Hass statt Gastfreundschaft - Asylbewerber in Deutschland

Begonnen von Once, 26. August 2013, 12:43:49

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Mondlaus

Zitat von: Once am 26. August 2013, 16:42:38
Mondlaus...ich war vor ein paar Wochen schon schockiert, dass Australien einen ähnlich feinsdeligen Kurs Asylbewerbern gegenüber fährt. Und diesen nun auch recht offen vertritt.

Ja DAS ist noch einmal eine andere Geschichte. Und das schlimmste, der Großteil der Bevölkerung steht dahinter und es gibt kaum Gegenbewegung. Noch schlimmer als hier sogar :-\ Und ständig wird rassistisches Zeugs auf Facebook gepostet. Von meinen Verwandten, und die glauben es wirklich. Haben aber auch kaum eine andere Möglichkeit, denn die Politik nutzt es geschickt als Wahlkampfthema.
Kind 2011
Kind 2014
...

starlet

hachja.. ich komme ja selber aus so ner "asylfamilie" :P

viele wissen einfach nicht, wie unglaublich HART es ist, sich aus so einem status hochzuarbeiten. ich nehme meinen freund so gern als beispiel. die sind damals auch geflüchtet, über den weg nach deutschland möchte ich nichts sagen, das da gelaufen ist....unvorstellbar...

hier waren sie auch zu erst in verschiedenen asylheimen, auch in der stadt, wo wir jetzt wohnen. die umstände sind katastrophal! kakerlaken, viel zu kleiner wohnraum, toilette wird mit anderen familien geteilt. nachtruhe oder sowas? gibts nicht. etc etc etc......

sowas finde ich echt traurig.

ansonsten denke ich, das es vielen so geht, wie bei samson. hier im asylheim hatte die nachbarsfamilie ein dickes auto und auch nen megaplasma TV an der wand. wäsche wurde direkt von der leine geklaut....

und gerade DIE geschichten machen auch gerne umlauf. auch wenn ich nachdenke, fällt mir keine positive ein, nur "boah was die alles gemacht haben".

ansonsten durfte mein freund um eine arbeitserlaubnis betteln, um den führerschein, selbst um einen ausbildungsplatz. den musste nämlich das ausländeramt "absegnen".
er durfte sich nichtmal eine wohnung nehmen, wo er möchte.
so eingeschränkt will keiner leben!


Bettina

@Samson: Für mich persönlich liegen Welten zwischen "wir demonstrieren gegen Ausländer/Asylbewerber" und "wir demonstrieren gehen solch eine Einrichtung". Ich würde auch dagegen demonstrieren und auf die Barrikaden gehen. Nicht nur, weil es eben zu den von dir genannten Problemen kommt, sondern weil diese Probleme (und ich sage das ist gewollt) genau so durch diese Art von Unterbringung provoziert werden.

Es will auch keiner neben einer Obdachloseneinrichtung wohnen oder neben dem Flughafen oder der Mülldeponie. Viele wollen nicht neben einem Kindergarten wohnen usw.

Ich habe damals während meines Studiums ein Praktikum gemacht in einer Gemeinde im Hochtaunuskreis, die solche Einrichtungen/Erstaufnahmeeinrichtungen überhaupt gar nicht hatte. ALLE Asylbewerberfamilien waren in ganz normalen Wohnungen über das ganze Stadtgebiet verteilt und oh Wunder, Probleme gab es in Einzelfällen ..... so wie sie es unter ganz normalen Nachbarn auch gibt, aber die waren in aller Regel lösbar. Genauso wie nicht plötzlich eine große Zahl Kinder in einer Schule aufgelaufen ist, weil eben die Einrichtung da im Einzugsgebiet liegt, sondern durch die großflächige Verteilung über das gesamte Gebiet, waren auch immer nur sehr wenige Kinder in einzelnen Klassen und das konnte auch sehr gut aufgefangen werden von den Lehrer(innen).

Das war einfach nur toll und beispielhaft und zeigt, dass es möglich ist, wenn man will, wenn die Politiker wollen und dass dann auch die Bevölkerung in aller Regel gut mit zieht. Es ist möglich, aber es ist eben nicht gewollt, dass es gut läuft.

