Heirat nach Tod des Partners

Begonnen von Sonne1978, 16. Oktober 2015, 22:26:34

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Sonne1978

Ich fang' einfach mal direkt an, zu schreiben, Eure Meinungen interessieren mich :)

Die Partnerin / Der Partner eines entfernten Bekannten verstirbt nach längerer Krankheit und der Witwer / die Witwe heiratet im Folgejahr erneut. Wie ist Eure Reaktion? Oder wie findet Ihr das?

elmo666

#1
Habe etwas ähnliches selbst erlebt.

Meine Mama ist im Ende September 97 gestorben und mein Papa hat im März 98 neu geheiratet. Ich finde und fand es zu schnell, für alle Beteiligten! Ich kam nicht mit der Situation zu recht, und auch heute finde ich es grenzwertig. ( ehe ist mitlerweile geschieden)
Ich finde eine gewisse Zeit muss, nein sollte zwischen zwei solchen Ereignissen vergehen. Wieviel, kann ich nicht genau sagen, aber rein gefühlsmäßig mind. 2 Jahre, gerade wenn Kinder involviert sind. Bei längerer Krankheit, wo das Ende leider absehbar ist, eventuell auch kürzer, aber dennoch mind 1 Jahre...


Edit: mag noch anführen, dass ich nicht gegen eine neue Beziehung bin. Auf keinen Fall! Ich wünsche demjenigen der so etwas schreckliches erleben muss, alles erdenklichen gute. Aber eine Heirat finde ich zu früh

guest1707

Im Grunde ist es doch egal wie ich es finde. Der Mensch der einen geliebte Person verloren hat ist erwachsen, weiß was er möchte. Warum sollte er da Rücksicht auf meine Meinung nehmen? Er führt ein Leben und er muss sich wohlfühlen.

Keine Ahnung ob 1 Jahr, 1/2 Jahr oder 2 Jahre nach dem Tod Zeit sein sollte sich neu zu binden.
Ich wüßte nicht was ich in so eine Situation machen würde. Aber bei einer Sache bin ich mir sehr sicher, sollte so etwas in meinem Umfeld sein würde ich mir von Herzen wünschen das der Mensch wieder glücklich wird und auch wieder Lieben kann. Meine Gefühle sollten in dem Augenblick bei mir bleiben. :)

Anders

#3
edit

Nipa

Mmh.. kommt drauf an. Tut er es, weil er sich Hals über Kopf verliebt hat, oder weil er nicht alleine sein kann und/oder sich seiner Trauer nicht stellen will.

Fliegenpilz

Ich werde mir nicht anmaßen darüber zu urteilen.

Ich habe diesen Fall zweimalig in meiner nahen Familie. Zu einem hat mich da niemand um meine Meinung gebeten, zum anderen macht es für mich keinen Unterschied ob jemand nach drei Monaten eine neue Beziehung eingeht oder nach sechs Monaten sich wieder verheiratet. In beiden Fällen wünsche ich demjenigen Glück, Liebe, Ruhe, Langlebigkeit. Trauer, Verlust, Erschöpfung musste bei langer Krankheit des Partners ausreichend ertragen werden ...

pirANhJA

Zitat von: Sonne1978 am 16. Oktober 2015, 22:26:34
Ich fang' einfach mal direkt an, zu schreiben, Eure Meinungen interessieren mich :)

Die Partnerin / Der Partner eines entfernten Bekannten verstirbt nach längerer Krankheit und der Witwer / die Witwe heiratet im Folgejahr erneut. Wie ist Eure Reaktion? Oder wie findet Ihr das?

Die Trauerphase beginnt schon mit der Erkenntnis, dass keine Heilung möglich ist.
Jede/r trauert in der ihr/ihm eigenen Art.
Frauen und Männer trauern unterschiedlich.
Der Ausdruck der Trauer ist kein Zeichen für die Tiefe des Verlustes.
Und - die Phase der Trauer kann bis zu 8 Jahre dauern (oder halt viel weniger).
Ich finde es anmaßend darüber zu urteilen und würde mir für meinen Mann wünschen, dass er nicht alleine bleibt, wenn ich gehen muss.
Das Andere anders sein lassen.

Sweety

Zitat von: Nipa am 16. Oktober 2015, 22:46:53
Mmh.. kommt drauf an. Tut er es, weil er sich Hals über Kopf verliebt hat, oder weil er nicht alleine sein kann und/oder sich seiner Trauer nicht stellen will.

Und wenn es letzteres ist, dann... was? Dürfen sie dann nicht?

Das entscheiden die beiden unmittelbar Beteiligten und niemand sonst. Auch nicht die Kinder.

Muse

Aber gerade wenn man Kinder hat sollte man doch auch darauf Rücksicht nehmen in welcher Trauerphase diese sich befinden...  :-\
Klar muss das der Betreffende selbst entscheiden, ich finde es trotzdem sehr früh gleich nach so kurzer Zeit zu heiraten. Man kann doch auch ohne Trauschein zusammenleben.

