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Allgemeines => Allgemein => Thema gestartet von: Once am 06. September 2013, 21:42:25

Titel: Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 06. September 2013, 21:42:25
Also: klar. Jeder liebt sein Kind so wie es ist...die Floskeln kennen wir ja alle. Und natürlich ist es auch so.
Aber mal angenommen, dass Kind hat einen angeborenen Makel oder ist anderweitig gehandicapt und andere hängen sich daran auf. Sei es durch wiederholtes darauf ansprechen, oder auch nur interessiertes nachfragen. Wie ist das für Euch? Schwer? Oder könnt ihr gut damit umgehen?

Beispiel: Wir waren heute am See mit einer befreundeten Mutter und deren Tochter, welche eine nicht übersehbare Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat (operiert, aber dennoch sichtbar).
Als eine Freundin dazu kam fragte diese ganz unverblümt ob das Kind noch weitere OP's über sich ergehen lassen würde/müsse, immerhin würde man die Fehlstellung noch viel zu deutlich sehen. An und für sich nicht weiter tragisch...aber ich merkte wie sich Widerstände in mir aufbauten.

Diese Äußerung hat an und für sich nichts Abwertendes an sich, aber ich merkte schließlich, dass ich damit überhaupt nicht umzugehen in der Lage war. Ich saß also da und folgte dem Gespräch gar nicht weiter, sondern überlegte nur noch, warum ich so ein Problem damit habe - immerhin habe ich selbst auch einen recht prägnanten Makel auf den ich immer mal wieder angesprochen werde (Feuermal am Handgelenk). Dabei ist mir bewusst geworden, dass ich solche Themen tunlichst vermeide um meinen Gegenüber nicht zu verletzen - ich würde andere Mütter nie auf die Makel ihrer Kinder ansprechen. Ich weise andere Personen generell nicht auf äußerliche Unzulänglichkeiten hin, ob zu dick, zu dünn, große Nase, schiefe Zähne, Glatze, dicken Po, Mundgeruch, Pickel - kenne aber jede Menge Personen die dies ständig und andauernd betreiben. Ganz direkt. Ich finde das schlicht unsensibel, da man nicht weiß was man womöglich anrichtet.
Dann jedoch musste ich an einen Artikel denken in dem es darum ging, dass Menschen den Blickkontakt zu Rollifahrern vermeiden - diese quasi nahezu in ihrer Existenz ausbenden. Aus Scham, Unwohlsein, Befremdlichkeit, Mitleid whatsoever...und letztlich musste ich mich fragen: geht meine Bekannte vielleicht gerade richtig mit solchen Themen um und ist meine sensible Vermeidungsstrategie vielleicht eher die eigentliche Stigmatisierung einer mit Makeln behafteten Person?

Wie seht ihr das? Wie geht ihr damit um? Und stellt Euch das Ganze mal in Bezug auf Euer Kind vor...
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Zaubermaus am 06. September 2013, 22:05:50
Hallo,

mein Kleiner hatte ein Hautproblem begann mit 4 Monaten und er war ein gutes Jahr alt bis wir es im Griff hatten. Die Partie von Nase bis zur Oberlippe war offen, gerötet, nässte... was mich wirklich störte, war das mein Kind nicht mehr wahr genommen wurde, jeder guckte nur auf die Stelle, es gab sogar welche die die Stelle noch betatschen mussten  :o was noch unmöglicher war... es tat mir leid für den Kleinen er war trotzdem süß und hatte Spaß, aber es wurde oft nicht erkannt  :(.
Ich wurde natürlich angesprochen was er da hat, das ging für mich noch, weil uns irgendwie niemand helfen wollte, hoffte immer auf einen versteckten Hinweiß, der endlich helfen würde  s-:). Viiiiel schlimmer waren die Kommentare: "Oh hat er gerade gegessen?"  :P s-:) :-( Boah, das hat richtig genervt. Letztendlich hat es der Heilpraktiker richtig diagnostiziert und behandelt und wir haben Ruhe seitdem.

Ich würde niemanden so im vorbeigehen auf einen Makel wie auch immer geartet ansprechen, wenn man sich näher kennt und unterhält, würde ich wohl mal nachfragen.

LG
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Solar. E am 06. September 2013, 22:14:16
Also ich finde deine Strategie die wesentlich sympathischere bzw. finde ich, es gehört sich einfach nicht, auf jemanden loszugehen à la "Was haste denn da?" (Macht bei mir meine liebe Verwandtschaft gerne mal, wenn ich mal wieder Hautprobleme habe, DANKE, genau dann kann ich das gebrauchen  :-X)
Was den Rollifahrer angeht: da finde ich sowohl anstarren als auch krampfhaft vorbeigucken Mist. Man sollte ihn genauso behandeln wie andere auch (also wenn er gerade keine Hilfe braucht). Also sprich, ihn anschauen wenn man mit ihm spricht und ansonsten halt genauso behandeln wie andere auch.

Was das Kind angeht: Ich hab ja auch ein Kind mit einem "äußeren Makel" und ich bin einfach froh, dass dieser nicht im Gesicht, sondern am Oberkörper ist. Nicht, weil ich nicht bereit bin, freundliche Fragen zu beantworten. Aber es ist dadurch einfach nicht dauerpräsent - und dieses "Drauflospreschen", wie du es beschreibst, kommt irgendwie so "anklagend" rüber nach dem Motto "Wann lässt du das endlich operativ beheben?" und lässt dabei außer acht, dass man vielleicht schon x OPs hat machen lassen und sich das eben bisher nicht hat komplett beheben lassen. Da steckt ja dann oft schon eine lange Krankengeschichte dahinter, die eben einfach nicht ständig das Hauptthema sein soll.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Meph am 06. September 2013, 22:17:18
ich kann dir darauf jetzt keine pauschale antwort geben...

aber jetzt in dem fall, da ihr auch alle untereinander befreundet seid- doch, da wäre es für mich absolut normal und legitim zu fragen und auch gefragt zu werden wie es weitergeht- schliesslich kennt man sich und weiss, was sache ist. Für mich scheint es in diesem Fall mit ehrlichem Interesse einherzugehen.

wir haben ja mit Freya nun auch einiges durch- und ich bin dankbar dafür, dass es freunde gibt (*auch zu bettina wink*) mit denen ich da völlig wertfrei reden kann... in der eigenen familie ist das nicht möglich, ich werde alle nase lang dazu aufgefordert, freyas eigenheiten blos nicht anzusprechen, das kind könnte sie ja wahrnehmen  s-:) :-\


Wenn sich andere dran aufhängen oder wertend werden, dann kann ich allerdings auch ziemlich direkt werden. Das dulde ich nicht (mehr) und schon garnicht vorm Kind!

Für mich ist aber tatsächlich so einiges absolut .. naja, egal? nebensächlich? normal?
Anders: was anderen ins Auge fällt nehm ich lediglich als Randnotiz wahr...
Ich hatte mal einen Chef mit Armprotese--- ist mir erst nach ein paar Tagen bewusst aufgefallen... nicht weil ich nicht hinschaue, sondern weil es für mich halt nicht wirklich was anderes als ne Brille oder ein Leberfleck im Gesicht ist. Dieses kleine Detail macht eben den Menschen für mich nicht aus.

Ich bin aber ansonsten auch ein wandelnder makel, habe unverträglichkeiten und allergien, die sich im hautbild niederschlagen, habe Übergewicht uswusf. Ist halt so, ich versuch das beste draus zu machen. Ich bin aber dankbar, dass es wirklich viele Leute gibt, die ihre "vor"urteile im Griff haben... und letztendlich: nobody is perfect und irgendein Makel, sei er nun sichtbar oder nicht, hat jeder mit sich zu tragen
das als gegeben anzunehmen und nicht in jedem Gegenüber einen Supermenschen zu sehen macht das Leben wesentlich entspannter.



Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Frau Wundertoll am 06. September 2013, 22:24:38
Ich habe letztens einen ganz tollen Artikel gelesen.
Ich weiß gar nicht, ob ich den Link jetzt hier reinsetzen darf? Ich tu es einfach mal... ist ja "nur" ein toller Artikel.

