und Kinder, die bspw auf eine befahrene Straße zurennen einfach dabei sterben können - da liegt es nicht unbedingt an mir. Aber wenn ich die Zeiten rückverfolge, wenn ich das Gefühl hab sie hören überhaupt nie und sind super anstrengend und ich muss den ganzen Tag schreien... dann komme ich schnell zum Schluss, dass mein Verhalten da zumindest mit rein spielt.

Wir haben diese Zeiten immer, wenn ich eine zeitlang aus purer Bequemlichkeit super inkonsequent war. So schnell kann ich gar nicht schauen, wie sie mir auf der Nase rumtanzen ;D ;D ;D Und ich dann brülle... aber letzten Endes: ICH habe ihnen keine klaren Ansagen und Grenzen gezeigt, also muss ICH auch damit klarkommen, dass sie nicht hören, wenn ich plötzlich beschließe, dass ich wieder Grenzen habe. Ganz klar. Und je ruhiger und verständnisvoller ich dann bleibe, ohne aber mein Ziel aus den Augen zu verlieren und dennoch konsequent zu bleiben, desto schneller beruhigt sich alles wieder und wir kommen tage- und wochenlang ohne Schimpfen aus.
ABER - nur weil ich das alles so wundervoll reflektieren kann, heißt das noch lange nicht, dass ich immer die Nerven behalte... ;D ;D ;D Drum staune ich auch immer, wenn Netti behauptet, noch nie ihre Kinder angeschrien zu haben... ich glaube das nicht mal. Das geht gar nicht. Da müsste ich mir schon irgendwas narkotisierendes reinpfeiffen, um das zu schaffen über Jahre ;D ;D ;D

Fazit - ich glaube auch, dass viel von deiner Standhaftigkeit abhängt. Einfach mal über einen längeren Zeitraum ausprobieren - Augen zu und durch ;)

Hubs

Ich bin erstaunt und verwirrt. Ich lese Sweetys Beitrag, denke, da werde ich in vielen Punkten beipflichten und ich finde mich sehr selten wieder.  :-\

Womit ich Sweety absolut recht gebe ist die Tatsache, dass das Kind mehr leidet als Du. Er schreit nicht, um Dich zu ärgern, sondern weil er in seiner Welt gerade gar nicht klar kommt. Er schreit, weil er nicht anders kann.

Dein Sohn in der so genannten Trotzphase. Die Trotzphase ansich bedeutet nicht, dass er gern trotzig sein möchte. Ich zitiere einfach mal Juuls: "Kinder haben kein Trotzalter. Es ist eine natürliche Entwicklung, dass sich das zwei- bis dreijährige Kind aus der kompletten Abhängigkeit von den Eltern zu einem teilweise unabhängigen Individuum entwickelt. " Mir gehts hier nicht um Begrifflichkeiten sondern um ein Verständnis dafür, warum das Kind eben auf die Frage: "Gehst Du bitte mal Hände waschen" nicht freundlich "Ja, Mama" antwortet.
Bleiben wir mal bei dem Händewaschenbeispiel: Christiane hat's ja schon geschrieben. Wer fragt, muss mit Antworten rechnen. Auch wenn eine andere Formulierung vielleicht in dem akuten Fall keine Besserung schafft, achte ich persönlich schon darauf, Aufforderung und Fragen zu unterscheiden, letztlich hat das auch was mit Klarheit in der Kommunikation und im Miteinander zu tun. Aber das nur am Rande. Wenn eh grad die Stimmung schwankt, dann nehm ich ihn einfach mit. So was wie: "Komm, wir gehen noch Händewaschen, dann klebt's nicht mehr so." Weniger Aufforderung mehr Miteinander :)

Das Duschbeispiel ist ja nochmal ne andere Nummer. Eigentlich möchte er die Welt bestimmen, aber im Grunde ist er dazu gar nicht in der Lage und das weiß er auch. Bei uns würde es in so einem Fall auch gar keine Lösung geben, nicht zu duschen würde auch nicht dazu führen, dass er sich nicht aufregen muss, dann würde er den nächsten Grund finden um sich aufzuhängen. Und darum geht's auch gar nicht. Auch wenn er gerade mit der Welt auf Kollisionskurs ist, ist es nicht meine Aufgabe, ihn wieder glücklich  zu machen. Mein Aufgabe ist es, ihn zu begleiten, ihn zu führen, wenn er nicht mehr weiter weiß. Für mich bleibt in dem Fall nur eins: Ich erkläre, zeige Verständnis für seine Gefühle, versuche diese in Worte zu fassen und erkläre noch kurz was ich jetzt mache. Wichtig ist mir aber in so einem Fall, in dem ich einfach mein Vorhaben durchziehe, dass wir auch einen Abschluss finden. Also nachdem Duschen, kuscheln, trösten, nochmal kurz erklären, was gerade war.