Damals wurde das Asylgesetz geändert, aufgeweicht und für einen echten politisch Verfolgten (sind die meisten ja gar nicht, was nicht heißt,. dass sie keine berechtigten Gründe haben, aber Bürgerkrieg ist z.B. keine politische Verfolgung, sie dürfen aber trotzdem bleiben) ist es fast unmöglich, überhaupt noch deutschen Boden zu betreten.

Wortwahl und ausgewählte Zahlen und Statistiken können so viel Schlimmes anrichten. Wer in der Bevölkerung weiß denn schon, dass sich ein Asylbewerber schon strafbar macht, wenn er nur unerlaubt den Landkreis verlässt, um z.B. Freunde zu besuchen? Jeder Asylbewerber, der ohne original Papiere deutschen Boden betritt macht sich strafbar. Welcher politisch Verfolgte bekommt schon Reisepapiere und ein Visum? Bekommt er es, macht der Asylantrag das Visum mit sofortiger Wirkung ungültig und er kann jederzeit abgeschoben werden. Die Kriminalitätsstatistik sieht natürlich dementsprechend aus für Otto-Normal-Bürger. Oh wei, so viele Gesetzesvestöße durch Asylbewerber .... aber welche Lapalien da mitunter dahinter stecken, gegen die ein Deutscher schon per se gar nicht verstoßen könnte verzerrt einfach den Blick schon sehr und kann unglaublich viel negative Stimmung machen.

Nochmal @Samson: In aller erster Linie sehe ich da den Informationsfluss als Problem an. Oftmals sind da vor Ort nur ein oder zwei mal pro Woche Sozialarbeiter, die versuchen, ein bisschen was in die richtige Richtung zu schubsen. "Hier ist das Bad, da die Toiletten, da die Küche ....etc.", alles Gemeinschaftsräume, keine Privatsphäre. Die Leute kommen häufig aus Ländern, in denen es so etwas wie unsere Toiletten nicht gibt. Oftmals ist in den Ländern üblich, dass einfach ein Loch im Boden ist. Toiletten sind unrein und Menschen aus sehr vielen Ländern würden sich erstmal nicht auf so eine Toilette setzen. Ganz besonders nicht, wenn sie von anderen, die man gar nicht kennt, auch benutzt wird. Gärten, wie wir sich empfinden (ich sage nur Sandburgen um die Strandkörbe) sind in vielen Ländern nicht üblich. Die Toilette ist eklig oder wird so empfunden, oft sind sie kaputt oder verstopft, weil sie falsch gebraucht wurden. Die Reparaturen dauern ewig, die Monteure haben auch keine Lust mehr, weil ein paar Tage später neue Leute da sind und sie wieder kommen müssen für dasselbe Problem.

Uns haben Flüchtlinge am Flughafen mal eine Toilette abmontiert, damit sie ihr gewohntes Loch im Boden haben. Ich hab keine Ahnung, wie sie das gemacht haben, denn sie hatten ja kein Werkzeug, konnten ja nicht raus. Flughafenverfahren bedeutete ja abgeriegelter Bereich im Transit.

Nein, das alles ist nicht witzig. Aber dass es nicht anders gemacht wird, das haben die Politiker zu verantworten. Und ich bin auch nach all den Jahren immer noch davon überzeugt, dass das Absicht ist und gewollt, dass so eine Stimmung gegen Ausländer und explizit Asylbewerber herrscht.
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Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Wechselflügler

Bettina - Ich geb' Dir zum Teil durchaus Recht. Manche Probleme könnten relativ ein-
               fach schon vor der Entstehung behoben werden. (Unterbringung in normalen
               Wohnungen/Verteilung über einen ganzen Landkreis bzw.Stadtgebiet)

               Allerdings bin ich andererseits auch der Meinung, diese Menschen kommen
               in ein fremdes Land (ganz egal, ob Deutschland/Frankreich, etc.) also müssen
               sie sich auch den dortigen Gepflogenheiten anpassen.
               Das muss ich überall, wo ich hinreise tun.
               Es wird ja auch erwartet, dass ich mich als Tourist an gewisse Regeln halte.

