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Allgemeines => Allgemein => Thema gestartet von: Sonne1978 am 16. Oktober 2015, 22:26:34

Titel: Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Sonne1978 am 16. Oktober 2015, 22:26:34
Ich fang' einfach mal direkt an, zu schreiben, Eure Meinungen interessieren mich :)

Die Partnerin / Der Partner eines entfernten Bekannten verstirbt nach längerer Krankheit und der Witwer / die Witwe heiratet im Folgejahr erneut. Wie ist Eure Reaktion? Oder wie findet Ihr das?
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: elmo666 am 16. Oktober 2015, 22:33:43
Habe etwas ähnliches selbst erlebt.

Meine Mama ist im Ende September 97 gestorben und mein Papa hat im März 98 neu geheiratet. Ich finde und fand es zu schnell, für alle Beteiligten! Ich kam nicht mit der Situation zu recht, und auch heute finde ich es grenzwertig. ( ehe ist mitlerweile geschieden)
Ich finde eine gewisse Zeit muss, nein sollte zwischen zwei solchen Ereignissen vergehen. Wieviel, kann ich nicht genau sagen, aber rein gefühlsmäßig mind. 2 Jahre, gerade wenn Kinder involviert sind. Bei längerer Krankheit, wo das Ende leider absehbar ist, eventuell auch kürzer, aber dennoch mind 1 Jahre...


Edit: mag noch anführen, dass ich nicht gegen eine neue Beziehung bin. Auf keinen Fall! Ich wünsche demjenigen der so etwas schreckliches erleben muss, alles erdenklichen gute. Aber eine Heirat finde ich zu früh
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: guest1707 am 16. Oktober 2015, 22:37:14
Im Grunde ist es doch egal wie ich es finde. Der Mensch der einen geliebte Person verloren hat ist erwachsen, weiß was er möchte. Warum sollte er da Rücksicht auf meine Meinung nehmen? Er führt ein Leben und er muss sich wohlfühlen.

Keine Ahnung ob 1 Jahr, 1/2 Jahr oder 2 Jahre nach dem Tod Zeit sein sollte sich neu zu binden.
Ich wüßte nicht was ich in so eine Situation machen würde. Aber bei einer Sache bin ich mir sehr sicher, sollte so etwas in meinem Umfeld sein würde ich mir von Herzen wünschen das der Mensch wieder glücklich wird und auch wieder Lieben kann. Meine Gefühle sollten in dem Augenblick bei mir bleiben. :)
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Anders am 16. Oktober 2015, 22:41:26
edit
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Nipa am 16. Oktober 2015, 22:46:53
Mmh.. kommt drauf an. Tut er es, weil er sich Hals über Kopf verliebt hat, oder weil er nicht alleine sein kann und/oder sich seiner Trauer nicht stellen will.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Fliegenpilz am 16. Oktober 2015, 22:50:48
Ich werde mir nicht anmaßen darüber zu urteilen.

Ich habe diesen Fall zweimalig in meiner nahen Familie. Zu einem hat mich da niemand um meine Meinung gebeten, zum anderen macht es für mich keinen Unterschied ob jemand nach drei Monaten eine neue Beziehung eingeht oder nach sechs Monaten sich wieder verheiratet. In beiden Fällen wünsche ich demjenigen Glück, Liebe, Ruhe, Langlebigkeit. Trauer, Verlust, Erschöpfung musste bei langer Krankheit des Partners ausreichend ertragen werden ...
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: pirANhJA am 16. Oktober 2015, 23:51:20
Zitat von: Sonne1978 am 16. Oktober 2015, 22:26:34
Ich fang' einfach mal direkt an, zu schreiben, Eure Meinungen interessieren mich :)

Die Partnerin / Der Partner eines entfernten Bekannten verstirbt nach längerer Krankheit und der Witwer / die Witwe heiratet im Folgejahr erneut. Wie ist Eure Reaktion? Oder wie findet Ihr das?

