Wenn das Kind einen Makel hat...

Begonnen von Once, 06. September 2013, 21:42:25

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Once

Also: klar. Jeder liebt sein Kind so wie es ist...die Floskeln kennen wir ja alle. Und natürlich ist es auch so.
Aber mal angenommen, dass Kind hat einen angeborenen Makel oder ist anderweitig gehandicapt und andere hängen sich daran auf. Sei es durch wiederholtes darauf ansprechen, oder auch nur interessiertes nachfragen. Wie ist das für Euch? Schwer? Oder könnt ihr gut damit umgehen?

Beispiel: Wir waren heute am See mit einer befreundeten Mutter und deren Tochter, welche eine nicht übersehbare Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat (operiert, aber dennoch sichtbar).
Als eine Freundin dazu kam fragte diese ganz unverblümt ob das Kind noch weitere OP's über sich ergehen lassen würde/müsse, immerhin würde man die Fehlstellung noch viel zu deutlich sehen. An und für sich nicht weiter tragisch...aber ich merkte wie sich Widerstände in mir aufbauten.

Diese Äußerung hat an und für sich nichts Abwertendes an sich, aber ich merkte schließlich, dass ich damit überhaupt nicht umzugehen in der Lage war. Ich saß also da und folgte dem Gespräch gar nicht weiter, sondern überlegte nur noch, warum ich so ein Problem damit habe - immerhin habe ich selbst auch einen recht prägnanten Makel auf den ich immer mal wieder angesprochen werde (Feuermal am Handgelenk). Dabei ist mir bewusst geworden, dass ich solche Themen tunlichst vermeide um meinen Gegenüber nicht zu verletzen - ich würde andere Mütter nie auf die Makel ihrer Kinder ansprechen. Ich weise andere Personen generell nicht auf äußerliche Unzulänglichkeiten hin, ob zu dick, zu dünn, große Nase, schiefe Zähne, Glatze, dicken Po, Mundgeruch, Pickel - kenne aber jede Menge Personen die dies ständig und andauernd betreiben. Ganz direkt. Ich finde das schlicht unsensibel, da man nicht weiß was man womöglich anrichtet.
Dann jedoch musste ich an einen Artikel denken in dem es darum ging, dass Menschen den Blickkontakt zu Rollifahrern vermeiden - diese quasi nahezu in ihrer Existenz ausbenden. Aus Scham, Unwohlsein, Befremdlichkeit, Mitleid whatsoever...und letztlich musste ich mich fragen: geht meine Bekannte vielleicht gerade richtig mit solchen Themen um und ist meine sensible Vermeidungsstrategie vielleicht eher die eigentliche Stigmatisierung einer mit Makeln behafteten Person?

Wie seht ihr das? Wie geht ihr damit um? Und stellt Euch das Ganze mal in Bezug auf Euer Kind vor...

Zaubermaus

#1
Hallo,

mein Kleiner hatte ein Hautproblem begann mit 4 Monaten und er war ein gutes Jahr alt bis wir es im Griff hatten. Die Partie von Nase bis zur Oberlippe war offen, gerötet, nässte... was mich wirklich störte, war das mein Kind nicht mehr wahr genommen wurde, jeder guckte nur auf die Stelle, es gab sogar welche die die Stelle noch betatschen mussten  :o was noch unmöglicher war... es tat mir leid für den Kleinen er war trotzdem süß und hatte Spaß, aber es wurde oft nicht erkannt  :(.
Ich wurde natürlich angesprochen was er da hat, das ging für mich noch, weil uns irgendwie niemand helfen wollte, hoffte immer auf einen versteckten Hinweiß, der endlich helfen würde  s-:). Viiiiel schlimmer waren die Kommentare: "Oh hat er gerade gegessen?"  :P s-:) :-( Boah, das hat richtig genervt. Letztendlich hat es der Heilpraktiker richtig diagnostiziert und behandelt und wir haben Ruhe seitdem.

Ich würde niemanden so im vorbeigehen auf einen Makel wie auch immer geartet ansprechen, wenn man sich näher kennt und unterhält, würde ich wohl mal nachfragen.

