Ich komme an meine Grenzen als Mutter

Begonnen von Fluxl, 03. Januar 2023, 12:31:00

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Fluxl

Liebes Forum,

Ich bin heute Nacht über mich selbst erschrocken und brauche dringend Impulse oder Ideen. Ich habe zwei tolle Jungs, einer 5, einer 2,75.
Der Kleine ist frech, lustig, wissbegierig und lebhaft. Er steckt mitten in der Autonomie Phase und zwar extrem.
Wir als Eltern empfinden ihn derzeit als ziemlich anstrengend: er isst nicht richtig (also von der Menge her und wenn dann auch oft nur Obst), so dass er nachts hungrig aufwacht und nach Essen verlangt. Er hat noch nie durchgeschlafen, ist mindestens 2x pro Nacht wach. Oftmals (so wie diese Nacht) 3h am Stück😱. "Nein ich will nicht schlafen, schlafen ist blöd!".
Das Schlimme dabei: er verteilt Kopfnüsse an alle, die ihm nahe sind. Hat mir mehrfach ein blaues Auge geschlagen,die Nase blutig gehauen etc. Und es hilft nichts, wir wissen nicht mehr weiter. Ruhig erklären und nein sagen hilft nicht, dann kommt" Ich will dich aber hauen. Das ist gut! ". Wenn ich von ihm wegrücke kommt er hinterher um mich zu treffen. Und es tut so weh. Er haut auch, aber das ist nicht wirklich schmerzhaft.
Heute Nacht habe ich ihn dann nach einigen fiesen Kopfnüssen angebrüllt, ihn weggeschuckt und war kurz davor, zurück zu schlagen.

Ich schäme mich so, so sehr, aber die Übermüdung und die Schmerzen waren einfach zuviel. :'(

Tagsüber ist er zur Zeit auch dabei, möglichst viel Chaos zu verbreiten. Er macht absichtlich Spielsachen des Bruders kaputt, fegt seinen vollen Teller vom Tisch, schneller als man schauen kann. Er wirft alle Dinge runter, räumt Schubladen leer etc.

Wie können wir ihm beibringen, daß nicht geschlagen wird und das die Kopfnüssen super doll weh tun?
Er macht das auch einfach so: zur Kontaktaufnahme wird gehauen oder es gibt eine Kopfnuss.
Damit bringt er mich täglich an meine Grenzen.
Wie schaffen wir es, dass er endlich besser schläft? Wir gehen arbeiten, er muss in den Kindi.... Mit manchmal nur 4h Schlaf/Nacht für meinen Mann und mich eine echte Herausforderung. Ich kann das so nicht mehr.
Wir wollen ihm nun nachts nichts mehr zu essen geben- ich befürchte, dass wird hart🙈 und es gibt ja auch problemlose Nächte, da mümmelt er ein Stück Banane, legt sich wieder hin und schläft weiter.
Was kann ich tun, um mich nicht so mitreißen zu lassen?
Was mach ich denn falsch?
Ach ja, im Kindi ist er das liebste und fröhlichste Kind😍

Der Text ist ein bisschen konfus, aber die Nacht hängt mir doch sehr nach.....

Freu mich über Impulse👍

schwalbe

#1
Hallo fluxl,
Ohje, das hört sich hart an.
Zu den Kopfnüssen kann ich nicht viel sagen, vielleicht sagt noch jemand anderes was dazu.
Bei den Nächten würde ich mal damit anfangen, dass nur einer von euch, also Du ODER der Papa jeweils zuständig ist. Evtl bedeutet das für eine Weile getrennte Schlafzimmer.
Wie esst ihr denn am Abend? Zu einer bestimmten Zeit? Alle zusammen? Oder hektisch zwischendurch? Ich würde versuchen die Abende immer gleich zu gestalten, so dass es zu eurer Familie passt. Also z.B. zu gleichen Zeit essen, dann noch kurz was ruhiges spielen, ins bad, vorlesen, Bett. So was in der Art. Und zum Abendessen was abwechslungsreiches anbieten. Wenn er gern Obst isst eben mehrere verschiedene Sorten.
Viel Glück.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Sandkuchen