Die Trauerphase beginnt schon mit der Erkenntnis, dass keine Heilung möglich ist.
Jede/r trauert in der ihr/ihm eigenen Art.
Frauen und Männer trauern unterschiedlich.
Der Ausdruck der Trauer ist kein Zeichen für die Tiefe des Verlustes.
Und - die Phase der Trauer kann bis zu 8 Jahre dauern (oder halt viel weniger).
Ich finde es anmaßend darüber zu urteilen und würde mir für meinen Mann wünschen, dass er nicht alleine bleibt, wenn ich gehen muss.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Sweety am 17. Oktober 2015, 01:21:31
Zitat von: Nipa am 16. Oktober 2015, 22:46:53
Mmh.. kommt drauf an. Tut er es, weil er sich Hals über Kopf verliebt hat, oder weil er nicht alleine sein kann und/oder sich seiner Trauer nicht stellen will.

Und wenn es letzteres ist, dann... was? Dürfen sie dann nicht?

Das entscheiden die beiden unmittelbar Beteiligten und niemand sonst. Auch nicht die Kinder.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Muse am 17. Oktober 2015, 06:52:32
Aber gerade wenn man Kinder hat sollte man doch auch darauf Rücksicht nehmen in welcher Trauerphase diese sich befinden...  :-\
Klar muss das der Betreffende selbst entscheiden, ich finde es trotzdem sehr früh gleich nach so kurzer Zeit zu heiraten. Man kann doch auch ohne Trauschein zusammenleben.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Tini am 17. Oktober 2015, 08:33:07
Ich verstehe grundsätzlich nicht, dass jeder neue Partner gleich geheiratet werden muss. Ich beobachte das in meinem Umfeld immer wieder. Es scheint, als sei es keine Option, erstmal einige Zeit unverheiratet zusammen zu leben. Das mag aber auch daran  liegen, dass ich nur einmal im Leben heiraten wollen würde und zwar nach langer und sehr reiflicher Überlegung. Da ich jemand bin, der alles immer wieder in Frage stellt, wird es wohl nie so weit kommen  ;D

Zum Thema: Ich denke jeder Mensch trauert unterschiedlich und jeder braucht etwas anderes. Der eine braucht nach einem solchen Verlust erstmal nur Zeit für sich und lässt niemanden an sich ran, der andere kann und will nicht allein sein und bindet sich deshalb schneller. Gerade bei etwas älteren Frauen, Z.B. im Alter meiner Mutter ist dieser Versorgungsgedanke noch sehr stark., besonders was die finanzielle Versorgung betrifft. Ich gebe zu, dass ich da nicht frei von Vorurteilen bin und sich bei schneller Bindung nach Verlust des Partners der Gedanke aufdrängt, dass da ja wohl die Beziehung nicht ernsthaft genug gewesen sein kann. Aber da gehe ich eben sehr stark von mir selber aus und würde solche Gedanken für mich behalten.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Sweety am 17. Oktober 2015, 09:28:35
Muse, warum? Was hat die Trauer der Kinder damit zu tun? Die Kinder trauern doch um jemand ganz anderen. Nämlich um die Mutter. Das ist doch viel näher.

Ich persönlich wäre zurückhaltend, wenn ich noch kleinere Kinder hätte in so einer Situation, die ja mit dem neuen Partner unmittelbar Leben müssten.
Aber sonst? Hat jeder ein Recht auf sein eigenes Leben und seine eigene Trauer. Aber keinen Anspruch darauf, dass sich jemand anders die Lebensgestaltung verbiegt, um der Trauer eines anderen Menschen nicht in die Quere zu kommen.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Fliegenpilz am 17. Oktober 2015, 09:31:53
Wieso ist denn verheiratet sein schlimmer als zusammen leben?
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Tini am 17. Oktober 2015, 09:40:55
Es ist nicht schlimmer! Für mich ganz persönlich ist heiraten etwas heiliges, ohne das religiös zu meinen, das bin ich nämlich nicht. Ich habe für mich den Anspruch, nur einmal zu heiraten und zwar denjenigen, mit dem ich alt werden will und bei dem ich sicher bin, dass es so sein könnte. Klar kann man nie so richtig sicher sein und vermutlich bin ich auch deshalb noch nicht verheiratet. Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich nicht 2x im Leben heiraten wollen würde. Irgendwie würde das meine ganz persönliche Ansicht einer Ehe beschädigen.

