Besuchsstress & Übergriffigkeit

Begonnen von Once, 14. Februar 2013, 15:04:54

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Once

#25
So Kind schläft, endlich mal ein paar ruhige Minuten um Euch zu antworten.

Zunächst einmal: Danke! Es tut schon gut zu lesen, dass es nicht nur mir so ergeht und viele dieselben Probleme haben bzw. hatten.

Ich glaube das Grundproblem ist darin begründet, dass wir uns intern nicht einig darüber werden wie viel Besuch gut ist und verschiedene Besuchsmentalitäten haben. Zudem meinen Viele uns einen Gefallen zu tun indem sie hier her kommen. So zB die Mutter meines Freundes. Sie sagt es sei alles andere als toll mit so einem kleinen Kind durch die Weltgeschichte zu fahren. Deswegen würde sie uns den Gefallen tun und herkommen. Ich finde es umgekehrt aber viel angenehmer. So kann ich nämlich jederzeit entscheiden wann es mir zu viel wird und ich die Biege machen möchte. Ihr Gegenüber etwas "deutlich" formulieren empfinde ich als arg schwierig ohne ihr auf den Schlips zu treten. Sie ist einfach immer so nett.

Zweites Problem: mir fällts schwer die Zicke raushängen zu lassen. Ich denke mir "sie meinen es ja gut..." und "sie wollen halt ihr Enkel kennenlernen" und wasnichtalles. Aber ihr habt schon recht und ich muss da mit den richtigen Worten hantieren. "Machst Du mir einen Stilltee" als Codewort zu etablieren, finde ich keine schlechte Idee.

Klingel ausstellen, keine Ahnung wie das funktioniert. Und ja, wir wohnen in einer Wohnung. Hier kann auch keiner ersehen ob wir zu Hause sind, aber meistens antworten wir mit der Sprechanlage dennoch. Ich muss dazu sagen, dass mein Freund auch mal die Angst geäußert hat, wir würden irgendwann mal mit Kind vereinsamen wenn wir unsere Freundschaften nicht weiter pflegen würden. amit hat er mir ein solch schlechtes Gewissen bereitet, dass ich da wenig Acht auf mein Wohlergehen nehme. Selbstgemachte Leiden sozusagen. Dafür merke ich dann aber auch schon wie sich Widerstände aufbauen, wenn die Oma nur anruft...ich muss die Wut also wirklich mal in ein paar klaren Worten kanalisieren.

Immerhin: heute kriegen wir keinen Besuch, heute sind wir zum Essengehen verabredet. Ich werd' mich allerdings ausklinken, das weiß ich jetzt schon.

Im Krankenhaus war ich auch noch locker. Meine Mutter stand beispielsweise keine 12 Std. nach der Geburt ungefragt auf der Matte und hatte prompt ihr Enkel im Arm. Auch meine Brüder, Freunde und die Verwandten meines Freundes kamen. Da war aber noch alles soweit leicht zu ertragen weil ich noch nicht so ausgelaugt war. Damals hab ich sie auch noch bereitwillig jedem in den Arm gedrückt. Jetzt ist das mittlerweile anders...

Schon spannend was für Gefühle man darüber entwickelt...nicht alle sind imA gerne gesehen, aber wahrscheinlich auch notwendig um sich die nötige Ruhe zu schaffen.

scue

Also ehrlich gesagt würde ich persönlich nicht die rein egoistische Schiene fahren, sondern den Dialog suchen und zwar mit Deinem Partner. Du kennst und weißt um seine Bedürfnisse und Du solltest Deine Bedürfnisse ihm ganz klar machen und schauen wie ihr da zusammenkommt. Das mit dem Codewort hört sich nach einer guten Idee an. Besuche absprechen, reduzieren. So dass es für Euch beide einen Kompromiss gibt. Ihr habt eben unterschiedliche Besuchs- Geselliglkeitsbedürfnisse auch jetzt mit Baby. Keins davon ist besser oder schlechter. Wir haben / hatten auch immer viel Besuch. Ich kenne es sogar aus meiner Kindheit nicht anders. Aber an dem Punkt waren wir uns einig und sonst wurde eben darüber geredet und verhandelt, so dass es für beide Partner passt. Und seine Bedürfnisse zu formulieren und dafür einzustehen wenn man auch die des Anderen sieht ist nicht zickig., finde ich.

minimuck

 ;D ja, schrecklich...
ich hab mich, wenn es mir zu viel wurde, zum stillen zurückgezogen und bin dann "zufällig" dabei eingeschlafen...

aber ich denke das
"Ich muss dazu sagen, dass mein Freund auch mal die Angst geäußert hat, wir würden irgendwann mal mit Kind vereinsamen wenn wir unsere Freundschaften nicht weiter pflegen."  hast du goldrichtig als des pudels kern erfasst. wäre vielleicht mal ein (klärendes) gespräch wert.

im übrigen: ein paar "freunde" gehen wohl tatsächlich dank kind über bord... aber seis drum. es kommen neue. und in den ersten wochen mit kleiner maus seid nicht ihr am zug, irgendwas zu "pflegen". sondern die ANDEREN!!!

