Sei frech, wild und wunderbar...

Begonnen von Trouble2011, 01. April 2015, 17:56:28

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Trouble2011

.. weil ich gerade über einen Beitrag gestolpert bin.

Ich erwische mich immer wieder, dass ich von meinen Kindern Regeln und Normen erwarte die sie eigentlich noch gar nicht erfüllen müssten.
Ganz oft vergesse ich, wie klein die Jungs eigentlich sind.
Vergesse dass ich als 7 jähriges Mädchen auch nicht ins Bett wollte, lieber stundenlang unter der Bettdecke gelegen hätte um mit der Taschenlampe zu lesen.

In der Schule müssen die Kinder heute leisten, zuhause müssen sie sich an Regeln halten, müssen sich benehmen, wenn wir es erwarten-
aber sind unsere Kinder heute wirklich noch Kinder?
Getreu dem Motto ..."sei wild, frech und wunderbar?"

Hand aufs Herz, erinnert ihr euch noch daran wir ihr euch gefühlt habt als Kinder und macht ihr etwas anders als eure Eltern?
Könnt ihr Fünfe gerade seien lassen und inmitten dem größten Chaos das Memory, oder das Puzzle auspacken und mit euren Kindern spielen?

Gibt es bei euch qualitativ gute und feste Familienzeiten, in denen ihr nicht ans Telefon geht, keinen Haushalt macht und es nur um eure Kinder geht?
Und wenn ja- habt ihr Tipps für mich?
Ich habe nämlich das Gefühl das es bei uns oft schlicht und ergreifend unter geht. :(

Fesa

Toller Beitrag!  s-daumenhoch

Du hast vollkommen Recht! Solche Zeiten müsste man wirklich einführen, da es schon hektisch genug im Leben der Kinder und auch der Eltern zugeht.

Aber wahrscheinlich wegen der Hektik und dem hohen Erwartungsdruck von sich selber, ist man doch bemüht, dass alles erledigt wird und es zu Hause ordentlich aussieht.
Aber manchmal müsste man wahrscheinlich wirklich das alles hinter sich lassen und sagen: " Soo, egal wie es jetzt hier aussieht, nun ist Kinderzeit!!!".

Ich glaube, dass erfordert auch viel Übung bei uns Müttern, oder? Ich hatte mal eine Zeit, da hab ich versucht, dass es nicht immer perfekt zu Hause aussehen muss. Das war vor zwei Jahren nach meiner Mutter-Kind-Kur.
Kurze Zeit hat es, glaube ich, auch geklappt. Aber leider nicht sehr lange.... :-[

Sonne1978

#2
Bei uns gibt es "meinen" Bereich und "ihren" Bereich.
In ihrem können die Kinder machen, was sie wollen. Sie können Dinge liegen lassen, was Neues anfangen usw. Ich erwarte nicht, dass das Zimmer abends picobello aufgeräumt ist. Aber während der Woche würde ich gern unfallfrei zum Kleiderschrank gelangen, um frische Wäsche einzusortieren.
In "meinem" Bereich gelten meine Regeln. Spielzeug darf mitgebracht werden, aber wird wieder weggeräumt, wenn sie fertig sind.
Lesen dürfen sie bis 20 Uhr, am Wochenende gern länger. Ich finde es gut, wenn die Mädchen Spaß am Lesen haben, daher möchte ich das nicht zu stark reglementieren.

Ansonsten gibt es hier nicht viele "Ansagen". Sie dürfen allein raus, Spielplatz z. B. oder zum Bäcker. Sehr viel Tobezeit haben sie während der Schulzeit sowieso. Sie gehen in die Nachmittagsbetreuung und toben immer draußen, wenn ich sie abhole.

Feste Familien-Auszeiten gibt es nicht. Am Wochenende spielen wir Gesellschaftsspiele, wenn die Kinder uns danach fragen, beschäftigen sich aber auch gern mit sich selbst.