Aber das ist nur meine persönliche Sicht für mein Leben. Wobei ich mich eben in Einzelfällen nicht ganz von Vorurteilen freisprechen kann, wenn jemand das anders handhabt.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Nachtvogel am 17. Oktober 2015, 09:58:46
Für mich würde es einen Unterschied machen ob die Kinder erwachsen sind oder wirklich noch Kinder/Jugendliche. Bei Letzterem fände ich das absolut nicht gut, im Gegenteil.

Aber ansonsten muss das halt jeder für sich selber wissen. Ich persönlich kann mir das nicht vorstellen...heiraten schonmal garnicht aber ich bin jetzt auch nicht so wirklich heiratsgeil, nie gewesen, verstehe ich nicht und brauche ich auch nicht. ;)

Ich muss aber schon sagen dass es bei mir nen komischen Beigeschmack hat wenn ich höre dass jemand unmittelbar nach so einem Verlust wieder jemand Neuen am Start hat und dann auch noch sofort wieder heiraten muss. So als wenn der Partner vorher sofort vergessen wäre und dementsprechend wohl nicht wichtig war :-\
Und die Leute die so schnell heiraten sind ja nun auch oft die, die mehrfach heiraten, sich immer wieder trennen um sich dann wieder sofort in die nächste Beziehung zu schmeißen die dann wieder so endet wie alle anderen :-\
Wie gesagt, nur mein ganz persönliches Empfinden...ich bin eben so garnicht so und kann das auch nicht so recht nachvollziehen, heißt nicht dass ich den Leuten das so dann auch an den Kopf werfe, ist ja ihr Leben und nicht meins ;)
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: scarlet_rose am 17. Oktober 2015, 10:19:20
Muss denn die Trauerarbeit komplett abgeschlossen sein, wenn man wieder heiratet?
Nur weil man wieder lebt und lang heißt es nicht, dass die Trauer völlig beendet ist. Ein neuer Partner kann dabei ja auch unterstützen und mitwirken. Er ist ja kein Konkurrent.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Nipa am 17. Oktober 2015, 11:14:54
@Sweety: ich fände es dann einfach nicht gut, weil ich es auch dem neuen Partner gegenüber nicht fair fände.

Bei kleinen Kindern ist ein neuer Partner immer schwierig, egal ob mit oder ohne Ehe.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: guest1707 am 17. Oktober 2015, 11:24:27
Zitat von: Christiane am 17. Oktober 2015, 09:31:53
Wieso ist denn verheiratet sein schlimmer als zusammen leben?

Frag ich mich auch und wieso sollte man Rücksicht auf seine Kinder nehmen? Klar wenn es Kinder sind die nicht selbst schon mitten im Leben stehen ist das eine ganz andere Situation, da wird man eh sehr sensibel auch schon mit einer neuen Beziehung sein, aber meine Eltern sollen gücklich sein und wenn sie es so sind hervorragend. Und im Grunde macht es mich auch glücklich wenn meine Eltern glücklich sind.

Man sollte seine eigene Trauer um den geliebten Menschen nicht über Trauer bzw. den Umgang eines anderen stellen.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: deep_blue am 17. Oktober 2015, 11:42:46
Zitat von: Stefanie am 17. Oktober 2015, 11:24:27


Man sollte seine eigene Trauer um den geliebten Menschen nicht über Trauer bzw. den Umgang eines anderen stellen.

Das ist es. Genau. So schwer es den Kindern oder auch Freunden vielleicht fällt... :P
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: ~ Oma Netti ~ am 17. Oktober 2015, 12:33:41
Und was ist, wenn man über der Pflege des kranken Partners, die ja teilweise JAHRE dauern kann, schon jemanden kennenlernt, mit dem man ab und zu aus dem Alltag entfliehen kann? Verwerflich?
Ich finde nicht.
Die Frau eines Freundes von meinem Mann hat MS. Ganz schwere Form. Seit mehreren Jahren Pflegestufe 3, kann NIX mehr, nicht mal alleine essen. Er pflegt sie aufopfernd und er ist 46 Jahre alt. Niemals würde ich ihn verurteilen, wenn er nebenher eine "Beziehung/Affäre" hätte. Denn er lebt auch nur einmal.
Ich schließe mich hier also Sweety und Christiane an. Ich finde es nicht verwerflich, wenn man nach dem Tod des Partners relativ schnell wieder heiratet. Wer bin ich, dass ich das zu beurteilen habe.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: elmo666 am 17. Oktober 2015, 14:54:00
Zitat von: Nachtvogel am 17. Oktober 2015, 09:58:46