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Passt vielleicht nicht 100% aufs Thema...aber dennoch irgendwie treffend, finde ich.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Mieze2909 am 06. September 2013, 22:51:17
Also diese Thema finde ich wirklich schwer.

ich selber würde bei Interesse auch nachfragen. aber ich würde erstmal fragen ob ich fragen darf. so ins haus fallen ist immer so ne sache.

wenn das kind einen markel hat sollte man es akzeptieren. es sind doch auch menschen die halt nur was besonderes an sich haben.

jonas hat eine trichterbrust...warum auch immer (liegt in keiner familie) und zwei einkerbungen im linken ohr. zur zeit noch durch blockaden 8wurden behandelt) einen schiefen kopf. mich hat bis jetzt noch nie jemand daruaf angesprochen. doch das wird noch kommen denke ich mal. durch meinen beruf sehe ich das ganze wohl etwas anders und ich glaube das macht es auch leichter mit sowas umzugehen.

was ich schlimm finde ist leuten die ein handicap haben die hilfe aufzuzwingen.

mein ex sitzt durch einen unfall im rolli. er braucht wirklich 24 std pflege. als ich mit ihm zusammen kam, sah meine mutter iwann man eine rollifahrerin und begonn einfach so ohne zu fragen ihr zu helfen. sie schob sie über die straße. sowas muss nicht sein.

was ich noch schlimm finde ist dsa angegaffe. was soll das? es sind doch nur menschen.

wie gesagt schweres thema
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Bettina am 06. September 2013, 23:09:14
Das ist wohl immer ein bisschen schwierig, wenn man den Anspruch hat, dass man nie jemandem irgendwie auch nur ansatzweise zu nah treten will oder verletzen will. Ich nehme immer erstmal an, dass andere aus Interesse fragen und da haben wir es bei uns in der Familie bisher ja "nur" mit einer anderen Hautfarbe und mit aufgekratzten und mit Pflaster verklebten Mückenstichen zu tun. Also nix wildes.

Klar nehme ich Besonderheiten wahr. Und das ist oft genug auch wichtig. Wenn ich z.B. völlig ausblende, dass meine Freundin blind ist, dann kann das in die andere Richtung schlagen und ignorant oder desinteressiert aussehen. Es ist einfach normal, dass ich bei ihr, bzw. ihnen, ich habe zwei blinde Freundinnen, auf ganz andere Dinge aufmerksam mache oder anders erkläre als wenn ich mit einer sehenden Person zu tun habe. Deshalb behandle ich sie aber trotzdem nicht anders, würde ich sagen und ich glaube kaum, dass ich mit beiden schon so viele Jahre (über 12) befreundet wäre, wenn sie das so empfinden würden.

Ja, ich nehme es wahr und ich messe dem auch Bedeutung bei, weil es nötig ist, die Person als Ganzes wahrzunehmen. Kritisch wird es dann, wenn ich sie ihrer Rechte auf Selbstbestimmung oder ihrer Meinungsfreiheit berauben würde, sie nicht ernst nehmen würde und wenn es nur durch Sprüche ist wie "Na, das kannst du ja nicht wissen, wie das ist." oder sowas. Und auch bei einer Rolli-Freundin nehme ich natürlich wahr, weil es zu ihr gehört, dass sie im Rollstuhl sitzt. Da redet man auch mal drüber, aber nicht ständig. So wie wir ja auch über Probleme von mir mal reden, aber nicht ständig und andauernd. Wenn nun jemand aber genau so eine Situation mitbekommt, wo man halt gerade drüber redet, dann kann das vielleicht für diese Person schon "zu" direkt oder offen rüber kommen. Es ist aber nur eine Momentaufnahme, nicht mehr.

Ich versuche immer, erstmal vom guten Willen auszugehen.

@Mieze: Meine Freundin (wie gesagt blind) musste mal eine Station mit der Straßenbahn fahren und den ganzen Weg zurück  laufen, weil jemand sie einfach in die Bahn geschoben hat, obwohl sie gar nicht mitfahren wollte  ;D ..... Lach-Smiley, weil sie drüber lachen kann  ;)
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Pünktchen am 06. September 2013, 23:15:33
Hm Makel ist so eine definitionssache. Enya hat nun eine Brille und ich hab mich noch nicht dran gewöhnt. Ich werde merklich aggressiv, wenn Kinder deswegen fies zu ihr sind. Aber sie hat einen tollen Freundeskreis und deshalb seh ich da in Zukunft keine Probleme. Ich konzentriere mich darauf ihr Selbstbewusstsein zu stärken, da es immer wieder Menschen geben wird, die sie darauf ansprechen oder gar blöd anmachen werden.

Bei Benedikt ist es so eine Sache. Ihn kenn ich nur mit seinem Nierenproblem, deshalb muss ich mich nicht erst daran gewöhnen. Hier hab ich kein Problem, wenn mich jemand auf seine Narben anspricht oder mich über seine Krankheit ausfragt.


Ich denke, solange man selbst ein Problem mit dem Makel hat, wird man die Fragen und Kommentare der Mitmenschen immer als störend und unangenehm empfinden. Da man die anderen Menschen nicht selbst ändern kann sollte man an sich arbeiten.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Pünktchen am 06. September 2013, 23:17:53
Aber

Ich kann den Satz: "Hauptsache es ist gesund!" Nicht leiden. Ich hasse ihn!
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Sweety am 07. September 2013, 00:58:05
Ich geh jetzt mal in eine andere Richtung und sage: "Na und?"

Dann wird eben darauf angesprochen. Das finde ich ganz ehrlich die bessere Variante.
Etwas Offensichtliches wird nunmal bemerkt und Menschen sind neugierig und das finde ich auch gar nicht schlimm. Es ist eine unserer schönsten Eigenschaften.

Ich finde es besser, wertfrei (!!!!!!!!!!!!!) nachzufragen, was da ist und was das nun bedeutet als krampfhaft zu versuchen, wegzugucken bzw. der Umwelt schlecht geschauspielert weiszumachen, dass man gaaaaaaaaaaaaaaaaaar nichts bemerkt hat.

Natürlich kann das nervig sein, wenn der 100. die gleiche Frage stellt - aber es gibt ja auch andere Fragen, die man 100x und öfter im Leben gestellt bekommt, ohne daraus einen moralischen Konflikt zu machen.

Ich habe übrigens kein "bemakeltes" Kind, aber einen Bruder, dem es mit Neonlettern auf die Stirn geschrieben ist, dass was im Argen liegt.

Es gibt einige wenige Menschen, die da wirklich komplett darüber hinwegsehen. Da weiß ich dann auch nicht, ob es nicht totales Desinteresse ist, aber so oder so ist es in Ordnung.
Aber die meisten Menschen bemerken es ja doch. Und dann ist man einfach neugierig. Oder sagen wir anders: interessiert. Klingt netter ;D
Die Mehrzahl jedenfalls und ich kann das nachvollziehen. Ich wäre es auch.

Und dann ist es doch 1000x besser, eine ehrliche Frage zu stellen als die ganze Zeit zu versuchen, nichts zu bemerken! Das finde ich ehrlich viel taktloser und ging uns allen (inklusive meiner Mutter) ehrlich mehr auf die Nerven als ein interessiertes: "Warum ist er so wie er ist?"

Zitat von: Pünktchen am 06. September 2013, 23:15:33
Ich denke, solange man selbst ein Problem mit dem Makel hat, wird man die Fragen und Kommentare der Mitmenschen immer als störend und unangenehm empfinden. Da man die anderen Menschen nicht selbst ändern kann sollte man an sich arbeiten.

s-daumenhoch
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: zuz am 07. September 2013, 03:15:47
Schwierig. Ich persönlich würde immer abwarten, bis mir jemand von seinem "Makel" erzählen will. Erst dann würde ich auch weiter nachfragen. Manche sind ganz offen, sprechen Dinge direkt an, das finde ich immer einfacher. Aber wenn einer das nicht mag, will ich ihm das nicht aufdrängen.
Ich kenne z.B. eine gehandicapte Frau, von der ich eigentlich dachte, sie wäre extrem offen. Ich hatte sie aber dennoch noch nicht auf das Handicap angesprochen (und das auch nicht vor) Offenbar zu Recht, denn neulich erzählte sie mir, sie wäre genervt, weil fremde Kinder sie diesbezüglich ständig ausfragen würden. Einen vorsichtig zugespielten Ball wollte sie nicht annehmen, also hat sie ganz offenbar keinen Redebedarf.
Dass man das Handicap sieht, ist ihr natürlich auch klar. Aber dass man es wahrnimmt, heißt ja noch nicht, dass man auch drüber reden muss.
Ich selbst mag es übrigens auch nicht, auf irgendwelche Makel angesprochen zu werden. Entweder nehm ich sie nicht mehr wirklich wahr, dann nervt es mich, dass es offenbar für andere doch was Besonderes ist, oder ich bin selbst damit nicht im Reinen, dann will ich auch nicht draufgestoßen werden. Klar kann ich einsortieren, ob es nett gemeint ist, aber lieber wäre mir trotzdem Zurückhaltung.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Flower Eight Revival am 07. September 2013, 06:21:24
ich bin da bei sweety und meph.
mein kind hat einen makel. so what? klar werden wir manchmal von vollkommen fremde menschen gefragt. wir reargieren unterschiedlich: ist die frage hoefflich gestellt worden, antworten wir in einem kurzen satz, ohne unser kind wirklich blosszustellen. wird die frage offensichtlich nur gestellt, um ihn und uns unter umstaenden auszulachen ( ja, das merkt man schnell),  bekommen die fragesteller oft keine antwort. oder doch eine, die etwas gepfeffert sein kann.

