Austauschthread: Mein Kind und seine "Autonomiebestrebungen"

Begonnen von Hubs, 04. März 2012, 14:54:07

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zuz

Zitat von: Jasmin am 12. März 2012, 22:08:22
Aber da komme ich schon fast zum Thema, dass ich der Meinung bin das unsere Kinder nicht dazu da sind um und Bestätigung und Liebe zu geben, sondern umgekehrt.

Hm, das finde ich ganz schwierig, aber auch sehr interessant. Ich meine, vermutlich würde jeder sofort erstmal diesen Satz unterschreiben. Ich frage mich aber, ob es im echten Leben wirklich immer so einfach ist. Ein paar Beispiele:

1. Kind ist den ganzen Tag schon schlecht drauf, knatschig, trotzig, usw. Zumindest wenn ich von mir ausgehe, sinkt dann irgendwann die Stimmung und ich kann nicht mehr ganz so souverän auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen, habe mich also anstecken lassen. Warum? Vielleicht weil mein Wohlergehen eben doch davon abhängt, dass das Kind einigermaßen mitmacht?

2. Kind ist irgendwie traurig oder kann irgendwas Wichtiges nicht (also ich mein jetzt was Gravierendes, z.B. ist sehr schüchtern, kann mit 3 noch nicht richtig reden etc.), kurz: Mama macht sich Sorgen, wird auch traurig. Warum? Wenn man wirklich unabhängig wäre, müsste man dann nicht unberührter bleiben davon, dem Kind zwar Hilfestellung bieten, selbst aber eben nicht so involviert sein? Kann das hier wer? (Ich nicht).

3. Kind ist schon den ganzen Tag total ausgelassen und fröhlich, während man selbst eigentlich gerade eher schlechte Laune hat. Irgendwann aber lässt man sich anstecken, es geht einem wieder besser. Warum? Nur, weil man sich aufgerafft hatte, trotz schlechter Laune was zu unternehmen? Oder nicht doch auch, weil einem so ein fröhliches Kind einfach gut tut? Profitiert man dann nicht auch von der Liebe und Zuneigung des Kindes?

Also das sind so PUnkte, die mich persönlich zweifeln lassen. Ich glaube nicht, dass man so ganz unabhängig davon ist, ob einen das Kind auch mag und das zeigt. Ich finde eben schon, dass man selbst dadurch sich auch besser fühlt und das auch genießt. Und ich bin mir sehr sicher, dass ich nicht so glücklich wäre, wenn ich keine Kinder bekommen hätte.

Und dann ist wieder die Frage: Wäre es nicht auch irgendwie ganz falsch, wenn man eher so robotermäßig nur immer Liebe geben würde, unabhängig davon, ob etwas zurückkommt? Was würde man damit dem Kind vermitteln? Könnten solche Kinder später mal Mitgefühl entwickeln?

Sweety

Natürlich ist es nicht die "Aufgabe" meines Kindes, mir Liebe und Zuwendung zu geben.

Aber es gehört zur Familie, wo eigentlich jeder jedem das Gefühl gibt, geliebt und gut aufgehoben zu sein. Und wenn mich eben mal das Gefühl übermannt, genau am richtigen Platz im Leben angekommen zu sein, weil mein Kind mir die Arme um den Hals schlingt und ruft "Muuuuuusen Mama!!" - dann ist das einfach wunderbar und ich hinterfrage das nicht.

zuz

@Sweety: Ich finde aber, es gibt da echte Herausforderungen, wo das nicht mehr so leicht ist zu sagen, "nicht Aufgabe des Kindes, Liebe zu geben". Wie gesagt, erstmal unterschreibt das jeder. Aber was ist z.B., wenn Eltern sich trennen? Woher soll dann die Liebe für die Mama kommen? Ich denke, da wird einfach gern das Kind als "Ersatz" genommen und ich stelle es mir wahnsinnig schwer vor, das nicht zu machen.
Oder noch alltäglicher: Den meisten fehlt die Bestätigung aus dem Job. Entweder, weil man irgendwann gar nicht mehr arbeitet oder weil man in Teilzeit eben einfach nicht so tolle Projekte stemmen kann wie vor den Kindern. Da ist die Versuchung groß, Kinder ein wenig als "Ersatzprojekt" zu sehen und da glänzen zu wollen.

Jasmin

#53
@zuz:
Irgendwie habe ich das auch nicht so gemeint..

Ich freue mich über jedes selbstgepfückte Blümchen, ich könnte heulen vor glück wenn mir meine Große mal wieder versichert ich wäre die "die beste mama die sie jemals hatte". ..

Ich meinte eher damit, dass mir schon oft Mütter untergekommen sind, die todbeleidigt sind wenn ein Kind mal sagt "blöde Mama" oder "ich hab dich nicht mehr lieb".
Solche Sachen gehen an mir vorbei. Nein sie gehen nciht vorbei, das wäre jetzt falsch und zu kalt, aber ich nehme sie nicht persönlich.