Ich muss aber schon sagen dass es bei mir nen komischen Beigeschmack hat wenn ich höre dass jemand unmittelbar nach so einem Verlust wieder jemand Neuen am Start hat und dann auch noch sofort wieder heiraten muss. So als wenn der Partner vorher sofort vergessen wäre und dementsprechend wohl nicht wichtig war :-\


Und genau das war mein Gefühl damals als 12 jährige...verstärkend kam hinzu, dass meine Steifmutter schnell alle Fotos meiner Mama "entsorgt" hat, sodass diese sofort aus unserem Alltag zu verschwinden hatte...und mein Vater uns nie in der Trauaerarbeit unterstütz hat...alles insgesamt eine sehr ungünstige Situation damals gewesen. Sagt mein Vater übrigens heute selbst auch, dass es definitiv zu schnell war, erneut zu heiraten
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: bellami am 17. Oktober 2015, 15:07:20
wir hatten so eine geschichte im freundeskreis auch. der mann verstarb jedoch ueberraschend, das kind war gerade 3. 2 jahre spaeter hat sie wieder geheiratet.

wie war meine reaktion?
wir waren auf der hochzeit eingeladen und wir sind gekommen, es war ein schoenes fest, bei dem auch der verstorbene mann nicht vergessen wurde! ich habe mich fuer die drei gefreut, sie wirkten und wirken gluecklich!

ja, ich hatte auch teilweise ein komisches gefuehl, aber es aendert nichts an der tatsache, das der alte partner weg ist! ich habe mich immer gefragt, wie es gewesen waere, wenn ihr mann nicht gestorebn, sondern gegangen waere!?
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Sonne1978 am 17. Oktober 2015, 16:00:19
Zitatwie es gewesen waere, wenn ihr mann nicht gestorebn, sondern gegangen waere!?
Das ist eine sehr interessante Frage, bellami! Aber es sind auch nochmal andere Emotionen, die nach einer Trennung da sind. Also, wenn man der / die Verlassene ist.

Ich persönlich teile die Meinung der Mehrheit: es käme mir nicht in den Sinn, darüber zu urteilen.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Fliegenpilz am 17. Oktober 2015, 17:17:13
Beziehen wir uns rein auf das Eingangspost, dann steht dort "nach längerer Krankheit". Befassen wir uns genauer mit dem Thema "Trauer", erfahren wir das die Trauerarbeit bei Erkrankungen schon viel früher beginnt als bei einem nicht vorhersehbaren Tod wie z.B. durch einen Unfall.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: ~ Oma Netti ~ am 17. Oktober 2015, 18:00:36
Das glaube ich auch, denn der Mensch ist ja schon lange vor dem Tod nicht mehr wirklich da.  :-\
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Once am 17. Oktober 2015, 20:05:47
Ich bin da auch zwiegespalten.

Auf der einen Seite würde ich auch sagen, dass sich niemand anmaßen sollte darüber zu urteilen. Auf der anderen Seite ist es anderen freigestellt bittere Gefühle die dadurch entstehen zu benennen - gerade wenn sie selbst noch Trauerarbeit leisten.

Ich wäre entgegen meiner moralischen Vorsätze vermutlich auch angefressen. Ich finde es irgendwie uneherenhaft - würde mir das selbst nie einfallen lassen. Aber ich bin sowieso kein Verfechter der Ehe.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Once am 17. Oktober 2015, 20:10:53
Zitat von: Christiane am 17. Oktober 2015, 17:17:13
Beziehen wir uns rein auf das Eingangspost, dann steht dort "nach längerer Krankheit". Befassen wir uns genauer mit dem Thema "Trauer", erfahren wir das die Trauerarbeit bei Erkrankungen schon viel früher beginnt als bei einem nicht vorhersehbaren Tod wie z.B. durch einen Unfall.

? Ist es nicht etwas theoretisch und pragmatisch zu konstatieren, das Krankheitsverläufe und Trauerarbeit bei jedem Menschen schematisch ablaufen...? 
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: pirANhJA am 17. Oktober 2015, 20:42:29
Zitat von: Once am 17. Oktober 2015, 20:10:53
Zitat von: Christiane am 17. Oktober 2015, 17:17:13
Beziehen wir uns rein auf das Eingangspost, dann steht dort "nach längerer Krankheit". Befassen wir uns genauer mit dem Thema "Trauer", erfahren wir das die Trauerarbeit bei Erkrankungen schon viel früher beginnt als bei einem nicht vorhersehbaren Tod wie z.B. durch einen Unfall.

? Ist es nicht etwas theoretisch und pragmatisch zu konstatieren, das Krankheitsverläufe und Trauerarbeit bei jedem Menschen schematisch ablaufen...?

Das "Schema" besagt ja, dass es kein Schema gibt ... ob nun 6 Monate oder 8 Jahre oder sogar noch mehr oder weniger. Und Frauen trauern anders als Männer ...
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Fliegenpilz am 17. Oktober 2015, 20:50:47
Danke, Piranjha  :)

Schema hin oder her: Stirbt mein Partner morgen ohne Vorhersehbarkeit, dann zerreißt es in einer Sekunde mein Leben. Ist mein Partner tödlich erkrankt, dann habe ich Zeit mich in Etappen von unseren Träumen und Zielen, Wünschen und Hoffnungen zu verabschieden - es sind so gesehen viele kleine Tode statt der grosse Knall.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: maike am 18. Oktober 2015, 12:16:24
Natürlich würde ich jetzt gerne wie viele andere schreiben: es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, ich gönnen jedem sein Glück von Herzen, egal wie schnell das nach dem Tod des verstorbenen Partner auch sein mag...

Aber: in der Realität sieht das dann doch noch einmal anders aus und ich glaube, das kann man nur beurteilen, wenn man so etwas im engsten Umfeld schon erlebt hat.
Denn ja, natürlich gönnt man dem Menschen sein Glück, so wie ich es in unserem Fall auch von Herzen gönne und ja, ich weiß, dass er ohne die neue Beziehung unglücklich und immer noch in Trauer versunken wäre und auch deswegen freue ich mich, dass er dies nicht muss, aber dennoch sehe ich manchmal fassungslos zu und habe sehr ambivalente Gefühle dem neuen Partner und der ganzen Beziehung gegenüber.

Niemals aber würde ich diese Gefühle der betreffenden Person gegenüber äußern, das sind meine Gefühle und es steht mir nicht im Ansatz zu, etwas in Frage zu stellen, was dem Menschen gut tut.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Sweety am 18. Oktober 2015, 13:15:20
Aber du weißt doch gar nicht, wer von denen, die "Es steht mir nicht zu, zu urteilen..." schreiben, sowas schon erlebt oder bei nahen Menschen beobachtet haben.
Oder möchtest du sagen, wenn man das schon selbst erlebt oder beobachtet hat, dann würde man nicht mehr so schreiben?
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: maike am 18. Oktober 2015, 13:44:22
So meinte ich das. :) Also wenn man es schon erlebt hat, dann weiß man, dass dieser Satz "es steht mir nicht zu zu urteilen" leicht geschrieben, aber nahezu nicht umsetzbar ist, weil jeder Mensch urteilt (im Sinne von: sich ein  Urteil bildet), so gerne man auch nur der herzensgute Mensch sein möchte, der jedem das größte Glück gönnt. Man schafft es nicht.
Wobei das eine das andere ja sicher nicht ausschließt, wie ich oben schon schrieb. Gönnen ja, sich dabei aber nicht doch ein Urteil bilden, sich Gedanken machen, irritiert sein...unmöglich.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Once am 18. Oktober 2015, 13:46:52
Zitat von: pirANhJA am 17. Oktober 2015, 20:42:29
Zitat von: Once am 17. Oktober 2015, 20:10:53
Zitat von: Christiane am 17. Oktober 2015, 17:17:13
Beziehen wir uns rein auf das Eingangspost, dann steht dort "nach längerer Krankheit". Befassen wir uns genauer mit dem Thema "Trauer", erfahren wir das die Trauerarbeit bei Erkrankungen schon viel früher beginnt als bei einem nicht vorhersehbaren Tod wie z.B. durch einen Unfall.

