5 Jahre und die Nächte sind kompliziert !

Begonnen von Cloedje, 12. Dezember 2016, 10:23:56

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Cloedje

Liebe Mädels,
ich brauche mal Input. Vielleicht hat das ja die Eine oder die Andere hier auch schon erlebt. Unsere kleine Anna, 5 Jahre alt, hat seit einigen Wochen ein echtes Schlafproblem. Eigentlich geht sie gerne ins Bett. Klar gab es dann und wann einen Nachtschreck und manchmal mussten wir auch mit dem Lieblingskuscheltier alle Ecken nach Monstern absuchen bevor sie ruhig einschlafen konnte. Alles kein Problem. Aber seit einigen Wochen will sie nicht mehr ins Bett, hat Angst vor jedem und allem, stellt unzählige wirklich existentielle Fragen (z.B Warum können Männer keine Babies bekommen ? Wer hat den Tod erfunden ? :o :-\ ) Und in der Nacht kommt sie fast jedes Mal in unser Bett. Abends kommt sie mit 100 prozentiger Sicherheit noch mal runter und sagt, sie hat Angst. Ihr Bruder schläft im Zimmer nebenan.
Kurz und gut, es schlaucht uns alle etwas. Bei uns haben keine einschneidenden Veränderungen statt gefunden. Ich versuche, sie immer wieder zu begleiten, aber wie kann ich ihr die Angst nehmen ? Sie ist eigentlich gar kein ängstliches Kind. Und wir sind auch keine Familienbettschläfer, dementsprechend schlafen wir auch nicht gut.

Hat das jemand schonmal erlebt und wie habt ihr es gehandhabt ?

Vielen lieben Dank schonmal im Voraus.

Cloedje

guest4324

Bei meinen eigenen Kindern hatte ich das  so bisher nicht, aber ich selbst hatte als Kind eine wirklich schlimme und lang andauernde Angstphase beim Schlafen und Einschlafen.
Ich kann mich heute noch lebhaft daran erinnern. Es war eine sehr intensive Zeit in der ich zutiefst verunsichert war und nachts wirklich existentielle Ängste hatte. Einen (erkennbaren) äußeren Auslöser gab es nicht. Es ging insgesamt bestimmt über 3 Jahre (5-8 glaube ich). Anfangs jeden Tag, dann tagelang (wochenlang?) gar nicht. Meine Mutter erzählt heute noch davon. Auch für meine Eltern war es wohl wirklich eine Herausforderung. Heutzutage würde man wohl bei so einer langen Problematik zügig eine Abklärung/Therapie erwägen.
Na ja, jedenfalls das, was mir in der Zeit wirklich als einziges geholfen hat, war die Tatsache, dass meine Eltern mich immer ernst genommen haben und das Wissen, dass ich jederzeit zu ihnen konnte. Ich glaube, wenn sie irgendwie versucht hätten, mein Verhalten abzuändern oder sie mich zurückgewiesen hätten, ich hätte einen Knacks fürs Leben bekommen. Ich hatte einfach wirklich Angst um mein Leben.
Mit zunehmendem Alter habe ich mir dann eigene Strategien entwickelt, ohne Angst einzuschlafen, mich aus einem Alptraum selbst aufwecken zu lassen oder Träume im Verlauf zu beeinflussen.

Ich wünsche Euch, dass es bei Euch nur ne kurze Phase ist.  s-daumendruck

Cloedje

Liebe Hrefna,
oh man  :-[ vielen Dank für deine Antwort. Manchmal stösst man ja auch als Eltern an seine Grenzen. Ich hab leider auch manchmal das Gefühl, ich kann es nicht mehr ernst nehmen, gerade wenn oder weil der Schlaf fehlt. So lange hat das bei dir gedauert. Oh je. Ich denke, da muss ich mich mehr am Riemen reissen.


Napolitana

Die Kinder meiner Schwägerin sind schon immer sehr schwierige Schläfer gewesen, jetzt im Alter von 5 und 8 gibt es das immer wieder mal phasenweise. Und dann - ohne erkennbaren Grund - geht es wieder besser. Ich denke ihr Gehirn macht gerade eine wichtige Entwicklung und das muss sie verarbeiten.
Was Du vielleicht versuchen könntest sind Baldrian Tropfen und auf jeden Fall ruhige Beschäftigung am Abend. Wenn es Dich so sehr schlaucht, dass es an Deine Substanz geht, dann such den Kinderarzt auf.
Meine Kinder sind erst 1 und 3 und auch schlechte Schläfer. Bei der großen habe ich alles dafür getan es zu ändern und je mehr man Strategien sucht, wie sie besser schlafen könnte, desto weniger kommt man dann damit klar, wenn sie schlecht schläft.  :-[
Bei der kleinen nehme ich es einfach wie es ist, weil ich weiß es wird eines Tages besser werden und zwar von ganz alleine, und bin dadurch viel entspannter.
Blöderweise habe ich auf der Suche nach Hilfe bei der Großen genau diesen Ratschlag hier im Forum immer wieder gelesen und entsprechende Verfasser verflucht und jetzt schreib ich das gleiche  S:D
Am Ende ist alles gut!
Und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht zu Ende!