               Ich denke, diese "sich nicht anpassen/in die Gesellschaft einfügen wollen" ist
               zu einem großen Teil, das, was die Bürger so gegen Asylbewerber/Ausländer
               aufbringt.

               Mir wird nirgendwo auf der Welt eine Toilette mit automatischer Popospülung
               hingestellt, nur weil ich es so gewohnt bin. Entweder benutze ich das
               vorhandene Loch im Boden, oder ich habe Pech.

               Warum sollten wir also Erdlöcher graben, bzw. Fäkalien im Vorgarten dulden?


Flower Eight Revival

#29
Nala, das ist nur Polemik.
Das Problem "Anpassen/Sich in die Gesellschaft einfügen" oder was auch immer, fängt an anderer Stelle. Die Menschen die hier kommen, haben Träume! Die meisten haben entweder schreckliches erlebt, sind traumatisiert oder haben schlicht und einfach nur Hunger. Sie haben ihr ganzes Leben unter vollkommen andere Umstände gelebt, haben unglaublich viel Mut benötigt und natürlich die Verzweiflung nicht vergessen, um alles aufzugeben.
Hier fehlt es dann an Unterstützung. Oftmals. Alles ist neu, alles ist fremd, Deutschland ist für viele sogar ein Kulturschock. Man will das was man ist, natürlich nicht aufgeben. Das wird aber oft hier in D unter "anpassen" verstanden. Unmöglich! Hier gehört viel Geduld und Geduld und Aufklärung um eine tatsächliche und respektvolle "Anpassung" der zugezogenen Menschen zu erreichen. Ach, die Thematik ist unendlich...

Wir haben damals keine Unterstützung bekommen. Gar nichts. Wir waren aber auch keine Immigranten, sondern legal zugezogen. Meine Eltern waren in ihrem Beruf so gut, dass D sie angeworben hat. Dennoch, niemand war für uns zuständig, keine Erklärung der Rechtslage, keine Unterstützung im Alltag. Alles allein und mühevoll in Alleingang geschafft. Und so geht es vielen heute noch.

Flower Eight Revival

#30
Im übrigen: es gehört eine ganze Portion guten Willen, sich trotz Ablehnung, Vorurteile und sogar gelegentlichem Hass, "anpassen" zu wollen.
Ich fand es ganz und gar nicht witzig allein wegen meiner Herkunft als minderwertig und schlecht abgestempelt zu werden.
Überhaupt nicht.
Respekt erwarten ist eine Sache. Funktioniert aber auch nur, wenn mal lernt andere ebenfalls mit Respekt zu begegnen. Dieses "ich bin Deutsche, ich war zuerst hier, ich habe Rechte"-Getue ist einfach nur überholt. Wir sind Europäer, Weltgesellschaft. Nichts anderes.

Unserwunder

Zitat von: blume8 am 27. August 2013, 09:54:27
Im übrigen: es gehört eine ganze Portion guten Willen, sich trotz Ablehnung, Vorurteile und sogar gelegentlich Hass, "anpassen" zu wollen.
Ich fand es ganz und gar nicht witzig allein wegen meiner Herkunft als minderwertig und schlecht abgestempelt zu werden.
Überhaupt nicht.


