"Heimat" - Ort oder Gefühl?

Begonnen von Sisam, 27. August 2013, 10:34:57

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Sisam

Zitat von: Once am 28. August 2013, 11:32:24
Eine Kollegin von mir hat ihren Soziologiemagister über genau diese Thematik geschrieben.

@Once: Das würde mich sehr interessieren! :) Könntest Du bitte mal versuchen, herauszubekommen, ob und wie das erhältlich ist?
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)

Once

ich glaube nicht dass sie veröffentlich wurde. Aber ich frag mal nach.

Sommernachtstraum

Ich bin schon in meiner Kindheit oft umgezogen. Die Kindergartenzeit war nicht dort, wo ich geboren wurde, die Schulzeit nochmal woanders. Allerdings wußte ich schon sehr früh, daß ich dort nicht hingehöre. So habe ich meine Ausbildung auch woanders gemacht, hab dann mehrere Jahre in Lübeck und Hamburg gelebt, bis ich meinen Mann kennenlernte, der im Saarland wohnt.

Für mich gibt es keine Heimat. Ich kann mit diesem Begriff vor allem innerlich überhaupt nichts anfangen bzw. verbinden.
Im Saarland habe ich mich von Anfang an wohl gefühlt. Endlich war ich angekommen. Die Leute liegen mir. Ich habe Freunde und Bekannte, mit denen ich sehr gern meine Zeit verbringe. Dabei bin ich über die Jahre viel wählerischer geworden.
Hier möchte ich nicht mehr weg. Eine Heimat hab ich wohl nicht, aber ein Zuhause. Einen Ort bzw. eine Region, an den/die ich immer wieder gern zurückkomme.
Ich bin eine gereifte Frau mit jugendlichem Aussehen. Und wenn Ihr das nicht glaubt, geb ich Euch die Nummer von dem Typen, der das gesagt hat!

Tini

#28
Das finde ich ja nach wie vor bemerkenswert. Ich hab ja jahrelang gedacht, es liegt nur an mir, dass ich mich hier so schwer tue, habe aber mittlerweile einige Zugezogene kennengelernt, die hier Probleme haben. Selbst mein Freund, der hier beruflich gut Fuß gefasst hat und ein total offener Mensch ist, der auf andere zugeht und total gesellig ist, wird hier nicht so richtig warm. Wobei er jetzt letztens gesagt hat, er gewöhnt sich langsam (nachdem er nun fast 10 Jahre hier lebt) daran hier zu leben

Ich bin vielleicht auch zu unflexibel, habe mein Leben nur an einem Fleck verbracht und bin dann dort weg. Und ich bin halt einfach ich und vielleicht einfach nicht kompatibel hier  ;D - oder mit Kleinstädten generell.

Was ich aber merke, Heimat wird für mich immer mehr zu einem Ort, an dem meine Liebsten sind und wenn die bei mir sind, bin ich zufrieden und kann mich arrangieren. Das versöhnt ein ganzes Stück damit, an einem Ort zu leben, den man nicht mag.

Ich denke in dem Zusammenhang auch oft, das ist eine Sache, die auch z.B. Asylbewerber oder Einwanderer zusammenhält. Die Familie, das einzig Vertraute. Ich kann gut verstehen, dass viele sich mit dem Anpassen schwer tun, wenn ihnen Gewohnheiten fremd sind. Dass sie ihre Bräuche und ihre Sprache auch in der Fremde beibehalten. Dass viele Probleme haben, sich Einheimischen anzunähern, sich zu öffnen. Mal abgesehen von den schlimmen Dingen, die sie erlebt haben.
She *7/2006
He   *7/2014

Sisam

So, ich hatte ja versprochen nochmal nachzulesen. Das habe ich auch gemacht und freue mich über die Beiträge, die mein Gedankenkarussell letztendlich in Schwung gebracht haben.

Ich geh jetzt mal nicht mehr auf einzelnes ein, aber wer mag, kann nachlesen, was ich daraus gemacht habe:

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@Once:
Hattest Du mal nach der Magisterarbeit gefragt? Ich hätte nach wie vor Interesse daran, darüber zu lesen. :)
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Once

hab ich...sie hat bis jetzt nicht geantwortet, leider.

Sisam

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Once

#32
ich werd' noch mal nachhaken, hab leider nur ihre Emailadresse und kenne ihre Schichten nicht (mehr). Werd's morgen mal auf gut Glück in der Uni probieren. Was ich aber eher glaube: es ist ihr schlicht unangenehm mir zu sagen, dass sie ihre Magisterarbeit nicht rausrücken möchte. Die war nämlich ein einziger Krampf und hat eine halbe Ewigkeit lang all ihre Lebensgeister gefressen. Und welche Note nun dabei raus kam, weiß ich auch nicht.

Sisam

Dann schick ihr meine Predigt, dann sieht sie, dass ich ihre Arbeit nicht hochwissenschaftlich auseinanderpflücken will, sondern nur auf "Spurensuche nach interessanten Aspekten" bin. (Weiß das jetzt gerade nicht anders auszudrücken) ;)
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priyatoxin83

Ich denke, das muss jeder für sich selber entscheiden. Ich war 27 Jahre lang Bewohner einer schönen kleinen Stadt direkt an der Nordsee...

...und dann bin ich vor 3 Jahren 850 km weiter südlich nach Bayern gezogen.

Bis zu diesem zeitpunkt dachte ich immer S-H sei meine Heimat, doch wenn ich jetzt "nach Hause" komme, ist es als sei ich Tourist, aber doch irgendwie nicht...ein ganz komisches Gefühl ???

In Bayern fühle ich mich wohl und bin auch gerne dort, aber direkt heimat sage ich dazu auch nicht.

Heimat sage ich zu meiner "alten" Heimat, aber wohler fühle ich mich in der neuen ;-)