Hilfe! Meine Tochter kratzt alle Kinder ohne Grund

Begonnen von Mary1977, 26. März 2012, 12:41:35

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Mary1977

Hallo zusammen!
Ich bin am verzweifeln! Meine 17 Monate alte Tochter ist eigentlich ein sehr freundliches Kind nur sie hat einen Tick: sie kratzt die anderen Kinder im Gesicht ganz ohne Grund. Ich weis gar nicht wie ich ihr das noch abgewöhnen kann. Im Zwergerlsport und im Musikgarten meiden die anderen Kinder schon meine Tochter und bei den Müttern sind wir bestimmt auch nicht gerade beliebt! Das macht mich wirklich traurig, ich möchte doch auch unter Leute und mich nicht mit meiner kleinen "Katze" zu Hause verkriechen!
Könnt Ihr mir vielleicht einen Tipp geben, wie ich Ihr das abgewöhnen kann? Das Problem ist, meine Tochter ist mit ihren Angriffen wirklich wahnsinnig schnell und sie macht auch vor großen Kindern nicht halt. Bis jetzt hat sich "leider" auch noch kein Kind gewehrt, vielleicht würde sie dann endlich "kuriert" sein!?!
Dank schon mal im Voraus für Eure Antworten!

LG, Mary

Leofinchen

Das hat Josefine auch mit 1 - 1,5 Jahren ganz schlimm gemacht. So richtig geholfen hat nichts, wenn ich gemerkt hab sie will gleich wieder einen Angriff starten, hab ich mich zwischen sie und das potentielle Opfer  ;) gestellt, hab sie abgelenkt, weggetragen etc. Einfach aus der Situation raus, denn alles reden, schimpfen, erklären etc. hat NIX gebracht.
Jetzt ist sie 1 Jahr und 9 Monate alt und die Phase ist vorbei. Sie kratzt nun gar nicht mehr.

mausebause

Macht meine Kleine auch - kratzen, petzen, hauen...
Hauptsächlich ihre Schwester bislang...
Ich denke, das ist eine normale Phase, gerade in dem Alter, in dem die Kleinen sprachlich noch nicht weiterkommen - irgendwie müssen sie ausdrücken, was sie wollen und nicht wollen, viele behelfen sich dann halt so..

Schei** erstmal auf die Blicke der anderen Mütter.. ;) - und mehr als sie aus dem Geschehen nehmen, immer wieder "nein" sagen oder "Stop" und ihre Hand wegnehmen kannst du vorerst eh nicht...Das gibt sich wieder!

Sweety


zuz

Zunächst mal: Fingernägel kurz schneiden ;). Das reduziert die Verletzungsgefahr.
Dann: Versuch mal rauszufinden, woran es liegt: Ist sie dann schon müde? Fühlt sie sich eingeengt? Ist es ihr irgendwie grad zu viel, zu laut? Macht sie es eher, wenn sie hungrig ist? Wenn irgendwas zutrifft, möglichst Quelle eliminieren, also z.B. für mehr Abstand zu anderen Kindern sorgen.
Wenn es vorkommt: Immer wieder sagen: "Du hast xy gekratzt, das tut ihm weh." Ihr das auch zeigen, vielleicht weint ja xy: "Schau mal xy an, der muss jetzt weinen, weil Du ihm weh getan hast. Das darfst Du nicht." Und dann auch Alternativen anbieten: "Wenn es Dir zu viel wird, dann kannst Du schreien." Vor allem aber: Situation beenden, v.a., wenn sie mehr als einmal kratzt. - Dann kann sie eben leider  nicht mehr mitturnen oder muss an einer Stelle turnen, wo grad keine Kinder sind. Nicht als Strafe, einfach, damit sie es nicht mehr macht.

Wir haben das hier mit Haare ziehen, zum Glück fast nur daheim. Wird langsam besser und ich merke auch, dass so langsam ein Empathiegefühl kommt.   

AnnHoly

Guten Morgen! :)

,,Ursachenforschung" finde ich auch sehr wichtig, also schauen, in welchen Situationen sie kratzt und versuchen, entsprechend vorzubeugen.