freunde und familie...da bin ich ganz offen. wer sich dennoch daran stoert und uns bzw. mein kind schlecht behandelt, wird aus unserem leben ausgeschlossen.

mein kind ist grossartig, es gibt kein grund ihn schief anzuschauen.


ich neige nicht dazu fremde zu befragen. weil ich ihre intimitaet und privatsphaere nicht verletzen mag. ich gehe einfach davon aus, dass jeder eben mit seinem makel oder der seines kindes anders umgeht. wenn ich jemand kennen lerne, dann ist mir zunaechst wichtig eine vertrauensbasis aufzubauen. erst irgendwann ergibt sich eine unterhaltung und man oeffnet sich mir. ansonsten: mensch ist mensch.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 08:16:14
Zitat von: Pünktchen am 06. September 2013, 23:15:33
Ich denke, solange man selbst ein Problem mit dem Makel hat, wird man die Fragen und Kommentare der Mitmenschen immer als störend und unangenehm empfinden. Da man die anderen Menschen nicht selbst ändern kann sollte man an sich arbeiten.

Bei mir entdecke ich da keinen Kausalzusammenhang. Es macht mir beispielsweise nichts aus auf mein Feuermal angesprochen zu werden. Oder darauf, dass man meinem Bauch noch etwas ansieht, dass ich kürzlich noch schwanger war. Gleichzeitig merke ich aber auch: ich würde das nicht tun!

Ich glaube mein Problem damit begründet sich ebenfalls zusätzlich darin, dass mit der Mutter über das Kind gesprochen wird, während dieses zuhörte (3 Jahre), Meph. Ich denke mir: wenn sich Erwachsene schon so unsensibel daran aufhängen, wie wird es dann erst mit den Schul- oder Kitakindern.
Ferner denke ich: wenn die Mutter darüber reden möchte, dann wird sie von sich aus das Thema ansprechen (zuz!). Ich zeige lieber Mitgefühl indem ich das Thema ruhen lasse - ich kann mir immerhin denken, dass das viele Sorgen und Tränen gekostet haben muss und auch die Zukunft noch Angst bereiten wird (Mobbing). Ich möchte meinen Gegenüber damit nicht am letzten schönen Sommertag am See behelligen. Liegt mir schlicht fern. Das ist für mich keine krampfhafte Missachtung (sweety), sondern Taktgefühl.

Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Bettina am 07. September 2013, 08:25:58
Ich empfinde ein Schweigen aus Mitgefühl deutlich verletzender als eine Frage aus echtem Interesse. Denn in vielen Fällen .... "Mitgefühl wofür?" ... Das Kind hat eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, na und? Sie haben eine harte Zeit hinter sich und vielleicht auch noch einige schwierige Gänge vor sich, aber sonst .... Mitgefühl? Nein, ich bin da niemand, der ständig und jederzeit mitleidig neben meiner blinden Freundin sitzt und 20x während eines Besuches denkt "Oh Gott, wie schlimm. Die arme geprügelte Frau. Was hat das Schicksal ihr schlimm mitgespielt."

Respekt ja. So wie vor jedem anderen Menschen. Vieles an beiden Freundinnen bewundere ich und ich bin ehrlich froh und dankbar, weil mir dadurch, dass sie meine Freundinnen sind und ich schon so lange Teil ihres Lebens sein darf, bewusst geworden ist, dass mir jeglicher Schrecken vor Blindheit nun fehlt. Genauso wie vor manch anderer Behinderung auch. Das Leben schmeißt nahezu allen Menschen Knüppel in den Weg und nicht immer ist ein Handicap da einer der schlimmsten einer.

Fremde würde ich nun wohl auch nicht gleich mit Fragen überfallen. Aber unter Freunden sollte man sich doch soweit offen und ehrlich begegnen können, dass jemand fragt (und wenn man sich kennt und ein bisschen weiß, wie in der Familie damit umgegangen wird, auch vor dem Kind) und man auch offen sagen kann "Du, da möchte ich jetzt und hier gar nicht drüber reden." und gut ist.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: blondchen am 07. September 2013, 08:36:13
Sind wir nicht alle ein bisschen ... unperfekt ?  :)

ich glaube mir wäre es auch lieber direkt drauf angesprochen zu werden.
allerdings bin ich jetzt auch nicht der Mensch der sofort nachfragen würde.

was mir noch zu diesem Thema einfällt, ist, das ein sichtbarer *makel*
(doofes wort irgendwie) einfacher ist.
man sieht das da etwas anders ist.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: kruemel35 am 07. September 2013, 08:38:52
Ich mag es gar nicht, wenn von einem Makel gesprochen wird. Das hat sowas negatives. Wenn mir Menschen mit einer offensichtlichen Behinderung begegnen, dann werden diese von mir ganz normal behandelt, wie jeder andere auch. Dafür hab ich schon zu viele gesehen und ich lebe schließlich mit einem behinderten Mann zusammen. Und ich hoffe mal, dass ich meine Tochter auch so erziehe. Klar fragt sie, Mama was hat der Mann/Frau im Rollstuhl. Dann bekommt sie eine ehrliche Antwort und die kann auch mal heißen, ich weiss es nicht.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 08:45:43
ich finde man kann einen Menschen ganz normal behandeln (wie jeden anderen Menschen auch) ohne ihn auf das hinzuweisen was ihn von anderen unterscheidet.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 08:53:47
Krümel - da ich nicht per se von Behinderung spreche, sondern über äußerliche Makel generell (mir fällt da kein politisch korrekteres Synonym ein) brauche ich einen umfassenderen Begriff als den der Behinderung. Ich sprach hier - wie gesagt - auch von Gewichtsschwankungen (beispielsweise) oder einer prominenten Nase.

Ein Freund von mir hat einen extremen Silberblick, jeder sieht ihn. Trotzdem meine ich  wahrzunehmen, dass er nicht darauf angesprochen werden möchte. Seine ganze Körpersprache verrät das (er neigt den Kopf immer so, dass man ihn mit dem gesunden Auge anschaut und vermeidet dadurch das hin und her switchen zwischen den beiden Augen).

@Bettina: also ich hab schon Mitgefühl mit den Schicksalen mancher und wünschte mir das auch von so manch anderem. Mitgefühl und Bemitleidung sind in meinen Augen auch verschiedene Dinge. Zumindest die Art von Mitleid wie du sie darstellst unterscheidet sich doch sehr von meiner Art des Mitgefühls.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: kruemel35 am 07. September 2013, 08:56:05
Once genau das hab ich auch gemeint. Wie gesagt, für mich hat das Wort Makel etwas negatives und das mag ich nicht.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 09:03:13
Zitat von: kruemel35 am 07. September 2013, 08:56:05
Once genau das hab ich auch gemeint. Wie gesagt, für mich hat das Wort Makel etwas negatives und das mag ich nicht.

Alternative?
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Kathrin am 07. September 2013, 09:19:23
Zitat von: Once am 07. September 2013, 08:45:43
ich finde man kann einen Menschen ganz normal behandeln (wie jeden anderen Menschen auch) ohne ihn auf das hinzuweisen was ihn von anderen unterscheidet.
So sehe ich das auch!
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: dragoness am 07. September 2013, 09:33:42
Zitat von: Sweety am 07. September 2013, 00:58:05
Ich geh jetzt mal in eine andere Richtung und sage: "Na und?"

Dann wird eben darauf angesprochen. Das finde ich ganz ehrlich die bessere Variante.
Etwas Offensichtliches wird nunmal bemerkt und Menschen sind neugierig und das finde ich auch gar nicht schlimm. Es ist eine unserer schönsten Eigenschaften.

Ich finde es besser, wertfrei (!!!!!!!!!!!!!) nachzufragen, was da ist und was das nun bedeutet als krampfhaft zu versuchen, wegzugucken bzw. der Umwelt schlecht geschauspielert weiszumachen, dass man gaaaaaaaaaaaaaaaaaar nichts bemerkt hat.

Natürlich kann das nervig sein, wenn der 100. die gleiche Frage stellt - aber es gibt ja auch andere Fragen, die man 100x und öfter im Leben gestellt bekommt, ohne daraus einen moralischen Konflikt zu machen.

Ich habe übrigens kein "bemakeltes" Kind, aber einen Bruder, dem es mit Neonlettern auf die Stirn geschrieben ist, dass was im Argen liegt.