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Fliegenpilz

Ich würde "das Problem" definitiv mit einem Fachmann (Kinderarzt) besprechen - und auch keine Baldrian-Gabe einfach so durchführen.

Ich mag auch kurz erläutern wieso ...
Unsere Große war die ersten Jahre eine perfekte Schläferin, ein Traumkind der Nacht ... und von heute auf Morgen kam der Nachtschreck. Wir haben wirklich anstrengende Jahre (!!!) mittlerweile durch, wir waren im Schlaflabor, es wurde auf Epilepsie getestet, wir haben die Wohnung so sicher wie möglich gemacht (Sturzgefahr, Gefahr des Abhauens), wir haben Nächte mit zig Unterbrechungen gehabt, wir hatten ein Kind welches im Schlaf versuchte aus dem Fenster zu springen, wir hatten durch all das ein verunsichertes Geschwisterkind ...

Wir haben es immer versucht mit Humor zu nehmen, es nie ihr gegenüber mit negativen Gefühlen zu belegen, wir haben darüber gesprochen, wir haben darüber gemeinsam gelacht ... aber es hat vor allem geschlaucht. Es hat uns massiv mitgenommen - uns viel viel mehr als unsere Tochter, welche ja von den wirklichen Geschehnissen in der Nacht nichts mitbekommen hat.

Wir sind auch von Pontius zu Pilatus, wir haben Meinungen über Meinungen gehört ... und irgendwann nach dem Besuch im Schlaflabor und nach Rücksprache von drei Ärzten mit Baldrian-Kapseln gearbeitet. Der Erfolg? Mal mehr, mal weniger. Der Gedanke unsere Tochter aber konsequent damit zu füttern? Ernüchternd und doof.
Ja, Baldrian ist pflanzlich - dennoch hat es Auswirkungen auf den Körper und wir sprachen zu diesem Zeitpunkt von einer 6 - 7jährigen. Wenn die Gewöhnung da schon beginnt, wie sieht es dann in 10 Jahren aus?

Begonnen haben wir dann mit autogenem Training - und das nicht nur vor dem Schlafen sondern auch tagsüber je nach Möglichkeit, wie auch der progressiven Muskelentspannung (nach Jacobsen).
Es hilft. Nicht dauerhaft, aber es hilft. Und es gibt uns allen ein bessere Gefühl - auf vielen Ebenen. Dazu hat sie ein besseres Gefühl für ihren Körper entwickelt.
Wir schlafen alle besser, alle vier.

Unsere große Tochter passt bzgl. Nachtschreck leider in kein Raster. Sie passt vom Alter her nicht mehr in dieses. Ebenso wenig was die Häufigkeit angeht (wir hatten es ein halbes Jahr lang JEDE VERDAMMTE EINZELNE NACHT!!!). Aber wir mu(e)ss(t)en lernen damit zu leben, denn es gehört zu ihr ... und wir als Familie müssen für alle den besten Weg damit gehen.

Nimm die Angst ernst, sie ist vorhanden, sie ist für sie greifbar, schier unendlich groß, nicht zu besiegen. Du kannst ihr helfen, der Papa kann ihr helfen ... aber lasst sie bitte nicht alleine!

Fairydust

Wenn ihr im Familienbett nicht gut schlafen könnt, dann könnt ihr ihr vielleicht eine Matratze zu euch legen. Dann kann sie trotzdem in eurer Nähe sein.

Cloedje

Lieben Dank an euch.
@Fliegenpilz, das hört sich auch sehr anstrengend an. Das Problem ist die Geschichte mit den Ärzten [Login or Register] Deutschland, so habe ich das Gefühl, wird man da viel ernster genommen, wenn es um die psychische Gesundheit eines Kindes geht. Hier tut man so etwas immer als Phase ab, onwohl ich auch viel weiter gehen würde und eure Posts bestärken mich darin. Hier einen Termin zu finden ist schon allein ein Spiessrutenlauf. Sowas sollte ja nicht erst in einigen Monaten geklärt werden. Ich hab mir viel viel Zeit genommen gestern Abend, hab das Babyphone wieder aufgestellt, damit sie das Gefühl hat, dass ich sie immer hören kann. Die gestrige Abendfrage war dann übrigends : Wer hat eigentlich die Liebe erfunden ? Und das 2 Minuten vor dem schlafen. Ich glaube, ich brauche neue Kinderbücher über die existentiellen Fragen, die Kinder sich stellen können. Hat da jemand einen Tipp ?