Im Alltag gibt es genügend Dinge, die ein 3Jähriger selbst entscheiden kann, die er auch selbst entscheiden sollte, und gibt es Dinge, bei denen wir als Eltern einen Schritt zurückmachen können, um dem Kind mehr Autonomie zu gewähren. Dann gibt es aber z.B. auch Sachen wie, der Kühlschrank ist leer und Mittags wollen 4 Bäuche gefüllt werden. Das kann ich nicht wegdiskutieren und ich habe gelernt, dass hier meinem Kind am besten hilft, wenn ich klar und souverän bin.

Mehr Struktur, weniger Ausnahmen, dafür viel viel Verständnis für seine Ausbrüche. Und Durchhaltevermögen. Ich merke immer wieder, wenn ich mir unsicher bin, bekomme ich die absolute Gegenwehr.  bin ich standhaft und souverän, kann sich mein Kleiner besser orientieren und es fällt ihm wesentlich leichter sich zurecht zu finden und mit zu machen.

Zitat von: ChristianeErziehung muss kein Kampf sein. Was du schreibst klingt nach viel Unzufrieden- und Hilflosigkeit - auf beiden Seiten!!
Den Satz find ich toll. An schlechten Tagen, hab ich auch manchmal das Gefühl es wird zum Kampf, das liegt aber dann nicht am Kind, sondern an mir. Weil ich dann einfach nicht wirklich souverän bin. Dein Sohn kämpft nicht gegen Dich, auch wenn's manchmal den Anschein macht. Er kämpft mit sich und der Welt. Mein Sohn hat in ner ruhigen Minuten sogar mal gesagt, dass es ihn so ärgert, dass er so oft so schreit. Er will das nicht, aber er kann nicht anders. Seinem Schreien und seiner Wut versuche ich mit viel Verständnis zu begegnen, lass ihm Raum um seine Gefühle auszudrücken, trösten und helfen ist da zwecklos. Wenn er sich wieder gefangen hat, nehme ich ihn in den Arm, frage ihn ob es ihm besser geht, sage ihm dass ich ihn lieb habe. Die Gewissheit möchte ich ihm immer geben, egal, auch wenn er sich noch so daneben benommen hat, meine Arme sind für ihn offen.
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

Samika

@Sweety: Toller Beitrag. Da kann ich quasi Wort für Wort unterschreiben!
Puddingbrumsel 2007 Stolpervogel 2010 Zappergeck 2011

guest4324

Oh ja, dieser unverhohlene Dreiährigen-Wahnsinn. Man sieht quasi sekündlich die Sicherungen durchbrennen und die Schrauben stieben peng-peng in alle Richtungen davon. Mit jedem Zombie in The walking dead könnte ich mich in diesen Momenten zielführender und geistreicher übers Händewaschen unterhalten.  ;D

Sweety, Deine Denke ist super und ju.ra., ich würde es auch so versuchen, denn es ist sicher ein wirklich guter und vor allem wundervoll druckbefreiter Ansatz.

Manchmal machen wir es auch so und es funktioniert. Friede. 

Allein - bei uns ist es oftmals so, dass die Kinder - haben sie selbst die Entscheidungsfreiheit - zwar sicherlich zunächst positiv verwundert verstummen, aber manchmal verzettelt sich das im weiteren Verlauf in ein dauerhaftes Wunschkonzert. Und das geht dann doch zu guter letzt mir und meinen Wünschen gegen den Strich.
Denn generell möchte ich keine Klebefinger - auch nicht an Mikadostäben. Ich möchte, dass sich nach dem Toilettengang die Hände gewaschen werden. Wenn ich meine ganzen aufgedunsenen Zwänge entschlacke und den Kindern die Zügel in die Hand gebe, dann sind die zwar im besten Falle mal ne Weile glücklich und zufrieden aber ich fühle mich auf Dauer nicht gut und damit ist im Zweifel auch keinem gedient.

