Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir...

Begonnen von Eumel, 14. Januar 2015, 10:16:29

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starlet

Bis zur 9. War ich auch auf dem Gymnasium.  So Dinge für das Leben haben wir auch nicht gelernt. Danach war ich auf real, da ja auch nicht. Wenn man von  Gymnasiasten erwarten kann, sich mit steuern etc auszukennnen  bzw mietvertrage  richtig zu 'verstehen', was erwartet man dann von real oder Hauptschülern  die das auch nicht lernen?

Im Nachhinein  finde ich es eben doch sinnvoll sowas zu lernen oder mal was von gehört zu haben. Denn auch die Eltern wissen nicht alles und ich finde es eh total  schwer herauszufinden an wen man sich bei was wenden muss.

Schnukki

Ich denke die Schulzeit gibt uns das mit, was es notwendig macht, im späteren Leben seinen Weg zu gehen.
Lesen, Schreiben, Rechnen - logisch denken, Zusammenhänge erkennen und Dinge umsetzen.

Natürlich brauche ich jetzt - in meinem Job - viele Dinge aus dem Chemieunterricht nicht. Aber weiß man in der 6. Klasse schon wohin der Weg geht? Nein!
Viele Dinge sind in meinen Augen Allgemeinwissen.

Mietvertrag lesen und verstehen .. ganz ehrlich .. ich habe in meinem Leben schon einige Mietverträge unterschrieben - einen davon mit 16 Jahren. Sicherlich gab es Klauseln, die ich hinterfragen musste - aber es ist kein Hexenwerk. Wer lesen kann, der sollte da keine Probleme haben.

Steuererklärung .. ich habe einen guten Realschulabschluss - gute Ausbildung und Abendstudium - und bin dafür trotzdem zu doof *g* - aber ich weiß mir zu helfen - Steuerhilfe  s-:)

Ich denke, dass Problem ist eher, dass man sich nicht damit beschäftigen will. Und es dann natürlich auch nicht kann!

Elphaba

Ich war "nur" auf der (bayrischen) Realschule. Über Mietverträge haben wir nichts gelernt, aber wir hatten ein oder zwei Jahre REchtskunde, wo einige Interessante Dinge gelehrt wurden. Ansonsten habe ich ein großes Allgemeinwissen vermittelt bekommen, bin auch in viele Materien tiefer eingestiegen, die ich nie wieder gebraucht habe oder mich je interessiert haben(Chemie, Physik, Mathe.. :P) , andere Dinge wurden mir zu oberflächlich gemacht und ich habe sie dann selbstständig vertieft und ausgebaut. Und alles andere für's Leben habe ich von meinen Eltern mitbekommen oder mir selber erarbeitet. Den ersten Mietvertrag habe ich meinen Eltern gezeigt und damit war gut. Und ja, natürlich habe ich auch Fehler gemacht, eine Versicherung abgeschlossen die unnötig war oder so. Aber letztendlich nichts worauf mich die Schule vorbereiten hätte können und wie ich finde auch sollen. Man lernt ja einfach durchs Leben, durchs Älterwerden und vor allem durch Erfahrungen.
Man kann die Verantwortung für's Leben zu lernen nicht nur an die Schule abwälzen. Ich finde, man lernt dort so viel das einem später weiterbringt- auch außerhalb vom Lernstoff. Selbstständig arbeiten, Seine Sachen in Ordnung halten, Behaupten in einer Gruppe, Umgang mit Autoritätspersonen, Diskutieren, Hinterfragen von Dingen... Natürlich jeder mehr oder weniger, aber im Großen und Ganzen kann man schon einiges für sein Leben mitnehmen.
Großer Bruder *06
Kleine Motte    *08
Wirbelwind      *10

Fliegenpilz

Also ... das Versorgungsamt bietet freie Dozenten an, die dann Kurse an den Schulen geben. Zum Beispiel "Fit in Finanzen" und dort wird einiges im Bereich Verträge und Co bearbeitet und gelehrt. Aus erster Hand weiß ich, dass diese Kurse aber zu 90% von Hauptschulen gebucht werden, die Dozentin mit der ich darüber gesprochen habe hat noch nie Unterricht an einem Gymnasium geben dürfen!