In der Situation selbst würde ich das eigene Kind bestimmt zur Seite nehmen (Etwa: ,,Es wird nicht gekratzt, das tut weh!") und kurz stehen lassen und zum anderen Kind gehen, mich (für mein Kind hörbar) beim anderen Kind entschuldigen und es trösten (das gekratzte Kind). Dann würde ich mein Kind nehmen und mit ihm nach Hause gehen – das Spielen o.ä. wäre auf jeden Fall sofort beendet.

Dadurch wird ihr (hoffentlich) klar werden, dass sie mit ihren Kratzattacken nur negative Aufmerksamkeit erfährt, während das gekratzte Kind lieb getröstet wird. Noch dazu sollte sie lernen, dass man sich entschuldigen muss, wenn man jemandem wehtut. Hilfreich wäre vielleicht auch, mit den Eltern des anderen Kindes zu sprechen und dem Kind gemeinsam zu zeigen, wie man sich gegen solche Angriffe wehrt. Da mein Schnecki früher mehrfach das ,,andere" (also gekratzte/gebissene) Kind war, habe ich ihr erklärt, dass sie, sobald ein Kind sie angreifen möchte, die Hand heben und laut und deutlich ,,Stopp, XY" sagen soll. Manchmal ist der Kratzer natürlich schneller, aber sie war damit oft erfolgreich und hat gelernt, sich zu verteidigen.


:) AnnHoly

zuz

@AnnHoly: Ich glaube, heimgehen als Folge bringt in dem Alter nicht viel. Das ist dann alles schon wieder längst vergessen. Auch das mit dem "das eigene Kind stehen lassen und sich dem anderen widmen" hilft glaube ich nicht so richtig gut weiter. Denn irgendwie waren ja beim eigenen Kind offenbar Emotionen da, mit denen es nicht umgehen konnte. Nur wenn es das lernt, also wie man damit umgeht, wird es nicht mehr kratzen. Das lernt es aber nicht, wenn es erstmal stehen gelassen wird und dann heimgeht. Aus der Situation nehmen ja, aber nicht heimgehen. Und auch nicht ohne das eigene Kind das andere trösten, sondern MIT ihm. Der "Angreifer" soll sehen und spüren, was er/sie anrichtet. Und er/sie soll auch sehen, was man dann tut: man tröstet. Zunächst macht das nur Mama, aber das Kind schaut zu und wird daraus lernen. Das mit dem entschuldigen halte ich auch in dem Alter noch nicht für sehr sinnvoll. Damit macht man oft nur eine neue Baustelle auf und hat dann einen Machtkampf ums Entschuldigen. Klar, man kann das anregen, dass es z.B. ein Eia gibt. Aber mehr nicht. Ich würde dann nicht mit dem Kind darum kämpfen, zumal es ja dann gerade wieder dafür Aufmerksamkeit bekommt, dass es NICHT tut, was es soll.

AnnHoly

Zitat von: zuz am 28. März 2012, 11:25:19
@AnnHoly: Ich glaube, heimgehen als Folge bringt in dem Alter nicht viel. Das ist dann alles schon wieder längst vergessen. Auch das mit dem "das eigene Kind stehen lassen und sich dem anderen widmen" hilft glaube ich nicht so richtig gut weiter. Denn irgendwie waren ja beim eigenen Kind offenbar Emotionen da, mit denen es nicht umgehen konnte. Nur wenn es das lernt, also wie man damit umgeht, wird es nicht mehr kratzen. Das lernt es aber nicht, wenn es erstmal stehen gelassen wird und dann heimgeht. Aus der Situation nehmen ja, aber nicht heimgehen. Und auch nicht ohne das eigene Kind das andere trösten, sondern MIT ihm. Der "Angreifer" soll sehen und spüren, was er/sie anrichtet. Und er/sie soll auch sehen, was man dann tut: man tröstet. Zunächst macht das nur Mama, aber das Kind schaut zu und wird daraus lernen. Das mit dem entschuldigen halte ich auch in dem Alter noch nicht für sehr sinnvoll. Damit macht man oft nur eine neue Baustelle auf und hat dann einen Machtkampf ums Entschuldigen. Klar, man kann das anregen, dass es z.B. ein Eia gibt. Aber mehr nicht. Ich würde dann nicht mit dem Kind darum kämpfen, zumal es ja dann gerade wieder dafür Aufmerksamkeit bekommt, dass es NICHT tut, was es soll.