Ich bin der Meinung, dass es NICHT Aufgabe meines Kindes ist mich zu stärken, mir Selbstbewusstsein zu geben und mir das Gefühl zu geben geliebt zu werden. DAs es dies aber trotzdem unbewusst durch seine reine Anwesenheit manchmal tut ist ja was anderes. Aber es ist nicht die Aufgabe (!) meines Kindes.
Es ist aber sehr wohl meine Aufgabe auch in den nervigsten Situationen meinem Kind nicht an den Kopf zu pfeffern, dass ich es eigentlich gerade gerne wo einbuddeln möchte. Diese Selbstbeherrschung, und dem Kind immerzu das Gefühl zu geben - egal was es tut - es wird geliebt, das ist meine Aufgabe. Und ich erwarte mir von meinem Kind dafür NICHTS bewusst zurück gegeben.

Auweia, ob ich das jetzt so rüber gebracht habe wie ich es meine?
2 Töchter *2005 und *2007

"Everyone talks about leaving a better planet for our kids.
Let's try to leave better kids for our planet."

Sweety

Zitat von: Jasmin am 15. März 2012, 14:06:46
Auweia, ob ich das jetzt so rüber gebracht habe wie ich es meine?

Glaub schon, ich find's großartig und meinte das genauso :D

Zitat von: zuz am 15. März 2012, 13:45:50
@Sweety: Ich finde aber, es gibt da echte Herausforderungen, wo das nicht mehr so leicht ist zu sagen, "nicht Aufgabe des Kindes, Liebe zu geben". Wie gesagt, erstmal unterschreibt das jeder. Aber was ist z.B., wenn Eltern sich trennen? Woher soll dann die Liebe für die Mama kommen?


:o :o :o

Das ist jetzt aber keine ernsthafte Überlegung deinerseits oder?

Bettina

Ich hab jetzt gerade nur schnell über die letzte Seite gelesen.

Genau genommen, ist es nicht mal Aufgabe meines Partners oder irgendeines anderen Menschen, MICH glücklich zu machen oder mir xy zu geben. Ich bin mit meinem Partner zusammen, WEIL wir uns lieben, aber nicht DAMIT er mir Liebe gibt. Und genauso seh ich das bei den Kindern. Ich kümmere mich um ihre Bedürfnisse, WEIL ich sie liebe, aber nicht, DAMIT sie mich lieben.
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Hubs

Natürlich machen mich meine Kinder glücklich. Nicht immer natürlich  S:D
Ich leide mit ihnen, wenn es ihnen nicht gut geht, ich bin mit ihnen fröhlich, stolz und glücklich. Genauso mit meinem Partner und anderen Menschen, die mir wichtig sind. Aber es ist weder deren Aufgabe, mir Liebe zu schenken noch mich glücklich zu machen. Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, der für mein Wohlergehen verantwortlich ist und das bin ich selbst  :)

Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

zuz

Zitat von: Jasmin am 15. März 2012, 14:06:46
Auweia, ob ich das jetzt so rüber gebracht habe wie ich es meine?

Ja, ich versteh schon, was Du meinst ;)

Zitat von: zuz am 15. März 2012, 13:45:50
@Sweety: Ich finde aber, es gibt da echte Herausforderungen, wo das nicht mehr so leicht ist zu sagen, "nicht Aufgabe des Kindes, Liebe zu geben". Wie gesagt, erstmal unterschreibt das jeder. Aber was ist z.B., wenn Eltern sich trennen? Woher soll dann die Liebe für die Mama kommen?


:o :o :o

Das ist jetzt aber keine ernsthafte Überlegung deinerseits oder?
[/quote]

Ich glaub, das ist jetzt falsch rübergekommen. Ich meinte das jetzt wirklich ganz objektiv: Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, dann fällt eben auch eine große Portion Liebe für den anderen weg. Wenn man dann keine Kinder hat, dann fällt man in ein Loch, heult sich bei Freunden aus, geht weg, was weiß ich. All diese Sachen sind aber mit Kind zum einen nur schwerer möglich, zum anderen ist glaube ich bei vielen die Versuchung sehr groß, sich unbewusst(!) vom Kind "trösten" zu lassen. Ich glaube schon, dass das oft vorkommt  :-\.
Ich kann ja zum Glück nicht mitreden ;) Und ich will natürlich nicht sagen: Sollte das bei mir vorkommen, kein Prob, ich hab ja meine Kinder  s-:) Ich denke eben nur, DASS es eben häufig so ist.

s.maier75

Einen toller Artikel zu dem Thema: "Was bräuchten Kinder, um ihre Potenziale zu entfalten? Sie brauchen funktionierende Beziehungen zu anderen Menschen – zu Erwachsenen wie Kindern". [Login or Register]