Telefon muss ich nicht ausschalten. Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich telefonieren hasse ;D Smartphone und Internet nutze ich i. d. R. vormittags oder abends.

Zusammenfassend denke ich, dass weniger Regeln mehr sind.

Sweety

Hier gibt es keine Regeln, die nur für einen gelten. Generell haben wir es nicht so mit Regeln. Es gibt Verhaltensweisen, die haben sich eingeschliffen und könnten durch Gewohnheitsrecht als regelähnlich gelten. Unantastbar sind sie dennoch nicht.
Wir sind der Meinung, dass so das Leben nicht läuft. Man darf sich umentscheiden. Man darf was über den Haufen werfen. Man darf inkonsequent sein. Himmel, wenn jeder immer in allem konsequent wäre - das Leben wäre ja höllisch.

Kinderzeit extra gibt es nicht, weil sie i m m e r vorgehen. Vor allem und vor jedem. Das wirklich zu leben, hatte direkt zur Folge, dass die Kinder sehr schnell aufgehört haben, um Aufmerksamkeit zu kämpfen. Ist ja nicht mehr nötig.

Generell sind wir dabei, uns von "Aber man muss doch...", "Aber sie müssen doch auch lernen...", "Das ist eben so..." und so weiter zu lösen. Den ganzen überholten Krempel über Bord zu werfen.

Und seitdem atmen wir freier. Alle.

some&leni&ben

Wie lustig. Wir sitzen hier gerade am Abendbrottisch und Leni trinkt ausnahmsweise (weil sie ihn in der Küche gefunden hat) mit einem Strohhalm aus einem Becher. Sie fängt also an, Luft in den Strohhalm zu pusten und ich sage, dass sie damit aufhören soll.

Dann denke ich, dass man den Kindern doch heute irgendwie alles verbietet. Ich sage also, dass sie, wenn sie es so lustig findet, doch weiter in den Strohhalm pusten darf. Mein Gott, sie hat's ja vorsichtig gemacht und nicht den ganzen Saft auf dem Tisch verteilt.

Und dann mache ich EO auf und da lese ich Deinen tollen Thread :D

Sweety

Es hilft bei sowas, rigoros alles zu hinterfragen: Warum verbiete ich das jetzt eigentlich? Was ist der Grund dahinter? Muss ich das verbieten? Was ist so schlimm daran?
Selbst an einem vollgekleckerten Tisch. Der muss ja eh abgewischt werden. So dann halt drei Sekunden länger.

Will sagen: Hat man einen echten triftigen Grund? Dann kann man den in den allermeisten Fällen auch glaubhaft vermitteln. Oder melden sich da einfach alte Gewohnheiten und bislang unhinterfragte Glaubenssätze?
Das macht das Leben unglaublich spannend und entspannt zugleich. Es ist eine Reise. Und wundervoll.
Und führt einen zu ganz unerwarteten Ergebnissen manchmal. Weil man manche alten Verhaltensweisen doch beibehält. Aber dann eben bewusst. Und mit Sinn gefüllt. Was man auch wieder automatisch an die Kinder weitergibt. Nur durch Vorleben :D

Trouble2011

So geht es mir oft, liebe Some. :(

Sei leiser, deine Schwester schläft- Könnt ihr bitte das Lego aufräumen- Nein, es gibt keine Schokolade vor dem Abendessen- Zähne werden geputzt, ob ich dazu Lust habt oder nicht..
Ich könnte das unendlich erweitern und es tut mir leid.
Es tut mir so unendlich leid, weil ich eigentlich weiß wie es sich anfühlt, Regeln auferlegt zu bekommen die man oft noch nicht nachvollziehen kann, die man auch nicht befolgen will.
Und dann frage ich mich- sind es so wichtige Regeln?
Ist es so schlimm wenn das Lego noch im Wohnzimmer steht, ist es so schlimm wenn man mal die Zähne nicht geputzt hat und bin ich gleich eine schreckliche Mutter, weil ich eben doch mal Schokolade erlaube?  :-[

Fesa

Sweety: Das mit dem hinterfragen ist ein  guter Ansatz. Das werde ich mir auch mal wieder angewöhnen.  s-daumenhoch    ;)

Conni Faire

So ganz ohne Regeln wird's aber auch nicht gehen. Das ist zumindest meine Erfahrung. Aber interessant, das es scheinbar oft nur noch 0 oder 100 Prozent zu geben scheint.