Das mit dem Alter sehe ich etwas anders. Man kann einem Kind gar nicht zu früh genug beibringen, anderen nicht wehzutun bzw. sich auch zu entschuldigen. Natürlich muss man auch schauen, warum das eigene Kind das gemacht hat (schrieb ich ja > Ursachenforschung > vorbeugen), jedoch sollte dem eigenen bzw. kratzenden/schlagenden Kind keine übergroße Aufmerksamkeit zukommen, weil m.E. eher DAS falsche Signale setzt.

Um ein Missverständnis aufzuklären: ich meinte nicht, dass man beim Trösten des anderen Kindes das eigene in einen anderen Raum o.ä. bringen soll. Das eigene Kind sollte nur von dem anderen Kind "entfernt" werden (damit es nicht weiter kratzt o.ä.) und dann wird das andere Kind im Beisein des eigenen getröstet und sich entschuldigt.

Eine Gefahr bzgl. der Entschuldigungen sehe ich nicht. In der Krippe unseres Schneckis lernen das bereits die Kleinsten. Schnecki wusste bereits mit einem Jahr, dass man anderen nicht wehtut und dass man sich - wenn man denn nicht an sich halten konnte - sich anschließend zumindest entschuldigt. Heutzutage ist es für sie selbstverständlich - sie haut nicht (zumindest nicht in unserem Beisein und auch von der KiTa habe ich keine entsprechenden Meldungen, so dass es höchstens Ausnahmen sein können) und wenn sie jemandem wehtut, und sei es aus Versehen, entschuldigt sie sich.

Spiel abbrechen und nach Hause gehen: auch ein Kind mit 17 Monaten versteht, wenn man es zurechtweist, das andere Kind tröstet und dann mit entsprechenden Worten das Spielen beendet und nach Hause geht. Botschaft ans Kind: ich habe etwas Böses gemacht, Mama ist sauer, ich darf nicht mehr weiterspielen. M.E. ist das sinnvoller als einfach weiterzuspielen. Da fehlt mir persönlich die Konsequenz. Muss ja nicht zwingend nach dem ersten kleinen Kratzer sein, aber mehrfach würde ich mir das nicht anschauen. Ich meine, da muss dann schon eine Konsequenz folgen.

:) AnnHoly

zuz

@AnnHoly: Ich hatte Dich schon richtig verstanden ;). Ich sehe es trotzdem anders. Meine Grundannahme ist einfach anders. Ich denke nicht, dass das Kind sich denkt: So, nun mach ich mal was Böses und schau dann, was passiert. Ah, ok, ich hab nichts davon, dann mach ich das nächste Mal wohl doch lieber was Liebes. Ich denke eher, dass das Kind in eine innere Notsituation kommt aus der es dann keinen Ausweg mehr sieht und deshalb kratzt/haut/schubst. Und daher sehe ich es als meine Aufgabe an, dem Kind a) zu zeigen (nicht nur zu sagen), dass es damit anderen direkt schadet und b) ihm einen anderen Ausweg aus seiner eigenen Not zu bieten. Und in erster Linie kann das erstmal nur die Bezugsperson tun. Wenn das Kind also z.B. haut und dann merkt, ok, bei Mama werde ich mein schlechtes Gefühl los, dann kommt es vielleicht das nächste Mal gleich zu Mama, bevor es hauen muss. Dass Mama das dann alles in Worte fasst usw., ich denke, das sehen wir beide gleich. Genau wie die Ursachenforschung, ganz klar. Aber die Aufmerksamkeitsspanne von einem 18-Mon-Kind ist eben doch noch recht begrenzt und wenn man das Turnen dann abbricht und heimgeht, ist spätestens zu Hause dem Kind nicht mehr klar, warum es jetzt eigentlich nicht mehr beim Turnen ist.
Und noch mal mit dem entschuldigen: Klar lernt das ein Kind schnell. Aber ob es wirklich von innen kommt oder nur so dahingesagt ist, weil man das eben so macht? Genau wie man eben Hallo sagt und Tschüss? Ich meine nicht, dass es schadet! Wenn es gut klappt, warum nicht. Ich würde nur keinen Machtkampf daraus machen, weil ich eben auch nicht glaube, dass es wirklich nützt, außer eben, dass das Kind lernt, wie man sich Konventionen entsprechend verhält (klingt jetzt negativer als es gemeint ist, kann mich grad glaub nicht ausdrücken  s-:))