kostrella

Huhu,

ich denke auch, dass man in der Schulzeit sowohl Gedichtanalysen als auch Finanzen lernen sollte. Manche Fächer werden vielleicht nicht mehr im späteren Leben gebraucht, manche Schüler aber brauchen sie eben doch ( wer zB Literatur studieren will, sollte Gedichtanalysen schon draufhaben).
Ich hätte mir jedoch in meiner Schulzeit auch einige praktischere Fächer gewünscht, wo dann eben Fragen des täglichen Lebens geklärt hätten werden können.
Aber bis jetzt hat es jeder noch geschaft, sich das irgendwie beizubringen. Auch mti Hilfe der Eltern, die man ja immer noch zu Finanzen befragen kann.. Oder eben das Internet ;)

schwalbe

ich finde nun wieder gar nicht, dass es Sinn macht, wenn alle Gedichtanalysen lernen nur weil einer aus der Klasse Literatur studieren könnte. Der kann das ja dann im Studium lernen. Aber es macht eben Sinn, weil es ganz generell schult, Dinge zu hinterfragen und zu interpretieren.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

scarlet_rose

Zitat von: schwalbe am 15. Januar 2015, 15:36:15
ich finde nun wieder gar nicht, dass es Sinn macht, wenn alle Gedichtanalysen lernen nur weil einer aus der Klasse Literatur studieren könnte. Der kann das ja dann im Studium lernen. Aber es macht eben Sinn, weil es ganz generell schult, Dinge zu hinterfragen und zu interpretieren.

Wie soll aber der Günther drauf kommen, dass Literatur was für ihn wäre, wenn er sich nicht irgendwo damit beschäftigt?
Und wie soll die Rosie ihr Telext in Physik erkennen, wenn sie da nicht  die Möglichkeit hat ordentlich reinzuschnuppern.

Also damit hat es schon auch zu tun.
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Coney

Zitat von: scarlet_rose am 15. Januar 2015, 16:13:35

Wie soll aber der Günther drauf kommen, dass Literatur was für ihn wäre, wenn er sich nicht irgendwo damit beschäftigt?
Und wie soll die Rosie ihr Telext in Physik erkennen, wenn sie da nicht  die Möglichkeit hat ordentlich reinzuschnuppern.

Also damit hat es schon auch zu tun.

Das kann man aber jetzt auch weiterspinnen... wie soll xy darauf kommen, dass BWL studieren was für ihn wäre... oder Buchhalter werden... da sehe ich doch irgendwie mehr Sinn dahinter, mal Praktika zu machen oder ne Berufsberatung zu besuchen etc.

Meph

und ich glaube ihr habt schwalbe jetzt nicht verstanden oder eben ich nicht  ???
Sie findet es doch korrekt, dass es unterrichtet wird, weil es eben grundfertigkeiten wie Urteilsvermögen, Dinge hinterfragen etc vermittelt.
Sinnfrei sei aber zu sagen es wird ja nur gelehrt, weil evtl. jemand mal literatur studieren will.
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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
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scarlet_rose

Hab ich schon so verstanden, ich wollte nur das Argument einfach ein bisschen unterstützen, weil ich es nicht ganz zinnfrei finde.

@Coney:
Man hat Wirtschaft und Mathe. Gefällt einem beides, ist BWÖL eventuell das Richtige ;)
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Solar. E

Gehört Wirtschaft bei euch zum allgemeinen Lehrplan, Scarlet?

Hier in RLP hat man Wirtschaft nur, wenn man auf eine Wirtschaftsschule geht. Zumindest am Gym; Realschulen weiß ich grad nicht. Das heißt, dass man sich vor Eintritt in die Oberstufe bewusst dafür entscheiden muss.
Aber logischerweise muss man das nicht zwangsläufig um BWL studieren zu können.  :)

schwalbe

Zitat von: Meph am 15. Januar 2015, 16:38:36
und ich glaube ihr habt schwalbe jetzt nicht verstanden oder eben ich nicht  ???
Sie findet es doch korrekt, dass es unterrichtet wird, weil es eben grundfertigkeiten wie Urteilsvermögen, Dinge hinterfragen etc vermittelt.
Sinnfrei sei aber zu sagen es wird ja nur gelehrt, weil evtl. jemand mal literatur studieren will.