Dieses tiefenentspannte "Relax" von Sweety kann ich einfach nicht in allen Punkten und auf Dauer durchziehen. Irgendwann fahren die Generatoren bei mir wieder hoch.  ;D

Im Grunde schlage ich mich somit auf die Christiane/Hubs (was für ein toller Beitrag!  :-* )-Seite und sage,
Wenn hier der wilde Wahnsinn um sich greift, dann hilft am besten:

Kurze Erklärung. Nicht diskutieren, warten, hoffen oder bangen sondern: Ziellinie auf schnellstem Weg überschreiten.
Klare Marschrichtung, die freundlich formuliert wird: "Du warst auf Toilette. Wasch Dir bitte die Hände. " (Ja, ich sage "bitte"  ;D).

Wird dem auf wiederholte Aufforderung nicht nachgekommen, wasche ich höchstpersönlich ratzfatz die Hände und dann ist das Thema vom Tisch. Dann versuche ich meine - leider in der Tat vorhandene - schlechte Laune/Anspannung/Unzufriedenheit wieder zu nullen und frisch und motiviert mit dem Tagwerk weiterzumachen.  ;D

Sweety, Du hast mein ganzes Herz und alle Daumen zeigen nach oben, aber hier funktioniert es oftmals auf andere Art nachhaltiger.



Sweety

#16
@ Hrefna und Hubs: Ohne Frage richtig, das mit dem "es geht nicht immer". Klaro. Und Hubs, du schriebst sinngemäß, dass du es nicht als deine Aufgabe siehst, deinen Kindern jedweden Frust zu ersparen.

Da mag ich mal nachhaken. Ich bin ja der Meinung, einem Dreijährigen jeden Frust zu ersparen, wäre eine Lebensaufgabe für einen gelernten Katastrophenmanager und seinen kompletten Stab. Es geht schlicht nicht. Zum einen ist es so, dass besonders kleine Kinder in der westlichen Welt in einem Maß fremdbestimmt sind, das seinesgleichen sucht. Und das generiert Frust. Aber selbst, wenn wir die Zivilisationskritik mal beiseiteschieben (liebend gerne - ich befass mich da auch nur auf Empörungsniveau mit ;D ), so bleibt bestehen - die Welt eines Dreijährigen Kindes ist sehr sehr sehr offen für jegliche Einbrüche von Frust. Man kann laufen, rennen, springen... aber noch nicht so wie die Vierjährigen und man knallt auch noch öfter um. Der große Bruder baut zack zack ein Lego-Wunderwerk zusammen und man selber popelt 30 Duplosteine um und wenn man die Kreation zeigen will, kracht sie zusammen (diejenigen, deren Kinder schon mit 18 Monaten 90 cm hohe maßstabsgetreue Repliken des Eiffelturms nachbauen konnten, mögen bitte schweigen - es geht hier um ein Prinzip :P ).
Man läuft... gegen die Wand. Man springt... daneben. Man will... und kriegt es noch nicht hin, obwohl man doch - Herrgott nochmal! - genau weiß, wie es geht.

Das alles ist Frust. Frust, den ich meinen Kindern nichtmal ersparen könnte, wenn ich es denn wollte. Damit müssen sie umgehen lernen, ob sie wollen oder nicht.

Aber wieso sollte ich ihnen nicht den Frust ersparen, den ich... naja, ihnen ersparen kann? Ich möcht mal den Erwachsenen sehen, der sagt: "Oha, da segelt Ungemach auf mich zu. Mal sehen - wenn ich den umgehe, dann verliere ich nichts und ich gewinne nichts, wenn ich mich dem aussetze. Aber halt ein, Horatio - man hat mich gelehrt, das auszuhalten... na, dann wollen wir mal."
Also nee... beim besten Willen. Das ist so derartig sinnlos.
Warum also machen wir es bei unseren Kindern?
Die kriegen genug Frust und Stress serviert. Warum nicht umgehen, was man umgehen kann?

Und klar, geht das nicht immer. Da hat man mal einen Termin und muss los und das möglichst, ohne wie ein Mufflon zu riechen. Da sind die Finger w i r k l i c h arg klebrig und würden das halbe Mobiliar in Mitleidenschaft ziehen. Da ist man mitunter einfach mit den Nerven runter und hat weder Kraft noch Kreativität, um gottverdammt nochmal  mitfühlend und schei*ßekreativ auf die Situation einzugehen. Peng! Leckt mich doch alle!
So in der Art halt ;D ;D ;D
Dann kann man ja immer noch sagen "Ey Keule - so und nicht anders wird das jetzt gemacht, capisce?"