Eine erste Maßnahme könnten Smoothies sein. Verkauft ihm die als Obstsäfte, aber gebt auch etwas Gemüse zur Sättigung mit rein. Dann könnte man weitergehen zu Smoothiebowls mit Obstauflage und danach zu Haferflocken mit Milch und Obst, ggf. mit pürierten Haferflocken (Konsistenz ist dann weniger wie "Essen"). Haferflocken sind nährstoffreich und dürften sättigend genug sein, wenn ihr die Menge über den Tag verteilt langsam steigern könnt.
Damit könntet ihr zumindest mittelfristig das nächtliche Aufwachen etwas mindern. Wobei ich hier auch noch mit körperlicher und ggf. geistiger Auslastung tagsüber arbeiten würde (geistig: Rätsel, fordernde Inhalte von Kinderbüchern, bei denen er mitdenken muss, Spiele, bei denen man um die Ecke denken muss, kreative Aufgaben (Malen etc.), bei denen er überlegen muss, was er wie gestaltet etc.).

Bei den Kopfnüssen würde ich mal analysieren, wann die vorkommen. Spontan oder immer in bestimmten Situationen? Gibt es gemeinsame Motive wie Frust etc.? Wenn er das zur Kontaktaufnahme nutzt, muss er ja mal mitbekommen haben, dass andere Kinder Abstand von ihm halten. Kann man darauf aufbauen und z.B. immer wieder sagen, "hallo" oder so, so dass er eine andere Möglichkeit der Kontaktaufnahme findet?

Wie muss man sich die nächtliche Situation konkret vorstellen: Er wird wach, du kommst du ihm, er haut dir seine Stirn an die Nase? Oder gab es dazwischen andere Schritte? Könnte es an Albträumen liegen?
Bis die Situation gelöst ist, würde ich Bananen bereit halten. Die sättigen gut und sind - abgesehen vom Zucker - gar nicht so ungesund. Sollte er dann aufwachen, erst mal fragen, wie es ihm geht, dann, ob er Hunger hat, dann eine Banane geben, Licht aber nicht anmachen (gedimmmtes, indirektes Licht) und dann im Bett bleiben. Das ist extrem langweilig und kommt einem auch immens lange vor, wenn man nicht mehr einschlafen kann, so dass er auf jeden Fall erfährt, dass nachts nichts Spannendes passiert, für das er extra aufwachen muss. Eventuell noch ruhige Musik spielen oder gemeinsam Schlaflieder singen.

Wenn es gar nicht anders geht, könntest du in Absprache mit dem Hausarzt, Kinderarzt oder Apotheker Flüssignahrung anbieten (Fresubin etc.), möglichst dann mit pürierter Banane oder so, weil das allein meist nicht gut schmeckt. Davon gibt es auch Sorten wie Schokolade oder Vanille. Es ist aber nichts, was man freiwillig als leckeres Getränk trinken würde. Hier würde ich fragen, wie viel ein Kind pro Tag braucht/ trinken darf und erst mal mit einer Flasche vor dem Schlafengehen anfangen, das sind m.W. ca. 400 Kalorien. Also, je nach seinem Kalorienbedarf und der Energie, die er durch das Obst bekommt, könnte das eine Mahlzeit komplett ersetzen oder müsste runtergeschraubt werden (eine halbe Flasche etc.). Hier würde ich mich auch wieder in der Apotheke beraten lassen.

Zu den Kopfnüssen noch mal: Zurück gehen oder Hand gegen seine Stirn legen geht nicht? So, dass er eben gar nicht treffen kann? Und dann verbalisieren, wie es ihm eventuell geht - "du bist gerade richtig sauer, oder?" - in der Hoffnung, dass er darauf eingeht und ihr einen Grund für das Verhalten findet?