Danke Meph, ich hatte hier schon mal reingeschaut und versucht eben genau das zu erklären, was du geschrieben hast  :D
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

kostrella

@ Schwalbe: Ich stimme dir zu, wenn du sagst, dass es unterrichtet werden soll, um Grundfertigkeiten zu unterrichten.

Ich meinte zusätzlich, dass die Schüler immer etwas lernen werden, was sie als spezielle Person im weiteren Leben nicht mehr brauchen werden. Aber es gibt auch immer die Leute, die es noch brauchen werden (Sei es nun Physik oder Gedichtanalysen) - :)

schwalbe

Zitat von: kostrella am 16. Januar 2015, 07:56:15
@ Schwalbe: Ich stimme dir zu, wenn du sagst, dass es unterrichtet werden soll, um Grundfertigkeiten zu unterrichten.

Ich meinte zusätzlich, dass die Schüler immer etwas lernen werden, was sie als spezielle Person im weiteren Leben nicht mehr brauchen werden. Aber es gibt auch immer die Leute, die es noch brauchen werden (Sei es nun Physik oder Gedichtanalysen) - :)
da stimme ich dir auch zu :)
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Eumel

Ich finde es gut, dass dieser Tweet solche Wellen schlägt - egal ob er jetzt von ihr selber verfasst wurde oder nicht. Ich denke, das Schulsystem kann Veränderungen gut vertragen und alles, was die Aufmerksamkeit in die Richtung lenkt, finde ich erstmal nicht schlecht.

Meine Schulzeit am Gymnasium liegt nun schon lange zurück, aber ich fand sie größtenteils langweilig. Weil sehr theoretisch unterrichtet wurde, nicht themen- sondern fächerbezogen, sehr wissenschaftlich, sehr verkopft, sehr realitätsfern. Fachlich habe ich unheimlich viel vergessen. Dahinter stehende Denkstrukturen sind aber hilfreich.

Schule soll auch Dinge unterrichten, die nicht jeder täglich benötigt. Aber wenn Schule ab einer gewissen Jahrgangsstufe nur noch Dinge unterrichtet, die fast keiner braucht, finde ich das auch nicht gut.

Da müsste Schule m. E. flexibler sein. Dass dort nicht alles gelehrt werden kann, was man fürs tägliche Leben später braucht, ist klar. Aber wenn Schüler nach dem Schulabschluss den größten Teil eigeninitiativ lernen müssen und den größten Teil des erworbenen Fachwissens problemlos aus dem Gedächtnis streichen können, läuft auch was verkehrt.

Nur als Beispiel: Wer kommt heute im Beruf ohne PC aus? Jeder Laden hat doch seine Kundendatei im PC. Und welche Schule unterrichtet 10-Finger-Schreiben, Excel, Word, Outlook? Soweit ich weiß, ist das hier höchstens an Wirtschaftsschulen der Fall.

Problematisch mit dem Lernen außerhalb der Schule wird es dann, wenn Eltern nicht engagiert genug sind, ihren Kindern das nötige Wissen außerhalb der Lehrpläne zu vermitteln. Oder bestimmte Kurse vielleicht einfach aus Geldmangel nicht bezahlt werden können.

Von daher meine ich, dass der Schulstoff zwar über das Alltägliche hinaus gehen soll und auch muss. Aber ich denke auch, dass Teile des abstrakten Lernens ruhig durch Dinge ersetzt werden könnten, die später im Alltag Verwendung finden.

Meph

Zitat von: Eumel am 16. Januar 2015, 09:04:15

Nur als Beispiel: Wer kommt heute im Beruf ohne PC aus? Jeder Laden hat doch seine Kundendatei im PC. Und welche Schule unterrichtet 10-Finger-Schreiben, Excel, Word, Outlook? Soweit ich weiß, ist das hier höchstens an Wirtschaftsschulen der Fall.
.....
Von daher meine ich, dass der Schulstoff zwar über das Alltägliche hinaus gehen soll und auch muss. Aber ich denke auch, dass Teile des abstrakten Lernens ruhig durch Dinge ersetzt werden könnten, die später im Alltag Verwendung finden.