Und auch klar, dass auf das totale Entgegenkommen das Wunschkonzert folgt. Das haben wir immer mit diesem Blick ??? quittiert und dem Kind eine Rückkehr auf den Planeten Erde empfohlen ;D
Aber Fakt ist auch, dass wir nach so einer "Du befiehlst, ich mach mal"-Aktion meist den Rest des Tages nicht nur Ruhe hatten, sondern ein Kind, das ohne Probleme Entscheidungen treffen und dazu stehen und auch mit unseren Entscheidungen dann gut leben konnte, wenn sie seinen Wünschen zuwiderliefen.

Sweety

Ach so, eins noch hinterher... wir haben damit eine Situation entzerrt, die nach allen gängigen Maßstäben unerträglich war. Epische Wutanfälle. Mit Pausen bis zu sieben Stunden, ohne Pause 3-4 Stunden. Und ich mein das wörtlich: nonstop.

Wir hatten ganz doll stark das Gefühl, dass die üblichen Wege uns da nicht weiterbringen. Schon, weil sie uns selber auch so gar nicht logisch erschienen. Irgendwann bin ich zur Erziehungsberatung gegangen mit der präzisen Maßgabe: mein Kind (ging damals noch um den Großen) ist enorm intensiv im Umgang, aber wenn man genau hinguckt, hat er genau die gleichen Phasen, wie alle anderen auch. Er durchlebt sie nur "härter" - und wir damit auch. Schlussendlich ist mit ihm im Groben alles in Ordnung, aber i c h kann damit nur schwer angemessen umgehen. Wie kann ich das ändern?

Und bin dort an einen Kinderpsychologen geraten, der begeistert war, weil wir uns so direkt die ersten Beratungsstunden (in denen er versucht hätte, mich davon zu überzeugen, dass nicht das Kind, sondern ich das Problem bin) sparen und sofort in medias res übergehen können.

Wir haben geredet und geredet und sind Dingen auf den Grund gegangen. Ich hab mich getraut, eine Menge Glaubenssätze über Bord zu werfen, mich von einer Menge Dinge zu verabschieden, die man nur macht, weil man sie macht und "die Generatoren" ausgeschaltet zu lassen.
Herrlich.

Und seitdem ist es weiß Gott nicht einfach geworden. Niemand, der meine Kinder je live und in Farbe erlebt hat, könnte auf die Idee kommen, mit diesen beiden menschlichen Entsprechungen eines nuklearen Brennstabes könnte das Leben je einfach sein... aber es ist einfachER geworden und ich finde, gerade in solchen strapaziösen Phasen ist das Gold wert :D

Hubs

Sweety, ich hab mir tatsächlich große Gedanken gemacht, warum ich in Deinem ersten Beitrag keine große Übereinstimmung gefunden habe. Dank Deinem zweiten Beitrag, dem ich vollumfassend zustimmen kann, und dank einigen Grübelein ist mir einiges klar geworden.
Hätte ich vor 3 Jahren, als mein Großer in dem Alter war, den gleichen Beitrag geschrieben wie gestern? Sicherlich nein. Ich hätte Deinen Beitrag gelesen und gedacht, okay, seh ich auch so. Mein Kleiner ist ne andere Hausnummer, er gehört zu der Fraktion, nicht reden wollen, einfach mit dem Kopf durch die Wand und gern auf der Nase herum. Die Konfliktpunkte sind ganz andere.
Ich gebe Dir absolut recht, die Kinder haben genügend Frustrationspunkte, da muss ich keine Situationen vehement durchsetzen, nur um mein Ding durchzuziehen. Ich gebe ihm absolute Freiheit in seiner Selbstbestimmung, lasse mich und meinen Tag aber nicht komplett durch ihn bestimmen und bin mir dabei sicher, dass ihm das auch nicht gut tun würde. Er braucht die Sicherheit, dass er nicht der Weltbeherrscher ist, dass ich ihn begleite, souverän, nicht vehement. Dabei geht es nicht darum, Dinge durchzusetzen, die sinnfrei sind, nicht darum um irgendwelche Regeln aufzustellen, die nicht gebrochen werden dürfen. Sondern um den großen Leitfaden im gemeinsamen Miteinander. Nicht nur mit mir, sondern auch mit anderen Menschen, die zu unserem Leben gehören.
Es geht auch nicht darum ihm den Frust ersparen zu wollen (was würde ich dafür tun, wenn wir dem Frust einfach Zutritt zu unserem Haus verbieten könnten  ;D), es geht auch nicht darum, ihn mutwillig dem Frust auszusetzen. Es geht schlicht um meine Grenzen, darum, dass ich diese vertrete. Meine Grenzen sind sicherlich nicht starr, und können sich wohl der Verfassung des Kindes anpassen. Ist er wirklich gerade in einer absoluten Krise, dann stecke ich zurück, das ist klar und völlig verständlich. Damit er wieder runter kommen kann, sich enstpannen kann. Nicht in dem Moment sondern in der gesamten Phase.