Es gibt einige wenige Menschen, die da wirklich komplett darüber hinwegsehen. Da weiß ich dann auch nicht, ob es nicht totales Desinteresse ist, aber so oder so ist es in Ordnung.
Aber die meisten Menschen bemerken es ja doch. Und dann ist man einfach neugierig. Oder sagen wir anders: interessiert. Klingt netter ;D
Die Mehrzahl jedenfalls und ich kann das nachvollziehen. Ich wäre es auch.

Und dann ist es doch 1000x besser, eine ehrliche Frage zu stellen als die ganze Zeit zu versuchen, nichts zu bemerken! Das finde ich ehrlich viel taktloser und ging uns allen (inklusive meiner Mutter) ehrlich mehr auf die Nerven als ein interessiertes: "Warum ist er so wie er ist?"

Zitat von: Pünktchen am 06. September 2013, 23:15:33
Ich denke, solange man selbst ein Problem mit dem Makel hat, wird man die Fragen und Kommentare der Mitmenschen immer als störend und unangenehm empfinden. Da man die anderen Menschen nicht selbst ändern kann sollte man an sich arbeiten.

s-daumenhoch

Ich muss sagen, dass ich es auch so handhabe. Wenn es mich interessiert (und zwar  weil es mich wirklich interessiert oder auch berührt), dann frage ich nach, aber schon eher bei Leuten die ich kenne. Bisher bin ich damit gut gefahren, zumindest hatte ich nicht den Eindruck, dass die Leute nicht darüber reden wollen. Ich finde es auch besser nachzufragen als hinzustarren oder eben die Person komplett ignorieren. Ist vielleicht ein hinkender Vergleich, aber wenn ich z. B. mit Gipsbein auf die Arbeit komme und niemand nachfragt, würde ich mich ernsthaft fragen, ob es den Leuten egal ist  :-\

Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Anne am 07. September 2013, 09:45:08
Wenn ich jemanden mit einem "Makel" vor mir habe, denke ich erstmal gar nicht darüber nach, ob das ein Makel ist oder nicht. Es stört mich schlichtweg nicht, ob jemand zu dick ist, ein Muttermal oder sonst was hat. Ich gehe mit allen Menschen normal um, weil ich daran nichts finden kann, was es so besonders machen würde, dass man da zwangsläufig nachfragen muss: "Sag mal, was hast du denn da im Gesicht?"

Als Kind wurde ich häufig wegen meiner Neurodermitis angesprochen, die ich nur an den Ohren hatte, damals noch richtig schlimm... ich habe mir immer Ausreden einfallen lassen, weil ich mich so geschämt habe und andere haben ihren Ekel auch nicht gerade verborgen. Heute sage ich es einfach, wenn ich angesprochen werde und erkläre auch, wenn jemand nachbohrt. Weil es mir einfach egal ist, ob er aus Neugier, aus echtem Interesse oder aus Sensationslust fragt. Und wer gar nicht fragt... na und?

Beim Studium habe ich ein Mädchen kennen gelernt, die mir immer von ihrer Freundin erzählte. Weil ich Angst hatte, irgendwann mal ins Fettnäpfchen zu treten, habe ich sie einfach gefragt, ob sie damit "eine" Freundin oder "ihre" Freundin meint und ob es für sie okay ist, wenn ich so direkt nachfrage. Und das war es auch.
Generell bin ich in solchen Situaitonen immer ehrlich und sage es, wenn ich aufgeregt bin, etwas zum ersten Mal mache oder mir etwas unangenehm ist. Woher soll der Gegenüber das sonst wissen? Wenn ich ehrlich sage, dass ich nicht sicher bin, wie ich mit etwas umgehen soll, dann erspare ich mir viele komische Situationen. Und so mache ich das eben auch, wenn ich jemanden auf seinen "Makel" ansprechen möchte, wenn ich denn der Meinung bin, man muss es zwingend ansprechen. Genauso sage ich es aber auch, wenn mir etwas zu privat wird.

Aber ich gebe zu, dass ich irgendwann doch pampig werde, wenn ich zum hunderttausendsten Mal auf die schiefen Füße meiner Tochter angesprochen werde von der immer wieder gleichen Person.  S:D Wenn Fremde fragen, erkläre ich das Problem und gut ist. Was sie schließlich darüber denken, werde ich eh nicht erfahren und dann soll es mir egal sein.
Ich lege da nicht so viel Gewicht hinein, weil es in meinen Augen dazu keinen Grund gibt.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 10:07:15
Danke schon mal für Eure Eindrücke. Sehr interessant wie jeder einzelne damit umgeht. Einige gehen sehr differenziert vor, bei anderen habe ich den Eindruck dass nur eine Seite der Medaille betrachtet wird - die evtl. mit einer falschen (wie ich finde) überlieferten Wertehaltung einher gehen könnte (jemand der bemitleidet wird ist schwach, wird herabgesetzt - das sehe ich nicht per se so!) die in unserer Leistungsgesellschaft kein untypisches Phänomen ist.
Auch habe ich Probleme mit dem interpretativen, populistischen Umkehrschluss:
* Ich finde es besser, wertfrei (!!!!!!!!!!!!!) nachzufragen, was da ist und was das nun bedeutet als krampfhaft zu versuchen, wegzugucken bzw. der Umwelt schlecht geschauspielert weiszumachen, dass man gaaaaaaaaaaaaaaaaaar nichts bemerkt hat.
*Ich finde es auch besser nachzufragen als hinzustarren oder eben die Person komplett ignorieren.
(sorry dass ich das jetzt mal als Beispiel angeführt habe).

Nur weil ich die Person nicht auf etwas Offensichtliches anspreche, heißt das nicht das ich gleichzeitig starre, mich nicht dafür interessiere, sie ignoriere oder so tu als hätt ich nichts bemerkt...

Aber so ist das häufig. Es gibt zwei Extreme und die Nuancen dazwischen sind häufig weniger attraktiv.Aber immerhin: Es bringt mich auf alle Fälle dazu meine ursprüngliche Einstellung und Vorgehensweise mal zu hinterfragen, wenn ich auch noch nicht so recht davon abrücken möchte.
Meine Freundin und meine Bekannte kannten sich übrigens nur flüchtig - da besteht kein persönliches Freundschaftsverhältnis. Das hätte ich noch mal anmerken sollen. Zudem hatte ich das Gefühl (nur das Gefühl, ich kann es nicht mit Sicherheit sagen), dass meine Freundin das unverblümte Nachfragen beschwerte/belastete.

ps: Krümel: ich habe gerade noch mal nach "Makel" gegoogelt und als Synonym kam direkt "Schandfleck".  :o Ich hatte den Begriff extra deshalb ausgewählt, weil ich einen Makel als eine "kleine" Unstimmigkeit bewerte. So eine Bedeutung wie die eben erwähnte wollte ich nun wirklich niemandem beimessen. Aber wie gesagt, mir fällt da andererseits irgendwie kein anderer Begriff ein.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Flower Eight Revival am 07. September 2013, 10:12:40
Dann eben "offensichtliche Abweichung von der Norm". Hört sich "politisch korrekt" an.
Mussten wir in der Vergangenheit oft anhören: ihr Kind weicht ganz offensichtlich von der Norm ab.  :P (und jedes Mal fragte ich mich: bleibt da noch Raum für Individualität? Ist aber ein anderes Thema, sorry).
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Tini am 07. September 2013, 10:14:38
Für mich stellt sich anhand des Threads jetzt die Frage: was ist ein Makel (und ich mag das Wort auch überhaupt nicht)? SindÜbergewicht, X-Beine (die ich leider extrem habe), Leberflecke Makel? Da stellt sich mir dann die Frage, gibt es einen Menschen ohne Makel?