Sonina

#9
Toller Thread...  ich lieb ihn jetzt schon  8) S:D 8)

Zitat von: Speranza am 01. April 2015, 17:56:28

Könnt ihr Fünfe gerade seien lassen und inmitten dem größten Chaos das Memory, oder das Puzzle auspacken und mit euren Kindern spielen?
Ohja das kann ich...  im Kinderzimmer schieb ich dann auch schon mal das Playmobil zur Seite dass wir genug Platz für die Memorykarten (oder ähnliches) haben  s-biggergrin
Zitat von: Speranza am 01. April 2015, 19:29:52


Könnt ihr bitte das Lego aufräumen-
ist das Einzige worauf ich abends besteh, weil sein quasi "Lego-Zimmer" der Durchgangsraum zur Küche ist und ich mir morgens keine kaputten Füße holen will  :P
Außerdem hat er so viele Bausätze von Chima und City um die es schade wäre, wenn die EInzelteile da verschlampt werden.


Nein, es gibt keine Schokolade vor dem Abendessen
Süßigkeiten werden hier nicht eingeteilt. Haben wir noch nie. Er hat seine Schatzkiste, die meist mit Süßkram sehr gut gefüllt ist. Den Inhalt teilt er sich selbst ein und er hält meist sehr lange. Mir ist es auch egal wenn vor dem Essen genascht wird...  er weiß, dass ich darauf bestehe dass er zu den Essenszeiten etwas isst. Klappt bislang wunderbar. Das Einzige was ich wegräumen muss sind Chips...   die würde er als vollen Mahlzeitersatz futtern  s-:)

Zähne werden geputzt, ob ich dazu Lust habt oder nicht..
Auch da bin ich sehr entspannt. Es sind seine Zähne....  wenn er möchte dass die Zahnmonster kommen und das mit großen Schaufeln oder gar Baggern, die Löcher in seine Zähne graben und er dann keine Schokolade mehr essen kann, keine Würstchen,usw. sondern nur noch Babybrei... ;D
Seitdem haben wir auch kein Problem mehr mit dem Putzen...   er sucht beim Putzen die Zahnmonster (Essensreste zw. den Zähne) und putzt ordentlich. Die Zahnärztin war bislang immer sehr zufrieden...  ;)



Zitat von: Fesa am 01. April 2015, 18:48:01
Ich glaube, dass erfordert auch viel Übung bei uns Müttern, oder? Ich hatte mal eine Zeit, da hab ich versucht, dass es nicht immer perfekt zu Hause aussehen muss.
;D Bei mir umgekehrt...   ich bin immer bemüht, dass es zu Hause halbwegs aussieht, aber bei mir darf nicht immer unangemeldet Besuch kommen.... Toben mit dem Kleinen und Spielen ist da dann doch lustiger als Hausarbeit  S:D

Zitat von: some&leni&ben am 01. April 2015, 19:21:27
Wie lustig. Wir sitzen hier gerade am Abendbrottisch und Leni trinkt ausnahmsweise (weil sie ihn in der Küche gefunden hat) mit einem Strohhalm aus einem Becher. Sie fängt also an, Luft in den Strohhalm zu pusten und ich sage, dass sie damit aufhören soll.