Bei uns ist es ein Weg, der bedeutet, ständig die Verfassung des Kindes zu beurteilen und den Grund der Gegenwehr zu erfassen. Ist ihm gerade alles zuviel und steht ganz im Moment mit der ganzen Welt auf Kriegsfuß? Oder hat er jetzt einfach was ganz anderes vor und muss diesen Verbrecher im Garten wirklich noch einfangen, weil er sonst unser Haus ausraubt.  Oder ist es einfach eine Gegenwehr, die verlangt, ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung ist, dass keiner von uns die Welt beherrscht und wir den Weg gemeinsam gehen, mit allem Frust der dazu gehört, mit der Wut die ausbricht und der anschließenden Umarmung weil wir froh sind, das gemeinsam durchzustehen und er nicht allein dabei ist.
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

ju.ra.

Vielen Dank für eure tollen Beiträge. Ich werde mir alles nochmal ganz genau und in Ruhe durchlesen.

Zum duschen noch mal kurz - das war wirklich ganz neu. Wie gesagt er liebt es wenn er mit mir duschen geht. Er würde das auch 5 mal am Tag machen würde es nach ihm gehen. Insofern hab ich nicht eine Sekunde daran gedacht das es knatsch auslösen könnte.
Es war 15 Uhr als er aufwachte, 15:30 Uhr als wir mit kuscheln und schmusen "fertig" waren und ich dann gesagt hab "komm wir gehen jetzt duschen" und ich musste wirklich duschen, ich hätte so sonst nicht aus dem Haus gehen können und einkaufen musste ich weil ich wirklich etliches gebraucht habe. Aber egal.
Klar manchmal macht man sich ganz unnötig Streß, aber dazu gehöre ich eigentlich nicht!!
Und das Händewaschen musste auch dringend sein da er eine Birne gegessen hat und zwar mit jedem seiner Finger mehrmals IN der Birne war bevor sie im Mund war  ;) Ekelfinger waren das also...

Was mir immer so schwer fällt zu lesen, das ist nur eine Phase. Sagt auch meine Kinderärztin wenn ich bei sämtlichen U´s und U a´s mit ihr über unsere Probleme rede.

NEIN, wir haben keine Phase, bzw. wenn dann dauert diese Phase seit 3 Jahren und 4 Monaten und 6 Tage.
Es war noch nie besser und es war noch nie schlimmer - es ist immer gleich.

Luis schreit, tobt, wütet, kuschelt und macht komplimente (seine Favoriten "Mama ich hab dich sooo lieb" )
Er gibt entweder 100 % - ist lieb, ist höflich, sagt äußerst liebe Dinge (du bist so hübsch Mama, du hast aber ein tolles Kleid an.... ) oder er ist auf 0 % möchte Milch und schreit dann er wollte aber keine, wirft Dinge durch die Gegend, schreit und schimpft  sagt das er zur Polizei geht und er nicht mehr unser Freund ist etc

Er kann nie dazwischen sein. Das ist mit sicherheit wahnsinnig anstrengend für ihn. Und ich merke es auch. Wenn es ganz arg ist dann hab ich das Gefühl er kommt einfach nicht raus aus seiner Wutglocke. Er ist da so drin das gar nichts hilft. Rede ich ruhig mit ihm, möchte ihn fragen was denn los ist dann schreit er mich nur an das ich ihn nicht anschauen soll, das er nicht mit mir redet und das ich raus gehen soll.

Geh ich dann aber noch mal zu ihm rein, frag ihn ob er aufhören möchte dann schluchzt er oft nur noch ein erschöpftes "ja" und er nimmt dann auch meine offenen Arme an und sagt mir das er jetzt wieder lieb ist. Aber bis das soweit ist dauert es immer sehr lange.

Ich versuche immer mal wieder das statt schimpfen zu machen, also ihn einfach hochheben und drücken. Aber leider klappt das nicht so oft wie ich möchte. Da muss ich an mir arbeiten. Eure Beiträge helfen mir da wirklich ungemein.

Ich hab auch schon überlegt einen Psychologen aufzusuchen, der mir einfach ganz genau erklärt was da bei ihm los ist und wie ich damit umgehen kann.

ju.ra.

Er hat sich gerade eine Pfirsich gewünscht. Beim Teller überreichen hab ich ihm gesagt das er danach aber bitte Händewaschen geht.  s-:) Er meinte nur " Ja Mama, natürlich" und tatsächlich. Wortlos ist er aufgestanden, ins Bad und hat alleine Hände gewaschen nach dem die Pfirsich weg war.  :o Das sind die 100 % die ich meine.  ;D
Der Kerl schafft mich, ehrlich. Positiv wie negativ.

Zuvor hat er aber meine ganze Kaffeetasse umgeschüttet und über uns gegossen. Er musste am Henkel ziehen  :-(
Aber ich hab nur leise geschimpft und er wusste eh gleich das es Mist war. Er hat gesagt er macht es nie wieder.  s-:)

Hubs

Die Schwankungen von 0 auf 100 und wieder zurück im 20 Minuten-Takt   S:D S:D S:D Ja, ja. Das ist anstrengend. Wirklich richtig anstrengend. Und nein, bei uns ist es auch keine Phase. Aber es wird besser, und diese plötzliche Aussage "okay Mama" obwohl man schon auf den Sturm gefasst war, ist einfach herrlich  :D

Gestern konnte er sich eben nicht zum Händewaschen bereit erklären. Bei dem Eklat darüber, war ihm sicherlich klar, warum er Hände waschen soll. Ihm war sicher klar, dass es besser wäre jetzt Hände waschen zu gehen. Er konnte nicht. Wegen der Wut, dem Zorn und der Hilflosigkeit mit all dem Mist, den so ein 3Jähriger eben mitmacht. Aber, so kenne ich das auch, selbst wenn in der aktuellen Situation keine für jeden befriedigende Lösung gefunden wird, arbeitet es dann doch im Kopf des Kindes.

Zitat von: ju.ra.Geh ich dann aber noch mal zu ihm rein, frag ihn ob er aufhören möchte dann schluchzt er oft nur noch ein erschöpftes "ja" und er nimmt dann auch meine offenen Arme an und sagt mir das er jetzt wieder lieb ist. Aber bis das soweit ist dauert es immer sehr lange.
Schickst Du ihn weg, wenn er wütend wird? Weil Du schreibst, Du gehst zu ihm rein.... ? Und noch eine Frage zu dem Absatz. Bezeichnest Du ihn als "wieder lieb" wenn er sich wieder beruhigt hat? Mir persönlich ist so eine Bezeichnung "lieb sein" zu sehr verknüpft mit "lieb haben". Mir ist es wichtig, dass mein Kind weiß, dass ich es auch lieb habe, wenn es wütet und schreit und würde nicht sagen, dass das nicht lieb ist, wenn er gerade so ist. Er ist wütend und unfreundlich, aber trotzdem lieb.
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

ju.ra.

Wenn er so richtig wütend ist, schreit und tobt und Sachen wirft und alles nichts hilft dann muss er das Zimmer verlassen in dem wir gerade sind. Oder wenn es im Garten ist dann muss er rein gehen.

Manchmal haut er auch von selber ab, verkrümelt sich dann in seinem Zimmer. Manchmal tobt er dort weiter und wenn es zu heftig wird, also wenn Sachen dabei kaputt gemacht werden dann geh ich rauf. Weil das darf einfach nicht sein. Er kann schreien und wüten aber er darf keine Türen schmeißen oder sonstiges schmeißen. Das sag ich ihm dann. Dann brüllt er mich noch mal richtig an und ich geh wieder oder er sagt mir das er aufhört.