LG

Solar. E

Also ich finde deine Strategie die wesentlich sympathischere bzw. finde ich, es gehört sich einfach nicht, auf jemanden loszugehen à la "Was haste denn da?" (Macht bei mir meine liebe Verwandtschaft gerne mal, wenn ich mal wieder Hautprobleme habe, DANKE, genau dann kann ich das gebrauchen  :-X)
Was den Rollifahrer angeht: da finde ich sowohl anstarren als auch krampfhaft vorbeigucken Mist. Man sollte ihn genauso behandeln wie andere auch (also wenn er gerade keine Hilfe braucht). Also sprich, ihn anschauen wenn man mit ihm spricht und ansonsten halt genauso behandeln wie andere auch.

Was das Kind angeht: Ich hab ja auch ein Kind mit einem "äußeren Makel" und ich bin einfach froh, dass dieser nicht im Gesicht, sondern am Oberkörper ist. Nicht, weil ich nicht bereit bin, freundliche Fragen zu beantworten. Aber es ist dadurch einfach nicht dauerpräsent - und dieses "Drauflospreschen", wie du es beschreibst, kommt irgendwie so "anklagend" rüber nach dem Motto "Wann lässt du das endlich operativ beheben?" und lässt dabei außer acht, dass man vielleicht schon x OPs hat machen lassen und sich das eben bisher nicht hat komplett beheben lassen. Da steckt ja dann oft schon eine lange Krankengeschichte dahinter, die eben einfach nicht ständig das Hauptthema sein soll.

Meph

ich kann dir darauf jetzt keine pauschale antwort geben...

aber jetzt in dem fall, da ihr auch alle untereinander befreundet seid- doch, da wäre es für mich absolut normal und legitim zu fragen und auch gefragt zu werden wie es weitergeht- schliesslich kennt man sich und weiss, was sache ist. Für mich scheint es in diesem Fall mit ehrlichem Interesse einherzugehen.

wir haben ja mit Freya nun auch einiges durch- und ich bin dankbar dafür, dass es freunde gibt (*auch zu bettina wink*) mit denen ich da völlig wertfrei reden kann... in der eigenen familie ist das nicht möglich, ich werde alle nase lang dazu aufgefordert, freyas eigenheiten blos nicht anzusprechen, das kind könnte sie ja wahrnehmen  s-:) :-\


Wenn sich andere dran aufhängen oder wertend werden, dann kann ich allerdings auch ziemlich direkt werden. Das dulde ich nicht (mehr) und schon garnicht vorm Kind!

Für mich ist aber tatsächlich so einiges absolut .. naja, egal? nebensächlich? normal?
Anders: was anderen ins Auge fällt nehm ich lediglich als Randnotiz wahr...
Ich hatte mal einen Chef mit Armprotese--- ist mir erst nach ein paar Tagen bewusst aufgefallen... nicht weil ich nicht hinschaue, sondern weil es für mich halt nicht wirklich was anderes als ne Brille oder ein Leberfleck im Gesicht ist. Dieses kleine Detail macht eben den Menschen für mich nicht aus.

Ich bin aber ansonsten auch ein wandelnder makel, habe unverträglichkeiten und allergien, die sich im hautbild niederschlagen, habe Übergewicht uswusf. Ist halt so, ich versuch das beste draus zu machen. Ich bin aber dankbar, dass es wirklich viele Leute gibt, die ihre "vor"urteile im Griff haben... und letztendlich: nobody is perfect und irgendein Makel, sei er nun sichtbar oder nicht, hat jeder mit sich zu tragen
das als gegeben anzunehmen und nicht in jedem Gegenüber einen Supermenschen zu sehen macht das Leben wesentlich entspannter.



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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
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Frau Wundertoll

Ich habe letztens einen ganz tollen Artikel gelesen.
Ich weiß gar nicht, ob ich den Link jetzt hier reinsetzen darf? Ich tu es einfach mal... ist ja "nur" ein toller Artikel.

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Passt vielleicht nicht 100% aufs Thema...aber dennoch irgendwie treffend, finde ich.