Petra

Hallo und guten Morgen,

die Ursachenforschung an sich ist schon mal ne feine Sache und manchmal wird man mit müde / überreitzt schon fündig. Oftmals ist es aber auch relativ banal und ist einfach eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Viele Kinder hauen / schubsen / kratzen / beissen, weil sie eigentlich in Kontakt mit anderen Kindern treten wollen. Die Aufmerksamkeit des anderen Kindes wollen. Insofern ist es durchaus sinnvoll MIT dem Kiind zum anderen Kind zu gehen und zu vermitteln, "du hast dem anderen Kind weh getan, schau wie es jetzt weint. Jetzt müssen wir xy aber schon trösten... " gemeinsam das Kind trösten und dann den Fokus aufs spielen lenken. " schau mal spielt doch lieber miteinander, das ist viel lustiger" Also darauf, dass es viel schöner ist wenn man miteinander spielt. Natürlich spielen die Kindern noch nicht effizient miteinander, aber die Kinder lernen dadurch, dass sie Kontakt übers Spiel aufnehmen können.

Was letztendlich aber auch immer hilft und das geht auch bei den Kleinen, ist sie zu nehmen und zu sagen "Ich will nicht, dass Du kratzt" Und das muss sehr deutlich kommen. Kinder nehmen in diesem Alter eher auditiv wahr. Sprich nicht die Worte zählen, sondern das wie man was sagt.

@ AnnHoly
Mit dem Kind das Spielen zu verlassen, geht vielleicht ab 3 Jahren, davor wirst Du kaum einen Nutzen haben. Im Gegenteil, ist das Kind müde, zeigst Du ihm wie es funktioniert, dass es heim kommt. Also auch wenn das Kind bewußterweise gar nicht weiß, dass es eigentlich schlafen möchte. Es ist ein Weg um in die Ruhe zu kommen. Diese Art des Unterbewußten ist direkt und oftmals für einen Erwachsenen gar nicht nachvollziebar.

Ich gebe Dir recht, dass ein Kind relativ früh lernen muss sich zu entschuldigen, sprich in dem Alter eiei machen oder so. Aber auch hier, wenn ein Kind in dem Alter weggestellt wird und man sich um das verletzte Kind kümmert, kommt im Unterbewußtsein an, "Mama hat mich weggestellt - Mama geht zu dem anderen Kind - das andere Kind ist schuld" Natürlich denkt das Kind noch nicht so komplex, aber es empfindet nicht sein eigenes Verhalten als ursächlich verantwortlich, sondern projiziert das auf das andere Kind. Sprich die nächste Attake lauert schon wieder.

Gemeinsam mit dem Kind andere Wege schaffen... ruhig auch sagen, wenn man merkt, dass das Kind müde ist... Ich sehe du bist müde. Weißt wenn Du müde bist, dann komm einfach zu mir, dann kannst bisschen bei mir ausruhen / Kuscheln etc.. In dem Alter wird das noch nicht funktionieren aber das Kind lernt dadurch seine Stimmungen kennen und findet dadurch ein sozial angemessenes Verhalten. Es dauert ein bisschen aber mit der Zeit fruchtet das und das Kind kommt bei Müdigkeit zu Mama auf den Schoß zum kuscheln.

Und zu guter Letzt... wir sind der Spiegel unserer Kinder. Die machen uns eh nur nach... Oftmals merkt man gar nicht, dass wenn man selber müde ist (und ich bin zum Beispiel meistens müde) dass man grantig / sauer / gereitzt wird. Sprich sich einfach auch mal selber hinstellen und sagen, boah ich bin heute total müde. Ich brauch jetzt echt mal 5 Min. Pause.... wollen wir mal kuscheln? Hilft oft mehr als alles erklären und reden...  ;)

Liebe Grüße
Petra

zuz

Danke Petra, Du hast jetzt das geschrieben, was ich eigentlich sagen wollte  ;)