Probleme im Kindergarten

Begonnen von flom, 30. Oktober 2017, 09:03:14

« vorheriges - nächstes »

flom

Hallo, wir sind neu hier und deshalb möchten wir uns kurz vorstellen. Wir sind 35jahre alt und haben einen 4-jährigen Sohn Ben und eine 2-jährige Tochter Elli. Ben geht nun seit September diesen Jahres in den Kiga. Ein Jahr später als wir eigentlich vorhatten, aber aufgrund einem geplanten Umzug in eine andere Stadt, haben wir den Kiga um ein Jahr verschoben um ihn nicht nach ein paar Monaten herausreißen zu müssen. Jedenfalls ist er nun seit ca 7 Wochen im Kiga von 8 bis 12 Uhr.
Aber irgendwie läuft nun alles anders als wir uns das vorgestellt haben.
Problem 1: Angefangen hat es damit, dass wir am ersten Tag der Eingewöhnung erfahren haben die Erzieherin gekündigt hat und die Gruppe nun vorläufig von zwei Sozialassistenten geführt wird. 21 Kinder zwischen 3 und 6 und keine Erzieherin. Aktuell ist es so das offiziell die Leiterin der Einrichtung 15h pro Woche mit in der Gruppe ist. Ich schätze aber das es praktisch weit weniger Stunden sein werden.
Problem 2: Der Grundstil der Leiterin ist nun ein ganz anderer als der der nicht mehr vorhandenen Erzieherin. Nun gibt es keinerlei Zwang mehr. Die Kinder können sehr frei darüber entscheiden was sie tun und lassen wollen. Wer keine Lust zu basteln hat, bastelt eben nicht. Usw...  Mir ist schon klar das ein Zwang seine Grenzen hat, aber freie Entscheidung ist meiner Meinung nach auch nicht angebracht. Der Lehrer fragt später auch nicht danach ob die Kinder gerade Lust haben etwas zu lernen oder nicht. Oder irgendwann mal der Richter....Wir alle unterliegen Zwängen...
Problem 3: Ein wenig kommt es mir vor als ob sich auf dem "kein Zwang" ausgeruht wird. Die Kids dürfen z.B. bis max 12 Kinder ohne Aufsicht in den Außenbereich. Erst ab dem 13. muss eine Aufsichtsperson mit dazu. Nun ist es schon einige Male vorgekommen das Ben einen Großteil seiner Zeit außen verbracht hat. Ist natürlich einfach wenn man einen Teil der Gruppe ohne Aufsicht nach außen schicken kann, so verkleinern sich die Gruppe...
Problem 4: Ben hat sich nun den älteren Kindern in der Gruppe angeschlossen. Scheinbar tut ihm das nicht besonders gut. Er hat seit dem er im Kiga ist sehr viele negative Erscheinungen. So hatte er keine Probleme etwas mit seiner kleinen Schwester zu teilen, jetzt teilt er nicht mehr freiwillig. Er hat auch schon zwei Mal meiner Frau in den Bauch geboxt. Auch seine kleine Schwester wird gerne mal drangsaliert. Im Kindergarten habe wir ihm letztens außen beim Abholen dabei erwischt wie er Dreck auf andere Kinder geworfen hat. Das schlimmste aber war, als er letztens als Omas und Opas zu Besuch waren wie aus heiterem Himmel "Ich töte alle Menschen" sagte. Diese Woche sagte er am Esstisch "Blut, Blut, Blut, überall Blut. Gestern hat er sich die Hose runter gezogen, sich gebückt und seine kleine Schwester gefragt ob sie sein Popoloch sieht... Wenn ich ihn frage woher er das hat, kommt immer der selbe Name von einem Kind aus dem Kindergarten. Er hört auch auf überhaupt nichts mehr, ein "Nein" ignoriert er bis man Strafen androht. Auch kommt er immer wieder mit Blessuren heim. Zuletzt eine rote Stelle direkt unter dem Auge. Da hat ihm laut seiner Aussage ein Junge einen Stein drauf geworfen.
Problem 5: Es wird scheinbar wenig gemacht mit den Kindern. Wenn wir uns mit Bekannten treffen mit einem gleichaltrigen Kind erfahren wir immer was bei denen so läuft. Da wird gebasteltes mit nach Hause gebracht. Da werden Lieder gesungen. Da wird mal in den Wald gegangen. Und bei uns? Nix. Bis auf 4 gemalte Bilder...
Wir haben zum einen das Gefühl das Ben nicht gefördert wird was für uns der eigentliche Sinn eines Kindergarten ist. Weil betreuen und in den Garten hinaus schicken können wir auch selbst. Zum anderen haben wir das Gefühl das Ben uns zu entgleiten erscheint. Er hat sich in den wenigen Wochen Kiga sehr viele negative Eigenschaften angeeignet. Auf den ein oder anderen Ausdruck waren wir ja gefasst, aber das er sowas wie oben bereits erwähnt sagt hat uns schon erschüttert.
Wir haben bereits mit unserem Kinderarzt darüber gesprochen und auch mit der Kiga-Leiterin hatten wir schon ein Gespräch. Der Arzt ist nicht sehr begeistert über die Zustände...(keine Erzieherin). Die Leiterin hat uns mehr oder weniger so hingestellt als ob wir nur einfach mit dem System nicht klarkommen und hat uns vorsorglich schon mal geraten uns über alternative Schulen zu informieren.
Nun wissen wir nicht wirklich was wir tun sollen. Sollen wir abwarten ob es besser wird? Liegt es am Kiga oder ist es zumindest teilweise eine Trotzphase. Sollen wir versuchen ihn in einem anderen Kiga unter zu bringen....Früh mag er oft nicht dort bleiben, beim abholen spielt er dann aber meist im Außenbereich mit. Wenn ich ihn frage was er möchte, sagt er das er bei seinen "Freunden" bleiben will. Ich habe aber nicht das Gefühl das ihm diese "Freunde" gut tun..
Ist das wirklich alles normal das er nahezu jeden zweiten Tag wieder mit einer neuen Negativen Veränderung nach Hause kommt. Sollen wir darauf hoffen dass es irgendwann von selbst besser wird, aber was ist, wenn es nicht besser wird sondern immer schlimmer...
Uns würden nun eure Meinungen und Erfahrungen  interessieren.
Dafür wäre ich sehr Dankbar
Und sorry für den langen Text...

