Lasst ihr eure Kinder beim Spielen gewinnen?

Begonnen von Natalie, 07. Januar 2016, 13:03:16

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A.n.j.a

Da hast Du natürlich recht, Karlanda. Uff, nachdenk.

Ich meine auch eher, ich hab mir nie "ernsthaft" darüber Gedanken gemacht, also es irgendwie problematisiert. Ich habe einfach instinktiv meine kleine Diva gewinnen lassen, so simpel war es. Und mir weder davor noch danach gross einen Kopf gemacht.

Wie geschrieben, ich bin nicht so die Spielerin, und kann daher auch, gleichwohl ich das nachvollziehen kann, keine Erfahrungen zu Strategietips etc. geben. Hört sich aber alles sehr schlüssig und vor allem sehr lieb ggüber den Kids an.

Letztlich sind wir uns wohl alle irgendwie  einig - die Therapeutin hat das unglücklich dramatisiert, was mir für Natalie echt leid tut.

Und ansonsten haben wir alle die persönliche Größe, auch mal absichtlich zu verlieren ;D

Karlanda

#26
Noch eine kleine Anekdote zum Thema: Mein Vater hat oft und gerne Schach gespielt. Er hat mir gezeigt, wie die Figuren gesetzt werden, wir haben ein paar Male gespielt und ich habe gewonnen  :D. In der festen Überzeugung, ein echte Schachprofi zu sein, habe ich meinen 8 Jahre älteren Bruder herausgefordert, der mich in wenigen - sehr, sehr wenigen s-:) - Zügen schachmatt gesetzt hatte :-[. Erst da habe ich geschnallt, dass mein Vater mich hat gewinnen lassen und war total enttäuscht  :-\
Fazit: Egal wie man es als Eltern macht, es ist doch irgendwie immer falsch  :P ;D ;)

Zitat von: A.n.j.a am 08. Januar 2016, 11:58:03
Letztlich sind wir uns wohl alle irgendwie  einig - die Therapeutin hat das unglücklich dramatisiert, was mir für Natalie echt leid tut.

Und ansonsten haben wir alle die persönliche Größe, auch mal absichtlich zu verlieren ;D
Sehe ich auch so  :)

A.n.j.a

#27
Och mensch ;D das hast Du aber putzig zusammengefasst. Tut mir noch im Nachhinein leid!!!  :-*

Mein Ex-Mann hat mir Schach beigebracht, und nach ungefähr 5 Spielen habe ich ihn wieder und wieder geschlagen. Ein so geiles Spiel. 

Und er war /ist so ein schlechter Verlierer, der hätte mich niemals extra gewinnen lassen, ich war also echt besser als er. Und seither spielte er mit mir kein Schach mehr.

Natalie

Karlanda, ja du hast recht mit deiner Vermutung. Meine Tochter hat nie gezeigt, dass sie das Verlieren frustriert. Mir ist es ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen, weil es bei anderen Spielen immer recht ausgewogen ist, wer gewinnt oder verliert. Sie hat dann nur irgendwann gesagt, dass sie nicht mehr Carcasonne spielen will, weil sie da eh immer verliert.  :(
Ich hab ihr aber von Anfang an immer wieder gezeigt, was sie anders machen kann, wo sie zb Bauern hinsetzen kann, um viele Punkte zu bekommen.
Für mich war es sehr frustrierend, wie meine Therapeutin reagiert hat, weil ich das Gefühl hatte, dass ich anscheinend alles falsch mache bei diesem Thema und sie es wirklich so dargestellt hat, dass das Spielen eines der wichtigsten Dinge überhaupt ist und dass es wie gesagt empathielos ist, dass ich meine Tochter nicht immer gewinnen lasse. Ich denke, dass sie da vielleicht auch "betriebsblind" ist oder übersensibel, weil sie ja Psychotherapeutin ist und mit Kindern oft spielt, und sie da die Kinder gewinnen lassen muss, wie sie meinte.

A.n.j.a

Natalie. Du bist alles andere als unempathisch. Aber sowas von nicht von.   Jetzt vergiss den Kram und geh mit Deiner Tochter spielen (und lass sie gewinnen ;D Scherz) !

Natalie

hehe, Anja, gute Idee, aber sie ist jetzt übers Wochenende beim Papa, also wird (leider) eh nichts gespielt.
Für mich ist es halt schlimm, wenn meine Therapeutin mich so bezeichnet, weil sie mich halt sehr gut kennt nach 6 Jahren Therapie.

Karlanda

Zitat von: Natalie am 08. Januar 2016, 13:14:11
Karlanda, ja du hast recht mit deiner Vermutung. Meine Tochter hat nie gezeigt, dass sie das Verlieren frustriert. Mir ist es ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen, weil es bei anderen Spielen immer recht ausgewogen ist, wer gewinnt oder verliert. Sie hat dann nur irgendwann gesagt, dass sie nicht mehr Carcasonne spielen will, weil sie da eh immer verliert.  :(
Ich hab ihr aber von Anfang an immer wieder gezeigt, was sie anders machen kann, wo sie zb Bauern hinsetzen kann, um viele Punkte zu bekommen.
Also für mich klingt das vollkommen normal: Deine Tochter kann eben echt gut verlieren - was eine wirklich tolle Eigenschaft ist  :). Bei den meisten Spielen ist es ausgeglichen, aber bei Carcasonne hat sie bislang keine Chance gegen Dich und daher auf dieses Spiel momentan keine Lust mehr - vollkommen nachvollziehbar, wenn Du mich fragst (mir geht es ehrlich gesagt heute noch so, dass ich irgendwann die den Spaß verlieren, wenn es so gar nicht läuft ...neulich beim Doppelkopf zum Beispiel...  s-:) :-X ;D).
Dass Du "nichts gemerkt" hast, liegt vermutlich nicht an mangelnder Empathiefähigkeit, sondern eher daran, dass es für Deine Tochter einfach auch nicht das ganz große Drama war: Sie ist nicht grundsätzlich demoralisiert und will nie wieder irgendetwas mit Dir spielen, sie bevorzugt nur einfach Spiele, bei denen sie auch eine Chance hat, zu gewinnen  ;)