Tolle Worte!!! s-druecken

Bettina

@Nala: Dieses Anpassen, vertraut werden mit Gepflogenheiten etc. funktioniert aber nur durch Information. Und zwar durch direkte und durch Kontakt und ist nicht von einem Sozialarbeiter, der für 500 Leute zuständig ist und sich um massive Probleme kümmern muss, leistbar. Woher sollen sie denn wissen, was hier üblich ist? Solange sie im Asylverfahren sind ist Integration unerwünscht. Die Kinder gehen zur Schule, weil hier Schulpflicht ist. Gäbe es die nicht, würden die Kinder nicht mal zur Schule gehen. Asylbewerber sollen sich ja hier gar nicht wohl fühlen. Je integrierter sie hier sind, um so massiver die Proteste, wenn sie abgeschoben werden sollen. Da sind dann oft die Argumente, dass sie doch sozial integriert sind, die Kinder Freunde haben etc. ..... also versucht ja erstmal gar keiner, das voranzutreiben. Das, was du dir da wünschst .... das sind Sachen, die irgendwann greifen sollen/dürfen, aber nicht für den Asylbewerber, der gerade hier ankommt und in der Erstaufnahmeeinrichtung überhaupt erstmal auf Zuweisung einer anderen Unterkunft und den Beginn seines Verfahrens wartet. In einer Erstaufnahmeeinrichtung sollen die Leute ja auch nicht lange sein und ich sag dir, da gibt es niemanden, der den Leuten, die da kommen immer wieder behilflich ist, sich in den Alltag hier einzufinden. Einen Alltag, der in einer Erstaufnahmeeinrichtung in erster Linie aus warten besteht. Herumsitzen und warten und der Angst davor, wie es weiter geht. Denn die Flucht aus der Heimat ist nicht beendet ..... jetzt ist die Angst da, dass man unter Umständen schneller wieder dort ist, wo man hergekommen ist, weil die Realität so ganz anders aussieht, als was die Schleuser ihnen versprochen haben.

Wenn ich will, dass sich hier jemand integriert und wenn es in den ersten Tagen nur ist, dass er die Grundstücke der Nachbarn respektiert und die Toilette ordentlich benutzt, genauso wie seinen Müll nicht irgendwo hin schmeißt, dann muss es auch jemanden geben, der ihnen das sagt! Und das ist auch für die Sozialarbeiter ein Kampf gegen Windmühlen, denn wenn irgendwo Müll liegt, dann kommt auch jede Menge Müll dazu. Schau dir doch allein die Zigarettenkippen und den Müll an, der in den Bahnhöfen in den Gleisbetten liegt. Und dann erzähl einem Asylbewerber, dass er aber SEINEN Müll nicht dahin werfen darf.
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Blume, Du hast mit vielem, was Du schreibst absolut Recht.

Dennoch: Wenn ich heute beschließe, in ein fremdes Land zu gehen - wen interessiert es, ob ich die Sprache kann? Richtig: Niemanden! Hier wird ein Dolmetscher zur Verfügung gestellt.
Ich, als der "Fremde" bin dafür zuständig, mich über das Land zu informieren - nicht die dortigen Behörden.

Natürlich brauchen gerade traumatisierte/verfolgte Menschen Hilfe. Die sollen sie auch uneingeschränkt bekommen. Aber nicht auf Kosten (ich meine NICHT finanziell!) der hier bereits lebenden Bevölkerung (ganz egal, welcher Abstammung, deshalb habe ich bewußt nicht "deutsch" geschrieben).

Flower Eight Revival

@nala
Aber du hast von vornherein vollkommen andere Voraussetzungen! Du hast eine Schulbildung hier genossen, die viele die hier kommen, nicht nachweisen können. DU hast die Möglichkeit dir Flugtickets zu kaufen, dir eine Wohnung vorher zu mieten, dich über das Land im Voraus zu erkundigen.
DU hast ALLE Möglichkeiten der Welt! Andere aber NICHT!
Um es mal ganz flapsig zu sagen: einer der aus dem tiefsten Iran flüchtet, weiß nur, dass es Deutscland gibt. Vermutlich. Vielleicht auch etwas mehr. Aber sich wirklich so vorzubereiten wie DU es könntest, können viele eben nicht

redheart

Die überlegen sich in der Regel ja nicht vorher monatelang wohin sie denn auswandern wollen ???
Wir reden hier von Flüchtlingen, nicht von Leuten, die mal eben vorbei kommen, weil sie gehört haben, dass hier noch Handwerker gesucht werden!

Brains are wonderful, I wish everyone had one.

redheart

Was fehlt in Europa ist eine einheitliche Linie, wie man mit Flüchtlingen umgeht. Dass man eben nicht alles auf die Mittelmeerstaaten abschiebt, die Leute dann da wochenlang zusammengepfercht werden und man sie von dort mit ein paar Euro einfach weiter gegen Norden schickt.