Nipa

Also Sozialassistent sagt mir jetzt nix, hier bei uns sind in einer Gruppe Kinderpfleger und Erzieher. Und ganz ehrlich: ich hab schon ganz tolle Kinderpflegerinnen erlebt, und totale Pflaumen die Erzieherin waren.

Dass Kinder im Kindergarten alleine in den Garten dürfen ist normal und finde ich toll.

Dass sich Kinder unschöne Verhaltensweisen anschauen ist leider auch normal. Und ein paar der beschriebenen Dinge (das mit dem Hose runterziehen) sind in meinen Augen auch einfach dem Alter geschuldete Entwicklungsdinge und jetzt eigentlich auch nicht wirklich dramatisch.

Dass zu wenig Angebote da sind, das ist sehr schade. Und ich denke wenn Ihr das ansprecht - und zwar erst mal in der Gruppe - dann werdet ihr vielleicht gehoert.

Sa1984

Huhu!

Bei uns sind es auch Kinderpflegerinnen. Ich kann mich da nur anschließen: Die Ausbildung sagt nicht sonderlich viel über die Qualität aus. Eine gute Kinderpflegerin, gerade wenn sie schon über einige Jahre Berufserfahrung verfügt, schaut sich ja sehr viel bei den Erzieherinnen an pädagogischer Arbeit ab und nimmt auch an Konzeptionstagen teil. Ansonsten muss ich sagen, finde ich es eher positiv, dass es wenig Zwang gibt. Freie Entscheidungen finde ich auch schon in dem Alter gut und wichtig. Was bringt es ein Kind zum Basteln zu zwingen? Davon wird es daran keine Freude entwickeln. Es ist eben noch der Kindergarten und dein Sohn ist auch noch kein Vorschulkind- im Rahmen der Vorschulkind-Arbeit wird es dann oft weniger frei in dieser Zeit.

Was die anderen Eigenschaften angeht, so schauen sich Kinder so etwas nicht nur in der Kita, sondern auch auf Spielplätzen ab. Das nicht teilen-wollen bspw. hat sich unserer ganz toll während der Sommerferien von einem älteren Nachbarsjungen auf dem Spielplatz abgeschaut.

Dass es in einer Einrichtung Kinder gibt, die nicht zwingend den besten Einfluss haben, ist normal- in der Schule wird das nicht anders sein.

Klar, wenn du dir für dein Kind eine andere Umgebung wünscht, kann man versuchen es anzusprechen und alternativ eben den Kiga wechseln. Wird den Kindern denn wirklich nichts mit Basteln/Malen/Singen angeboten, oder hat dein Sohn nur einfach auf diese Dinge keine Lust und zieht es lieber vor draußen zu spielen?

Hubs

Hallo flom und herzlich Willkommen im Forum!