lg
minimuck

Giraffe

#28
Puhhhhhh....Du tust mir echt leid!  :-*

Also erstens mal würde ich schon wahnsinnig werden, wenn ungefragt dauernd bei mir geklingelt wird. Mag ja sein, dass Dein Mädchen jetzt noch gut schläft und sich davon nicht beirren lässt, aber spätestens in ein paar Wochen/Monaten stört das eventuell massiv ihren Tagschlaf und Du hast dann deswegen ein knatschiges müdes Kind daheim. Daher würd ich erstmal alle bitten, sich vorher anzumelden und zwar am besten per SMS und zu erfragen, ob es grad passt. Per SMS kann man auch leichter mal schreiben "sorry, geht grad nicht" als wenn sie schon auf der Matte stehen.

Zweiens find ich das auch viel zuviel! Selbst ich ohne Neugeborenes hätte nicht Bock auf durchgehenden Besuch über Tage und Wochen! Jeder braucht seine Privatsphäre und wenn, dann sollte der Babywatcher Dir etwas erleichtern, also zb. wirklich mit dir spazierengehen oder für Euch kochen und zu sich einladen etc. Bin da auch eher der Typ, der auf Besuch gehen möchte, eben weil Du dann nicht aufräumen musst, Du selbst bestimmst, wann es Zeit ist zu gehen etc.

Und drittens: ich kann Deinen Freund verstehen, dass er seine Freundschaften weiter pflegen möchte, aus Erfahrung kann ich aber sagen: mit einem Baby ändern sich Freundschaften zwangsläufig, das kann man nicht verhindern. Ich hab auch speziell im ersten Jahr gedacht, ich muss alles mitmachen und tun so wie ohne Kind und es hat mich tierisch GESCHLAUCHT. Gerade Menschen ohne Kinder können das auch schwer nachvollziehen, wie anstrengend ein Baby ist. Meiner Meinung nach gehört zum Elternwerden auch die Akzeptanz, dass sich nun mal das Leben verändert. Man muss neue Wege und Mittel finden, mit Menschen in Kontakt zu bleiben. Ein dauerndes open house ist für mich jedenfalls nicht die Lösung. er kann sich mit seinen Kumpels ja auch anderswo treffen.

Fazit: ich würd mal mit mit Deinem Freund sprechen und eine Regelung finden, die für Dich ebenso passt. Und deutlicher werden, wenn Dich etwas stört. Auch anderen gegenüber. Das erste Jahr ist speziell anstrengend und Du brauchst Deine Kräfte!
sohn * 25. september 2007 spontan bei 25+4 SSW- 900g, 35 cm

schwalbe

wenn es im Prinzip darum geht, dass dein Freund seine Freundschaften erhalten will, dann lass ihn doch. Sag´kurz "hallo", eine kleine Runde Baby gucken und dann kannst du dich doch ohne schlechtes Gewissen zurück ziehen. Bei uns ist es was Freunde anbelangt eher anders herum. Ich habe meine Freunde gerne hier und weil die von weiter weg kommen sind die dann auch mal ein paar Tage da. Wenn mein Mann nun immer dabei sitzen würde, dann wäre ich wohl ziemlich genervt. Dafür ist seine Familie wirklich ständig da. Wir haben da (unabhängig vom Kind) unserern Weg gefunden. Jeder kann an den geselligen Runden teilhaben, oder eben auch nicht.
Einen Nachteil hat die Regelung natürlich. Zeit zu zweit oder zu dritt ist nicht immer. Aber das ist OK.

Ich glaube, du solltest dich nicht dem Druck aussetzten, immer parat zu stehen, wenn Freunde oder Familie deiner Freundes da sind. Wenn du es schaffst, dein Baby eine Weile bei ihm und seiner Familie / Freunde zu lassen, dann leg dich hin, genieße die extra Stunde Schlaf. Wenn du das nicht kannst, dann lass dich kurz blicken und ziehe dich dann mit deinem Baby zurück. Mach dich von deinem schlechten Gewissen frei!
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

lisa81

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#30
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Mondlaus

Ich muss ehrlich sagen, bevor ich ein Kind hatte, ich wäre nie drauf gekommen, dass ein Besuch kurz nach der Geburt in irgendeiner Weise lästig sein könnte. Ich hätte eher gedacht, sind die nicht scharf drauf, ihr neues Baby zu zeigen? Freuen die sich nicht, wenn ich ein Geschenk vorbeibringe? Kommunikation ist alles - ich habe es offen gesagt und es war keiner angepi*sst letztlich. Im Gegenteil, nach einigen Wochen haben sie  sich behutsam wieder gemeldet, wie es jetzt aussieht, und da war ich erleichtert, dass ich ein bisschen Ablenkung bekomme.

Meine Freundschaften haben sihc nach dme Baby nicht geändert, im Gegenteil - ich habe nur einige neue dazu bekommen.
Kind 2011
Kind 2014
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