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Tini

Ich finde ja, es hilft sehr, sich mal darüber Gedanken zu machen, wie man sich in einem fremden Land fühlen würde, dessen Sprache man nicht spricht und was für uns wirklich völlig fremd ist. Wie würden wir uns ohne Hilfe in Afghanistan zurechtfinden, im Irak, im Iran. Ok, wir würden uns evtl. informieren, weil wir die Möglichkeit haben. Wo wir angefeindet (oder schlimmeres) würden, weil wir Weihnachten feiern, weil wir ein bisschen von unseren deutschen Gepflogenheiten mitnehmen wollten. Und jetzt sagt mir bitte nicht, Ihr würdet Euch alle direkt anpassen, womöglich verschleiern, weil es dort eben so ist.

Vielleicht sollten wir uns alle mal in etwas mehr Empathie üben und von unserem hohen deutschen Roß absteigen!
She *7/2006
He   *7/2014

Flower Eight Revival

@red
genau. die meisten sparen so gut sie können um die schlepper zu bezahlen (schrecklich),setzen ihre gesundheit und ihr leben dabei oftmals aufs spiel und werden hier dann begrüsst mit: du bist aber wertlos. grossartig :P

Bettina

#39
Nala, du redest von einer ganz anderen Geschichte. Du redest von Einwanderung, von Menschen, die beschließen, in ein anderes Land zu gehen. Asylbewerber haben oft nicht entschieden, dass sie in ein anderes Land gehen wollen. Sie MÜSSEN in ein anderes Land (egal welches), um ihr Leben zu schützen und wissen oft nicht mal, ob ihre Reise auch da endet, wo sie eigentlich hin wollten (weil da vielleicht schon Familie ist, die hilfreich sein könnte). Viele, die eben durch das Asylgesetz hier landen, wollen gar nicht nach Deutschland. Aber die Alternative ist zurück, aber das geht nicht, also bleiben sie erstmal hier. Und erstmal meine ich so. Es gibt nicht wenige, die nach einem abgeschlossenen Asylverfahren in die USA oder sonst wohin emigrieren, weil sei eben da bessere sprachliche Möglichkeiten haben oder Familie, die sie unterstützen kann. Diese Menschen beschließen nicht, in ein anderes Land zu gehen. Sie beschließen oft lediglich, ihr Land zu verlassen.

Wenn ich die Sendungen über deutsche Auswanderer so sehe, hab ich allerdings sehr große Zweifel, ob da so viele von denen so gut auf das Land, in das sie nun wirklich freiwillig und lang vorbereitet gehen, sind  s-:)

Von einem politisch Verfolgten oder einem Bürgerkriegsflüchtling zu verlangen, dass er jetzt doch mal bitte sofort einen selbst finanzierten VHS-Deutschkurs belegt ist doch utopisch.

@redheart: Einheitliche Vorgehensweise gibt es. Verteilung auf alle Länder wird durch die Drittstaatenregelung ausgehebelt.
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redheart

Zitat von: Bettina am 27. August 2013, 10:12:17
Wenn ich die Sendungen über deutsche Auswanderer so sehe, hab ich allerdings sehr große Zweifel, ob da so viele von denen so gut auf das Land, in das sie nun wirklich freiwillig und lang vorbereitet gehen, sind  s-:)
Nur weil sie in die südamerikanische Pampa auswandern und kein Spanisch sprechen? s-:) :P

Ja in der Theorie ist es geregelt, aber wenn man sich die Situation in Griechenland und Co. anschaut, schreit das meiner Meinung schon nach einem grösseren Plan, der sich auch der veränderten Lage durch den arabischen Frühling und daraus resultierende Bürgerkriege/Bürgerkriegsähnliche Zustände anpasst.