Tini

Ich verstehe grundsätzlich nicht, dass jeder neue Partner gleich geheiratet werden muss. Ich beobachte das in meinem Umfeld immer wieder. Es scheint, als sei es keine Option, erstmal einige Zeit unverheiratet zusammen zu leben. Das mag aber auch daran  liegen, dass ich nur einmal im Leben heiraten wollen würde und zwar nach langer und sehr reiflicher Überlegung. Da ich jemand bin, der alles immer wieder in Frage stellt, wird es wohl nie so weit kommen  ;D

Zum Thema: Ich denke jeder Mensch trauert unterschiedlich und jeder braucht etwas anderes. Der eine braucht nach einem solchen Verlust erstmal nur Zeit für sich und lässt niemanden an sich ran, der andere kann und will nicht allein sein und bindet sich deshalb schneller. Gerade bei etwas älteren Frauen, Z.B. im Alter meiner Mutter ist dieser Versorgungsgedanke noch sehr stark., besonders was die finanzielle Versorgung betrifft. Ich gebe zu, dass ich da nicht frei von Vorurteilen bin und sich bei schneller Bindung nach Verlust des Partners der Gedanke aufdrängt, dass da ja wohl die Beziehung nicht ernsthaft genug gewesen sein kann. Aber da gehe ich eben sehr stark von mir selber aus und würde solche Gedanken für mich behalten.
She *7/2006
He   *7/2014

Sweety

Muse, warum? Was hat die Trauer der Kinder damit zu tun? Die Kinder trauern doch um jemand ganz anderen. Nämlich um die Mutter. Das ist doch viel näher.

Ich persönlich wäre zurückhaltend, wenn ich noch kleinere Kinder hätte in so einer Situation, die ja mit dem neuen Partner unmittelbar Leben müssten.
Aber sonst? Hat jeder ein Recht auf sein eigenes Leben und seine eigene Trauer. Aber keinen Anspruch darauf, dass sich jemand anders die Lebensgestaltung verbiegt, um der Trauer eines anderen Menschen nicht in die Quere zu kommen.

Fliegenpilz

Wieso ist denn verheiratet sein schlimmer als zusammen leben?

Tini

Es ist nicht schlimmer! Für mich ganz persönlich ist heiraten etwas heiliges, ohne das religiös zu meinen, das bin ich nämlich nicht. Ich habe für mich den Anspruch, nur einmal zu heiraten und zwar denjenigen, mit dem ich alt werden will und bei dem ich sicher bin, dass es so sein könnte. Klar kann man nie so richtig sicher sein und vermutlich bin ich auch deshalb noch nicht verheiratet. Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich nicht 2x im Leben heiraten wollen würde. Irgendwie würde das meine ganz persönliche Ansicht einer Ehe beschädigen.

Aber das ist nur meine persönliche Sicht für mein Leben. Wobei ich mich eben in Einzelfällen nicht ganz von Vorurteilen freisprechen kann, wenn jemand das anders handhabt.
She *7/2006
He   *7/2014

Nachtvogel

Für mich würde es einen Unterschied machen ob die Kinder erwachsen sind oder wirklich noch Kinder/Jugendliche. Bei Letzterem fände ich das absolut nicht gut, im Gegenteil.

Aber ansonsten muss das halt jeder für sich selber wissen. Ich persönlich kann mir das nicht vorstellen...heiraten schonmal garnicht aber ich bin jetzt auch nicht so wirklich heiratsgeil, nie gewesen, verstehe ich nicht und brauche ich auch nicht. ;)

Ich muss aber schon sagen dass es bei mir nen komischen Beigeschmack hat wenn ich höre dass jemand unmittelbar nach so einem Verlust wieder jemand Neuen am Start hat und dann auch noch sofort wieder heiraten muss. So als wenn der Partner vorher sofort vergessen wäre und dementsprechend wohl nicht wichtig war :-\
Und die Leute die so schnell heiraten sind ja nun auch oft die, die mehrfach heiraten, sich immer wieder trennen um sich dann wieder sofort in die nächste Beziehung zu schmeißen die dann wieder so endet wie alle anderen :-\
Wie gesagt, nur mein ganz persönliches Empfinden...ich bin eben so garnicht so und kann das auch nicht so recht nachvollziehen, heißt nicht dass ich den Leuten das so dann auch an den Kopf werfe, ist ja ihr Leben und nicht meins ;)
36+3 -> 2940g / 37+4 -> 3320g / 38+5 -> 3660g
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scarlet_rose

Muss denn die Trauerarbeit komplett abgeschlossen sein, wenn man wieder heiratet?
Nur weil man wieder lebt und lang heißt es nicht, dass die Trauer völlig beendet ist. Ein neuer Partner kann dabei ja auch unterstützen und mitwirken. Er ist ja kein Konkurrent.
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Nipa

@Sweety: ich fände es dann einfach nicht gut, weil ich es auch dem neuen Partner gegenüber nicht fair fände.

Bei kleinen Kindern ist ein neuer Partner immer schwierig, egal ob mit oder ohne Ehe.

guest1707

Zitat von: Christiane am 17. Oktober 2015, 09:31:53
Wieso ist denn verheiratet sein schlimmer als zusammen leben?