In unserer Dorfschule gibt es noch genau eine klasse, die eine traditionale tafel hat, alle anderen klassen arbeiten mit computer und beamer... es gibt klassensätze laptops und einen Schülerpcraum für einzelarbeiten... ab der 3. klasse meine ich werden die laptops auch aktiv in den Unterricht eingebunden, in der 4. klasse werden Referate selbständig erarbeitet und die Kinder lernen Informationen aus dem Internet zu suchen und zu verarbeiten.
Jedes Kind erhält in der 1. Klasse schon nen Emailzugang über die Schule :-P - thematisch bearbeitet wird es dann ebenfalls in klasse 4...
Ab den weiterführenden Schulen wird die Nutzung von elektronischen Medien dann eh vorausgesetzt und doch- ich kenne KEINE Schule mehr, die kein EDV oder Informatik unterrichtet.... selbst in meiner Erzieherausbildung Ende der 90er war das schon standart und alle hatten Vorbildung von ihren vorangegangenen Schulen.


Ich bedauere eher, dass so grunddinge wie schreiben auf der tafel (grossräumige motorik etc) wegfallen.... freyas klasse is gottseidank die mit der tafel  S:D und ihr Jahrgang ist der letzte Jahrgang, die Schreibschrift lernen  :-\ weil die Welt sich ja verändert und Grundschrift reicht.
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~ Oma Netti ~

Selbst bei und gibt es einen Computerraum in der Grundschule, später sowieso.

Eumel

#42
Computer stehen bei uns auch in jeder Klasse und sie arbeiten auch damit. Wird allerdings, so wie ich das kenne, "nur" genutzt, um Infos im Internet rauszusuchen oder die Schreibprogramme mehr oder weniger wie eine Schreibmaschine zu nutzen. Oder sie lösen Aufgaben innerhalb eines Lernprogrammes am PC.

Das meinte ich aber nicht. Mir ging es eher darum, tatsächlich die Programme zu lernen. Mit Word kann man einfach drauf lostippern, klar. Ich meinte richtigen Unterricht in den Funktion von Word. Oder Tabellenprogrammierung in Excel. Verknüpfung von Word, Excel, Power Point in einer Datei. Sowas. Lehrt auch logisches Denken, aber ist vermutlich im Leben hilfreicher als Matrizenrechnung.

Also nicht den PC als Unterrichtsmedium, sondern die einzelnen Programme als Unterrichtsinhalt.

10-Finger-Schreiben als Ergänzung zur Schreibschrift würde ich gut finden.

redheart

10-Finger System lernt man doch heut in der Schule oder? Also das hab ich ja schon vor 10 Jahren gelernt  ;D

Brains are wonderful, I wish everyone had one.

Eumel

Hier lernst du das nur auf wirtschaftlich ausgerichteten Schulen.
In welchem Fach habt ihr das gelernt? Oder war es ein eigenes Fach?

Meph

wir hatten die möglichkeit damals schon auf der realschule, ich tippe aber schon immer mit 2-5 fingern schneller als ich es je mit 10 fingern konnte  ;D ;D ;D Hab da so mein eigenes System entwickelt...
Hier wird es meines wissens jedenfalls auch an allen schulen gelernt.

Edit: und wie gesagt: word, excel, powerpoint usw hatten wir in den 90ern schon im Informatikunterricht als festen Bestandteil der Erzieher(!)ausbildung
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Sonne1978

Ich verstehe nicht, worauf der Tweet hinauswill. Dass die Schule zuviel "sinnloses" Zeug vermittelt und mehr Lebensnähe gewünscht wird?

Zu meiner Grundschulzeit wurden noch Dinge gelehrt, wie Stricken, Häkeln, Nähen, Werken, an der weiterführenden Schule (Realschule) war für alle Hauswirtschaftslehre in der 7. Pflichtfach. Heute gibt's stattdessen mehr Sport + Englisch / Französisch. Weiss auch nicht, was ich besser finde. Es gibt 10jährige, die können nichtmal eine Schleife binden oder rückwärts balancieren. Aber will man dafür die Schule zur Verantwortung ziehen?

Was das reale Leben angeht, sehe ich die Eltern / Erziehungsberechtigten in der Pflicht. Die ersten Steuererklärungen, den ersten Mietvertrag, Girokonto, Autokauf und -anmeldung usw. Es gibt aber auch andere Anlaufstellen, die unwissende Schulabgänger unterstützen. Jeder weiss, wie Twitter, Facebook und FlickR funkionier, aber nicht, wie man sich via Google Hilfe sucht.