? Ist es nicht etwas theoretisch und pragmatisch zu konstatieren, das Krankheitsverläufe und Trauerarbeit bei jedem Menschen schematisch ablaufen...?

Das "Schema" besagt ja, dass es kein Schema gibt ... ob nun 6 Monate oder 8 Jahre oder sogar noch mehr oder weniger. Und Frauen trauern anders als Männer ...

und Frauen trauern anders als Frauen.
Das sind einfach so Schuhe, Phrasen und Verallgemeinerungen mit denen niemandem geholfen ist (finde ich) - ganz unabhängig vom Kontext und womit ich euch inhaltlich ja alles andere als widerspreche - im Gegenteil. Ich habs nur gern wenn man die eigene Sicht nicht unweigerlich auf andere projiziert.

Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Sweety am 18. Oktober 2015, 13:52:30
Nein Maike, du weißt nur, dass es DIR nicht leicht von der Tastatur geht. Dass DU das nicht schaffst.
Urteilen ist nicht das gleiche wie Verurteilen, auch wenn es häufig synonym verwendet wird.

Du weißt nämlich in keiner Weise, ob ich das schon erlebt/beobachtet habe, sondern schließt einfach von dir auf andere.
Ich bin nicht "man" ;)

Ich beurteile das in der Ausgangsfrage beschriebene Tun als etwas zutiefst Privates und ich bin - als es in meiner unmittelbaren Umgebung einen mir nahestehenden und vertrauten Menschen betraf - nichtmal ansatzweise auf die Idee zu kommen, von der Zeitdauer zwischen Tod des vorigen Partners und neuerlicher Verehelichung auf die Intensität der ersten Beziehung zu schließen. Nichtmal ein bisschen. Mir fehlt da komplett der Zusammenhang.

Weil Menschen unterschiedlich trauern. Die einen kurz und intensiv, die anderen lang und intensiv und wieder andere lang, aber mit nicht so hohen Schmerzamplituden, weil sie sich ablenken.
Alles absolut legitim und individuell.
Und nichts davon sagt aus, wie sehr der verblichene Partner geliebt wurde.
Ergo auch nicht der Zeitpunkt, an dem der Prozess durchlitten ist.

Mir geht diese Einteilung in "Sache der Beteiligten, hat keiner was dran zu nörgeln" also immer noch sehr leicht von der Tastatur. Jetzt sogar leichter als früher, wo das für mich nur eine rein hypothetische Frage ohne jeden Wirklichkeitsbezug war :)
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Muse am 18. Oktober 2015, 14:27:41
Natürlich ist es eine Sache der Beteiligten, aber ich bin mir sicher dass im echten Leben Vielen hier ein Gedanke in der Art von "Oh, so schnell?" Durch den Kopf huscht bevor er sich für die neue Liebe freut.
Und auch wenn Außenstehende für zu schnell empfinden kann man sich doch trotzdem für das neue Glück freuen.  ???

Ich frage mich übrigens auch bei Personen ohne Trauerfall warum man zB innerhal eines halbes Jahres heiraten muss weil ich das eben nicht gemacht habe. Trotzdem kann ich mich mitfreuen und von Herzen alles Gute für die Zukunft wünschen.  :)
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Sweety am 18. Oktober 2015, 14:40:52
"Oh, so schnell?"... klar. Weil es eben ungewöhnlich ist. Das zu bemerken, find ich völlig legitim. Geht mir eben auch so, wenn Leute nach 3 Monaten verheiratet sind.
Etwas zu bemerken und für sich zu konstatieren, dass es für einen selbst vielleicht nichts wäre, ist aber etwas völlig anderes als zu verurteilen. Es befremdlich zu finden. Daraus Rückschlüsse auf Trauerintensität und Intaktheit der durch den Tod getrennten Beziehung zu ziehen. Das ist ja nichtmal ansatzweise das Gleiche.

Andererseits bin ich total Mrs "Gut Ding will Weile haben und man braucht und sollte nichts überstürzen" und ebenso bin ich zu 100% und aus totaler Überzeugung Madame "Ich muss die vorige Beziehung erst verarbeitet haben und eine Weile Single gewesen sein, bevor ich mich richtig auf jemanden einlassen kann."
Und als diese Mrs und Madame, die ich bin, bin ich mit meinem Mann zusammengekommen, während ich noch einen Freund hatte, mit dem ich auch zusammengelebt habe (und den ich zwar nicht mehr innig liebte, aber doch sehr schätzte und noch schätze) und obendrein bin ich nach stolzen sechs Wochen mit Sack und Pack bei ihm eingezogen. Also meinem Mann.

Das hat mich sehr nachhaltig gelehrt, kleine Brötchen zu backen, wenn es um "Ich mach das nicht so, also kann ich es nicht nachvollziehen, wenn andere es machen" und "Wie kann man nur?" geht.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: maike am 18. Oktober 2015, 18:29:02
Muse beschreibt das ganz gut, was ich meine.
Nirgends habe ich geschrieben, dass man die Situation verurteilt, wenn man sich Gedanken darüber macht. Es ging nur darum, dass diese Gedanken da sind, kurz, lang, intensiv oder nicht so sehr, aber sie sind da.
Und ja, diese Gedanken unterstelle ich tatsächlich jedem und schließe nicht mit meinem "man" von mir auf andere. Denn es wäre meiner Meinung nach doch ziemlich bedenklich, wenn es so wäre, dass man die Geschehnisse um sich herum in völliger Neutralität beobachten würde.
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: pirANhJA am 18. Oktober 2015, 20:42:54
Zitat von: Once am 18. Oktober 2015, 13:46:52
und Frauen trauern anders als Frauen.
Das sind einfach so Schuhe, Phrasen und Verallgemeinerungen mit denen niemandem geholfen ist (finde ich) - ganz unabhängig vom Kontext und womit ich euch inhaltlich ja alles andere als widerspreche - im Gegenteil. Ich habs nur gern wenn man die eigene Sicht nicht unweigerlich auf andere projiziert.

Projizieren möchte ich gar nichts damit ... habe mich mit dem Thema beruflich und privat befasst, div. Ausbildungen (Hospiz, Sterbebegleitung, Kontakte zu Trauertherapeuten, ...) ... möchte damit niemandem zu nahe treten.
Mein Schwiegeropa hatte nach, pff 3 Monaten eine neue Partnerin, seine Frau ist Ende der 50 Jahre erkrankt und hat immer wieder neue Schübe und Krankheitsausbrüche erlebt (Krebs) an denen sie letzendlich 1993 gestorben ist ... ich war froh, dass er im und am Leben geblieben ist. Wir hatten damit kein Problem. 
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: Anders am 18. Oktober 2015, 21:39:43
edit
Titel: Antw:Heirat nach Tod des Partners
Beitrag von: scue am 19. Oktober 2015, 16:19:10
Auch ich möchte nicht anmaßen darüber zu urteilen, schon garnicht verurteilen.
Niemand weiß, was genau IN einem anderem Menschen vorgeht. Und solange alle Beteiligten! damit zufrieden sind, ist es gut.
Das Leben ist bunt und manchmal ist es kurz, leider. Viell. ist ja auch das die Motivation wieder schnell zu heiraten. Derjenige wird schon seine Gründe haben. Und man kann schliesslich auch trauern und trotzdem eine weitere Person lieben. Viell. hat es sich ja auch die Frau für ihn gewünscht. Wisst ihr es? Nein.
Also:
Ich würde ihn beglückwünschen und alles erdenklich Liebe für diese Beziehung wünschen.