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#41
Übrigens, um den Unterschied deutlicher zu machen: wir sind wie obe schon geschrieben, legal nach D gekommen. Mit Pass und Aufenthalts/-Arbeitserlaubnis.
Zunächst hatten es nur meine Eltern, meine Schwester und ich wurden in der Heimat als "lebende Versicherung" quasi einbehalten. Damit hat man Familien erpresst und dadurch sichergehen können, dass sie nicht in den goldenen Westen abhauen.
Im Januar 1990 war es dann endlich soweit: wir -die Kinder- durften mit unseren Eltern das Land gemeinsam verlassen. Was so grossartig klingt, war wesentlich schwieriger. Unsere Pässe ausstellen war ein (Lebens-) Abenteuer. In der Stadt (Bukarest) war es noch unsicher, vereinzelt wurde es noch geschossen (Ende Dezember ´89). Meine Schwester und ich mussten uns im Auto gut verstecken, damit wir nicht zufällig getroffen werden. Meine Eltern haben die Behörde lauthals betretten (wir wurden am EIngang zunächst aufgehalten), da das Gesetz neu war und die Mitarbeiter auf den Ansturm unvorbereitet (die Armen, damals war alles chaotisch). Unter Drohungen und Streit (welche Audrücke meine Mum plötzlich kannte...mir haben die Ohren geklingelt). Wie auch immer, die Pässe wurden am gleichen Tag ausgestellt, Bahnticktes wurden sofort besorgt und am nächsten Tag stiegen meine Mum, meine Schwester, unser Hund und ich in den Zug. Ob und wann mein Dad nachkommen konnte, war unklar. Man hatte nämlich aus "Versehen" seinen Pass einbehalten *hüstel* Wir hatten bis wir ans Ziel kamen, unglaubliche Angst. Angst, dass man uns Kindern doch nicht erlauben würde, über die Grenze zu fahren, Angst, dass uns was dabei zustößt, Angst Papa nicht wieder zu sehen (letztendlich war die Sache in der Heimat nicht ausgestanden)...vor allem einfach nur Angst.
Wünsche ich niemanden, absolut niemanden. Unsere Geschichte ist noch harmlos. Andere haben wirklich schlimme Sachen erleben müssen.

Bettina

Bürgerkriegsflüchtlinge werden aber europaweit verteilt.

Zitat von: redheart am 27. August 2013, 10:21:44
Zitat von: Bettina am 27. August 2013, 10:12:17
Wenn ich die Sendungen über deutsche Auswanderer so sehe, hab ich allerdings sehr große Zweifel, ob da so viele von denen so gut auf das Land, in das sie nun wirklich freiwillig und lang vorbereitet gehen, sind  s-:)
Nur weil sie in die südamerikanische Pampa auswandern und kein Spanisch sprechen? s-:) :P

Oder auch nach Bulgarien, weil es mit Las Vegas nicht geklappt hat  ;)
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redheart

Nachdem sie wochenlang zusammengepfercht in Griechenland waren unter sehr üblen Umständen.

Und wenn sie dann mal irgendwo hinkommen, dauert es meist ewig bis die Anträge geprüft werden, was auch nicht gerade sehr optimal ist.

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Zitat von: redheart am 27. August 2013, 10:31:10
Nachdem sie wochenlang zusammengepfercht in Griechenland waren unter sehr üblen Umständen.

Und wenn sie dann mal irgendwo hinkommen, dauert es meist ewig bis die Anträge geprüft werden, was auch nicht gerade sehr optimal ist.
Und während sie warten, und warten, und warten...haben sie kein Geld, keine Aussichten und müssen womöglich neben/mit "Feinde" nebenan leben. Denn nicht zu vergessen, zwischen unterschiedliche Völker bestehen jahrzehntelange Feindschaften. Das ist einfahc so. Sich dann zu wundern, dass es aber mit dem Miteinander nicht klappt, wenn die Voraussetzungen eh nie wirklich da waren, ist wirklich etwas abstrus.

Meph

und das ist nicht erst seit wenigen wochen so, das ist doch "schon immer" so!
Vor ca. 30 Jahren wurde im Nachbarort die brittische Armee abgezogen. dort gab es viel viel viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeel wohnraum. Zeitgleich fiel ja bekanntlich die Ostgrenze... und viele Russlanddeutsche kamen zurück. Damals gab es Zuteilungen welches Bundesland wieviele aufnehme muss usw.... und da ja da gerade wohnraum frei wurde- schickte man sie "alle" dorthin.
Quasi ein Ghetto!
Wie sollen sich leute unseren Gewohnheiten "anpassen", dahingehend ihr leben zu orientieren, wenn ihnen von Grund auf die Möglichkeiten nicht gegeben werden? Klar lebt man sein altes Leben wenn man rund um sich "nur" seine Volksleute hat!