Mieze2909

Also diese Thema finde ich wirklich schwer.

ich selber würde bei Interesse auch nachfragen. aber ich würde erstmal fragen ob ich fragen darf. so ins haus fallen ist immer so ne sache.

wenn das kind einen markel hat sollte man es akzeptieren. es sind doch auch menschen die halt nur was besonderes an sich haben.

jonas hat eine trichterbrust...warum auch immer (liegt in keiner familie) und zwei einkerbungen im linken ohr. zur zeit noch durch blockaden 8wurden behandelt) einen schiefen kopf. mich hat bis jetzt noch nie jemand daruaf angesprochen. doch das wird noch kommen denke ich mal. durch meinen beruf sehe ich das ganze wohl etwas anders und ich glaube das macht es auch leichter mit sowas umzugehen.

was ich schlimm finde ist leuten die ein handicap haben die hilfe aufzuzwingen.

mein ex sitzt durch einen unfall im rolli. er braucht wirklich 24 std pflege. als ich mit ihm zusammen kam, sah meine mutter iwann man eine rollifahrerin und begonn einfach so ohne zu fragen ihr zu helfen. sie schob sie über die straße. sowas muss nicht sein.

was ich noch schlimm finde ist dsa angegaffe. was soll das? es sind doch nur menschen.

wie gesagt schweres thema

Bettina

Das ist wohl immer ein bisschen schwierig, wenn man den Anspruch hat, dass man nie jemandem irgendwie auch nur ansatzweise zu nah treten will oder verletzen will. Ich nehme immer erstmal an, dass andere aus Interesse fragen und da haben wir es bei uns in der Familie bisher ja "nur" mit einer anderen Hautfarbe und mit aufgekratzten und mit Pflaster verklebten Mückenstichen zu tun. Also nix wildes.

Klar nehme ich Besonderheiten wahr. Und das ist oft genug auch wichtig. Wenn ich z.B. völlig ausblende, dass meine Freundin blind ist, dann kann das in die andere Richtung schlagen und ignorant oder desinteressiert aussehen. Es ist einfach normal, dass ich bei ihr, bzw. ihnen, ich habe zwei blinde Freundinnen, auf ganz andere Dinge aufmerksam mache oder anders erkläre als wenn ich mit einer sehenden Person zu tun habe. Deshalb behandle ich sie aber trotzdem nicht anders, würde ich sagen und ich glaube kaum, dass ich mit beiden schon so viele Jahre (über 12) befreundet wäre, wenn sie das so empfinden würden.

Ja, ich nehme es wahr und ich messe dem auch Bedeutung bei, weil es nötig ist, die Person als Ganzes wahrzunehmen. Kritisch wird es dann, wenn ich sie ihrer Rechte auf Selbstbestimmung oder ihrer Meinungsfreiheit berauben würde, sie nicht ernst nehmen würde und wenn es nur durch Sprüche ist wie "Na, das kannst du ja nicht wissen, wie das ist." oder sowas. Und auch bei einer Rolli-Freundin nehme ich natürlich wahr, weil es zu ihr gehört, dass sie im Rollstuhl sitzt. Da redet man auch mal drüber, aber nicht ständig. So wie wir ja auch über Probleme von mir mal reden, aber nicht ständig und andauernd. Wenn nun jemand aber genau so eine Situation mitbekommt, wo man halt gerade drüber redet, dann kann das vielleicht für diese Person schon "zu" direkt oder offen rüber kommen. Es ist aber nur eine Momentaufnahme, nicht mehr.

Ich versuche immer, erstmal vom guten Willen auszugehen.

@Mieze: Meine Freundin (wie gesagt blind) musste mal eine Station mit der Straßenbahn fahren und den ganzen Weg zurück  laufen, weil jemand sie einfach in die Bahn geschoben hat, obwohl sie gar nicht mitfahren wollte  ;D ..... Lach-Smiley, weil sie drüber lachen kann  ;)
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Pünktchen

Hm Makel ist so eine definitionssache. Enya hat nun eine Brille und ich hab mich noch nicht dran gewöhnt. Ich werde merklich aggressiv, wenn Kinder deswegen fies zu ihr sind. Aber sie hat einen tollen Freundeskreis und deshalb seh ich da in Zukunft keine Probleme. Ich konzentriere mich darauf ihr Selbstbewusstsein zu stärken, da es immer wieder Menschen geben wird, die sie darauf ansprechen oder gar blöd anmachen werden.

Bei Benedikt ist es so eine Sache. Ihn kenn ich nur mit seinem Nierenproblem, deshalb muss ich mich nicht erst daran gewöhnen. Hier hab ich kein Problem, wenn mich jemand auf seine Narben anspricht oder mich über seine Krankheit ausfragt.


Ich denke, solange man selbst ein Problem mit dem Makel hat, wird man die Fragen und Kommentare der Mitmenschen immer als störend und unangenehm empfinden. Da man die anderen Menschen nicht selbst ändern kann sollte man an sich arbeiten.

Pünktchen

Aber

Ich kann den Satz: "Hauptsache es ist gesund!" Nicht leiden. Ich hasse ihn!

Sweety

Ich geh jetzt mal in eine andere Richtung und sage: "Na und?"

Dann wird eben darauf angesprochen. Das finde ich ganz ehrlich die bessere Variante.
Etwas Offensichtliches wird nunmal bemerkt und Menschen sind neugierig und das finde ich auch gar nicht schlimm. Es ist eine unserer schönsten Eigenschaften.

Ich finde es besser, wertfrei (!!!!!!!!!!!!!) nachzufragen, was da ist und was das nun bedeutet als krampfhaft zu versuchen, wegzugucken bzw. der Umwelt schlecht geschauspielert weiszumachen, dass man gaaaaaaaaaaaaaaaaaar nichts bemerkt hat.

Natürlich kann das nervig sein, wenn der 100. die gleiche Frage stellt - aber es gibt ja auch andere Fragen, die man 100x und öfter im Leben gestellt bekommt, ohne daraus einen moralischen Konflikt zu machen.

Ich habe übrigens kein "bemakeltes" Kind, aber einen Bruder, dem es mit Neonlettern auf die Stirn geschrieben ist, dass was im Argen liegt.

Es gibt einige wenige Menschen, die da wirklich komplett darüber hinwegsehen. Da weiß ich dann auch nicht, ob es nicht totales Desinteresse ist, aber so oder so ist es in Ordnung.
Aber die meisten Menschen bemerken es ja doch. Und dann ist man einfach neugierig. Oder sagen wir anders: interessiert. Klingt netter ;D
Die Mehrzahl jedenfalls und ich kann das nachvollziehen. Ich wäre es auch.

Und dann ist es doch 1000x besser, eine ehrliche Frage zu stellen als die ganze Zeit zu versuchen, nichts zu bemerken! Das finde ich ehrlich viel taktloser und ging uns allen (inklusive meiner Mutter) ehrlich mehr auf die Nerven als ein interessiertes: "Warum ist er so wie er ist?"

Zitat von: Pünktchen am 06. September 2013, 23:15:33
Ich denke, solange man selbst ein Problem mit dem Makel hat, wird man die Fragen und Kommentare der Mitmenschen immer als störend und unangenehm empfinden. Da man die anderen Menschen nicht selbst ändern kann sollte man an sich arbeiten.

s-daumenhoch

zuz

Schwierig. Ich persönlich würde immer abwarten, bis mir jemand von seinem "Makel" erzählen will. Erst dann würde ich auch weiter nachfragen. Manche sind ganz offen, sprechen Dinge direkt an, das finde ich immer einfacher. Aber wenn einer das nicht mag, will ich ihm das nicht aufdrängen.
Ich kenne z.B. eine gehandicapte Frau, von der ich eigentlich dachte, sie wäre extrem offen. Ich hatte sie aber dennoch noch nicht auf das Handicap angesprochen (und das auch nicht vor) Offenbar zu Recht, denn neulich erzählte sie mir, sie wäre genervt, weil fremde Kinder sie diesbezüglich ständig ausfragen würden. Einen vorsichtig zugespielten Ball wollte sie nicht annehmen, also hat sie ganz offenbar keinen Redebedarf.
Dass man das Handicap sieht, ist ihr natürlich auch klar. Aber dass man es wahrnimmt, heißt ja noch nicht, dass man auch drüber reden muss.
Ich selbst mag es übrigens auch nicht, auf irgendwelche Makel angesprochen zu werden. Entweder nehm ich sie nicht mehr wirklich wahr, dann nervt es mich, dass es offenbar für andere doch was Besonderes ist, oder ich bin selbst damit nicht im Reinen, dann will ich auch nicht draufgestoßen werden. Klar kann ich einsortieren, ob es nett gemeint ist, aber lieber wäre mir trotzdem Zurückhaltung.

Flower Eight Revival

#11
ich bin da bei sweety und meph.
mein kind hat einen makel. so what? klar werden wir manchmal von vollkommen fremde menschen gefragt. wir reargieren unterschiedlich: ist die frage hoefflich gestellt worden, antworten wir in einem kurzen satz, ohne unser kind wirklich blosszustellen. wird die frage offensichtlich nur gestellt, um ihn und uns unter umstaenden auszulachen ( ja, das merkt man schnell),  bekommen die fragesteller oft keine antwort. oder doch eine, die etwas gepfeffert sein kann.

freunde und familie...da bin ich ganz offen. wer sich dennoch daran stoert und uns bzw. mein kind schlecht behandelt, wird aus unserem leben ausgeschlossen.

mein kind ist grossartig, es gibt kein grund ihn schief anzuschauen.


ich neige nicht dazu fremde zu befragen. weil ich ihre intimitaet und privatsphaere nicht verletzen mag. ich gehe einfach davon aus, dass jeder eben mit seinem makel oder der seines kindes anders umgeht. wenn ich jemand kennen lerne, dann ist mir zunaechst wichtig eine vertrauensbasis aufzubauen. erst irgendwann ergibt sich eine unterhaltung und man oeffnet sich mir. ansonsten: mensch ist mensch.

Once

Zitat von: Pünktchen am 06. September 2013, 23:15:33
Ich denke, solange man selbst ein Problem mit dem Makel hat, wird man die Fragen und Kommentare der Mitmenschen immer als störend und unangenehm empfinden. Da man die anderen Menschen nicht selbst ändern kann sollte man an sich arbeiten.

Bei mir entdecke ich da keinen Kausalzusammenhang. Es macht mir beispielsweise nichts aus auf mein Feuermal angesprochen zu werden. Oder darauf, dass man meinem Bauch noch etwas ansieht, dass ich kürzlich noch schwanger war. Gleichzeitig merke ich aber auch: ich würde das nicht tun!

Ich glaube mein Problem damit begründet sich ebenfalls zusätzlich darin, dass mit der Mutter über das Kind gesprochen wird, während dieses zuhörte (3 Jahre), Meph. Ich denke mir: wenn sich Erwachsene schon so unsensibel daran aufhängen, wie wird es dann erst mit den Schul- oder Kitakindern.
Ferner denke ich: wenn die Mutter darüber reden möchte, dann wird sie von sich aus das Thema ansprechen (zuz!). Ich zeige lieber Mitgefühl indem ich das Thema ruhen lasse - ich kann mir immerhin denken, dass das viele Sorgen und Tränen gekostet haben muss und auch die Zukunft noch Angst bereiten wird (Mobbing). Ich möchte meinen Gegenüber damit nicht am letzten schönen Sommertag am See behelligen. Liegt mir schlicht fern. Das ist für mich keine krampfhafte Missachtung (sweety), sondern Taktgefühl.


Bettina

#13
Ich empfinde ein Schweigen aus Mitgefühl deutlich verletzender als eine Frage aus echtem Interesse. Denn in vielen Fällen .... "Mitgefühl wofür?" ... Das Kind hat eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, na und? Sie haben eine harte Zeit hinter sich und vielleicht auch noch einige schwierige Gänge vor sich, aber sonst .... Mitgefühl? Nein, ich bin da niemand, der ständig und jederzeit mitleidig neben meiner blinden Freundin sitzt und 20x während eines Besuches denkt "Oh Gott, wie schlimm. Die arme geprügelte Frau. Was hat das Schicksal ihr schlimm mitgespielt."