Wenn das Glas nur noch halb voll ist, bekommt er eine Serviette drunter und darf nach Herzenslust ins Glas pusten mit dem Strohhalm  ;D ..   und Mama macht mit ihrem Glas mit

Zitat von: Conni Faire am 01. April 2015, 19:44:18
So ganz ohne Regeln wird's aber auch nicht gehen. Das ist zumindest meine Erfahrung. Aber interessant, das es scheinbar oft nur noch 0 oder 100 Prozent zu geben scheint.
Na..  was heisst ohne Regeln... die haben wir auch...  aber wirklich nur die, die sein müssen... z.B. Müll (zB. Papier von der Schokolade) muss in den Mülleimer, die Wäsche kommt abends in den Wäschekorb, wie oben schon geschrieben, es wird zu jeder Mahlzeit etwas gegessen, und wenns nur ein paar Bissen sind, Abends nach dem Zähneputzen gibt es nur noch Wasser, Der Tisch wird nach dem Essen gemeinsam abgeräumt und sauber gemacht...   Regeln solcher Art

Ich bin da echt sehr entspannt..  kommt unerwartet Besuch muss er auch mal damit leben, dass im Wohnzimmer n Berg Wäsche zum Falten liegt, das Spielzeug überall rumliegt oder in der Küche mal ein paar Teller stehen, weil die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt ist. Es wird wieder Zeiten in meinem Leben geben, in denen ich genug Zeit damit totschlagen kann... die Kids wollen irgendwann eh nicht mehr mit Mama und Papa spielen, sondern lieber mit Freunden  :P
Und solange der Kleine mit mir spielen will, genieße ich das auch.

Mal eben Ordnung machen, saugen, wischen und Wäsche falten kann ich auch abends wenn er im Bett liegt. Sogar noch viel schneller, wenn ich meine Tätigkeiten nicht laufend unterbrechen muss, weil er mir irgendetwas zeigen möchte  ;)

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Man muss sich schon wundern, warum wir an unseren Erwartungen festhalten.
Das Erwartete ist das, was uns in der Balance hält... aufrecht... ruhig.
Was wir erwarten, ist nur der Anfang.
Das, was wir nicht erwarten ist das, was unser Leben verändert.

Trouble2011

Ich finde dass es sehr wohl etwas zwischen 0 und 100 gibt.  ???

Tini

Wir halten es ähnlich wie Sweety es beschrieben hat, allerdings mit Ausnahmen. Es gibt Regeln und die Kinder gehen nicht grundsätzlich immer vor, zumindest von der Großen erwarten wir auch schon, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten Rücksicht nimmt. Auf die Bedürfnisse ihres Bruders, aber auch auf unsere. Natürlich wissen wir, dass sie das nicht im gleichen Umfang wie ein Erwachsener kann. Tatsächlich richtet sich bei uns gerade bei der Wochenendplanung das meiste nach ihr. Wir versuchen aber auch zu vermitteln, dass wir auch Bedürfnisse haben. Dazu zählt, dass wir Erwachsenen abends auch etwas Zeit für uns allein haben möchten. Die Große darf in ihrem Zimmer wach bleiben bis sie schlafen kann, aber ab einer gewissen Zeit soll eben Ruhe einkehren.

Ich glaube schon, dass wir wenig Regeln und viel Freiheiten haben. Dennoch fällt es mir manchmal schwer, Verständnis für lautes Toben, Chaos im Zimmer usw. aufzubringen. Obwohl wir überhaupt nicht verlangen, dass in ihrem Zimmer unsere Maßstäbe herrschen. Das ist ihr Ding. Nur im Wohnzimmer gibt es eben unsere Ordnung. 
She *7/2006
He   *7/2014

Trouble2011

Wir haben auch Regeln. Sogar eine Menge und wisst ihr warum?
Weil ich immer denke, was die Leute sonst wohl denken.  :-[

Dabei sind meine Kinder alle einzigartig und wunderbar, so wie sie sind und bisher haben sie sich auch noch nie so benommen, dass sie nicht wieder kommen dürfen.
Glaube ich. :)

schwalbe

in letzter Zeit versuche ich die Erziehung lockerer zu handhaben. Ich muss leider berufsbedingt immer und überall und jederzeit ans Telefon. Sonst müsste ich meinen Job momentan an den Nagel hängen und ich liebe meinen Job. ABER, es stört sich niemand daran, wenn im Hintergrund ein Kind singt, trommelt, brüllt oder schreit. Ist hier eben so, die Kunden wissen das.