Wir reden oft danach über den Vorfall. Er sitzt dann auf meinem Schoß. Ich erklär ihm nochmal meinen Standpunkt, meistens kommt dann zwar ein "Aber du... " ansonsten nehmen wir uns immer in den Arm und sagen uns das wir uns ganz fest lieb haben.
Er fragt zur Zeit auch oft ob ich seine allerliebste Freundin bin und ja, das bin ich selbstverständlich  :)

Lieb sein und lieb haben - hm, ja für mich sind es ganz klar 2 unterschiedliche Dinge. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, für mich.
Kann natürlich gut sein das es für ihn ein und das selbe ist. Ich sag eigentlich auch lieber ob er denn wieder brav sein möchte. Lieb rutscht mir blöderweise über die Lippen, sollte ich eigentlich nicht sagen.

zuz

Ich mag jetzt gar nicht auf alles eingehen, aber vielleicht ein paar Anregungen. Ich kenne solche Probleme auch. Was ich ganz wichtig finde, gerade wenn man merkt, man selbst ist gerade in einer Phase, wo man damit nicth so gut umgehen kann, ist, auf sich selbst zu achten. Zeit schaffen um Dinge zu tun, die einem wichtig sind. Ob das Sport ist oder die Lieblingsserie oder der Kaffee mit ner Freundin, egal. Aber es muss feste Zeiten geben, wo sowas eingebaut werden kann. Mir persönlich hilft das sehr, mich danach wieder aufs Schlachtfeld zu begeben.

Dann, was kurzfristig auch bei uns hilft: Sich selbst klar werden, was man wirklich möchte (und nicht nur im ersten Moment denkt) und das dann auch durchsetzen. Bsp. Pfirsich: Sitzen bleiben wäre bei uns nicht gegangen, das wäre der nächste Kampf geworden. Mit Matschfingern rumlaufen, nein, das will ich nicht. Wirklich nicht. Mag ja spießig sein, ist mir aber nun mal wichtig. Also mache ich die Dinge einfach, ohne groß zu reden. Sprich, im Zweifel würde ich ihn schnappen, ins Bad tragen und die Hände waschen. Oder ein Feuchtetuch in Reichweite haben. (Das haben wir tatsächlich eine Zeit gehabt, weil wir ständig dieses Thema hatten, und es hat geholfen).
Wie Hubs schrieb, hat es den Kindern in solchen Phasen wirklich geholfen, wenn sie gemerkt haben, ich bin ganz klar und weiß was ich will und tue. Denn unklar waren sie sich schon selbst genug.
Eher mittelfristig habe ich versucht, Dinge schon im Vorfeld zu entschärfen (siehe Feuchttücher) oder auch Deine Ankündigung direkt vor dem Pfirsich essen, sowas hilft hier auch oft. Oder ins Ohr flüstern.
Manchmal hilft aber auch gar nichts und manchmal hatte ich tatsächlich den Eindruck, sie MÜSSEN es krachen lassen, vorher hören sie nicht auf. Egal was ich mache, ob ich nachgebe oder nicht. Als ob sie so viele Frustwolken angestaut hätten, dass sie das Gewittre brauchen um wieder die Sonne scheinen lassen zu können.
Wenn es dann eben eskaliert ist, hatten wir eine Zeit die Couch. Da bin ich mit ihm zusammen hin, hab ihn festgehalten, wenn er mir weh tun wollte, und ansonsten gewartet, bis es ihm besser ging. Das ging nur beim Kleinen, der braucht in dem Moment körperliche NÄhe. Bei der Großen wäre das fatal gewesen, aber auch da bin ich dabei geblieben, hab aufgepasst, dass sie sich nicht weh tut und abgewartet. Aber aus dem Zimmer schicken wäre bei beiden Kinder nicht möglich oder sinnvoll.
Zum Thema anschreien (Ich geh davon aus, dass Du einfach lauter wirst als beabsichtigt und ihn nicht beschimpfst, demütigst oder ähnliches): Ich finde es nicht schlimm, wenn das ab und an passiert. Klar wäre es besser wenn nicht, aber man muss nun auch nicht in Schuldgefühlen ertrinken, wenn man mal die Nerven verliert. Ich hab mich dann immer direkt hinterher, wenn sich alles etwas beruhigt hatte, entschuldigt und gesagt, dass ich ihn/sie nicht anschreien wollte. Ohne Wenn und Aber i.S.v. Aber du hast auch... Nein. Es war falsch, ganz klar mein Fehler und nicht schön. Aber auch kein Weltuntergang.
Wünsche Dir gute Nerven  :-*

Fliegenpilz

Ich finde die Freund-Ebene nicht gut :-\