Frag ich mich auch und wieso sollte man Rücksicht auf seine Kinder nehmen? Klar wenn es Kinder sind die nicht selbst schon mitten im Leben stehen ist das eine ganz andere Situation, da wird man eh sehr sensibel auch schon mit einer neuen Beziehung sein, aber meine Eltern sollen gücklich sein und wenn sie es so sind hervorragend. Und im Grunde macht es mich auch glücklich wenn meine Eltern glücklich sind.

Man sollte seine eigene Trauer um den geliebten Menschen nicht über Trauer bzw. den Umgang eines anderen stellen.

deep_blue

Zitat von: Stefanie am 17. Oktober 2015, 11:24:27


Man sollte seine eigene Trauer um den geliebten Menschen nicht über Trauer bzw. den Umgang eines anderen stellen.

Das ist es. Genau. So schwer es den Kindern oder auch Freunden vielleicht fällt... :P

~ Oma Netti ~

Und was ist, wenn man über der Pflege des kranken Partners, die ja teilweise JAHRE dauern kann, schon jemanden kennenlernt, mit dem man ab und zu aus dem Alltag entfliehen kann? Verwerflich?
Ich finde nicht.
Die Frau eines Freundes von meinem Mann hat MS. Ganz schwere Form. Seit mehreren Jahren Pflegestufe 3, kann NIX mehr, nicht mal alleine essen. Er pflegt sie aufopfernd und er ist 46 Jahre alt. Niemals würde ich ihn verurteilen, wenn er nebenher eine "Beziehung/Affäre" hätte. Denn er lebt auch nur einmal.
Ich schließe mich hier also Sweety und Christiane an. Ich finde es nicht verwerflich, wenn man nach dem Tod des Partners relativ schnell wieder heiratet. Wer bin ich, dass ich das zu beurteilen habe.

elmo666

Zitat von: Nachtvogel am 17. Oktober 2015, 09:58:46

Ich muss aber schon sagen dass es bei mir nen komischen Beigeschmack hat wenn ich höre dass jemand unmittelbar nach so einem Verlust wieder jemand Neuen am Start hat und dann auch noch sofort wieder heiraten muss. So als wenn der Partner vorher sofort vergessen wäre und dementsprechend wohl nicht wichtig war :-\


Und genau das war mein Gefühl damals als 12 jährige...verstärkend kam hinzu, dass meine Steifmutter schnell alle Fotos meiner Mama "entsorgt" hat, sodass diese sofort aus unserem Alltag zu verschwinden hatte...und mein Vater uns nie in der Trauaerarbeit unterstütz hat...alles insgesamt eine sehr ungünstige Situation damals gewesen. Sagt mein Vater übrigens heute selbst auch, dass es definitiv zu schnell war, erneut zu heiraten

bellami

wir hatten so eine geschichte im freundeskreis auch. der mann verstarb jedoch ueberraschend, das kind war gerade 3. 2 jahre spaeter hat sie wieder geheiratet.

wie war meine reaktion?
wir waren auf der hochzeit eingeladen und wir sind gekommen, es war ein schoenes fest, bei dem auch der verstorbene mann nicht vergessen wurde! ich habe mich fuer die drei gefreut, sie wirkten und wirken gluecklich!

ja, ich hatte auch teilweise ein komisches gefuehl, aber es aendert nichts an der tatsache, das der alte partner weg ist! ich habe mich immer gefragt, wie es gewesen waere, wenn ihr mann nicht gestorebn, sondern gegangen waere!?
mit flo 24.06.05 und fay 02.11.07

Sonne1978

Zitatwie es gewesen waere, wenn ihr mann nicht gestorebn, sondern gegangen waere!?
Das ist eine sehr interessante Frage, bellami! Aber es sind auch nochmal andere Emotionen, die nach einer Trennung da sind. Also, wenn man der / die Verlassene ist.

Ich persönlich teile die Meinung der Mehrheit: es käme mir nicht in den Sinn, darüber zu urteilen.

Fliegenpilz

Beziehen wir uns rein auf das Eingangspost, dann steht dort "nach längerer Krankheit". Befassen wir uns genauer mit dem Thema "Trauer", erfahren wir das die Trauerarbeit bei Erkrankungen schon viel früher beginnt als bei einem nicht vorhersehbaren Tod wie z.B. durch einen Unfall.

~ Oma Netti ~

Das glaube ich auch, denn der Mensch ist ja schon lange vor dem Tod nicht mehr wirklich da.  :-\

Once

Ich bin da auch zwiegespalten.

Auf der einen Seite würde ich auch sagen, dass sich niemand anmaßen sollte darüber zu urteilen. Auf der anderen Seite ist es anderen freigestellt bittere Gefühle die dadurch entstehen zu benennen - gerade wenn sie selbst noch Trauerarbeit leisten.

Ich wäre entgegen meiner moralischen Vorsätze vermutlich auch angefressen. Ich finde es irgendwie uneherenhaft - würde mir das selbst nie einfallen lassen. Aber ich bin sowieso kein Verfechter der Ehe.