Respekt ja. So wie vor jedem anderen Menschen. Vieles an beiden Freundinnen bewundere ich und ich bin ehrlich froh und dankbar, weil mir dadurch, dass sie meine Freundinnen sind und ich schon so lange Teil ihres Lebens sein darf, bewusst geworden ist, dass mir jeglicher Schrecken vor Blindheit nun fehlt. Genauso wie vor manch anderer Behinderung auch. Das Leben schmeißt nahezu allen Menschen Knüppel in den Weg und nicht immer ist ein Handicap da einer der schlimmsten einer.

Fremde würde ich nun wohl auch nicht gleich mit Fragen überfallen. Aber unter Freunden sollte man sich doch soweit offen und ehrlich begegnen können, dass jemand fragt (und wenn man sich kennt und ein bisschen weiß, wie in der Familie damit umgegangen wird, auch vor dem Kind) und man auch offen sagen kann "Du, da möchte ich jetzt und hier gar nicht drüber reden." und gut ist.
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

blondchen

Sind wir nicht alle ein bisschen ... unperfekt ?  :)

ich glaube mir wäre es auch lieber direkt drauf angesprochen zu werden.
allerdings bin ich jetzt auch nicht der Mensch der sofort nachfragen würde.

was mir noch zu diesem Thema einfällt, ist, das ein sichtbarer *makel*
(doofes wort irgendwie) einfacher ist.
man sieht das da etwas anders ist.
Es geht nicht darum, wie schön ein Satz formuliert ist, sondern wie ehrlich er gemeint ist !



Mama von Prinz06 und King89

kruemel35

Ich mag es gar nicht, wenn von einem Makel gesprochen wird. Das hat sowas negatives. Wenn mir Menschen mit einer offensichtlichen Behinderung begegnen, dann werden diese von mir ganz normal behandelt, wie jeder andere auch. Dafür hab ich schon zu viele gesehen und ich lebe schließlich mit einem behinderten Mann zusammen. Und ich hoffe mal, dass ich meine Tochter auch so erziehe. Klar fragt sie, Mama was hat der Mann/Frau im Rollstuhl. Dann bekommt sie eine ehrliche Antwort und die kann auch mal heißen, ich weiss es nicht.

Once

ich finde man kann einen Menschen ganz normal behandeln (wie jeden anderen Menschen auch) ohne ihn auf das hinzuweisen was ihn von anderen unterscheidet.

Once

Krümel - da ich nicht per se von Behinderung spreche, sondern über äußerliche Makel generell (mir fällt da kein politisch korrekteres Synonym ein) brauche ich einen umfassenderen Begriff als den der Behinderung. Ich sprach hier - wie gesagt - auch von Gewichtsschwankungen (beispielsweise) oder einer prominenten Nase.

Ein Freund von mir hat einen extremen Silberblick, jeder sieht ihn. Trotzdem meine ich  wahrzunehmen, dass er nicht darauf angesprochen werden möchte. Seine ganze Körpersprache verrät das (er neigt den Kopf immer so, dass man ihn mit dem gesunden Auge anschaut und vermeidet dadurch das hin und her switchen zwischen den beiden Augen).

@Bettina: also ich hab schon Mitgefühl mit den Schicksalen mancher und wünschte mir das auch von so manch anderem. Mitgefühl und Bemitleidung sind in meinen Augen auch verschiedene Dinge. Zumindest die Art von Mitleid wie du sie darstellst unterscheidet sich doch sehr von meiner Art des Mitgefühls.

kruemel35

Once genau das hab ich auch gemeint. Wie gesagt, für mich hat das Wort Makel etwas negatives und das mag ich nicht.

Once

Zitat von: kruemel35 am 07. September 2013, 08:56:05
Once genau das hab ich auch gemeint. Wie gesagt, für mich hat das Wort Makel etwas negatives und das mag ich nicht.

Alternative?

Kathrin

Zitat von: Once am 07. September 2013, 08:45:43
ich finde man kann einen Menschen ganz normal behandeln (wie jeden anderen Menschen auch) ohne ihn auf das hinzuweisen was ihn von anderen unterscheidet.
So sehe ich das auch!
Jana - *03.03.08 - 48cm - 3810g            Joel - *23.02.04 - 53cm - 4580g

dragoness

Zitat von: Sweety am 07. September 2013, 00:58:05
Ich geh jetzt mal in eine andere Richtung und sage: "Na und?"

Dann wird eben darauf angesprochen. Das finde ich ganz ehrlich die bessere Variante.
Etwas Offensichtliches wird nunmal bemerkt und Menschen sind neugierig und das finde ich auch gar nicht schlimm. Es ist eine unserer schönsten Eigenschaften.

Ich finde es besser, wertfrei (!!!!!!!!!!!!!) nachzufragen, was da ist und was das nun bedeutet als krampfhaft zu versuchen, wegzugucken bzw. der Umwelt schlecht geschauspielert weiszumachen, dass man gaaaaaaaaaaaaaaaaaar nichts bemerkt hat.

Natürlich kann das nervig sein, wenn der 100. die gleiche Frage stellt - aber es gibt ja auch andere Fragen, die man 100x und öfter im Leben gestellt bekommt, ohne daraus einen moralischen Konflikt zu machen.

Ich habe übrigens kein "bemakeltes" Kind, aber einen Bruder, dem es mit Neonlettern auf die Stirn geschrieben ist, dass was im Argen liegt.

Es gibt einige wenige Menschen, die da wirklich komplett darüber hinwegsehen. Da weiß ich dann auch nicht, ob es nicht totales Desinteresse ist, aber so oder so ist es in Ordnung.
Aber die meisten Menschen bemerken es ja doch. Und dann ist man einfach neugierig. Oder sagen wir anders: interessiert. Klingt netter ;D
Die Mehrzahl jedenfalls und ich kann das nachvollziehen. Ich wäre es auch.

Und dann ist es doch 1000x besser, eine ehrliche Frage zu stellen als die ganze Zeit zu versuchen, nichts zu bemerken! Das finde ich ehrlich viel taktloser und ging uns allen (inklusive meiner Mutter) ehrlich mehr auf die Nerven als ein interessiertes: "Warum ist er so wie er ist?"

Zitat von: Pünktchen am 06. September 2013, 23:15:33
Ich denke, solange man selbst ein Problem mit dem Makel hat, wird man die Fragen und Kommentare der Mitmenschen immer als störend und unangenehm empfinden. Da man die anderen Menschen nicht selbst ändern kann sollte man an sich arbeiten.

s-daumenhoch

Ich muss sagen, dass ich es auch so handhabe. Wenn es mich interessiert (und zwar  weil es mich wirklich interessiert oder auch berührt), dann frage ich nach, aber schon eher bei Leuten die ich kenne. Bisher bin ich damit gut gefahren, zumindest hatte ich nicht den Eindruck, dass die Leute nicht darüber reden wollen. Ich finde es auch besser nachzufragen als hinzustarren oder eben die Person komplett ignorieren. Ist vielleicht ein hinkender Vergleich, aber wenn ich z. B. mit Gipsbein auf die Arbeit komme und niemand nachfragt, würde ich mich ernsthaft fragen, ob es den Leuten egal ist  :-\


Anne

Wenn ich jemanden mit einem "Makel" vor mir habe, denke ich erstmal gar nicht darüber nach, ob das ein Makel ist oder nicht. Es stört mich schlichtweg nicht, ob jemand zu dick ist, ein Muttermal oder sonst was hat. Ich gehe mit allen Menschen normal um, weil ich daran nichts finden kann, was es so besonders machen würde, dass man da zwangsläufig nachfragen muss: "Sag mal, was hast du denn da im Gesicht?"

Als Kind wurde ich häufig wegen meiner Neurodermitis angesprochen, die ich nur an den Ohren hatte, damals noch richtig schlimm... ich habe mir immer Ausreden einfallen lassen, weil ich mich so geschämt habe und andere haben ihren Ekel auch nicht gerade verborgen. Heute sage ich es einfach, wenn ich angesprochen werde und erkläre auch, wenn jemand nachbohrt. Weil es mir einfach egal ist, ob er aus Neugier, aus echtem Interesse oder aus Sensationslust fragt. Und wer gar nicht fragt... na und?