Etwas anderes sind offensichtliche Behinderungen, die in manchen Situationen eben besondere Aufmerksamkeit erfordern. Damit meine ich z.B. Rollstuhlfahrer, die evtl. in Gebäuden o.ä. Hilfe benötigen. Wenn ich helfen kann, helfe ich. Ich gucke aber nicht schief, sondern versuche ganz normal im Rahmen meiner Möglichkeiten (da ich ja eh sehr zurückhaltend und schüchtern bin) mit den Menschen umzugehen. Ich gebe zu, im Umgang mit geistig Behinderten wäre ich erstmal verunsichert. Ich habe da bisher kaum Berührung mit gehabt. Dennoch würde ich niemals starren oder nachfragen, was die Betroffene Person hat. Ich empfinde das als sehr übergriffig. Etwas anderes ist es, wenn man jemanden mit einer Behinderung oder Einschränkung näher kennenlernt, der Mensch sich einem öffnet und von selber erzählt. Dann ist das für mich völlig ok.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Flower Eight Revival am 07. September 2013, 10:17:40
Ach so: meinem Kind ist es unangenehm, wenn sich jemand über ihn unterhält und er ist dabei anwesend. Ist auch nachvollziehbar.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 10:27:20
Ich finde die Frage nicht wichtig und darauf wollte ich auch nicht hinaus, aber man kann sie natürlich stellen.
Es ging mir wirklich eher um den Umgang mit Dingen die einen Menschen offensichtlich von anderen Unterscheiden, oder anderen auch nur ins Auge fallen (Beispiel: dicker Po  - warum einen Menschen darauf hinweisen?). Wie gesagt. Ich habe zwei, drei Freunde die mit ihrer Neugier/Wertung wirklich nicht hinterm Berg halten. Bei einigen denke ich: macht der das jetzt um seine eigene Minderwertigkeit zu überspielen sprich: ich bemerke den Makel eines anderen um von meinen eigenen abzulenken, mich selbst besser zu fühlen. Bei der Person von gestern denke ich das nicht (wenngleich ich das Verhalten nach wie vor als unsensibel einstufen würde), was mich dazu brachte mich mal intensiver mit der Thematik und meiner Einstellung auseinander zu setzen.

blume: ich finde das auch unangemessen und ein Stück weit respektlos. Auch etwas, was ich nie tun würde
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Flower Eight Revival am 07. September 2013, 10:32:02
@once
tja, nur verhalten sich leider nicht alle richtig. in seiner anwesenheit wurde manchmal einfach plump gefragt "ist er doof, oder was?". wie sehr solche sachen meinen kind verletzen und wie oft er sich deswegen zurückgezogen hat, um niemanden zu zeigen, dass es ihm weh tut....wir stärken sein selbstbewusstsein, beschützen geht leider nicht.

in solche situationen fällt es mir (da ich auch sehr impulsiv bin) arg schwer mich zurückzuhalten.
aber, um missverständnisse zu vermeiden: so etwas kam selten vor und mein sohn ist ein sehr fröhlicher kleiner junge. er packt das schon.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: PeCaPe am 07. September 2013, 10:33:14
Mir ist es auch lieber, es frägt jemand, wertfrei, nach als wenn Eltern zu ihren Kindern sagen: "Die hustet, geh lieber weg."
... oder noch schlimmer, völlig danebene Äusserungen fallen zu lassen, wie z.B. "Immer dieser Raucherhusten."
Was mir früher, bei Diagnosestellung, auch weh getan hat, war Betroffenheit, dieses: ojeeee, ihr Armen, dann habt ihr ja ein schweres Leben.....

Den Satz: "Hauptsache gesund!" kann ich auch nicht hören. Das hört sich an, als wäre meine Tochter 2. Wahl.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Flower Eight Revival am 07. September 2013, 10:34:00
Zitat von: PeCaPe am 07. September 2013, 10:33:14

Was mir früher, bei Diagnosestellung, auch weg getan hat, war Betroffenheit, dieses: ojeeee, ihr Armen, dann habt ihr ja ein schweres Leben.....


au ja, gefolgt von: ihr müsst einfach überfordert sein.  s-:)
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Sweety am 07. September 2013, 12:09:17
Ich finde das Wort Makel in dem Zusammenhang schlicht praktisch und werd nun nicht meine enorme Sensibilität demonstrieren, indem ich mich daran aufhänge ;)

Once, dann bist du eine, die damit unverkrampft umgeht. Prima. Sind andere aber nicht und die sollen halt fragen.

Bei den meisten Sachen kommt es mir ja nicht in den Sinn zu fragen, weil sich ja von selbst erklärt, was es ist. Feuermal, LKG-Spalte, Silberblick... was will man da fragen? Das ist halt einfach da und man sieht, was es ist.
Wobei ich einen schielenden Kumpel auch irgendwann mal gefragt habe, wann er mich anguckt, also wie dann quasi die Kopfhaltung ist. Unsensibel? Mag sein. Aber mich hat es kirre gemacht, dass ich nie wusste, ob er mich im Gespräch anguckt oder nicht.

Dass völlig Fremde aus heiterem Himmel fragen, erlebe ich allerdings höchst selten. Da kommt doch eher die Ausblendung oder das Tuscheln über als der Kontakt mit meinem Bruder. Direkte Anfragen von Fremden quasi im Vorbeigehen in der Fußgängerzone?  Also wirklich, nein das kenne ich nicht.

Auf dem Spielplatz hingegen schon. Da gab es eben Eltern, denen war es egal oder sie waren sensibel ;D . Dann gab es die Wegrufer ("Komm da weg von DEM Kind."). Und schlussendlich haben einige wenige, die offen und unverdruckst und gewiss nicht unsensibel nachgefragt haben. Auf die Weise haben wir auch andere kennengelernt, denen es ebenso ging und manchmal ergab sich ein Austausch, der informativer war als Google :)
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Nachtvogel am 07. September 2013, 13:28:39
das große Problem ist wohl: es gibt kein richtiges oder falsches Verhalten.

Ich arbeite mit behinderten Kindern. Quer durchs Gemüsebeet, körperlich behindert, geistig behindert, beides, *nur* lernbehindert, durch Krankheit behindert (starke Epilepsie zB)...von allem was dabei.

Und Jeder geht anders damit um und jeder wünscht sich ein anderes Verhalten.

Sagen mir die einen Eltern wie furchtbar sie es finden, auf die Besonderheit ihres Kindes angesprochen zu werden sagen mir die Anderen wie sehr sie sich freuen, wenn jemand einfach offen nachfragt und Interesse zeigt.

Die Einen empfinden es als aufdringlich, die Anderen fühlen sich ignoriert, wenn man es nicht tut...
Alles dabei ;)

Es ist und bleibt also schwer und ist letztlich eine Frage der Persönlichkeit der betroffenen Personen



Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 13:33:30
Amen!

Eine sehr übergriffige Situation bekam ich einmal im Urlaub mit, als ein total entstellter kleiner Junge (offensichtlich ein Brandopfer) mit seiner Mutter im Zug saß und ein Opa zu seinem Enkel sagte: "Guck Dir das gut an, so etwas passiert wenn Du mit Feuer spielst". Mir blieb eine kleine Sekunde der Atmen weg...

Die Mutter fing an zu weinen, nachdem der Mann den Wagon mit seinem Enkel verlassen hatte. Das konnte ich gut verstehen, hätte ich wahrscheinlich auch.  :'( Armes Kind, arme Mutter! Ja, da hab ich viel Mitgefühl.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Nachtvogel am 07. September 2013, 13:38:19
 :o :o :o

bitte WAS?

ohne Worte! :o

Ich glaube, ich hätte den, selbst als komplett aussenstehende Person wohl kugelrund gemacht :-X
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Elphaba am 07. September 2013, 13:43:40
Vorne weg: das Wort "Makel" ist absolut unpassend.
Meine Kinder war vom ersten Augenblick seiner Existenz die schönste und wundervollsten Wesen dieser Welt (für mich natürlich s-:)) und auch mein Sohn, der mit einer Lippenspalte auf die Welt kam, war zu diesem Zeitpunkt auch perfekt. Er musste operiert werden, sogar ziemlich bald, weil er Probleme beim Saugen hatte, und natürlich auch damit er etwaigen Hänseleien nicht ausgeliefert sein würde aber trotzdem war und ist er perfekt sowie er ist. Wir haben auch bewusst Prae-OP Fotos an die Verwandten geschickt und er hängt auch ein Foto von ihm mit Spalte an der WAnd. Er selber geht damit völlig normal um, wenn er angesprochen wird stört ihn das nicht und uns auch nicht.

Und- die schlimmsten "Makel" sind oft auf den ersten Blick nicht sichtbar: In der Klasse von meinem Sohn ist so ein "Exemplar". Wunderhübscher Junge, oberflächlich höflich und freundlich, kaum schaut der Erwachsene weg, wickelt er Springseile um die Hälse seiner Mitschüler und zieht zu. (um nur ein Bsp zu nennen..)
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 13:54:09
der stammte noch aus einer Generation der Entemotionalisierung (2. Weltkrieg). Keine Entschuldigung, aber er hätte es wahrscheinlich schlicht nicht verstanden.

Elphaba: Alternativen dürfen gerne genannt werden. Bislang verhallten meine Fragen diesbezüglich im Nirvana...
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Flower Eight Revival am 07. September 2013, 14:00:03
Zitat von: blume8 am 07. September 2013, 10:12:40
Dann eben "offensichtliche Abweichung von der Norm".

war meine wortalternative  heute früh :) wie auch immer man es nennen mag, auch hier werden sich manche daran stören.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Once am 07. September 2013, 14:17:08
stimmt. vergessen. meinetwegen können wir diesen Begriff gerne als politisch korrektes Äquivalent etablieren. Ich habs jedenfalls nicht abwertend gemeint.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Flower Eight Revival am 07. September 2013, 14:30:16
mir persoenlich ist es egal, ob makel oder whatever als begriff genutzt wird.
aendert nicht an der tatsache: mein kind ist perfekt.  :)  ( edit: aber es stimmt schon, als sehr empfindliches thema ist es manchmal schwer die richtigen ausdruecke zu finden).
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: jewa am 07. September 2013, 14:46:34
Zitat von: blume8 am 07. September 2013, 14:30:16
mir persoenlich ist es egal, ob makel oder whatever als begriff genutzt wird.

Stimmt, denn der Ton mit dem es gesagt wird oder die (Hinter-)Gedanken machen das Wort positiv oder negativ.

Beispiele:
behindert, gehandicapt, "besonderes" Kind und dann wurde die frühere Sonderschule in Förderschule umbenannt.
Und ich bin mir relativ sicher, dass auch Förderschule irgendwann einen negativen Touch hat und umformuliert wird.
Oder "besonderes Kind" vs. "normal" (alle Kinder sind auf ihre Art etwas besonderes)

Irgendein Begriff muss ja nutzbar sein.  :-\
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: guest1707 am 07. September 2013, 14:51:59
Hm wie gehe ich damit um. Habe nun eine Weile darüber nachgedacht.

Wenn ich jemanden kenne und der "Makel" sichtbar ist und meine eigene, ich nenn es mal Neugierde, größer ist. Oder es mich halt einfach interessiert weil es zu einem Menschen gehört mit dem ich Zeit verbringe, den ich mag. dann frage ich nach. Und man merkt ja doch recht schnell während der beantwortung ob es ein Thema werden kann, oder ob ich mich einfach mit der Aussage zufrieden gebe. Man muss halt sensibel genug sein und nichtmit der Rambock durch die Haustüre und auch zuhören können wenn es zum Gespräch kommt.

Bei fremden Menschen die man im Park sieht, in der Stadt sieht einfach im öffentlichen Leben begegnet. Klar schaut man bei großen Dingen mal länger hin. Aber starren nein.

Da fällt mir gerade ein, ich hatte einen Kollegen im Kbor der hatte eine Beinprothese. Irgendwann habe ich ihn mal gefragt wie das ganze passiert ist. Und er hat es mir erzählt und meinte im Anschluss das er froh war das ich einfach so nett gefragt habe. Und nicht wie viele Kollegen es einfach übergangen habe.

Ich habe auch einen Makel..eine Narbe auf der linken Wange die nicht gerade klein ist. (Rührt von einem Hundebiss - Rottweiler). Einige Bekannte sprechen mich darauf an obwohl wir uns doch schon Jahre kennen. Sie sind auf einmal ganz bestürzt, entsetzt und fragen. Ich antworte, erkläre und ernte erstaunte Blicke. Worauf ich aber in dem zusammenhang absolut dann keine Lust habe ist diese elendige Kampfhundediskusion. das Nervt mich total ab. Da blocke ich dann bestimmt aber freundlich ab.

Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Morle am 07. September 2013, 15:11:16
Vorweg: Mein Sohn Ole hat das Angelman-Syndrom. Eine genetisch bedingte relativ schwere körperliche und geistige Behinderung. Er kann zum Beispiel nur eingeschränkt laufen, nicht sprechen(wird er auch nie lernen!) und ist für den Rest seines eben intensiv auf Hilfe angewiesen.

Ich habe kein Problem von Fremde (von Freunden eh nicht) auf seinen Makel(nutze ich jetzt ganz bewusst) angesprochen zu werden. Der Ton macht dabei die Musik. Je nach Stimmung(und Zeit) antworte ich auf die Frage "Was hat er denn?" kurz und knapp mit "Eine Behinderung, die Angelman-Syndrom heißt" oder eben mit einer ausführlicheren Erklärung. Man lernt so viele nette Leute kennen ;)
Was ich nicht mag, wenn Leute sich ein Urteil bilden ohne bescheid zu wissen und das dann auch noch in die Welt hinaus posaunen. So ist Ole z.B. sehr klein und sieht jetzt aus wie ein 4-5jähriger. Er sitzt häufiger noch im Kinderwagen, weil der für uns praktischer ist als sein Rollstuhl und er in der Innenstadt auf Kopfsteinpflaster sowieso nicht gut alleine fahren kann. Und wenn mich dann Wildfremde ansprechen mit "Sie wissen schon, dass sie ihn dazu erziehen, stinkfaul zu sein, wenn sie ihn immer noch im Wagen schieben!" gibt's meist ein weniger entspanntes "Uns da sie scheinbar alles wissen, wissen sie ja sicher auch, dass er behindert ist und daher nicht gut laufen kann, oder?"
Auffällig bei Ole ist auch sein permanenter Speichelfluss. Schlimm als ein zahnendes Baby. Da wird dann auch mal gesagt zu ihm "Mach doch mal den Mund zu Junge". Eine entsprechende Erwiderung mit "Mund(oder Klappe ;)) zu" dürft ihr euch jetzt überlegen.
Wenn jemand nicht fragen möchte ist das auch ok. Im Freundeskreis ist es natürlich komisch NIE über so was zu sprechen. Bei Fremden oder flüchtigen Bekannten natürlich nicht. Wir haben Bekannte, die wollen bei Ole gar nicht immer die neusten medizinischen Details oder Untersuchungsberichte. Sie gehen ganz toll und seiner Entwicklung entsprechend mit ihm um. Das reicht mir dann. Anderen ist es wichtig möglichst viel zu wissen. Sie fühlen sich dann auch im Umgang mit ihm sicherer. Auch das ist ok. Wenn ich etwas nicht erzählen möchte, dann sage ich das klar. Auch auf die Gefahr hin, dass es die Stimmung kaputt macht ;) Tut es in der Regel aber nicht.

Ich selbst bin bei dem Thema sehr offen. Spreche Bekannte/Freunde auch direkt drauf an. Aber es ist sicher nicht das erste was ich frage, wenn ich jemanden sehe. Starren oder Ignorieren(im Sinne von "wie Luft behandeln" sind zwei Extreme von denen ich versuche mich tunlichst fern zu halten. Mag ich bei uns auch beides nicht und gelingt mir darum auch sehr gut. Nur 1x habe ich einen anderen Jungen mit Angelman-Syndrom angestarrt. Das war aber nur pure Überraschung(und ich weiß auch nicht 100%ig oder es Angelman war, aber er war einfach so wie Ole :))
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Mondlaus am 07. September 2013, 15:56:34
Bei richtigen Auffälligkeiten oder eben Behinderungen, okay, das ist eine Sache mit dem Fragen. Der Link, der gepostet wurde - darüber, wie eine Person mit Glasknochen das sieht und was sie sich wünschen würde - den fand ich hilfreich und auch interessant. Wobei man natürlich nicht pauschalisieren kann, es gibt so viele Menschen mit verschiedenen Präferenzen, während der eine gerne drauf angesprochen wird, wäre es dem anderen unangenehm, vielleicht hilft da nur ein wenig sensitivität für die Situation, und eben die Fühler ausstrecken und schauen, dass man niemanden verletzt.

Aber bei Übergewicht, Untergewicht, krummen Nasen,  krumme Zähne, einfach nur optische Merkmale, die man als unschön ansieht, da fiele es mir niemals ein, jemanden drauf aufmerksam zu machen oder zu fragen, warum lässt du das nicht richten. Das ist jetzt nicht natürlich Neugierde, das finde ich eine Beleidigung.

Hat meine beste "Freundin" immer gemacht, als wir 14 waren, ständig hat sie mich auf meinen Makel aufmerksam gemacht "krass wie das aussieht!", letztlichwar das reine Boshaftigkeit.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Sandrine am 07. September 2013, 17:24:28
Vorweg, ich habe die anderen Antworten nicht komplett gelesen, nur die ersten überflogen.

Meine Tochter ist atypisch autistisch und hat seit zwei Jahren Diabetes. Die Diabetes sieht man, weil sie eine Insulinpumpe trägt. Auf die Pumpe wird sie oft angesprochen. Stört mich selber nicht und ich habe ihr erklärt, dass sie einfach selbstbewusst erklären soll, was das ist. Im Großen und Ganzen macht sie das auch, aber mittlerweile ist sie etwas genervt, weil sie immer wieder erklären muss und sie die Pumpe selber hasst.

Den Autismus sieht man ihr nicht an, man merkt höchstens nach einer gewissen Zeit, dass sie anders ist, aber richtig benennen kann das dann niemand.

Ich muss sagen, anfangs ist es mir sehr schwer gefallen damit umzugehen. Ich habe immer versucht komische Situationen zu überspielen und wollte auch nicht, dass jemand etwas mitbekommt.

Mittlerweile habe ich aber gelernt mit der Situation umzugehen und Antonia ist halt wie sie ist. Einige Sachen werden anderen immer seltsam vorkommen, aber ich kann es nicht ändern. Dieses Gefühl "Ich muss mich ständig vor anderen rechtfertigen" habe ich abgelegt. Ich bin stolz auf meine Tochter und wenn sie mal komische Dinge macht oder sagt, tja, dann ist das halt so.

Die Sache mit dem Ansprechen sehe ich mittlerweile auch sehr entspannt. Es war aber schon immer so, dass ich eigentlich froh darüber war, wenn mich jemand direkt und offen angesprochen hat. Da konnte ich dann auch ehrlich reden. Ganz schlimm war es, wenn hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde. Wenn Leute, die keine Ahnung haben, meinten ihren Senf dazu abgeben zu müssen.

Also, lange Rede kurzer Sinn, ich finde es gut, wenn jemand eine Frage hat, dass er mich anspricht. Die meisten, die sich bisher getraut haben, haben mich auch sofort gefragt, ob es okay ist, wenn sie mich so direkt ansprechen und die waren/sind mir immer noch am sympatischsten  :).
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Landei am 07. September 2013, 19:13:58
Seit ich 2 x wöchentl. Lymphdrainage Arm habe und somit eben auch 2 x wöchentl. mit bandagiertem Arm in KiTa/Hort aufschlage, weiß ich, wie "nervig" es sein kann, ständig (hauptsächlich von den Kindern) gefragt zu werden "Was hast Du denn gemacht?" Sage immer, daß ich Lymphdrainage hatte und jetzt einen Kompressionsverband tragen muß. Meist sind sie dann "zufrieden" mit der Erklärung. (Oder verwirrt von den Fremdwörtern?)

Im Fall LKGS, und dann noch die Tatsache, daß man sich ja sowieso kennt, finde ich die Frage nach weiteren OP's nun nicht dramatisch.
Nur bei LKGS ohne daß man sich kennt, hätte ich die Frage dann doch komisch gefunden.

Ich frage eine Bekannte, die ich nun auch bloß 3 mal im Jahr oder so persönlich treffe auch immer, ob es bei ihrem (behinderten) Sohn was Neues gibt.
Als dieser mich mal bei einem Besuch bei ihr "angestarrt" hat (also ganz dicht mit seinem Gesicht an meines und dazu wie üblich lautiert), war ich auch erst unsicher, wie ich da jetzt reagieren sollte.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Haselmaus am 07. September 2013, 19:48:15
Falls jemand Lust hat, sich auf einer etwas philosphischeren Ebene mit dem Thema zu beschäftigen, dann kann ich das Buch "Stigma" von Erving Goffman empfehlen.

Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Flower Eight Revival am 07. September 2013, 20:02:11
ein artikel der mich zu traenen geruehrt hat -wortwoertlich.  ( so viel aehnlichkeit bzgl. erlebtes mit der aussenwelt, der kampf mit den behoerden, der sxhmerz und unsicherheit, aber auch hoffnung und freude).


http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article117811603/Ach-uebrigens-mein-Kind-ist-ein-Autist.html
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: guest4324 am 07. September 2013, 20:36:09
Außerhalb meines Berufes würde ich keinen Menschen auf seine Andersartigkeit ansprechen.
Entspricht nicht meinem Naturell und wurde mir meines Wissens bisher weder als mangelndes Interesse noch als mangelndes Mitgefühl ausgelegt.

Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Nipa am 07. September 2013, 21:19:32
Ich denke das kann man alles nicht pauschal sagen.

Das Kurhaus, in dem wir waren, hatte eine extra Betreuungsgruppe für behinderte Kinder.
Somit waren sehr viele Kinder behinderte Kinder vor Ort.

Für meine Söhne absolutes Neuland. Und es war mir vorher klar, dass es zu fragen kommen wird.
So kam es dann auch. Und ich habe diese versucht zu beanworten, soweit ich das konnte.

Ich habe dabei auch festgestellt, dass man auf die betroffenen Eltern offen und freundlich zugehen kann.
Ein Mädchen hat immer in der Turnhalle geschrien, die kleineren Kinder, u.a. mein Sohn hatten davor Angst.
Ich bin da zu der Mama und hab ihr gesagt, dass unsere Kinder da immer Angst haben.
Sie hat dabei etwas den Kopf eingezogen und gedacht jetzt kommt ein ¨müsst Ihr hier sein oder so¨.
Ich sagte aber nur: ¨Kannst Du ihnen erklären warum sie das macht?¨
Und sie hat es erklärt. Ehrlicher, als ich es mich getraut hätte.
Nämlich dass das Mädel so schreit, weil sie sich freut. Und als mein Sohn fragte warum sie das nur durch schreien kann, meinte sie ¨weil sie krank im Kopf ist¨.

Dies war nur eine der Begegnungen dort. Und ich würde Leute ansprechen, wenn es zu einem Thema in meiner Familie wird und ich eine Frage nicht beantworten kann.
Ich finde dass das einen offenen, akzeptierten Umgang ausmacht.
Und die Hauptsache liegt bei ¨der Ton macht die Musik¨.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Eileen am 07. September 2013, 22:52:26
Hab jetzt nur den Eingangspost gelesen, werde morgen mal in Ruhe nachlesen.

Ich bin auch eher der Typ, der einen "Makel" erstmal nicht direkt anspricht.
Lennox hat eine Brille und musst lange ein Pflaster auf dem Auge tragen, Gott ich weiß nicht wie oft wildfremde Leute ankamen und ihn gefragt haben, was er denn da gemacht hat und ob sein Auge kaputt ist...ist wirklich hilfreich, wenn das Pflaster eh schon doof ist und Lennox sich dann auch noch wundert und denkt er hat was ganz schlimmes.

Ich finde ab und an sollte man einfach mal die Klappe halten.

In dem von dir beschriebenen Fall, finde ich es jetzt nicht ganz so tragisch, da ihr befreundet bzw. bekannt seid, da spricht man ja doch mal ganz anders über solche Themen.

Generell finde ich, wenn man ansprechen muss, dann bitte wenn das Kind nicht in hörweite ist.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: minimuck am 08. September 2013, 08:50:15
meine beiden jungs haben / hatten neurodermitis, phasenweise in extremer ausprägung. man sah es auf 10 meter entfernung. für mich war angesprochen-werden auch an der tagesordnung. und ich habe es sehr unterschiedlich erlebt. was den unterschied ausmachte, war die qualität des blicks (liebevoll, das kind hinter dem "makel" sehen wollend im gegensatz zu sensationslüsterner, blanker neugier, besserwisserei und ekel). wir hatten viele nette (flüchtige) begegnungen und haben so viele hautpflegetipps bekommen, dass man ein leben lang mit bloßem ausprobieren verbingen könnte  ;D  aber ein paar mal ist mir auch bei fremden wirklich der kragen geplatzt. das waren aber dann immer diese klar abwertenden äußerungen oder blicke ("iiih - was wollen sie mit DEM denn im hallenbad // müssten sie nicht eher im anderen wartezimmer platz nehmen?...").
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Elphaba am 08. September 2013, 11:26:53
Ich würde (in unserem Fall) das Wort "Makel" als "Normvariante" bezeichnen!
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: mausebause am 09. September 2013, 08:06:13
Ich selber würde mich bei Fremden nicht trauen zu fragen.. - sehe es aber anders wenn z.B. ein Kind neugierig ist..und ich finde es da auch so wie schon manche schrieben: der Ton macht die Musik...
Dein Beispiel Once mit dem Zugerlebnis ist da wieder das Paradebeispiel für "oh Gott wie schrecklich  :o" - sowas geht gar nicht.. :-[ :-\
Ich hatte allerdings bei meiner Großen auch schon Negativerlebnisse - zuletzt aus dem Urlaub..vorweg: ich sehe das nicht als Makel an aber Helena ist unübersehbar sehr klein für ihr Alter und dazu sehr schmal...ist halt so, wir sind beide nicht groß..
Aber gerade im letzten Urlaub hatten wir die Situation dass wir in einem Laden waren und dort eine Dame zufällig mitbekam dass mein Mann und ich uns mit Helena über die Einschulung unterhielten und unüberhörbar laut sagte sie dann "Was DIE kommt in die Schule, wie alt ist die denn so klein wie die ist?!"
Ich hätte ihr am liebsten was an den Kopf geworfen, glaubt mir.. :-\
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Lori+Annika+Nico am 09. September 2013, 13:13:04
@Nicole
ja, über das Thema "Größe" kann auch ein Lied singen. Meine beiden sind ja beide klein und zart... Nico wurde mal von so ner alten Oma als "Zwerg" tituliert! O-Ton "Na, was bist du denn für ein Zwerg!"

@Makel
Nico trägt ja täglich sein Augenpflaster. Ich kann die gaffenden Blicke auch nicht mehr ab. Meistens starren Erwachsene noch mehr als Kinder. Die finden das halt interessant, Erwachsene gucken schief, fragen auch ab und zu, ob er z. B. blind wäre  s-:) oder ein Glasauge hätte  :o war alles schon da  :P

Nico stört das Gestarre jetzt auch schon  :-\ mir tut er sehr leid, es ist sowieso schon sehr unangenehm, so ein Pflaster 5 Stunden zu tragen, aber dafür auch noch "nette" Kommentare und blicke zu kassieren, das ist echt hart  :(
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Martina am 09. September 2013, 14:15:01
...
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Sweety am 09. September 2013, 14:21:01
Es liegt auch evtl. wirklich ein bisschen im Auge (sorry für das unglückliche Wortspiel) des Betrachters und kommt eben drauf an, wie Eltern die betreffende Thematik selbst sehen.

Fiel mir auch spontan ein bei Pünktchens Aussage, dass sie eben auf die Brille der Tochter selber recht dünnhäutig reagiert und versucht, das Kind zu stärken und so weiter.
Würde mir nie in den Sinn kommen. Ich bin Brillenträgerin seit ich mit meinem Freund, dem T-Rex gemeinsam auf der Jagd war, mithin seit sehr langer Zeit. Mein Mann ist auch Brillenträger. Keinem von uns wäre es je in den Sinn gekommen, das als Makel, Behinderung oder auch nur Andersartigkeit zu sehen. Auch nicht als Kinder.
Hätte meine Mutter versucht, in Hinblick auf die Brille "mein Selbstbewusstsein zu stärken", hätte ich sie wohl ziemlich schräg angeguckt und mich gefragt, was die Alte jetzt wieder ausgebrütet hat ;D

Und so nimmt es dann wohl auch bei anderen wahr :-\
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Martina am 09. September 2013, 14:28:48
...
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: Eileen am 09. September 2013, 14:39:58
Zitat von: Martina am 09. September 2013, 14:15:01
Augenpflaster sind hier aber wirklich schon ziemlich "normal". Mir ist noch nie aufgefallen, dass Kinder die selbiges tragen angestarrt werden.  :-[

Lennox ist der Einzige in seiner Kita (150 Kinder) der ein Pflaster tragen musste.

Jetzt braucht er das Pflaster ja nicht mehr, sondern seine Brille hat eine Folie.
Die Brille war zum Beispiel nie ein Problem, im Gegenteil er sieht gut damit aus und hat nur positive Reaktionen darauf.

Allerdings wurde er letzte Woche erst von der Putzfrau in der Kita angesprochen, ob sein Auge jetzt wieder heile ist. Er hat mich angeschaut wie ein Auto.
Die meisten Leute meinen es ja gut, aber solche Fragen verunsichern ja dann doch.
Wir haben das Pflaster zum Beispiel versucht überhaupt nicht zum Thema zu machen, er musste es ja zum Schluß 4 Tage (ca. 12h) und 1 Tag frei tragen und da ist es blöd, wenn unbedachte Äußerungen kommen.

Die Brille sehe ich nicht als Makel, das Pflaster allerdings schon (nur so für mich), aber GsD nur für einen Vorrübergehenden.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: zuz am 09. September 2013, 15:00:38
Noch mal zu Dragones' Beispiel mit dem Gipsarm - das finde ich etwas ganz anderes. WEnn ich jemanden regelmäßig sehe und plötzlich hat er eine offensichtliche Verletzung, dann würde ich auch fragen, was passiert ist. Offenbar ist es ja akut, und umgekehrt würde ich DA anderen auch mangelndes Interesse unterstellen.

Ich denke, Once ging es ja eher um langfristige Dinge. Auch da ist noch mal ein Unterschied zu nicht-pathologischen Normvarianten (also z.B. die große Nase) und eben pathologischen, sagen wir Neurodermitis. Erstere würde ich never-ever ansprechen. Wozu auch? Was soll mich daran denn interessieren?

Bei Krankheiten/Behinderungen würde ich auch nicht von alleine ansprechen sondern eben abwarten, ob derjenige drüber reden will. Außer vielleicht (je nach Situation/Person/persönlicher Vertrautheit usw.) ich hab wirklich was beizutragen oder zu fragen, weil z.B. im Verwandten/Bekanntenkreis auch jemand davon betroffen ist.

Bemerkungen zum Kleinsein kenne ich auch: Du (oder besser noch: DIE) (b)ist doch noch keine xy Jahre alt?! (Z.B. beim Kartenkauf im Schwimmbad o.ä.) Da gilt auch der berühmte Ton. Warum nicht einfach: Wie alt bist Du denn?

Mich persönlich nerven, nein, stören Fragen, die unterstellen, man würde etwas aus böser Absicht machen (so wie das Beispiel mit dem Buggy und dem Verziehen), anstatt nachzufragen, warum man irgendwas tut. DAS kann dann zwar immer noch nerven, verletzt (mich) aber nicht.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: kruemel35 am 10. September 2013, 19:30:57
Zitat von: Once am 07. September 2013, 09:03:13
Zitat von: kruemel35 am 07. September 2013, 08:56:05
Once genau das hab ich auch gemeint. Wie gesagt, für mich hat das Wort Makel etwas negatives und das mag ich nicht.

Alternative?

Tut mir leid, hab es nicht eher geschafft. Es gibt nicht wirklich eine Alternative. Nur wenn ich mir die Bedeutung des Wortes im Duden anschaue, dann setzt es etwas herab.
Bei Wikipedia steht, dass es Prominente gibt, die diese "Besonderheiten" als Markenzeichen verwendet werden um die Einzigartigkeit hervorzuheben.
Jeder Mensch ist etwas besonderes und alles an ihm macht ihn einzigartig.
Titel: Antw:Wenn das Kind einen Makel hat...
Beitrag von: lotte81 am 10. September 2013, 20:04:52
Statt Makel kann man ja auch einfach das sagen, was es ist: Eine Behinderung oder eine Erkrankung oder eine Abweichung von der Norm (Größe z.b. oder Gewicht oder eine große Nase) oder eben eine Auffälligkeit..Je nachdem, was es eben ist...Aber am Ende ist es halt Wortklauberei und was once meinte war ja:Wenn ein Kind etwas hat, das (negativ) auffällt/ins Auge sticht. Wobei ich nun grad beim Ausgangsbeispiel nie davon ausgegangen wäre, dass es um ein negatives auffallen ging, bei einer Freundin würde ich aus echtem Interesse wohl genauso fragen...und an der Stelle der Mutter mich auch eher veräppelt fühlen, wenn jemand so ein Thema grundsätzlich und immer komplett ausklammert  ??? So als sei nichts .....Klar, man muss so was nicht ständig aufrollen und zum thema machen, aber hätte ein Kind von Freunden so viele OPs vor sich und meine Freundin sicher eine massive psychische Belastung und sicher auch Angst, fände ich das grundsätzlich ein wichtiges Thema....Und ich wäre auch interessiert über den Verlauf
Klar, man ist mal besser drauf , mal schlechter und will nicht von jedem Hans und Franz angequasselt werden...und unhöfliche und beleidigende Äusserungen gehen schon gar nicht....Da fehlt es vielen Menschen wohl an Sensibilität  :-X
Ich selber würde Fremde nun überhaupt nicht ansprechen....Es sei denn ist passt irgendwie situativ oder jemand braucht Hilfe.
Generell finde ich es persönlich gar nicht störend wenn Menschen was fragen.Genervt fühle ich mich von Schuldzuweisungen (zumal wenn es keinen was angeht) oder mitleidigen Äusserungen wegen etwas, das überhaupt kein Mitleid braucht (wie z.b. rote Haare....ich bin in den letzten 5 Jahren nun echt schon oft überrascht wurden, was das für manche für ein Drama zu sein scheint  :P )
Ich selber bin mal auf der Strasse von einer Frau angeschrieen wurden, weil sie DACHTE ich starre ihr Kind an. Es hatte eine offensichtliche Auffälligkeit, die ich aber von weitem nicht sehen konnte bzw für was anderes hielt  s-:) ich hab den kleinen im Vorbeilaufen angelächelt , wie man das schon mal mit Kindern macht...war ein kleiner 1jähriger Zwockel und da geht die Mutter auf mich los, ich soll ihr Kind nicht so anstarren ...auf meine Aussage, dass ich das nicht gemacht habe, meinte sie, dass das ja die SChlimmsten seien, die es nicht zugeben  ??? ??? ??? Naja, ich hab mich dann leider auf einen Streit eingelassen...Tat mir allerdings später leid, weil ich dachte, dass sie vermutlich schon einiges durchgemacht hat...Andererseits gibt ihr das nun auch nicht das Recht mich anzufahren