Ich hatte einen Bruder mit Downsyndrom, der in seiner Teenagerzeit ziemlich frustriert war, weil wir anderen Kinder Dinge tun konnten, die er nicht konnte und der dann anfing, wie eine Fontäne zu spucken. Also: Speichel. Dabei war es immer hilfreich, die flache Hand gegen seine Stirn zu halten, um nicht getroffen zu werden. Von daher wäre das das erste, was ich probieren würde.
Parallel würde ich mir eine Reihe kurzer Sätze mit möglichen Erklärungen zusammenstellen und die so lange ausprobieren, bis da eine Reaktion kommt. "Du bist gerade wütend, oder? Du bist ziemlich müde, oder? Du möchtest gerne mitspielen, oder?" Und wenn dann ein Ja kommt, eine kurze Erklärung geben, wie es besser klappen könnte: "Wenn du die Kinder mit dem Kopf haust, bekommen sie Angst und gehen weg. Wenn du erst mal "hallo" sagst und dann mitspielst, sind sie bestimmt freundlicher!" Und das dann vielleicht auch mal im Rollenspiel üben, also typische Situationen mal -  sparsam, sehr kurz, wiederholt - üben, wenn er fit ist.
Z.B. nachts: "Mama, ich habe Hunger. Kann ich eine Banane essen?" "Mama, ich habe was Komisches geträumt!" "Mama, mir ist langweilig, ich will nicht schlafen!" Und das dann so lange üben, bis es eben auch nachts mal kommt, solange das Problem besteht. Ich würde aber, wenn ihr diesen Weg geht, diese Rollenspiele immer extrem kurz halten und nur dann, wenn er wirklich fit und interessiert ist. Vielleicht auch erst mal mit Spielzeugen von ihm.

Meine Vermutung ist aber, dass das Aufwachen weniger wird, wenn er genug isst, und hier würde ich mal mit Apotheker und Arzt über Möglichkeiten reden. Vielleicht auch mal das Thema "picky eater" recherchieren, da gibt es diverse Strategien, wie Kinder spielerisch an mehr Nahrungsaufnahme herangeführt werden. Klassisch z.B. durch Präsentation einzelner Zutaten - ohne Sauce oder Gewürze - wenn möglich roh und gekocht in verschiedenen Formen und Größen - also: am Stück, in dicke Scheiben geschnitten, klein gehackt, geraspelt, gekocht, gebraten, roh - und das dann ggf. auch mit der Hand probieren lassen. Mal so ein richtiges "Matsche-Essen" machen. Es könnte sein, dass er dann mehr probiert und man ihm das erst mal zu den Mahlzeiten mit anbieten könnte.

Eine andere Möglichkeit wäre evtl. Quark. Obstmus herstellen und mit Quark mischen und etwas Obst oben drauf legen. Das sättigt auch einigermaßen. Oder Griesbrei oder so. Oder für das Obst einen herzhaften Dip besorgen. Green Kitchen Stories hat z.B. ein Rezept für Schokoladenhummus. Das könnte man ja mal als Anregung nehmen und diverse ähnliche Gemüsesorten - nicht nur Hülsenfrüchte, auch Avocado etc. - mit Gewürzen oder Obst mischen, das er mag, alles in pürierter Form. Avocado kann man z.B. auch einfach mit Kakaopulver mischen und (meist mit Zucker oder Ähnlichem) als Schokomousse anbieten. Vielleicht gibt es in dieser Richtung akzeptable Rezepte, die nicht zu ungesund, aber sättigend sind. Auch hier würde ich ggf. Rücksprache mit dem Arzt halten, was sinnvoll ist und wovon er komplett abrät.

Nussmus wäre eine weitere Dipalternative, die einigermaßen sättigt.