Und dafür lasse ich hier im privaten oft einfach alles liegen und wir spielen. Mir ist es auch egal, wenn das Haus im Chaos versinkt. In unserem Wohnzimmer steht seit ca 4 Wochen ein Flugzeug aus Stühlen, Fellen und Decken. Damit fliegen wir schon morgens um die Welt und Frühstücken dort. Überhaupt wird fast immer im Wohnzimmer oder draußen gespielt. Ich finde es immer ein bisschen schade, wenn E. sich in sein Zimmer verzieht (kommt aber auch selten vor).

Leider bin ich oft gestresst und dann habe ich wenig Spass am Spielen. Dann machen wir das viel zu selten. Obwohl ich weiß, dass es mir und meinem Sohn gut täte.

Was die Leute denken ist mir fast egal. Wir sind eh "Zugzogene"  :P
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Once

#14
Zitat von: some&leni&ben am 01. April 2015, 19:21:27
Ich sage also, dass sie, wenn sie es so lustig findet, doch weiter in den Strohhalm pusten darf. Mein Gott, sie hat's ja vorsichtig gemacht und nicht den ganzen Saft auf dem Tisch verteilt.

Du Erziehungs-Anarcho  ;D

Um die Frage zu beantworten: Das ist ganz mein Thema. Also ja! Ich mache mir immer wieder bewusst wie ich mich in bestimmten Situationen fühlte und setze viel daran meiner Tochter mehr Entfaltungsspielraum zu gewähren. Ich muss dazu allerdings sagen, dass ich in einem sehr rigiden Haushalt aufgewachsen bin - in dem vieles nicht erlaubt war. Bedingt durch diese Tatsache greift bei mir manchmal ein Reflex der mit der Sorge einher geht ich könne das Kind emotional verziehen/verwöhnen. Aber mittlerweile bin ich mir eigentlich sicher, dass das fast nicht möglich ist.

Also darf unsere Tochter schon mehr...(als ich). Sie darf noch in unserem Zimmer schlafen, sie darf so viel in Pfützen herumspringen wie sie lustig ist, sie darf in Maßen mit dem Essen spielen oder auch ihrer Stöckchensammelwut frönen und damit mehr oder minder wild-fuchtelnd herumlaufen. Wir sind einfach nicht so streng, selten schroff, lassen sie nie in ihrer Wut oder Trauer allein, da ich selbst bezeugen kann, dass es mir persönlich nur geschadet hat.

Es ist aber weiß Gott nicht immer so. Ich muss mich immer mal wieder zurück erinnern. Manchmal setzt die Erinnerung aber auch erst ein wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Solche Tage/Momente muss es auch (mal) geben dürfen...

Aber ich finde es gut, dass Du so einen Thread eröffnest und Dir Gedanken machst. Das ist doch schon die halbe Miete.

Sweety

#15
*notier* Schwalbe und Sonina könnt ich also auch bei mir jederzeit reinlassen ;D ;D ;D


Zitat von: Conni Faire am 01. April 2015, 19:44:18
So ganz ohne Regeln wird's aber auch nicht gehen. Das ist zumindest meine Erfahrung. Aber interessant, das es scheinbar oft nur noch 0 oder 100 Prozent zu geben scheint.

s-:)

Oh Määäänn! Conni Schätzelein, du bist beim Lesen auch digital, ne? 0 oder eins, mehr gibt's nicht.

Ich frage mich, wo immer die Regellosigkeit hergeleitet wird und - das vor allem - womit das wohl so assoziiert wird.

Zum einen schrieb ich, dass wir sehr wohl erprobte Vorgehensweisen mit Regelcharakter haben. Sie sind halt nur nicht unumstößlich. Wenn das für jemanden als Regel gilt, dann bitteschön. In dem Sinne haben wir die auch. Es scheint ja sehr wichtig zu sein, dass man sein Regelwerk vorzeigen kann, nur um zu beweisen, dass man eins hat :P

Zum zweiten schrieb hier wirklich absolut niemand, dass er daheim komplett regellos lebt. Auch ich nicht. Ich schrieb nur, dass es keine Regeln gibt, die nur für eine Seite gelten. Es gibt keine Erwachsenenregeln und keine Kinderregeln hier.
Also ist alles verhandelbar und es gilt für alle.
Das kann man von mir aus gerne Regeln nennen. Ich hab keinen Klemmer mit dem Wort. Hatte nur den Eindruck, dass damit meistens was anderes gemeint ist und hab es davon abgegrenzt.

Speranza, kümmer dich nicht um anderer Leute Elend. Du bist selber frei, wild und wunderbar. Bist du wirklich :-* :-* :-*

Vielleicht erlebst du ja ein paar angenehme Überraschungen. Ich hab ein paar Leute in real life angefixt, von denen ich das nie und nimmer erwartet hab.
Heute ist mein Großer mit "Hosenhut" in den Kindergarten gegangen: einen Hosenbund über die Stirn gezogen, die Beine waren wahlweise Pippis Zöpfe oder eine Wikingermähne. Und keiner hat doof geguckt. Als ich die Zwerge mittags abholte, hatte die halbe Gruppe die Hosen über den Köppen ;D
Nur über die kulturelle Komponente müssen wir noch reden. Mein Insistieren, dass er mit derartiger Kopfgestaltung eindeutig ein Twi'lek ist, wurde rüde zurückgewiesen. Banause der! ;D

Tu es, sei Pippi und genieß es :D

Trouble2011

:)
Es bewegt mich einfach.

Ich bin heute wie ich bin, weil ich so erzogen worden bin.
Aber wo setzt Erziehung an und wo sollten Kinder ihre eigenen Grenzen erkennen?

some&leni&ben

#17
Zitat von: Once am 01. April 2015, 20:30:56
Zitat von: some&leni&ben am 01. April 2015, 19:21:27
Ich sage also, dass sie, wenn sie es so lustig findet, doch weiter in den Strohhalm pusten darf. Mein Gott, sie hat's ja vorsichtig gemacht und nicht den ganzen Saft auf dem Tisch verteilt.

Du Erziehung-Anarcho  ;D




;D ;D

Ja ne?

;D ;D

Aber in echt: Ich greife sonst wirklich häufig "hart durch". Das liegt aber eher daran, dass Leni so ein extremer Wirbelwind ist und ich sie kaum gebändigt bekomme (andererseits, mit meinen bisherigen Erziehungsversuchen scheitere ich kläglich, vielleicht sollte ich tatsächlich einfach damit aufhören  s-:)).

Ich hab bei Dir, Sperenza, eben gelesen, dass  Deine Kinder sich (überspitzt gesagt) noch nie so benommen haben, dass sie nicht mehr wiederkommen dürfen. Ich weiß, dass ich mit Leni an vielen Orten eben NICHT gern gesehen bin, denn sie nimmt gut und gern mal die halbe Bude auseinander. Nicht absichtlich, aber irgendwas runtergeworfen (weil unachtsam dran vorbeigelaufen) wird eigentlich immer  :-\

Aber gut, ich kann mich auf den Kopf stellen, es wird mit Schimpfen ja nicht besser.  Und sie kann nichts für ihre Tollpatschigkeit. Ich warte also auf Vernunft  und tue das mir Mögliche (besuche Ergotherapien etc) und versuche, ihr Grenzen zu setzen und gehe halt nur noch dahin, wo ich noch erwünscht bin ;)

Sweety

Aber Kinder leben doch permanent fremdbestimmt. Und sie gehen damit so toll um.
So lernen sie ihre Grenzen kennen - indem sie sie überhaupt erstmal erfahren und erproben dürfen.

Hier läuft's wie bei Sonina. Selbstbestimmung ist ganz groß. Begleitet. Das hat nichts mit Faulheit und sich nicht kümmern zu tun.
Die beiden entscheiden selber, wann und wieviele Süßigkeiten sie knabbern, wann und wieviel sie fernsehen, wann und wieviel sie auf dem Tablet daddeln.
Und ja, da gibt es mal Phasen, da denk ich "Eieiei... ist DAS noch gut?"
Aber hey - so läuft das Leben. Ich hab auch keine Lust auf zugewiesene 30 Minuten TV am Tag. Es gibt Tage, da könnt ich "Vom Winde verweht" und die ganze Miniserie "Scarlett" in einem Rutsch gucken. Und dann hab ich Wochen keine Lust auf TV.

Hier in der Siedlung haben alle Kinder Tablet und dürfen TV gucken. Aber meine sind die einzigen, die unreglementiert sind. Und es sind wunderlicherweise die einzigen, die das tun, was wir Erwachsenen "das Maß halten" nennen.
Weil sie sich ausprobieren durften. Weil sie ihre eigenen Grenzen erfahren dürfen.

Und ja, es gibt Tage, bei denen wird es mir zuviel. Das kommunizier ich dann. Und verstecke mich nicht hinter "Aber das ist nicht gut für euch", sondern "Ich kann das gerade nicht gut ertragen, dass ihr soviel Knabberkram in euch reinstopft". Und es ist kein Problem.  Nie.
Kein Machtkampf.

Speranza, vertrau euch und vertrau euren Kindern. Die sind schon soooo kompetent. Lass es sie bleiben ;)

Once

Erziehung oder familiäre Sozialisation gestaltet sich ja zum Glück nicht nur durch Regeln sondern definiert seine Grundpfeiler fast eher non-verbal.

Ich denke auch schon, dass es ein gesundes Maß an Grenzen geben sollte - aber eben möglichst wenig invasiv und (viel wichtiger) immer basierend auf dem Fundament (liebevoller) elterlicher  Zuwendung. Wenn diese erstmal gegeben ist, dann können Kinder auch gut mit Regeln um. Wobei "Regel" auch ein Begriff ist, über den sich durchaus streiten lässt (sweety).


Sweety

Grenzen... klar, hat jeder. Stoßen wir permanent dran. An die eigenen oder die anderer. Und da das so ist, seh ich den Sinn im S e t z e n zusätzlicher Grenzen nicht.

Ehrlich, wer im Zusammenleben mit anderen Menschen nicht über die eine oder andere Grenze stolpert, dem hilft das Grenzsetzen sicher auch nicht mehr ;D

Wir vermitteln hier defensive Grenzen. That's it.

Ich verweise hier mal auf [Login or Register]

:)

Trouble2011

@Some- Manchmal, ja manchmal muss man einfach nur bei den richtigen Leuten ein und ausgehen.



Annakin

Ich behaupte gerne, dass es hier keine Regeln gibt. Zu verstehen ist das so,meine Sweety es schon erläutert hat. Also, wir verhalten uns zivilisiert und können uns benehmen, auch ohne dass wir viele Regeln haben. Die Kinder und auch wir dürfen nicht alles. Aber hier wird nichts gemacht oder gelassen weil es dazu eine Regel gibt. Wenn mein Sohn mir auf die Nerven geht bitte ich ihn das zu unterlassen was er tut. Ich erkläre ihm gern, warum ich das nicht möchte. Entweder er lässt es, kann bei mir Verständnis wecken oder ich gehe. Hier sieht es oft aus wie Sau, da die Kinder nicht immer nur am Tisch essen, sich ihren Kakao selber machen und selbstständig Essen. Der Große kann das schon recht unfallfrei, die kleine lernt noch und ehrlich, bei so mancher Mahlzeit schaue ich nicht ein einziges Mal zu ihr rüber, bis ich es scheppern höre, sie nach mehr verlangt oder runter möchte. So kann ich es einfach besser ertragen, wenn das Essen danach ihren ganzen Körper, Tisch, Boden und Gardienen bedeckt. Ich finde es so wichtig, dass sie einen entspannten Umgang mit Essen erlernen. Wie man manierlich isst, lernen sie ganz nebenbei von uns Eltern.
Ich kann ganz toll mitten im Chaos spielen. Oder einfach die Türe zum Kinderzimmer zuziehen und das Lego im Wohnzimmer aufbauen.
Leider, leider mache ich zuviel nebenbei im Haushalt und habe zu selten Zeit nur für die Kinder. Der Große hilft aber schon ganz toll und wirklich gerne und man kann den Haushalt auch zum Ereignis machen. Ein Staubsauger und ein Luftballon können schon mal eine Stunde füllen, selbst wenn der Boden sauber ist.
Ich überlege mir ganz oft, wie es sich für die Kinder anfühlt und erinnere mich an meine Kindheit. Es ist mir sehr wichtig, dass sie auch so viele schöne Erinnerungen haben.
Wir kommen oft alle mit nassen Füßen nach Hause, weil wir keine Gummistiefel anhatten und die Pfütze so verlockend war. Wir haben schon Mehlbilder auf den Boden gemacht, weil die Kleine die Tüte aus dem Schrank genommen hat, ohne dass ich es bemerkt habe. Wir machen ziemlich viel, worüber andere den Kopf schütteln. Und was die denken ist mir sowas von Wumpe! Wenn wir woanders sind, dann halte ich meine Kinder dazu an, sich an die Regeln dort zu halten. Aber hier zu Hause ist mir das völlig gleich.

Was ein bisschen stressig ist an unserer Art zu leben, ist dass dadurch viel zusätzliche Arbeit entsteht. Es wäre hier sauberer und ich hätte deutlich weniger Wäsche, wenn es geregelter wäre. Aber das nehme ich dann in Kauf. Andere müssen damit rechnen, dass sie sich hier auf Stühle mit Schokofingerabdrücken setzen. Ich biete aber auch Polster zum Unterlegen an.  ;)

Honigbluete

Ich hatte eine sehr freie und doch behütete Kindheit, das versuche ich, auch bei meinen Jungs umzusetzen. Es gab nicht viele Regeln, aber die waren verlässlich. Beim Glockenleuten rein gehen, oder wenn die Lampen angehen. Nicht mit fremden mitgehen, Bescheid sagen, wenn man weiter weg oder zu Freunden geht...

Natürlich ist das nicht immer möglich oder sinnvoll, aber in der Regel gehen die Kinder hier vor. Ich lass auch schon mal alles stehen und liegen und geh nochmal 30 Minuten mit ihnen raus, wenn es gerade schön ist und/oder sie es nochmal brauchen. Unangemeldet er Besuch oder enge Freunde kriegen hier auch das alltägliche Chaos mit.Aufräumen kann ich abends, wenn die Jungs im Bett sind.

Ich habe aber auch einige  Regeln als Tradition übernommen, von denen sicher einige einer genaueren Hinterfragung nicht standhalten können. Da versuche ich aber immer mehr, genauer hinzu schauen.

Binus

Ich muss jetzt mit großem Interesse mal dazwischenfragen:

@Sweety: eure Jungs dürfen fernsehen, so lange bzw. so viel sie wollen? Was kommt dann dabei rum? Wie oft schauen sie? Wie ist es mit der Auswahl der Sendungen? Ich merke bei Hendrik z.B. oft, dass er nach ca. einer Stunde (spätestens) total zappelig wird und gar nicht mehr dem Geschehen auf dem Bildschirm folgen kann - dann wird hier der Fernseher aus gemacht. Wie läuft das bei euch?