Zitat von: Natalie am 08. Januar 2016, 13:14:11
Für mich war es sehr frustrierend, wie meine Therapeutin reagiert hat, weil ich das Gefühl hatte, dass ich anscheinend alles falsch mache bei diesem Thema und sie es wirklich so dargestellt hat, dass das Spielen eines der wichtigsten Dinge überhaupt ist und dass es wie gesagt empathielos ist, dass ich meine Tochter nicht immer gewinnen lasse. Ich denke, dass sie da vielleicht auch "betriebsblind" ist oder übersensibel, weil sie ja Psychotherapeutin ist und mit Kindern oft spielt, und sie da die Kinder gewinnen lassen muss, wie sie meinte.
Deine Enttäuschung kann ich verstehen. Wenn es bei diesem Vorwurf der Empathielosigkeit einzig und allein um diese Carcasonne-Geschichte ging, dann finde ich das nach Deiner letzten Schilderung tatsächlich ein bisschen überzogen und eher unsensibel von Deiner Therapeutin. Wenn Dich das so sehr gekränkt hat und nachhaltig beschäftigt, solltest Du das vielleicht Ihr gegenüber noch einmal ansprechen und klären.


Zitat von: A.n.j.a am 08. Januar 2016, 12:15:18
Mein Ex-Mann hat mir Schach beigebracht, und nach ungefähr 5 Spielen habe ich ihn wieder und wieder geschlagen. Ein so geiles Spiel. 

Und er war /ist so ein schlechter Verlierer, der hätte mich niemals extra gewinnen lassen, ich war also echt besser als er. Und seither spielte er mit mir kein Schach mehr.
s-nachdenken ...wenn ich jemals in Erwägung ziehe, mein altes Kindheitstrauma aufzuarbeiten und mich in einer Art Konfrontationstherapie der Situation von damals noch einmal ausliefere, dann werde ich Dich vielleicht zu einer Partie Schach herausfordern...
;) ;D

KoenigRaffzahn

 ??? wenn man die kinder immer gewinnen lässt, wie sollen sie denn mit verlieren umgehen.

mfg die welt liegt uns zu füßen denn wir stehen drauf wir gehen drauf für ein leben voller schall und rauch bevor wir falln falln wir lieber auf

Karlanda

Zitat von: KoenigRaffzahn am 09. Januar 2016, 15:17:41
??? wenn man die kinder immer gewinnen lässt, wie sollen sie denn mit verlieren umgehen.
Indem man sie eben nicht IMMER gewinnen lässt.



Übrigens: Auch gewinnen muss man können! - Meine Mutter z.B. kann es bis heute nicht, weil sie den Frust der verlierenden Mitspieler nicht aushält... 

Natalie

Karlanda, danke für deine Zeilen. Ja, ich werde das ganz sicher nächste Stunde noch einmal ansprechen, weil es mich doch sehr beschäftigt und ich das so nicht stehen lassen will.

Ich denke auch, dass meine Tochter nicht prinzipiell frustriert ist, weil sie ja immer noch sehr gern spielt. Sonst wär mir das sicher aufgefallen.  :)

schwalbe

#35
Zitat von: Karlanda am 09. Januar 2016, 16:44:23



Übrigens: Auch gewinnen muss man können! - Meine Mutter z.B. kann es bis heute nicht, weil sie den Frust der verlierenden Mitspieler nicht aushält...
Puh, gut dass das mal jemand sagt, wenn ich so drüber nachdenke:
geht mir auch so... mir fällt es schwer, meinen Sohn nicht gewinnen zu lassen. Aber weil ich weiß, dass es wichtig ist, lasse ich ihn auch mal verlieren.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

HappyMom

Wir spielen ganz normal. Klar gebe ich Tips und Hilfestellungen aber extra gewinnen lassen tu ich sie nicht.  Wir spielen Spiele, die altersgerecht sind.
Bei Glücksspielen kann man nichts beeinflussen , bei Strategischen Spielen bin ich immer die Verliererin ;D, selbst bei  Schach, Dame und Mühle bin ich eine absolute Niete gegen meinen 7 jährigen Sohn S:D

Für mich gehts es beim Spielen in erster Linie um Spaß, Zusammensein und Zeitvertreib. Wer gewinnt, hat Glück, wer nicht, hat eben den Spaß gehabt. Ich versuche , es den Kindern auch so zu vermitteln. Und bisher klappt das auch ganz gut. Ausserdem sehen sie es ja auch bei uns Erwachsenen dass wir trotz immer wieder verlieren, nicht aufgeben und es immer wieder versuchen.

Und was deine Psychologin angeht: Ich weiß nicht wie gut sie ist aber in dem Punkt hat sie unrecht. Ich bin Familienpädagogin und kann dieser Behauptung, dass ein Kind deshalb Schaden nimmt, nur weil man sie nicht extra gewinnen lässt, absolut nicht zustimmen.
Kann aber nochmal meine Kinderpsychologin fragen was sie dazu denkt :)

Natalie

HappyMom, danke für deine Meinung als Familienpädagogin. Finde ich echt interessant, dass da die Meinungen so abweichen. Würd mich auch echt interessieren, was deine Kinderpsychologin dazu sagt  :)