@Napolitana : an Baldrian habe ich noch gar nicht gedacht, aber meine war, wenn ich es recht bedenke, auch nie wirklich eine super einfache Schläferin, aber es war echt auszuhalten. Wie du schon sagst, man schraubt ja auch seine eigenen Schlafbedürfnisse irgendwie runter mit den Jahren und den Erfahrungen.

@Fairydust : Das wäre ne Option, aber das würde sie nicht wollen, da hat sie ihren eigenen Kopf. Sie will ins Elternbett ins Warme, schön in die Mitte und möglichst ausbreiten, sodass sowohl der Papa als auch die Mama fast auf beiden Seiten rausfallen  s-:)


Hubs

Vieles ist aber tatsächlich "nur" eine Phase. Wenn man mitten in so einer Phase steckt, sieht die Welt aber manchmal ganz schön duster aus. Wichtig ist es dass die Kinder ernst genommen werden, mit all ihren Phasen, Ecken und Kanten, mir ihren Ängsten und Bedürfnissen. Genauso wichtig ist es die Ängste und Sorgen der Eltern ernst zu nehmen. 
Ich persönliche habe die Erfahrung gemacht, mit allem besser umgehen zu können,  was ich annehme oder es zu hinterfragen. 
Ich denke Deine Tochter steckt einfach in einem Alter, in dem sie sich für vieles interessiert,  vieles hinterfragt wobei ihr die Antworten manchmal Angst machen.
Vielleicht hilft ihr abends eine Traumreise? Mein Großer liebt so was und kann so nach einem turbulenten Tag wunderbar runter fahren.
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

Cloedje


Hubs

Traumreisen für Kinder gibt es als Bücher zu kaufen. Das Kind legt sich hin und du liest vor: dem Zuhörer wird eine Geschichte erzählt,  die er Kind in der Fantasie erlebt. Schau mal hier: [Login or Register]
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

schwalbe

Zitat von: Hubs am 13. Dezember 2016, 18:59:09
Traumreisen für Kinder gibt es als Bücher zu kaufen. Das Kind legt sich hin und du liest vor: dem Zuhörer wird eine Geschichte erzählt,  die er Kind in der Fantasie erlebt. Schau mal hier: [Login or Register]

Gibt es auch auf cd, mein Sohn liebt die. Aber ich denke,  vorlesen ist besser.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Cloedje

Oh vielen Dank liebe Mädels, hab schon mal geschaut, und muss  das gleich mal heute Abend probieren. Hört sich toll an. Das gefällt ihr bestimmt. Danke für die Seite @Hubs, da wird einem das schön erklärt.


Fliegenpilz

Zitat von: Cloedje am 13. Dezember 2016, 10:16:51@Fairydust : Das wäre ne Option, aber das würde sie nicht wollen, da hat sie ihren eigenen Kopf. Sie will ins Elternbett ins Warme, schön in die Mitte und möglichst ausbreiten, sodass sowohl der Papa als auch die Mama fast auf beiden Seiten rausfallen  s-:)

Das ist aber eine Stelle an der ihr gut ansetzen könntet - sie ist 5 Jahre alt, nicht 2 Jahre. Ihr könnt mit ihr sprechen und ihr erklären, dass ihr ihre Angst sehr ernst nehmt (nicht sagen "versteht", das bestätigt eher die Angst) und gerne gemeinsam eine Lösung finden möchtet, dass sie ihre Angst verliert und dennoch alle gut schlafen können - und das ist nun einmal nicht der Fall, wenn ein kleiner Seestern sich im elterlichen Bett befindet und die Erwachsenen sich verzweifelt an einem Stück Matratze festhalten, damit der Po nicht der Schwerkraft nach gibt und Mensch auf den Boden purzelt.

Also: Du möchtest zu Mama und Papa ins Bett, das ist okay und wir sind gerne für dich da, aber wir müssen alle schlafen - du hast Schule, wir müssen zur Arbeit. Wenn du zu uns kommst, dann entscheidest du dich bitte für eine Seite, Mama oder Papa, kuschelst dich ein und es wird weiter geschlafen.

Ansonsten kann sie sich natürlich auch Gedanken machen was noch helfen könnte gegen ihre Angst - eine aktive Mitarbeit hilft den Kindern oft auch schon sehr.