Beim Studium habe ich ein Mädchen kennen gelernt, die mir immer von ihrer Freundin erzählte. Weil ich Angst hatte, irgendwann mal ins Fettnäpfchen zu treten, habe ich sie einfach gefragt, ob sie damit "eine" Freundin oder "ihre" Freundin meint und ob es für sie okay ist, wenn ich so direkt nachfrage. Und das war es auch.
Generell bin ich in solchen Situaitonen immer ehrlich und sage es, wenn ich aufgeregt bin, etwas zum ersten Mal mache oder mir etwas unangenehm ist. Woher soll der Gegenüber das sonst wissen? Wenn ich ehrlich sage, dass ich nicht sicher bin, wie ich mit etwas umgehen soll, dann erspare ich mir viele komische Situationen. Und so mache ich das eben auch, wenn ich jemanden auf seinen "Makel" ansprechen möchte, wenn ich denn der Meinung bin, man muss es zwingend ansprechen. Genauso sage ich es aber auch, wenn mir etwas zu privat wird.

Aber ich gebe zu, dass ich irgendwann doch pampig werde, wenn ich zum hunderttausendsten Mal auf die schiefen Füße meiner Tochter angesprochen werde von der immer wieder gleichen Person.  S:D Wenn Fremde fragen, erkläre ich das Problem und gut ist. Was sie schließlich darüber denken, werde ich eh nicht erfahren und dann soll es mir egal sein.
Ich lege da nicht so viel Gewicht hinein, weil es in meinen Augen dazu keinen Grund gibt.

Once

#23
Danke schon mal für Eure Eindrücke. Sehr interessant wie jeder einzelne damit umgeht. Einige gehen sehr differenziert vor, bei anderen habe ich den Eindruck dass nur eine Seite der Medaille betrachtet wird - die evtl. mit einer falschen (wie ich finde) überlieferten Wertehaltung einher gehen könnte (jemand der bemitleidet wird ist schwach, wird herabgesetzt - das sehe ich nicht per se so!) die in unserer Leistungsgesellschaft kein untypisches Phänomen ist.
Auch habe ich Probleme mit dem interpretativen, populistischen Umkehrschluss:
* Ich finde es besser, wertfrei (!!!!!!!!!!!!!) nachzufragen, was da ist und was das nun bedeutet als krampfhaft zu versuchen, wegzugucken bzw. der Umwelt schlecht geschauspielert weiszumachen, dass man gaaaaaaaaaaaaaaaaaar nichts bemerkt hat.
*Ich finde es auch besser nachzufragen als hinzustarren oder eben die Person komplett ignorieren.
(sorry dass ich das jetzt mal als Beispiel angeführt habe).

Nur weil ich die Person nicht auf etwas Offensichtliches anspreche, heißt das nicht das ich gleichzeitig starre, mich nicht dafür interessiere, sie ignoriere oder so tu als hätt ich nichts bemerkt...

Aber so ist das häufig. Es gibt zwei Extreme und die Nuancen dazwischen sind häufig weniger attraktiv.Aber immerhin: Es bringt mich auf alle Fälle dazu meine ursprüngliche Einstellung und Vorgehensweise mal zu hinterfragen, wenn ich auch noch nicht so recht davon abrücken möchte.
Meine Freundin und meine Bekannte kannten sich übrigens nur flüchtig - da besteht kein persönliches Freundschaftsverhältnis. Das hätte ich noch mal anmerken sollen. Zudem hatte ich das Gefühl (nur das Gefühl, ich kann es nicht mit Sicherheit sagen), dass meine Freundin das unverblümte Nachfragen beschwerte/belastete.

ps: Krümel: ich habe gerade noch mal nach "Makel" gegoogelt und als Synonym kam direkt "Schandfleck".  :o Ich hatte den Begriff extra deshalb ausgewählt, weil ich einen Makel als eine "kleine" Unstimmigkeit bewerte. So eine Bedeutung wie die eben erwähnte wollte ich nun wirklich niemandem beimessen. Aber wie gesagt, mir fällt da andererseits irgendwie kein anderer Begriff ein.

Flower Eight Revival

#24
Dann eben "offensichtliche Abweichung von der Norm". Hört sich "politisch korrekt" an.
Mussten wir in der Vergangenheit oft anhören: ihr Kind weicht ganz offensichtlich von der Norm ab.  :P (und jedes Mal fragte ich mich: bleibt da noch Raum für Individualität? Ist aber ein anderes Thema, sorry).