Sozialverhalten kleiner Kinder und Freundschaften bzw. Antipathien

Begonnen von Granadina, 01. August 2013, 08:56:53

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Sonne1978

Meine Erfahrung ist, dass Kinder in dem Alter allerhöchstens NEBENeinander spielen, aber nicht MITeinander. Wenn Spielzeug entwendet wird (mal als Beispiel), wie stellst Du Dir dann die Reaktion zweier Kleinkinder vor? Ausdiskutieren? "Nee Du, das war jetzt aber nicht so nett von Dir. DAs Spielzeug hatte ich zuerst, Du kannst ja solange mit dem da spielen"?

Dein Kind ist lieb und nett und Kinder, die hauen, beissen, kneifen sind allesamt böswillig und grundsätzlich unerzogen? Glaubst Du, dass Kinder in dem Alter mutwillig oder gar berechnend sind?

Wenn die Sprache fehlt, muss Körperkraft herhalten. So einfach ist das. Naja... oder der Rockzipfel der Mama. Aber in der Regel ist die körperliche Auseinandersetzung das Mittel der Wahl. Der einzige Punkt, in dem ich Dir zustimme, ist, dass die Mutter des "Angreifers" einschreiten könnte.

Alle meine Kinder hatten alle zwischen 1,5 - 2 Jahren eine Phase, in der sie andere Kinder angegriffen haben. Egal, wie ich reagiert habe - es hat null gebracht. Es gibt hier eine Userin, die kann Dir ein Lied vom Verhalten unserer Erstgeborenen singen. Und das, obwohl gerade unsere große Tochter ein absolut friedliebendes Kind ist. So plötzlich, wie die Phase kam, war sie allerdings auch wieder vorbei.

Wenn Du aber sowieso mit der Mutter nicht kannst, lass' die Treffen sein.

zuz

Also ich kann Dich absolut verstehen! Man ist erstmal geschockt, wenn die Kleinen eins auf die Mütze kriegen, grad wenn sie eher sensibel sind. Ich kenne das!

Gleich aufgeben würde ich aber nicht. Viele Zweijährige sind überfordert, wenn das eigene Spielzeug "in Gefahr" ist. Sie "sind" ja noch das Spielzeug. Sie lernen grad erst ihren Namen und Ich zu sagen, das, was ihres ist, sind sie - sie haben ja noch keinen Beruf, keine Hobbys, keine Ansichten, Erfahrungen etc., die sie ausmachen würden und mit denen sie sich identifizieren könnten. Sie haben ihr Spielzeug und das wird als erweitertes Selbst wahrgenommen und entsprechend verteidigt. Da hilft es auch nichts, wenn neben dem roten Ball noch ein rosaroter liegt - wenn der rote "in Gefahr" ist, ist das so, als wäre ein Arm in Gefahr - da würde man ja auch nicht sagen: Egal, hast doch zwei ;)
Was ihr sicher hilft in dem Moment: Einfach die Situation erklären. Also nicht: Du darfst das nicht, gib doch mal was ab etc., sondern eher: Du hast jetzt Angst um Dein Spielzeug, oder? - Ihre Reaktion. - Versteh ich. Weißt Du, der X ist grad ganz neugierig, was Du da hast und würde sich das gern mal kurz anschauen. Darf er sich das mal leihen, Du bekommst es dann gleich wieder.
Was wir gemacht haben, wenn es dauernd Streit um ein Spielzeug gab: Das einfach weggeräumt, so dass es keiner haben durfte.
Und: Ein paar Spielsachen als echtes Eigentum definiert. Also z.B. PUppe nebst Buggy durfte niemand haben, (halt auch sehr emotional besetzt) Lego war Allgemeingut. So ist dem Kidn auch klar, dass seine Bedürfnisse berücksichtigt werden und dann sind sie meist eher bereit, auch was herzugeben.
Und ich würde immer erst das Kind fragen, ob man etwas haben darf. Es sind SEINE Sachen, und auch wenn es fürs eigene doof ist, man kann es nicht einfach ungefragt nehmen, finde ich. Dann würde ich lieber selbst was mitbringen (was dann vielleicht fürs andere auch interessant ist) oder eben nicht so lang bleiben.
So weit die Theorie, aber dennoch hast Du natürlich Angst um Dein Kind. Von daher würde ich (wenn Du sie magst) ganz schnell bei der Mama anrufen und sagen, dass Du leider etwas überreagiert hast. Denn sie fühlt sich sicher nicht toll, wenn ihr Kind abgewertet wird (und das hast Du ja im Grunde gemacht). Und ihr vorschlagen, dass Ihr Euch an nem neutralen Ort trefft, am besten draußen. Denn dort muss ja nichts verteidigt werden, das klappt erfahrungsgemäß fast immer besser als innen, wo sofort Revierkämpfe ausbrechen.

Ganz, ganz selten kann es schon mal sein, dass zwei einfach nicht miteinander können. So was gibt es durchaus, ich hab es bisher zweimal erlebt, dass es wirklich nicht ging. Ging so weit, dass meine dann wirklich Angst vor dem anderen Kind hatten und (in einem Fall) sich die Angst dann sogar ausgeweitet hat auf andere Situationen. DA war dann bei mir Schluss. Bis dahin hatten wir uns allerdigns schon wirklich oft getroffen und immer wieder probiert (auch draußen), aber es ging einfach nicht. Wir treffen uns jetzt halt ohne Kinder abends.
In dem anderen Fall ist es nicht so extrem. Da sind Treffen draußen durchaus möglich, aber halt am besten auf Spielplätzen, wo noch andere Kinder sind. DAnn gehen sie sich eben aus dem Weg.
Sprich: Dass es wirklich überhaupt gar nicht geht, ist wirklich sehr selten!
Also dass zwei nichts miteinander anfangen können, das schon, aber das macht ja nichts.

Dass er abends beißt: Naja, das war wohl eher indirekt. Er war halt gefrustet von dem Tag und das musste raus. Ich glaub nicht, dass er das direkt abgeschaut hat, das ist ja nun nichts, wo man nicth auch von allein draufkommt.

Zum Eingreifen noch: Wenn die Kinder das ganz offenbar aus Mangel an Strategien nicht klären können, würde ich schon eingreifen. Nicht als großer Gott, der entscheidet, (außer einer ist klar unterlegen und weint heftig), sondern als Moderator. Einfach wie gesagt Situation erklären, die jeweiligen Sichtweisen erläutern, Fragen stellen, die in die richtige Richtung lenken. Das hat nichts damit zu tun, dass man Kindern nicht auch Freiräume gibt. Sondern damit, dass sie solche Strategien einfach noch nicht drauf haben, ja oft noch nicht mal selbst verstehen, was eigentlich los ist.
Also klar, wenn es nur kurz Streit gibt und sie den selbst lösen, wenn auch nach eigenen Ideen, dann nicht. Aber wenn einer offensichtlich leidet, dann schon.