Zu Problem 1 mit den Erzieherinnen bzw Sozialassistentinnen kann ich auch nur sagen, dass der formale Ausbildungsgrad nicht unbedingt Schlüsse auf die Betreuungsqualität zulässt. Also da sehe ich persönlich erstmal kein Problem.

Problem 2 "freies Kindergartenkonzept". Das ist schlicht modern. Es gibt Kinder denen aufgrund ihrer Persönlichkeit ein etwas engeres Konzept besser liegt. Den Gedanken "in der Schule läuft es auch anders" würde ich völlig beiseite schieben. Jetzt ist Kindergarten, eine gewissen Hinführung zur Schule im Vorschulalter ist sicherlich nicht schlecht, aber vorrangig geht es jetzt um den Kindergarten, darum, dass er gut betreut ist, sich wohl fühlt und sich entfalten kann. Bei uns im Kindergarten wird viel gebastelt, was nicht für alle Kinder immer toll ist. Wenn eben Thema Schlange ist, basteln alle unter Anleitung eine Schlange. Nimmt den Erzieherinnen viel Zeit und hat wenig mit Kreativität zu tun. Es hat alles auch eine Schattenseite  ;) So wirklich ein Problem kann ich da auch nicht erkennen, eher ein "wir hätten es einfach gern anders".

Problem 3: Ohne Aufsicht draußen. Hier dürfen die größeren auch ohne Aufsicht raus, allerdings in kleineren Gruppen. Solange alles ohne Eskapaden läuft, wäre ich froh, wenn mein Kind den Großteil des Vormittags draußen verbringen könnte.

Problem 4: Kinder wachsen ja ständig, nicht nur in die Länge, sie verändern sich, erleben neues, nehmen andere Dinge wahr etc. Und ja, sie verändern sich auch mit anderen Kindern. Das ist erstmal gar nicht ungewöhnlich. Dass sich dabei "Unarten" einschleichen auch nicht. Das mit dem Po finde ich absolut nicht schlimm, das machen Kinder, wahrscheinlich besonders Jungs  S:D Ebenso irgendwelche Sprüche von wegen Blut und töten. Das ist für uns Erwachsene schnell mal erschreckend und die Kinder merken, dass sie tolle Reaktionen hervorrufen können. Solche Phasen kommen und gehen. Dass er mit Blessuren heimkommt, finde ich nicht in Ordnung. Bzw. das kommt schon mal vor, ich finde es aber wichtig, dass hier die Erzieherinnen oder eben die Sozialassistentinnen das abholende Elternteil darüber aufklären, was vorgefallen ist. An der Stelle würde ich auf jeden Fall das Gespräch mit dem Kindergarten suchen.

Problem 5: Wie viel im Kindergarten gemacht wird, was sinnvoll ist, was den Kindern Spaß macht etc ist auch Ermessenssache. Mir ist lieber sie singen ein Lied und malen ein paar Bilder weniger und haben dafür mehr Zeit für freie Entfaltung und viel draußen rumtoben. Zudem habe ich hier fast noch nie von einem meiner Jungs erfahren, welches Lied sie gerade im Kindergarten singen. Sie erzählen einfach wenig, was sie erleben, wenn ich nicht dabei bin.

Mit so starken Veränderungen wie der Start des Kindergartens verändern sich Kinder. Ich glaube nicht, dass hier vieles Besorgnis erregend ist. Wie schlecht die Betreuung tatsächlich ist, ist aus der Ferne natürlich nicht wirklich zu beurteilen. Die Blessuren find ich wie gesagt nicht toll und da würde ich definitv Rücksprache halten. Ansonsten ist es vielleicht auch nicht schlecht, wenn ihr Euch das Kindergartenkonzept nochmal erklären lasst, wie eben so ein Tag im Kindergarten abläuft. Gibt es einen Morgenkreis, was machen die Kinder  vor und nach der Brotzeit etc. Einfach nur um Euch zu informieren, nicht um irgendetwas zu beurteilen oder anzuklagen. Vielleicht ist die Betreuung und das Angebot gar nicht so schlecht, vielleicht erzählt Euer Kind einfach wenig? Ich bin mit der Mutter von einem Kindergartenkind, das in die gleiche Kindergartengruppe wie mein Kleiner geht, befreundet. Was ich von ihr manchmal erfahre, ist auch für mich erstaunlich, da würde es schnell den Anschein erwecken, sie erlebt ganz andere Sachen als mein Sohn  ;D aber ihre Tochter erzählt eben immer viel, was sie vormittags gemacht hat, singt die Lieder aus dem Kindergarten etc.
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?