Heute stehen die Wohnungen übrigens wieder leer, denn den meisten war es wichtig, sich hier ein gutes Leben aufzubauen und heute leben ie da wo sie wollen und nicht wo sie müssen.... erschreckend, dass dieser prozess 30 Jahre brauchte...


Ich würde auch gegen ein Asylbewerberheim demonstrieren, wo 200 Leute auf einmal in eine alte, ausrangierte Schule gepfercht werden, wo sicher ist, dass nichtmal jede familie einen rückzucksort mit tür hat, wo es keine annähernd ausreichende Möbilierung gibt, wo es 20 Klos von vor 40/50 Jahren irgendwo im Gebäude gibt, vielleicht 8 Waschbecken, aber nichtmal unbedingt eine Dusche...
Das ist unzumutbar- für jeden!
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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
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Meph

Ach und noch was- ich war damals ja noch kind und kam auch mit vielen Kindern der "Russlanddeutschen" zusammen, meine erste begegnung war ein Kind in meiner Klasse....

"Auf dem Zettel ist mein Name Alexander, aber bitte, so heisse ich erst seit dem wir hier sind, ich habe schon immer Sascha geheissen, darf ich aber ichtmehr, bitte, sagt doch auch Sascha zu mir"
Die beste Freundin meiner Schwester war auch eine Sascha, die nichtmehr so heissen durfte, sie hiess nun alexandra
Aus Kathinka wurde Katharina,
irina durfte nichtmehr Irina heissen, das war jetzt Irene
Nastasja wurde selbstverständlich nun von Amtswegen Natascha genannt....
Von deutschen Behörden! Schlimm!
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Sisam

Na, nun nimmt dieser Thread ja doch noch Fahrt auf. Ich hatte erst das Gefühl, es verläuft sich in Shitstorm gegen braune Kommentare. :P

Wobei ich zugeben muss, ich möchte eigentlich im Augenblick nicht verzweifeln an allem, was schiefgehen kann (z.B. im Miteinander, Integration), sondern mich mit positiven Kräften auseinandersetzen - sozusagen auf der Suche nach einer (sagen wir mal) neuen "Willkommens-Kultur". Deswegen habe ich auch einen weiteren Thread aufgemacht, der bitte nicht als Gegenthread verstanden werden soll. ;)
früher: Sisamlimamzuri, die Unaussprechliche ;D
Wer den Kopf in den Sand steckt, hat schlechte Aussichten ;)

Once

Ich würde nicht dagegen Demonstrieren, Meph. Allein, weil ich dann in Reih und Glied mit eben solchen stünde die zur Begrüßung den Hitlergruß zeigen.
Deine Gründe finde ich durchaus plausibel bis angemessen. Aber diesen Protest kann man anders gestalten bestenfalls auf politischer Ebene (siehe redheart). Oder aber gesondert.

@Nala: was verlangst Du denn da? Du setzt quasi schon voraus, dass Asylbewerber sich nicht anpassen wollen und das ist eines der gängigsten Klischees der rechten Polemik, da hat Blume leider recht  :-\

Bettina

Man kann auch anders demonstrieren, als sich neben Nazis zu stellen. Man kann das z.B. tun, indem man sich für bessere Alternativen starkt macht  ;). Mit den Verantwortlichen das Gespräch sucht und nicht nur Schilder und Parolen auf die Straße schickt.

Und genau deshalb bin ich da ganz bei Sisam. Was verändert es denn, wenn wir die Kommentare auf den Online-Seiten lesen und kundtun wie betroffen wir sind? Gar nichts!

Und nein, ich meine nicht, dass man das ignorieren darf, aber wo sind denn die Links von den Organisationen, Vereinen, Freiwililgen, die gutes Tun, sich engagieren?

4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer